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Garten- und Umwelt => Komposthaufen => Thema gestartet von: thuja thujon am 14. Juli 2019, 17:44:48

Titel: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 14. Juli 2019, 17:44:48
Im Klimawandel ist man derzeit mehr mittendrin statt nur dabei.
Es häufen sich Extremwetterereignisse. Dürre wird von Starkregen abgelöst. Wäre schön, wenn das Wasser, wenn es schon mal zu Besuch ist, vom Boden aufgenommen werden könnte.
Deshalb, mit was habt ihr gute Erfrahrungen gemacht bei der Bodenpflege?

Hier ist vorgestern ein Regengebiet durchgezogen, noch recht harmlos. 30mm in 15 Minuten, mit 5min lang 1cm großem Hagel.
20km westlich war es ein Tornado.
https://www.mrn-news.de/2019/07/12/bad-duerkheim-video-nachtrag-tornado-wuetet-in-bobenheim-am-berg-394632/

Schöne Wolken gabs trotzdem hier.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 14. Juli 2019, 17:45:14
Kurz danach, noch weiter aufgestiegen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 14. Juli 2019, 17:47:15
Im Gemüsebeet nebenan, lehmiger Sand, vor 1-2 Wochen Unkraut gestochen, stand noch das Wasser. Um die Pfützen drumrum alles verschlämmt. Das wird trotz viel Sandanteil alles verkrusten.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 14. Juli 2019, 17:48:55
Hier nicht ganz so viel Sand im Boden, demletzt nach Gründünger im herbst und im Winter umgraben Kartoffeln dort geerntet, danach 2 mal flach durchgehackt mit dem Gartenwiesel. Nichts komplett bis zur Unkenntlichkeit verschlämmt, kein Wasser steht in Pfützen. 
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 14. Juli 2019, 17:50:59
Hier waren Erdbeeren seit letztem Sommer drin, 4-6 mal gehackt, nach der Ernte umgegraben und mit dem Krail zerkleinert, festgedrückt. Hier sind die Krümel, auch die kleinen, noch als solche erkennbar.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 14. Juli 2019, 17:57:49
Ich ziehe daraus, das weniger Bodenbearbeitung mehr ist. Ohne gehts auch nicht, bzw es braucht 5 Jahre bis er locker ist. Dann muss er aber vor Starkregen geschützt sein und muss weiter ernährt werden. Also nichts mit Kartoffeln, Wurzelgemüse usw., da würde nur Salat gehen, und das auch nicht wegen Fäulnis im Mulch. Bliebe gepflanzter Kohl usw.. Daraus bekomme ich aber keine Fruchtfolge hin.
Also muss weiter bearbeitet werden. So schonend wie möglich.
Ich werde nun wenn der Boden wieder abgetrocknet ist etwas Bentonit einarbeiten, danach wird Salat gepflanzt, dieser untergegraben und für den Winter kommt Sandhafer bis nächstes Jahr rein.
Bin gespannt, ob der Boden nächstes Jahr ob mit oder ohne Frostgare krümelig-locker ist. Auf die Frostgare kann man sich ja auch nicht mehr verlassen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 15. Juli 2019, 02:19:14
Du fragst:  Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter
........müsste das Thema nicht eher breiter und ganzheitlich betrachtet werden? Also um die Bodenpflege insgesamt, aber auch um eine entsprechende Bepflanzung der Strassen und Wegesränder etc. Also alles, was hilft die Grundwasserspiegel zu hegen.
Es geht ja nicht nur um die Wasserhaltekapazität unseres Bodens in unserem Garten .
Wenn es regnet, ist das Regenwasser sehr kostbar und sollte seinen Weg in den Boden finden, ohne gleich wieder davon zu eilen. So wäre es ideal.

Weil es hier so intensiv betrieben wird, fällt mir dieser Punkt sofort ein:
Was ist dann mit dem Strassenbegleitgrün Landauf und Landab - überall raffen die Gemeinden Bäume und Sträucher zusammen. Es wird wüst geschnitten und abgesägt, um die begehrten Hackschnitzel für ihre Heizanlagen zusammen zu bekommen. Aber m. M nach gehört dieses Schnittgut nicht in die Öfen, sondern auf die Böden der Strassenränder, um auch dort die Böden für Klimawandel und Extremwetterlagen zu wappnen. Einmal verheizt, ist das Schnittgut nicht mehr für die Bodenpflege verfügbar und der nächste Starkregen kommt bestimmt.

Ich für meinen Teil habe hier auf dem Grundstück Platz geschaffen für Energiepflanzen (Siphie, Sida und Miskanthus) um hier eigenes C-haltiges Material anzubauen. Damit möchte ich unser kleines Stück Land, weitestgehend unabhängig von externen Quellen, mit humusbildenem Material versorgen - solches Material zukaufen wäre sicher einfacher, aber dann fehlt es auch anderswo. (so meine Überlegung)

Versuch mit verschiedenen Kompost- bzw. Erdmischungen:
Um eine ersten Eindruck zu gewinnen, wie sich unterschiedliche Kompostmaterialmischungen bezüglich der Wasserhalterfähigkeit verhalten, hatten wir im letzen Herbst 2018 und im frühen Frühjahr 2019 etliche Palettenrahmenbeete (insgesamt 10 Stück) angelegt.
Bisher gefällt mir die Mischung mit Kompost + einer kleinen Portion Pferdemist + Strauchschnitt + Holzkohle + Lehm, am besten und hält auch das Wasser am zuverlässigsten. Selbst die Bodenbewohner fühlen sie dort am wohlsten, reichlich Regenwürmer, Käfer aber auch noch ein paar Asseln.
Alle Beete hatten wir mit Erdbeerfrigopflanzen bestückt. Die 2 Beete mit Kompost + Pferdemist + Strauchschnitt + Holzkohle + Lehm, brachten den besten Ertrag. Die Pflanzen waren wüchsig und nie welk.

In diesem Herbst werden wir nun auch das erste mal einiges an Strauchschnitt von unserer 50 m langen, gemischten Vogelschutzghecke (auch Windschutz) entnehmen können.
Ich bin froh um jeden Eimer selbsthergestellten Holzschnitzel, welches wir für unsere Gemüse- und Blumenbeete zur Verfügung haben.

Mulchen: Mit Stroh und Miskanthus immer und überall. Und bei uns wird kein Laub weggebracht, sondern alles im Spätherbst auf dem Beeten des Gemüsegarten verteilt.

Gründüngung: ist liebgewordenes Pflichtprogramm zum Schutz des Bodens gegen Winderosion und ebenso zur Ernährung der Bodenlebewesen. Diesen Spätsommer werde ich einen Versuch mit Futterzichorie/Blattzichorie (Cichorium intybus) als Gründüngung und Kompostmaterial machen.
Sandhafer, Winterroggen, Tagetes, Ringelblume sind meine sonst üblichen Bodenbedecker.

Wasser: es gab hier schon vor unserer Zeit einen Brunnen, den wir nun mit einer Hauswasseranlage betreiben. Ausserdem haben wir etliche IBC's für Regenwasser aufgestellt.

Das ist ein kleiner Überblick, wie wir versuchen unseren Garten und seinen Boden für Klimawandel und Extremwetter fit zu machen.




Edit: Hervorhebungen
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 15. Juli 2019, 16:52:23
...
Gründüngung: ist liebgewordenes Pflichtprogramm zum Schutz des Bodens gegen Winderosion und ebenso zur Ernährung der Bodenlebewesen. Diesen Spätsommer werde ich einen Versuch mit Futterzichorie/Blattzichorie (Cichorium intybus) als Gründüngung und Kompostmaterial machen.
...
Hm, du hast Sandboden, nicht?
Die Zichorie kommt dann nicht zur Blüte bei der Verwendung?

Ich hab sie nämlich auf dem sehr sandigen Schotterrasen der Garteneinfahrt als sehr invasiv und andere trockenheitsliebende Pflanzen verdrängend erlebt, die Pfahwurzeln reißen gern ab und die Reste treiben wie bei Löwenzahn wieder aus.
 :-\
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 15. Juli 2019, 22:21:54
Die Zicchorie verhielt sich hier auch auf Lehmboden so.

Natternkopf, wie mulchst du im Gemüsegarten zB mit Holzhäcksel? Wenn Kohl oder irgendwas anderes nach 16 Wochen fertig ist, bleibt die Wurzel drin und du machst nebenan ein Loch in den Mulch zum neu pflanzen? Grundbodenbearbeitung ist dann garkeine?

Ansonsten, mulchen, klar, mache ich wenns geht mit allem was der Garten hergibt. Aber wenns geht nicht von außerhalb angekarrt und nicht 3-4 mal im Jahr Rasen gedüngt und den Schnitt/Nährstoffe davon auf die Gemüsebeete verteilt. Unter den Tomaten haben sich zum auffüllen der Mulchschicht gerade der Pfingstrosenrückschnitt, zerschnittene Forsythie, Hortensienblüten usw. eingefunden. Dort landet gerade fast alles was im Garten anfällt und das reicht gerade um mal ein knappes Zehntel der Gartenfläche dauerhaft unter Mulch zu halten.
Extra Flächen für Mulchmaterial will ich außer dem Ziervorgartenbeet nicht opfern, der wird mit 10-20cm Ahornlaub über Winter abgedeckt und das ist bis zum April weg. Also auch kein Mulch dort.
Mulchmaterial ist also Mangel hier und von außerhalb reinschaffen würde aus vielen anderen Gründen keinen Sinn machen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 15. Juli 2019, 23:10:14
Diesen Spätsommer werde ich einen Versuch mit Futterzichorie/Blattzichorie (Cichorium intybus) als Gründüngung und Kompostmaterial machen.
Hm, du hast Sandboden, nicht?
Die Zichorie kommt dann nicht zur Blüte bei der Verwendung?

Ich hab sie nämlich auf dem sehr sandigen Schotterrasen der Garteneinfahrt als sehr invasiv und andere trockenheitsliebende Pflanzen verdrängend erlebt, die Pfahwurzeln reißen gern ab und die Reste treiben wie bei Löwenzahn wieder aus.
 :-\
nAbend Gartenplaner,
ja, Sandboden (19 Bodenpunkte) nach 30-40 cm kommt die Podsolschicht.

Danke für Deinen Hinweis bezüglich des Cichorium intybus. Dann muss ich da sehr aufpassen!, oder gleich meine Planung ändern - gäbe es eine besser Alternative? Blattreich und mit Pfahlwurzel.......Bitterlupine? friert die im Winter zuverlässig ab?



Moin Thuja,
Ansonsten, mulchen, klar, mache ich wenns geht, mit allem was der Garten hergibt. Aber wenns geht, nicht von außerhalb angekarrt .........
..........
Mulchmaterial ist also Mangel hier und von außerhalb reinschaffen würde aus vielen anderen Gründen keinen Sinn machen.
Dann sind wir uns da ja schon einig: Mulchen ja, aber nicht mit Material von extern.
Ist es denn zu schaffen, neben dem gewünschten Gemüse soviel Mulchmaterial anzubauen, dass es für die Humusversorgung des Gartens reicht?

Wie wird denn der Boden in Eurer Kleingartenanlage insgesamt gehegt? Gibt es da vor dem Hintergrund des Klimawandels und der drohenden Extremwetter, bereits Veränderungen in der Pflege?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 16. Juli 2019, 09:40:45
In 138 Gärten gibts etwa 3 verschiedene Bodenarten, jenachdem, wie früher der Rhein dort langgeflossen ist und mit was aufgeschüttet wurde. Diese 3 Bodenarten werden mit etwa 138 verschiedenen Methoden gepflegt/kaputtgemacht.
Das Fräsen im Herbst und Frühjahr wird zum Glück weniger, das stirbt mit den Leuten die auch Torf oder Blumenerde zum lockern einarbeiten. Kompostieren machen fast alle, viele streuen ihn aber auch nicht aus wegen Unkrautsamen usw. Mulchen machen nur einige, man hört noch so Quatsch wie Rasenschnittmulch im Vorbeet/Randstreifen lockt Mäuse an. In der Regel ist der Boden eher nackig und mehr oder weniger oft gehackt. Manche mit der groben Rübenhacke, bevorzugt besonders bei Italienern und Türken, bei den Deutschen und Rumänen wird eher feinkrümeligst gehackt und glattgerecht.
Die Veränderungen sind also eher mit einem Pächterwechsel verbunden, und dort abhängig von Motivation, Traditionen, Kenntnissen usw.
Manche Traditionen kann man brechen wenn sie nach Sandhafer die besten Bohnen seit 40 Jahren ernten. Da verteile ich gerne mal ein paar Handvoll Samen und die fragen dann auch wieder. Man muss die Leute vorher aber erstmal erreichen und was dazu erklären, dann müssen die auch wollen. Das klappt nicht wenn nach den ersten Kohlrabi das Beet am Mai brach liegen bleibt oder wenn die ersten Gemüsepflanzen erst Anfang Juli gepflanzt werden.


Tiefwurzler mit Blattmasse, Ölrettich kommt gut runter, Ackerbohne auch. Passt leider nicht ganz in die Gemüsefruchtfolge. Zicchorie aber auch nicht.
Unter den Tomaten vom letzten Bild ist das Laub vom Winterblumenkohl, mehr Blattmasse gibts nicht bei Gemüse. Nach 3 Wochen düngt das schon weils schnell verrottet, das ist kein Material was lange die Oberfläche bedeckt. Mulchmaterial anbauen, ich denke man braucht wenigstens die 3 fache Fläche Mulchanbaugebiet im Vergleich zu dem, was bedeckt werden soll.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 16. Juli 2019, 15:09:37
...
Danke für Deinen Hinweis bezüglich des Cichorium intybus. Dann muss ich da sehr aufpassen!, oder gleich meine Planung ändern - gäbe es eine besser Alternative? Blattreich und mit Pfahlwurzel.......Bitterlupine? friert die im Winter zuverlässig ab?
...
Nachdem ich letztes Jahr, um der Plage wieder Herr zu werden, zwei Schubkarren voll "Büsche" von 2m Höhe ausgerissen hatte, dann dieses Frühjahr eine Vielzahl trotzdem wieder auftauchende Rosetten mit Roundup behandelt habe und schlußendlich nochmal vor 2 Wochen übersehene Pflanzen, die Blütenstände schoben, nochmal händisch ausriss, dachte ich, dass eine flächige Anpflanzung auf einem ähnlichen Boden als Gründünger vielleicht furchtbar nach hinten losgehen könnte  :o
Eigentlich hatte ich sie in meiner Wiese angesät, Lehmboden.
Dort sucht sie sich Lücken, ist aber durch die Graskonkurrenz sehr gemäßigt und ein hübscher Blühaspekt da und dort.
Ein paar Samen fanden wohl den Weg in den Schottersand der Einfahrt, ich liess sie dann dummerweise blühen und Samen ansetzen und der Eroberungsfeldzug begann.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Monti am 17. Juli 2019, 08:27:35
Mulchmaterial anbauen, ich denke man braucht wenigstens die 3 fache Fläche Mulchanbaugebiet im Vergleich zu dem, was bedeckt werden soll.
Ich lese mit, habe leider wenig Zeit zum schreiben aber zwei Punkte wollte ich einwerfen.
Mit der dreifachen Fläche, das glaube ich nicht. Auf meinen Roggen-Beeten reicht der Mulch locker von Mai bis zum Ende des Jahres bzw. der Saison (November). Gerade wenn man Ihn nicht so klein Häckselt, dass die Regenwürmer alles sofort reinziehen können, hält er lange. Der Nachteil ist, dass die Schnecken dann bessere Versteckmöglichkeiten haben.
Die gehäckselten Sonnenblumen zusammen mit ein paar Astabschnitten haben von letztem Oktober oder November bis dieses Jahr Juni auch gereicht auf dem Knoblauchbeet. Es ist dann nicht mehr alles da aber genügend um ein Verschlämmen des Bodens ausreichend zu verhindern.
Den Boden bearbeiten tu ich unterm Jahr auch eher wenig. Die beernteten Ackerbohnen habe ich einfach abgehackt, Wurzel im Boden gelassen. Zwischen den Reihen war mit Grasschnitt gemulcht (nicht Rasenschnitt!). Davon ist etwa ein drittel noch da. Hab da einfach den Salat zwischenrein gepflanzt und zusätzlich mit den gehäckselten Ackerbohnen gemulcht (die werden dann schnell weg sein).

@Nemi: Pfahlwurzel wäre Malve eine Überlegung wert. Passt gut in die Fruchtfolge. Wie es bei der mit Sandboden ausschaut, weiß ich nicht. Blöd ist nur, dass nicht immer alle Samen zuverlässig aufgehen und dann erst in den Folgejahren kommen. Anfangs sind sie aber eher langsam und man kann sie gut kontrollieren finde ich. Die Quirlmalve wäre noch eine Überlegung (viel Masse). Über den Sommer evtl. auch Sudangras. Sonnenblumen sind von der Masse auch gut finde ich aber war da nicht was mit irgendeiner Pilz-Krankheit?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 17. Juli 2019, 10:13:09
Sklerotinia war das, unter anderem ein Thema bei Salat.
Ja, kleingeschnitten oder gehäckselt ist der Mulch schneller weg. Dann muss nachgelegt werden. Langes Stroh hält hier auch lange. Umso weniger Futter ists leider auch für die Würmer.
Mais und Sonnenblumenhäcksel halten recht lange, die sind gut verholzt und werden auch mehr von Pilzen als von Würmern gefressen. 
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Natternkopf am 18. Juli 2019, 19:22:26
Natternkopf, wie mulchst du im Gemüsegarten zB mit Holzhäcksel? Auch, jedoch keinen Frischen. Ist im Bereich von 5-7 Monate alt. Heute mit Kirschlorbeer Häcksel gemulcht.

Wenn Kohl oder irgendwas anderes nach 16 Wochen fertig ist, bleibt die Wurzel drin und du machst nebenan ein Loch in den Mulch zum neu pflanzen? Nehme ich meistens raus und zwar grosszügig ca. 3-5 Liter Loch. Dieses auf den Kompost und mit Komposterde meistens aus Laubkompost rein, gemischt mit Hornspänen. Bei Salat lasse ich den Strunk manchmal drin und neben an ein Loch zum Pflanzen.

Grundbodenbearbeitung ist dann gar keine? Doch im Frühling mit der Gartengabel (oder wie die genannt wird). Einstechen hier und her bewegen. Ist der Boden für Setzlinge relativ hart wird punktuell gelockert.


Mulchmaterial habe ich genug, siehe Link oben.
Dazu noch Miscanthus Schilf.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 20. Juli 2019, 10:51:36
Unkrautjäten heißt dann einzeln ziehen statt hacken? Also 3h Arbeit statt 15 Minuten?
Welche Leitunkräuter gibts bei dir? Sind viele Gräser dabei (Zeiger für weniger gestörte Böden)?

Hier sind die Leitunkräuter Vogelmiere, Kreuzkraut, Portulak, Hirse, behaartes Schaumkraut. Horn-Sauerklee schaffts auch manchmal.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: AndreasR am 20. Juli 2019, 12:08:28
Hätte ich nur solche "Leitunkräuter", bräuchte ich auch nur 15 Minuten fürs Jäten. ;) Leider trotzen die Wurzelunkräuter jeglicher Trockenheit, der einzige Vorteil ist, dass bei Dürre nichts keimt, aber ein kurzer Regen, und schon geht's los. Aber Gemüse- und Staudengarten sind ja ohnehin zwei Paar Schuhe, da sind ganz andere Methoden gefragt...
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 21. Juli 2019, 11:39:38
Im Staudenteil unter den Obstbäumen zupfe ich einzeln Kreuzkraut, viel mehr schafft es dort nicht. Dort sollen sich auch Fingerhut usw aussamen, ich mache dort eigentlich nie was am Boden, die Mäuse wühlen aber durch und ich schlämme die Gänge mit dem Gartenschlauch wieder zu. Dort ist die Krume dichtgelagert krümelig, weniger Brösel als in den Gemüsebeeten.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Monti am 24. Juli 2019, 19:34:20
Sklerotinia war das, unter anderem ein Thema bei Salat.
Ja, kleingeschnitten oder gehäckselt ist der Mulch schneller weg. Dann muss nachgelegt werden. Langes Stroh hält hier auch lange. Umso weniger Futter ists leider auch für die Würmer.
Mais und Sonnenblumenhäcksel halten recht lange, die sind gut verholzt und werden auch mehr von Pilzen als von Würmern gefressen.
Naja, einen Tod muss man sterben... Kannst ja noch etwas Rasenschnitt unter das Stroh mischen, dann haben die Würmer auch was zu tun. Beim Grün umgemähten Roggen sind aber auch genügend Halme für die Würmer dabei.
Ich Hacke übrigens auch eher wenig. Meist Zupfe ich auch, Einrähige Rispe, Vogelmiere, Ehrenpreis ist das meiste. Außerdem Wegerich und Gänsedistel. Wenns viel ist dann i.d.R. mit der Pendelhacke.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 28. Juli 2019, 19:18:45
Macht furchtbar viel Arbeit, aber das Ergebnis überzeugt in meinem Ziegeleitonboden: Holzkohle/Terra Preta in den Boden und darüber mulchen (mit Sägespänen, Kaffeesatz, Rasenschnitt, gehäckseltem Grüngut).

Wo ich tiefgründige Pflanzlöcher ausgehoben habe und mit der Holzkohle-Kompost-Sand-Mutterbodenmischung aufgefüllt habe, sind jetzt z. T. fingerdicke Gänge im Boden (na ja - sind nicht nur Regenwürmer, eher wohl die Maulwurfsgrillen); jedenfalls "schluckt" der Boden dort Wasser wie ein Spundloch, verbackt nichts mehr, bleibt wunderbar krümelig, luftig, locker, feucht... .

Aber mein Rücken, meine Arme und Schultern können ein garstiges Lied singen von der Bodenbearbeitung... !
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 28. Juli 2019, 22:41:06
Ja, frisch umgegraben usw schlucken sie viel Wasser, bis sie voll sind. Danach zeigt sich was der Untergrund versickern lassen kann.
Habe die Tage in einem Garten mit fast schon Minutenboden nach der Kartoffelernte Tagetes gesäht. Nach 2 mal Starkregen in 3 Tagen ist auch dort jetzt alles entmischt. Holzkohle schützt da leider nicht davor, auch wenn die Oberfläche hinterher etwas gröber aussieht. Poren sind trotzdem alle zugeschlämmt und nach dem abtrocknen müssen wieder die Kapillaren gebrochen werden.
Kartoffeln bzw deren Ernte sind einfach nix für die Bodenstruktur.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 28. Juli 2019, 23:02:16
Hier gabs nun auf die Hitze folgernd 2 Tage Starkregen. Es hat mal wieder das Wasser im Beet gestanden. Sowas tut keinem Boden gut, auch ein gemulchter Boden ist danach hin.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 28. Juli 2019, 23:06:11
Schwimmend, man sieht noch schön die braunen Schlieren der wasserlöslichen Fulvosäuren.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 28. Juli 2019, 23:10:39
Nach dem versickern ist wenigstens nicht jedes kleinste Korn vollständig entmischt. Immerhin, unter einer Pfütze ist der Boden auch geschützt vor der Aufprallenergie der Regentropfen.
Gehackt werden muss da demnächst trotzdem.
Auf den gemulchten Beeten eigentlich auch, dort gehts aber nicht mit dem langen Material was da als Trittschutz draufliegt. Sägespänemulch dagegen geht zu hacken. Nur werden sie so auch viel schneller verbraucht als nur obenaufliegend.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 12. August 2019, 14:32:18
Ja, frisch umgegraben usw schlucken sie viel Wasser, bis sie voll sind. ... . Nach 2 mal Starkregen in 3 Tagen ist auch dort jetzt alles entmischt. Holzkohle schützt da leider nicht davor, auch wenn die Oberfläche hinterher etwas gröber aussieht. Poren sind trotzdem alle zugeschlämmt und nach dem abtrocknen müssen wieder die Kapillaren gebrochen werden.
Hmm - ich rede von Boden, den ich vor mehr als einem Jahr bereitet habe - und danach nie mehr umgegraben habe, weil jetzt ein Apfelbaum drin steht.
Entmischung-? Sehe ich keine.

Es ist ein Unterschied, ob man Holzkohle locker oben drüber streut oder wirklich eine tiefgründige Mischung aus Ton, Sand, Kompost und Kohle auffüllt.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 12. August 2019, 21:16:16
Es ist ein Unterschied, ob man Holzkohle locker oben drüber streut oder wirklich eine tiefgründige Mischung aus Ton, Sand, Kompost und Kohle auffüllt.
Das kann ich nur ausdrücklich bestätigen!
Wir hatten hier über den Winter 2018/19 eine Reihe Palettenrahmen als Testbeete aufgestellt und mit unterschiedlichen Erdmischungen beschichtet bzw, befüllt.
Die zwei Beete  mit dem Gemenge aus dem Betonmischer - Kompost, verotteter Pferdemist, Holzhackschnitzel, Holzkohle, Lehm, Steinmehl und Bentonit - war mit Abstand die Mischung mit dem besten Wasserhaltevermögen, einer stabilen Krume und den kräftigsten Pflanzen (wir hatten fast alle Beete mit Erdbeerfrigopflanzen bestückt) Auch jetzt bei der Ausläuferbildung, sind die beiden Beete wie bei der Erdbeerernte, wieder die besten.


Edit fand einen Fehler
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 13. August 2019, 08:23:22
1-2 Bearbeitungsgänge unter Bäumen verkraftet mein (sandiger) Lehm hier auch. Da verschlämmts nicht so oft weil er auch dichter gelagert ist. Ich muss ihn schon mit dem Gartenschlauch fluten um dort was kaputt zu machen.
Die Gemüsebeete sind anders und dort kann ich Größenbedingt nicht viel von der Bodenart abändern. Wenn der Salat unten ist, kommt Bentonit drauf und im Frühjahr Kalkstickstoff. Damit der Kalk mal wieder frisch ist und nicht nur das passive Calciumcarbonat da ist.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: roburdriver am 13. August 2019, 09:45:52
@Thuja thujon ... wieviel Liter gabs bei dir pro qm? Mach doch in deine Beetkante paar Wasserabläufe zur Wiese hin.
Also soviel Wasser steht bei mir nicht im Beet. Ich hab ja 6Kartoffelzeilen zu je 7m Länge und hab in jede Furche dazwischen 1000L IBC rein laufen lassen mit 3/4" Schlauch, am Ende kam nicht mehr wie ein Rinnsaal an. Also 5000L auf die Kartoffelfläche. Wobei ich auch letzten Winter den Starrgrubber 30cm tief durchgezogen habe um den lehmigen Boden aufzuschließen.

Unkraut wächst bei mir Melde, Hühnerhirse, Ackerwinde, Wegerich und Distel. Hab die aber ganz gut in Griff durch dicke Mulchschicht aus Stroh, Rasenschnitt und Schafmist. Meine
 Tropfbewässerung sorgt auch für punktgenaue Bewässerung und relativ trockene Oberfläche zwischen den Kulturen, da keimt das Unkraut nicht so schnell. Ich lass das ca 30min aus einem IBC drucklos laufen, sind ca 5L pro qm.

Gruß Robin

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: roburdriver am 13. August 2019, 09:51:57
Ich kann mich vor Gurken kaum retten.
Hab bisher ca 80kg geerntet ... 28 1L-Gläser Senfgurken sind schon im Keller

Rotkohl ist nun auch geerntet und die Lücke durch Kopfsalat im Beet gefüllt.
Oben im Bild rechts nicht mehr zu sehen 1/3 der Fläche sind noch Zwiebeln und Erbeeren. Links Kartoffeln, Mitte Tomaten 9Pflanzen, Ringelblumen, echte Kamille, 6Stangen Bohnen, Rotkohl, Tagetes, Blumenkohl haben die Ameisen gekillt, hinter den Gurken sind Kohlrabi, Kopfsalat, Möhren.

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 13. August 2019, 10:01:09
@Thuja thujon ... wieviel Liter gabs bei dir pro qm?
30-40mm in einer halben Stunde, davon 25-35 in 10 Minuten. Abgelaufen ists es danach schnell. 5Minuten und es war nichts mehr obendrauf. Da hats noch geregnet als die Pfütze weg war.
Die Gurken sind etwas vom Hagel gepierct, der Kopfsalat auch.
Gurken ist dieses Jahr nicht ganz so gut wie letztes. Trotz Gurkenschwemme. 201 bisher von 8 Pflanzen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Paw paw am 13. August 2019, 13:10:11
Wüstenbildung
"Wenn das Ökosystem kippt, hilft auch kein Regen mehr"
Da geht es zwar um Weiden und Äcker, das Problem ist jedoch das gleiche.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Februarmädchen am 12. November 2019, 17:54:03
Zitat von: Monti
Zitat von: thuja thujon
Mulchmaterial anbauen, ich denke man braucht wenigstens die 3 fache Fläche Mulchanbaugebiet im Vergleich zu dem, was bedeckt werden soll.
Ich lese mit, habe leider wenig Zeit zum schreiben aber zwei Punkte wollte ich einwerfen.
Mit der dreifachen Fläche, das glaube ich nicht. Auf meinen Roggen-Beeten reicht der Mulch locker von Mai bis zum Ende des Jahres bzw. der Saison (November). Gerade wenn man Ihn nicht so klein Häckselt, dass die Regenwürmer alles sofort reinziehen können, hält er lange. Der Nachteil ist, dass die Schnecken dann bessere Versteckmöglichkeiten haben.
Die gehäckselten Sonnenblumen zusammen mit ein paar Astabschnitten haben von letztem Oktober oder November bis dieses Jahr Juni auch gereicht auf dem Knoblauchbeet. Es ist dann nicht mehr alles da aber genügend um ein Verschlämmen des Bodens ausreichend zu verhindern.
Den Boden bearbeiten tu ich unterm Jahr auch eher wenig. Die beernteten Ackerbohnen habe ich einfach abgehackt, Wurzel im Boden gelassen. Zwischen den Reihen war mit Grasschnitt gemulcht (nicht Rasenschnitt!). Davon ist etwa ein drittel noch da. Hab da einfach den Salat zwischenrein gepflanzt und zusätzlich mit den gehäckselten Ackerbohnen gemulcht (die werden dann schnell weg sein).

Aber, aber ... mulcht man denn nicht, um die Regenwürmer zu füttern? Die arbeiten doch gerade den Boden so schön durch und erhöhen die Wasseraufnahmekapazität?


Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Rieke am 12. November 2019, 18:01:25
Mit Mulch bedeckter Boden verdunstet weniger Wasser.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 12. November 2019, 23:53:30
Und wenn Pflanzen auf dem Boden wachsen, gibt es irgendwann einen Punkt, bei dem sich Wassersparen durch Beschattung und Wasserverbrauch durch Verdunstung begegnen und sich der Vorteil als Nachteil entwickelt.
Damit stellt sich die Frage: wann braucht man was. Mulch im Sommer ernährt hier im Trockengebiet keine Würmer, weil die zu dieser Zeit tief unten in Trockenstarre verharren. Im Herbst zeigen sie allerdings wieder Aktivität, legen neue Gänge an wenn sie feingeschnittenes Futter finden, die Gänge sorgen dafür das Wasser schneller in den Untergrund gerät. Evtl auch unterhalb der durch die Pflanzen genutzten Durchwurzelungszone, ja nachdem, was so wächst. Ist das ein Vorteil? Zu welcher Jahreszeit?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: oile am 13. November 2019, 00:21:42
Meine Erfahrung als Sandgärtnerin ist, dass gemulchte Flächen deutlich länger feuchter bleiben als blanke Flächen. Und für mit Giersch bewachsene Flächen gilt dasselbe.  ;D
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 13. November 2019, 00:55:52
Die wassersparende Weinbergtaktik ist, die Begrünung rechtzeitig zu mulchen/mähen, bevor sie zuviel Tiefenwasser raubt. Mit jedem Tag zu spät können über 8 Liter pro Quadratmeter verloren gehen.

Oberflächliche Feuchtigkeit ist die am wenigsten haltbare. Kapillaren brechen, flach bearbeiten spart Wasser. Wenn Pflanzenmaterial vorhanden ist, maximal flach einarbeiten, es muss was an der Oberfläche bleiben.
Meine Erfahrung als Gelegenheitssandgärtner: tiefwurzelnde Pflanzen haben es dort deutlich einfacher als flachwurzelnde Arten. Man kann auch nur so viel wässern, wie die Wurzel mit dem austrocknen mitwachsen kann. Hauptsache sie kommt immer irgendwo an genug flüssiges Nass und darin gelöste Nährstoffe dran.

Artikel von heute, fällt mir gerade wieder ein. Am Hang bewässern:
https://www.topagrar.com/acker/news/bio-gemuese-im-damm-am-hang-11885373.html
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: oile am 13. November 2019, 01:15:49

Wenn Pflanzenmaterial vorhanden ist, maximal flach einarbeiten, es muss was an der Oberfläche bleiben.
Das nennt man gemeinhin mulchen. 

Zitat
Meine Erfahrung als Gelegenheitssandgärtner: tiefwurzelnde Pflanzen haben es dort deutlich einfacher als flachwurzelnde Arten.
Echt jetzt?  ;D

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 13. November 2019, 01:26:20
Die Erkenntis ist fast so gut wie die, das beschatteter Boden weniger besonnt ist.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 13. November 2019, 02:06:22
Ok, das Thema ist eigentlich zu ernst um bei den Gartenfreunden zu verschwinden.

Mulchen, man kann verschiedenes darunter verstehen.
Mulchen bedeutet man bedeckt den Boden mit organischen oder mineralischen Materialien um ihn zu beschatten und vor der Aufprallenergie von Niederschlag zu schützen
Mulchen bedeutet so etwas wie Rasenmähen, das Schnittgut einer (Dauer)Begrünung bleibt auf der Bodenoberfläche liegen

Ziel bei beiden Varianten ist, das Bodenleben, die Struktur, die Durchlüftung, die Nährstoffaufnahme und allgemein das Pflanzenwachstum zu fördern.
Anspruchsvolle Pflanzenarten kommen mit einer dauerhaften `nicht-Bearbeitung´ des Bodens nicht zurecht. Die sich durch keinerlei Bodenbearbeitung mit den Jahren einstellende Dichtlagerung muss durch die Aktivität tiefgrabender Regenwurmarten kompensiert werden, auch, um die Nährstoffe in wasserführenden Bodenhorizonten aufnehmbar zu halten.

Es gibt nun den Ansatz der Hobbygärtner um das zu bewerkstelligen:
Beete bedecken mit Materialen fast egal welcher Herkunft. Keine mechanische Lockerung bzw das Einstechen einer Grabegabel und hin- und herbewegen dieser. Dabei wird deutlich, das Hobbygärtner seit Marie-Luise Kreuter nichts mehr dazugelernt haben. Also 1981 bis 2019, 38 Jahre verloren, eine ganze Generation. Was die Grabegabel in der Mitte Luft reinbringt, presst sie an der Seite zusammen. Wenn sie wirklich den Boden lockern und damit Luft reinbringen würde, wäre der Boden zwangsläufig höher danach. Man erinnert sich: Boden besteht grob zu 50% aus Bodensubstanz, 25% Wasser und 25% Luft. Will man den Luftanteil um 5% erhöhen, = lockern, muss der Boden 5% an Volumen zunehmen. Passiert nicht mit der Grabegabeltechnik, das Niveau des Bodens bleibt gleich, egal wieviel man wackelt, ob trocken oder feucht.

Das einschlafen des Hypes um den Sauzahn zum tiefenlockern lässt vermuten, das hier die grundlegenden Mechanismen des Bodenaufbaus nicht verstanden wurden, sonst wäre der Sauzahn von Hobbygärtnern weiterentwickelt worden.
Dies hat allerdings die Landwirtschaftstechnik gemacht. Statt umgraben/pflügen, also wendender Bodenbearbeitung, mischt sie zunehmend. Dazu werden Gerätschaften benutzt, Grubber, analog dem Sauzahn, allerdings mit weiterentwickelten Scharformen. Je nach beabsichtigtem Zweck kann ein Grubber auch durch mehrmalige Verwendung ähnlich intensiv arbeiten wie ein Spaten oder Pflug, ohne dabei aber zu wenden. Er kann aber auch sehr wenig in das Bodengefüge eingreifen, es gibt eben verschiedene Scharformen.
Er mischt immer nur und hinterlässt je nach Scharform und Bearbeitungstiefe mehr oder weniger Pflanzenmasse auf der Oberfläche bzw den ersten 5cm.

Damit ist dem Regenwurm geholfen, dem Wasserhaushalt, der Durchlüftung, der Nährstoffaufnahme und bei vielen Böden auch der Regenverdaulichkeit.
Meine Frage ist: was gibt es daran zu verbessern. Nicht an der Grabegabel, sondern an der Weiterentwicklung des Sauzahns.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Monti am 18. November 2019, 22:14:33

Aber, aber ... mulcht man denn nicht, um die Regenwürmer zu füttern? Die arbeiten doch gerade den Boden so schön durch und erhöhen die Wasseraufnahmekapazität?

Ist ein positiver Nebeneffekt. Ich hab unmengen Regenwürmer im Boden. Vermutlich auch durch die Mulcherei, wobei ich das nicht mal so sehr treibe wie andere hier. Es bleiben in der Regel aber auch Ernterückstände auf der Fläche und nicht aussamendes oder wieder anwachsendes Unkraut.

Mulchen tu ich, wie andere bereits geschrieben haben, zum Verdunstungsschutz, zum Schutz vor Erosion bei Starkregen (wobei der Boden mittlerweile einiges ab kann) und vor allem auch als Unkrautschutz. Regenwurmfutter ist gut aber nicht mein erster Gedanke ;) Naja, gut, Humusaufbau ist schon auch einer meiner ersten Gedanken... Aber ich will nicht dass gleich alles weg ist.
Dass die Regenwürmer aber übrigens auch nicht vor störrigen Halmen halt machen sieht man am angehängten Foto.

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 19. November 2019, 19:50:17
Das sind ja nur kleine Gräslein... .

Aber was mir einfällt aus aktuellem Anlass (Murenabgänge in Österreich) - Bambus, phyllostachys, die "eklige" Art; dürfte Hänge gut am Rutschen hindern... - Erfahrungen?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 21. November 2019, 07:58:46
Manche Wälder halten keine Muren auf sondern fliessen einfach zusammen mit der Erde runter. In Norditalien sieht man allerdings öfters mal einen recht starkwüchsigen Bambus mit Unterarmdicken Trieben. Keine Ahnung welcher das ist. 

Monti, hier haben sie auch bis 30cm langes Stroh übers Jahr zu Nestern zusammengetragen. Es dauert aber schon deutlich länger bis sie damit wieder Lücken in die Mulchschicht gebaut haben als zB bei Laub oder Heu. Sägemehl hält noch länger als Stroh und liefert auch recht stabilen Humus.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 28. November 2019, 18:14:22
Ok, das Thema ist eigentlich zu ernst um bei den Gartenfreunden zu verschwinden.
für mich ist es vor allem ein spannendes Thema und schon alleine deshalb zu kostbar, um bei den "Gartenmenschen" zu landen.

Zitat
Mulchen, man kann verschiedenes darunter verstehen.
Bei uns im Garten sieht das Mulchen so aus: Zwischen den Erdbeerpflanzen liegt Grassschnitt (Transfermulch) und in den Reihen gehäckseltes Stroh, obendrauf haben mir die Eichen eine dünne Blätterlage geschenkt :) .
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 28. November 2019, 18:30:08
Dabei wird deutlich, das Hobbygärtner seit Marie-Luise Kreuter nichts mehr dazugelernt haben. Also 1981 bis 2019, 38 Jahre verloren, eine ganze Generation.
Thuja :) da sei beruhigt, dem ist nicht so. Es gibt doch immer den/die einen oder anderen Weiterdenker/in, auch bei den Hobbygärtnern. Wobei ich selber keinen Kontakt zu einer Schrebergartenkolonie habe, da mag es ja eine duchaus eine grösseren "Schwung" Gärtner geben, die sich nicht weiter entwicklt haben.

Hier bei uns im Garten jedenfalls gibt es durchaus Veränderungen/Dinge, die ich früher so nicht im Garten genutzt haben.
Dazu gehört z.b. auch die Tatsache, dass wir eigens Beete für den Anbau von C-haltigem Mulchmaterial angelegt haben. Aus irgendeiner zuverlässigen Quelle muss das Material ja kommen, wenn ich es regelmässig beim der Bodenpflege verwenden will.
Hier die ersten Miscanthus - ausschliesslich zu Mulchzwecken angebaut:
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 28. November 2019, 18:33:53
und hier querab die lange Reihe Silphie, wie sie unter einer Blätterdecke dem Frühjahr 2020 entgegenschläft:
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 28. November 2019, 18:36:17
und dann war da noch der 1. Versuchsaufbau zum Thema Komposttee -  da will ich dranbleiben. Auch eine Angelegenheit, die ich in 1981 noch nicht kannte.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 28. November 2019, 22:15:35
Die Beete sehen doch vielversprechend aus. Danke für die Fotos.
Wie hast du die Silphie beerdigt mit den vielen Rillen im Boden? Bei mir blüht noch ein Sämling vom Frühjahr, die haben einen halben Meter. Sida einen ganzen.

Nicht weiterentwickeln, ja, ich sollte manchmal nicht zu allgemein reden, aber wenn von 140 Gärten nicht einer dabei ist, und in den Wohnvierteln noch weniger los ist, da macht man sich schon Gedanken wieviele es wirklich gibt.
Habe gestern mit dem Sauzahn das abgeerntete Kohlbeet durchgezogen, wer hat sowas überhaupt noch im Garten zum Tiefenlockern rumstehen? Man hört nichts mehr davon, fast nur noch Grabegabel und wackeln.
Ich hab mir nur gedacht, ok, Luft bringt er rein, der Boden kommt hoch, aber die Scharform ist Murks. Meißelschar, warum nicht was breiteres fürs flächige unterschneiden? Der war selbst hier im 2 Jahre nicht umgegrabenen bzw tiefer als 4cm gelockertem, festgetrampelten Lehm noch akzeptabel durchzuziehen, dann geht auch noch ein schmales Gänsefußschar. Gibts nicht zu kaufen, muss man erfinden...
Dein Miscanthus sieht gut aus, hier bin ich gerade am Ahornlaub verteilen, wenn demnächst die Randbereiche/Knicks/Hecken runtergesägt werden, gibts vielleicht wieder mehr holziges Material. Wobei mir der Maishäcksel für die Gemüsebeete echt lieber ist. Holziges stecke ich gerne eher Richtung Stauden.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 28. November 2019, 23:39:44
Wie hast du die Silphie beerdigt mit den vielen Rillen im Boden?
:D da haben wir den Mantis mit der tieferen Einstellung genutzt, die Rinne mit Kompost gefüttert, diesen mit einen Dreifuß flüchtig eingeharkt und dann da hinein gepflanzt. So waren die Pflanzen auch nach dem Mulchen noch mit einer optimalen Giessrinne versehen. Die Pflanzen stehen selbst mit Mulchabdeckung etwas tiefer und wir konnten sie wären des Sommer bei Bedarf noch mal mit giessen, ohne daß das Wasser seitwärts weg lief. (Du weisst ja, Sandgärtnerin ;D )

Die Methode ist die selbe bei den Reihen, die man auf dem Foto im 45°Winkel dazu sieht. Dort stehen Johannisbeersträucher, Steckhölzer der Johannisbeerspindeln und auch die Stachelbeeren - alles Pflanzen, die evtl. noch gewässert werden müssen. Da ist das Pflanzen in Rinnen unheimlich praktisch.

Zitat
Nicht weiterentwickeln, ja, ich sollte manchmal nicht zu allgemein reden, aber wenn von 140 Gärten nicht einer dabei ist, und in den Wohnvierteln noch weniger los ist, da macht man sich schon Gedanken wieviele es wirklich gibt
.............und gerät ins Zweifeln. Das kann ich schon verstehen.
Ich habe ja das Glück, dass ich meinen neugierigen Gärtnerinstil nicht mit 140 anderen Standartgärten vergleichen muss (weil ich sie ständig vor Augen habe) und vielleicht bin ich auch deshalb so unbefangen. Schliesslich guckt mir auch nicht alle Momente jemand über'n (imaginären) Gartenzaun und fragt mir Löcher in den Bauch, oder gibt mir womöglich ungefragte Ratschläge.

Zitat
Habe gestern mit dem Sauzahn das abgeerntete Kohlbeet durchgezogen, wer hat sowas überhaupt noch im Garten zum Tiefenlockern rumstehen?
ich :) bis vor kurzem.
Aber mir erschien der Sauzahn von je her "like a green Banana" nicht fertig entwickelt und einfach in der Handhabung nicht wirklich ergonomisch. Kippelte und tat nicht was er sollte, ging nicht von alleine tief in den Boden. Ich fand ihn immer sehr anstrengend - kurz gesagt: nix für Nemi.

Zitat
Man hört nichts mehr davon, fast nur noch Grabegabel und wackeln.
und das ist ja auch für die Katz, jedenfalls so m.M.

Zitat
Ich hab mir nur gedacht, ok, Luft bringt er rein, der Boden kommt hoch, aber die Scharform ist Murks. Meißelschar, warum nicht was breiteres fürs flächige unterschneiden? Der war selbst hier im 2 Jahre nicht umgegrabenen bzw tiefer als 4cm gelockertem, festgetrampelten Lehm noch akzeptabel durchzuziehen, dann geht auch noch ein schmales Gänsefußschar. Gibts nicht zu kaufen, muss man erfinden...
da haben sich schon andere den Kopf gemacht und sind zu diesen Ergebnissen gekommen:
Guck mal hier, The Broadfork: In der Tiefe wird gelockert, aber ohne die Bodenschichten zu vermengen. Die Ergonomie ist deutlich besser und effektiver als so ne schmale Grabegabel ist's auch.
(Ich muss noch mal stöbern, irgendwo hatte sich schon mal jemand die Mühe gemacht und die unterschiedlichen Varianten aus den unterschiedlichen Ländern, zusammen getragen. Hach! Gefunden ;D )
........so eine osteuropäische Variante würde ich ja gern mal testen - Hebelkräfte für die Bodenhege ;D.


Zitat
Wobei mir der Maishäcksel für die Gemüsebeete echt lieber ist.
darüber nachgedacht habe ich auch schon............aber ich fürchte, dass ich damit womöglich die Wildschweine in useren Garten locken könnte :o


Zitat
...hier bin ich gerade am Ahornlaub verteilen,
mit unseren drei 100 hundertjährigen Eichen fühle ich mich auch richtig beschenkt. Die herunterfallenden Blätter betrachte ich immer als Erntegabe der Natur.



Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 29. November 2019, 00:02:08
Was anderes als ein Geschenk ist es auch nicht. Keine Belastung. Bin ich dankbar für.

Das Russenselbstbauding hat was, sieht gut aus das Video. Wenn das jetzt noch etwas (deutlich) schneller gehen würde, hinterher die Kluten brechen und Rückverdichten, dann wäre das mein Teil. Es bringt jedenfalls Luft rein ohne irgendwo zu verschmieren.
Habe gestern gerade Ligusterbaumschule gerodet, mit dem Spaten angehoben, Wurzeln abgeklopft, Liguster gebündelt und Boden glattgekreilt und versucht anzudrücken. Geht nur rund 8cm tief. Normal müsste man jetzt Gründünger reinsäen damit es eine akzeptabel gefestigte Bodenstruktur gibt. Ich pflanze jetzt Knoblauch rein am Wochenende, das möchte ich im Hellen machen, die Sorte muss erhalten werden und hat schon 5mm Wurzeln. Der Oktober war zu nass, man konnte nicht ran. Alles andere als optimal, da hat der Boden wirklich verloren.

Ansonsten: Gießrinne machen wir hier selbst bei Lehm und bei Ton, das bringt nicht nur bei Sand was. Wenn genug Wasser da ist, ziehe ich allerdings die flächige Bewässerung vor. Allein schon wegem Bodenleben, auf das ich mich bei der Düngeplanung doch etwas drauf verlasse. Da passts nicht wenn die Hälfte der Fläche trocken in der Warteschleife liegt.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: mycorrhiza am 29. November 2019, 01:07:54
Die einfachste Antwort zum Thema stressresistente Böden lautet wohl Humusaufbau. Natürlich könnte man seinen ganzen Gartenboden austauschen mit einer schönen Mischung mit Vermikulit, aber das wäre auch nicht wirklich nachhaltig.
Höherer Humusanteil im Boden schafft jedoch auch eine wesentlich bessere Bodenqualität. Es erhöht die Wasseraufnahmekapazität und die Infiltrationsrate was im Zusammenhang mit Extremwetter-Situationen wohl am wichtigsten ist. Weiterhin hat man eine bessere Kationen-Austauschkapazität, Nährstoffe, pH-Puffer und höhere mikrobielle Aktivität.

Am einfachsten erhöht man den Humusanteil mit einer aktiven Pflanzenvegetation und im besten Fall mit Pflanzen die ein starkes Wurzelwachstum haben. Dazu viel Mulchen und organisches Material auf dem Boden belassen. Einen Spaten benutze ich bei mir auch nicht mehr und sehe solche Methoden der Bodenbearbeitung sogar als sehr kritisch. Alle anaeroben Mikroorganismen sind auf einmal an der Oberfläche und die aeroben 30 cm unter der Erde. Man durchtrennt das feine Pilzgeflecht dass durch den Boden läuft (nicht nur das der Mykorrhiza sondern aller Pilze) und man verliert auch viel Wasser dabei. Im großen Stil hat man dann natürlich auch noch Winderosion. Und wenn man gerade den Boden umgedreht hat und es zu starken Regenfällen kommt, dann kann der Boden das Wasser nicht aufnehmen.

In Australien wird gerade an einer noch präziseren Direktsaat geforscht. Das Ziel ist es, die neuen Saatkörner direkt neben den Stoppeln vom Vorjahr zu platzieren, also ca. 1-2 cm daneben. Und nicht irgendwo zwischen die Reihen vom Vorjahr. Durch die direkte Nähe zu den alten Stoppeln sind die Sämlinge besser von Wind geschützt und der Boden ist in diesem kleinen Umkreis auch viel besser. Bisher gibt es sehr vielversprechende Ergebnisse.

Komposttees können dann beim Abbau dieser organischen Verbindungen behilflich sein und vielleicht bekommt man auch ein paar freilebende N-Fixierer in seinen Boden, wer weiß das schon so genau.

Und dann braucht es einfach sehr viel Zeit. Der Großteil des organischen Materials dient als Futter für Mikroorganismen und nur ein kleiner Prozentsatz wird zu beständigen Huminverbindungen umgewandelt. Das kann man dann solange machen bis sich ein natürliches Gleichgewicht aus Abbau und Aufbau von Humus eingependelt hat. Alte Wälder zum Beispiel haben kein großes Potential mehr für Humusaufbau (oder C-Sequestrierung).
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Rupalwand am 29. November 2019, 01:30:24
Ich bin weder Biochemiker noch Biologe im wissenschaftlichen Sinne. Kann also weder mit derartigem Wissen (Wissenschaft) noch  mit Tabellen aufwarten.
Doch der Natur abgeguckt und seit über 70 Jahren mit Mulch, Flächenkompostierung, Kompost seit etwa 10 Jahren zusätzlich mit den sog. effektiven Mikroorganismen und Bohashi habe ich einen an Lebewesen und Humus reichen Garten.
Der Boden hat bei Nichtbearbeitung die Neigung, sich in seinen Urzustand (hier schwerer Lehmboden) zurückzubewegen und vorhandene Wunden zu schließen.
Dies ist eine meiner Beobachtungen.
Eine weitere Beobachtung ist, daß das Einbringen ethischer Werte in Bezug auf den Garten und seine Lebewesen - wie Dankbarkeit über die Ergebnisse, Blüten, Wachstum, Ernten und Freude am Tun und beim ruhenden Beobachten - seinen Reichtun und seine Gesundheit erhöhen.
Dies ist mein Beitrag für jegliche Art von Naturerscheinung.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 29. November 2019, 11:26:05

Eine weitere Beobachtung ist, daß das Einbringen ethischer Werte in Bezug auf den Garten und seine Lebewesen - wie Dankbarkeit über die Ergebnisse, Blüten, Wachstum, Ernten und Freude am Tun und beim ruhenden Beobachten - seinen Reichtum und seine Gesundheit erhöhen.
:D ja und der Beobachter dieses Gartens und seinem Boden, wird auch mit Glücksgefühlen, innerem Reichtum und mehr Gesundheit beschenkt.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: ringelnatz am 29. November 2019, 14:54:23
Zum Thema "Luft einbringen" hätte ich hier mal eine Frage:
In meinem sandigen Gartenboden habe ich grundsätzlich das Gefühl, je mehr Luft ich einbringe/Boden lockere, um so schneller trocknet er auch wieder aus. Von daher meine Frage: Sandiger Boden ist doch eh recht gut durchlüftet - ist es dann nicht sinnvoller gar nicht zu lockern?

Wie schon an anderer Stelle erwähnt, sammele ich erst Erfahrungen..

Meine erste Erfahrung bezüglich zurückhaltender Bodenbearbeitung sah so aus, dass ich ein im Juli 2018 mit Spinat bepflanztes Beet über den Winter stehen ließ (immer wieder mal paar Blätter für den Salat geerntet) und noch zwischen die Spinatpflanzen im September Feldsalat streute, davon konnte ich im März zwei Handvoll  ;) ernten. Im Dezember und im Februar streute ich breitwürfig Möhren dazwischen. Die gingen zwar schnell auf, wuchsen dann aber sehr langsam. Im Sommer gewässert. Ertrag war jetzt im Oktober erwartungsgemäß recht gering (Fingermöhren). Trotzdem war ich erstmal zufrieden, dass das Experiment überhaupt "geklappt" hat.
Das Problem ist natürlich klar: Nährstoffmangel - die ganze Zeit über wurden Nährstoffe entzogen und nicht gedüngt.
Wie aber dünge ich, wenn ich den Boden nicht bearbeiten will? Kompost/Mist muss ich ja irgendwie unterarbeiten...
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 29. November 2019, 16:46:15
Kompost/Mist muss ich ja irgendwie unterarbeiten...
das "Untergraben", von Mist hat mir früher (Anfang der 80er Jahre) schon Unbehagen bereitet.
Heute praktizieren immer mehr Gärtner "no dig" - und auch in der Landwirtschaft gibt es diesen Trend. Da nennt es sich "no till". Schau mal im www, was zu den beiden Begriffen gesagt wird.

Ich grabe nichts mehr um (nur noch in ganz ganz seltenen Ausnahmefällen wird gegraben), sondern mulche in meinen Gemüsegarten (Sand, podsolierter Boden mit 19-25 Bodenpunkten)
Kompost wird nur mild oberflächlich eingeharkt, wenn überhaupt.
Im Moment sieht mein Garten so, wie auf dem Foto in diesem Beitrag, aus.

Hier verlinke ich mal ein Video eines Gärtners, der den Ertrag eines "no dig"-Beetes und eines umgegrabenen Beetes, über mehrer Jahre verglich. In seinem Kanal finden sich noch mehr Videos zu seinen Vergleichsbeeten.
Und hier ein Interview (Deutsch) mit o.e. Gärtner Charles Dowding.

M.M. nach enthält Dowdings Methode viele Aspekte, wie man den Boden fit machen kann für Klimawandel und Extremwetter.
Einzig zwei Punkte fallen mir ein, die ich hinzufügen würde:
1. ich würde mehr zusätzliches Mulchmaterial nutzen (Grasschnitt, Stroh, Hackschnitzel von Strauchschnitt, Silphie u. Sida) - nicht nur Kompost als Mulchmaterial.
2. würde ich die jährlichen Kompostgabe so knapp wie eben möglich halten, um evtl. Nährstoffüberschüsse zu meiden (Bodenprobe)




Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 29. November 2019, 19:41:31
Bei no till wird nichts flach eingearbeitet, sondern notfalls mit dem Schlegelmulcher zerkleinert und fertig. Zum säen braucht es dann etwas andere Schare, weil der Boden dichter gelagert wird.
Bei Pfluglos wird nur flach gemischt, nicht gewendet. Das Material wird also 5 bis maximal 10cm eingearbeitet.

Beides kann zur Folge haben, das der Unterboden an Nährstoffen und Humus verarmt. Oben reichert sich dagegen Humus an, womit man auf fast gleichhohe Humuswerte wie beim pflügen oder tief grubbern kommt. In Trockenperioden hungern die Pflanzen, weil zuwenig Wasser in den oberen Nährstoffreichen Schichten ist, meist ist es zuerst Phosphormangel. Das ist bei Sandboden wohl auch das Hauptproblem. Man muss eben abwägen zwischen Erosion, Aufwand und Ertragspotential.

Viele pflügen oder grubbern deshalb auch alle paar Jahre mal wieder, damit der Unterboden nicht verarmt. Hier wird der hohe Humusgehalt von der Oberfläche auch wieder in der Tiefe konserviert. Der baut sich in der Tiefe einfach weniger schnell ab als an der Oberfläche.

Ich grabe meinen Lehmboden auch meist alle 2-4 Jahre in den Gemüsebeeten um (bzw pflanze Kartoffeln), in den Staudenbeeten seltener, hat ja noch andere Vorteile. Man sollte das nicht zu Dogmenhaft sehen, der Boden ist jedes Jahr und nach jeder Kultur anders und erfordert deswegen unterschiedliche Methoden. 

Dünger kann man auch Unterfuß platzieren, wenn gesäht oder gepflanzt wird, wird der Boden ja meist auch zwangsläufig bearbeitet. So bekommt man auch bei ansonsten Null Bodenbearbeitung Phosphor in die tieferen, feuchteren Schichten. Alternativ Saatrillen etwas tiefer ziehen, Kompost rein, Samen rein und mit Erde zudecken und andrücken. Macht evtl aber angiessen notwendig, weil die Kapillaren gebrochen wurden und die Bodenfeuchtigkeit nicht mehr zum Samenkorn auftseigen kann. 

Bei dem ganzen Thema sollte man auch dran denken, das man Verdichtungen vermeiden muss. Also bei Lehmboden nicht mal schnell nach dem Gewitterschauer noch schnell den Salat hinten im Beet ernten und deswegen mit den Füßen ins Beet treten. Dicht gelagerter Sandboden ist da nicht ganz so anfällig.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 29. November 2019, 20:00:10
So unterschiedlich wie die Böden und die Kulturen sind wohl auch die Methoden... .

Ich möchte meinen tonigen Untergrund fit machen für Apfelbaumwurzeln, damit diese darin nicht ersticken und hoffentlich auch bei längerer Trockenheit noch ausreichend Feuchtigkeit finden.

Die obersten 30cm sehen ja ganz anständig humos aus - auch dank meiner Mulchorgien:
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 29. November 2019, 20:06:39
Aber wie ihr seht, darunter wird es böse.

Wisst ihr, warum man Tongestein als geeigneten Untergrund für die Endlagerung von radioaktiven Abfällen hält?

Weil sich Poren und Risse darin selbsttätig wieder schließen!

Werkzeug: Spaten; Wunschwerkzeug: Bagger!

Bild: Tonboden in der Tiefe:
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 29. November 2019, 22:26:35
Bild: Tonboden in der Tiefe:
:o pah...........und ich knausere mit dem wenigen Lehm, den ich von alten Lehmdecken hier aus dem Haus habe. Bei jeder Schubkarre Kompostmischung gibt's einen, selten zwei 10l-Eimer Lehm dabei. Ist halt kostbar für meinen Sandboden.
Tja, so unterschiedlich sind die Böden.

Wie wirst Du vorgehen um Deinen Boden vom Obstanbau "zu überzeugen"?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 30. November 2019, 00:12:08
Nachdem mir nun ein Baum schon an Kragenfäule verreckt ist (und ich einen pomme Limoncella wegen Krebs in Jugendjahren rausgeworfen habe) versuche ich mir mehr Mühe mit den Pflanzgruben zu geben, also die Bäume in einen "Propfen" guter, frisch bereiteter Erde zu pflanzen.

Wie du siehst, richtig tief ausheben und mit einer Mischung aus Humus (Oberboden bzw. Kompost), kleingekrümeltem Lehm (das mit dem Kleinkrümeln sagt sich so einfach), Sand (feinen vom Fluss und gröberen aus der Kiesgrube) und tja, wenn ich's hab, Terra Preta aufzufüllen. Terra Preta ist die wertvollste Zutat, für einen halben Kubikmeter muss ich ein paar Monate Kohle sammeln, machen; dann geht mir die kompostierte Kohle aus und ich nehm' aus Verzweiflung frische - was dann im ersten Jahr zu Wachstumsstörungen führt.

Ich hab' derzeit ca. einen Kubikmeter Tonaushub im Garten lagern (und weiß nicht wohin damit) - kannste gerne haben gegen Anlieferung einer gleichen Menge Sand... .

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 30. November 2019, 01:06:31
Ich hab' derzeit ca. einen Kubikmeter Tonaushub im Garten lagern (und weiß nicht wohin damit) - kannste gerne haben gegen Anlieferung einer gleichen Menge Sand... .
::) ach, wenn's doch nur nicht gar so weit weg wäre ::)
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: AndreasR am 30. November 2019, 01:22:34
Hier liegt auch jede Menge Lehmaushub herum, sogar schon im Maurerkübel - ist nicht ganz so weit wie zu b-hoernchen... ;)
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Rupalwand am 30. November 2019, 07:24:36
Dieses Thema ist ganz nach meinem Geschmack, wenn es praktisch ist.
Viele Dank, daß manches so schön zu lesen ist!

Erstmal allen hier im Forum einen wunderschönen Tag.
Ich bin von meiner Art her freundlich, so teile ich mich mit.
Ich habe gestern noch im Forum die Einträge über "wenn ich mal alt bin" gelesen.
So was las ich früher nie.

Gestern war hier ein sonniger milder Tag.
Ich saß eine kleine Weile an meinem zukünftigen Kartoffelland und sinnierte über das weitere Vorgehen,
bis es mir zu kalt wurde und ich an meinen warmen Ofen schlurfte.
Währenddessen zogen zwei Ketten Kraniche über mein Grundstück Richtung Südwesten.
Ob ihre nächste große Station der 'Lac du Der' ist?
Was einem so alles einfällt !!
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: elis am 30. November 2019, 08:08:07
Ich bin weder Biochemiker noch Biologe im wissenschaftlichen Sinne. Kann also weder mit derartigem Wissen (Wissenschaft) noch  mit Tabellen aufwarten.
Doch der Natur abgeguckt und seit über 70 Jahren mit Mulch, Flächenkompostierung, Kompost seit etwa 10 Jahren zusätzlich mit den sog. effektiven Mikroorganismen und Bohashi habe ich einen an Lebewesen und Humus reichen Garten.
Der Boden hat bei Nichtbearbeitung die Neigung, sich in seinen Urzustand (hier schwerer Lehmboden) zurückzubewegen und vorhandene Wunden zu schließen.
Dies ist eine meiner Beobachtungen.
Eine weitere Beobachtung ist, daß das Einbringen ethischer Werte in Bezug auf den Garten und seine Lebewesen - wie Dankbarkeit über die Ergebnisse, Blüten, Wachstum, Ernten und Freude am Tun und beim ruhenden Beobachten - seinen Reichtun und seine Gesundheit erhöhen.
Dies ist mein Beitrag für jegliche Art von Naturerscheinung.

Das kann ich voll bestätigen. Ich arbeite schon seit ca. 15 Jahren mit den effektiven Mikroorganismen mit großen Erfolg. Mache mir meine Terra-Preta auch selber, das ist ja Bokashi mit Holzkohle. Die hat die Fähigkeit, die Nährstoffe auf Dauer im Boden zu halten und auch die Feuchtigkeit. Dann das ganze Jahr mulchen, mulchen,mulchen. Jetzt im Winter habe ich ca.20 cm Laub drauf und mit EM gegossen. Das hält den Boden warm, die Regenwürmer können lange oben bleiben und den Boden umgraben. Brauche im Frühling nur noch mit dem Zaunzahn durchziehen, der Boden ist so schön locker und pflanzfertig. Das Laub lasse ich solange oben bis es aufgefressen ist. Dann nehme ich Rasenschnitt zum mulchen. Das ist ja auch Dünger (Stickstoff). Auf meinen Rasen kommt auch nur Terrapreta, Urgesteinsmehl und Hornspäne, das mache ich immer im Herbst. Das reicht als Dünger.

lg elis

Auf dem Bild sieht man den Blättermulch noch vom Winter.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Natternkopf am 30. November 2019, 10:52:41
Salü elis

Ist auch ein bewährte Vorgehensweise. 🌿🌷

Grüsse Natternkopf
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 30. November 2019, 12:10:10
Hier liegt auch jede Menge Lehmaushub herum, sogar schon im Maurerkübel - ist nicht ganz so weit wie zu b-hoernchen... ;)
:) Danke für Dein Angebot Andreas  :) es sind etwa 425 km - da streikt mein GGG (GartenGötterGatte) leider noch.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 30. November 2019, 12:18:16
Moin rupalwand :)

Gestern war hier ein sonniger milder Tag.
Ich saß eine kleine Weile an meinem zukünftigen Kartoffelland und sinnierte über das weitere Vorgehen, 
und? bist Du zu einem Ergebniss gekommen?

Zitat
Währenddessen zogen zwei Ketten Kraniche über mein Grundstück Richtung Südwesten.
Ob ihre nächste große Station der 'Lac du Der' ist?
Was einem so alles einfällt !!
da Du schon gedanklich in Frankreich warst - die Franzosen sollen leckere Kartoffelsorten haben. :D
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: ringelnatz am 30. November 2019, 14:27:44
M.M. nach enthält Dowdings Methode viele Aspekte, wie man den Boden fit machen kann für Klimawandel und Extremwetter.
Einzig zwei Punkte fallen mir ein, die ich hinzufügen würde:
1. ich würde mehr zusätzliches Mulchmaterial nutzen (Grasschnitt, Stroh, Hackschnitzel von Strauchschnitt, Silphie u. Sida) - nicht nur Kompost als Mulchmaterial.
2. würde ich die jährlichen Kompostgabe so knapp wie eben möglich halten, um evtl. Nährstoffüberschüsse zu meiden (Bodenprobe)

Vielen Dank, sehr interessantes Video und Interview! Ich werde das denke ich auf einem Beet einfach mal ausprobieren. Ich erinnere mich daran, dass thuja in einem anderen Thread zu dem Thema "Karton unterlegen" kommentiert hatte, dass dies nachteilig wäre. Wie ist deine Erfahrung damit, Nemesia? Hast du das mal gemacht?
Ich habe recht hartnäckige Unkräuter, v.a. Quecken, daher interessiert es micht natürlich sehr, diese parallel im Zaum zu halten. Allerdings sind die Wurzelausläuferspitzen der Quecken so spitz, das würde mich schon wundern, wenn die nicht durch den Karton kommen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 30. November 2019, 19:00:43
Ich weiß jetzt nicht wirklich wo und wie ich mich zu Karton wäre negativ geäußert habe, aber eventuell gings dort vielleicht darum das Karton ausgelegt werden sollte und obendrüber Rindenmulch bzw ähnliches?
Dann kann man das nicht mit dem vergleichen was man so allgemein unter Gemüseboden versteht.

Ansonsten, Quecken haben wir demletzt hier großflächig mit der Kreiselegge aufgelockert und zerhäckselt, hinterher rausgekrailt, hat funktioniert, widerspricht jeglicher Lehrmeinung.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 30. November 2019, 20:41:23
Pappkarton auslegen praktiziere ich auch hin und wieder - vor allem dort, wo ich nur selten hinkomme, z. B. bei meinen Anpflanzungen auf der 20km entfernten Bauernwiese.
Im Hausgarten habe ich vor ein paar Jahren die Gierschflächen damit abgedeckt und dann ca. 20cm hoch Pferdemist darüber gepackt - hat bis auf ein paar Ecken, wo ich nicht hingekommen bin, den Giersch beseitigt.

Unter dem Karton bleibt's schön feucht, und weil Pappe sich nach ein paar Monaten zersetzt, halte ich das für ziemlich unproplematisch.

Aber, um weniger zum Unkraut und wieder mehr zum Thema zu schreiben "Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter? ":

So ein einfaches Patentrezept nach dem Motto "mach dies und jenes und dann lehne dich dann entspannt zurück" gibt's da nicht!

Bodenbearbeitung, insbesondere die Bodenverhältnisse zu verändern, heißt extrem dicke Bretter bohren.

Allein in meinem Garten liegt bis in ca. 1m Tiefe geschätzt (größenordnungsmäßig) ein Kilotonne Ton.

Kilotonne - woher kenn' ich das nur? Richtig, darin misst man die Stärke von Atombomben! Und das gibt auch ungefähr den Energieaufwand wieder, wenn ich da grundlegend was verändern will - oder man kratzt halt nur an der Oberfläche 'rum.

Natürlich gibt es für diverse Klimazonen angepasstere Methoden der Bodenbearbeitung, Kulturführung und weniger angepasste.
Trotzdem werden wir Gärtner immer extrem auf Wetter und Klima angewiesen sein.
Ich kann den Boden lockern und wasserspeichernd machen wie ich will, wenn's graupelt und hagelt ist in zwei Minuten die Ernte vernichtet... .
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 30. November 2019, 21:43:16
Ich werde das denke ich auf einem Beet einfach mal ausprobieren. Ich erinnere mich daran, dass thuja in einem anderen Thread zu dem Thema "Karton unterlegen" kommentiert hatte, dass dies nachteilig wäre. Wie ist deine Erfahrung damit, Nemesia? Hast du das mal gemacht?
Ja, hier im Gemüsegarten haben wir eine lange Reihe Palettenrahmenbeete als Mutterpflanzenquartiere für meine diversen Erdbeersorten aufgestellt. Alle Rahmen haben wir auf braunen, unbedruckten Karton gestellt und dann mit unterschiedlichen Erdmischungen befüllt. Auch die Bereiche zwischen den Palettenrahmen wurden mit Karton abgedeckt und mit Grasschnitt und/oder Stroh bedeckt.
Quecke ist nur in einigen wenigen Palettenbeeten duchgekommen, auf den Zwischenbereichen schon eher einmal.
Da die Palettenbeete mit unterschiedlichen Kompost/Erdmischungen befüllt sind, erschienen Beikräuter wie auch in den bodennahen Gemüsebeeten. Die Beikrautsamen kamen halt duch die Gartenerde aus den Mischungen, auch in die Palettenrahmenbeete. 3 X wurde deshalb händisch Beikraut gejätet.

Ein interessanter Aspekt:
Jetzt im Herbst wollte ich gerne wissen, wie tief die unterschiedlichen Erdbeersorten wohl gewurzelt hatten. Ich grub also in mehreren Palettenrahmenbeeten mit der Handschaufel bis auf den "Kartonboden". Es war fast kein Karton mehr zu finden und die Erdbeerpflanzen hatten ihre Wurzeln inzwischen bis unterhalb der Palettenrahmen in die darunterliegende Erde geschoben.

Hier auf dem angehängten Bild, auf der linken Seite, ist ein Teil der Palettenrahmenbeete zu sehen (alle mit Estrichmatten versehen, da wir häufig Rehwild im Garten haben).



Zitat
Ich habe recht hartnäckige Unkräuter, v.a. Quecken, daher interessiert es micht natürlich sehr, diese parallel im Zaum zu halten. Allerdings sind die Wurzelausläuferspitzen der Quecken so spitz, das würde mich schon wundern, wenn die nicht durch den Karton kommen.
Nach meiner Erfahrung ist es wichtig, solch Quecke"nester" immer auch am äusseren Rand eines solchen Palattenrahmen energisch mechanisch zu bekämpfen, damit sie erst gar nicht genug Zeit haben, in die Rahmen hinein- und dann nach oben an die Oberfläche, zu wachsen.
Als dann zur Sommermitte der Karton zwischen den Rahmen verrottet war, haben wir einfach regelmässig mit dem Rasenmäher dazwischen gemäht wenn doch noch etwas hoch kam und ansonsten immer für eine energische Mulchschicht gesorgt.


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Eine weitere Methode, die mir auch schon bei verunkrauteten Flächen sehr geholfen hat, ist das zeitweise Abdecken mit Silofolie. 2-3 Zeitspannen hintereinander: 7-14 Tage abdecken, dann aufdecken bis die Beikräuter wieder gekeimt sind, dann wieder abdecken usw.  (quasie wie "falsches Saatbeet") und danach etwas Kompost, Setzlinge pflanzen (mit möglichst minimaler Bodenbewegung) und sofort zwischen den Reihen mulchen (Gras, Stroh). Was dann noch an Beikraut hochkommt, ist zu bewältigen.
Viele Beikräuter sind Lichtkeiner.
Mir gefällt das besser als umgraben.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: ringelnatz am 30. November 2019, 22:00:12
Vielen Dank für die tollen Antworten!
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 30. November 2019, 23:55:17

Aber, um weniger zum Unkraut und wieder mehr zum Thema zu schreiben "Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
:) Ich möchte wiedersprechen, schliesslich gibt es hier einen Zusammenhang:
Je bodenverträglicher ich mein Beikraut handhabe, um so mehr stärke ich die Fitness des Bodens.
Ist das nicht ein wichtiger Aspekt?

Im Gemüsegarten z.b.:
"Es wird jeden Herbst umgegraben (und wo nötig auch mit Mist aufgefüllt) und dann im Frühjahr noch gegrubbert. Dann werden die Beet eingeteilt und dann erst bestellt. Und wer dann nicht übers Jahr mit dem Jäten dranbeibt, hat keine Chance." So hat mir mein Gartennachbar 1983 damals beigebracht.  "Anders würd' ich dem Unkraut ja sonst nie Herr werden." sagte er.

Ob das so richtig bodenschonend war?

Von Gründüngung, Mulch und schonender Bodenbearbeitung war keine Rede. Und den Begriff Bodenpflege gab es auch noch nicht - Gartenpflege ja und Pflanzen, die wurden gepflegt. Aber Bodenpflege? Der Boden war etwas Selbstverstänndliches, er war ja da.


Wenn wir Gemüsegärtner heute Beikräuter reduzieren wollen um zu einer guten Gemüseernte zu kommen, dann kann es dem klimabewusten Gärtner doch eigentlich nur selbstverständlich sein, dass er/sie sich nach Methoden umschaut, die die Beikräuter reduzieren ohne den Boden über gebühr zu strapazieren.

Je schonender die Bewirtschaftung (hier auch Beikrautregulation), um so fitter bleibt der Boden für den Klimawandel.

Kürzlich las ich diese Zeilen:
Zitat
Klimaänderungen beeinflussen den Boden, veränderte Bodenverhältnisse beeinflussen das Klima. Der Umgang mit Böden ist daher sowohl Teil des Klimaproblems als auch seiner Lösung.
Die Zeilen stammen aus dem LABO-Positionspapier „Boden und Klimawandel“                                    Stand:  09.06.2010


Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 01. Dezember 2019, 09:59:30
Im Tomatenbeet versuche ich das Unkraut totzumulchen.
Hier gehen noch ein paar Schubkarren Ahornlaub drauf, ich hoffe das es bis zum Herbst nächstes Jahr hält.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 01. Dezember 2019, 10:02:26
In einem anderen Beet steht der Sandhafer, der unterdrückt auch Unkraut.
Auf dem Teil wo letztens noch Kohl stand, habe ich mit dem Sauzahn rund 25cm tief durchgezogen, er hat ganz gut die Erde angehoben, die verdichteten Platten vom plattrampeln bei der Salat/Kohlernte müssen jetzt vom Frost gelockert werden. Optimal ist sowas nicht.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 01. Dezember 2019, 17:26:56
Je bodenverträglicher ich mein Beikraut handhabe, um so mehr stärke ich die Fitness des Bodens.
Ist das nicht ein wichtiger Aspekt?
Und ich probiere es mit Walderdbeeren gegen Unkraut aus. Erst kräftig mulchen - Holzhäcksel, Sägespäne, den einen oder anderen Eimer Sand dazu und als "Sahnehäubchen" Kaffeesatz drauf, das gibt einen "beerenfreundlichen" Oberboden, dann Walderdbeeren pflanzen und zusehen, wie sie das Unkraut Schritt für Schritt zurückdrängen. Habe ich letztes Jahr das erste Mal methodisch praktiziert und erste Ergebnisse dieses Jahr lassen hoffen... .
Für's Gemüsebeet wären die Walderdbeeren mit ihrer invasiven Art wohl eher nix, aber unter Spalierobst, Johannisbeeren und Maibeeren machen sie sich passabel. (Und Sahnequark mit Walderdbeeren schmeckt einfach so guuut!)
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 01. Dezember 2019, 17:47:42
Aber um nochmal auf das Bild in #68 zurückzukommen - Unwetter mit Graupel, Hagel und Starkregen:

Also gegen Hagel und Graupel bin ich einfach machtlos!

Was man aber auch sieht (das Foto ist zum Nachbarn 'rüber fotografiert): Pfützen auf der Rasenfläche.

Die Wasseraufnahme eines Tonbodens funktioniert halt doch recht zögerlich; kein Wunder, ursprünglich war hier der Grenzbereich zu einem Niedermoor, keinen Kilometer entfernt steht schon 2m Torf über dem Seeton an.

Was gefragt wäre:
Ein Boden, der Feuchtigkeit aufsaugen kann wie ein Schwamm, ohne zu verschlammen... . Ich sag' nur "Terra Preta"!
Jetzt hab' ich natürlich keine zig Tonnen Kohle zur Verfügung, um mal eben schnell meinem Garten eine schöne halbmeter Schicht Terra Preta zu verpassen.

Die kleine Lösung:
Trockenrisse, die sich in Dürrezeiten bilden, beizeiten mit Sand auffüllen, damit sie sich bei Regen nicht wieder dicht schließen können. Ich war echt überrascht wieviele 10 Liter Eimer feinen Flusssand so ein Riss auf ein paar Dezimeter "schlucken" kann.
Mittlerweile bin ich dazu übergegangen, die Rasenfläche (oder was noch übrig davon ist) systematisch mit Sand zu mulchen - wenn ich Sand von meinen anderen Projekten entbehren kann. Tja, Sand könnte ich fast ohne Ende brauchen... .
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 01. Dezember 2019, 17:56:13
Ich finde zur Bodenpflege gehört auch Boden feucht halten.
Ich habe jedenfalls noch keinen Vorteil sehen können, wenn tiefe Bodenrisse da sind.

Mit Sand auffüllen, ok, das hat was, aber die Nährstoffladung nach dem wiederbefeuchten eines tiefgründig ausgetrockneten Bodens wenn das Leben darin endlich wieder leben darf und explodiert, das sorgt nur für extreme Wachstumsschübe bei den Pflanzen oder zu Problemen wie geplatzte Tomaten usw.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 01. Dezember 2019, 18:13:25
Brunnen habe ich keinen.
Jetzt bin ich nicht Krösus und Rasen bewässern ist für mich bislang noch nicht in Betracht gekommen.
Ich bin genug beschäftigt bei Bedarf die Obstbäume und -sträucher zu gießen. Die von dir postulierten Wachstumsschübe sind mir im Rasen noch nicht aufgefallen - zumindest nicht negativ. Ist eh wumpe - im Sommer ist zu mähen... .

Die Trockenrisse haben sogar den Vorteil, dass sie Wegsamkeiten in die Tiefe legen, die ich sonst mühsam selber schaffen müsste.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 01. Dezember 2019, 18:41:17
Wenn man mulcht sollten das die Würmer machen. Braucht aber seine Zeit.

Rasen wässern geht bei mir in Tateinheit mit Obstbäume wässern. Erleichtert die Rasenpflege ungemein. Er kann wachsen statt zu vertrocknen und man hat Mulchzeugs wenn man das frische Grün braucht. 
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: ringelnatz am 01. Dezember 2019, 19:36:09
Für's Gemüsebeet wären die Walderdbeeren mit ihrer invasiven Art wohl eher nix,
ich vermute, du hast es am Alpenrand schön feucht? auch im Sommer?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Azubi am 02. Dezember 2019, 14:47:42
Erst mal vielen Dank für eure Infos. Im Moment fallen mir noch zwei Fragen ein.

1. Wie behandelt ihr eure Beete, in die direkt eingesät werden soll? Beispielsweise Möhren. Ist euer Mulch rechtzeitig weg?

2. Unser Laub liegt, soweit es entfernt wird, bereits auf Haufen zum Kompostieren. Ich könnte aber evt. noch Rasen mähen. Wie dick darf ich reinen Grasschnitt auf die Gemüsebeete packen a) jetzt im Winter b) im Sommer? Mein Problem ist weniger die Bewässerung, sondern mehr die Unterdrückung der Unkräuter. Ich habe die Beete erst vor 1-3 Jahren durch Abdecken mit einer Unkrautfolie angelegt. Vorher war es "Grünfläche" (Rasen mit vielen Kräutlein).
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 02. Dezember 2019, 18:41:32
Wenn man mulcht sollten das die Würmer machen. Braucht aber seine Zeit.
Ich glaube, du hast immer noch nicht die Dynamik eines Tonbodens verstanden.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 02. Dezember 2019, 18:48:03
Für's Gemüsebeet wären die Walderdbeeren mit ihrer invasiven Art wohl eher nix,
ich vermute, du hast es am Alpenrand schön feucht? auch im Sommer?
In den letzten Jahren hatten wir gerade im Frühjahr und Sommer brutale Hitze und Trockenzeiten.

Walderdbeeren habe ich auch am Steinbruch und in Schutthalden in ziemlich trockenem, mineralischen Boden wachsen sehen. Ich sag' "ausprobieren". Ich versuch's auch mit Kultursorten von Erdbeeren, vermute aber, dass die anspruchsvoller sind und sich nicht so leicht gegen Unkraut durchsetzen können.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 02. Dezember 2019, 19:01:46
Naja, hier werden die Tonböden nach dem mulchem meist umggraben, zwischendurch gewässert. In Tonboden passt ja nicht so viel Wasser rein wie in Lehm. Das merkt man schon. Man muss halt eher hinterher sein, sonst gibts Kluten.

@Azubi: wenn Mulch drauf liegt säe ich nicht direkt sondern pflanze nur. Dort wo ich säen will, kommt kein Mulch drauf, es sei denn es geht um große, Triebkräftige Samen wie Bohnen oder Mais. Wenn der Boden ausreichend abgetrocknet ist wird je nach Größe der Fläche mit dem Gartenwiesel gelockert oder mit dem Minisauzahn durchgegrubbert und bei letzterem hinterher mit dem Krail/Rechen/Walze säfertig gemacht. Es gibts noch x Varianten mehr, Saatbettbereitung ist komplex, unterscheidet sich von der Grundbodenbearbeitung und hängt von vielen Dingen ab. Ich guck mir in der Regel zuerst den Boden an, dann wird erst entschieden. Unterm Strich kannst du mich über die Saison ebenso fragen wie der Boden gerade ist oder auch wie die Wettervorhersagen aussehen. Beides ist relevant für die Kulturführung.
Rasenschnitt auf Gemüsebeeten über Winter macht meistens nur dann Sinn wenn nicht zuviel Schadgräser wie Poa annua drin sind. Im Frühjahr verzögert er das abtrocknen. Um Unkraut unterdrücken zu wollen solltest du ihn wenigstens 10cm dick draufpacken, er klumpts dann ziemlich, Heue und Stroh wäre besser. Da du aktuell noch Laub hast, Laub häckseln zusammen mit dem Rasenschnitt, das pappt nicht so zusammen. Die Schicht sollte im Frühjahr spätestens nach dem pflanzen erneuert werden. Auch bei Kopfsalat darf 6 Wiochen lang nichts durchkommen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 02. Dezember 2019, 19:21:48
Naja, hier werden die Tonböden nach dem mulchem meist umggraben, zwischendurch gewässert.
Ob das die richtige Methode für den Rasen des Nachbarn ist?

Wie gesagt, ich mulche ja meine Rasen - mit Sand und bevorzugt in die Trockenrisse. Ich meine, bei mir steht nicht gar so schnell das Wasser auf der Wiese wie beim Nachbarn.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 02. Dezember 2019, 19:37:39
Es ist fast egal, für echten Rasen ist Tonboden ungeeignet. Wenn der feucht begangen wird, kommts zu Verdichtungen. Auch dann bleibt Brühe drauf stehen.
Habe ich auch bei meinem Lehmboden. Nach 2 Wochen Regen quietscht er. Da betritt man ihn nicht, sondern zertritt ihn.
Deswegen gibts im Fussballstadion Substrataufbau für den Rasen und regelmäßiges absanden (Hohlspoons zum Löcher stechen, mit Sand auffüllen). Prinzipiell ist deine Überlegung also schon richtig, sie ist eben nur aufwendig und verbraucht Ressourcen. Hier gibts Baggerseen wegen der Gier nach scharfem Flussand und Kies. Geht zwar fast alles in die Bauindustrie, aber mit Sand gehe ich trotz örtlicher Nähe zu den Lagerstätten gerne recht sparsam um.

Langfristig bräuchte ich Unmengen um den Boden hier zu verändern. Das kann und will ich nicht schaffen.

Rasen mulchen, ja, aber mit Bedacht. Filz brauche ich auch nicht Zentimeterdick. Dann wurzelt er über dem Boden und vertrocknet noch schneller. Lässt man ihn über Sommer mal wochenlang länger wachsen, ist der nie wieder runtermähbar weil unten alles gelb bis braun, da kann man fast neu anlegen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Azubi am 03. Dezember 2019, 10:09:44
@thuja  Ich habe schon öfter hier im Forum gelesen, dass eine Mulchschicht erneuert werden soll. Kannst du kurz schreiben, warum das sinnvoll ist?
Beim Mulchen mit "Grünflächen-Grasschnitt" muss man wohl generell aufpassen, dass man keine Samen ins Gemüsebeet verfrachtet?

@b-hoernchen  Ich setze Walderdbeeren im Schatten gegen Giersch ein. Bislang sieht es aus, als ob es funktionieren wird.

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 03. Dezember 2019, 21:55:28
Man muss nicht jede Mulchschicht erneuern. Lava zB hält relativ lange.
Was erneuert werden muss/soll/kann ist das was von den Bodenorganismen oder durch andere Einflüsse weniger wird. Das gilt für die meisten organischen Materialien. Mulch funktioniert als Unkrauthemmende Methode meist erst in recht dicken Schichten, es sei denn er enthält herbizide Wirkstoffe wie zB Rindenmulch. Ansonsten reden wir bei Mulch aber von einer ziemlich mechanischen Wirkungsweise beim abtöten von jungen Keimlingen durch zB Lichtentzug, Austrocknen usw.

Um die Aufprallenergie von Regentropfen abzupuffern und damit die Zerstörung der Krümelstruktur des Bodens zu verhindern, genügen auch dünnere Mulchschichten. 2cm 0-6mm mineralisches Material wäre dafür schon oft ausreichend.
Ernährt nur nicht so viele Bodenlebewesen.
Mulch ist also vielseitig und muss je nach gewünschtem Zweck angepasst werden. Es gibt kein schwarz und weiß.
Aber selbst die Farbe des Mulchmaterials kann eine Rolle spielen, helles Material reflektiert mehr Licht an die Pflanzen, das kann bei echten Sonnenkindern Sinn machen, obwohl es die Wärme nicht so gut aufnimmt bzw wieder abgibt.

Stell dir die Frage was willst du erreichen und was hast du dafür zur Verfügung bzw bist du bereit dafür zu tun.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 03. Dezember 2019, 23:45:57
Ende Oktober:
Strohmulch auf der Brachfläche im Gemüsegarten.
Diese Fläche hatten wir im Frühjahr organisatorisch zum Gemüsegarten hinzugenommen.

Damit sie nicht von den Beikräuter übernommen wird, haben wir die Fläche den Sommer über regelmässig mit dem Rasenmäher kurz gehalten (mulchmähen) und dann Ende Oktober mit Stroh gemulcht.

Geplant ist im Frühjahr 2020 ein Kartoffelanbau um die Fläche zu beschatten. (Mulch bleibt liegen, wird bei Bedarf aufgefüllt, die Kartoffeln werden mit einem Blumenzwiebelstecher gepflanzt)

Wir sind natürlich gespannt, was in 2020 noch an Beikräutern durchkommt.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 04. Dezember 2019, 00:36:25
hier ein Erbeerpflanzenbeet mit einer dünnen Schicht Grasschnittmulch (letzter Schnitt) für den Winter. Darunter ist eine dünne Schicht Miscanthushackschnitzel.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 04. Dezember 2019, 07:43:58
Kartoffeln in Wiesenboden ist oft ein Fest für Drahtwürmer. Früher hat man zum testen aufgeschnittene Kartoffeln vergraben, wenn nach 3 Tagen nichts dran war, konnte man pflanzen.

Bei der Ernte musst du wahrscheinlich graben, ist hinterher was an Gründünger zur Unkrautunterdrückung geplant? Tagetes nach Frühkartoffeln hat hier gepasst, die standen noch lange genug.

Bleibt der Miscanthushäcksel eigentlich fluffig oder verzahnt der sich doch ein wenig wie Rasenschnitt?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Alstertalflora am 04. Dezember 2019, 09:20:35
Moin.
Ich überlege, ob ich den hier reichlich anfallenden Heulage- „Abfall“ zum Mulchen verwenden kann. Er enthält reichlich Grassamen, die aber- nach meinem Verständnis- durch die Milchsäuregärung nicht mehr keimfähig sein sollten. Kann das jemand bestätigen ?
Dann stellt sich mir die Frage, ob der PH- Wert des Bodens durch die Heulage nennenswert beeinflusst wird, oder ob das im vernachlässigteren Bereich liegt.
Ich bin gespannt, ob sich jemand dazu äußern mag.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 04. Dezember 2019, 13:24:54
Kartoffeln in Wiesenboden ist oft ein Fest für Drahtwürmer. Früher hat man zum testen aufgeschnittene Kartoffeln vergraben, wenn nach 3 Tagen nichts dran war, konnte man pflanzen.
ein guter Einwand. Wobei wir die Kartoffeln ausschliesslich für die Erschliessung des Bodens anbauen wollen. Eine evtl. Ernte wäre ein netter Nebeneffekt und würde an die Nachbarin geschenkt. (wir meiden Kohlenhydrate auf dem Essteller) Wobei ich eine Drahwurmzucht für den Boden natürlich auch vermeiden möchte.
Gute Idee - Ich mach mal den Test bevor ich die Kartoffeln lege.

Zitat
Bei der Ernte musst du wahrscheinlich graben, ist hinterher was an Gründünger zur Unkrautunterdrückung geplant? Tagetes nach Frühkartoffeln hat hier gepasst, die standen noch lange genug.
......................hm, graben um die Kartoffeln wieder zu entfernen ist eigentlich unerwünscht. Evtl. Drahwürmer"zucht".............Deine Einwände sind gut. Vielleicht ist die Idee mit den Kartoffeln gar nicht so gut ::)
Dann lieber die Mulchdecke, wo nötig, nachlegen und Kürbis pflanzen :D

Zitat
Bleibt der Miscanthushäcksel eigentlich fluffig oder verzahnt der sich doch ein wenig wie Rasenschnitt?
Ja, bleibt er. gucks du :D
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 04. Dezember 2019, 13:27:30
und hier noch mal eine handvoll feuchten M.-Materials auf dem Transportbeutel. Es fällt auseinander.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 04. Dezember 2019, 13:34:32
und so sieht M. als Mulch zwischen den Erbeerpflanzen aus (im Aug. aufgelegt)
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Azubi am 04. Dezember 2019, 13:41:36
@ Nemi
Ich setze in die frisch "eroberten" Beete immer zuerst Kartoffeln. Drahtwürmer hatte nur einmal an ca. 5 Kartoffeln. Kartoffeln hinterlassen einen tollen Boden und verdrängen wirklich viel Unkraut (bis auf Melde). Liegt aber vielleicht an meiner vermehrten Bodenbearbeitung durch Anhäufeln etc.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: oile am 04. Dezember 2019, 13:44:21
Liegt aber vielleicht an meiner vermehrten Bodenbearbeitung durch Anhäufeln etc.


Ich neige dazu, dass die segnungsreiche Wirkung des Kartoffelanbaus darin begründet ist.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 05. Dezember 2019, 07:51:33
Das schwache Wurzelsystem von Kartoffeln knackt jedenfalls nix. Der lockernde Effekt kommt ausschliesslich vom graben zum legen, anhäufeln und hacken während der Kultur und wieder abhäufeln bzw graben beim ernten. 4 mal Bodenbewegung ist mehr als ein antriebsschwacher Gärtner mit einmal umgraben bewegt. Unterm Strich bleibt die Kartoffel eine Humuszehrende Kultur und bei späten Sorten gibts auch enorme Spätverunkrautung, meist mit Wärmekeimenden Samenunkräutern. Distel und Co hält sie sowieso nicht zurück.

Was knackt den Boden und hat gute Vorfruchtwirkung? `Anspruchlose´ Tiefwurzler: Ölrettich, Saubohne, Raps usw.

Danke für die Mulchfotos. Wirklich keine Blätter drin. Der sieht ziemlich perfekt aus.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Azubi am 05. Dezember 2019, 10:22:29
Kartoffeln hinterlassen definitiv ein anderes Bodengefüge. Das ist sogar meinem Mann aufgefallen, als er mal ein paar Kartoffeln ausgegraben hat. Unser Boden fühlt sich einfach anders an.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 05. Dezember 2019, 22:59:18
Klar, sonst würde man auch nicht umgraben oder pflügen oder sonstwas. Mechanische Bodenlockerung macht man ja normal nicht zum Spaß, sondern dann, wenn es Punkte bringt.

Guck dir das Bild an, kein Vergleich zu `no till´.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 06. Dezember 2019, 11:49:05
Guck dir das Bild an, kein Vergleich zu `no till´.
und wie lange hatte der Boden Zeit, sich unter 'no till' zu entwickeln?
...........habe ich Deine Aussage richtig verstanden? Du willst sagen, das der Ertrag unter 'no till' geringer sei?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Azubi am 06. Dezember 2019, 12:40:06
@thuja  Unser Gemüsebeet-Boden(recht sandig) ist unabhängig von der Bodenbearbeitung immer gleich "locker". Ich ernte die Kartoffeln, indem ich auf Knien rutschend die Erde über den Kartoffeln mit den Händen beiseite schiebe und die Kartoffeln auflese.
Dennoch fühlt sich der Boden nach Kartoffeln anders an als nach anderen Kulturen und unabhängig davon, ob ich den Boden der anderen Kulturen mehr oder weniger bearbeitet hatte.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 06. Dezember 2019, 23:46:04
Dieses anders sollten wir mal näher spezifizieren. Spatenprobe wird da aber wohl nicht weiterhelfen. Vielleicht Feldgefügeansprache? Hat jemand einen besseren Vorschlag?
Ich glaube zu wissen was du meinst, Kartoffeln hinterlassen einen schlechten Boden. Da wird nix groß gefördert an Pilzen und Co wie bei Lauch oder sonstwas, also da kommt nicht viel von der Kartoffel was Lebendverbauung, verschleimen usw fördert. Wie bei Petersilie. Einfach schlechte Vorfrucht. Dadurch das das leben im Boden während der Zeit in der die Kartoffeln wachsen nicht still steht, passiert trotzdem was, nur eben nicht genug zum ausgleichen oder gar zum guten, und das ist wohl dieses anders...

@nemi: ich wollte damit eigentlich nur sagen, dass es da verdammt wenig Gemeinsamkeiten mit Null-Bodenbearbeitung gibt wenn man so tief wühlt und das mehrfach. Ist bei Kartoffel nun mal so.
Weniger Ertrag bei no till, die Tendenz dazu gibt es ja, zusätzlich mehr Pilzkrankheiten und Regenwürmer/Bodenleben, weniger Erosion durch stabilere Bodenoberfläche aber wenn mans mit dem gesparten Aufwand verrechnet, kann das trotzdem Gewinnbringend sein. Es ist halt was anderes, bei no Till gehts eben nicht darum das man Düngung, Bewässerung usw so macht wie vorher aber nicht mehr den Boden bearbeitet, das muss man als ganzes System betrachten und dementsprechend anpassen/leben.
Unkraut hacken ohne Bodenbearbeitung geht nicht, selbst wenn man es einzeln händisch zieht, es bleibt lockerer, nackiger, gestörter Boden zurück als Keimbett für alle Offenbodenkeimer.
Abschneiden, bleibt der Boden unberührt oder festgetrampelt.
Totmulchen, kann funktionieren, sollte man dann aber mit lockern/umgraben und totmulchen vergleichen. Nicht einfach nur umgraben und nackig liegen lassen, während das andere Beet eine dicke Mulchauflage spendiert bekommt.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 07. Dezember 2019, 00:41:31
Weil ich den Link gerade noch in der Zwischenablage habe:
der Fünflibertest: https://www.liebegg.ch/upload/rm/merblatt-boden-schonen-mit-fuenflibertest.pdf?_=1539952861000

Zitat
Ein mittelfeines bis grobes Saatbett schont den Boden, spart Energie, vermindert den Maschinenverschleiss und erzielt ebenso gute Erträge wie ein feines Saatbett. Verschlämmung, Strukturschäden und Erosion können vermindert werden, wenn nur bei optimaler Bodenfeuchte und nur so fein wie unbedingt nötig bearbeitet wird. Mit dem Fünflibertest kann die Saatbettfeinheit beurteilt werden.
Ob die Bodenfeuchte optimal war, erkennt man daran, das die Werkzeuge sauber bleiben.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Natternkopf am 07. Dezember 2019, 16:53:51
👍 Sehr guter Praxis Hinweis.

Ob die Bodenfeuchte optimal war, erkennt man daran, das die Werkzeuge sauber bleiben.

 :)

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: pearl am 07. Dezember 2019, 17:17:57
ich mach ja nicht in Gemüse und säe Stauden in meiner Komposterde aus, aber gerade ist mir Gley über den Weg gelaufen. In der Botanik, Gley und Gleye Böden haben ein hohes Wasserspeicherpotential. Landwirtschaftlich sind die Böden nicht wertvoll, aber in Benachbarung zu landwirtschaftlichen Flächen könnten sie gute Dienste leisten. Wasser aufnehmen und bei Trockenperioden wieder abgeben. Sowas wie swales zwischen Ackerflächen. Gräben in denen Sickerwasser nicht wegfließt, sondern den Zwischenabfluss begünstigt.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 11. Dezember 2019, 22:40:40
Verdichtete Fahrspuren könnten doch noch mehr Wasser aufnehmen wenn sie nur tief genug sind.

Wie gut gibt Gley das Wasser wieder her? Ist die Querdiffusion nennenswert?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 11. Dezember 2019, 23:06:08
"...Liegt oberflächennahes Grundwasser an, so kommt es in der Regel zur Vergleyung. Dies ist in Flusstälern oder Niederungen der Fall, kann aber in regenreichen Gebieten auch in abflussträgen Lagen auftreten. Da die Bildung der Gleye durch die Anwesenheit von Grundwasser bestimmt ist, sind sie azonale Böden, also Böden, die weltweit unabhängig von Landschaft oder Klima auftreten. Auch ihre Bodenart kann je nach Lage divers sein.

Gleye stehen unter einem stärkeren Grundwassereinfluss als die Auenböden. Der mittlere Grundwasserstand liegt hier bei weniger als 0,8 m unter der Geländeoberfläche, bei einer Schwankung von meist 0,5 – 1,0 m, kann aber unter Umständen auch bis an die Oberfläche reichen. Die unterschiedlichen Bodentypen der Gleye werden auf Grund des Humusgehaltes im Oberboden und der Höhe des Grundwasserspiegels bestimmt.

Grundwasser tiefer als 4 dm und weniger als 15 % Humus - (Norm-)Gley ..."

Per Definition liegt mein Garten knapp "oberhalb" eines Gleybodens, da Grundwasser zum größten Teil tiefer als 80cm ansteht in den höheren Bereichen, im niedrigsten Bereich sieht es so aus, die nachbarliche Baustelle im Juni, Grundwasser abgepumpt:

(https://up.picr.de/37142146bj.jpg)

"...Natürliche Gleyböden sind wichtiger Bestandteil von grundwasserabhängigen Landökosystemen, da sie große Wassermengen speichern können.[10][5] Der natürlicher Wasserrückhalt ist durch die verzögerte Wasserabgabe erhöht. Gleyböden leisten einen großen Beitrag zur Grundwasserneubildung, da das Wasser in der Landschaft gehalten wird.[5][11] Diese hydromorphen Böden tragen zum vorbeugenden Hochwasserschutz bei. In thermischen Belastungssituationen und Trockenperioden wirken sie aufgrund der hohe Verdunstungsleistung (Evapotranspiration) von Boden und Pflanzen als kühlendes Landschaftselement.[5][12]
...
Durch den hohen Grundwasserstand der Gleyböden ist die land- und forstwirtschaftliche Nutzung stark eingeschränkt.[3] Traditionell werden sie aufgrund ihrer Beschaffenheit, je nach Grundwasserstand als Grünland oder Wald genutzt. Grünland eignet sich bei nicht zu hoch anstehendem Grundwasserstand am besten als landwirtschaftliche Nutzungsform, da eine ackerbauliche Nutzung aufgrund der Nässeverhältnisse nicht standortgerecht ist.[6][5][13]"
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 12. Dezember 2019, 00:46:07
Die Flurhöhe ist nicht die größte. Ist hier ähnlich, um die 2m. Deswegen auch nur rund 60-70 Bodenpunkte, trotz naturbedingt hohem Humusgehalt. Soweit zum Wert aus den Karten.

So deutlich sichtbare Ortsteinschichten wie bei dir gibts hier allerdings nicht bzw ich habe noch keine gefunden. Deswegen gibts hier wohl auch nur selten den Badewanneneffekt. Aber im Trockengebiet gibts auch nicht so oft die Möglichkeit, das die Badewanne oben vollläuft. Es müsste derzeit wohl noch 5 Monate regnen um das Defizit der letzten 2 Jahre aufzufüllen. Grundwasserneubildung ist hier seit Jahren negativ.

Hast du bei dir schon über Tiefenlockern nachgedacht, Ortstein aufbrechen? Würde wohl keinen Sinn machen, aber früher wurde sowas auch großflächig gemacht.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: MarkusG am 12. Dezember 2019, 07:41:05
...

Hast du bei dir schon über Tiefenlockern nachgedacht, Ortstein aufbrechen? Würde wohl keinen Sinn machen, aber früher wurde sowas auch großflächig gemacht.

Was hätte das denn für einen Nutzen? Gartenplaner baut ja -soweit ich weiß- kein Gemüse an und wenn ich es richtig verstanden habe, sind Gleyböden an sich nichts negatives. Oder habe ich das falsch verstanden?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 12. Dezember 2019, 08:23:16
Sie sind durch die wasserundurchlässige Schicht unten eben Staunässeanfällig. Tief wurzeln geht darin jedenfalls meist nicht. Wenn man mal so eine Ortsteinschicht in den Händen zerbröselt hat, kann man sich vorstellen wie schwer sich Wurzeln damit tun dort durchzukommen. Das schaffen nicht alle Gehölze/Gewächse.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Bristlecone am 12. Dezember 2019, 08:29:24
Ortstein ist etwas Anderes. Hat mit Gley nichts zu tun.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Bienenkönigin am 12. Dezember 2019, 08:43:49
Guten Morgen,
Mein Grundstück besteht zu 2/3 aus Gleyböden und ich kann den kühlenden Effekt nur bestätigen: wenn hier im Sommer am Tag 38Grad waren, kühlte es abends/nachts auf 15Grad ab.
Da ich nur nach und nach in Erfahrung brachte, welchen Boden ich hier habe und welche Konsequenzen das haben könnte, habe ich blauäugig auch Obstbäume gepflanzt und bisher wachsen sie gut. Nur der Spätfrost ist immer mal ein Problem.
Wahrscheinlich funktioniert es gut, da bevor wir dieses Grundstück kauften, hier immer Schafe gehalten wurden, mindestens 40 Jahre, auch Gemüse wächst gut.
LGr
Bienenkönigin
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 12. Dezember 2019, 11:50:15
Sie sind durch die wasserundurchlässige Schicht unten eben Staunässeanfällig. Tief wurzeln geht darin jedenfalls meist nicht. Wenn man mal so eine Ortsteinschicht in den Händen zerbröselt hat, kann man sich vorstellen wie schwer sich Wurzeln damit tun dort durchzukommen. Das schaffen nicht alle Gehölze/Gewächse.
Gleye sind grundwasserbedingte Böden, Staunässe in Böden bringt Pseudogleye hervor.
Man könnte meinen, das macht keinen großen Unterschied, macht es aber wohl schon:
"...Pseudogleye sind wegen der Staunässe und der damit einhergehenden Sauerstoffarmut im Frühjahr problematische Standorte und werden vornehmlich mit Wald bestockt oder als Wiesen genutzt. Die Wälder sind oft schlechtwüchsig, weil die Wurzeln der Bäume die jahreszeitlich sauerstoffarmen Horizonte meiden und entsprechend nur flach wurzeln. Wenn im Laufe des Jahres das Stauwasser schließlich versickert bzw. von den Pflanzen aufgenommen worden ist, können sie dann über ihr flaches Wurzelsystem nicht mehr ausreichend Wasser aufnehmen.  ..."

Im Gley ist immer in der Tiefe das Grundwasser präsent und auf jeden Fall für Gehölze erreichbar, das hab ich letztes und dieses Jahr selber erlebt.

Ich weiß nicht, was du für eine Ortsteinschicht hälst, wobei Ortstein nur bei Sandböden vorkommt, aber auf dem Foto kann man schweren, aber nicht steinharten Lehmboden sehen - bis zum den dunklen Streifen ganz unten knapp über dem Wasserstand des (da schon ständig abgepumpten) Grundwasserstandes, da fängt erst eine blätterige Schieferschicht an, die dann in kompakten, festen blauen Fels übergeht und wohl ein Posidonienschiefer ist.

Unser (portugiesischer) Mieter baut Gemüse an, soweit ich das mitbekomme, verteilt er im Frühjahr etwas Mist flächig und arbeitet den mit der Motorhacke ein und macht sonst nicht viel mit dem Boden, vielleicht Gründüngungszwischen/nachsaaten, um den Boden zu bedecken, das kann ich nicht richtig beurteilen.
Beim (ebenfalls portugiesischen) Vormieter hat die Mutter den Boden immer nur mit der Hacke von hand bearbeitet, während der (luxemburgische) Mieter davor wiederum immer alles umgegraben hat.
Inwiefern sich die Ergebnisse unterschieden, kann ich nicht sagen, zumindest der jetzige Mieter fährt da gute Ernten ein.

Der Boden ist an sich sehr fruchtbar und kann Nährstoffe auch gut speichern.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 12. Dezember 2019, 21:29:26
Ortstein ist etwas Anderes. Hat mit Gley nichts zu tun.
Danke. Habs gerade geschnallt. Rasenortstein meinte ich wohl gesehen und gemeint zu haben.

Also Tschuldigung für die Verwirrung.

@gartenplaner: sozusagen Hortisol obendraufgepackt.

@bienenkönigin: die Eigenschaft der Kaltluftsenke hat hier auch der Auboden. Wenn man abends ergiebig wässert damit nicht alles vertrocknet erst recht.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 12. Dezember 2019, 22:19:24
...
@gartenplaner: sozusagen Hortisol obendraufgepackt.
...
Ich denke mal, der Boden war durch die eiszeitlichen und später die Bachablagerungen schon immer fruchtbar - aber ja, schon die Römer hatten ein dichtes Netz an villae rusticae dort und beeinflussten schon den Boden.
Auf der Ferraris-Karte von 1777 kann man aber gut erkennen, dass die Felder auf den Kuppen lagen, hinter dem Bereich meines Gartens anfingen, die Bachniederung war von (Feucht)Wiesen bedeckt.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 12. Dezember 2019, 23:13:50
War wohl der Dynamik geschuldet. Die wurde wohl die letzten Jahrzehnte dort zerstört.
Gibts Pläne den Bach zu renaturieren?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 12. Dezember 2019, 23:20:35
Der Bach verläuft auch schon auf den alten Karten merkwürdig gerade - vielleicht wurde da schon vor langer zeit mal begradigt.
Aber in den 80ern wurde er im Nachbarort in ein chices Betonbett gepackt  :P
Ja, es gibt erste Ansätze, jenseits des Nachbarortes wurde schon etwas renaturiert und unser bauwütiger Nachbar, Bauerssohn, meinte, dass es wohl auch Pläne für einen Abschnitt bei uns gäbe - zu seinem großen Entsetzen  ;D
Eine Renaturierung ein paar Dörfer weiter hat zur Wiederansiedelung des Weißstorches als Brutvogel in Luxemburg geführt.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 12. Dezember 2019, 23:45:34
Ja, die freuen sich über nasse Wiesen.
Der Boden braucht noch etwas länger...
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 13. Dezember 2019, 11:45:32
Sein Vater hat den Betrieb aufgegeben, er bebaut jetzt die an meinen Garten angrenzende Wiese mit einem 12-Parteienhaus (daher das Foto vom Bodenprofil) - dem können die Wiesen vorm Dorf eigentlich ziemlich egal sein  ::) ;D
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: lerchenzorn am 13. Dezember 2019, 13:03:04
Ortstein ist etwas Anderes. Hat mit Gley nichts zu tun.
Danke. Habs gerade geschnallt. Rasenortstein meinte ich wohl gesehen und gemeint zu haben.

...

Das beim Gartenplaner ist weder Ortstein noch Raseneisenstein. Es sind wohl nur leichte Hydromorphiermerkmale (Eisenverbindungen im Grundwasserschwankungsbereich). Ortstein aus überwiegend vertikaler Verlagerung (ohne oder geringer Grundwassereinfluss) und auch Raseneisenstein mit Einflüssen aus lateraler Verlagerung (im Grundwasser und dessen Wechselbereich) sind meistens deutlich kompakter und in sandigen Substraten zu finden. "Rasenortstein" gibt es nicht, glaube ich.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 13. Dezember 2019, 23:26:21
Ortstein aus überwiegend vertikaler Verlagerung (ohne oder geringer Grundwassereinfluss) und auch Raseneisenstein mit Einflüssen aus lateraler Verlagerung (im Grundwasser und dessen Wechselbereich) sind meistens deutlich kompakter und in sandigen Substraten zu finden.
  :) Die Gelegenheit ist günstig. Da möchte ich gleich mal nachfragen: ......und wie heisst die rote, verhärtete Schicht im Podsol (hier ein Foto aus Wiki, so siehts bei uns, nur etwas rötlicher, auch aus)?
Aber eine noch wichtigere Frage, die mich schon seit unserer Zeit hier auf dem Grundstück "umtreibt": Einige Landwirte hier in der Gegend vertreten die Meinung, man müsse diese Bodenschicht (in etwa 50cm Tiefe) unbedingt aufbrechen, um dem Boden überhaupt etwas abringen zu können.
- Gilt das auch für mich, mit meinem Gemüsegarten?
So tief wurzelt mein Gemüse doch nicht, dass es Probleme mit dem Wurzelraum gäbe, oder doch?
Oder geht es hauptsächlich um einen zügigen Abtransport von Regenwasser bei einem Starkregenereignis?

- Kann eine Gründüngung mit z.b. Rettich oder Bitterlupine diese harte Bodenschicht durchdringen?

- Bei meine Beerensträuchern mit ihren flachen Wurzeln habe ich noch keine Probleme gehabt.

- Bei unseren Obstbäumen bin ich mir nicht so sicher. Einige kümmern so vor sich hin. Wir pflanzten die Bäume vor 6 Jahren, gruben die Pflanzlöcher mit Hilfe eines Minibaggers, der diese Bodenschicht in den Pflanzlöchern aufbrach.

Also :D wie mache ich es nun beim Podsol richtig? wie mache ich diesen Boden in meinem Garten fit für die Wetterereignisse des Klimawandels? Die typische Schicht des Podsol aufbrechen, oder nicht?

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 13. Dezember 2019, 23:44:59
Ortstein aus überwiegend vertikaler Verlagerung (ohne oder geringer Grundwassereinfluss) und auch Raseneisenstein mit Einflüssen aus lateraler Verlagerung (im Grundwasser und dessen Wechselbereich) sind meistens deutlich kompakter und in sandigen Substraten zu finden.
  :) Die Gelegenheit ist günstig. Da möchte ich gleich mal nachfragen: ......und wie heisst die rote, verhärtete Schicht im Podsol (hier ein Foto aus Wiki, so siehts bei uns, nur etwas rötlicher, auch aus)?
Das dürfte Ortstein sein, der kommt ja nur bei Sandböden vor, es sieht so aus, als ob es bei dem wiki-Artikel das gleiche Foto ist wie dein verlinktes...
In dem wiki-Artikel wird auch Tiefpflügen zur Urbarmachung empfohlen.
Allerdings sollte man da vielleicht wirklich erstmal überlegen...wenn unter der kompakten Schicht nicht in geringer Tiefe Grundwasser kommt, hat ein Aufbrechen ja zur Folge, dass Oberflächenwasser schnell versickert - und dann weg ist in Trockenzeiten
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 14. Dezember 2019, 15:49:31
Hallo Gartenplaner,
Du schreibst sehr richtig:
..... es sieht so aus, als ob es bei dem wiki-Artikel das gleiche Foto ist wie dein verlinktes...
genau :) das habe ich auch geschrieben, guckst Du:
(hier ein Foto aus Wiki, so siehts bei uns, nur etwas rötlicher, auch aus)?
ich hätte es wohl schon gleich im Originalpost hervorheben sollen (habe ich jetzt fix nachgeholt :) ), damit niemand auf die Idee kommt, ich würd' mich mit "fremden Feder"/ Fotos schmücken wollen.


In dem wiki-Artikel wird auch Tiefpflügen zur Urbarmachung empfohlen.
Allerdings sollte man da vielleicht wirklich erstmal überlegen...wenn unter der kompakten Schicht nicht in geringer Tiefe Grundwasser kommt, hat ein Aufbrechen ja zur Folge, dass Oberflächenwasser schnell versickert - und dann weg ist in Trockenzeiten
ganz genau so sind auch meine Bedenken. Grade wenn sich tatsächlich diese heissen Sommerphasen wie in 2018 und 19 weiterhin häufen.......
Humusaufbau aller Art und Bodenbedeckung für den Oberflächeschutz des Bodens, machen wir ja nun im Gemüsegarten nach einigen unerfreulichen Erfahrungen, endlich konsequent.

Aber vielleicht sollte ich die unterschiedlichen Pflanzsitiationen auch unterscchiedlich handhaben:
- Im Gemüsegarten die Ortsteinschicht lassen, in der Hoffnung, dass das Wasser dann nicht so schnell wegläuft..........
- und bei den Bäumen mit ihren tiefreichenden Wurzeln, die Ortsteinschicht unbedingt öffnen, damit die Bäume Zugang zum Grundwasser unterhalb der Schicht haben.

LG
Nemi

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 14. Dezember 2019, 16:44:07
...ich hätte es wohl schon gleich im Originalpost hervorheben sollen (habe ich jetzt fix nachgeholt :) ), damit niemand auf die Idee kommt, ich würd' mich mit "fremden Feder"/ Fotos schmücken wollen.
...
Nee, keine Sorge, es war ja ein Link und in der Adresszeile auch erkennbar, dass es ein wiki-Foto ist.

Wie tief steht denn im Sommer das Grundwasser an?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 14. Dezember 2019, 16:55:48
Wie tief steht denn im Sommer das Grundwasser an?
Direkt vor unserem Grundstück hat die Kreisverwaltung ein Messrohr und dort etliche Jahre die Grundwasserstände erhoben. Lt. telefonischer Auskunft der zuständigen Mitarbeiterin haben wir im Sommer einen Grundwasserspiegel von durchschnittlich 10 m unter 0 und im Winter durchschnittlich 1 m unter 0.
Im Winter ist das für uns auch so ersichtlich, im Sommer (is ja logisch) eher schwieriger zu sehen ;D
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 15. Dezember 2019, 17:54:55
Das nenn ich mal ne Bandbreite!  :o
Aber bei 10m unter Bodenoberfläche im Sommer haben auch bei durchbrochener Sperrschicht die Baumwurzeln einen sehr weiten Weg, zu weit, oder sehe ich das falsch?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 15. Dezember 2019, 18:15:16
Wenns regnet ist der Boden überm Grundwasser doch trotzdem feucht. Im Grundwasser selbst wachsen nur Wurzeln von Pflanzen, die das auch vertragen.
Versickern tut nur das Wasser was der Boden nicht festhalten kann, wenn es sich aufstaut, bringts den meisten Pflanzen trotzdem nicht viel, weil die Wurzeln darin nicht atmen können.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 15. Dezember 2019, 22:00:31
Mir gings eher um das kapillar aufsteigende Wasser vom Grundwasserspiegel - bei mir erhält das die eingewachsenen, schon etwas größeren Gehölze auch in extremen Trockenjahren wie letztes und dieses.
"...Da die Poren des Bodens unterschiedliche Formen und Durchmesser aufweisen, tritt auch oberhalb des Kapillarraumes noch kapillarer Wasseraufstieg auf, der allerdings nicht mehr zu einer Sättigung aller Hohlräume führt. Je geringer der Porendurchmesser ist, desto höher ist der kapillare Aufstieg. Tonböden weisen einen ungesättigten kapillaren Aufstieg bis zu 3 m, Sande bis zu einigen dm auf. Kiese weisen keinen Kapillarsaum oder einen Kapillarsaum von nur wenigen Zentimetern auf.

Kapillarer Wasseraufstieg vom Grundwasser kann zur Wasserversorgung von Pflanzen beitragen. Je nach Bodenart kann Grundwasser ca. 0,5 m bis 1 m unterhalb des Wurzelraumes noch ausreichende Wassermengen liefern. Bei tieferen Grundwasserständen trägt Kapillaraufstieg in der Regel nicht mehr nennenswert zur Pflanzenversorgung bei...."
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 15. Dezember 2019, 22:36:40
Wenns regnet ist der Boden überm Grundwasser doch trotzdem feucht. Im Grundwasser selbst wachsen nur Wurzeln von Pflanzen, die das auch vertragen.
  wie tief wurzeln eigentlich 100jährige Eichen?


Zitat
Versickern tut nur das Wasser was der Boden nicht festhalten kann,
also fleissig die Wasserspeicherkapazität des Bodens päppeln

Zitat
wenn es sich aufstaut, bringts den meisten Pflanzen trotzdem nicht viel, weil die Wurzeln darin nicht atmen können.
stimmt. wobei ich mir eigentlich nicht vorstellen kann, dass die Ortsteinschicht das Wasser wie eine Wanne zurück hält.
Zu nass hatten wir es im Gemüsegarten jedenfalls noch nicht, nur zu trocken.............und dann perlt das Wasser beim giessen ab. Aber dann weiss ich auch, dass ich mit dem giessen zu lange gewartet habe ::)


Kapillarer Wasseraufstieg vom Grundwasser kann zur Wasserversorgung von Pflanzen beitragen. Je nach Bodenart kann Grundwasser ca. 0,5 m bis 1 m unterhalb des Wurzelraumes noch ausreichende Wassermengen liefern. Bei tieferen Grundwasserständen trägt Kapillaraufstieg in der Regel nicht mehr nennenswert zur Pflanzenversorgung bei....
hm......wie unpraktisch :o aber, gut zu wissen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 16. Dezember 2019, 23:48:30
Zitat
Versickern tut nur das Wasser was der Boden nicht festhalten kann,
also fleissig die Wasserspeicherkapazität des Bodens päppeln
Die Ionenaustauschkapazität nicht vergessen. Düngen kann man dann immernoch, zB mit Kompost, bringt Humus und zumindest ein wenig Leben rein. Gründünger ist ein anderer Humus und anderes Leben als Kompost.

Nach den letzten 2 Jahren geht es aktuell vorwiegend darum, Wasser reinzubringen. Auch wenn abfrierende Gründünger nicht das beste in Punkto Nährstoffkonservierung sind, bin ich doch froh, dass ich im Frühjahr recht früh drauf kann und nicht noch zB Grünroggen umbrechen muss um Wasser zu sparen. Da ist mir die Wartezeit einfach zu lange und die Kulturen gehen dann zu weit ins heiße Frühjahr oder den trockenen Sommer.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: mycorrhiza am 19. Dezember 2019, 13:51:31
Wenns regnet ist der Boden überm Grundwasser doch trotzdem feucht. Im Grundwasser selbst wachsen nur Wurzeln von Pflanzen, die das auch vertragen.
  wie tief wurzeln eigentlich 100jährige Eichen?

Die Mykorrhizapilze in dem Zusammenhang auch nicht vergessen. Der geringere Hyphendurchmesser schafft es auch in die Feinporen des Bodens und außerdem wird das Wurzelsystem deutlich verlängert. Der Einfluss der Mykorrhiza auf die Wasserversorgung von Pflanzen ist noch nicht ganz geklärt und es gibt dazu widersprüchliche Arbeiten. Was für mich bedeutet, dass einfach sehr viele verschiedene Faktoren eine Rolle spielen.

Ich war dieses Jahr an einem Projekt zur Untersaat von Weinreben beteiligt (in Australien). Normalerweise wird unter den Reben Glyphosat gespritzt um Wasser zu konservieren (bewässert wird dann natürlich trotzdem). Wir haben verschiedene Mischungen ausgesät und können bisher zumindest sagen, dass es keine Nachteile gibt. Für andere Resultate müssen wir noch länger warten.
Das richtig interessante war jedoch, dass unsere 2,5 m langen Bodensonden kein Wasser mehr feststellen konnten. Sowohl die Weinreben als auch die Untersaat hat trotzdem sehr glücklich ausgeschaut.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Quendula am 19. Dezember 2019, 20:20:02
Womit hattet ihr untersät?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: mycorrhiza am 19. Dezember 2019, 21:47:23
Womit hattet ihr untersät?

Ein paar Behandlungen waren nur Mulchen mit Stroh oder Kompost. Alle Pflanzenarten weiß ich nicht mehr, aber es war auf jeden Fall Weidelgras (annual rye grass) und Medicago truncutula mit dabei.
Es ist halt wichtig, dass man eine australische Sommer- und Winterpflanze hat, damit eine durchgehend aktive Vegetation vorhanden ist.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 20. Dezember 2019, 00:48:32
Die Mykorrhizapilze in dem Zusammenhang auch nicht vergessen.
Stimmt es eigentlich, dass Mykorrhizapilze zwingend lebende Pflanzen für ihr eigenes Überleben brauchen?
Und welche Pilze sind es, die bei der Zersetzung von Laub (Eiche) beteiligt sind?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: stanislaus am 20. Dezember 2019, 10:54:28
Was ich gelesen habe, ja . "Die Mykorrhizapilze liefern der Pflanze Nährsalze und Wasser und erhalten als Gegenleistung von der (grünen) Pflanze einen Teil der durch die Photosynthese erzeugten Glucose." Den Mykorrhizapilzen fehlt es an Enzymen, um komplexe Kohlenhydrate abzubauen, daher sind sie auf die Versorgung durch die Pflanze angewiesen.

Quelle: pflanzenforschung
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Quendula am 20. Dezember 2019, 15:54:00
Frau Elfenspucke, das sind Destruenten. Dazu gehören u a auch Pilze. Aber nicht die Mykorrhizapilze (Symbionten), sondern andere.

Hier eine kurze einfache Erklärung:
Zitat
Je nach Herkunft der energiereichen Nährstoffe werden die Pilze als Destruenten, Symbionten oder Parasiten bezeichnet.

Hier ein bisschen mehr über die Saprobionten und Mineralisierer:
Zitat
Ihre Aufgabe besteht im Abbau und der Remineralisierung von abgestorbene und organischem Material  … etc
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: mycorrhiza am 21. Dezember 2019, 15:25:51
Mykorrhizapilze benötigen eine lebende Wirtspflanze um sich zu etablieren und zu vermehren. Es gibt jedoch eine frische Studie die zeigt, dass die Pilze auch noch an toten Wurzeln bis zu 6 Monate weiterleben können. Macht ja auch Sinn, weil immer noch Nährstoffe in der Wurzel sind:
https://www.nature.com/articles/s41598-018-28354-5
In wie weit das unter natürlichen Bedingungen auch noch der Fall ist ist fraglich. Immerhin bietet eine tote Wurzel weniger Widerstand gegenüber Destruenten.
Aber daraus leitet sich auch unter No-Dig-Gärtnern die Weisheit ab, dass man die Pflanzenwurzeln im Boden belassen sollte weil diese Nahrung für Mikroorganismen sind.

Laub wird hauptsächlich von saprotrophen Pilzen abgebaut, ALLERDINGS:
https://www.nature.com/articles/s41396-019-0403-2

Es wurden schon vor einigen Jahrzehnten entdeckt, dass Mykorrhiza auch Laubblätter kolonisieren können. Dadurch ist die Hypothese entstanden, dass Mykorrhiza direkt zum Stickstoff-Kreislauf beitragen. Genetische Studien haben dann allerdings gezeigt, dass Mykorrhizapilze nicht die notwendigen Enzyme haben um organisches Material zu metabolisieren. Es ist aber möglich, z.B. durch andere Mikroorganismen inorganische Nährstoffe frei werden und diese dann von den Mykorrhiza abtransportiert werden.
Generell ist das ein Phänomen, welches man schon häufig beobachtet hat und noch nicht abschließend geklärt ist.

Die Mykorrhiza wären für das bloße Auge jedoch unsichtbar. Sollte man Pilzstrukturen auf Laub entdecken dann wahrscheinlich von Saprophyten.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 22. Dezember 2019, 16:08:22
Ich denke M. geht es ähnlich wie den anderen Lebewesen: wenn sie einen Lebensraum finden, in dem sie bestehen können, werden sie sich dort zumindest vorübergehend ansiedeln. Ob sie dabei so viel Einfluss auf die Umwelt ausüben können, dass sie den Lebensraum maßgeblich verändern können, zB zum Nutzen von Pflanzen, ist fraglich. Darüber sagen die Arbeiten auch nicht viel aus.

Für mich als Fazit bleibt stehen: wenn ich eine Wurzel im Boden verrotten lasse, dann hauptsächlich weil damit ein Kanal entsteht der Luft und Wasser tief in den Boden bringt und der Bodenaufbau dabei physikalisch nicht zerstört wird. Ob dort für kurze Zeit M. überleben kann bleibt mir erstmal verborgen, da ich zu dem Zeitpunkt in den seltensten Fällen eine Pflanze stehen habe, die deswegen einen höheren Mykorrhizierungsgrad aufweist und deswegen besser ernährt dasteht. Als Trittsteinbiotop fungiert die stehen gelassene Wurzel zweifelsohne, der Erfahrung nach aber eher für Destruenten statt für Mykorrhiza.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 29. Dezember 2019, 20:23:45
Ungewöhnliche Thesen zu Böden und Klimawandel:
https://www.ted.com/talks/allan_savory_how_to_fight_desertification_and_reverse_climate_change?language=de#t-72267
Jetzt ist die Frage - soll ich mal einen hier durchziehenden Wanderzirkus bitten, mir einen Elefanten für ein paar Tage zu leihen; oder meinen Garten vorübergehend in die Obhut einer Ziegenherde geben?

Im Ernst, wenn an den Thesen von Herrn Savory was dran ist, was kann ich daraus Nützliches für meinen Garten mitnehmen?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 03. Februar 2020, 21:02:30
Nun steht demnächst die Frühjahrsbodenbearbeitung an, oder auch nicht. Ich mag nicht aufhören über den Boden nachzudenken.
Mikroerosion ist bei meinem Boden oft Thema, ich denke ich werde aber dieses Jahr nicht den Sauzahn zum tiefenlockern bemühen müssen. Habe im Sommer gut aufgepasst und fleissig rückverdichtet und angedrückt, um tieferschwemmen der Tonteilchen und damit Verdichtungen zu vermeiden.

Ansonsten habe ich gerade eine Folie gefunden, bei der es ab Seite 27 auch für Hobbygärtner interessant wird.
https://www.isip.de/isip/servlet/resource/blob/305352/9b6c31e26b7f486e325061f8149b4212/schoenberger-data.pdf

Hier eine gute Erklärung, was Mikroerosion bedeutet:
https://www.agrowissen.de/de/forum/index.php?topic=22499.30

Zitat
Ich wirtschafte ja auch auf Lösslehmen. Wir haben hier ein deutliches Problem mit der Verlagerung der Schluff- und Tonanteile in tiefere Schichten, sogenannte Mikroerosion. Hieraus entstehen Verdichtungzonen knapp unterhalb der Bearbeitungstiefe.
Besonders ausgeprägt ist dieses Phänomen bei überlockerten Böden ohne Rückverfestigung und darauf folgende stärkere Niederschläge. Da wir eher ein Trockengebiet sind, ist dies meist wieder abgeschwächt.
Abhilfe schafft hier die entsprechende Rückverfestigung und Lebendverbauung. Also recht zügige Aussaat mit tieferwurzelnden Kulturen: Raps, ZF oder Gräser/Getreide mit ausreichender feingliedriger Wurzelentwicklung im Herbst (Gerste, Roggen)
Kontraproduktiv sind Tiefenlockerer-Aktion und grobe Herbst/Winterfurche mit dem Grubber ohne Rückverfestigung oder mit dem Pflug ohne Packer vor Sommerungen wie Rüben oder Mais.
Hier entstehen dann meist die "Pflug"-Sohlen. Je feuchter es bei der Bearbeitung ist (oder auch bei extrem trockenen harten Böden) umso größer sind die Hohlräume in die die wertvollen feinen Tonteilchen gewaschen werden. Daraus ergibt sich dann der Zwang immer tiefer und immer stärker mischend oder wendend einzugreifen. Also nach meiner Erfahrung ist weniger der Pflug selbst als die entsprechend hinterlassene Krume der Grund für Pflugsohlen.
Die Kulturen, die tiefere Lockerung danken, sind aber bis auf die ZR auch meist recht zügig nach der tieferen Bearbeitung zu drillen. Also innerhalb der FF dann tief lockern, wenn entsprechende Kulturen folgen oder die Übergangszeit bis zur Aussaat mit einer ZF überbrücken (und das kann zB auch die Sommer-ZF vor Weizen sein, wenn trockene Bedingungen ein Aufbrechen von Verdichtungen durch nasse Ernte o.ä. erlauben)

Soweit zumindest meine Erfahrungen und Erklärungsversuche für meine Standorte.

Gruß

Charlie
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: ringelnatz am 03. Februar 2020, 21:18:36
Interessant...
Zitat
sandige Böden erfordern regelmäßiges Pflügen,
um organische Substanz tief einzuarbeiten.

Geht das in Richtung rigolen? Ich scheue mich davor, um nicht den ganzen humusarmen Sand nach oben zu holen. Vielleicht wäre es wert mal zwei Vergleichsbeete anzulegen - rigolt vs. unbearbeitet
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 03. Februar 2020, 21:37:48
.............Vielleicht wäre es wert mal zwei Vergleichsbeete anzulegen - rigolt vs. unbearbeitet
Mr. Dowding beobachtet seid mehreren Jahren zwei seiner Beete. Eines wird umgebraben, dass andere ist "no dig".

Er schreibt dazu auf seiner Internetseite (weiter unten):
Zitat
My dig/no dig experiments at Homeacres and Lower Farm show that most vegetables grow more strongly and healthily on the no dig beds, for less effort and time needed. The no dig bed on right needs four hours less per year than it’s neighbouring dug bed.

The quality of harvests is sometimes different, for example the root vegetables from undug soil come out cleaner, and I see less slug damage to the no dig vegetables.

In summary, no dig/no till saves time, gives bigger harvests, is ecologically beneficial and keeps carbon in the soil.

(Seine Ernte-Vergleichsliste finde ich im Moment leider nicht. Nur dieses Foto und dieses hier)
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 03. Februar 2020, 21:39:12
@Ringelnatz: Humus bedeutet neben vielem anderem auch Phosphor, und der bewegt sich selbst in Sandboden nicht sonderlich.
Wenn die Bodenoberfläche mit dem Humus trocken ist, leiden die Pflanzen unter Mangel.

Gibts den Humus auch weiter unten, kommt die Pflanze auch bei moderater Trockenheit ans Futter ran.

Machs doch so: etwas humusarmen Sand hochholen, Mulchen und damit mit Humus anreichern, diesen dann wieder unterheben und so eher konservieren als oben verbraten.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 03. Februar 2020, 21:44:11
Dowding hat seinen Boden über die letzten Jahre wohl so extrem verändert, das seine Ergebnisse nicht auf eher gewachsene Böden übertragbar sind.

Ansonsten halte ich von umgraben nach Kalender nicht viel, man sollte sich schon etwas an den Vorkulturen, den aktuellen Verhältnissen als Folge der Jahreswitterung, der Nachfolgekultur usw orientieren. Sowas kann man nicht vernachlässigen und zB wie oft hier in der Gartenanlage praktiziert wird nach dem Motto: `Mitte Oktober grabe ich spätestens um!´ verfahren. Sowas kann nur in die Hose gehen.

Pfluglos als CO2-Senke ist übrigens widerlegt, sollte man nicht als Argument dafür benutzen. Pfluglos hat auch so genug Vorteile.
 
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: ringelnatz am 03. Februar 2020, 21:45:59
Mr. Dowding beobachtet seid mehreren Jahren zwei seiner Beete. Eines wird umgebraben, dass andere ist "no dig".

Fragt sich nur, auf was für einem Bodentyp er arbeitet. Ich hatte mir die Videos mal angeguckt, der Boden sah, so fand ich, sehr humusreich aus. Das mag auch daran liegen, dass er in diesen Kastenbeeten arbeitet.. ???
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: ringelnatz am 03. Februar 2020, 21:47:12
Zitat
etwas humusarmen Sand hochholen, Mulchen und damit mit Humus anreichern, diesen dann wieder unterheben

das war auch mein Gedanke.. zumindest als Versuch in einem Bereich
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 03. Februar 2020, 22:04:32
Fragt sich nur, auf was für einem Bodentyp er arbeitet.
was für eine Boden er ursprünglich mal vorgefunden hat, würde mich auch interessieren. Ich mail ihn mal an.

Zitat
Ich hatte mir die Videos mal angeguckt, der Boden sah, so fand ich, sehr humusreich aus.
ja, er verwendet viel Kompost, flächig auf den Beeten verteilt.

Zitat
Das mag auch daran liegen, dass er in diesen Kastenbeeten arbeitet.. ???
ich meine, die Umrandungen hat er nur bei diesen beiden Vergleichsbeeten.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: ringelnatz am 03. Februar 2020, 22:26:32
Fragt sich nur, auf was für einem Bodentyp er arbeitet.
was für eine Boden er ursprünglich mal vorgefunden hat, würde mich auch interessieren. Ich mail ihn mal an.

Zitat
Ich hatte mir die Videos mal angeguckt, der Boden sah, so fand ich, sehr humusreich aus.
ja, er verwendet viel Kompost, flächig auf den Beeten verteilt.

Zitat
Das mag auch daran liegen, dass er in diesen Kastenbeeten arbeitet.. ???
ich meine, die Umrandungen hat er nur bei diesen beiden Vergleichsbeeten.

Er arbeitet auf Tonboden ("clay"), schreibt er auf der von dir verlinkten Seite weiter unten, da sind auch ein paar Fotos.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 03. Februar 2020, 23:10:03
Dowding hat seinen Boden über die letzten Jahre wohl so extrem verändert, das seine Ergebnisse nicht auf eher gewachsene Böden übertragbar sind.
einen Querschnitt der Bodenhorizonte, welche er bewirtschaftet im Vergleich zu dem Bodenhorizont, die er nicht in Bewirtschaftung hat, würde Deine These wohl beleuchten und uns einen Einblick (im wahrsten Sinne) verschaffen.

Wir haben hier - Sandboden; Podsol mit Ortstein nach 50 cm - ja im Herbst 2018 auch etliche Pflanzenquartiere angelegt. Der Einfachheit halber verwendeten wir Pallettenrahmen 18cm h X 120 X 80.
Die Erdmischungen in den Rahmen bestanden zu unterschiedlichen Anteilen aus unserem Sandboden, groben Hachschnitzeln, Erde mit Eichenlaub, etwas kurzgehäckseltes Stroh, Lehm aus alten Lehmdecken, Pflanzenkohle, Bentonit und Urgesteinsmehl sowie etwas kohlensauer Kalk.

Im Frühjahr hatten sich die Mischungen in de Rahmen gut gesetzt. Wir pflanzten Erdbeerfrigopflanzen und wir füllten die Mulchdecken, wo nötig, auf.
Inzwischen habe ich neugierig nachgegraben:
die Pappen sind nicht mehr zu finden und die Erdbeerpflanzen haben ihre Wurzeln inzwischen bis weit in den Bereich des natürlichen Bodens geschoben.
In einigen Rahmen hatte ich direkt eine dünne Schicht Lehm (quasi als Markierung) auf die Pappe gegeben. Diese Lage war schon gut sichtbar nach oben und unten verteilt, kaum mehr eine scharfe Linie war zu sehen. Ich denke, dass dies von den Regenwürmer bewerstelligt wurde.

Wir haben hier seid 2012 versucht den Sandboden mit dem Unterpflügen von Pferdedung und dann eggen, zu bewirtschaften. Der Pferdedung wurde von Sandboden schneller "verspeist" als wir gucken konnte und die vorhandene Samenbank für Beikräuter hier im Boden, war schier unerschöpflich.
Der pH-Wert des Bodens war im Trend immer sauer bei 4,7 - 5,5. obwohl ich jeweils im Spätherbst gekalkt habe.




Er arbeitet auf Tonboden ("clay"), schreibt er auf der von dir verlinkten Seite weiter unten, da sind auch ein paar Fotos.
das hatte ich überlesen - Danke
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: lord waldemoor am 03. Februar 2020, 23:34:43
samenbank für beikräuter...........
war die vom pferdemist oder ortsansässig ;)
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 03. Februar 2020, 23:42:29
samenbank für beikräuter...........
war die vom pferdemist oder ortsansässig ;)
wahrscheinlich beides. Als wir hier übernahmen, war die gesamte Fläche seid 10 Jahren Stilllegungsfläche. Der Landwirt schlegelte es also einmal im Jahr, im Spätsommer. Dies stellte das Ausreifen aller Beikrautsamen sicher. Gut für die Natur, nicht so gut für unseren gewünschten Gemüsegarten.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 03. Februar 2020, 23:52:45
clay kann auch Lehm heißen, das sind Himmelweite Unterschiede zu Ton.
Bei extrem viel Humus im Boden kann man den Standort vielleicht eher mit melioriertem Moorboden vergleichen. So hohe Kohlenstoffgehalte haben eine ganz eigene Dynamik.

Sand frisst Humus, ein bekanntes Problem. Den Humus aus eher sehr Kohlenstoffreichen, vor Ort produzierten Materialien aufzubauen finde ich eine tolle Idee.

Die Bodensamenbank kann man sicherlich auch in weniger intensiv genutzten Ecken zumindest teilweise erhalten.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 04. Februar 2020, 00:24:34
Sand frisst Humus, ein bekanntes Problem.
jup. Und je mehr der Boden bewegt wird, um so grösser der Schwund.
Warum ist das eigentlich so?


Zitat
Den Humus aus eher sehr Kohlenstoffreichen, vor Ort produzierten Materialien aufzubauen finde ich eine tolle Idee.
Mir dämmerte das dann, nach den ersten Jahren "Erdbewegung" ohne nennenswerter Humusvermehrung.
Darum habe ich ja dann auch einen Teil der vorhandene Gesamtfläche des Gartens, mit den kohlenstoffreichen Pflanzen, Silphie, Sida u. Miskanthus, bepflanzt. Ich wollte auch nicht ständig kohlenstofhaltiges Material hinzukaufen müssen.
Aber bis diese Pflanzen so richtig im Ertrag sind, kaufen wir noch kurzes Stroh und gehäckseltes Miskanthus zu. Dieses Jahr werden wir das erste mal einen spürbaren Ertrag an Gehölzschnitt und Obstbaumzweigen haben.


Zitat
Die Bodensamenbank kann man sicherlich auch in weniger intensiv genutzten Ecken zumindest teilweise erhalten.
Etwa 1000 m² sind Streuobstwiese. Dort wird dann auch nur im Spätsommer nach der Samenreife gemäht.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 04. Februar 2020, 08:22:13
Sand frisst Humus, ein bekanntes Problem.
jup. Und je mehr der Boden bewegt wird, um so grösser der Schwund.
Warum ist das eigentlich so?
Weil Bewegung Luft reinbringt und so das Wachstum der Bakterien angeregt wird. Deshalb auch der Spruch, 3 mal hacken ist einmal gedüngt (Humusmineralisierung). Daraus folgt auch, das Humus dort länger hält, wo nicht so viel Luft dran kommt. Also tief unten hält er länger als in den ersten 8cm. Bleibt die Frage wie man ihn tief runter bekommt. Entweder mit den tiefgrabenden Regenwürmern, sprich Lebendverbauung, oder behutsam unterheben, mit Geräten, die den Boden nicht zu stark beanspruchen wie zB Gartenfräse, sondern zB Spaten, und dann erst graben wenn zB die Oberfläche leicht angefroren ist und das Bodenleben Winterpause hat. Danach gleich wieder unnötig große Hohlräume beheben.

Ersteres dauert etwas, letzteres geht schneller.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 04. Februar 2020, 11:02:49
......
Und je mehr der Boden bewegt wird, um so grösser der Schwund.
Warum ist das eigentlich so?
Weil Bewegung Luft reinbringt und so das Wachstum der Bakterien angeregt wird.
Danke :) .............heute Morgen betrachtet, hätt' ich da ja wohl drauf kommen können ;D

Zitat
Deshalb auch der Spruch, 3 mal hacken ist einmal gedüngt (Humusmineralisierung).
ok ::) den Spruch kannte ich noch nicht.

Zitat
Daraus folgt auch, das Humus dort länger hält, wo nicht so viel Luft dran kommt. Also tief unten hält er länger als in den ersten 8cm.
müsste dann ja bedeuten: Je tiefer der Humus im Boden lagert, um so weniger Luft kommt daran, je weniger Luft, um so weniger Mineralisierung. Also auch weniger Düngewirkung für die Pflanzen.

Zitat
Bleibt die Frage wie man ihn tief runter bekommt. Entweder mit den tiefgrabenden Regenwürmern, sprich Lebendverbauung, oder behutsam unterheben,
1. Regenwürmer, 2. mechanisch , oder 3. mit tiefen Gründüngüngerwurzeln, deren Pflanzen bereits abgestorben/abgefroren sind. z.b. Bitterlupine, Rettich. Wenn die Wurzeln dann vergehen, haben wir die Biomasse tief im Boden.

Die Methode 3 wollte ich im Herbst mal an zwei Reihen vom Beerenobstgarten ausprobieren, weil die Johannisbeeren ja Flachwurzler sind. Da kommt's nicht so gut mit graben oder hacken.

Gibt es eigentlich tiefwurzelnde Gründüngung, die die Ortsteinschicht aufbrechen kann?
Und ist das Aufbrechen dieser Bodenschicht überhaupt erstrebenswert?...........für meine Obstbäume, ja - das ist mir klar.

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: b-hoernchen am 04. Februar 2020, 18:33:55
Zitat
Daraus folgt auch, das Humus dort länger hält, wo nicht so viel Luft dran kommt. Also tief unten hält er länger als in den ersten 8cm.
müsste dann ja bedeuten: Je tiefer der Humus im Boden lagert, um so weniger Luft kommt daran, je weniger Luft, um so weniger Mineralisierung. Also auch weniger Düngewirkung für die Pflanzen.
In der Tiefe verrottendes organisches Material kann den Boden aber sehr sauerstoffarm machen, was auch zu Problemen führt. Deshalb mein Ansatz mit quasi nicht mehr (oder nur über sehr, sehr lange Zeiträume, also sehr langsam) verrottende Pflanzenkohle.
Obstbaumwurzeln lieben einen luftigen, sauerstoffhaltigen Boden.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 05. Februar 2020, 18:45:44
Zitat
Daraus folgt auch, das Humus dort länger hält, wo nicht so viel Luft dran kommt. Also tief unten hält er länger als in den ersten 8cm.
müsste dann ja bedeuten: Je tiefer der Humus im Boden lagert, um so weniger Luft kommt daran, je weniger Luft, um so weniger Mineralisierung. Also auch weniger Düngewirkung für die Pflanzen.
Der positive Einfluss auf die Krümelstruktur bleibt auch ohne Düngewirkung. Das tiefe Speichern macht ihn aber auch zur Zeitbombe. Holt man den viel zu viel verabreichten Humus bei warmem und feuchten Boden hoch, kanns recht schnell umgesetzt werden und daraus folgen enorme Nährstoffmengen und hohe Salzgehalte wenns nicht regnet. Man muss damit also verantwortungsvoll umgehen und am besten durch Abschätzung die Obergrenze der jeweiligen Düngung durch die Bodenbearbeitung abschätzen.

In der Tiefe verrottendes organisches Material kann den Boden aber sehr sauerstoffarm machen, was auch zu Problemen führt.
Stimmt. Deshalb sollte man organische Frischmasse erst antrocknen lassen, bevor man sie einarbeitet. Nasser rasenschnitt verarmt durchs zusammenbacken schon an der frischen Luft, ist er angetrocknet, kann man ihn auch in lehm einarbeiten, in den besser durchlüfteten Sand sowieso. Und hier geht auch gehäckkseltes Stroh immer solange es vernünftige mengen sind, die auch umgesetzt werden können. Sowaohl was die Luft als auch die feuchtigkeit betrifft.

In Tonboden ist die Durchlüftung die schlechteste, hier muss man also am meisten aufpassen was und wieviel man wie tief reinbringt. Auch das Fenster von Wassergehalt und Sauerstoffverfügbarkeit ist hier deutlich enger, bei gleichzeitig schlechterer Wasserverfügbarkeit für die Pflanzen. Das machts schwieriger im Tonboden gezielt biologische Prozesse zu steuern, weil hier alles viel mehr vom richtigen Feuchtigkeitsgrad abhängt. Deshalb ists auch viel leichter Stroh in Tonboden vertorfen zu lassen als in Lehm oder Sandboden. 

Ortsteinschichten aufbrechen? Gegen normale Verdichtungen kommen schon nicht viele Pflanzenwurzeln an. Vielleicht Meliorationsrettich, Saubohne, zusammen mit Phacelia als Flachwurzelnde Kultur, welche die Oberkrume stabilisiert?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: ringelnatz am 18. März 2020, 19:36:04
So, jetzt habe ich eine kleinere Beetfläche mit Pappkarton und Kompost garniert :)
Die Fläche ist für eine Reihe Tomaten und eine Reihe Paprika vorgesehen und hat Probleme mit Giersch und ein bisschen Quecke. Letzten Sommer massive Sommerportulakverunkrautung. Zur Vorbereitung habe ich mit der Grabegabel etwas gelockert, Hornspäne in die tieferen Schichten gestreut, dann den Pappkarton drüber und darüber 5-8cm frischen gesiebten Kompost.
raufgesetzt habe ich erstmal eine Reihe kleine Petersilienpflänzchen (die perspektivisch als Unterkultur der Tomaten dienen sollen), mit Abstand dazu ein paar Frühlingszwiebel (der Klasse erbärmliche Hälmchen) und einzelne Salatjungpflanzen, einfach um den Platz bis Mai irgendwie zu nutzen.

Bin sehr gespannt, wie schnell es die Pappe zersetzt und wie gut die Kompostschicht darüber die Feuchtigkeit hält. Na und dann wie lange es dauern wird bis der Giersch wieder "Hallo" sagt ;)
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Zittergras am 01. Juni 2020, 10:49:33
Ein interessanter Link, falls es jemanden interessiert! Ich hoffe, ich bin hier richtig damit. Sonst bitte verschieben und entschuldigen!  :)

Gerald Dunst spricht über Humusböden.

 https://radiothek.orf.at/stm/20200531/STGSP/1590908645000
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 01. Juni 2020, 11:01:45
Naja, man kann das auch ohne durch die Brille betrachten.
Ansonsten hat Humus nicht abgenommen, sondern wurde aufgebaut. Ist jetzt aber wieder rum mit den roten Gebieten.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 09. Oktober 2020, 11:37:50
Heute Abend läuft um 18 Uhr das Bodenseminar der DSV auf YouTube und Facebook.

https://www.dsv-saaten.de/service/presse/pressemitteilungen/aktuelle-presseinformationen/bodenseminar-live-uebertragung.html
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 22. Juli 2022, 12:56:09
Am 5.Juni 2022 gabs hier einen kurzen recht heftigen Regen, es dauerte nicht lange und so kamen nur 25mm zusammen. Allerdings in recht kurzer Zeit.
Im hängigen Gelände hatte es zu Erosion geführt. Hier in der Ebene bin ich mit den letzten Tropfen unterm Dach raus und mit der Handykamera mal gucken wie es so aussieht.

Unmittelbar nach dem letzten etwas stärkeren Guss, der immer an Ende einer Wolke das Ende der Schauer andeutet, sah es in meinem Gurkenbeet so aus.
Bodenkrümel teilweiße zerschlagen, Fulvosäuren aus dem Humus gelöst, die dunklen organischen Bestandteile von den mineralischen Bodenteilchen an der Oberfläche getrennt. Wasser lief allerdings ganz gut ab, der Boden konnte es aufnehmen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 22. Juli 2022, 12:57:18
Das eigentlich für Bohnen vorgesehene Beet war etwas gröber bearbeitet, hier konnte man keine Entmischung des Bodens feststellen. Wasser stand keines drauf, der Boden konnte alles gut aufnehmen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 22. Juli 2022, 12:59:49
Der Splitweg draußen funktionierte auch wie vorgesehen. Wassergebundene Wegedecken macht man immer mit einem kleinen Gefälle zum Rand hin, damit das Wasser vom Weg abläuft. So wie hier in meinem Vorbeet, dort soll es versickern.
Weiter hinten auf dem Weg am Tor gibts Bodenverdichtung (auf einem Splitweg), dort bleiben die Leute eben stehen und davor die Pfütze ist der Schubkarrenparkplatz, dort wird eben auch vermehrt rumgetrampelt.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 22. Juli 2022, 13:00:54
Hier liegt ein Konstruktionsfehler vor, das Wasser läuft nicht ab, sondern bleibt stehen. Deswegen siedelt sich hier vermehrt Unkraut an, was die Funktion eines solchen Weges langsam aber sicher zerstört.

Man müsste die Randkanten mal neu setzen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 22. Juli 2022, 13:01:54
Auch hier, Konstruktionsfehler. Niemand möchte so in den Garten laufen, wenn die Gummistiefel weiter hinten stehen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 22. Juli 2022, 13:04:40
Kommen wir wieder zu den Gemüseböden. Dieser hier ist totgehackt. Zudem fehlt Humus. Fast nirgends sind die dunkelbraunen Organikbestandteile bzw Fulvosäuren erkennbar, so wie man sie auf dem Bild mit den Gurken weiter vorne sieht.
Das Wasser bleibt ewig stehen, der Boden kann es nicht aufnehmen. Zudem sieht man jetzt ein paar Wochen später massiven Stickstoffmangel an den Pflanzen. Eine Folge von kein Humus mehr im Boden. Der wurde durchs tothacken schlicht verbrannt.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 22. Juli 2022, 13:05:55
Auch hier, totgehackt.
Solche Böden, die kein Wasser mehr aufnehmen können und in ihrer Struktur zerstört sind, führen in hängigem Gelände zu Überschwemmungen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 22. Juli 2022, 13:08:24
Hier könnte man noch reagieren, der Boden ist noch nicht endgültig zerstört, das Wasser bleibt noch nicht überall stehen, aber er sorgt schon für die bekannten Probleme bei den Pflanzen wie Wuchsdepression usw.

Nach den Tomaten sollte unbedingt tiefwurzelnder und feinwurzelnder Gründünger über Winter das Bodengefüge stabilisieren und neu lebendverbauen. => Winterroggen
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Blush am 23. Juli 2022, 10:37:30
@Nemesia ich möchte dich was zum Miscanthus fragen, den du anbaust, um Mulchmaterial zu gewinnen. Bist du weiterhin überzeugt davon? Welche Sorte, wenn überhaupt, hast du angepflanzt? Wie groß ist dein Miscanthus-Beet, wieviel Mulch gewinnst du daraus und hast du evtl. eine Rhizomsperre eingebaut, um Übergreifen auf andere Bereiche zu verhindern?

Ich überlege gerade, einen wuchskräftigen Miscanthus in die Freiheit zu entlassen und angeregt durch deine Vorgehensweise könnte sich für mich auch eine Anwendung als Mulch ergeben. Allerdings habe ich kein reines Beet zur Verfügung, dass ich für Mulchlieferanten freihalten kann. Ich würde den Miscanthus weiterhin als schönes Gras in einer Zierpflanzung verwenden, könnte dann aber für mehr Platz sorgen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter? / Miscanthus
Beitrag von: Natternkopf am 23. Juli 2022, 13:15:10
Salü Blush

Bist du weiterhin überzeugt davon? Ja
Welche Sorte, wenn überhaupt, hast du angepflanzt? Bei mir Miscanthus sinensis  'Silberfeder' / https://shop.wyssgarten.ch/garten-balkonpflanzen/graeser/1461/chinaschilf-silberfeder
Wie groß ist dein Miscanthus-Beet, Kreis ca. 120cm Durchmesser wieviel Mulch gewinnst du daraus einiges
und hast du evtl. eine Rhizomsperre eingebaut, um Übergreifen auf andere Bereiche zu verhindern? Nö, nur partiell. Jedoch jährlich abstechen und mit Kompost auffüllen. Siehe Link 1

Geschaut was es bei Pur dazu hat.
Link 1: Wurzelballen von Miscanthus verkleinert.

Link 2)
Nemesia Elfensp. am 13. Mai 2020, 22:44:57
Ich möchte in diesem Jahr einen fortlaufenden Kompostherstellungsversuch mit Grasschnitt + Miscanthus machen.

Link 3)
Davon ...
Alternativ:
Was haltet ihr von Miscanthus Schnitzel?

.. halte ich viel.

Link 4)
Mit Ziergräsern geht auch als Mulchmaterial

Ich denke Nemesia wird auch noch antworten

Grüsse Natternkopf


Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Blush am 23. Juli 2022, 13:20:22
Tach schön, Natternkopf!

Danke dir für die Bereitstellung der Links, ich werde lesen!  :) Die Informationen reißen hier so schnell nicht ab!
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 09. August 2022, 23:16:02
Ich für meinen Teil habe hier auf dem Grundstück Platz geschaffen für Energiepflanzen (Siphie, Sida und Miskanthus) um hier eigenes C-haltiges Material anzubauen.

Versuche auch N-haltiges Material anzubauen! Also eiweissreiche Pflanzenstängel, beispielsweise Lupinen oder Robinien.

Robinien gelten aber vielerorts als invasiv. Setze sie daher mit Wurzelsperre ein und schneide sie - wie dein Energieholz - regelmäßig auf den Stock zurück und verhäcksle alles zu mildem Stickstoffdünger-Häckselgut!
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 09. August 2022, 23:24:35
Wie hoch ist der der Anteil an Stickstoff in Robinienholz?
Und wie ist das C/N-Verhältnis? Wie schnell wird der N wieder freigesetzt und Pflanzenverfügbar aus dem Robinienholz?

Der einzige Unterschied von Leguminosen zu anderen Stickstoffquellen ist der höhere Gehalt am 15N-Isotop. Dieser Unterschied bietet allerdings keine Vorteile.

Zum Thema Sida: die habe ich heute schon das 2te mal für dieses Jahr gegossen. Sie leidet nicht nur mehr unter der Trockenheit wie die Silphie, sondern leidet zudem auch an Blattkrankheiten.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 09. August 2022, 23:35:08
Sand frisst Humus, ein bekanntes Problem.
jup. Und je mehr der Boden bewegt wird, um so grösser der Schwund.
Warum ist das eigentlich so?
Weil Bewegung Luft reinbringt und so das Wachstum der Bakterien angeregt wird. Deshalb auch der Spruch, 3 mal hacken ist einmal gedüngt (Humusmineralisierung). Daraus folgt auch, das Humus dort länger hält, wo nicht so viel Luft dran kommt. Also tief unten hält er länger als in den ersten 8cm.
.

Da gibt's doch noch die
 anaerobe Humusbildung.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 09. August 2022, 23:45:42
Natürlich ist das Robinienlaub eiweißreicher als das Holz, mach daher haltbare Stecken aus dem Plenterholz und verarbeite nur das Laub.

Frage am besten einen Biobauer, wie er Rohprotein anbaut.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Natternkopf am 10. August 2022, 21:19:34
Da gibt's doch noch die
anaerobe Humusbildung.

Kann man machen, den Weg via anaerobe Humusbildung.

Zwei unterschiedliche
Kompostierungsverfahren
MC =Mikrobielle Carbonisierung nach Walter Witte:
oder
CMC=Controlled Microbial Composting Lübke/Hildebrandt:

Die untersuchten „MC“- und „CMC“-Kompostierungs-
verfahren sind mit unterschiedlichen Stärken und
Schwächen beide praxistauglich; die ermittelten Soll-
Temperaturkurven unterstützen eigene Kontrolle


Gelungener Kompost:
Freude für Pflanzen, Landwirte, Gärtner und andere!!!
Weitere Informationen: / landwirtschaft.sachsen.de

Grüsse Natternkopf

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 11. August 2022, 13:40:06
Ich habe es bestimmt schon mal geschrieben, aber jetzt halt nochmal.

Reifer Kompost ist gut und wo er anfällt sollte man ihn auch benutzen.
Den Boden wirklich resilienter machen funktioniert damit aber nur sehr eingeschränkt.

Lebendverbauung ist wichtiger für die Struktur als der reine C-Gehalt, und Lebendverbauung erreicht man nur, wenn man den Organismen auch was zu futtern gibt. Kompost gehört nicht dazu.
Auch Wurzeln leisten ihren Beitrag für die Struktur. Je länger, feiner, dichter und tiefer desto besser. Deshalb ist es auf vielen Böden unverzichtbar, jetzt im kommenden Spätsommer noch Winterungen oder wenigstens Herbstungen als Gründünger einzusäen.

Man erkennt es im Frühjahr an der Gare, das es deutlich mehr bringt bezüglich Regenverdaulichkeit, Krümelstabilität, Porenvolumen usw.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 11. August 2022, 14:36:21
Forschung am Acker:
Mit Silizium gegen die Dürre?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: MarkusG am 15. August 2022, 13:20:49
Forschung am Acker:
Mit Silizium gegen die Dürre?

Interessanter Bericht.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Blush am 19. August 2022, 17:31:50
Finde ich auch, vielen Dank für die Verlinkung.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 19. August 2022, 22:31:50
Na dann auf, Schuhe kaufen und die Silica Gel Päckchen vergraben! 
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Blush am 19. August 2022, 23:02:41
Ach du meine Güte! Weniger schnelle Vorurteile bitte!
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Blush am 20. August 2022, 16:55:10
Um beim Thema zu bleiben. Ich dachte an das Einbringen von Diabas-Steinmehl mit einem hohen Anteil von Kieselsäure.

Hat jemand damit Erfahrungen gemacht? Es gibt Öko - Gärtner,  die sind überzeugt davon. Vor allem in Verbindung mit eingearbeiteter Gründungung oder organischem Mulch soll es die Bildung von Ton-Humus-Komplexen ja sehr fördern.

Mir schadete es sicher auch nicht, Kieselsäure mit dem Obst und Gemüse aufzunehmen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 20. August 2022, 20:12:36
Warum fragst du nicht jemanden aus dem Berliner Raum ob du etwas Brandenburger Streusandbüchse bekommst?

Diabas Gesteinsmehl einarbeiten ist, naja, man muss sich schon Mühe geben so einen schlechten Boden zu haben, damit man mit Diabas noch was rausholen kann.

Ich würde das ganze evtl nochmal überdenken und die Ergebnisse mit amorphem Siliciumdioxid versuchen einzuordnen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Blush am 20. August 2022, 20:24:11
Diabas Gesteinsmehl einarbeiten ist, naja, man muss sich schon Mühe geben so einen schlechten Boden zu haben, damit man mit Diabas noch was rausholen kann.

Der Gemüsegarten ist neu für mich. Der entsteht gerade erst und ich habe den Eindruck, dass sich die Bodenstruktur verbessern ließe. Ständig zu wässern, wenn das Regenwasser nicht mehr reicht, ergibt keinen Sinn für mich. Daher bin ich an allem interessiert, was helfen könnte.

Wenn du dir die Zeit nehmen magst, dann erläutere deine Aussage doch noch etwas, so dass ich etwas damit anfangen kann. Anderenfalls ist sie sinnlos (weil ein Forum dem Austausch dient) und kommt so an,  als ob du andere gern doof dastehen lässt. Wovon ich nicht ausgehen möchte.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Bristlecone am 20. August 2022, 21:11:01
In dem oben verlinkten Bericht "mit Silizium gegen Dürre" geht es um amorphe Silikate, d.h. solche, die kein geordnetes Kristallgitter haben.
Kristalline Silikate gibt es auf jedem Acker genug, es sei denn, man ackerte auf reinem Torf.
Amorphe Silikate, bekanntes Beispiel: Kieselgel, haben die Fähigkeit, Wasser reversibel zu binden und wieder abzugeben.
Sie können daher als "Wasserspeicher" dienen.
Da die Bindung des Wassers relativ lose ist, können Pflanzen dieses locker gebundene Wasser aufnehmen.
Es geht bei dem Ganzen also um Bodenverbesserung, nicht um Düngung.
Diabas ist ein kristallines Silikat, der auch feinstgemahlen nicht diese wasserspeichernde Wirkung hat.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Blush am 20. August 2022, 21:21:57
Vielen Dank für deine Erklärung,  Bristlecone. So kann ich das verstehen. Amorphes vs kristallines Silikat.

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 20. August 2022, 21:23:21
Naja, es gab hier eine Pressemeldung, die auf einer Arbeit basiert, die aussagt, das Silikagel oder `amorphes Silicium´ Wasser im Boden speichert.
Das stößt in einer Niederschlagsarmen Zeit wie jetzt natürlich auf interessierte Ohren.

Hatten wir aber eigentlich schonmal alles. Wasserspeichergranulate, also Superabsorber usw. und auch Bentonit usw. Kann alles ganz toll Wasser speichern im Rahmen der Grenzen, der Witz beim `amorphen Silizium´ ist nun das es auch von den Pflanzen aufgenommen wird und härtere Zellen erzeugen soll, die noch länger brauchen, bis sie unter Trockenstress leiden. Also in so fern schon was anderes.

Nun prallt das aber auf Böden, oder im Hochbeet auf Substrate, bei denen man noch viel mehr machen kann, als Kieselgel einzuarbeiten.
Und wenn das Regenwasser all ist und es regnet nichts mehr, dann vertrocknet alles wenn man nicht gießt.
Und bei manchen Ackerbauern gibts noch nicht mal das Regenwasser, sondern es vertrocknet dort schon, wenn es nicht mehr regnet. Oder spült weg wenn es zu viel regnet.
Und die haben manche Tricks entwickelt, um die es hier im Faden eigentlich geht.
Etwas zum besseren wenden ohne das man dafür vieles kaufen und verbrauchen muss, ohne das man etwas für teuer Geld in den Boden einarbeitet, nur weil jemand anderes was verkaufen möchte um zu merken, das es dann doch noch nicht so ausgereift war.

Hier im Strang geht es eigentlich nicht darum so viel wie möglich Sachen aus irgendwo in der Welt tief in den Boden zu bringen, sondern mehr um wie man einen Boden mit KnowHow verbessern kann, ohne viel Material aus aller Herren Ländern anzukarren.
Gründünger wachsen lassen etwa, Intensität der Bodenbearbeitung, Tragfähigkeit, Krümelstabilität, Regenverdaulichkeit, Erosionsbeständigkeit usw. Punkte eben, die wie wir die letzten jahre gesehen haben beim Klimawandel eine Rolle spielen.

Diabas und vieles mehr ist für mich eher etwas, das hat mehr mit Konsum zu tun. Ich kaufe mir eine Zutat x und mein Boden kann danach Klimawandel und Extremwetter.
So bekommt man das fast von der Werbung vermittelt.
Das ist mir leider etwas zu einfach gestrickt.

Wie gesagt, es ist alles nicht einfach und es braucht lange bis was im Boden passiert.
Und 8Wunder)Zutat xy Krumentief einfräsen hat mehr was mit Substratbereitung zu tun, als mit lebendigem, Stressresilientem Boden.

Substrat ist kein Boden, Grund, Scholle.

Entschuldigung das du es jetzt abbekommen hast, der völlig deplazierte Link der die Diskussion entfacht hat kam von Gartenplaner.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 20. August 2022, 21:27:48
Nachtrag: ich dachte das mit dem amorph und Wasserspeicher sei aus der Pressemeldung bzw der Originalarbeit hervorgegangen.

Wen es interessiert und noch nicht gegoogelt hat: https://www.researchgate.net/publication/339202345_Biogenic_amorphous_silica_as_main_driver_for_plant_available_water_in_soils
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Bristlecone am 20. August 2022, 21:28:42
Hier noch etwas zu der angesprochemen Arbeit:
Amorphes Silikat steigert die Fähigkeit des Bodens, Wasser zu speichern, und wirkt sich positiv auf die Verfügbarkeit von Nährstoffen aus.
Das Ganze ist derzeit noch im Versuchsstadium.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Blush am 20. August 2022, 22:14:49
Entschuldigung das du es jetzt abbekommen hast, der völlig deplazierte Link der die Diskussion entfacht hat kam von Gartenplaner.

Angenommen. Wobei ich den link nicht deplaziert finde, das Thema des Fadens ist doch recht weit gefasst und dies sind neue Forschungen. Die ja auch vielversprechend zu sein scheinen.

Du scheinst Naturwissenschaftler zu sein, wenn ich deine und Bristlecones Diskussionen um das Fischsterben in der Oder lese. Ich bin naturwissenschaftlich leider eine ziemliche Null und habe daher Fragen, die dir vermutlich läppisch erscheinen. Meine Haltung ist aber: jede/r kann irgendetwas, daher traue ich mich dann auch zu fragen, wenn ich etwas nicht verstehe.

Diabas und vieles mehr ist für mich eher etwas, das hat mehr mit Konsum zu tun. Ich kaufe mir eine Zutat x und mein Boden kann danach Klimawandel und Extremwetter.
...
Das ist mir leider etwas zu einfach gestrickt.
 

Verstehe ich, aber deshalb solltest du nicht unterstellen, dass andere, in diesem Fall ich, nur schnell etwas konsumieren wollen, um sich über andere Methoden und Möglichkeiten keinen Kopf mehr machen zu müssen. So ist es nicht, du kannst aber nicht wissen, dass ich Gründüngung nutze, Kompostierung und Mulch. Aktuell ärgere ich mich, dass der Gelbsenf so schnell in Saat schießt, ich wollte ihn gern noch länger stehen lassen. ;) (Leider ist das Angebot an Sämereien vor Ort manchmal etwas eingeschränkt.)

Hier noch etwas zu der angesprochemen Arbeit:

Zitat daraus: "Landwirtschaftliche Böden enthalten jedoch nur noch wenig Silikat. So nimmt Getreide große Mengen Kieselsäure über die Wurzeln aus dem Boden auf und lagert diese als amorphe Silikate in der Biomasse ein. Mit der Ernte verschwindet ein Teil davon aus dem Boden."

Gibt es Erkenntnisse darüber oder könnt ihr es mir erklären, in welchen Zeiträumen ich mir das vorstellen muss? Wie lange kann ein Acker intensiv genutzt werden, bis die Kieselsäure "verbraucht" ist? Ich frage aus Interesse, nicht weil ich denke, dass ich in zwei Jahren in meinem Gemüsegarten an diesem Punkt bin. ;)
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Aspidistra am 20. August 2022, 22:24:19
https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/grundlagen/elemente/26033.html
Hier werden Kraterbeete vorgestellt. Diese sollen sowohl bei Trockenperioden als auch bei Starkregen Vorteile bieten.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenentwickler am 20. August 2022, 22:26:06
Habt ihr Erfahrungen mit dem Sauzahn zur Bodenlockerung statt umgraben? Graben ist ja wir pflügen,Sauzahn sehe ich eher als mulchsaat.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Bristlecone am 20. August 2022, 22:27:45
@blush:
Hier findest du die Originalarbeit:
https://www.nature.com/articles/s41598-021-00464-7
.
Du hattest geschrieben:
Zitat daraus: "Landwirtschaftliche Böden enthalten jedoch nur noch wenig Silikat.
Damit ist pflanzenverfügbares Silikat gemeint, und das ist das amorphe Silikat.
Nicht die hauptsächlich im Boden vorkommenden diversen kristallinen Silikate.
.
Wobei:
In dem Artikel steht, dass man dem Boden 1 % amorphes Siliziumdioxid zugesetzt hat in den oberen 25 cm Boden.
Boden hat eine Dichte von etwa 1,3 g/Kubikzentimeter oder für 1 Kubikmeter 1300 kg , somit wäre das bei 1 Quadratmeter und 25 cm Tiefe 325 kg.
.
Davon 1 % sind 3,25 kg. Soviel wurde jedem Quadratmeter Versuchsfläche hinzugefügt.
Pro Hektar = 100 x 100 = 10 000 Quadratmeter wären das dann 32500 kg oder 32,5 Tonnen.
Da käme ganz schön was zusammen, was man da ausbringen müsste.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Querkopf am 20. August 2022, 22:43:53
... Kraterbeete...
erinnern mich an was Uraltbekanntes. Nämlich an den traditionellen Weinanbau auf der Kanareninsel Lanzarote, der sieht so aus: tiefe Kuhlen im schwarzen Lavasand, teilweise mit Mäuerchen umgeben gegen austrocknenden Wind und als Kondensationshilfe - denn mangels Quellen auf der Insel muss alles, was dort wachsen soll, mit dem vom Meer her wehenden Nachttau auskommen, von dem man so viel wie möglich festzuhalten sucht. Funktioniert (die nächtliche Luftfeuchtigkeit ist hoch) und reicht für exzellenten Wein.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Rieke am 20. August 2022, 22:57:19
Kristalline Silikate sind recht unterschiedlich. Quarz ist chemisch sehr stabil. Bei der Verwitterung entsteht Sand, d.h. kleine Quarzkörner. Andere Silikate verändern sich bei der Verwitterung. Diabas ist ein leicht metamorpher ziemlich alter Basalt. Bei der Verwitterung von Basalten entstehen Tonminerale, ein Grund dafür, dass Böden vulkanischen Ursprungs sehr fruchtbar sind.

Das ist jetzt zugegebenermaßen die sehr kurze Kurzfassung von komplexen Vorgängen. Jedenfalls ist die Verwendung von Diabas oder verwandten Gesteinen zur Bodenverbesserung möglich, für große Flächen aber sehr aufwendig. Ich verwende Lava-Schüttung als Zuschlag für Kübelerde.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Bristlecone am 20. August 2022, 23:08:21
Danke für die Erklärung!
Du nimmst die Lava in der Topferde aber doch nicht, weil da bei der Verwitterung Tonmineralien entstehen, sondern weil dieses Lavagranulat struktustabil ist und ein großes Porenvolumen hat, oder?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 21. August 2022, 00:39:23
Also ich empfehle mal bezüglich fit machen:
o Umstellen von Flachbeeten zu Hügelbeeten oder Hochbeeten mit aufgepeppten Erdmischungen und feinen Hackschnitzeln inside
o dadurch Aufgabe der aeroben Kompostierung und Umstellung zu Humusaufbau innerhalb des  Beetkörpers nach Walter Witte
o Mulchen mit Grünzeug,  darüber Strohiges
o Mulchgewinnung aus Energiepflanzen (die wurden ja optimiert,  in kürzester Zeit viel Biomasse zu machen)
o "pflugloser" Anbau statt (Hügelbeet/Hochbeet-Umgraben
o Giesswasser/Sickerwasser-Wiedergewinnung,  sozusagen Hydroponik am Freilandbeet
o höhere Ernteerträge wegen Hydroponik = automatisiertes Gießen mit Sickerwasser 4 x täglich (also in 24 Stunden) oder öfter (bis halbstündlich) je nach Bodenaufbau mit Solarpumpen
o Rückhalte- und Absetzbecken für oberflächlich abfließendes Wasser um Humusabschwemmung zu verhindern
o Gründüngung auch mit Lupinen und Klee (Knöllchenbakterien, eiweißreiches = stickstoffreiches Grünzeugs)
o auf Windschutz achten (Herbstlaubmulch wird nämlich zum Großteil weggeweht) und um Verrottungs-CO2 bei den Pflanzen zu halten
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 21. August 2022, 01:33:17
Aber was mir einfällt aus aktuellem Anlass (Murenabgänge in Österreich) - Bambus, phyllostachys, die "eklige" Art; dürfte Hänge gut am Rutschen hindern... - Erfahrungen?

Hatte 100 m2 Phyllostachys aureosulcata aus einer Pflanze. Die Rhizome breiten sich normalerweise in 10-15 cm Tiefe aus,  oder tauchen unter einem Querrhizom darunter weg bis 30 cm Tiefe. Ergibt schon ein dreidimensionales Geflecht. Das Londoner U-Bahn-Netz ist nix dagegen. Sie staken aber auch durch die Luft um sich nach der Rhizomsperre wieder abzusenken.
Nur oberflächliche Verankerung,  keine Tiefwurzelung,  daher nicht optimal gegen Hangrutschungen. Dazu etwas anderes nehmen,  beispielsweise Windschutzhecken quer zur Hangneigung.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 21. August 2022, 10:10:41
Davon 1 % sind 3,25 kg. Soviel wurde jedem Quadratmeter Versuchsfläche hinzugefügt.
Ja, das ists ja, wer soll das umsetzen?
Es bleibt doch nur zu sagen danke, jetzt wissen wir das auch, aber praktisch umsetzbar ist das für die meisten Flächen leider nicht. Auch nicht bei den aktuellen Weizenpreisen.

Also ich empfehle mal bezüglich fit machen:
o Umstellen von Flachbeeten zu Hügelbeeten oder Hochbeeten mit aufgepeppten Erdmischungen und feinen Hackschnitzeln inside
Freiwillig vom Grundwasser bzw den Vorräten in tieferen Schichten abschneiden?
Strohmatten unten drin sind zu vermeiden, das sagt dir jeder Praktiker.
Habt ihr Erfahrungen mit dem Sauzahn zur Bodenlockerung statt umgraben? Graben ist ja wir pflügen, Sauzahn sehe ich eher als mulchsaat.
Sauzahn hat mit mulchen nichts zu tun wenn nix zu mulchen da ist. Also Sauzahn ist ganz gut zum tief lockern, man kann das auch sehr intensiv machen. Bei dicht gelagerten Böden braucht es Kraft. Pilzsporen und Unkrautsamen und andere Probleme vergraben geht damit aber nicht. Auch einarbeiten von Ernteresten, verschlämmten oder Nährstoffreichen Oberflächen kann er nicht.
Langfristig gibts den Effekt das sich Phosphor oben ansammelt und unten verarmt. Das kann zur Folge haben, das Pflanzen Mangel bekommen weil sie in den austrocknungsgefährdeten, oberen Schichten nicht an den Phosphor rankommen.
Im Gartenboden ist das allerdings recht unwahrscheinlich. Viel zu viel Phosphor drin und die meisten bleiben doch keine 15-20 Jahre strikt bei einer Methode und Würmer gibts auch noch.

Du scheinst Naturwissenschaftler zu sein
...
Verstehe ich, aber deshalb solltest du nicht unterstellen, dass andere, in diesem Fall ich, nur schnell etwas konsumieren wollen, um sich über andere Methoden und Möglichkeiten keinen Kopf mehr machen zu müssen.
Wenn ich sowas sage dann meine ich keine Personen, sondern eine politische Richtung. Niemand sollte sich persönlich dadurch angegriffen fühlen. Also bitte nicht angegriffen fühlen und wenn es so rüberkam Entschuldigung.

Ich bin in der Agrarforschung tätig, Bereich Herbizide. Garten als Hobby, so gibt es da das ein oder andere vertiefte Gebiet und vieles was nicht vertieft wurde weil es mich nicht interessiert.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 21. August 2022, 12:24:11
Dabei wird deutlich, das Hobbygärtner seit Marie-Luise Kreuter nichts mehr dazugelernt haben. Also 1981 bis 2019, 38 Jahre verloren, eine ganze Generation.
(...)
Man erinnert sich: Boden besteht grob zu 50% aus Bodensubstanz, 25% Wasser und 25% Luft. Will man den Luftanteil um 5% erhöhen, = lockern, muss der Boden 5% an Volumen zunehmen.
(...)
Das einschlafen des Hypes um den Sauzahn zum tiefenlockern lässt vermuten, das hier die grundlegenden Mechanismen des Bodenaufbaus nicht verstanden wurden, sonst wäre der Sauzahn von Hobbygärtnern weiterentwickelt worden.

Auch die Erkenntnisse der Hydroponik im Erdbeet oder mit Ebbe-Flut-System sind an einer Gärtnergeneration vorbei gegangen. Versickerndes Giesswasser löst das bei der Wurzelatmung entstandene CO2 und sickert damit in den Untergrund (und lässt mitunter wunderschöne Tropfsteinhöhlen entstehen). Der absinkende Wasserspiegel saugt von oben Frischluft an und die Rhizosphäre freut sich über frischen Sauerstoff und Stickstoff. Es genügt 25% kohlenstoffdioxidhältiges Luftvolumen gegen 25% sauerstoffhältiges Luftvolumen zu tauschen. Wozu 5% zusätzlich einbringen? In Gewächshäusern werden zwar Tomatenwurzeln per Luftstrom extra belüftet (wenn das Substrat durchlässig ist),  aber nicht durch Gefügestörung.

Wozu dann Sauzahnen,  Grubberei,  Kapillarenbrechen und krampfhafte Lockerung wenn öfter  zusätzlich intensiv wässern dasselbe oder mehr bringt ?

Kann mir das wer erklären?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 21. August 2022, 12:37:52
Boden ist nicht statisch, sondern dynamisch.
Er lagert dichter mit der Zeit, Feinanteile werden nach unten transportiert und verändern die Poren dort. Das versetzt den Boden immer weniger in einen Zustand, der von Hochertragspflanzen wie Gemüse verlangt wird. Deshalb bearbeitet man den Boden schon seitdem es eigentlich Ackerbau gibt. Daran hat auch das immer besser verstehen von Zusammenhängen nichts geändert.
Außer vielleicht auf dem amerikanischen Kontinent, da wird pflanzliche Konkurrenz mit diversen Herbiziden klein gehalten und nicht mehr mit Bodenbearbeitung.

Hydroponik und Gießwasserverluste, ich wäre froh ich könnte wenigstens den Wurzelhorizont befeuchten. Im Sommer gibts praktisch keine Auswaschung, in Dürrezeiten noch weniger.
Vielmehr sind aktuell die Salzgehalte extrem hoch.
Unter den Wurzelhorizont versickerndes Gießwasser während der Wachstumsperiode würde gleichzeitig auch Nährstoffverlust bedeuten, das sollte niemand mehr tun, Umweltgedanke usw.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 21. August 2022, 12:46:30
Zitat von: thuja thujon link=topic=65415.msg3917304#
. Im Sommer gibts praktisch keine Auswaschung, in Dürrezeiten noch weniger.
Vielmehr sind aktuell die Salzgehalte extrem hoch.
Unter den Wurzelhorizont versickerndes Gießwasser während der Wachstumsperiode würde gleichzeitig auch Nährstoffverlust bedeuten, das sollte niemand mehr tun, Umweltgedanke usw.
Ich habe in einem Beet eine Sickerwasserwiedergewinnung. Da kommt allerfeinster Wurmtee heraus.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: ringelnatz am 21. August 2022, 13:25:31
Zitat von: thuja thujon link=topic=65415.msg3917304#
. Im Sommer gibts praktisch keine Auswaschung, in Dürrezeiten noch weniger.
Vielmehr sind aktuell die Salzgehalte extrem hoch.
Unter den Wurzelhorizont versickerndes Gießwasser während der Wachstumsperiode würde gleichzeitig auch Nährstoffverlust bedeuten, das sollte niemand mehr tun, Umweltgedanke usw.
Ich habe in einem Beet eine Sickerwasserwiedergewinnung. Da kommt allerfeinster Wurmtee heraus.
Kannst du das mal näher beschreiben, oder per Foto zeigen?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 21. August 2022, 19:48:46
Im Hochbeet habe ich in etwa 40 cm Tiefe (vom oberen Bodenhorizont gemessen) 3 Untersetzer von Balkonkisten mit leichtem Gefälle verlegt. Von dort rinnt das Sickerwasser in einen Trichter aus Folie und dann ins PP-Rohr mit Ausleitung aus dem Hochbeet. Ausgesickertes wird händisch wieder gegossen  Die Untersetzer haben voneinander etwa 2-3 cm Abstand,  dadurch gewinne ich weniger als 100% des Sickerwassers,  habe aber dafür eine Bodenverbindung zum tieferen Teil des Hochbeets (nochmals 40 cm und unten offen).

Der Regen der letzten Tage ließ den Behälter (Foto) übergehen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 22. Oktober 2022, 20:31:03
Forschung am Acker:
Mit Silizium gegen die Dürre?

In dem Thread, aus dem folgender Link stammt geht es um gekörntes Silikat-Kolloid zur Verbesserung der Wasserspeicherfähigkeit des Bodens:
Agrosil wir im Herbst 2018 flächenhaft in Beete einarbeiten lassen. Das war ein großer Aufwand, aber wenn man es punktuell aufstreut oder auch in kleinen Portionen mit Erde vermischt zu Stauden gibt, kann es wie Froschlaich aussehen und sich so benehmen. Wabbelig. Es sind kleinste Mengen ausreichend und eine gute Verteilung wichtig.
Die ermöglichte Wasserspeicherung ist enorm. Die Wirkung war über gut zwei Jahre erkennbar. Danach haben wir mit Terracottem universal weitergemacht.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 20. November 2022, 10:19:13
Hier mal ein Video vom Regensimulator der bayrischen LfL
https://www.youtube.com/watch?v=PzjiubMdygY&t=1s

Man sieht schön welche Auswirkungen Grünland/Rasen, Zwischenfruchtmischung und sowohl grobes als auch feines Saatbeet hat.
Auch die braune Brühe, die beim groben Saatbeet versickert wäre, sollte zu denken geben. Lagern sich die Feinbestandteile doch wieder irgendwo unten am Bearbeitungshorizont ab und sorgen hier für Verdichtungen, welche wieder durch Zwischenfrüchte oder noch tiefere Bodenbearbeitung aufgebrochen werden müssen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Jörg Rudolf am 20. November 2022, 18:28:02
Was ist mit der Verwendung von Pflanzenkohle von der ich verschiedentlich gelesen habe. Das soll ja ein Rezept für die Verbesserung der Böden in Zeiten des Klimawandels sein. In meinen Staudenbeeten kommt’s sicher nicht in Frage, da ich sie nicht tief einarbeiten kann.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 20. November 2022, 19:12:24
Die Kohle ist hauptsächlich CO2 Senke. Zumindest wenn man sie aus Pflanzen frisch herstellt, entzieht sie der Atmosphäre CO2, welches nicht so schnell wie zB Humus in den Kreislauf zurückkommen kann.

Bodenverbessernde Eigenschaften hat die Pflanzenkohle eigentlich nicht wirklich.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Jack.Cursor am 20. November 2022, 19:34:26
Wenn ich das hier so lese, macht es jetzt Sinn, ein Paar Fässer mit den Brennnesseln vollzustopfen, die jetzt im Überfluss gewachsen sind, die Fässer mit Wasser aufzufüllen und dann die Erde mit dem Sud zu gießen, um den Silikatspiegel zu erhöhen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 20. November 2022, 20:14:34
Pflanzenkohle soll Wasser und Nährstoffe speichern und wieder abgeben können und lockert zudem schwere Böden auf.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 20. November 2022, 20:15:35
Kannst du machen, verteilst damit aber auch die keimfähigen Samen. Ernte kurz vor der Blüte ist sicherer.
Der Effekt vom Silikat in diesen Mengen bleibt überschaubar.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Cepha am 26. November 2022, 09:31:21
Find ich alles recht spannend.

Hier mal eine kleine Youtube Serie zum Thema "Toten Boden beleben". Das ist zwar Werbung und die Überschrift ist etwas reißerisch, dennoch ist das spannend, wie die Profis das in quasi in nur einem Jahr machen:

https://www.youtube.com/watch?v=jBLZIgmains

---

Ein paar der englischen "no dig" Videos hab ich mir angesehen.

Die Leute lieben simple Regeln, am besten nur eine einzige Regel für alles. Daher findet sowas gerne viel Resonanz.

Ich glaube natürlich auch, dass man einen lockeren humosen Boden bekommt, wenn man da jedes Jahr 5cm Kompost oben drauf packt und das dann über viele Jahre macht.

Bei meinem vielleicht 100m² Gemüsebeeten wären das mal eben schlappe 5m³ Kompost pro Jahr nur dafür. Wenn ich den selber produzieren möchte bräuchte ich vielleicht 30??? m³ kompostierbares Material.

Kompost an der Oberfläche zersetzt und mineralisiert sich auch relativ schnell, ansonsten wären die Beete nach 20 Jahren mit +5cm Kompost ja auch 1m höher. Sowas erscheint eine gewaltige CO2 Quelle zu sein, keine CO2 Senke, mag ja für den ein oder anderen auch wichtig sein.

5cm Kompost pro Jahr (50l pro m²!) ist auch ein hoher Nährstoffeintrag, das ist auch nichts für alle Kulturen.

Wenn ich in meinem Garten oben drauf 5cm Kompost ins sonnige Gemüsebeet legen würde und nichts oben drauf, dann trocknet die Schicht im Frühjahr nach 5 Tagen in der Sonne aus. Ob das jetzt so super ist? Ich nehme an, da ist das Klima in England einfach doch noch erheblich anders und nicht so 1:1 auf Gemüsebeete in Deutschland übertragbar ist, wo es mittlerweile teils 2 Monate lang nicht mehr regnet.

Kompost den ich mache hat viel Leben, auch "unerwünschtes". bei mir sind da haufenweise keimfähige Samen drin. aber auch Schneckeneier. mein Kompost würde als 5cm Schicht sicher kein Beikraut unterdrücken, sondern da keimt und spriest es gut vor sich hin.

Ich nehme an, der Engländer kauft seine riesigen Kompostmengen zu und zwar aus industrieller Rotte mit entsprechend Hitze? Oder er kann sehr große Komposthaufen anlegen, nicht meine Mini-Haufen im Garten, die nun mal nicht heiß werden

Das ist halt dann keine Kreislaufwirtschaft, sondern der eigene Garten wird zu einem sehr großen Humusverbraucher.

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Bei mir ist es so, dass ich im Jahr vielleicht geschätzt 500 Liter reifen Kompost erzeugen kann. Dazu muss ich vielleicht 3-4m³ (?)kompostierbares Material pro Jahr sammeln. Den Kompost brauch ich auch für Anzuchten, Töpfe, Anpflanzungen und dann eben noch ein bissl was für die Gemüsebeete, vielleicht so 2-3l pro m². mehr hab ich nicht. Für Sträucher bleibt schon weniger als mir lieb wäre, für den Rasen nichts mehr.

Dazu hole ich mir im Herbst geschätzt nochmal 500l Pferdemist, das ist schon von extern. Der kommt unter Sträucher, Hecken und teilweise ins Gemüsebeet. Ich arbeite den aber beim Gemüse in den Boden etwas ein, damit er sich schneller umsetzt. Außerdem kommen mit den Pferdemist auch viele Samen mit in den Garten.

Des weiteren versuche ich noch Baumschnitt von anderen Leuten zu bekommen, die das Zeug nur wegwerfen und den ich dann selber hächsle Dieser Mulch landet bei uns aber überwiegend auf den Wegen und unter den Sträuchern. Auch das ist einfach eine Kostenfrage, wenn man sich anschaut, was Rindenmulch oder Holzhackschnitzel in Säcken im Baumarkt so kostet. Bei den Sträuchern gebe ich dann noch Hornspäne dazu, um das C-N Verhältnis auszugleichen. Auch das wieder ein kaufprodukt.

Als Mulch wäre im Gemüsebeet Gras ganz gut. Mein Problem ist, dass ich keins mehr habe. In den trockenen Sommern wächst bei uns kein Rasen mehr nach, da gibt es auch nichts mehr zu mähen. Ich bin jetzt dabei, aus meinem Rasen zunehmend eine Wiese werden zu lassen und die liefert dann noch wneiger Biomasse und als Mulch dann ebenfalls reichlich Samen.

Laub hätte ich auch gerne viel mehr. ich weiß nur nicht wo ich welches bekommen soll, das von meinen Bäumen reicht nicht für eine dicke Schicht im Herbst. Ich hol mir manchmal noch etwas Ahornlaub vom Rinnstein aus der Nebenstraße in der ich wohne, aber ideal ist das sicher nicht.

Kurz und gut, ich finde meinen Boden im Gemüsegarten ganz gut (und in dem Garten den ich vor 1 Jahr übernommen habe hat sich in nur einem Jahr mit Pferdemist, etwas Kompost und Mulch auch schon viel verbessert), aber mein Problem ist, dass ich die Mulchmengen einfach nicht bekomme. Vor allem im Sommer hab ich leider so gut wie gar kein Mulchmaterial mehr.

Aber in unserem Schrebergarten bin ich damit nach wie vor eine Ausnahme. Die meisten haben kahle und nackte Böden, von Oktober/November bis Mai oft sogar ganz ohne Bewuchs .

Was man aber sagen muss: Ich habe erhebliche Probleme mit Schnecken (ich hab auch haufenweise Schnegel und Weinbergschnecken, aber das hilft garnichts) und die Leute mit den kahlen und nackten Böden eher nicht.

Bzgl. der Wasseraufnahmefähigkeit hatte ich letztes Jahr einen unfreiwilligen Test. meine Zeitschaltuhr für die Bewässerung hatte ich versehentlich auf Dauerbetrieb gestellt und so über 1 Tag lang geschätzt einen Teil der Gemüsebeete mit ca. 100-200l/m² beregnet und das ist tatsächlich  alles versickert. Hat mich selbst überrascht.

MfG

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 26. November 2022, 09:50:39
Danke für den Beitrag.

Ja, Kompost wird überbewertet, in Bezug auf CO2 Senke, in Bezug auf belebte und gare Böden und in Bezug auf Wuchserwartungen. Und 5cm dick aufbringen ist schlicht falsch.

Kahle und nackte Böden in den Schrebergartenanlagen, ist hier nicht anders.
Es spricht ja nichts gegen mal Material untergraben oder sauberen Tisch machen für die nächste Saat. Aber dieses Dogmenhafte, Mitte Oktober muss umgegraben werden, man hofft auf Frostgare, die hier meist nicht kommt und dann nicht lange hält. Die Leute graben hier nicht um, weil es angebracht wäre, sondern weil sie es wohl schon immer so machen.

Ich habe aktuell meine Beete belegt, das bringt aber auch wieder Probleme mit sich. Es sind dann eben andere Probleme. Zum Glück bekommt man die meisten gelöst.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: trauben-freund am 26. November 2022, 10:19:25
@thuja

Mir ging es vor 2jahren so mit einem Landwirt der das schon ewig macht..... pflügen im Spätherbst, frostgare, Fräsen vor Aussaat, dann mineraldünger....

Ich versuchte zu erklären, dass es besser sei eine winterbegrünung mit hohem leguminosenanteil zu machen und bei gutem Wetter Frühjahr bodenbearbeitung. Bei mir ist im Winter kein Boden offen. Im Sommer schon geb ich zu. Die einzige Möglichkeit der co2 Bindung, wasserspeicherung und bodenfruchtbarkeit sehe ich in humusaufbau. Das würde viele Probleme lösen. Das heisst nicht nix tun, im Gegenteil. Gute Böden erfordern mehr Arbeit. Mulch ist nicht das allheilmittel. Für gemüse braucht man offene warme Böden. Das ist nicht so schlimm. Die Kulturen ziehen im Sommer Nährstoffe. Schlimm ist was im Winter passiert. Am besten noch Hülle drauf wenn es januar ist ::)

Zum  Thema mehrere Zapfen und bogreben könnt ich auch was sagen aber kann mich seit Monaten nicht einloggen. Hilfe!!! Hast du lösung

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 26. November 2022, 11:03:09
Es spricht doch nichts gegen Mineraldünger, wenn man es richtig macht und das drumrum stimmt. Humusaufbau geht nur durch Pflanzenwuchs.
Und am besten auf der Fläche wo er hin soll, nicht irgendwo räubern und wo anders drauf. Plaggenwirtschaft und Heide, das war mal, und das Gegenteil von Nachhaltig.

Leguminosenanteil, da muss ich verdammt aufpassen. Habe Buschbohnen im Garten und versuche Fruchtfolge zu beachten. Scheidet bei mir also schlicht aus.

Zum login, meinst du im alten Forum? Das neue wurde wieder abgeklemmt. Bei mir funktioniert es, bisschen umständlich noch je nach dem wo man hin klickt. Lösche mal den Browsercache, am login wurde was umgestellt, kann sein das da noch ein alter Script bei dir auf dem Rechner was verhindert.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: trauben-freund am 26. November 2022, 11:19:11
Gegen mineraldünger hab ich auch nichts, gut dosiert wenn die Pflanze es braucht. Ich arbeite bei Begrünung nur mit Mischungen, von ausserhalb beziehe ich kein organisches Material. Ich habe wenig bis keine Ahnung bei gemüseanbau aber kenne mich ein wenig mit fruchtige aus.beireben ist es z.b so dass es verboten ist gleiche edelreis Unterlage Kombination in Folge zu Pflanzen. Bei obst kein Stein auf steinobst usw.  Auf ertragsanlagen kann oft keine kreislaufwirtschaft da sein. Wir Pflanzen z.b Reben und entziehen jedes Jahr 13000kg Trauben pro Hektar. Wo sollen die entnommenen Nährstoffe herkommen? Bevor ich massen an org m Material zweifelhafter Herkunft nehme kommen ein paar Körner drauf. Mir geht es um bodengesundung  und das geht nur mit Vielfalt und bodenleben. Besser paar Körner in eine vielfältigste Pflanzenwelt als englischer rasen
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 26. November 2022, 22:54:56
Ja, klar. Weinbau ist auch was echt feines, dazu ist mein Boden hier zu Nährstoffreich, das klappt nicht recht.
Tonnen an Trauben, ja, aber man fährt doch zB. fast kein Phosphat damit ab. Das ist es ja, der Kompost oder machs halt blau hat viele Weinböden auf Jahrzehnte versaut, und jetzt gibts die Quittung. So wie in den alten Gärten, selbes Spiel.

Ich bin heute an vielen Weinbergen vorbeigefahren. Auffällig waren die Mischungen mit Kreuzblütlern usw. in der Gasse. Sattgrün und blühend in der Traubenzone. Stehen da bis über den Bauchnabel, das ging dieses Jahr richtig schief. Ohne Messerwalze ist da nicht an Schnitt der Anlagen zu denken. Wenn die nicht vorhanden ist und stattdessen gemulcht wird, gute Nacht.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 05. Dezember 2022, 21:56:57
Es wundert mich, das es heute noch keiner erwähnt hat:

Heute ist internationaler Tag des Bodens

Der Gewinner der Wahl zum Boden des Jahres 2023 ist

Ackerboden

https://www.fao.org/world-soil-day/en/

Video:
https://www.youtube.com/watch?v=7-YMheTIPJo
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 15. März 2023, 14:03:27
Mulchmaterial anbauen, ich denke man braucht wenigstens die 3 fache Fläche Mulchanbaugebiet im Vergleich zu dem, was bedeckt werden soll.

Könnte man nicht "pfluglose Landwirtschaft" mit "Kleeuntersaat im Weinbau" kombinieren und für den Gemüsebau adaptieren?

Theoretisierend denke ich an eine Fläche, komplett mit Weißklee bedeckt. Da werden durch Infrarotflämmen Löcher im Bewuchs geschaffen und darin Reihen von Gemüse gezogen. Die Reihenzwischenräume werden fadengesenst geschnitten und so Mulch gewonnen. Zum Fruchtwechsel werden die Reihen versetzt angelegt. Was spricht dafür / dagegen?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 15. März 2023, 14:14:30
Es hat halt noch keiner rausgefunden, wie man mit Untersaaten Marktfähiges Gemüse ernten kann.

Im Weizen wird es gerade wieder aus der Not probiert. Ertragsverluste sind halt enorm.
https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/schwerpunkte/dateien/bioland_2011_03_untersaaten.pdf

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 15. März 2023, 14:21:53
Prinzipiell ist es auch so, das auch im Gemüsebau auf den Klimawandel reagiert werden muss.
Deshalb zB der Anbau auf Dämmen, damit nach Starkregen die Wurzel nicht erstickt, wenn das Wasser auf der Fläche steht.

Frage: würdest du auf diesem Porreefeld mal gerne mit dem `Fadensenser´ in den Reihen das Unkraut abschneiden? Üblich ist bei weiten Abständen die Handhacke (funktioniert auch ohne Strom oder Benzin). Handarbeit ist fast unbezahlbar mittlerweile und wenn du hinten angekommen bist, kannst du fast wieder vorne anfangen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 15. März 2023, 19:35:19
Es hat halt noch keiner rausgefunden, wie man mit Untersaaten Marktfähiges Gemüse ernten kann.

Im Weizen wird es gerade wieder aus der Not probiert. Ertragsverluste sind halt enorm.
https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/schwerpunkte/dateien/bioland_2011_03_untersaaten.pdf

Daraus zitiert:"Bei einer Untersaat konkurrieren Deck- und Zwischenfrucht um Nährstoffe, Wasser und Licht." No na, darum sollte ja der Fleck für die Nutzpflanzen freigebrannt werden, der dann durch Schnitt gut gemulcht wird.

Weißklee als Untersaat brachte bei genügend Niederschlägen höhere Erträge der Hauptfrucht.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 15. März 2023, 19:45:45
Frage: würdest du auf diesem Porreefeld mal gerne mit dem `Fadensenser´ in den Reihen das Unkraut abschneiden? Üblich ist bei weiten Abständen die Handhacke (funktioniert auch ohne Strom oder Benzin). Handarbeit ist fast unbezahlbar mittlerweile und wenn du hinten angekommen bist, kannst du fast wieder vorne anfangen.

Ich diskutiere hier Maßnahmen für den Hausgarten, nicht für Feldfrüchte der Landwirtschaft.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Microcitrus am 15. März 2023, 19:57:39
Üblich ist bei weiten Abständen die Handhacke (funktioniert auch ohne Strom oder Benzin).

Walzenmäher gibt's für Handantrieb, warum sollte das Prinzip nicht auch für Kreiselmäher, Fadensensen oder Balkenmäher gelingen? Das Mulchmaterial wird am "Weg" gewonnen. Eine Fadensense oder ein Kreiselmähbalken wird unten an der Handkehrmaschine statt der Kreiselbürste montiert, der Schnitt wird dann seitlich Richtung Nutzpflanze geschleudert, um dort zu mulchen.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: ringelnatz am 15. März 2023, 21:42:12
Prinzipiell ist es auch so, das auch im Gemüsebau auf den Klimawandel reagiert werden muss.
Deshalb zB der Anbau auf Dämmen, damit nach Starkregen die Wurzel nicht erstickt, wenn das Wasser auf der Fläche steht.

Frage: würdest du auf diesem Porreefeld mal gerne mit dem `Fadensenser´ in den Reihen das Unkraut abschneiden? Üblich ist bei weiten Abständen die Handhacke (funktioniert auch ohne Strom oder Benzin). Handarbeit ist fast unbezahlbar mittlerweile und wenn du hinten angekommen bist, kannst du fast wieder vorne anfangen.
das sieht doch aber eher so aus, dass bei schon fortgeschrittener Entwicklung des Porree die Dämme aufge"pflügt" würden (kenn den Fachbegriff nicht). Hat Unkrautbekämpfung zur Folge und lässt den Porree bleichen - oder?
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 15. März 2023, 22:09:32
Könnte man so machen, macht man aber nicht mehr, weil es zu teuer ist den Boden zu bewegen (Diesel) und dann wären die Dämme oben zu schmal, was bedingen würde, das Wasser schlechter eindringt. Also Pflanzen pflanzen, Herbizid drauf, eine Kopfdüngung später und wässern bei Trockenheit, ernten.

Mit in der Reihe hacken habe ich gemeint zwischen den Pflanzen, also auf dem Foto keine 10cm Abstand. Nicht zwischen den Reihen. Da sollte auch nur so viel Platz sein, dass der Bestand luftig ist und sich die Wurzeln nicht gegenseitig in die Quere kommen. Niemand pflanzt Radieschenreihen 50cm auseinander, um mit dem Rasenmäher dazwischen Klee kurz zu halten oder sie anzuhäufeln.

Radieschen ist da sicher ein Extrembeispiel für kurze Kulturdauer und anspruchsvoll, aber bei vielen anderen Gemüse wird es nicht bedeutend besser. Bei Stangenbohnen evtl., ok. Aber selbst bei Blumenkohl fährt man nicht zwischen den Reihen. Hier hatte Klee mal als Untersaat mal halbwegs funktioniert, geht eben gut, weil er eh gepflanzt wird. Alles was gepflanzt wird, braucht prinzipiell etwas mehr Wasser. Was gesät wird, erschließt sich schon früher tiefere Schichten.

Aber Gemüse bleibt Gemüse und möchte gehätschelt werden.
Reben oder Obstgehölze kann man eher vernachlässigen. Aber auch Beerenobst im Grasmantel ist oft nichts anderes als ein Mickerling mit Leichentuch.
Manches möchte offenen oder gemulchten Boden, aber definitiv keine Konkurrenz.
Nicht alles, wie zB der Kohl, der sich über die Luftfeuchtigkeit im Bestand freut und stark genug ist sich etwas gegenüber Konkurrenz durchzusetzen. Aber zB. eine Zwiebel oder Knoblauch mit Untersaat, da gibts mehr Pilzkrankheiten und Co als einem lieb ist.

Im Zweifel hilft ausprobieren. Evtl die Düngung und Bewässerung anpassen. Und eben bei einer gemüsigen Hauptkultur nicht unbedingt alles gleichzeitig wollen, sondern evtl vorher den Gründünger zur Bodenverbesserung anbauen, den einarbeiten oder oben liegen lassen, dort rein pflanzen, danach wieder was weniger anspruchsvolles in der Pflege aber dafür positiv für den Boden machen.

Man könnte sich zB überlegen, was man nach Kartoffeln pflanzt oder sät, um den Schaden auszugleichen, den die Ernte angerichtet hat. Sandhafer etwa. Oder eben eine Mischung, die zudem noch den Stickstoff aufnimmt. Siehe Foto.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Gartenplaner am 16. März 2023, 00:24:10
Der Boden sieht merkwürdig aus.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 16. März 2023, 15:55:00
Es ist eine kalkhaltige, sandige Parabraunerde, Oberfläche durch Lessivierung noch sandiger erscheinend, verschlämmanfällig.

So ziemlich der beste Gemüseboden.

Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 26. März 2023, 10:23:38
Die Tage wurde wieder Gründünger eingearbeitet. Boden war abgetrocknet genug, jetzt kommen Kartoffeln rein.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: Monti am 26. März 2023, 18:48:06
Der schöne Ackersalat... Für die Bodenstruktur bringt der aber auch nicht so viel, möchte ich behaupten. Wenig Blattwerk, sehr flache Wurzeln.

Ich hatte früher auch so eine langsam laufende Motorhacke. Heute mit der Fräse habe ich den Eindruck, die Hacke hat mehr kaputt gemacht. Die Tiefe lässt sich auch schlechter/nicht regulieren. Für einen Dammaufbau ist die feinkrümelige Struktur aber dann natürlich gut.
Titel: Re: Wie den Boden fit machen für Klimawandel und Extremwetter?
Beitrag von: thuja thujon am 26. März 2023, 22:32:43
Ja, genau, es ist ein Kompromiss.
Es wird Feinerde gebraucht und die könnte man auch über umgraben und hinterher kleinkreilen machen. 
Im Herbst umgraben und liegen lassen bis Frühjahr wäre evtl eine sichere Bank, aber hilft der Bodenstruktur und den Nährstoffen nicht.

Feldsalat wurzelt flach, ja, aber sehr dicht. Und das ist der Pluspunkt. Die Erde ist in den Wurzeln mindestens so gar und stabil wie in Grassoden. Und das ist nicht zu toppen.
Deshalb verträgt der Boden in so einem Moment dann auch mal eine Fräse.

Phacelia, hier völlig misslungen, wurde nach der ersten Gemüsekultur über Sommer ausgesät, konnte sich dann aussamen und keimte im Spätherbst/Winter in der Feldsalatkultur. Friert als Jungpflanze natürlich auch nicht ab, auch nicht bei -10°C. Also nur Arbeit und nix gescheites.