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Garten- und Umwelt => Komposthaufen => Thema gestartet von: Monti am 29. Januar 2018, 20:13:07

Titel: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 29. Januar 2018, 20:13:07
Da ich versuche Torf zu vermeiden und mit Torffreien Substraten nicht die besten Erfahrungen gemacht habe, mache ich mir Gedanken um eigene Mischungen. Mein Gedanke war, als Hauptkomponente Rindenhumus (kompostierte (Nadelholz)Rinde einzusetzen. Bei meinen Heidelbeeren habe ich einen Teil Torf durch Rindenhumus ertsetzt, da er einen niedrigen pH-Wert besitzt.
Rezepte im Internet sehen immer nur einen geringen Anteil von Rindenhumus vor. Ich würde den Rindenhumus gerne als Hauptkomponente nehmen. Zusätzliche eigenen Kompost, evtl. Kokosfasern, Kalk und Guano zum Aufdüngen.

Welche (leicht verfügbaren) Zuschlagstoffe würden sich noch anbieten?

Hat jemand Ideen/Vorschläge für Rezepte? Erfahrungen dazu?

Spricht etwas gegen Rindenhumus im Substrat mit Anteilen von > 50 %?

Ökohum hat Substrate die auf Rindenhumus basieren, hier in der Gegend hab ich das Zeug aber noch nicht zum Kaufen gesehen.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 30. Januar 2018, 23:56:29
Rindenhumus hat tendenziell einen eher höheren Salzgehalt und hat somit glaube ich auch höhere Grenzwerte in der Gütebezeichnung wie zB Grünkompost. Bioabfallkompost hat allerdings nochmal ganz andere salzfrachten, Rindenhumus ist also sowas zwischendrin.
Da RAL-zertifizierter Rindenhumus meiner Meinung nach immer noch nicht nicht `vollständig durchgegoren´ ist, jedenfalls wachsen da noch wunderbar Pilze drauf und das Pflanzenwachstum bleibt vergleichsweise gut sichtbar zurück, verwende ich ihn garnicht mehr. Auch nicht in Anteilen von 10% oder darunter.
Ein paar mal umschichten in 8 Wochen Kompostierungsprodukt ist wohl einfach nicht vergleichbar mit einem über ein gutes Jahr aufgesetzten Laubkompost, der nochmal ein paar Monate mit Maulwurfserde gemischt reifen darf.

Rindenkompost ist wohl handelbar bei salzunempfindlichen und auch sonst robusten Pflanzen mit verbesserter Düngung.
Es gibt ja nix, was es nicht gibt.

Rezepte. Ist immer die Frage für was. Wenn ichs mit dem giessen gewährleisten kann und es nicht um empfindliche Mickerlinge oder alles mögliche an Wachstum rausholen geht, bin ich Fan von lehmbasierten Substraten, bissl Grünschnittkompost aus dem Garten, etwas Sand, dazu Bimskies oder Blähtonbruch (Winterstreumittel), eventuell Ziegelsplitt, das bringt alles recht kompakte, aber kräftige und gut steuerbare Pflanzen hervor.

Empfindlichste Mickerlinge bekommen auch mal eine Schwarztorfbasierte Lehmsandmischung (gute Graberde als Basis) oder lehmsandisierte Compo-Kübelpflanzenerde-Siebfraktion mit einer Prise fraktioniertem Perlit.

Kokosfaser: ich hätte gerne mal welche zum testen. Die Brikkets die ich kenne, Compo und alles andere, das ist nur Kokosmulm, fast nix mit Faser, und der Mulm ist von der Struktur her für mich katastrophal für alles, was länger als 6 Wochen da drin stehen soll. Das bekomme ich selbst in purem, halbverfaultem Holzmulm aus alten Weidenstämmen vom Weiherufer besser hin.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 31. Januar 2018, 00:43:59


Welche (leicht verfügbaren) Zuschlagstoffe würden sich noch anbieten?
scharfer Sand/Maurersand ist ein Zuschlagstoff den ich gerne für das Strecken von Blumenerden und Anzuchterden nehme.
Dann habe ich zwar einen Torfanteil durch die Blumenerde, aber diesen noch einmal durch den Sand gestreckt. Dann kann ich das so verantworten, weil ich auch nur wenig Fertigerden einkaufe - das ist mein Kompromis zu dem Problem "Torf".

Als Anzuchtsubstrat soll auch ein fertig gereifter und gesiebter Laubkompost, aufgemischt mit Sand und Dünger bei Bedarf, funktionieren. Ich selber habe das aber noch nicht probiert.

Im Buch "Der unkrautfreie Garten" von Reinhard Witte werden vom Autor auch einige Erdmischungen mit Mengenangaben beschrieben.




Edit grübelt ::) : Hatten wir hier nicht mal einen ganzen Faden zum Thema Laubkompost..........
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 :D gefunden!!! "Wie macht man Lauberde"
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Gartenoma am 31. Januar 2018, 07:19:50
Da ich versuche Torf zu vermeiden und mit Torffreien Substraten nicht die besten Erfahrungen gemacht habe,
Welche genau?

mache ich mir Gedanken um eigene Mischungen. Mein Gedanke war, als Hauptkomponente Rindenhumus (kompostierte (Nadelholz)Rinde einzusetzen. Bei meinen Heidelbeeren habe ich einen Teil Torf durch Rindenhumus ertsetzt, da er einen niedrigen pH-Wert besitzt.
Rezepte im Internet sehen immer nur einen geringen Anteil von Rindenhumus vor. Ich würde den Rindenhumus gerne als Hauptkomponente nehmen. Zusätzliche eigenen Kompost, evtl. Kokosfasern, Kalk und Guano zum Aufdüngen.

Welche (leicht verfügbaren) Zuschlagstoffe würden sich noch anbieten?

Bei Guano im Handel musst du immer berücksichtigen, dass er mit Kalk "aufbereitet" ist, also bei deiner Kalkmenge berücksichtigen (abgesehen von der Umweltzerstörung, die der Guano-Anbau verursacht).

Preiswertes Kokos (das sind nicht die Fasern, die außen auf der Kokosnuss sind, sondern der Füllstoff zwischen Nusshülle und Nuss) ist oft mit Salz verunreinigt. Die beste Qualität ist "für Hydroponikanlagen geeignet".
Elementarer Schwefel muss unbedingt dazu, kein Sulfat, das ein Salz ist. Das kannst du hier nachlesen: http://www.neomarica.de/Forum/Weihenstephan.pdf

Zu den Problematiken von Rindenhumus wurde dir ja schon geschrieben.

Gruß
Gartenoma
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Amur am 31. Januar 2018, 08:26:53
(abgesehen von der Umweltzerstörung, die der Guano-Anbau verursacht).
....
Gruß
Gartenoma

Guano Anbau? Wohl eher Abbau?

Ich versuche möglichst viel des eigenen Gartenbodens zu verwenden. Meist muß man noch einiges an mineralischen Zuschlägen (Split, Bims, Ziegelbruch, Lava je nachdem was man günstig zur Verfügung hat) dazu geben, damit das nicht zu sehr "versumpft" wenns mal länger nass ist.
Hängt hauptsächlich davon ab, was du von Haus aus für einen Boden hast. Wir haben eher sandigen Lehm hier und da geht das ganz gut. Schließlich wachsen die anderen Pflanzen auch ganz gut darin. Dann sollte man das im Kübel auch hinkriegen.
Hätscheldinger oder Säufer muß man halt speziell mischen, je nachdem mit Bentonit (vorsichtig sein, das Zeug macht das Substrat gleich sehr nass) für welche die es feucht lieben (Oleander) oder mehr mit mineralischem Zuschlag (Fremontodendron oder Caesalpinia) die sehr nässesensibel sind.

Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Gartenoma am 31. Januar 2018, 09:28:59
(abgesehen von der Umweltzerstörung, die der Guano-Anbau verursacht).

Guano Anbau? Wohl eher Abbau?

'türlich. Fliptehler.

Für meine Neomaricas - tropische Iridaceen, endemisch in der Mata Atlantica (atlantisches Küstengebirge), wo die Erde leuchtend rot ist - habe ich zuletzt die Erde selbst gemischt. Als wir in Brasilien waren, ist mir aufgefallen, dass dort blaue Neomaricas der "Standard" sind. Weiße gelten als Seltenheit. Hier in Deutschland ist es umgekehrt: Auch wenn sie als Zimmerpflanze gehalten werden, gibt es fast nur weiße, während die blauen als schwierig und selten blühend gelten. Meine Vermutung war, dass das an dem höheren Eisen- und Mangangehalt in der brasilianischen Erde liegt. Also habe ich mir einen Dünger besorgt, wie er in Aquarien mit Rotalgen verwendet wird mit 31g Eisenoxid und 8g Manganoxid auf 1 kg. Außerdem sind Neomaricas natürlich kalkunverträglich, weshalb Vogel-Guano nicht in Frage kam, aber Fledermausguano, der von der Zusammensetzung recht ähnlich ist, aber einfach getrocknet in den Handel kommt.
Hier meine Rezeptur - natürlich nicht als Anzuchterde, sondern für erwachsene Pflanzen:

1 l Lehmpulver (gibt's als Terrarienbedarf)
1/2 l scharfer Sand
1/2 l feines Lavagranulat
4 l Kokos für Hydroponikanlagen

150 g SAT - Plant Store Eisendünger für Aquarien
50 g Hornspäne
35 g Fledermausguano
10 g elementarer Schwefel
50 g Bodenaktivator

Damit habe ich dann endlich auch blaue Neomaricas zum Blühen gebracht.

Gruß
Gartenoma
 
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Gartenoma am 31. Januar 2018, 10:16:33
Kokosfaser: ich hätte gerne mal welche zum testen. Die Brikkets die ich kenne, Compo und alles andere, das ist nur Kokosmulm, fast nix mit Faser, und der Mulm ist von der Struktur her für mich katastrophal für alles, was länger als 6 Wochen da drin stehen soll. Das bekomme ich selbst in purem, halbverfaultem Holzmulm aus alten Weidenstämmen vom Weiherufer besser hin.

Kokosfaser ist, wenn es um Pflanzen geht die falsche Bezeichnung. In oder auf Kokosfaser wächst nichts. Wikipedia unterscheidet zwischen Kokosfaser, aus der man Seile, Matten und Teppiche macht, und Kokostorf für Pflanzen. Mit letzterem habe ich gute Erfahrungen, allerdings muss man darauf achten, dass er ungedüngt ist, damit man selbst in der Hand hat, was in die Erdmischung hineinkommt.

Gruß
Gartenoma
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: RosaRot am 31. Januar 2018, 10:18:11
Welches Kokossubstrat ist denn salzfrei? Sind das die, die es in den Growshops gibt?
Muss das in der Beschreibung dann tatsächlich als salzfrei ausgewiesen sein?
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Gartenoma am 31. Januar 2018, 10:24:25
Welches Kokossubstrat ist den salzfrei? Sind das die, die es in den Growshops gibt?
Muss das in der Beschreibung dann tatsächlich als salzfrei ausgewiesen sein?

Ich habe immer das "Canna Coco Professional Plus" von Growland verwendet. Billiges für den Garten habe ich einfach nochmal gewaschen: Altes Betttuch in einen Maurerkübel, Kokos hinein, mit mehreren Kannen Regenwasser einweichen, ausspülen, fertig.

Gruß
Gartenoma
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 31. Januar 2018, 20:51:32
Kokosfaser ist, wenn es um Pflanzen geht die falsche Bezeichnung. In oder auf Kokosfaser wächst nichts.
Ich hatte demletzt einen Artikel über Heidelbeersubstrat mit Standzeiten von 7 Jahren gelesen, dort waren Bilder von den Fasern. Richtig schjöne Fasern und grobe Brocken, kein feines, undurchlüftetes Gebrösel mit 2 Hährchen drin und schlechtem Abtrockenverhalten, wie man es von den Gartenkokosblöcken kennt.
Für Container und Standzeiten über 3 Monate macht ein grobes Substrat ja durchaus Sinn. Das war für mich die einzige Erklärung, warum Kokos so beliebt sein soll aber ums verrecken bei mir nichts wird.

Hier ein unabhängiger Versuch zum Thema, einmal mit Kokos, einmal mit Rindenhäcksel und eine Kontrolle. Die Bilder im pdf bringen meine Erfahrungen mit den Ersatzstoffen auf den Punkt. Das zieht sich auch bei mir immer quer durch die Bank.
https://www.hortigate.de/bericht?nr=23172
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Gartenoma am 31. Januar 2018, 21:22:47
Hier ein unabhängiger Versuch zum Thema, einmal mit Kokos, einmal mit Rindenhäcksel und eine Kontrolle. Die Bilder im pdf bringen meine Erfahrungen mit den Ersatzstoffen auf den Punkt. Das zieht sich auch bei mir immer quer durch die Bank.
https://www.hortigate.de/bericht?nr=23172
Das ist 13 Jahre alt, damals fing man gerade an mit Kokos als Torfersatz zu experimentieren. Außerdem ist noch nicht einmal angegeben, ob das Kokos gedämpft war oder nicht. Wissenschaftlich nichts mehr wert. Ich bin durchaus keine Freundin der Privatveranstaltung Wikipedia, aber selbst hier findest du zu diesem Thema bessere Informationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Kokosfaser
https://de.wikipedia.org/wiki/Kokostorf

Und im Übrigen: Diese (meist gedämpft und dann stark aufgedüngten) Trockenziegel propagiere ich auch nicht. Wenn man etwas Billiges will, bekommt man Billiges. Meine Empfehlung steht ja schon oben.

Gruß
Gartenoma
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 01. Februar 2018, 08:17:04
Wir meinen da wohl was unterschiedliches mit Fasern. Das Mark gibts in unterschiedlichen Absiebungen.
https://www.substrate-ev.org/infos-zu-kriterien/substratausgangsstoffe/guetesicherung-kokos/

Wie fein oder grob ist das von dir empfohlene Kokossubstrat? Hast du eventuell ein bild mit Größenvergleich?

Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Natternkopf am 01. Februar 2018, 08:35:28
Gute Seite mit übersichtlichen, kurzen Informationen.
Gleich bei Favoriten abgespeichert.
Merci thuja thuion
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Gartenoma am 01. Februar 2018, 09:42:39
Wie fein oder grob ist das von dir empfohlene Kokossubstrat? Hast du eventuell ein bild mit Größenvergleich?
Warum ist fein oder grob ein Qualitätsmerkmal? Das verstehe ich die ganze Zeit schon nicht. Kokos verwende ich als Torfersatz, also als Zuschlagsstoff. Als grobes Material würde ich ihn gar nicht verwenden. Warum soll der besonders grob sein? Wenn ich mich recht erinnere ist der hier im Betreff genannte Rindenhumus auch ein feinkrümeliges Substrat. Ich weiß wirklich nicht, wofür du so merkwürdige Kriterien entwickelt hast.

Gruß
Gartenoma
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 01. Februar 2018, 10:44:20
Feine Erde brauche ich zum anziehen. Wenn zB in 9er Töpfe gepflanzt wird, brauche ich schon eine mittlere Mischung.
Für Container oder Pflanzen, die in 12er Töpfen stehen, brauche ich eine grobe Mischung. Die groben gibts so gut wie garnicht im Hobbybereich.

Eine feine Mischung ist wegen des schlechten Lufthaushalts einfach nicht für größere Töpfe oder längere Kulturzeiten geeignet. Für Dauerpflanzungen schon garnicht, wenns nicht mineralische Mischungen sind.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Gartenoma am 01. Februar 2018, 12:14:49
Für den Lufthaushalt ist die gemahlene Lava zuständig. Das Kokos ist für den Wasserhaushalt. Es ist eine Frage der guten Mischung. Ich habe nie behauptet, man könne in Kokos alleine pflanzen.

Wahrscheinlich bist du zu jung, um die Entwicklung mitbekommen zu haben. Vor 30 Jahren, als ich noch meinen Schrebergarten hatte, war es normal, dass jeder Gärtner zu Beginn der Saison 5-10 Ballen gepressten Torf kaufte, diesen mit der Harke fein zerkrümelte und auf Beete und Rabatten verteilte. Der war dann nach einem Jahr verschwunden und wurde ersetzt. Ohne Torf war angeblich kein Gärtnern möglich, insbesondere für Wochenendgärtner wurde er eingesetzt, weil er angeblich die Feuchtigkeit über die Woche bewahrte.

Als der Abbau von Torf in diesen Mengen als problematisch erkannt worden war, suchte man nach einem Ersatzstoff. Der Kokosmulm, der sich bei der Kokosfrucht zwischen Fruchthülle und Nuss befindet, wurde bis zu diesem Zeitpunkt nicht genutzt, war wertloser Abfall. Dann begann man ihn als möglichen Ersatzstoff für den Torf zu sehen. Da wurde am Anfang viel Lehrgeld bezahlt - der Salzgehalt war unbekannt und die Verwendung musste erst erprobt werden. Das hat sich dann Jahr für Jahr verbessert. Deshalb kann man ältere Untersuchungen zu diesem Thema nur nach genauer Prüfung heranziehen.

Aber natürlich kann man nicht Eigenschaften fordern, die gar nicht gegeben sind. Die Fasern werden für die Herstellung von Seilen, Matten usw. verwendet, sie können kein Wasser speichern. Der Mulm, also die noch unverholzten Fasern, werden als Bodenhilfsstoff verkauft und ersetzen den Torf in der oben beschriebenen früheren Verwendungsform.

Gruß
Gartenoma
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 01. Februar 2018, 13:09:44
Diese Leute gibts auch heute noch. Im Gegensatz dazu spiele ich derzeit mit Direktsaat/Pfluglos-Gemüse.

Luft durch Lava, ja bei Anteilen über 30%. Vorher fehlt die Stützfunktion und man hat nur Lava im Substrat, aber nicht mehr.
Darunter müssen die anderen Bestandteile die Drainage übernehmen. zB Faser statt Mulm (ich rede nicht von den verholzten Außenfasern einer Kokosnuss, sondern von anderen Aufbereitungsfraktionen der inneren Hülle), eben was Wasserableitfähiges. Dünne Wasserfilme fliessen lieber 1-2cm entlang eines dünnen Substratbestandteils nach unten statt sich über Minikörnchen zu Minikörnchen zu arbeiten. Die vielen Übergänge von zu feinem Material helfen nur der Staunässe. Kennt man auch von Lehmpulver ohne eine vorhandene Krümelstruktur. 

Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 02. Februar 2018, 22:42:04
Zunächst mal Danke für die Zahlreichen Antworten.

Lauberde: Bekannte stellen die auch selbst her. Ich selbst habe leider kaum Laub bzw. dort wo welches Anfällt störts nicht und ist blöd aufzusammeln. Fällt also erst mal flach. Vielleicht kann ich vom Bauern aus dem Nachbarort was im nächsten Herbst abzwacken, der bekommts immer Anhängerweise von den Komunen.

Kokosfasern/Kokostorf: Darüber habt ihr euch ja trefflich ausgelassen. Ich dachte erst an diese Kokos-Brikets die man bekommt. Als Anzuchtsubstrat in Reinform hab ich auch mit dem Zeug keine guten Erfahrungen. Canna Coco merke ich mir mal, bekomme ich hier vermutlich aber auch nirgendwo.

Rindenhumus: Ich hatte ja mal das Vergnügen die Kompostierungsanlage von Ökohum zu besichtigen, inkl. Misch- und Abfüllanlage. Die Rotte wird dort deutlich länger als 8 Wochen geführt, auf deren Website steht etwas von mehrjähriger Ablagerung. Hier https://www.bafu.admin.ch/dam/bafu/fr/dokumente/wirtschaft-konsum/fachinfo-daten/torf_und_torfersatzprodukteimvergleich.pdf.download.pdf/torf_und_torfersatzprodukteimvergleich.pdf ist von etwa einem Jahr die Rede.
Da ich deren Produkte hier nicht bekomme habe ich mir heute mal wieder einen Sack von Corthum besorgt. Das Material hatte ich auch schon unter das Heidelbeersubstrat gemischt. pH liegt bei 5,8 Salzgehalt bei 0,6 g/l, C/N-Verhältnis 25:1 (Angabe auf Verpackung).

Pferdemistkompost: Habe ich vergessen zu erwähnen. Davon habe ich jede Menge. Besteht aus reinen Pferdeäpfeln, kein Stroh. Ein Jahr oder länger abgedeckt abgelagert, davor als Miete im freien. Salzgehalt ist wohl sehr gering, wenn ich nach dieser Website gehe: http://www.gut-auric.de/wurmhumus.html was anderes habe ich nicht gefunden.
Wäre jedenfalls eine potenzielle Komponente.

Also, ich will es auf jeden Fall mal testen mit Rindenhumus als Hauptkomponente ein Anzuchtsubstrat zu mischen.

In erster Linie nutze ich das Substrat ja für Gemüse. Besonders empfindlich bezüglich des Salzgehalts soll Kopfsalat sein. Max. 1500 mg/kg => also 0,375 g/l sollen es sein, damit er sich wohl fühlt. Sprich, max. 50 % Rindenhumus.

Wie steht es mit Mineralischen Zuschlagstoffen wie Perlite, (Lava wurde ja angesprochen), Blähton, Sand oder dergleichen? Sand hätte ich aus einer Pool-Filteranlage... vielleicht auch etwas salzhaltig durch die Chlorung?

Nächste Woche mache ich dann auch mal einen geschlossenen Kressetest mit dem Rindenhumus.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 02. Februar 2018, 23:04:31
Nächste Woche mache ich dann auch mal einen geschlossenen Kressetest mit dem Rindenhumus.
  bitte berichte darüber. Es würde mich sehr interessieren weil auch wir Pferdedung zur Verfügung haben.
Mein ursprünglicher Gedanke war, den Pferdedung mit Hackschnitzel von diversem Baumschnitt zu versetzten und dieses Gemisch erst zu kompostieren, dann zu sieben und dann damit zu topfen, bzw es im Gemüsegarten als Mulchschicht zu verwenden...................probiert habe ich es aber noch nicht.

Danke für Deine Rückmeldung
sagt
Nemi
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 07. Februar 2018, 08:32:18
Am Montag hab ich nun zwei Gläser, eines mit Rindenhumus und eins mit Billig-Blumenerde gefüllt und je 50 Samen Kresse rein.
Vom Rindenhumus war ich nun doch sehr enttäuscht. Er ist so, wie tuja beschrieben hat. Schimmelig, von Pilzmycel durchzogen und ein Gestank nach Aromaten, dass einem schwindelig werden könnte. Der ist definitiv nicht vollständig umgesetzt. Dementsprechend sind meine Erwartungen an den Kressetest. Heute Morgen sind in der Blumenerde augenscheinlich alle Samen gekeimt. Im Rindenhumus sind einzelne Samen aufgebrochen aber das wars dann auch schon.

Denn Rindenhumus, den ich zu meinen Heidelbeeren hatte war deutlich besser. Entweder nutze ich das Zeug als Mulch bei den Beeren oder ich kompostiere es noch mal ein Jahr, dann wirds bestimmt besser. Erwartet hatte ich das aber anders. Sonst könnte ich mir auch gleich Rindenmulch kaufen und selbst kompostieren.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 08. Februar 2018, 22:36:23
Danke für Deinen Bericht Monti. Bei Rindenhumus hätte ich auch gedacht, dass die keimhemmenden Stoffe schon deutlich abgebaut seien ::)
Zitat
Sonst könnte ich mir auch gleich Rindenmulch kaufen und selbst kompostieren.
Wie gross ist eigentlich der Preisunterschied?
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 08. Februar 2018, 23:11:39
Ich glaube die RAL-zertifizierten Rindenhumuse werden einmal auf keimhemmende Stoffe getestet, kurz nach der Produktion, was sich danach im Substrat tut, auch ohne Stickstoffverbrauch, ist was ganz anderes. 2 Jahre alter Gartenkompost ist auch nicht biologisch tot.

Rindenkompost ohne Zertifikat, ich glaube da warnen alle davor, wird dann aber an Hobbygärtner verkauft, die fragen nicht, sondern gucken auf den Preis.

@Monti: was machen die Kressetestgläser? Hast du ein Foto?
Manchmal sinds auch nur Gase, die die Pflanzen hemmen und in der Erde ist eher weniger zu finden.
Billigblumenerde ist übrigens auch alles andere als zuträglich fürs Pflanzenwachstum.
Kontrolle beim Kressetest am besten immer auf Filterpapier und schon früh nach dem auflaufen auswerten.
Die Schäden wachsen sich manchmal schnell aus durch den Düngergehalt in den Erden. Da gehts um eine handvoll Tage.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Gartenplaner am 08. Februar 2018, 23:15:00
Rindenhumus hat tendenziell einen eher höheren Salzgehalt ...
Wieso?
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 08. Februar 2018, 23:53:52
Es gibt Zuschlagstoffe, die haben deutlich mehr Salz drin. Bioabfallkompost etwa (nährstoffreiche Gemüsereste), oder Gartenkompost. Es gibnt also schlimmeres.

Grenzwert für Grünschnittkompost (der hat einen höheren Holzanteil als Rindenkompost) ist 1g/Liter, der für Rindenkompost beträgt 1,5g/Liter.

Verbrennt man Rinde, hat man mehr Asche als beim reinen Holz. Deswegen fallen überhaupt erst die Rindenprodukte an, weil die zum verbrennen im Ofen schlecht sind, wegend er teuren Ascheentsorgung. 

Asche ist fast gleichzusetzen mit Salz. Mineralien halt.
Blumenerde mischen mit Stoffen, die zusammensacken, also praktisch veratmet werden von Mikroorganismen, da könnte man auch verbrennen dazu sagen. Auch aus Torf in der Blumenerde wird CO2.
Verrottet Rinde, bleiben jedenfalls mehr Mineralien im Boden zurück als bei Holz.
Beim verrotten, also während der Kulturzeit im Topf, werden die Salze laufend aus der vor sich hinrottenden Rinde ausgespült ins Bodenwasser. Dadurch kommts eher selten zu wirklich akuten Salzschäden. Trotzdem kein Vergleich zu salzarmen Substratzuschlagstoffen wie einige strukturstabilen, mineralischen. Stecklinge in Perlite pur, kein Geheimtip mehr, obwohl Huminsäuren (auch aus Rindenkompost) das Wurzelwachstum fördern.

Warum das so ist? Wahrscheinlich wollen die Bäume die unnützen Stoffe oder Schadstoffe loswerden und machen das nicht nur über die Nadeln. Parken sie den Ballast in der toten Rinde, sind sie aus dem System Baum entfernt, der ist dann erstmal glücklich. Auf belasteten Standorten kann sich so wohl dann auch Chrom usw in der Rinde anreichern. Es gab doch auch mal Diskussionen zu Schwermetallen in Rindenprodukten.

Hab das alles nicht mehr richtig im Kopf, müsste man vielleicht mal irgendwo nachfragen, bei Leuten, die was davon verstehen. 
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Gartenplaner am 09. Februar 2018, 10:41:18
Eben, ich kenn das mit dem Salz vom Bioabfallkompost, je nachdem, ob Gekochtes mit rein darf oder nicht.
Ich dachte, Rindenprodukte fallen an, weil man das Holz eben nur ohne Rinde zu Brettern und was auch immer verarbeitet?
Lustigerweise haben die Holzscheite, die als "Kaminholz" verkauft werden nämlich noch die Rinde dran.
Und im Endeffekt bleibt ja bei allem Organischen, das man verbrennt, auch Torf, der ja mancherorts als Brennstoff genutzt wurde, Asche sprich Mineralien über - und in Mutterboden hat man ja auch Mineralsalze?

Ich glaube, Rindenmulch selber zu kompostieren wird eher eine langwierige Geschichte, da müsste man den Mulch schon sehr klein schreddern und ordentliche Mieten haben, die eine starke Rotte erzeugen können - mittlere und größere Rindenmulchstücke bleiben auf Beeten jahrelang über.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 09. Februar 2018, 23:23:37

Ich glaube, Rindenmulch selber zu kompostieren wird eher eine langwierige Geschichte, da müsste man den Mulch schon sehr klein schreddern und ordentliche Mieten haben, die eine starke Rotte erzeugen können - mittlere und größere Rindenmulchstücke bleiben auf Beeten jahrelang über.
..............ich dachte immer, dass dies Sinn und Zweck des Ganzen sei. Diese Stückchen in verschieden Grössen sind doch etwas sehr gutes in der oberen humosen Bodenschicht.
Ich für meinen Teil gebe extra grobes Schnittmaterial in und auf den Kompost und damit dann auch auf den Boden. Ich bin froh, dass die nicht so schnell verkompostieren - ist dieses Vorgehen denn falsch? Wie darf ich Dich verstehen?
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Natternkopf am 09. Februar 2018, 23:28:28
🌿 Alles im grünen Bereich, Nemesie Elfensp.  :)
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 09. Februar 2018, 23:39:00
Bilder von heute Morgen bei schlechtem Licht.
Kresse in Billig-Blumenerde:







Kresse in Rindenhumus:








Mir war schon bewusst, dass Billig-Blumenerde nicht unbedingt die beste Referenz wäre. Der Unterschied ist dennoch deutlich. Aus dem Glas mit Rindenhumus stinkts immernoch kräftig nach Harzen.

Der Rindenhumus ist Gütegesichert nach RAL, keine sonstigen Zusätze. Billig ist ansichtsache, ich meine um die 6, 7 Euro hab ich bezahlt.

Mit dem Salz ists meines Wissens etwas anders, genau weiß ich es aber auch nicht (mehr). Es hat etwas mit den freien Ionen außer Basen und Säuren zu tun. Gemessen wird das soweit ich weiß als Leitfähigkeit bei pH-neutraler Lösung. Angegeben wirds dann umgerechnet auf eine KCl-Lösung.
Ein hoher Salzgehalt ist generell, meine ich, nicht automatisch schlecht. Es kommt wie immer auf die Höhe und die Zusammensetzung an. Gerade mineralische Dünger haben unmittelbaren Einfluss auf den Salzgehalt. Sulfat-Düngemittel sind unkritischer als Chloridhaltige (Bsp. Ammoniumchlorid und Ammoniumsulfat), da Schwefel von den meisten Pflanzen in höheren Mengen benötigt (und vertragen?) wird als Chlor. Überschüsse wirken sich dann negativ auf Nährstoff- und möglicherweiße Wasseraufnahme der Pflanze aus. Für eine Aussage, wie schädlich der Salzgehalt ist, müsste man also gezielt bestimmte Ionen wie Chlor und Natrium analysieren.
Salzarme Substrate sind natürlich wünschenswert, da mann sie dann gezielt, den Bedürfnissen bestimmter Pflanzen entsprechend aufdüngen kann. Handelsübliche fertige Substrage sind alle nicht gerade Salzarm, da aufgedüngt. Außnahmen gibt es natürlich, wie z.B. Anzuchterden.

Asche hingegen besteht zu großen Teilen aus Oxiden und Carbonaten. In der Regel deutlich schlechter Wasserlöslich. Ich glaube beim Verbrennen gehen Halogene (Chlor, Fluor, Iod) größtenteils in die Gasphase über. (Sulfite auch? Reagieren glaube ich oft zu Schwefelsäure...).

Schwermetalle: Cadmium kann in Rinden in erhöhter Konzentration vorkommen. Auf manchen Mulchmaterialen habe ich da schon was stehen sehen mit dem Hinweis, dass es nicht für Nutzpflazen geeignet ist. Ob die Angabe in Deutschland verpflichtend ist, weiß ich aber nicht. Oft stehen ja auf den Packungen Angaben für andere Länder drauf.

Alle Angaben aber ohne Gewähr, wenn was verkehrt ist korrigiert mich bitte.

@Nemesia: Ob Rindenmulch billiger ist, gute Frage. Vermutlich eher nicht, da er ja schön sein muss... War nur so ein erster Gedanke ;D ::).
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Gartenplaner am 10. Februar 2018, 00:50:45
Hm, ich hab ein, zweimal Rindenhumus gekauft als Zuschlagstoff zur Bodenverbesserung für Pflanzen, die humoseren Boden mögen - das sah aber nicht so aus, wie der Rindenhumus im Glas von Monti, das sah eigentlich fast wie Blumenerde aus, also keine Rindenplättchen mehr sichtbar (wahrscheinlich gesiebt?).
Letztes Jahr hab ich feiner granulierten Rindenmulch (0-6mm?) zum Abdecken einer Fläche mit kleinen Bodendeckern gekauft, das sah genauso wie Montis Rindenhumus aus.

Beim Salz wunderte mich nur, weil ich Salz als Problem eben eher von Bioabfallkompostierung mit richtigem Kochsalz von gekochten Speiseresten kenne.
Wenn man das auf Mineralien/Nährstoffe erweitert, müsste "normaler" Kompost immer noch salz/nährstoffhaltiger sein als Rindenhumus, da beim Kompost ja auf gute Mischung und C-N und soweiter geachtet wird.
Und in reinen Kompost soll man ja nix pflanzen.


Ich glaube, Rindenmulch selber zu kompostieren wird eher eine langwierige Geschichte, da müsste man den Mulch schon sehr klein schreddern und ordentliche Mieten haben, die eine starke Rotte erzeugen können - mittlere und größere Rindenmulchstücke bleiben auf Beeten jahrelang über.
..............ich dachte immer, dass dies Sinn und Zweck des Ganzen sei. Diese Stückchen in verschieden Grössen sind doch etwas sehr gutes in der oberen humosen Bodenschicht.
Ich für meinen Teil gebe extra grobes Schnittmaterial in und auf den Kompost und damit dann auch auf den Boden. Ich bin froh, dass die nicht so schnell verkompostieren - ist dieses Vorgehen denn falsch? Wie darf ich Dich verstehen?

Also, ich kompostiere selber nicht und verteile insofern selten mal Kompost, das ist dann gekaufter und der ist auch wie Blumenerde von der Körnigkeit her.
Ich dachte, beim Kompost ausbringen geht es primär drum, Nährstoffe in den Boden zu kriegen, die die Pflanzen zügig nutzen können und Humus in den Boden zu kriegen, der schon so aufgebrochen ist, dass er Ton-Humuskomplexe mit dem mineralischen Mutterboden bilden kann - nicht unbedingt gröbere Bestandteile zur Lockerung, das wäre ja auch eher Flächenkompostierung?
Bei feineren Pflanzen oder im Gemüsebeet würden solche Klumpen doch auch stören, oder nicht?

Rinde zersetzt sich wesentlich langsamer als Holzhäcksel oder andere kompostierbare Pflanzenteile, ich finde Jahre, nachdem ich einmal dicht Rindenmulch auf neu angelegten Beeten ausgebracht hatte - müsste 2010 gewesen sein - jetzt, wo alles dicht mit Bodendeckern bewachsen ist beim Ersetzen oder Umsetzen von Pflanzen immer noch diese größeren Rindenstücke, ich find das störend.

Andererseits schreddere ich jedes Jahr die 5m-Halme meines Arundo donax, ein schon ziemlich verholzendes Gras, das zerkleinerte Material verstreu ich im Gehölzgarten (Flächenkompostierung  :)), davon ist im nächsten Frühjahr schon nix mehr zu finden - so find ich das angenehm.

Aber eigentlich geht es ja um Rindenhumus als Zuschlagstoff für Topferden anstatt Torf, wir kommen vom Thema ab.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 10. Februar 2018, 09:26:45
Hm, ich hab ein, zweimal Rindenhumus gekauft als Zuschlagstoff zur Bodenverbesserung für Pflanzen, die humoseren Boden mögen - das sah aber nicht so aus, wie der Rindenhumus im Glas von Monti, das sah eigentlich fast wie Blumenerde aus, also keine Rindenplättchen mehr sichtbar (wahrscheinlich gesiebt?).

Genau so sah mein erster Sack Rindenhumus zu den Heidelbeeren damals auch aus. Schön mulmig, dem Schwarztorf sehr ähnlich. Und soweit ich mich erinnere hat er auch nicht so nach Harz gestunken.

Pflanzen benötigen auch Natrium und Chlorid für ihr Wachstum, manche Pflanzen mehr, manche weniger. Wie gesagt, auch andere Saze sind enthalten (z.B. Magnesiumphosphat, man könnte sich viele Kombinationen ausdenken). Der Salzgehalt ist ein Summenparameter und umfasst mehr als nur Kochsalz (Natriumchlorid).

In Grüngutkompost kann der Salzgehalt auch deutlich höher sein als im Rindenkompost. In Substratkompost darf der Salzgehalt je nach Typ zwischen 2,5 g/l und 5 g/l Liegen. An sonstigen RAL Kompost gibt es, so wie ich jetzt auf die schnelle gesehen hab, keine Maximalwerte für den Salzgehalt. Er muss nur angegeben werden.
Quelle:https://www.kompost.de/fileadmin/user_upload/Dateien/Guetesicherung/Dokumente_Kompost/Dok._251-006-3_Qualitaetskrit._SK.pdf
Da steht auch noch was zu maximalen Chlor- und Natrium-Gehalten.

Übrigens: Nachdem ich den Deckel nun mal unten hatte vom Rindenhumus, wächst die Kresse nun wieder weiter.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Gartenplaner am 10. Februar 2018, 09:44:08
Vielleicht ist da doch eher die Rindenhumusqualität der Knackpunkt?
Klingt für mich, als die Rinde nicht genug verottet ist, so dass noch einige keimhemmenden Substanzen, zumindest ausgasend, drin sind, wegen derer ja Rindenmulch als guter Anti-Unkrautmulch propagiert wird.  :P
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Floris am 10. Februar 2018, 10:04:00
Gartenoma erwähnte die Zeit vor 30 Jahren, als man begann nach Torfalternativen zu suchen:
Das Material, das damals in seinen Eigenschaften Torf am nächsten kam war nicht aus Rinde, sondern aus thermisch aufgeschlossenen Holzfasern.
Aus Kostengründen wurde es zunächst nicht weiter verfolgt.

Es gibt inzwischen einen Industrieerdenhersteller, der solche Holzfasern produziert, sie aber nicht in reiner Form anbietet. Es gibt zwei Produkte, die unter der Bezeichnung Gartenfaser einmal 50 und einmal (ich meine) 60 oder 70 % Holzfasern enthalten. Der Rest sind Zuschlagstoffe wie Kompost und Ton.
Das Produkt wird zur Bodenverbesserung in Freilandpflanzungen und zur Abdeckung von Pflanzbeeten angeboten.

Ich habe es noch nicht ausprobiert, könnte mir das Zeug aber sehr gut als Bestandteil von Topferden vorstellen, eher als Rindenprodukte.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 10. Februar 2018, 18:34:56
Vielleicht ist da doch eher die Rindenhumusqualität der Knackpunkt?
Klingt für mich, als die Rinde nicht genug verottet ist, so dass noch einige keimhemmenden Substanzen, zumindest ausgasend, drin sind, wegen derer ja Rindenmulch als guter Anti-Unkrautmulch propagiert wird.  :P

Auf jeden Fall. Der Salzgehalt ist ja noch im Rahmen mit 0,6 g/l. Auf Grüngutkompost vom Kommunalen Verwerter wächst Kresse ohne Mucken. Der Salzgehalt wird da noch höher sein, denke ich.

@Floris:
Ja, hatte auch schon Substrate mit Holzfasern drinnen. Mit Kompost gemischt finde ich nicht optimal. Ich will ja meinen eigenen anfallenden Kompost verbrauchen. Ich habe aber noch keinen Anbieter gefunden, der Holzfasern roh abgibt, also ohne zuschläge.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Natternkopf am 10. Februar 2018, 19:05:29
@monti

Meinst du so was mit Holzfasern
Gibt es bei uns in der Schweiz im verschiedenen Sackgrössen.

1 mitlerer Sack reicht mir gut pro Saison
Zum drunter mischen, wo ich den Eindruck habe das passt für diese Topfpflanzung.

Grüsse Natternkopf

Nachtrag 12. Nov. 2021:
Link wieder funktionsfähig eingepflegt.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 11. Februar 2018, 21:49:37
Du kannst statt Faser auch Holzhäcksel probieren (mittlerweile Containersubstrat in Baumschulen) oder Sägemehl, also Kleintierstreu, das ist nicht zu fein für kleine Töpfe.
Beides bringt genug Luft rein, damit du es mit deinem Kompost mischen kannst.

Salzgehalt spielt eher eine Rolle bei Wasserstress. Gemüse will eh selten in Anzuchterde ausgesäht werden, normal aufgedüngte Erde mit wenigstens 3g/Liter ist oft überlegen.
Also Salzgehalt bloss nicht überbewerten. In Minitöpfen kann man den schnell auch mal weggiessen.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 12. Februar 2018, 22:24:11
@Natternkof: Ja, so etwas in der Art meinte ich aber ohne Grüngutkompost.
Heute bin ich fündig geworden im lokalen Baumarkt.
https://www.ziegler-erden.de/produkte/pronatur-hochbeet-fasermulch/

Mischung aus Holzfasern und Rindenhumus, genau richtig. Mit 7 € auch noch vertretbar Kostenmäßig.
Riechen tuts schon mal ganz passabel, nur minimal nach Harz/Holz, nicht stechend. Sehr leicht das ganze, der Hauptbestandteil ist wohl Holzfaser, Rindenhumus eher in geringeren Anteilen. Kressetest und Bilder folgen.

@thuja: Hmm, Holzhäcksel und Fasern unterscheiden sich tatsächlich recht wenig voneinander (Link in meinem Beitrag #17). Aber auch die wollen erst mal besorgt sein. Ja sicher, Salzgehalz nicht überbewerten, hast schon recht. Hab auch schon in reinem Kompost Kopfsalat vorgezogen. Funktioniert auch und zumindest besser als in reinem Cocopeat. Aber irgendwann kommen die Probleme und man weiß dann nicht mehr genau warum. Deshalb will ich im Vornherein nun Ausschließen was sich ausschließen lässt. Letztes Frühjahr hatte ich massive Ausfälle bei den Tomaten. Vermute die Torffreie Pflanzerde dahinter. Ist ja Grüngutkompost drin und wer weiß ob der immer so hygienisch einwandfrei ist. Da vertraue ich lieber meinem eigenen Kompost.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 18. Februar 2018, 12:34:43
Vorgestern Abend hab ich die Kresse in den Fasermulch ausgesäht. Aktuell sieht es so aus:




Bisher nicht schlecht, würde ich sagen. Vergleich hab ich keinen angesetzt...
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: partisanengärtner am 18. Februar 2018, 12:49:09
Wenn Ihr das in Töpfen verwenden wollt, solltet Ihr im Auge behalten das dieses holzhaltige Material sehr anziehend auf Rosenkäfer wirkt. Deren Engerlinge werden nachdem das Holz verdaut ist leider meist auch an die lebenden Wurzeln der pflanzlichen Topfbewohner gehen.
Im Freiland wandern sie größtenteils ab. Im Topf bleibt ihnen nichts andres übrig.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 20. Februar 2018, 18:15:04
Kressetest nach 4 Tagen in dem Fasermulch:







Sieht gut aus würde ich sagen. Das Zeug werde ich auf jeden Fall man versuchen. Riechen tuts auch gut, nach einer Mischung aus Kresse und leichtem Harzgeruch.

@Partisanengärtner:
Danke für den Hinweis. In erster Linie werde ich es als Anzucht- und Umtopfsubstrat nutzen. Höchstens für eine Saison, keine Längere Kultur. Bei Verwendung von Pflanzerde mit Grüngutkompost dürfe man aber auch das selbe Risiko haben, vermute ich.

Wie sieht es denn mit dem Nährstoffgehalt aus, sollte man das Substrat gleich einstellen oder ist es besser, sobald Bedarf der Pfanzen da ist, mit einer Flüssigdüngung zu beginnen?
Sollte man bei so hohem Holzanteil eine Stickstoffgrunddüngung vornehmen? Wenn ja, welche Konzentration im Endsubstrat?

Lauberde hab ich nun übrigens auch organisiert. Ich kann vom Bauern, der immer Berge im Herbst für die Biogasanlage bekommt, halbverrottetes Laub haben.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 21. März 2018, 18:01:51
So, Mischung ist fertig, folgende Zusammensetzung habe ich gewählt:
4 Teile Holzfaser-Rindenhumus-Mulch
3 Teile Kokohum Neudorff (gewaschen)
1 Teil Seramis Kakteensubtrat
1 Teil Sand (Sandfilter vom Pool, gewaschen)
3 Teile Pferdeäpfelkompost (1-2 Jahre abgelagert)
1 Teil Hauskompost (1-2 Jahre abgelagert)

In Bildern:
Holzfaser-Rindenhumus-Mulch




Kokohum (Neudorff)




Seramis




Pferdeäpfelkompost




Hauskompost





Fertig gemischt schaut das ganze so aus:




Direkter Vergleich mit Ökohum Toffreier Anzuchterde (linke Hälfte auf der Hand Ökohum, rechte Hälfte eigene Mischung)





Da ich so oder so Bodenproben eingesendet habe, habe ich auch gleich davon noch eine Tüte gepackt und auf Grundnährstoffe sowie Salzgehalt analysieren lassen. Ergebnisse stehen noch aus, bin schon gespannt.
Später kommt dann vielleicht noch ein Vergleich bei Salatanzucht mit einer Torfhaltigen Anzuchterde.
Gerade die Wasserhaltefähigkeit ist gefühlt bei meiner Erde aber nicht unbedingt die beste...
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Dietmar am 21. März 2018, 20:30:28
Zitat
Du kannst statt Faser auch Holzhäcksel probieren (mittlerweile Containersubstrat in Baumschulen) oder Sägemehl, also Kleintierstreu, das ist nicht zu fein für kleine Töpfe.

Das kann ich bestätigen. Oft ist das Substrat ein Gemisch von 30 ... 50 % Hochmoortorf, 30 % Sägespäne und etwas Rest (Kompost?)
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Dietmar am 21. März 2018, 20:53:42
Wenn ich mal Substrat mische, dann z.B. so:

- eine Schubkarre reifer Kompost (etwa 30 ... 35 % der Gesamtmenge des fertigen Subtrates)
- 3 Kohlenschaufeln mit Lavamehl oder Gesteinsmehl aus Diabas (wegen der Spurenelemente) - nicht bei Moorbeetpflanzen oder Zimmerpflanzen
- mehrere Kohlenschaufeln Hornspäne
- ca. 10 Schaufeln Zeolithpulver (verbessert die Bioaktivität des Bodens und befördert den Ionenaustausch, das Geheimnis von fruchtbarer Vulkanerde neben der basaltischer Lava - diese gemahlen oder als Asche)
- zwei Schaufeln Pellets aus Rinderdung
- wenn vorhanden, ca. 2 Eimer Sägespäne, oder Torf, damit das Substrat locker-luftig wird
- mehrere Schaufeln Gartenboden (ca. 1/3 des Substrates, sandiger Lehm bzw. Schluff) oder Katzenstreu (Bentonit), Bentonit ist granulierter Lehm, davon aber nur ca. 5 ... 10 % der Gesamtmenge, sonst wird das Substrat trocken betonhart
- mehrere Schaufeln Zeolith mit größerer Korngröße (z.B. 0,5 bis 2 mm), damit das Substrat bei viel Wasser nicht so schnell verschlämmt, also hauptsächlich wegen der Textur
- wenn es windstill ist, auch Zugabe mehrerer Schaufeln aufgeblähtes Perlit (https://de.wikipedia.org/wiki/Perlit_(Gestein)) - macht Substrat locker, speichert bis zu ca. 90 % des Volumens Wasser und lösliche Nährstoffe, windstill, weil aufgeblähtes Perlit sehr leicht ist und schnell vom Wind verweht wird.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 21. März 2018, 21:23:51
Danke für die Fotos Monti. Gut dokumentiert.
Macht es deiner Meinung nach Sinn eine bestimmte Reihenfolge beim mischen dieser Mischung einzuhalten?

Direkter Vergleich mit Ökohum Toffreier Anzuchterde (linke Hälfte auf der Hand Ökohum, rechte Hälfte eigene Mischung)
...
Später kommt dann vielleicht noch ein Vergleich bei Salatanzucht mit einer Torfhaltigen Anzuchterde.
Gerade die Wasserhaltefähigkeit ist gefühlt bei meiner Erde aber nicht unbedingt die beste...
Die Ökohum scheint mir dickere und längere Fasern zu haben.
Kokosfasern quellen etwas besser als Holzfasern, in Holzfaser geht nicht viel Wasser rein. Es gibt Möglichkeiten im Kessel das zu erhöhen, rentiert sich aber preislich wohl nicht.
Wenn dich die Wasserspeicherfähigkeit stört, ich habe für sowas einen Eimer Tennenplatzpulver bzw Ziegelmehl. Hat den Vorteil, dass gleichzeitig auch Kalium besser gespeichert wird, du hast außer dem Humus nicht viel drin, was Kali zurückhält.

Die Kopfsalatanzucht würde mich interessieren wenn es soweit ist.

Aufdüngen würde ich die Mischung erstmal nicht. Da dürfte genug Futter drin sein und später ist schnell nach Bedarf nachgedüngt. Im Biotopfkräuteranbau wird oft der gesamte Dünger für die paar Wochen Kulturzeit in der Nähe vom Topfboden abgelegt. Das führt bei vielen biologischen Düngern zu Salzschäden.

Wo hast du die Bodenproben hingeschickt und was kostet es dort?
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 22. März 2018, 21:43:48
Die Reihenfolge beim Mischen sollte egal sein. Ich hab alle Komponenten in einen 60 l Maurerkübel und dann alles gut durchgemischt. Nachdem ich die Mischungsverhältnisse raus hatte hab ich die Menge durch nochmalige Zugabe der Einzelkomponenten verdoppelt. Gemischt von Hand und mit einer dreizinkigen Hacke ohne Stiel.

Wasserspeicherfähigkeit wird sich zeigen wie problematisch das ist. Wiederbenetzung war bei dem Kressetest mit den Holzfaser-Rindenhumus jedenfalls recht gut.
Pufferkapazität hat der Rindenhumus eine sehr hohe, den Anteil im Ausgangsmaterial kenn ich aber leider nicht. Der Kompost mittel. Im Seramis ist außerdem neben Vulkangranulat auch Blähton und Tongranulat, dürfte sich auch positiv auf die Pufferkapazizät und die Wasserspeicherfähigkeit auswirken.
Ökohum hat auf jeden Fall feinere mineralische Bestandteile drin. Zusammensetzung laut Deklaration:
Kokos, Rindenhumus, Holzfaser, Grüngutkompost, organischer NPK Dünger, Bims, Sand, weicherdiges Rohphosphat.
pH 6,6, Salzgehalt 1,4 g/l KCl.

Bodenproben gingen an Laboratorium Lacher Ehrenkirchen. Für die Grunduntersuchung (pH, P, K, Mg) wurden mir 9,00 € + MwSt. genannt. Wird vielleicht auch von der Anzahl der Proben abhängen.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 02. April 2018, 13:05:41
Letzte Woche war ich im Baumarkt und habe noch etwas normale Anzuchterde zum vergleich kaufen wollen. Gab es aber nicht. Nur noch Torffreie Anzuchterde, wobei das "ohne Torf" sehr klein geschrieben war. Ich hab dann neugierig auf die Deklaration geschaut was als Ersatzstoff eingesetzt wird. Das ist das erste Substrat mit Xylit (https://de.wikipedia.org/wiki/Xylit_(Kohle)) das ich gesehen habe.
Jedenfalls mal einen kleinen Sack mitgenommen. Augenscheinlich kein unterschied zu Schwarztorfhaltigen Substraten.

Bei meiner eigenen Mischung ärgere ich mich nun etwas, dass ich den Pferdemistkompost nicht erhitzt habe und die Unkrautsamen unschädlich zu machen. Es grünt fröhlich und schneller als der Weißkohl...
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Dietmar am 02. April 2018, 13:41:23
Es gibt verschiedene Sachen mit der Bezeichnung Xylit, wenngleich der Grundgedanke ähnlich ist.

Gemeint ist hier:

https://de.wikipedia.org/wiki/Xylit_(Kohle)

... also schlecht verkohlte Braunkohle. Zu DDR-Zeiten mussten viele Betriebe mit Rohbraunkohle heizen. Die feineren Bestandteile fielen nur unverbrannt durch den Rost und verhinderte die Luftzufuhr, solange noch auf dem Rost des Ofens und damit verschlechterte sich das Brennen. Dann gab es noch schlecht verkohlte (junge) Braunkohle, die noch angekohlte Holzstückchen oder -stücke enthielt und deren Heizwert ebenso schlecht war. In manchen Betrieben wurde die Braunkohle vor dem Verbrennen gesiebt. Die feine Rohbraunkohle bzw. die schlecht verkohlte Rohbraunkohle waren Abfall, aber hervorragend zur Bodenverbesserung geeignet und deshalb im Volksmund Blumenerde genannt. Jetzt wird das Xylit als Bodensubstrat und Torfersatz wiederentdeckt, nur sollten die enthaltenen Holzstücke geshreddert werden (manchmal ganze Baumstümpfe).
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 02. April 2018, 20:40:53
Bei meiner eigenen Mischung ärgere ich mich nun etwas, dass ich den Pferdemistkompost nicht erhitzt habe und die Unkrautsamen unschädlich zu machen. Es grünt fröhlich und schneller als der Weißkohl...
Gesiebte Maulwurfshaufen zum trocknen, wiederholt ankeimen und einfrieren lassen:
(http://up.picr.de/32289045pe.jpg)

Das macht etwas mehr als 95% der Unkrautsamen unschädlich und lässt wohl die Bakterien und Pilze überleben.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 04. April 2018, 08:57:02
So Trecker hatte ich früher auch, jetzt haben wir nen großen ;)
Wie läuft das genau ab bzw. wie gehst du vor?
Wie kommst du auf die 95 %?
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 04. April 2018, 18:31:24
Mit etwas mehr als 95% meine ich das so gut wie nix aus dem Samenvorrat des Lehms keimt, zumindest bei den Keimbedienungen von Salat über Tomaten zu Chilis, also bei bis rund 26°C im Frühjahr.

Wie gehe ich vor beim aufbereiten:
Maulwurfhügel oder Mäusehügel von ausgesuchten Standorten, je nach Bodenart, mit Eimern nach Hause fahren, diese in große Wannen zum vortrockenen stürzen, vortrocknen, bis die Erde nicht mehr schmiert. Dabei keimt schon manches, dieses geht beim durchsieben um grobe Organikanteile zu entfernen kaputt. Dazu nutze ich Siebe in verschiedenen Maschenweiten die auf große Eimer passen, Futtersiebe aus dem Anglerbedarf (zB Futtersieb Sensas).
Das dauert zusammen rund 4-6 Tage, genug um viele Samen zum keimen anzuregen. Wenn es soweit ist fülle ich die Erde in 5Liter Eimer und stelle die für rund einen Tag in die Tiefkühltruhe. Beim schnellen frieren gehen diese Kiemlinge kaputt. Das wird etwa 2-3 mal wiederholt. Ausbreiten, dass auch jeder Lichtkeimersamen mal Licht gesehen hat und lange genug Zeit lassen, dass auch Langsamkeimer ankeimen können. Bei mir geht auch die Hirse oder andere Warmkeimer mit kaputt, da der Keller im Winter rund 19°C warm ist.
Im Zweifelsfall übersprühe ich die Erde mit Blumensprühern um nicht zu trocken für die Keimung zu werden, wenn alles fertig ist wird der Lehm trocken in verschließbare Eimer abgefüllt und erst später mit entsprechenden Zuschlägen ein fertiges Substrat draus gemischt.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 08. April 2018, 18:22:59
Danke für die ausfühliche Beschreibung. Ist aber hald schon aufwändiger als einfach mal schnell in die Röhre...

Analyseergebnisse des Substrats sind gekommen:

Volumengewicht: 500 g/l
Salzgehalt: 0,8 g/l
P2O5: 50 mg/l
K2O: 60 mg/l
MgO: 15 mg/l
Jeweils pro Frischmasse, Trockenmasse 51,6 %

Deutlich weniger als ich dachte. Da kann man nochmal den Kompost oder Pferdemistkompost Anteil erhöhen.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 08. April 2018, 20:46:35
Ich wäre damit zufrieden.
Düngen kannst du damit ja nach Bedarf, ohne das dir was verhungert wenn du das düngen mal 3-4 Wochen vergisst. 

Hört sich aufwändig an, 2min alle paar Tage für eine Woche geht aber nebenher und macht weniger Arbeit wie Unkraut zupfen in Anzucht- oder Kakteentöpfen.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 11. April 2018, 10:18:57
Mir ginge es weniger um die Nährstoffe. Ich bin mit der Struktur und Wasserhaltefähigkeit nicht ganz zufrieden. Denke etwas Pferdemistkompost könnte vorteilhaft wirken. Vielleicht auch noch etwas tonigen Anteil.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 26. April 2018, 11:56:19
Wasserspeicherfähig ist meist das, was auch gut aufquillt. Fasern, die nicht torfig sind, haben leider genau diesen Nachteil. Kokos quillt nicht richtig, Holz auch nicht. Fasern puffen lasen wie Puffreis, ich glaube das war mal angedacht aber zu teuer. Da gibts aber auch Privatmenschfähige Möglichkeiten (Puffkanone) zum puffen lassen für gerne spielende Göttergatten.

In Ton bekommt man weniger Wasser als in Sand, der Ton hälts aber besser fest. Damit muss der Ton aber auch feuchter sein, damit Wurzeln das Wasser überhaupt rausziehen können.
 
Struktur plus Wassermenge korrigieren, ich nehme da gerne Perlite, auch etwas zerkleinert, aber nicht ganz staubig.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 10. Mai 2018, 18:17:38
Brauchts zum puffen lassen nicht Stärke? Und eine feste Ummantelung oder sowas?

Perlite habe ich bisher nicht in brauchbaren Mengen gefunden.

Ich habe nun Filderkraut, Gurken, Kürbis, Tomaten und Salat in dem Substrat vorgezogen. Gurken und Kürbis nochmal mit einem ordentlichen Zuschuss Kompost. Bis auf die Wasserhaltefähigkeit konnte ich keine negativen Eigenschaften gegenüber Schwarztorf ausmachen. Die Widerbenetzbarkeit ist sogar besser als bei Torf.
Sowohl Filderkraut als auch Salat habe ich in meinem Substrat, Anzuchterde auf Torfbasis und der Anzuchterde auf Basis von Xylit ausgesäht. Vom Auflaufen her stelle ich keine Unterschiede fest. Meinem Substrat wird als erstem das Futter ausgehen klar. Beim Filderkraut sehe ich einen Wachstumsvorsprung im Torfhaltigen Substrat, vermutlich wird das am stärksten aufgedüngt sein. Möglicherweise ists aber auch nur Zufall.

Hier noch ein Bild vom aufgelaufenen Salat (ist erst gekeimt, hatte ihn wochenlange viel zu warm stehen... nach ein paar Tagen bei 15 °C - 18 °C ging alles auf. Von links nach rechts je zwei Spalten Torf, Xylit, eigene Mischung. Pro Zeile je eine andere Sorte):
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 10. Mai 2018, 18:26:25
Ich finde die Strukturqualität sieht man erst gegen Ende der Anzuchtzeit. Wenn sichs auspflanzen verzögertw eils nicht richtig durchwurzelt udne ntwicklet ist obwohl sie eigentlich lange genug drinstehen usw.
Arbeitetst du wirklich mit Schwarztorf? Dem pressfähigen für die Erdpresstöpfe? Wo gibts den? Meinen letzten hatte ich in Graberde vom Aldi.
Torf gibt die Nährstoffe recht gut ab, hält nur wenig fest. Substrate mit Austauschern wie Xylit speichern erstmal, da müssen die Pflanzenwurzeln Säuren abgeben zum Nährstoffe lösen. Das kostet Energie und damit Wuchs. Falls man mal eine Antwort bräuchte und es nicht auf die Struktur schieben mag. 
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 15. Mai 2018, 13:20:30
Ja, durchwurzelung wird sich noch zeigen.
Mit Schwarztorf meinte ich die Anzuchterde auf Torfbasis von Dehner. Ist ja bis auf Dünger und Sand nix weiter drinnen. Meine, da stand Hochmoortorf stark zersetzt drauf. Ganz sicher bin ich mir aber nicht, hab den Sack nicht mehr.
Torf gibt die Nährstoffe recht gut ab, hält nur wenig fest. Substrate mit Austauschern wie Xylit speichern erstmal, da müssen die Pflanzenwurzeln Säuren abgeben zum Nährstoffe lösen. Das kostet Energie und damit Wuchs. Falls man mal eine Antwort bräuchte und es nicht auf die Struktur schieben mag. 
Wertvolle Info, danke. Ist immer gut einen Sündenbock in reserve zu haben.  ;)
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 07. Juni 2018, 23:10:47
Wie versprochen, etwas verspätet, der Vergleich mit dem Salat. Hatte erst Probleme mit dem Keimen beim Salat, bis ich drauf kam, dass er zu warm stand.




Die drei Pflanzen links sind in der eigenen Mischung. Rechts in Torfhaltiger Anzuchterde. Sorte müsste Cerbiatta sein. Nur hier sind mir auf beiden Seiten gleich viele Anzuchten gelungen. Bei allen anderen Sorten hatte ich immer ausfälle mit beiden Substraten.
Mit der eigenen Mischung schauts etwas besser bewurzelt aus aber nicht wesentlich.
Keimquote war bei der eigenen Mischung, der Anzuchterde auf Torfbasis und der Anzuchterde von Ökohum fast gleich (Eigene: 13 von 16, Torf: 12 von 16 Ökohum: 12 von 16.

Mit Filderkraut hab ich die selbe Geschichte getrieben:




Die vier oberen Pflanzen haben die eigene Mischung bekommen, die unteren wieder Anzuchterde auf Torfbasis. Hier schauts bei der Anzuchterde etwas günstiger aus. Besser bewurzelt und tendentiell kräftigere Pflanzen. Die Unterschiede sind aber nicht signifikant.
Keimquote beim Kraut war bei den beiden Substraten und einer Anzuchterde auf Xylit-Basis gleich, jeweils 4 von 5 sind aufgegangen.

Die Gurken sind mit einer kräftigen Extraportion Kompost auch gut gewachsen, Sorte Vorgebirgstrauben.





Bin mit der Mischung eigentlich zufrieden. Hab noch eine zweite Charge mit ein paar Teilen Mutterboden probiert aber ohne dokumentation. Hab nur schnell was gebraucht.
Nächstes Jahr evtl. wieder mit etwas Mutterboden. Außerdem konnte ich halb verrottetes Laub ergattern das ich mit etwas Harnstoff begossen aufgeschichtet habe. Mal sehen wie weit das im nächsten Frühjahr ist.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 08. Juni 2018, 00:07:11
Danke für die Bilder, die sind echt gut. Sowas macht mir Spaß.

Ich denke die Keimquote hat mehr was mit der Wasserführung vom Substrat zu tun, da sollten die Unterschiede mehr beim Luft/Wasser-Haushalt liegen, sofern sie überhaupt vorhanden sind. Beim Salat sieht man schön die inhomogene Entwicklung von der Eigenmischug im Verleich zum Torfsubstrat wo die Nährstoffe eher frei verfügbar sind und nicht vom Bodenleben abhängig sind. Habe ich auch immer wieder wenn die Substratbestandteile noch zu frisch sind, nicht lange genug abgelagert oder die Mischung biologisch noch recht aktiv ist. Da gibts von jedem einzelnen Topf Unterschiede.  Wohl wie die Erde reinrieselt, egal wie gut man vorher im Schubkarren durchmischt, keine Ahnung was es genau ist. Ist ein Vorteil wenn man nach und nach ernten will, für einen geplanten Satz ists ein Nachteil. Da sich diese Anfangseffekte mit zunehmender Kulturdauer aufsummieren, habe ich Hühnerhalteradressen für überständigen Salat mit Blattläusen und Schnecken und bekomme dafür ab und an ein paar Eier zum Tausch. Das trifft sich wunderbar.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 08. Juni 2018, 09:46:54
Keimquote ist auf jeden Fall auch vom Saatgut abhänig. Beim Salat wars zum teil schon etwas älter. Beim Kohl hab ich die Erfahrung gemacht, dass es so oder so nicht so gerne keimt. Die Quote ist für mich i.O.

Ja, die inhomogenität ist bei der eigenen Mischung ausgeprägter. Wir ernten so oder so nach und nach, das ist kein Problem. Bei den Salaten auf den Bildern wächst sich das aber auch schnell aus, hab ich schon schlimmer gehabt...

Gedüngt habe ich übrigens alle immer zu gleichen Teilen mit einem Flüssigdünger. Bei der Eigenen Mischung muss man da schon recht früh anfangen. Besonders beim Salat merkt man das schnell.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Walt am 29. Juni 2018, 10:53:44

Perlite habe ich bisher nicht in brauchbaren Mengen gefunden.


Beschäftige mich im Moment auch gerade mit Anzuchtsubstraten für Samen und Stecklinge. Habe mir daher ebenfalls einige in der einschlägigen Literatur angegebenen "Rohstoffe" besorgt.

Perlite gibt es unter der Bezeichnung "Isoself" in jeden besseren Baumarkt oder Baustoffhandel (zwischen 10 und 20€ pro 100 Liter).
Vermiculite - ebenfalls im 100 Litergebinde gibts von Floragard (u.a. bei Amazon)

Zu Deiner ursprünglichen Frage, dem Einsatz von Rindenhumus als Hauptbestandteil von Anzuchterde gibts einen nicht uninteressanten Beitrag bei Youtube, in dem - wenn ich es richtig verstanden habe - Rindenhumus zu 100% für Stecklinge und die anschließende Weiterkultivierung (u.a. von Hortensien und Rhodos) verwendet wird.

https://www.youtube.com/watch?v=_9k0gV-KrSk
und
https://www.youtube.com/watch?v=l6L_Gf6r698&t=5s

Da ich das mit meinen Bauernhortensien auch mal probieren will und noch 2m³ Rindenhumus in der Ecke liegen, werd ich das auch mal versuchen.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 10. Mai 2019, 08:04:36
Es geht weiter. Ich habe im Winter 2017/2018 halbverrottetes Laub bekommen. Das ist nun richtig schöner mulm. Neues Laub hab ich letzten Herbst auch mit etwas Harnstofflösung übergossen aufgesetzt.

Meine Rezeptur momentan:
3 Teile Holzfasern
2 Cocohum
1 Seramis
1/3 Sand
3 Pferdeäpfelkompost
3 Hauskompost
5 Laubkompost

Damit hab ich mehr als die Hälfte lokale/selbst erzeugte Rohstoffe verwendet (11 von 17,33). Ich hab auch Tests ohne Holzfasern gemacht aber damit ist das Substrat einfach nicht wirklich stabil, gerade beim Giesen zerfließt es sonst schnell.
Mein Eindruck ist nun, dass der pH-Wert zu hoch ist. Ich habe zum Teil Probleme beim Keimen von z.B. Kohl und Lauch, Gurken evtl. auch... Der Lauch dauert nur sehr lange, Kohl kommt z.T. gar nicht und die Keimlinge haben leicht gelbe Ränder. Oder was könnte es sonst sein? Salat macht keine Probleme, Kresse auch nicht.

Ich hab mal mit so einem Reagenzrörchen Test von Neudorff den Kalkbedarf getestet. Leider geht der Test nur in eine Richtung (neutral bis sauer) und hat dann neutral angezeigt. Nach meinen Recherchen soll Laubkompost auch neutral bis leicht alkalisch sein. Ich frage mich nun, wie ich wirkungsvoll ansäuern könnte. Kommerzielle Anzuchterde sind ja auch immer etwas im sauren Bereich eingestellt.
Ich habe mir nun erst mal damit beholfen schwefelsaures Ammoniak aufzulösen und fein versprüht in das Substrat eingearbeitet. Habe so viel eingesetzt, dass ich eine Erhöhung um ca. 110 mg(N)/L(Substrat) erhalte. Ob das was bringt? Der Kohl keimt jetzt zumindest aber unter anderen Bedingen (Haus statt Gewächshaus)...
Ich brauche endlich ein pH-Messgerät...

So sieht die neue Mischung aus:



Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 30. Mai 2019, 21:40:39
Ich hab nochmal auf den Analyseschein vom letzten Jahr geschaut. Schon mit der Mischung hatte ich einen pH von 7,4. Mit der Lauberde wird es nicht niedriger geworden sein.
Ich habe vor mit Salat (evtl auch irgend einen Kohl), da hier einzelne Sorten schlecht keimen, einen Vergleich nochmal mit torfhaltigem Substrat zu machen.

Habe gelesen, Salpetersäure wäre gut um Substrate auf einen niedrigeren pH zu bringen. Aber die bekommt man wohl nicht so ohne weiteres... Salzsäure ist schlecht, Schwefelsäure? Erhöht auch nur wieder unnötig den Salzgehalt.
Wären organische Säuren eine möglichkeit? Essig? Zitronensäure? Oder bringt das nichts? Ich hab was das angeht leider keine Erfahrugnen vor allem, wie die Pflanzen es vertragen...
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Natternkopf am 30. Mai 2019, 23:48:43
Ameisensäure ca. 25% ist meist gut erhältlich

Ob das was für die Topfsubstrat Mischungen hilft und überhaupt passend ist, keine Ahnung.
Wenn nicht und zu früh gekauft wäre. -> Jedoch zum Entkalken sehr geeignet.
Ob Kaffeemaschine, Wasserkocher, WC u.ä. passt.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: b-hoernchen am 02. Juni 2019, 20:30:50
Es geht weiter. Ich habe im Winter 2017/2018 halbverrottetes Laub bekommen. Das ist nun richtig schöner mulm. Neues Laub hab ich letzten Herbst auch mit etwas Harnstofflösung übergossen aufgesetzt.

Meine Rezeptur momentan:
3 Teile Holzfasern
2 Cocohum
1 Seramis
1/3 Sand
3 Pferdeäpfelkompost
3 Hauskompost
5 Laubkompost
Da hätte ich mal folgende Fragen:
- Was ist das für ein Sand, kalkhaltig?
- Ist die Harnstofflösung vom letzten Herbst wirklich schon nitrifiziert? Falls sie eben erst hydrolysiert ist (zu Ammoniumcarbonat) ist es normal, dass freiwerdendes Ammoniak das pH noch nach oben verschiebt. Hättest du anstatt mit Harnstoff gleich mit Ammoniumsulfat gedüngt, hättest du weniger Probleme mit zu hohem pH (das sich im Zuge der Nitrifizierung noch deutlich ins Saure verschieben könnte).

Allerdings sind so frisch zusammengwürftelte Mischungen am Anfang noch nie pH-stabil. Warum willst du dir nicht die Zeit nehmen, die Mischung erst einmal ein Jahr zu kompostieren?
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 03. Juni 2019, 07:34:29
Wenn Holzfaser ein Jahr kompostiert wird, hat sie keinerlei Drainagefunktion mehr. 

Es ist viel Kompost in der Mischung, der ist nun mal basisch. Ansäuern mit salpetersäure wäre ok, klassisch arbeitet man Schwefel ein, welcher zu Säure oxidiert wird. Organische Säuren bringen nichts, die bauen zu schnell ab.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 03. Juni 2019, 22:46:48
Da hätte ich mal folgende Fragen:
- Was ist das für ein Sand, kalkhaltig?
Quarzsand, sollte nicht Kalkhaltig sein.
Zitat
- Ist die Harnstofflösung vom letzten Herbst wirklich schon nitrifiziert? Falls sie eben erst hydrolysiert ist (zu Ammoniumcarbonat) ist es normal, dass freiwerdendes Ammoniak das pH noch nach oben verschiebt. Hättest du anstatt mit Harnstoff gleich mit Ammoniumsulfat gedüngt, hättest du weniger Probleme mit zu hohem pH (das sich im Zuge der Nitrifizierung noch deutlich ins Saure verschieben könnte).

Allerdings sind so frisch zusammengwürftelte Mischungen am Anfang noch nie pH-stabil. Warum willst du dir nicht die Zeit nehmen, die Mischung erst einmal ein Jahr zu kompostieren?
Das kam etwas durcheinander. Der Laubkompost vom letzten Herbst (2018) liegt noch im Komposter. Der den ich verarbeite ist vom Herbst 2017, geerntet im Winter 2018.
Ja, als ich mit Harnstoff gedüngt hatte dachte ich noch, Laubkompost sei im sauren pH-Bereich... ::)

Wo hast du das mit dem Schwefel her? Ich habe gerade hier gelesen:
https://www.gartenlexikon.de/gartenpraxis/gartenpflege/substrat/boden-ph-wert-senken.html
Aluminiumsulfat? Dann könnte ich wohl doch auch gleich Schwefelsäure nehmen. Die ist leicht zu bekommen (Aluminiumsulfat auch).

Organische Säuren bringen nichts, die bauen zu schnell ab.
Hilf mir mal kurz, vielleicht habe ich da ein falsches Verständnis. Ich dachte die Säuren reagieren ohnehin mit dem Substrat zu Wasser und (bei mineralischen Säuren) Salzen... Und ich dachte nur durch die Bindung/Reaktion der basisch wirksamen Bestandteile und einen anschließenden Überschuss sauer wirkender Bestandteile sinkt der pH. Ich hab mich aber auch nie tiefgehend damit beschäftigt...
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: b-hoernchen am 04. Juni 2019, 10:21:23
Von Aluminiumsalzen würde ich die Finger lassen bei Anzuchtsubstraten.

Schwefelsäure wäre ok. (das Verdünnen konzentrierter Schwefelsäure ist sehr gefährlich - das kann böse spritzen, wenn man's falsch macht).

Organische Säuren werden abgebaut zu - na was? Wie versäuert der Boden? Wie schaut die Protonenbilanz der Atmungskette aus?

Starke Säuren (Mineralsäuren)  reagieren etwas schneller mit den basischen Bestandteilen, lösen Kalk schneller als schwache (organische) Säuren, die schnell in den Pufferbereich um pH 5 kommen, wo die vollständige Umsetzung dann sehr zäh gehen kann.
Dafür kann man bei Mineralsäuren auch schwer übersäuern. Überhaupt sind so Bodenreaktionen oft langsam. Wer da einfach Säure zuschüttet und meint, den vollständigen Effekt gleich am pH messen zu können, der irrt sich meist gewaltig. Ein paar Wochen stehen lassen  - und alles schaut schon wieder ganz anders aus... .

Den Zeitfaktor kann ich dir nicht wegzaubern - in der Wärme geht es schneller. Kompostieren wäre ideal; in der Wärme werden aber auch Fasern schneller umgesetzt. Kokosfaser sollte es überleben.... .

Und richtig, es entstehen Salze. Deswegen keimen die meisten Samen prima in "gespülten" Substraten, die monatelang in einem Kübel draussen standen, bis der Regen (so es denn regnete...) die Salze kräftig ausgewaschen hatte;. Oder man nimmt gleich Torf(moos) - extrem salzarm.... .

Ich "spüle" manchmal käufliche Discountererde in einem Eimer mit warmem Wasser, wenn ich schnell ein Aussaatsubstrat brauche.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 04. Juni 2019, 17:11:33
Bevor das Substrat nun mit Literweisse Schwefelsäure gespült/ausgewaschen wird, stell doch bitte mal Bilder von den Blatträndern und anderen Schadbildern ein. Säe wenn du einen Vergleichstest mit Torfsubstrat machst bitte auch eine salzempfindliche Pflanze mit aus. Was sagt der Analysenschein zu Gesamtsalzgehalt, Leitfähigkeit oder ähnliches oder wurde das nicht bestimmt?
pH 7,4 finde ich nicht besonders hoch, das hat in etwa auch mein Mineralboden.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 05. Juni 2019, 23:33:17
Schwefelsäure wäre ok. (das Verdünnen konzentrierter Schwefelsäure ist sehr gefährlich - das kann böse spritzen, wenn man's falsch macht).
Ist bekannt, damit hab ich etwas Erfahrung.
Zitat
Organische Säuren werden abgebaut zu - na was? Wie versäuert der Boden? Wie schaut die Protonenbilanz der Atmungskette aus?
Ja, klar CO2 und Wasser.
Zitat
Starke Säuren (Mineralsäuren)  reagieren etwas schneller mit den basischen Bestandteilen, lösen Kalk schneller als schwache (organische) Säuren, die schnell in den Pufferbereich um pH 5 kommen, wo die vollständige Umsetzung dann sehr zäh gehen kann.
Dafür kann man bei Mineralsäuren auch schwer übersäuern. Überhaupt sind so Bodenreaktionen oft langsam. Wer da einfach Säure zuschüttet und meint, den vollständigen Effekt gleich am pH messen zu können, der irrt sich meist gewaltig. Ein paar Wochen stehen lassen  - und alles schaut schon wieder ganz anders aus... .
Aber generell gehen müssten dann doch auch organische Säuren...
Zitat
Den Zeitfaktor kann ich dir nicht wegzaubern - in der Wärme geht es schneller. Kompostieren wäre ideal; in der Wärme werden aber auch Fasern schneller umgesetzt. Kokosfaser sollte es überleben.... .
Gut Ding will Weile haben, ist richtig. Der Pferdeäpfelkompost ist mittlerweile über 2 Jare alt, der Laubkompost 1,5 Jahre und der normale Kompost ca. ein Jahr. Die Kokosfasern sind ja schon niedrig vom pH, 5,1 steht auf der Packung. Holzfasern sollten ebenfalls niedrig sein.

Bevor das Substrat nun mit Literweisse Schwefelsäure gespült/ausgewaschen wird, stell doch bitte mal Bilder von den Blatträndern und anderen Schadbildern ein. Säe wenn du einen Vergleichstest mit Torfsubstrat machst bitte auch eine salzempfindliche Pflanze mit aus. Was sagt der Analysenschein zu Gesamtsalzgehalt, Leitfähigkeit oder ähnliches oder wurde das nicht bestimmt?
pH 7,4 finde ich nicht besonders hoch, das hat in etwa auch mein Mineralboden.
Jaja, alles gut. Sind ja nur Vorüberlegungen. Bilder hab ich momentan keine. Der Spitzkohl der im ersten Satz gekeimt war hab ich entsorgt. Der zweite Satz hat das was mir nicht gefallen hat schon ausgewachsen. Salat ist im Vergleich gerade am Keimen mit einem leichten Trend hin zum Torf-Subtrat aber schauen wir mal in ein paar Tagen.
Was empfiehlst du für Salzempfindliche Gemüsepflanzen die ich testen kann?
Achja, Kresse wächst auch ohne Mucken... gesäht in einer Schale, sehr dicht. Ob da einzelne nicht kommen, schwer zu beurteilen.
Analyse: Die hab ich vom neuen Substrat noch nicht machen lassen. Keine Zeit. Vom letzten Jahr hatte ich ja gepostet, Salzgehalt 0,8 g/l gemessen und Umgerechnet mittels Leitfähigkeit nach VDLUFA (http://www.hortipendium.de/Bodenanalysemethoden#Salzgehalt)

Ich hab mit den Merck pH-indikator Streifen (0-14 in 1er Schritten) mal "getestet", allerdings nicht viel Zeit gegeben... sollte ich vielleicht nochmal machen. pH demnach auch zwischen 7 und 8. Einfach etwas subtrat mit Wasser aufgefüllt und reingehalten...

Mal generell: Was könnte denn aus dem Laub noch Probleme machen? Gerbstoffe? Die wären aber im Holzfaser/Rindenhumus-Zeug sicherlich auch reichlich vorhanden...
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 07. Juni 2019, 08:26:07
Organische Säuren werden abgebaut zu - na was? Wie versäuert der Boden? Wie schaut die Protonenbilanz der Atmungskette aus?
Ja, klar CO2 und Wasser.
CO2 reagiert mit Wasser und löst zB gebundenes Calcium usw vom Boden (Aluminiumoxid, Siliciumoxide, Huminsäuren/Phenole usw), dieses Calciumhydrogencarbonat kann ausgewaschen werden und zurück bleibt der Wasserstoff an den austauschfähigen Sauerstöffern im Boden. Frei sind diese OH´s mal mehr und mal weniger sauer.
Da das auswaschen in der Regel etwas länger dauert, weil man selten das 3-4fache des Erdvolumens an Spüllösung durch einen Topf durchjagt, sind organische Säuren wie Ameisensäure bis die Metallionen unten rauslaufen längst veratmet und die mittransportierten Metallionen schon längst wieder unlöslich. Die kommen ja nicht mit dem ersten Schluck Wasser raus, die haben schon einen gewissen Rf-Wert, werden vom Substrat also teilweise zurückgehalten.
Schwefelsäure bleibt stabil unter solchen Bedienungen.

Testpflanzen, da ist mir demletzt ein Test mit Modellpflanzen und Aussschlussverfahren untergekommen, welche Pflanze auf was schließen lässt. Muss ich aber wieder raussuchen.
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: thuja thujon am 07. Juni 2019, 16:59:36
Hier das pdf: https://www.researchgate.net/publication/228102870_Simple_Biotoxicity_Tests_for_Evaluation_of_Carbonaceous_Soil_Additives_Establishment_and_Reproducibility_of_Four_Test_Procedures

4 Testorganismen mit jeweils Kontrolle
Kressetest im geschlossenen Glas auf Papier mit Substrat räumlich getrennt darunter zum feststellen von VOC´s (Bild im pdf).
Gerste zum feststellen ob toxische Substanzen drin sind, da sie nicht salzempfindlich ist.
Salat zum feststellen ob der Salzgehalt ok ist.
Eisenia foetida, um unspezifische Toxizitätsprobleme aufzudecken.

pS: Kohl zeigt an den Blatträndern oft Nährstoffmangelsymptome, welche bei hohen pH-Werten schlecht verfügbar sein können. Bildgestützte Diagnosedatenbank der Mangelsymptome: http://www.tll.de/visuplant/vp_idx.htm
Titel: Re: Anzucht + Topfsubstrat auf Basis von Rindenhumus selbst mischen
Beitrag von: Monti am 23. Juni 2019, 11:43:31
Danke thuja, ich werds mir mal bei Gelegenheit zu gemüte führen. Vielleicht auch erst im Herbst/Winter. Nun ist der Bedarf an Substrat ja erst mal wieder recht gering.

Anbei noch ein Bild vom Salat-Vergleich. Rechts eigene Mischung, links Torfhaltige Pflanzerde. Der Trend ist eindeutig.