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Garten- und Umwelt => Gartenwege => Thema gestartet von: Hortulanus am 30. Oktober 2004, 06:36:28
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"Nun bin ich hier und ruhig und, wie es scheint, auf mein ganzes Leben beruhigt." (Goethe; Italienische Reise).
Die toskanische Landschaft wirkt wie ein Beruhigungsmittel für die Seele. Die Wellen der sanften Hügel begrenzen nicht die Sicht, sondern tragen den Blick weiter über Gehöfte, Dörfer und zinnen- und turmbewehrte Städte bis hin zu dem mit einem zarten Dunstschleier verhängten Horizont. Es ist das Wiedererkennen eines Bildes, welches tief verinnerlicht wurde. Sind es die Gemälde der Renaissance-Maler? Oder ist es der Idealtypus einer schönen Landschaft? Doch wer hat uns eingeflüstert, dieses einzigartige Gesamtkunstwerk einer von Menschenhand gestalteten Landschaft als so außergewöhnlich schön zu empfinden?
Man kann die Augen nur auffordern, zu trinken.
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Blick in die Landschaft bei Pienza
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In der gegend von Montepulciano
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In der Nähe von Siena
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Die von einer wildbewegten, kriegerischen Zeit geprägten Städte vermitteln noch heute den unerbittlichen Machtanspruch der Medicis, Strozzi, Piccolominis, der Ghibellinen und Guelfen. Wehrhafte Mauer, drohende Portale, vergitterte Fenster, Muskelspiel der Türme.
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Colle di Val d' Elsa
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Montepulciano
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Befestigungsring in Siena
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Montepulciano
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Wäre dies Julia’s Balkon gewesen, die Tragödie wäre vermieden worden. Romeos Fuß hätte hier niemals Halt gefunden.
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Ein südländisches Quiz: Wieviel Blumentöpfe passen auf einen Balkon?
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Dennoch: Weniger kann oftmals mehr sein
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Beide alt geworden
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Kontemplative Stille: Kloster San Vivaldo
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Der liebevoll angelegte Garten einer Gaststätte in San Gimignano. Wir hätten ihn vielleicht anders gestaltet. Ein deutscher Wirt allerdings gar nicht.
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Es ist schon erstaunlich, wie finstere, abweisende, ja martialisch wirkende Renaissance-Paläste durch eine Blume ihre Strenge verlieren.
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Und immer wieder Blumen. Hier ist jedes Fleckchen genutzt. Allein das Gießen dürfte eine abendfüllende Tätigkeit sein.
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Hier eine uns wohlbekannte Blume, die auch bei uns überaus prachtvoll den Garten zu schmücken vermag
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Die Wälder waren übersät mit Alpenveilchen. Die Bestimmung war nur selten möglich, da die Blätter nur bei wenigen ansatzweise sichtbar waren. Es dürfte sich demnach um Cyclamen hederifolium und C. purpurascens gehandelt haben.
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Auch diverse Helleborusarten, H. foetidus und H. viridis (?) waren recht häufig anzutreffen.
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H. viridis?
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Mit dem stark kalkhaltigen Boden kommt auch sehr gut Arbutus unedo, der Erdbeerbaum, zurecht. Trotz intensiver Suche habe ich unter keinem einen Sämling finden können. Wie erklärt sich das?
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Wo Arbutus seine Früchte abwirft, sieht es wie ein zauberhaftes Murmelspiel aus.
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Eine seltsame Orchideenart mit spiralförmiger Blütenähre (Spiranthes spiralis), die auch in Deutschland vorkommt, begann mit erstaunlich intensivem, sogar etwas penetrantem Duft zu blühen. Die winzigen Blütchen waren lediglich 1-2 mm groß.
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Diese Dame (ich unterstelle mal es ist eine) schaute etwas verdutzt in die Kamera
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Dagegen schnüffeln andere Damen (ich verbürge mich, es waren welche) einem für sie wenig erfreulichen Schicksal entgegen. Cinta senese, eine uralte Schweinerasse, die so sehr geschätzt wurde, dass sie bereits auf einem Fresko aus dem 13. Jhd. im Rathaus von Siena zu sehen ist. Eine Delikatesse (nicht nur das Fresko).
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Eben dieses Rathaus in Siena
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Blick von dem Turm auf den berühmten Campo
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Blick in die Umgebung: "Zum Sehen geboren, zum Schauen bestellt..."
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Ein bisher nicht bekanntes Mitglied der Forumsgemeinde traf ich in Pienza im Palast der Piccolomini. Er drückte sich im Dunkeln herum und wollte nicht fotografiert werden. Klammheimlich gelang mir dennoch eine schemenhafte Aufnahme. Den Namen des Herrn verschweige ich aus Höflichkeit.
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Ein Zwiebelgewächs, das ich nicht bestimmen konnte. Muscari comosum?
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Erica arborea, Quercus ilex, Arbutus unedo, Juniperus communis, Laurus nobilis u.a. bilden ein dichtes, aber recht niedrig bleibendes Gestrüpp, da die Waldpartieen von der Bevölkerung immer wieder zu Heizzwecken abgeholzt werden (Stockwald).
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Trotz großer Sommerhitze scheint die Feuchtigkeit der übrigen Jahreszeiten für eine üppige Besiedlung mit Farnen (Ceterach officinarum) und Flechten auszureichen.
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Gartenmauer mit Schriftfarn
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Sternbergia lutea wird gerne angepflanzt und ist an vielen Stellen bereits aus den Gärten geflüchtet. In meinem Garten habe ich sie bisher nicht etablieren können. Sie ist offenbar zu frostempfindlich.
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Eine – so meine ich – pfiffige Methode, aus Bruchsteinen „Pflanzensäulen“ zu bauen.
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In zauberhaften Herbstfarben prangt die Kakifrucht (Diospyros kaki), die leider noch nicht reif war.
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Sehr aromatisch schmeckten dagegen die letzten Trauben. In einigen Weinbergen bogen sich die Rebstöcke noch unter ihrer Last.
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Ein Farbwunder im Herbst ist auch die Krappmyrte , Lagerstroemia indica, die für unsere Breiten leider zu frostempfindlich ist.
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Religiöse Pracht
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Warnung vor Vegetarierinnen
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Wunderschön dein Reisebericht, Hortulanus!
Weiß man denn da, was man da als Erstes erkunden soll, bei so viel Schönheit dieser Landschaft ? Machtet ihr eine Rundreise oder ging alles von einem Stützpunkt aus?
Vielen Dank erst mal für die hübschen Bilder :)! Hoffe, du hast noch viele auf Lager für uns!
könnte deine schon halb ausgebuddeltete Zwiebelblume auch eine etwas spärlich blühende Scilla peruviana sein?
LG Lisl
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Wirklich ein schöner Bericht, Hortulanus. Ich wusste doch, dass ich dort schon immer hin wollte.
LG Silvia
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Ein wunderschoener Bericht mit wunderbaren Gedanken ueber eine herrliche Landschaft !
LG
alegria
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Eine – so meine ich – pfiffige Methode, aus Bruchsteinen „Pflanzensäulen“ zu bauen.
Gabionen mag ich auch, leider sieht man sie meist nur an der Autobahn zur Hangbefestigung, aber so chamant habe ich sie selten gesehen.
Ein schöner Bericht in die Landschaft möchte ich gerne mal mit dem Fahrrad reinfahren.
Ich fahre jetzt nach Andalusien, zum knipsen und gucken werde ich aber wohl wenig Zeit haben, neidische Grüße ::)
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Wirklich hinreißende Bilder, Hortulanus. Sie wecken viele Erinnerungen und Sehnsucht, jetzt mal wieder dorthin zu reisen und diesmal nicht nur unter kunsthistorischem und kulinarischem Aspekt ;)
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Aaach wie schön, so fängt das Wochenende mit einer Reise an. :D
Danke für diesen schönen Bericht Hortulanus!
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Oh, Hortulanus, wie schön. Man bekommt richtig Sehnsucht nach der Toskana. Hast Du schöne Dinge mitgebracht? Oder war das Auto schon voll mit den vielen Weinflaschen?
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Danke für den Bericht und die schönen Bilder, Hortulanus - aber meine Sehnsucht nach der Toscana wird noch mehr geweckt als sie in letzter Zeit schon da war, ich muß endlich auch mal wieder runter!
Zum Balkon von Julia, hast Du den schon mal in echt gesehen?
Ein kleiner Hinterhofbalkon, an dem auch nicht unbedingt leicht raufzuklettern war , aber ein Seil konnte natürlich immer befestigt werden ;)
Der liebevoll angelegte Garten einer Gaststätte in San Gimignano. Wir hätten ihn vielleicht anders gestaltet. Ein deutscher Wirt allerdings gar nicht.
Auch hier möchte ich Dir widersprechen, es gibt auch in D noch Gasthäuser mit solch nett hergerichteten Gärten :D
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Danke euch allen, für die Anerkennung.
@ Brennnessel
Scilla peruviana wird es wohl nicht sein, da diese Art aus der neuen Welt stammt. Die von mir fotografierte kam aber in der "Wildnis" vor, weitab von jeder Behausung. Also konnte es auch kein mutierter Gartenflüchtling sein.
@ Maggi
Leider war der Wagen zu voll und niemand wollte freiwillig zurückbleiben. Keine Terrakotten, kein Vino - aber Würste!
@ Ceres
Einen "echten" Julia-Balkon gibt es (leider) nicht. Der in Verona ist lediglich eine Erfindung des Fremdenverkehrsamtes.
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@ Ceres
Einen "echten" Julia-Balkon gibt es (leider) nicht. Der in Verona ist lediglich eine Erfindung des Fremdenverkehrsamtes.
Mit "echt gesehen" meinte ich auch, ob Du vor dem schon gestanden bist, den sie in Verona als "Julia-Balkon" ausschildern ;)
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Na klar, und mit mir 1.500 Japaner!
Dennoch: Da springt eine Funke über, so nach dem Motto "und wenn doch?"
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Scilla peruviana wird es wohl nicht sein, da diese Art aus der neuen Welt stammt. Die von mir fotografierte kam aber in der "Wildnis" vor, weitab von jeder Behausung. Also konnte es auch kein mutierter Gartenflüchtling sein.
Der Name S. peruviana beruht auf einer irrtümlichen Deutung der Herkunft. Es ist eine mediterrane Pflanze. Vielleicht ist deine Gesuchte doch eine andere Art........ Die in meinem Mittelmeerpflanzenführer hat viel mehr Einzelblüten! Aber nach Scilla sieht sie aus .... :-[
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Na klar, und mit mir 1.500 Japaner!
Da hatten wir mehr Glück, wir hatten die Möglichkeit den Balkon in Ruhe allein zu bewundern (für 5 Min. ;)) - so oder so, ob Verona (Giardino Gusti nicht vergessen wer hinfährt) oder die Toscana , alles ist nicht nur eine Reise, sondern mehrere wert :D
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Na klar, und mit mir 1.500 Japaner!
Ja, denen bin ich auch schon häufiger begegnet. Komisch. 8)
LG Silvia