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Pflanzenwelt => Gemüsebeet => Thema gestartet von: Caracol am 06. November 2004, 15:32:50

Titel: Gerhards Manifesto
Beitrag von: Caracol am 06. November 2004, 15:32:50
Interessant dieses Manifesto von Gerhard Bohl "Erheblicher genetischer Verlust bei unseren Nutzpflanzen" und der Forderung nach mehr Artenvielfalt. :)

Gerhard schreibt in seinem neuesten Artikel im Portal Folgendes:
Zitat
Es scheint aber schwierig, (Hobby-)Gärtner davon zu überzeugen, dass es Alternativen zum teuren Hybridsaatgut gibt, wenn die Redakteure der zahlreichen Gartenzeitschriften unisono behaupten, F1-Hybriden brächten einen höheren Ertrag und wären "resistenter".


Da ich dieses Argument natürlich auch schon oft gehört habe, wuerde mich interessieren, welche Erfahrungen ihr "im Vergleichstest" sozusagen gemacht haben. Sind F1/Hybriden "bessere Pflanzen" als alte Sorten oder umgekehrt?

Die Diskussion sei eröffnet:
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: brennnessel am 06. November 2004, 18:44:17
Ich baue kaum F1-Gemüse an, darum kann ich leider nicht vergleichen. Seit wir hier mit den Schnecken so gesegnet sind, bin ich immer mehr dazu übergegangen, auf den Anbau von Kohlgewächsen, auf deren Samenpäckchen wohl noch am öftesten "F1" stand , zu verzichten, weil es einfach keinen Spaß macht, viele Wochen lang Pflänzchen zu ziehen und dann an einem Regentag oder in einer Nacht vor dem leeren Beet zu stehen! Die paar Krauthäuptel oder Karfiolrosen kaufe ich halt dann zu. Ist eh eine Platzfrage auch noch....
In meinem Garten sind Bohnen, Tomaten und Kürbisse die wichtigsten Gemüsegattungen . Die meisten Samen meiner Tomaten und Bohnen bekomme ich von G.Bohl oder tausche mit Freunden, also sind es Nichthybriden.....
Bei der großen Anzahl an Pflanzen (jedes Jahr z.B. an die 70 Sorten Tomatenpflanzen) ist es für mich nicht so wichtig, ob jede Sorte zum Abbrechen vollbehangen ist oder die eine oder andere nur einige wenige Früchte trägt. Das ist oft auch vom gerrade für die jeweilige Pflanze zur Verfügung stehenden Platz abhängig. In einem Kübel könnte ich auch von einer möglicherweise reichlicher tragenden Hybridsorte nicht so viel ernten, wie wenn die Pflanze im guten Gartenboden stehen kann. Auch der Geschmack ist sehr vom Standort und der Witterung abhängig. Die allersüßesten (und das sind mir die liebsten!) Tomaten erntete ich erst die letzten Wochen im Wintergarten!
Mir macht es Spaß,immer wieder Neues kennen zu lernen! Die besten Sorten behalte ich, die anderen waren eben auch mal dabei..... Ich habe inzwischen schon so viele "beste", dass es mir sehr schwer fällt, auf ihren Anbau zu verzichten, weil ich ja jedes Jahr wieder 30 Neue bekomme ;)!
Bei den Bohnen ist es ähnlich, nur halte ich mich da eher ein wenig zurück - wäre einfach zu viel ......
LG, Lisl
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Eddi am 07. November 2004, 14:22:01
Ich teste seit ein paar Jahren viele verschiedene alte Sorten, hauptsächlich Tomaten, Paprika und Exoten.
Leider hab ich die Erfahrung machen müssen, dass viele Beschreibungen etwas zu optimistisch sind.
Mit den F1 Hybriden hab ich fast immer bessere Erfahrungen gemacht, nächstes Jahr werde ich daher mehr Hybriden einsetzen.
Vor allem in meinem Foliengewächshaus werden viele alten Tomatensorten einfach nicht so recht. Sie sind oft sehr mehlig. Die gleichen Sorten im Freiland sind geschmacklich viel besser, doch die Braunfäule schlägt hier viel schneller zu.
z.B. die gelbe Königin (evt. ist es die goldene) wird im Gewächshaus einfach nix, die Früchte sind mehlig und enthalten sehr viel Luft.
Auch die Fence-Row-Cherry ist im Gewächshaus einfach nur Platzverschwendung. Sie ist ebenfalls extrem mehlig, hat kaum Geschmack.
Ich muss allerdings dazu sagen, dass ich alle Gewächshaustomaten veredele. Sowohl die alten Sorten, als auch die Hybriden.

Ich habe dieses Jahr 25 Sorten Tomaten und knapp 20 Sorten Paprika angebaut. Ich muss sagen, dass die Hybriden sehr wohlschmeckend sind, auch wenn viele Leute das Gegenteil behaupten.
Ich benutze fast ausschlieslich Saatgut der Firma Kieperkerl.

Bei Salaten haben die Hybriden ebenfalls die Nase vorn. Die Premium Sorten haben viele Resistenzen, z.B. gegen Pilze oder auch gegen Läuse. Und wer mag schon verlauste Salatköpfe?

Und wer hier mag eigentlich Litchitomaten ? Ich finde ihren Geschmack einfach nur fad. Wer sie trotzdem mag, dem geb ich den Tip, die Pflanze wie eine Tomate zu veredeln. Sie wird dadurch wesentlich größer, kräftiger und es gibt viel mehr Früchte.

Auf meiner HP sind hunderte Bilder meines diesjährigen Anbaus zu betrachten.

Gruß
Eddi
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: brennnessel am 07. November 2004, 15:09:28
Hallo Eddi!
Herzlich Willkommen hier im Forum! Hast ja tolle Sachen 8)! Machst du das alles privat?
Worauf und wann werden denn von dir die Tomaten veredelt ? Ich kenne das nur von Gurken auf Feigenblattkürbis.....
Was ist denn Tomatio-De-Jalapa? Ist das eine einzige Pflanze auf deiner Homepage? So riesig ... 8) !!!!!

Mit den vielen Tomatensorten ist das so eine Sache: sie kommen ja aus so vielen verschiedenen Klimazonen und haben daher auch ganz unterschiedliche Wärmeansprüche. Gerade das ist aber einer der Vorteile, dass die Sorten dem jeweiligen Klima am besten entsprechen!
Meine Freundin in Finnland würde z.B. nie eine indische Tomatensorte pflanzen, genauso wenig Sinn hat es, wenn ein Gärtner in Spanien z.B. "Siberia" pflanzt!
Wenn aber diese lokalen Sorten immer mehr dem Einheitsbrei einiger weniger Saatgutfirmen weichen, schaut es für Extremlagen nicht mehr gut aus!
Für mich ist es auch eine Kostenfrage, ob ich die Samen selber gewinnen kann oder immer wieder neu (und teuer!) kaufen muss.
Aber es soll sich ja niemand gezwungen fühlen, und selber auswählen, solange er kann..... und gerade das ist dann zu Ende, wenn die Vielfalt verloren geht!
Wenn deine Tomaten im Gewächshaus mehlig schmeckten, kann es sein,d ass sie zu lange an der Pflanze hingen oder dass es eben an der Sonne mangelt. Das ist bei mir auch so, dass ein und dieselbe Sorte ganz verschieden schmeckt, je nachdem, wo sie wächst! Aber es gibt wohl auch fade schmeckende Sorten bei den alten. Es ist verschieden, manche mögen saure, manche milde, andere lieber süße ...... Ist schön, wenn man auswählen kann ;)!

LG Lisl



Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Wattemaus am 07. November 2004, 19:08:11
Das ist aber ein schönes, neues Thema.

Bei den Tomaten habe ich einmal eine Hybride gekauft, die erste angeblich braunfäuleresistente Tomate.
10 Korn kosteten 4,95 DM. Fand ich sehr teuer.
Diese nicht sehr gut schmeckenden Früchte reiften erst Ende August, dann aber in rauhen Mengen bis Mitte September.
Dann vergaßen die Pflanzen ihre Resistenz und bekamen die Fäule.
Wenn man die Möglichkeit hat, verschiedene Sorten zu setzen, dann würde ich nicht unbedingt Hybriden pflanzen.
Kann man sich aber aus Platzgünden nur 1 Tütchen Saatgut kaufen, würde ich wieder investieren.
Bei Gurken habe ich auch in Hybriden investiert, die waren auch nicht besser, als eine gute, alte Sorte.
Übrigens, die goldene Königin trug bei mir im vergangenen Jahr im GH schöne Früchte .
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Eddi am 07. November 2004, 23:42:21
Hi Brennnessel

Die Tomatio-De-Jalapa sind insgesamt 4 Pflanzen, die ineinander gewachsen sind. Daher die Größe.
Das laden der Bilder dauert etwas, da die Website auf meinem eigenen Server liegt. Der ist nur an eine TDSL Leitung angeschlossen.
Und nebenher übertragen auf der gleichen Leitung die beiden Webcams die Bilder meiner Hühner.
http://www.huehnercam.de

Ich mach das alles privat, just for fun. Von den meisten Supermarkttomaten bekomme ich nämlich einen Ausschlag, was ich auf Behandlung der Tomaten mit irgendwelchen Giften zurückführe. >:(

Und da ich seit drei Jahren sozusagen mitten in einem Feld wohne und viel Platz habe, kann ich meine Gartenspinnerei voll ausleben. ;D

Ich lese übrigens schon seit letztem Jahr regelmäßig in eurem Forum. Und da hier ja auch ein paar Tomaten und Exoten-Verrückte unterwegs sind, will ich euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.

Die Tomaten, Litchi-Tomaten und Auberginen veredle ich auf Vigomax von Kiepenkerl. Hier ist ne schöne Anleitung:
http://www.samen-zwiebeln.com/Feinsamen/Page10161/Tomaten/Tomatenveredeln/tomatenveredeln.html
Das veredeln bringt nicht nur eine Resistenz gegen Wurzelnematoden, sondern gleichzeitig eine Ertragserhöhung bis zu 250% pro Pflanze. Das kommt aber immer auf die Edelsorte an.
Von Weihenstephan gibts es einige Studien darüber. Bei Bedarf poste ich gerne die Links.

@Wattemaus
Bis jetzt gibts noch keine gegen die Braunfäule resistente Sorte. Leider. :-(
Auch wenn des öfteren das Gegenteil behauptet wird.
Zitat von Weihenstephan:
"Die toleranten Sorten ‘Myrto’ und ‘Vitella’ (Kiepenkerl) brachten unter Weihenstephaner Witterungsbedingungen eine Verzögerung des Befallbeginns von etwa 8 bis 10 Tagen gegenüber nicht toleranten Sorten."
Auch bei der Sorte De Berao sieht es wohl ähnlich aus.
Hier noch ein netter Link dazu:
http://www.fh-weihenstephan.de/fgw/wissenspool/infos/kurzinfo.php?id=162

Die Sorten Dolce Vita oder auch die Piccolino von Kiepernkerl sind Hybriden und schmecken sehr lecker. Auserdem gibts riesen Erträge.
Sieh dir einfach mal die Bilder auf meiner HP an.

Gruß
Eddi

/edit on
Hier ein paar weitere Links:
Braunfäule:
http://www.fh-weihenstephan.de/fgw/wissenspool/infos/kurzinfo.php?id=2
Resistenzen:
http://www.fh-weihenstephan.de/fgw/wissenspool/infos/img/tom-sor-tab-g.jpg
veredelte Auberginen:
http://www.fh-weihenstephan.de/fgw/forschung/projekt.php?id=3
http://www.fh-weihenstephan.de/fgw/forschung/projekt.php?id=91
/edit off
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Nina am 07. November 2004, 23:47:17
Zitat
Ich lese übrigens schon seit letztem Jahr regelmäßig in eurem Forum. Und da hier ja auch ein paar Tomaten und Exoten-Verrückte unterwegs sind, will ich euch an meinen Erfahrungen teilhaben lassen.

Mensch Eddi,
seit einem Jahr und kein Pieps von Dir? :o
Schön, daß noch ein Tomaten-Freak hier gelandet ist!! :D
Herzlich Willkommen!
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Eddi am 07. November 2004, 23:58:04
Hi Nina

Schreibend bin ich meist im Forum vom ARD Ratgeber Haus und Garten unterwegs.
Und es gibt ja noch mehr Foren zum Thema Garten.
Aber eures ist in den zwei Jahren am meisten gewachsen.
Und ihr postet immer soooo schöne Bilder eurer Erfolge. :D

Ich kann mich noch gut erinnern, als hier die Ersten reife Tomaten hatten....und ich leider noch nicht. das hat mich ganz schön gefuchst. *lach*
Aber im nächsten Jahr wird das anderst. *fg*
Ich werde wohl schon im Dezember/Januar unter Kunstlicht anfangen die ersten Pflanzen zu ziehen.

Gruß
Eddi
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Elro am 08. November 2004, 01:33:14
Hallo :)

meine Meinung ist auch eher gespalten. Seit zwei Jahren teste ich auch verschiedene ältere Tomatensorten und finde teilweise den Ertrag sehr gering. Auch bekommen einige hauptsächlich die länglichen Tomaten Blütenendfäule (hatte ich früher nie).
Bei den Gurken bevorzuge ich die Hybriden.
Ich bevorzuge Kiepenkerl.

Auch hatte ich im letzten Jahr ein Teil meiner Tomaten veredelt und je zwei Pflanzen gleicher Sorte gepflanzt, eine veredelt und eine unveredelt.
Ich konnte keinen Unterschied feststellen. Außer daß mehr Grünmasse zum ausgebrechen da war, der Ertrag war leider nicht höher. Mich hat die Zeit und der Preis des Veredelungsset noch monatelang geärgert.

Ich werde aber noch weiterhin alte Sorten ausprobieren denn die vielen Farben und Formen gefallen mir, vielleicht entdecke ich ja doch noch tolle Sorten die mir gefallen.

Liebe Grüße Elke
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Eddi am 08. November 2004, 02:10:30
Bei den Gurken nehme ich auch nur Kieperkerl Züchtungen.
Dieses Jahr hatte ich Sudica F1 und Printo F1, beide veredelt.
Nur die 4 Stück Amber F1 im Freiland waren ein Totalverlust. :-(

Nicht alle alten Sorten ergeben durchs veredeln einen Mehrertrag.
Dieses Jahr klappte es nur mit zwei Sorten. Orange Heart und Ananastomate. Vor allem die Ananastomate hatte Kiloweise Früchte an den Rispen. Selbst jetzt hängen im Gewächshaus noch Kilos dran.
Nur leider sehen sie Früchte ganz anderst aus, als bei Tomatenreinhard abgebildet. Ich glaube, da wurden die Sorten irgendwie verwechselt.
Die Orange Heart wurde im Gewächshaus nicht mehlig, sie ist sogar ein paar Tage lagerfähig...und schmeckt echt prima.

Eddi
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: brennnessel am 08. November 2004, 07:30:09
Hallo Eddi!
Ist ja toll, wie du dich da mit deinem Hobby ausbreiten kannst 8)!
Vielen Dank auch für den Link zum Veredeln! Du wirst mich auslachen,aber als ich den Metall(?)stift gesehen habe, der die ganze Zeit in der Pflanze sein muss, habe ich die Idee, es auch zu versuchen, wieder fallen gelassen.......
Von meinen vielen Pflanzen habe ich - selbst in einem Jahr, wo wegen eines Kulturfehlers ein Teil der Pflanzen schon im Juli krank war - noch immer viel mehr als genug zu ernten.
Gerade diese früh auftretende Fäule war aber heuer sehr aufschlussreich: inmitten vieler kranker Pflanzen blieben einige vollkommen gesund, z.B. Reisetomate, De Berao (besonders resistente Auslese von unserem Matthias!), De Berao Black und Resi Gold. Auch von den anderen, die ich nicht ausgerissen hatte, wurden viele Pflanzen wieder völlig gesund, als sich das Wetter umstellte und ein paar trockene heiße Wochen folgten.
@ Elro: gegen die Blütenendfäule , die tatsächlich die länglichen Sorten öfter betrifft und nur ein Calziummangel ist, brauchst du nur ein bis zwei Handvoll Urgesteinsmehl zur Pflanze geben und die nächsten Früchte werden wieder, wie es sich für richtige Tomaten gehört ;) ..... Die bereits befallenen musst du jedoch leider abschreiben :( ..... Man kann aber auch gleich vorbeugend den Boden mit Steinmehl verbessern - kostet nicht viel und ist sehr wirksam!
LG Lisl



Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Wattemaus am 08. November 2004, 07:45:38
Die Vitella hatte ich oben beschreiben, danke Eddi.

Daß die Ananastomate nicht sortenrein ausfiel, kam bei mir dieses Jahr auch vor, jetzt weiß ich nicht, ob einfach Samen vertauscht wurden, oder ob sie irgendwo mal mit einer Evergreen gemendelt hat. Tatsächlich hatte ich nämlich eine Evergreen geerntet und eine Ananas gesät.
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Nina am 08. November 2004, 08:03:38
Ich kann mich noch gut erinnern, als hier die Ersten reife Tomaten hatten....und ich leider noch nicht. das hat mich ganz schön gefuchst. *lach*
Aber im nächsten Jahr wird das anderst. *fg*
Ich werde wohl schon im Dezember/Januar unter Kunstlicht anfangen die ersten Pflanzen zu ziehen.

Hee Eddi, nicht daß Du uns plötzlich richtige Treibhaustomaten unterjeubelst um "Erster" zu sein... ;D

Ich persönlich finde aber die alten Sorten einfach spannender, bunter, faszinierender, aber die Erntemenge ist mir auch relativ egal. :)

PS: Macht Spaß auf Deiner HP zu stöbern! :D
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: fisalis am 08. November 2004, 10:47:48
Der zweite Teil von Bohls Artikelreihe enthält alles Wichtige. Grad wir Hobbygärtner sollten uns um Anbau und Erhalt von alten und seltenen Sorten bemühen, denn wir bewegen uns ja ausserhalb von wirtschaftlichen Zwängen. Hier in der Schweiz gibt es drei mir bekannte Bezugsquellen von biologischem Saatgut, die viele alte Sorten und kaum Hybriden im Angebot haben:

C. und R. Zollinger
biologische Samengärtnerei
1894 Les Evouettes
Tel: +41 24 481 40 35
Fax: +41 24 481 40 44
E-Mail: zollinger-samen@bluewin.ch
(keine Hp)
bieten sog. "Hortikultur"-Samen an, die sich durch besondere Ursprünglichkeit und Vermehrungsfähigkeit auszeichnen

Biosem

Sativa




Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: brennnessel am 08. November 2004, 12:51:10
"Der Zollinger" ist auch bei uns ein Begriff, fisalis ;)! G.Bohl hat ihn auch in seinem Sortenbuch - ich glaube, die arbeiten auch zusammen, genau so wie die bei uns in Niederösterreich beheimatete Arche Noah.
LG Lisl
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Elro am 08. November 2004, 18:57:42
Hallo Lisl,

von dem Urgesteinsmehl gebe ich immer eine Handvoll ins Pflanzloch. Ich dachte das der Mangel eher durch zu große Hitze im Gewächshaus (Hier im Kraichgau gab es ja eigentlich schon sehr heiße Tage) kommt und die Pflanze dann die Nährstoffe nicht richtig aufnehmen kann.
Einer meiner Lieblingstomaten, die schwarze Pflaume, hat dieses Jahr besonders gelitten.
Also Ertrag finde ich schon wichtig, schließlich will ich ja nicht Pflanzenmasse nur für den Kompost produzieren ;D

Von den alten Sorten finde ich z.B. die Spargelerbse nicht so toll. Wenn man nicht jeden Tag junge Hülsen erntet hat man gar nix und die tägliche Ernte bringt nicht genug zum verarbeiten und einfrieren schmeckt nicht mehr :(

Aber ausprobieren tue ich fast Alles ;D

Liebe Grüße Elke
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: brennnessel am 08. November 2004, 19:14:55
Genau, Elke, bei großer Hitze passiert das mit der Blütenendfäule häufiger! Ich habe gehört, dass es da durch das häufige Gießen vermehrt zur Auswaschung der Nährstoffe kommt.... ob es das nun wirklich ist, weiß ich nicht. Jedenfalls ist es mir aufgefallen, dass es da öfter passiert, aber nicht bei allen Sorten!
Ich freue mich auch über ertragreiche Sorten. Die behalte ich dann auch eher auf. Aber wenn unter den 70 ein paar sind, die nicht so voll hängen, macht mir das nichts aus! Wenn ich, wie meine Nachbarin, nur 4 Pflanzen hätte, müssten das auch vieltragende sein.....
Es ist aber so, dass es einer Sorte in meinem Garten vielleicht nicht so behagt, die in einer anderen Gegend aber durchaus besser zurecht kommen kann oder andere Vorteile hat und es deshalb trotzdem Wert ist, erhalten zu werden.
Von anderen alten Gemüsesorten habe ich auch schon mehrere ausprobiert, die ich nicht mehr anbauen will, außer ich sollte von ihnen Samen "abliefern". Die Spargelerbse z.B. war auch nicht so meine Sache, nur die Blüten waren schön!
LG Lisl
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Eddi am 08. November 2004, 23:04:37
Zum Thema alte Gemüse und Co.
Ich hab dieses Jahr folgende Beeren getestet, die ich sicherlich nie mehr im Garten haben werde:

Litchitomate: Zu stachelig, fader Geschmack
Jaltomate: Pfui, mehr sag ich nicht
Mrs Bees Nonbitter : Essbar, aber nicht der Hit, immerhin die Hühner sind verrückt danach. ;D
Zwergbaumtomate: Furchtbar süß, leider auch furchtbar bitter, aber immerhin hat sie nen gewissen Zierwert, zum essen aber ungeeignet.
Lila Tomatillos: Reden wir lieber nicht drüber

Ich hab meine Lektion gelernt, hatte den halben Garten voll mit dem ungeniesbaren Zeug

Bei Ebay hab ich noch folgende (Beeren-)Pflanzen ersteigert:
Japanische Weinbeere
Taybeere
Loganbeere
Allackerbeere
Chinesisches Spaltkölbchen
Chinesische Blauschote
gelbe Himbeere
Granatapfel
schwarze Maulbeere

Eddi
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Elro am 08. November 2004, 23:40:15
Ja und das Beste ist daß man hier im Forum von den Erfahrungen Anderer hört und schon mal vorgewarnt ist ;)

Taybeeren sind lecker, hatte ich auch mal bis man Vater dieses Stachelmonster rodete >:( Aber wenn ich nächstes Jahr Platz finde dann will ich wieder eine :)
Gelbe Himbeeren sind auch toll, ich habe Golden Bliss.

Wie ist das mit den Blauschoten? Mal liest man daß sie eßbar sind, ein anderes Mal daß sie giftig sind. Was stimmt denn nun?

Lisl, 70 Tomaten sind schon sehr viel, toll. Ich habe meist nur Platz für 35 Pflanzen sonst würden ja nur noch Tomaten im Garten wachsen.

Ich hätte da noch Fragen zu ganz bestimmten Sorten aus den Bohl-Sortenbuch. Soll ich das hier oder in einem anderen Faden tun?

Liebe Grüße Elke
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Nina am 08. November 2004, 23:44:36
Elro, ich fände es am passendsten in dem Thread:

Tomaten -Seltene, historische und besondere Sorten :)
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Elro am 08. November 2004, 23:51:32
Nee, es geht um ganz Verschiedenes wie Kartoffeln, Zwiebeln, Bohnen und Hirse ;D
Also alles extra.
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Nina am 08. November 2004, 23:55:26
Ach soooo. ;D

Ja, dann lieber extra. So finden es später auch andere. ;)
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: brennnessel am 09. November 2004, 08:08:07
Ja, Elke, die Tomaten sind seit einigen Jahren die wichtigste Gemüsegattung in meinem Garten. Das hat sich eben durch die Mithilfe für das Samenarchiv so ergeben. Außerdem haben mir die Schnecken den Anbau von Salaten und Kohlgewächsen ziemlich verleidet - wohl nicht ganz, aber sehr......
Eddi, ich stimme dir zu, dass ich auch schon allerlei ausgesät habe, was dann nicht so ganz meinen Vorstellungen entsprach. Aber ich habe viel Platz und die Sachen laufen immer nur nebenbei. Ich freue mich trotzdem jedes Mal, wenn ich Neues kennenlernen kann, das ich bisher oft nicht einmal vom Hörensagen kannte! Ich muss es ja dann nicht behalten, wenn es bei uns niemandem schmeckt oder zu wenig trägt....... Geschmäcker sind ja verschieden ;)!
LG Lisl


Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Eddi am 30. Dezember 2004, 03:28:25
Da die Gartensaison langsam aber sicher wieder beginnt, bin ich mal wieder am suchen nach Infos auf allerlei Interessantes gestossen.
Ich schreibe mit Absicht in diesem Thread, da es hauptsächlich um die oft verteufelten Hybriden geht.
Hier ein paar Links:

http://www.gartenbauberatung-hessen.de/lvg/user/hagendorf/aromatomate_%20BSA03.shtml

http://www.gartenbauberatung-hessen.de/lvg/user/echim/tomaks_03.shtml

http://www.gartenbauberatung-hessen.de/beratung/user/hagendorf/versuche_2004/03_12_11-tomate_2004.pdf

http://www.gartenbauberatung-hessen.de/beratung/user/echim/em_jp_tom03.shtml

sogar Paprika wird schon veredelt, ist aber noch nicht marktreif
http://www.oeko-komp.de/index.php?id=1593&languageid=1

http://de.wikipedia.org/wiki/Tomate

http://www.gartenfreunde.de/downloads/referatjaksch.doc

http://www.enzazaden.de/Kulturinfo_Tomaten.htm

http://www.netzwelt.de/lexikon/Tomate.html

http://www.gbz-koeln-auweiler.de/gemuese/versgem/berichte/2004/geschmack_oekotom.pdf

http://www.gbz-koeln-auweiler.de/gemuese/versgem/berichte/2004/geschmack_oekotom_konv.pdf

Eddi
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Feder am 30. Dezember 2004, 11:06:16
Hybridsorten finde ich irgendwie, wie soll ich sagen, bedenklich, weil sie die Abhängigkeit von irgendwelchen Firmen fördern. Das spielt zwar in Hobbygärten kaum eine Rolle, das Prinzip behagt mir aber nicht.
Der Pflanze wird doch eindeutig etwas sehr Wesentliches abgezüchtet, nämlich ihre Reproduktionsfähigkeit.
Trotzdem pflanze ich jedes Jahr den Zucchini Black forest F1, den finde ich wirklich ausgezeichnet.
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Lehm am 09. März 2009, 12:55:27
Die Spargelerbse z.B. war auch nicht so meine Sache, nur die Blüten waren schön!
LG Lisl

Was war denn da nicht so deine Sache?
Ich hab die Dinger jetzt erstmals in der Samenschachtel, und auf der Tüte (von Zollinger) steht, man könne den ganzen Sommer über ernten.
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: zwerggarten am 09. März 2009, 13:05:49
das musst du auch, knallhart. verpasst du es zwei tage sind die dinger schon zu groß, zäh und fadig! außerdem braucht man ziemlich viele pflanzen um auf diese durchpflückende art und weise eine mahlzeit zusammenzubekommen... :o :P
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: zwerggarten am 09. März 2009, 13:07:05
aber schöne blüten hat sie wirklich. ;D
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: brennnessel am 09. März 2009, 13:07:42
War meine Schuld: habe die Hülsen nicht jung genug geerntet und dachte, man müsse die winzigen Körnchen auslösen ::) ! Das ist eine Fieslerei sondergleichen! Sie hätten aber nicht schlecht geschmeckt (wie süße Erbsen).........
Diesmal werde ich sie jung ernten und wie Zuckererbsen verwenden!
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Lehm am 09. März 2009, 13:08:48
@cwergo: Ah. Das Täglichpflücken hab ich ja in den letzten Jahren mit den Zuckerschoten schon eingeübt, die sieht man zudem kaum am Strauch, wird bei den Spargeldingern auch so sein. Aber dass ich dann gleich wochenlang pflücken muss, bis mal der Teller voll ist, ist schon ein hartes Ding. Mit Gottes Hilfe werd ich das aber schaffen.

@brennlisl: Ah, dann wird das wohl doch was. War schon ganz beunruhigt, ich mein, wenn sie bei dir nix werden...
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: brennnessel am 09. März 2009, 13:18:30
 ;D! bei mir wird öfter was nix ::) !

bei den spargelerbsen ist das mit dem sehen, welche hülsen schon gepflückt werden sollen (oder noch können) noch schlimmer, Lehm!
bei den zuckerschoten rate ich dir zu den blauen sorten, wenn dich die augen auch schon allmählich im stich lassen!
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Susanna am 09. März 2009, 22:38:51
Von wieviel Pflanzen sprecht ihr denn hier wenn ihr genug für eine Portion bekommen wollt. ???

Ich bitte um Mithilfe, ich will dieses Jahr die dinger auch anbauen! :)

Danke schon mal im voraus. :-*

Piad eich
Susanna
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: zwerggarten am 09. März 2009, 23:42:25
ich hatte nur eine reihe, also sechs bis acht pflanzen etwa - das reicht jedenfalls allenfalls für eine nouvelle-cuisine-beilage... ::)
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: brennnessel am 10. März 2009, 04:43:46
Diese Pflanzen wachsen mehrtriebig und liegen am Boden - brauchen ganz schön viel Platz!
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: Laura am 10. März 2009, 10:37:47

Ich zitiere mal aus dem Eröffnungspost:
Sind F1/Hybriden "bessere Pflanzen" als alte Sorten oder umgekehrt?

Eine interessante Frage. Gute Idee, diesen Thread wieder zu reaktivieren. Ich baue jetzt seit vielen Jahren fast nur alte Sorten an. Ich habe über 150 Sorten Tomaten gesät, unzählige Salate und Kräuter, Paprika, Chili etc.
Tomaten, Paprika und Chili vermehre ich selbst, einige Kräuter auch, für Salat ist's mir zu mühsam.
Was jetzt bessere Pflanzen ergibt, weiß ich fast nicht. Die Ergebnisse waren völlig unterschiedlich, sowohl beim Ertrag, wie auch bei Resistenzen und Gesundheit. Das kann ich also nicht eindeutig beantworten. Allerdings gibt es noch andere Aspekte zu bedenken:
Wie zuvor schon von Feder angesprochen, fehlt der F1Hybride die Reproduktionsfähigkeit. Wenn mir eine Sorte gut gefällt, möchte ich sie wieder anbauen. Geht ja nun mal mit Hybriden nicht. Also bevorzuge ich echte Sorten.
Gerne mit eigenem Saatgut, denn
a) die Hybridsorten unterliegen gewissen Moden, nach einigen Jahren gibt es sie meist nicht mehr
b) das Angebot an Hybridsorten ist nur gering. Warum soll ich aus nur 30 Sorten aktueller F1Tomaten wählen, wenn mir leicht 1000 Sorten zur Verfügung stehen könnten?
c) warum soll ich dafür bezahlen, wenn ich bereit bin, mir die Mühe mit der Saatgutgewinnung selbst zu machen? Einen Pullover darf ich mir ja auch selbst stricken, meine Suppe selbst kochen. Dafür möchte ich keine Lizenzgebühren zahlen, oder eine Erlaubnis einholen müssen

Auch bei mir im Garten entsteht mal eine Verkreuzung, streng genommen also F1Saatgut, die dann meistens nicht an die Qualität der ursprünglichen Sorte heranreicht.
Aus meiner Sicht spricht also mehr für alte (von mir aus auch neue) Sorten.
Titel: Re:Gerhards Manifesto
Beitrag von: max. am 10. März 2009, 10:48:38
@34
was tomaten betrifft, bin ich auch dieser meinung, zumal es mit der beworbenen braunfäuletoleranz einiger f1-sorten wohl nicht so weit her ist. wer aber sehr süßaromatische tomaten mag, sollte ruhig mal die f1-sorten "golden cherry" oder "sungold" versuchen.
bei kohlarten habe ich mit alten, selbstgezogenen sorten früher eher schlechte erfahrungen gemacht. ich kaufe seitdem die pflänzchen und nehme an, daß die aus f1-saatgut sind.