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Garten- und Umwelt => Quer durch den Garten => Thema gestartet von: Harzgärtnerin am 17. April 2017, 20:34:14

Titel: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Harzgärtnerin am 17. April 2017, 20:34:14
Ihr Lieben,

das Buddeln und Blümchenstreicheln ist für mich immer eine gute Gelegenheit zum Nachdenken und Gedanken schweifen lassen.
Dieser Tage sinnierte ich über die alte (?) Gartenweisheit (Bauernweisheit? Großmutters Weisheit? Internet-Weisheit…???), wonach das Pflanzen von Kartoffeln den Boden locker macht.

Ich hab darüber nachgedacht, warum das so sein soll.

Irgendwie hab ich das Gefühl, dass das nicht die Kartoffeln sind, die so mir nichts, dir nichts den Lehmboden locker und krümelig machen.
Ich wage mal die These, dass das vor allem durch die Arbeit des Gärtners passiert. Denn schließlich will so ein Kartoffelbeet gut vorbereitet (tiefgründig gelockert) und mit Kompost versorgt sein, man muss hacken und häufeln, will man ordentliche Kartoffeln rausholen. Uns schließlich geht es zum Schluss bei der Ernte nochmal mit der Grabegabel rein.
Kein Wunder, dass da gut gelockerte Erde rauskommt. Von Kartoffeln alleine wird das sicher nicht so schön, oder?

Ich lass mich gerne vom Gegenteil überzeugen wenn ihr mir sagt, was die Kartoffeln da genau machen.

Außerdem: Kennt ihr noch andere solche Gärtnerweisheiten und Internet-Tipps, die es lohnt zu hinterfragen?
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: kpc am 18. April 2017, 08:10:38
Hauptsächlich sind es nicht die Kartoffeln und auch nicht die Arbeit des Gärtners.
Das hat mehrere Ursachen. Natürlich spielt die Bodenbearbeitung und das Einarbeiten von organischem Material eine Rolle.
Üblicherweise wurde früher Mist untergegraben bzw. untergepflügt. Ich vermute, das wird im ländlichen Raum
auch heute noch so gemacht. Für Futter des Bodenlebens ist also zunächst gesorgt. Das ist aber nur die halbe Miete.
Schnell bildet sich bei Kartoffeln ein geschlossenes Blätterdach. Das verhindert die schnelle Austrocknung des Bodens bei Wind,
eine Überhitzung des Bodens bei Sonneneinstrahlung, das Zusammenplatschen des Bodens bei Starkregen und sorgt für ein
ausgeglichenes Kleinklima in Bodennähe. Das lieben die Bodenorganismen und belohnen uns mit einer tollen Bodengare.
Es müssen nicht unbedingt Kartoffeln sein, hauptsache der Boden ist bedeckt, ausreichend feucht und es ist organisches Material vorhanden.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: oile am 18. April 2017, 08:21:11
Deshalb bekommen meine Gemüsebeete Grasschnitt wann immer es geht.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 18. April 2017, 10:10:51


Außerdem: Kennt ihr noch andere solche Gärtnerweisheiten und Internet-Tipps, die es lohnt zu hinterfragen?

hier hat sich noch jemand zu dem Thema Gedanken gemacht. Sein Buch heißt: Gelassen gärtnern - 99 Gartenmythen und was von ihnen zu halten ist

und hier sein Video dazu: Garden myths that take our time

Er gärtnert in südwest England und favorisiert die die "no dig" Methode.
Ich finde, er ist ein angenehmer Vertreter unserer Art :)

LG
Nemi


Edit hat noch schnell einen Buchstaben verkleinert :)
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Rieke am 18. April 2017, 11:18:40
Ein Beispiel für einen Nachbarschaftsmythos:

Letztes Jahr hatte ich Erbsen und Knoblauch direkt nebeneinander, und beide sind ausgezeichnet gewachsen. Ich hatte reichlich Zuckerschoten und endlich mal richtig große Knoblauchknollen, da hatte ich eine neue Sorte probiert.

Seht selbst
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: martina 2 am 18. April 2017, 19:06:59
Daß Kartoffeln als sogenanntes Pionieregwächs den Boden lockern, ist tatsächlich eine alte Bauernweisheit - in meinem Fall von einer Waldviertler Kartoffelbäuerin, die mir, als ich ein neues Beet anlegen wollte, dazu geraten hat. Inzwischen sind Jahrzehnte vergangen, jetzt wachsen dort Stauden und Gemüse, aber im ersten Jahr hatte ich wunderbare Kartoffel. Habe danach noch so manches Beet in der mageren Sanderde angelegt, natürlich gelockert und mit Mist gedüngt, aber das hat immer länger gedauert, bis dort gute Erfolge sichtbar geworden sind.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: thuja thujon am 18. April 2017, 19:56:24
Ich sehe das so, das Kartoffeln als Humuszehrer mit einer guten Durchlüftung des Bodens und wenig Biomasse den Boden auslaugen.
Durch die Kulturführung wird der Boden mehrmals gelockert, dass Ergebnis ist weniger Humus, weniger Würmer, keine natürliche Schichtung sondern nur noch Bearbeitungshorizont, wie beim pflügen, nach Jahren ohne Fruchtwechsel deutlich weniger Fruchtbarkeit, auch mit anderen Kulturen.

Um Boden zu lockern, braucht man nicht unbedingt Kartoffeln als treibende Kraft um mal was zu machen. Mit etwas Willen gehts auch ohne Kartoffeln und mit weitaus besserem Ergebnis. Die Schattengare der geschlossenen Kartoffelestände hält nichtmal bis zur Ernte, wenn das Laub vertrocknet und die lehmigen Kluten, die es bis dahin geschafft haben, der Sonne ausgesetzt steinhart werden.
Harter Boden, der schwer zu bearbeiten ist, kann trotzdem locker sein, als auch leicht zu bearbeitender Sandboden kann verdichtet sein. Ist schwierig zu unterscheiden, mann muss genau hingucken. Der Kraftaufwand zum `lockern´ ist keine Größe, die relevant ist.

Nur den faulen und Dissidenten helfen Kartoffeln, um einen leicht bearbeitbaren Boden zu bekommen.

Mythos Nummer 2 ist: Böden lassen sich durch einstechen und hin und her bewegen einer Grabegabel lockern:
Dort wo die Gabel Luft hinterlässt, ist am Rand verdichtete Erde. Die hat man beim hin und herbewegen verdichtet. Der Boden wird nicht höher, er bekommt nicht mehr Luft pro Volumen, er gewinnt garnix.
Die Grabegabel ist so ziemlich das unnötigste Werkzeug das man im Garten stehen haben kann. Wenn man schweren Boden damit umgräbt und es soll leichter damit gehn, kann man nicht umgraben. Dann richtig umgraben zeigen lassen und einen Damenspaten kaufen. Zum Heu oder Strauchschnitt wenden gibts ergonomisch gesehen bessere Mistgabeln.

Die Zinken von Grabegablen sollte man absägen und 4 Minisauzähne zum jäten draus basteln.

Mythos 3:
mulchen ist umweltgerecht und natürlich:
Pflanzengesellschaften, die auf gestörte Böden (offene) angewiesen sind, wollen weder Mulchschicht noch übermäßig viel Stickstoff durch zB rasenschnitt.
Zitat
Demgegenüber wird durch die ständige  Grasschicht  auf  Grund  der  günstigen  Voraussetzungen  für  Umsetzungen  der  Humusgehalt  beträchtlich  erhöht.  Ob  Werte  von  fast  4,9%  Ct  bzw.  nahezu  10%  Humus  sinnvoll  sind,  ist  zu  bezweifeln.  Dieser  starke  Anstieg  führt  zu  unerwünscht  hoher  N-Mineralisation, die sich in Größenordnungen bewegt, die das Maß des Aufnahmevermögens durch  Pflanzen  erheblich  übersteigt.  Nmin-Werte  von  fast  300kg/ha  und  Schichttiefe  sind  als  viel zu hoch abzulehnen, selbst unter dem Aspekt, dass diese Anreicherungen über die Zeit wesentlich  durch  fehlende  Pflanzenbestände  bedingt  sind.  Für  die  Praxis  ergibt  sich  der  Schluß, dass bei langjähriger Grasmulchung verstärkt auf die mögliche Anhäufung von Nmin zu achten ist bzw. auf die Art des Mulchens über Jahre verzichtet wird (vgl. auch die Werte nach Ernte des Salates, 03. 06.).
Quelle: http://orgprints.org/17201/1/17201-02OE565-fh_erfurt-mueller-2003-mulchmaterialien.pdf

Unterm Strich heisst das soviel: nur weil bis zu 80% des Stickstoff ungenutzt verloren gehen, sei es als Klimagas oder als Nitrat im Grundwasser, sollte man nicht noch mehr Nährstoffe draufhauen, damit man mit dem Wuchs zufrieden ist. Vielmehr sollte man die Düngung so gestalten, dass die Nährstoffe gezielt zur Verfügung stehen und so fast komplett ausgenutzt werden können. So erreicht man durch die Reduktion von 5kg auf 200g Reinnährstoff mehr Ertrag an Gemüse, das deutlich weniger Schadstoffe enthält und dessen Prodktion nicht extremst umweltschädlich ist.
Vergleich auch bitte mit dem Fußabdruck eines Gemüßehochbeetes, so wie es derzeit in wohl fast jedem Baumarkt angeboten wird.

Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Rieke am 18. April 2017, 22:31:50
@ Thuja
Ich habe mir die von Dir verlinkte Arbeit durchgelesen. Als Argument gegen das Mulchen taugt sie nicht besonders. Die Autoren beschreiben mehrere Versuche mit verschiedenen Mulchmaterialien aus den Jahren 2002/2003 und einen langjährigen Abdeckversuch, der seit 1995 läuft. Dein Zitat bezieht sich auf diesen Abdeckversuch. Da wurden verschiedene Parzellen jedes Jahr gemulcht, 10 cm hoch, ohne Bepflanzung. Eines der Materialien war Grasschnitt. Auf diesen Spezialfall bezieht sich das Zitat (S. 26 in der Publikation). Auch die unbehandelte Brachfläche hatte relativ hohe Nmin-Gehalte.
Auf S.31:
Zitat
Beim Mulchen in Pflanzenbeständen ist mit einer derartigen Ausprägung der Werte für Nmin auf  Grund  der  N-Aufnahmen durch die  Pflanzen nicht zu rechnen. Unabhängig davon, ist der unterschiedlichen Beeinflussung durch die verschiedenen Mulchmaterialien bei der Auswahl der zu verwendenden Mulchmaterialien  bei  fehlendem  Bewuchs  aus ökologischer Sicht gebührend Rechnung zu tragen. So sind Materialien mit einem engen C/N-Verhältnis (grasartig) in diesen Fällen abzulehnen. Auf der anderen Seite ist vornehmlich bei mittlerem bis hohem N-Bedarf durch Pflanzen bei Verwendung von Materialien mit einem weiten C/N-Verhältnis eine zusätzliche N-Düngung einzuplanen.

Des weiteren wird eine Erhöhung des pflanzenverfügbaren Wassers um 40 l/m2 festgestellt. Diese Verbesserung der Wasserversorgung wird auch bei den verschiedenenen anderen Versuchen beobachtet (S.31 ff.).

Bei Praxisversuchen bei verschiedenen Landwirtschaftsbetrieben wird durch Mulchen ein besserer Ertrag und deutlich weniger Unkraut (bis zu 70%) erreicht. Nur bei Knoblauch hat das Mulchen den Ertrag nicht erhöht, bei der einen Johannisbeersorte hat Strohmulch den Ertrag verdoppelt, bei der anderen Sorte war keine Steigerung zu beobachten.
Schnecken waren 2003 kein Problem, weder mit noch ohne Mulch, aber das kann an dem sehr trockenen Sommer gelegen haben.

Für die Gartenpraxis finde ich ein Ergebnis des Feldversuchs wichtig: Mulchen mit Grasschnitt im Herbst kann durch die schnelle Umsetzung zu N-Freisetzung führen, d.h. das Grundwasser wird mit Stickstoff belastet. Im Frühjahr ist das nicht so problematisch. Also im Herbst den Grasschnitt besser auf den Kompost und den Kompost abdecken.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: erhama am 19. April 2017, 16:32:29

Nur den faulen und Dissidenten helfen Kartoffeln, um einen leicht bearbeitbaren Boden zu bekommen.

Mythos Nummer 2 ist: Böden lassen sich durch einstechen und hin und her bewegen einer Grabegabel lockern:
Dort wo die Gabel Luft hinterlässt, ist am Rand verdichtete Erde. Die hat man beim hin und herbewegen verdichtet. Der Boden wird nicht höher, er bekommt nicht mehr Luft pro Volumen, er gewinnt garnix.
Die Grabegabel ist so ziemlich das unnötigste Werkzeug das man im Garten stehen haben kann. Wenn man schweren Boden damit umgräbt und es soll leichter damit gehn, kann man nicht umgraben. Dann richtig umgraben zeigen lassen und einen Damenspaten kaufen. Zum Heu oder Strauchschnitt wenden gibts ergonomisch gesehen bessere Mistgabeln.

Die Zinken von Grabegablen sollte man absägen und 4 Minisauzähne zum jäten draus basteln.



1. Was ist für Dich ein "Dissident" im Garten?
2. Darf ich im Garten "faul" sein und den Nebeneffekt des Kartoffelanbaus - nämlich zu Beet gewordene Grünfläche - ausnutzen oder ist es verbindlich vorgeschrieben, Neuland ausschließlich durch Umgraben mit dem Spaten zu gewinnen? Wir haben es schon oft praktiziert, Kartoffeln im Frühjahr einfach auf die kurzgeschorene Grünfläche zu legen, mit Kompost und Mulch abzudecken und den Rest dem Selbstlauf überlassen. Die Kartoffeln, die wir von diesen Flächen geerntet haben, waren wunderbar, groß und gesund.

3. Was Du zur Bodenlockerung mit der Grabegaben schreibst, mag auf Lehmboden zutreffen. Eine Verallgemeinerung ist aber nicht angebracht. Hier auf unserem märkischen Sand nehme ich den Spaten nur noch zum Zerteilen zu groß geratener Stauden. Die Grabegabel ist eins meiner wichtigsten Gartengeräte. Einstechen, kurz anheben oder seitlich etwas drehen, herausziehen, Unkraut herausnehmen, einstechen und so weiter. Selbst wenn ich den Boden am Rande der bewegten Grabegabel zunächst verdichte, wird diese Verdichtung beim nächsten Einstechen der Gabel wieder aufgehoben. Eine Verdichtung kann also, wenn überhaupt, nur am Beetrand entstehen. Meine Erfahrung ist, dass wachstumswillige Pflanzen und deren Wurzeln viel kräftiger sind, als wir annehmen. Sie kommen recht gut damit klar, auch über den Beetrand hinaus zu wachsen. Aber wie gesagt, ich gärtnere auf Sand.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: martina 2 am 20. April 2017, 14:47:44
Zitat
Nur den faulen und Dissidenten helfen Kartoffeln, um einen leicht bearbeitbaren Boden zu bekommen.

Einen derart doofen Satz zu kommentieren erübrigt sich eigentlich, dennoch gebieten die ihm innewohnende Ignoranz und offensichtliche Unkenntnis, das über Jahrhunderte harte Leben der Waldviertler Kartoffel-)Bauern und die norgedrungen damit verbundene diesbezügliche Erfahrung zumindest andeutungsweise zu erwähnen. Armer Sandboden, Steine, ein halbes Jahr Winter...
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: thuja thujon am 20. April 2017, 15:33:47
War klar dass sich bei der Parole wieder 2 Sandgärtner für ein contra finden. Würde ich schreiben Tomaten wachsen nur unterm Dach vernünftig, käme auch wieder einer und würde schreiben dass man die auf Stroh liegend zieht und niemals giessen muss.
Was muss man bei einem Sandboden lockern? Ist der nicht immer ausreichend locker? Macht man das nicht eher nur um sein Gewissen zu beruhigen, und macht damit noch das letzte bisschen Zusammenhalt der Krümel kaputt?
Ich kenne nur 4 verschiedene Sandböden näher, da ist nicht einer dabei, der wirklich gelockert werden müsste. Die sind im Hochsommer so fluffig wie ein Lehmboden mit schönster Frost- oder Schattengare. Man sollte sie halt nicht durchtrockenen lassen, aber das hat nix mit lockern zu tun.

@rieke: ok, ist nicht die beste, aber ich finds nen schönen satz, das mulchen ökologisch bedenklich ist, der wird viel zu selten in der Mulchanhängerwelt heutzutage verbreitet.
Für die Gartenpraxis finde ich ein Ergebnis des Feldversuchs wichtig: Mulchen mit Grasschnitt im Herbst kann durch die schnelle Umsetzung zu N-Freisetzung führen, d.h. das Grundwasser wird mit Stickstoff belastet. Im Frühjahr ist das nicht so problematisch. Also im Herbst den Grasschnitt besser auf den Kompost und den Kompost abdecken.
Ist das nicht selbstverständlich bei Düngern? Im Herbst gibt auch fast keiner Blaukorn. Die Frage ist immer wieviel wird verteilt. Die Leute glauben es ist ok, wenn man 5kg Pflanzenmaterial als Mulch verteilt und dadurch 2kg Pflanzenmaterial geerntet werden kann. Da gehen 3kg als Umweltballast verloren. Ist jetzt ne Milchmädchenrechnung, aber mit mulchen kann man es sehr wohl übertreiben und mulch hat eien verdammt schlechte Nährstoffausnutzungsquote.

Ich glaube in der Arbeit wird auch erwähnt, das der dort eingesetzte Kompost erst nach 3 Jahren düngt. Die meisten Leute düngen mit Kompost im Frühjahr und wundern sich, dass mit 3L/m² nicht genug wächst. Also nehmen sie mehr. Die Bodenlabore wundern sich dann, warum die Gärten so überdüngt sind...
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: martina 2 am 20. April 2017, 19:09:40
Zitat
Man sollte sie halt nicht durchtrockenen lassen, aber das hat nix mit lockern zu tun.

Dazu nur so viel: Hüpfst du mir das bitte vor, wie man große Felder im Sommer nicht durchtrocknen läßt? Aber komm jetzt nicht mit Beregner. Und daß Fruchtfolge betrieben wird/wurde, versteht sich von selbst.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Rieke am 20. April 2017, 20:31:52
@thuja
Zitat
ok, ist nicht die beste, aber ich finds nen schönen satz, das mulchen ökologisch bedenklich ist, der wird viel zu selten in der Mulchanhängerwelt heutzutage verbreitet.
Dazu hast Du den Satz aus dem Zusammenhang gerissen. Das Fazit der Arbeit ist, daß Mulchen viele Vorteile hat. Der untersuchte Boden war übrigens kein Sand, sondern Löß-Schwarzerde.

Um auf die Kartoffeln zurück zu kommen. Ich habe auch schon Kartoffeln bei der Neuanlage von Beeten verwendet, auch als Vorkultur für Staudenbeete. Das funktioniert sehr gut. Kartoffeln wurzeln aber nicht besonders tiefgründig. Wenn man eine tiefe Lockerung des Bodens haben möchte, z.B weil er durch Bauarbeiten sehr verdichtet ist, sind andere Pflanzen günstiger.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: oile am 21. April 2017, 08:29:54
Für meinen Sandboden benutze ich hin und wieder die Grabgabel, z.B. um Unkraut so zu lockern, dass ich es rausziehen kann.  8) Das passiert hauptsächlich dort, wo ich im Winter den Boden nicht abgedeckt / gemulcht habe.
Meine persönlichen Erfahrungen im Sommer bei Ostwindlage (heiß, trocken, windig) besagen außerdem, dass auf gemulchten Flächen deutlich weniger gewässert werden muss.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Thüringer am 21. April 2017, 13:19:52
Ich hatte vor etlichen Jahren gelesen, dass Kartoffeln die Quecke vertreiben. Für ein derartiges Experiment ergab sich zufällig eine nahezu tote Fläche um eine Thuja, die kurz zuvor bodennah entfernt worden war. Ich habe damals Restkartoffeln aus dem Supermarkt abwechselnd mit Karnickelmist gelegt und hier beim Umgraben die Quecke manuell entfernt, soweit das möglich war; natürlich nicht rückstandsfrei. Diese Fläche ist erstaunlicherweise noch heute nahezu queckenfrei, solange an deren "Rändern" von außerhalb nichts nachrückt. Es hat also funktioniert, warum auch immer.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: flobob am 21. April 2017, 13:43:11
das ganze umgraben ist sowieso fuer die katz und zerstoert nur den boden.
den besten boden habe ich dort wo ich noch nie umgegraben habe und ich muss dort nie giessen. auch nicht bei trockenheit.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: thuja thujon am 21. April 2017, 13:50:20
Zitat
Dazu hast Du den Satz aus dem Zusammenhang gerissen. Das Fazit der Arbeit ist, daß Mulchen viele Vorteile hat. Der untersuchte Boden war übrigens kein Sand, sondern Löß-Schwarzerde.
Das dürfte auf Sandboden ebenso nachweisbar sein. Aus dem Zusammenhang gerissen sind viele Aussagen zum Thema. Man kann im Frühjahr die Öberfläche flach hacken, dass die Kapillaren gebrochen werden, spart auch Wasser. Da noch Mulch drauf bringt dann etwas mehr Wasser wie ohne hacken vorher bzw ungehackt und Mulch drauf ist auch nicht das gelbe vom Ei.

Ich hab nix gegen Mulch, solange es der richtige ist und nicht überdosiert wird. Wie beim Blaukorn auch, mit jedem Produkt kann man wohl was falsch machen wenn man will.

Ich mag das absolute nicht, dieses aus dem Zusammenhang reissen oder strak vereinfachen und dann in den Himmel loben.


Mit der Grabegabel stell ich mir das lockern zum Unkraut zupfen mühsam vor. Warum kein Sauzahn, der geht ebenso tief.
Wassersparender ist das frühzeitige hacken mit zB einer Pendelhacke und die noch jungen Unkrautreste liegen lassen.

@martina 2: ich wohne hier im Trockengebiet, irgendwann ist jeder Acker mal trocken. Auch Disteln vertrocknen hier das ein oder andere Frühjahr mal. Egal wie man die Winterfeuchtigkeit erhält, durch Anbau von Winterungen die frühzeitig den Boden beschatten, tief wurzeln und damit eher Wasser hochholen oder lockern als Flachwurzlerkartoffeln die niemals gut für die Bodenstruktur sind. Über Sommer in der Hitze brach liegen lassen und mulchen, dann evaporieren wenigstens keine blätter das wertvolle Wasser, aber das führt halt auch oft nicht zum Ziel. Es ist kein Geheimnis, das viele Gemüse ohne Beregnung nicht wirklich gut gehen (Qualitätsanforderungen).

Der einzigste Nutzen von Kartoffeln für den Boden kann sein, dass man 3 mal im Boden rumrührt. Lässt man die Kartoffeln weg und rührt 3 mal ohne was im Boden rum, zB 3 mal Unkrautkur hintereinander oder 2 mal Unkrautkur und einmal Phacelia oder ähnliches, hat man mehr für den Boden getan als mit den Kartoffeln. Nachteil, man erntet noch nix, Vorteil: mehr Humus und weniger Unkraut drin als es nach den Kartoffeln der Fall wäre(Spätverunkrautung, Förderung der Wärmekeimer).
Das lockern liegt jedenfalls nicht an den Kartoffeln selbst und damit ist der zu stark vereinfachte Satz `Kartoffeln lockern den Boden` falsch.
Das trifft eher auf Kulturen zu, die neben Humusproduktion auch die Lebendverbauung fördern, Kleegras zB. Da lockerts ohne rumrühren.
Kartoffeln fressen eher 760kg c pro Hektar, das muss durch irgendwas wieder in den Boden, möchte man ihn nicht langfristig auslaugen/ruinieren.

Die tolerierbare Humusmenge ist wiederum wie fast immer auch wieder eine Dosis-Wirkungs-Kurve. Nutzen lässt sich niemals ins Unermessliche steigern, irgendwann geht auch das tollste wieder runter. Die sehr humosen Gartenböden sind Nitratschleudern und gefangen im N-Teufelskreis mit C/N-Verhältnis...

Bitte auch mal hier die letzte Tabelle anschaun:

http://www.vdlufa.de/joomla/Dokumente/Standpunkte/08-humusbilanzierung.pdf

@Flobob: ja, nennt sich Lebendverbauung, geht auch auf Lehmboden wenn man nicht ständig mit dem Gartenschlauch flutet und so die Oberfläche verschlämmt. Das ist dann schon locker und trotzdem wohl noch fester als der gefühlt härteste Sandboden. Deswegen, warum Sandboden lockern, frisst doch nur unnötig Humus.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: leonora am 21. April 2017, 14:21:04
Meine früheren Gärten hatten immer sehr schwere Böden, über die ich oft geflucht habe. Nun gärtnere ich erstmals auf extrem nährstoffarmem Sand. Der Himmel auf Erden ist das auch nicht, die Vor- und Nachteile sind nur andere. Ich mulche den Sandgarten regelmäßig ganz leicht mit anfallendem Rasenschnitt. Wissenschaftlich begleitet habe ich das nicht, aber ich beobachte immerhin eine ganz gute Pufferwirkung für Wärme und Feuchtigkeit. Und es hat auch einen gewissen Düngeeffekt. Nach und nach haben sich in dem toten Sandhaufen nun auch mal ein paar Regenwürmer angesiedelt. Mich freut das. :D

Vormals verwilderte, mit Brombeeren bewachsene Bereiche habe ich auch zunächst mit Kartoffeln bepflanzt. Erst nach ein paar Jahren in Staudenbeete umgewandelt. Ist doch klar, dass man sich keine Stauden in Brombeergelände setzt, wenn da immer noch jahrelang Brombeertriebe hochkommen. :P Schon besser, man buddelt ein paarmal Kartoffeln ein und aus, und fischt noch vorhandene Brombeerwurzeln jedesmal mit raus.

Das sind aber nur meine Erfahrungen, in einem anderen Garten mag das ganz anders aussehen.

LG
Leo
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: kpc am 21. April 2017, 14:29:56
Ich weiß nicht ob du den 'Kartoffeltrick' selbst einmal ausprobiert hast oder ob das Ergebnis bodenabhängig bei dir anders ausfällt,
aber bei mir hat es in schwerem Lehmboden immer gut funktioniert. Ich habe der Wiese damals Stück für Stück neue Beete abgerungen.
Übrigens hat sich bei mir die Bodenbearbeitung wegen Zeitmangel immer sehr in Grenzen gehalten.
Nach der Ernte habe ich sofort Schafmist auf der Oberfläche verteilt und Senf gesät. Den habe ich stehen gelassen und wenn der Schleier
im Frühjahr weggezogen wurde, hatte man einen 'perfekten' Boden.
Den von dir erwähnten Sauzahn finde ich auch besser. Oberfächlich habe ich viel mit einer Schuffel gearbeitet. Die kennt man aber nicht überall,
ich selbst habe sie erst bei einem Rheinländer kennengelernt. Für kleinere Reihenabstände kann man ein weiteres Teil auch gut schmaler flexen.
Man arbeitet damit recht schnell, bearbeitet praktisch nur die oberen 2-3cm und macht damit die meisten Unkräuter kaputt.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Rieke am 21. April 2017, 14:36:51
Zitat
Man kann im Frühjahr die Öberfläche flach hacken, dass die Kapillaren gebrochen werden, spart auch Wasser.
Bei Sandboden ist der Kapillareffekt wegen der großen Bodenporen nur sehr wenig ausgeprägt. Bei allen Aussagen zum Umgang mit Boden muß man beachten, auf welchen Bodentyp sie sich beziehen. Seriöse bodenkundliche Untersuchungen beschreiben immer den Boden, auf dem sie durchgeführt wurden. Oder anders ausgedrückt, Erfahrungen mit Lehmboden sind nur begrenzt auf Sandboden übertragbar - umgekehrt natürlich genauso.

Die Methode, wie sie Erhama beschreibt, funktioniert auf Sandboden ziemlich gut. Durch den Mulch und die Beschattung wird das Unkraut unterdrückt. Durch die dicke Mulchschicht dürfte Kohlenstoffentzug auch kein Thema sein. Mit relativ wenig Aufwand hat man Kartoffeln und ein Beet, das man danach anderweitig bepflanzen kann. Tiefgründige Lockerung ist bei Sandboden normalerweise nicht nötig. Bei einem sehr tonigen Boden sind Kartoffeln möglicherweise weniger günstig als Vorkultur, vielleicht nimmt man dort besser Saubohnen, wenn man auch was ernten möchte.

Wer sich über Humusbilanzierung informieren möchte, da finde ich diesen Text recht gut.

Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Rieke am 21. April 2017, 14:41:18
Achja, ich werde den Kartoffeltrick diese Jahr unter den hohen Fichten, die an der Grundstücksgrenze bei den Nachbarn stehen, ausprobieren. Der Ertrag dürfte nicht so berauschend werden, der Bereich ist recht schattig, aber ich hoffe auf einen etwas besseren Boden für die Stauden, die ich dort pflanzen will, und weniger Moos als jetzt.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: thuja thujon am 21. April 2017, 14:47:01
Kartoffeln mache ich regelmäßig bei mir im Garten, auch die beiden ersten Jahre auf einer ehemals mit Waschbetonplatten ausgelegten Terasse. In anderen Gärten habe ich erst 3mal Kartoffeln gemacht, bzw ein paar andere Gärten mit anderem Boden in der Kleingartenanlage. Ich grabe bei der Ernte nicht aus, sondern ziehe mit einem Krail die Dämme auf die Seite und sammel da die Knollen raus. Geht fast zu 100%. Die Zwischenräume der Dämme bleiben bei der Methode eher unbearbeitet, also kein flächiges rumrühren.

Direkt nach der Ernte beurteilt ist der Boden zwar leicht zu bearbeiten, aber nicht in sich fluffig wie nach einem feuchten Winter mit Kahlfrost.
Nach Senf und der damit verbundenen Schattengare plus Mulchauflage im Winter plus Frost und dann noch Mist drauf, den positiven Effekt mag ich nicht den Kartoffeln zuschreiben.

Wenn ich nach Kartoffeln Buschbohnen mache und später Feldsalat, sieht die Welt ganz anders aus. Da bleibt fürs Frühjahr nur Frostgare übrig weil der Feldsalat schon die Schattengare der Buschbohnen auffrisst. Bei Wirsing oder Blumenkohl nach Kartoffeln, bzw alles was man ab Juni noch so pflanzt oder säht, nur Gemüse ist einfach nix für den Boden.
Wenn dann vielleicht noch Zuckermais und die Stengel häckseln und als Mulch liegen lassen bzw Bohnen/Erbsen und alles liegen lassen. Ansonsten fallen mir bei Gemüse nur Fresser ein.

Unter 3 Jahre altem Schnittlauch ist der Boden noch schön fluffig, ja, im Garten hat man davon aber selten mal 10m² am Stück, als das man was mit der Fläche anfangen könnte. 
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: thuja thujon am 21. April 2017, 14:51:23
@Rieke: warum nicht die Verdichtungen aufbrechen, die richtige Kalkform oder Kalkstickstoff drauf (für die freien Huminsäuren, dass die durch die Calciumbrücken stabile Krümel mit dem Boden bilden können) und nach einer Unkrautkur Tagetes rein? Die mit dem Mulchmäher abmähen, liegen lassen und im Herbst die Stauden rein? Das ist das was lockert, nicht das umgraben von bereits recht trockenem Boden.

So wird nicht viel drin rumgerührt und die Würmer und Co. weniger gestört.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: oile am 21. April 2017, 15:20:19
Ach weißt Du Thuja Thujon, ich komme mit dem Sauzahn nicht zurecht, mit der Gabel schon.  Also mache ich es so. Boden rùhre ich damit nicht um. Es ist meine ganz persönliche Erfahrung.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Rieke am 21. April 2017, 15:21:51
Sach mal, hast du die Beschreibung von Erhama gelesen? Da wird höchstens bei der Ernte im Boden gebuddelt.

Zitat
warum nicht die Verdichtungen aufbrechen,
Welche Verdichtungen  ???

Das, was du beschreibst, ist viel aufwändiger. Um Tagetes auszusäen, müßte ich die Fläche ja wohl erst von Moos, Gras und Taubnesseln befreien, dann werden die hier sowieso von Schnecken gefressen und ich will den Boden nicht kalken. Es gibt Stauden, die mit den Bedingungen dort zurecht kommen. Mit dem Kartoffeltrick spare ich ziemlich viel Arbeit bei der Beetvorbereitung. Außerdem habe ich etwas mehr Pflanzkartoffeln, als in das Gemüsebeet passen ...
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: thuja thujon am 21. April 2017, 15:33:41
Sach mal, hast du die Beschreibung von Erhama gelesen? Da wird höchstens bei der Ernte im Boden gebuddelt.
Ja, jetzt auf deinen Hinweis hin wieder. Wenn man Knollen in Mulch legen unter Kartoffelanbau versteht, dann lockern Kartoffeln erst recht keinen Boden.
Boden urbarmachen kann man wohl auch mit Pappkartons, die lockern den Boden aber auch nicht so richtig. Mit Kartoffeln bepflanzte Eimer zum beschweren der Pappkartons sollen auch gehen.

Wir reden wohl zu oft von zu unterschiedlichen Sachen um hier auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: erhama am 21. April 2017, 20:51:26
Sach mal, hast du die Beschreibung von Erhama gelesen? Da wird höchstens bei der Ernte im Boden gebuddelt.
Ja, jetzt auf deinen Hinweis hin wieder. Wenn man Knollen in Mulch legen unter Kartoffelanbau versteht, dann lockern Kartoffeln erst recht keinen Boden.


Hast Du nicht oben erst selbst behauptet, Sandboden müsse man nicht lockern?
Ich habe beschrieben, wie wir bisheriges Grasland in Gemüsebeete umgewandelt haben. Ich kann Dir jetzt dazu keine wissenschaftlichen Erörterungen liefern, ich gärtnere im Garten lieber als Stickstoffgehalte des Bodens zu messen. Es ist einfach eine Erfahrung und Tatsache, dass sich auf diese Weise und unter unseren Bedingungen Beete entwickeln können.
Schichtmulchbeete mit Pappe als unterste Lage habe ich übrigens auch schon angelegt. Meine Erfahrung ist; Kartoffeln schaffen das in einer Vegetationsperiode, was sonst länger dauert.

Und nein, ich grabe auch nicht um, indem ich den Boden wende. Er wird eben nur vor der Aussaat nur einmal mit der Grabegabel durchgearbeitet, vorhandene Unkräuter rausgezogen und fertig. Danach brauche ich kaum noch jäten, weil ich eben mulche, mit Rasenschnitt oder gern auch samenfreien Brennnesseln. Ich betrachte den Mulch nicht als Dünger, sondern als Verdunstungsschutz und Futter für das Bodenleben. Gedüngt wird hier mit Pferdemist alle 2 bis 3 Jahre.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: AndreasR am 21. April 2017, 22:54:58
Ich könnte ohne meine Grabgabel nicht arbeiten, zusammen mit dem Unkrautstecher und der Schere ist sie mein meistgenutztes Werkzeug. Mag sein, dass man zum "Umgraben" besser mit einem Spaten arbeiten kann, aber das mache ich ohnehin nicht, weil ich im Garten abgesehen von den allgegenwärtigen Walderdbeeren nur Zierpflanzen habe.

Aber um völlig mit Unkrautwurzeln und Goldfelberich durchwucherten Lehmboden wieder urbar zu machen, leistet eine Grabgabel unschätzbare Dienste, denn mit einem Spaten würde man Schachtelhalm, Quecke, Zaunwinde und Co. nur noch vervielfachen. Ein Sauzahn oder dergleichen könnte in so einem Boden auch nichts ausrichten.

Ist der Boden erst einmal gründlichst von Wurzelunkräutern befreit, muss man bis auf gelegentliche Jätarbeiten mit dem Unkrautstecher eigentlich nichts mehr tun. Man kann mit einer Grabgabel auch wunderbar Stauden und alte Blumenzwiebel-Horste ausgraben, bei letzterem spieße ich zwar regelmäßig ein paar Zwiebeln auf, aber immer noch besser, als sie mit dem Spaten komplett zu durchtrennen...
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: thuja thujon am 21. April 2017, 23:58:22
Unkraut entfernen hat meiner Meinung nach nichts mit Boden lockern zu tun. Urbar machen kann man auf viele Wege. Geht auch ohne Bodenbewegung. Auch chemiefrei, Brandrodung zB. Wurde ich demletzt erst gefragt, warum wir im verlodderten Imkergarten Schere und Säge nehmen, abbrennen wäre deutlich weniger anstrengend. Hat wohl alles Vor- und Nachteile, die man wohl nach persönlichen Vorlieben oder geltendem Recht abwägen sollte.

ich gärtnere im Garten lieber als Stickstoffgehalte des Bodens zu messen. Es ist einfach eine Erfahrung und Tatsache, dass sich auf diese Weise und unter unseren Bedingungen Beete entwickeln können.
...
Ich betrachte den Mulch nicht als Dünger, sondern als Verdunstungsschutz und Futter für das Bodenleben.
Wenn jemand zu dir käme und sagen würde, er betrachtet Blaukorn nicht als Dünger, sondern als Erfahrung, um Luftfeuchtigkeit aufzufangen und für die Pflanzenwurzeln im Boden verfügbar zu machen, meinst du nicht, dem könnte eine Portion Wissenschaft nicht gerade ungelegen kommen?

@AndreasR: wenn man mal die Zeit rum hat mit der Sanierung und Wurzelunkräutern, dann kann man etwas großzügiger um die Zwiebelhorste den Spaten einstechen und verletzt sie so deutlich weniger. Ich mache sowas gerne, wenn noch Laub dran hängt. Finde ich besser als nach geeigneten Werkzeugen dafür zu suchen, wenn das Laub bereits eingezogen ist und man nicht mehr sieht wo die Zwiebeln sind. Ich habe hier in der Gartenanlage den Eindruck, dass sich viele Leute das Leben gerne unnötig schwer machen, obs nun rumtrampeln in nassen Beeten ist oder Unkraut jäten erst nachdem es sich schon wieder ausgesamt hat oder anstehende Arbeiten immer so lange zu verschieben, bis man sie dreimal machen muss damit sie wenigstens ein bisschen greifen usw.

Stauden nehme ich gerne mit dem Spaten auf um sie zu teilen, da kann ich Wurzeln gezielt durchtrennen und muss nicht hoffen, dass sie möglichst am dünneren Teil statt basisnah reissen.
Wurzelunkräuter entfernen durch Boden mit der Grabegabel sieben, das ist mir zu aufwendig. Lieber wässern und eine Nacht drüber schlafen um sie rausziehen zu können. Wenn der Boden zu fest dazu ist, ist aufreissen mit einem Einzinkengrubber eine Option, da muss allerdings meist nachgearbeitet werden.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: oile am 22. April 2017, 00:11:43
  ;D Sandbodengärtner nutzen Trockenphasen um Wurzelunkräuter zu ziehen. 
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: AndreasR am 22. April 2017, 01:26:36
Es wäre schön, wenn's so einfach wäre mit dem Ziehen, aber das ist hier völlig unmöglich. Wenn der Boden nass ist, dann ist er eine klebrige Pampe, ist er trocken, dann ist er hart wie Beton. Dazwischen gibt es eine wunderbar krümelige Phase, allerdings funktioniert das nur, wenn es schon bearbeiteter Boden ist. Wenn er allerdings wie bei meiner aktuellen "Baustelle" schon seit mindestens 20 Jahren nicht mehr bewirtschaftet wurde, dann muss ich ihn erst einmal komplett aufbrechen, lockern und die Wurzelstücke gründlich "aussieben", denn mit "herausziehen" ist es nicht getan, wenn quasi in jedem Kubikzentimeter Boden irgendeine Wurzel steckt, von denen jeder Fitzel wieder austreibt....
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: erhama am 22. April 2017, 12:17:49
1.  Unkraut entfernen hat meiner Meinung nach nichts mit Boden lockern zu tun. Urbar machen kann man auf viele Wege. Geht auch ohne Bodenbewegung. Auch chemiefrei, Brandrodung zB. Wurde ich demletzt erst gefragt, warum wir im verlodderten Imkergarten Schere und Säge nehmen, abbrennen wäre deutlich weniger anstrengend. Hat wohl alles Vor- und Nachteile, die man wohl nach persönlichen Vorlieben oder geltendem Recht abwägen sollte.

2.
ich gärtnere im Garten lieber als Stickstoffgehalte des Bodens zu messen. Es ist einfach eine Erfahrung und Tatsache, dass sich auf diese Weise und unter unseren Bedingungen Beete entwickeln können.
...
Ich betrachte den Mulch nicht als Dünger, sondern als Verdunstungsschutz und Futter für das Bodenleben.
Wenn jemand zu dir käme und sagen würde, er betrachtet Blaukorn nicht als Dünger, sondern als Erfahrung, um Luftfeuchtigkeit aufzufangen und für die Pflanzenwurzeln im Boden verfügbar zu machen, meinst du nicht, dem könnte eine Portion Wissenschaft nicht gerade ungelegen kommen?


Aufzählung von mir hinzu gefügt

1. Unkraut entfernen und Boden lockern ist bei mir ein Arbeitsgang. Theoretisch könnte ich das Unkraut auch ohne Lockern mit der Grabegabel ziehen oder mit der Hacke arbeiten, das wäre aber zusätzlicher Aufwand, den ich mir spare.

2. Wenn mir jemand erzählt, dass er im Garten Blaukorn streut - warum auch immer -, zucke ich mit den Schultern, denke mir im stillen, dass derjenige selbst dran schuld ist, oder antworte, dass unsere Böden oft überdüngt sind, grade mit Phosphor. Mehr könnte ich dazu nicht sagen, da ich keine Ahnung habe, was in Blaukorn denn nun genau drin ist, ich selbst es noch nie angewendet habe und auch nicht vorhabe, mein Geld in blaue Körnchen zu investieren. Mulch und Blaukorn sind zudem zwei völlig unterschiedliche Paar Schuhe. Es sollte Dir bekannt sein, dass es unterschiedliche Mulchziele gibt. Mit Mulch kann man düngen, das Bodenleben aktivieren, vor Verdunstung schützen, Unkrautaufwuchs hemmen, das Mikroklima beeinflussen. was meine Mulchziele sind, habe ich oben beschrieben.

Thuja, übrigens warte ich immer noch auf eine Erklärung, was Du denn nun mit Dissidenten im Garten meinst.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: leonora am 22. April 2017, 13:14:10
  ;D Sandbodengärtner nutzen Trockenphasen um Wurzelunkräuter zu ziehen.

So ist es auch in meinem jetzigen Sandgarten. :)

Es wäre schön, wenn's so einfach wäre mit dem Ziehen, aber das ist hier völlig unmöglich. Wenn der Boden nass ist, dann ist er eine klebrige Pampe, ist er trocken, dann ist er hart wie Beton. Dazwischen gibt es eine wunderbar krümelige Phase, allerdings funktioniert das nur, wenn es schon bearbeiteter Boden ist.

Und so war es in meinen schweren Lehmgärten. :)

Unterschiedliche Böden brauchen sinnvollerweise auch unterschiedliche Bearbeitungsmethoden. (Unterschiedliche Gartengrößen und -lagen übrigens auch, nicht zu reden von gesetzlichen Rahmenbedingungen etc., nicht überall ist z.B. Abbrennen erlaubt) 

@thuja thujon
Es ist doch interessant zu erfahren, wie andere Gärtner ihre speziellen lokalen Herausforderungen meistern. Mir geht das wenigstens so. Wer weiß, wie mein nächster Garten aussieht, womöglich kann ich dann auf eure Erfahrungen zurückgreifen. Sich aber hier auf nur eine Methode als das Non plus ultra festzulegen und diese mit Zähnen und Klauen gegen alle andere Meinungen durchsetzen zu wollen, wozu? Niemand ist perfekt.

LG
Leo
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Schantalle am 22. April 2017, 13:32:36
Es ist doch interessant zu erfahren, wie andere Gärtner ihre speziellen lokalen Herausforderungen meistern. Mir geht das wenigstens so.
Mir auch! Definitiv. Auch - oder vor allem – weil es so unterschiedliche Herausforderungen sind ... und so viel anders als die meinen hier  :)

Zitat
Wer weiß, wie mein nächster Garten aussieht, womöglich kann ich dann auf eure Erfahrungen zurückgreifen. Sich aber hier auf nur eine Methode als das Non plus ultra festzulegen und diese mit Zähnen und Klauen gegen alle andere Meinungen durchsetzen zu wollen, wozu?
Nun, sollte ich mal wider Erwarten einen neuen und damit ganz anderen Garten haben, werde ich dorthin mit meiner Grabengabel (und der Gartenkralle!) umziehen. Völlig unabhängig davon, wer hier verbal die Anderen an die Wand argumentiert. Kontrollieren kann es eh keiner  :P :P :P
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Natternkopf am 22. April 2017, 18:45:17
Ach Schantalle 🍷


Nun, sollte ich mal wider Erwarten einen neuen und damit ganz anderen Garten haben, werde ich dorthin mit meiner Grabengabel (und der Gartenkralle!) umziehen. Völlig unabhängig davon, wer hier verbal die Anderen an die Wand argumentiert. Kontrollieren kann es eh keiner  :P :P :P

So treffend und schön formuliert. 🌷 🐛
You made my weekend. 🚀

Grüsse Natternkopf 🌹 🌷 🌹
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: oile am 22. April 2017, 18:58:23
Ich stoße mit Euch an. :)
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: martina 2 am 22. April 2017, 19:07:32
Darf ich auch?  :D
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Natternkopf am 22. April 2017, 23:29:18
Ja


Darf ich auch?  :D

@martina
Es hat noch 🍷

Nachzügler 🍷 ☕️ 🍕 🍷🍷 🍕 ☕️ 🍷
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: oile am 22. April 2017, 23:32:31
Uih, Mitternachsimbiss!  8)
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: partisanengärtner am 23. April 2017, 07:30:58
Guten Morgen
Ich habe mir in den letzten Tagen einige Filmchen von No Dig Gardening angesehen.
Das erklärt eine Sache die ich vor 7 Jahren oder so hier mal gepostet habe. Ich habe genau das gemacht auf einem fetten tonigen Lehmboden. War allerdings ein relativ feuchtes Eck. Die betonartige Konsistenz die der sehr ähnliche Boden meines alten Garten im Sommer haben konnte habe ich da nicht erleben können. Ich war ja neu dort. Wieder etwas legales Land nach meiner Partisanengärtnerphase.

Alter Rasenboden mäßig verunkrautet mit Löwenzahn und was man sonst so an Beikräutern hat. Wurzeln einer großen Buche vom Nachbarn waren auch mit drin. Nachmittag ein wenig Schatten vom hohen Buchenstamm. Mittag von der Krone.

Da habe ich nur den Boden mit einer Grabgabel (!) gelockert (reingestochen eine wenig bewegt und fertig)und mit einer Menge Rasenschnitt von den umliegenden Gärten gemulcht.  War beim ersten Mal sicher eine Handbreit mit entsprechender Wärmeentwicklung. Solche Mengen bekam ich nicht mehr danach. Sodaß ich dann auch viel mit den Beikräutern die dort wuchsen mulchte.

Ich war über das erstaunliche gesunde Wachstum von allem was ich da pflanzte und sähte sehr überrascht. Selbst Sonnenblumen wuchsen da bis auf drei Meter ohne das die zahlreichen Nacktschnecken dort mehr als mal en kleines Löchlein hineinfraßen. Die schönste Hokaidokürbispflanze meiner Laufbahn hatte ich dort auch. Nur die Blütenblätter haben sie mir nach dem Abblühen manchmal entsorgt..

Kartoffeln waren da auch in verschiedenen exotischen Sorten und Erdbeeren und... Es war nur ein kleines Stück und diese Grünexplosion sah aus wie die Fläche in Südengland nur nicht so ordentlich, aber so üppig.

Auf dem gleichen Boden wenige Meter weiter schon lange gehackt gefräst viel gegossen gedüngt und  auch gepritzt mit viel nacktem Boden waren die Schnecken ein Problem. Auch sonst gab es dauernd Probleme und teils akzeptable Ernten teils mickrig. Im Sommer musste man wirklich gießen was ich nie gemacht habe. Allerdings haben die auch gegossen wenn es nicht nötig war. Waren sehr fleissig aber eben keine Gärtner. Viel Arbeit und viel Gejammer.

Einmal haben sie mir ihren Kompost gezeigt ob sie den entsorgen müssten weil er so mit Drahtwürmern verseucht sei.
Es waren Kompostwürmer. Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt hat aber einige Wochen gedauert bis sie mir glaubten. Vermutlich haben sie noch andere Meinungen eingeholt,

Das ich meine Beete nie betreten habe nur mit der Hand bei guter Bodenfeuchte Unkraut rupfte und eben nie goß haben sie nie verstanden. Das meine Winzanlage so üppig war bei so wenig Arbeit auch nicht.

Ich habe den ausgeruhten Boden als Ursache vermutet. Das die Schnecken bei mir keinen Schaden machten obwohl ich sie nicht mal absammelte kann ich mir nicht erklären. Ich habe ihnen zwar angeboten sie nicht zu bekämpfen, wenn sie meine Kulturen in Ruhe ließen, aber das die sich dran halten hat mich schon sehr verblüfft.
Hat auch seitdem nie wieder irgendwo anders funktioniert.

Allerdings habe ich die Erfahrung gemacht das Schnecken vor allem krankes und gestörtes "entsorgen" Das waren die Pflanzen dort nicht. Das Mulchmaterial aus welkenden Beikräutern haben sie allerdings zum Teil in Schneckenkot umgewandelt.

In den Boden konnte man nach einem Jahr handtief reingreifen. War natürlich kein Sandboden eher wie aufgegangener Teig. Halt ein sehr toniger Lehm. Obwohl ich mit der Grabgabel einige Löcher reingestochen hatte und dabei wohl auch die Zinkenränder verdichtet waren.

Allerdings waren  die Flächen nach dem Gabelbearbeiten mehrere Zentimeter höher. Nur auf den Wegen dazwischen habe ich das nicht gemacht und die Fläche ringsum war ja immmer noch Wiese. Da sind meine flachen Hügelchen schon ein wenig aufgefallen.

Vermutlich kann man da auch was falsch machen. Ich hatte keine Ahnung und mir darum auch keine Gedanken darüber gemacht.
Jetzt weiss ich ja das man damit den Boden verdichtet. ;)
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: partisanengärtner am 23. April 2017, 08:03:52
Ach ja sehr alten " Kompost" hatte ich auch. Waren die Reste vom Unkraut und Holzabfall das die Besitzer am Hang entsorgt hatten, Das kam auch auf die "gelockerte" Fläche. Immer wenn ich wieder mal einen halben Eimer voll hatte. In den Resten von Baumstümpfen fand man mal die eine oder andere Hand voll.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: leonora am 23. April 2017, 10:35:56
Toller Erfahrungsbericht, Axel, Danke! :D :D

So stelle ich mir das idealerweise auch vor. Die Besonderheiten eines Areals erkennen und dann mit möglichst schonenden aber wirkungsvollen Eingriffen kultivieren und in eine harmonische Ordnung bringen. Anstatt ein Gelände schlimmstenfalls zu vergewaltigen, bevor man es überhaupt verstanden hat. Liebe zum Garten ist aber m.E. immer eine gute Voraussetzung, egal in welche Richtung man kultiviert. :)

LG
Leo
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: partisanengärtner am 23. April 2017, 11:13:22
Seitdem mulche ich heftig an den Rändern meiner Staudenflächen mit Grasschnitt auf das dort noch wachsende Gras. Das hindert das Gras reinzuwachsen. Leider kann ich mich nicht beherrschen und pflanze dann doch irgendwann in den garen Streifen.

Ich muss das nächste mal wenigstens ab und an einen flachen Stein zum Mulchen nehmen. Das mit den unerwünschten  Beikräutern ist schon länger mehr ein Zusehen, weil meine Arme nicht lang genug sind.

Nur das Aussamen könnte ich verhindern. Leider habe ich Mitleid mit den vielen Wildbienen und Schmetterlingen die sich daran laben, so sterben Kugelkarde und andere netten Beikräuter nicht aus.

Vor dem Haus habe ich mehr schluffigen armen Boden mit mäßigem Lehmanteil. Wird auch Betonhart, aber die Würste sind eher bröckelig wenn ich teste. Im Schrebergarten habe ich als Grundlage wo noch niemand Beete hatte. Ton unter wenigen Zentimetern humushaltiger Oberschicht. Wo Beete waren ist der Boden sehr verdichtet gewesen. Der Vorgänger war wohl nicht so gärtnerisch begabt. Hat auch sehr viel umgegraben jedes Jahr.
Davor war das eher ein Gehölzgarten, der aber von meinem Vorgänger schon sehr ausgelichtet worden war. Die großen Rasenflächen waren in den meisten Fällen nicht beeinträchtigt, wie ich an dem schieren Ton darunter gut sehen konnte wenn ich da was pflanzen wollte.
Die Qualität des Tons ist hervorragend, nahezu kein Kalk, keine organischen Verunreinigungen abgesehen von wenigen Baumwurzeln, nahezu kein Schluff Sand oder andere Verunreinigungen.

Dort habe ich die Stauden in eine organische Schicht gepflanzt die ich wie Knorbs aus altem Holzhäcksel gebaut habe. Da hier vulkanisches schlecht zu bekommen ist und ich an Ziegelbruch nicht rankomme, war noch Sand und feiner kalkfreier Kies den ich gegen Kunst getauscht habe der langfristige Strukturgeber. Langsam muß ich wieder etwas alten Holzhäcksel besorgen.

Man hat nie genug Material. Aber die lebendige Schicht wandert immer tiefer dort. Merke ich wenn ich mal wieder was ausgraben muß.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: AndreasR am 23. April 2017, 12:37:01
Vielen Dank für den schönen Erfahrungsbericht. :) Das deckt sich auch mit meinen Beobachtungen, in meinem "Wuchergarten" wächst alles von selbst, Schnecken sind in feuchten Jahren zwar zahlreich, werden aber nie zum Problem. Ich habe im zeitigen Frühjahr hier und da ein wenig Schneckenkorn gestreut, damit die Austriebe der ersten zarten Frühjahrsblüher nicht niedergemetzelt werden, aber ansonsten brauche ich hier weder Dünger noch Pestizide.

Eine einmalige, intensive Bodenbearbeitung auf völlig von Wurzelunkräutern überwucherten Flächen muss sein, danach reicht es, hier und da mal ein bisschen zu jäten. Jegliche Buddeleien und Umgraben danach fällt ohnehin flach, weil ich damit garantiert irgendwelche Blumenzwiebeln an die Obefläche befördern würde, und im Sommerhalbjahr ist alles so dicht bewachsen, dass man sich ohnehin kaum bewegen kann.

Aber wehe, man war anfangs nachlässig, mein hier schon oft zitierter Goldfelberich treibt aus den kleinsten Wurzelstückchen wieder aus, was das Jäten im nun so langsam eingewachsenen Beet erheblich erschwert. Eigentlich müsste man den auch zu den Wurzelunkräutern zählen, und nicht zu den Stauden, auch wenn der zur Blütezeit wirklich prächtig ist. :P

Das Mulchen im Herbst übernimmt die Natur von selbst, sofern man genügend Bäume und Sträucher in der Nähe hat, und die Regenwürmer ziehen nach und nach alle Blätter ins Erdreich und verbessern so den Boden ganz automatisch ohne Zutun. Das mit dem Grasschnitt werde ich dieses Jahr auch mal probieren, bisher hatte ich um den Rasen herum noch keine neuen Beete, wo der anfangs kahle Boden einer Abdeckung bedurfte.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: partisanengärtner am 23. April 2017, 14:49:36
Der Boden war nicht kahl, da wuchs Gras, Klee, Braunelle etc.. Da lege ich den Rasenschnitt drauf. Darunter stirbt alles bis auf Klee und Löwnzahn etc. ab. schöne Bodengare da kann man auch den Rest locker rausziehen. Habe ich heute gemacht. kaum zu glauben wie leicht es aus dem ehemals schlecht geeigneten Boden rausgeht.

Bodenbearbeitung keine sonstige von Anfang an. War ja eigentlich nicht beabsichtigt zu erweitern. Aber in die Fläche kann ich nichts neues pflanzen da wächst schon zu viel zwiebeliges wie bei Dir. Also wird diese organische Begrenzung halt abgenommen eine Handbreit weiter auf den "Rasen" gelegt und da gepflanzt.

Jetzt weiß ich auch warum meine Amseln immer Löcher in den Gehölzhäckselmulch  unter der Hecke wühlen. Da wimmelt es jetzt von Würmern. Ich habe heute da meine Martagonzwiebelchen aus Schuppenvermehrung gesetzt. Die lagen noch im Kühlschrank.

Da muß mir noch was einfallen. Da wird ja auch gepflanzt von mir weil da noch nichts war ausser die Wurzeln von der verwilderten Hecke.
Ich erkenne meinen Boden dieses Jahr nicht wieder. Der geht tatsächlich richtig auf.
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: AndreasR am 23. April 2017, 15:07:22
Naja, Schachtelhalm und Goldfelberich kann man leider nicht mal eben locker rausziehen, der Rest ist dagegen vergleichsweise harmlos. ;D
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: martina 2 am 23. April 2017, 19:11:10
Ja


Darf ich auch?  :D

@martina
Es hat noch 🍷

Nachzügler 🍷 ☕️ 🍕 🍷🍷 🍕 ☕️ 🍷

Danke. Die nächste Runde geht an mich  ;)
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: Gänselieschen am 26. April 2017, 13:57:57
Ich hatte vor etlichen Jahren gelesen, dass Kartoffeln die Quecke vertreiben. Für ein derartiges Experiment ergab sich zufällig eine nahezu tote Fläche um eine Thuja, die kurz zuvor bodennah entfernt worden war. Ich habe damals Restkartoffeln aus dem Supermarkt abwechselnd mit Karnickelmist gelegt und hier beim Umgraben die Quecke manuell entfernt, soweit das möglich war; natürlich nicht rückstandsfrei. Diese Fläche ist erstaunlicherweise noch heute nahezu queckenfrei, solange an deren "Rändern" von außerhalb nichts nachrückt. Es hat also funktioniert, warum auch immer.

Ich habe das vor Jahren mal mit einer gierschverseuchten Fläche gemacht. Die Kartoffeln habe ich auf die grob gesäuberte Fläche gelegt und dick mit angerottetem Kompost und viel Laub gemulcht. Nach der Ernte am Sommerende konnte ich die Fläche mit wenig Aufwand säubern. Ich hatte dort noch zweimal hintereinander Kartoffeln mit gutem Ertrag - anschließend war die Fläche wirklich sauber.

Ansonsten vertrete ich weiter die Auffassung, dass Kartoffeln die Fläche nicht reinigen, sondern der Gärtner: mit Furchen ziehen, mehrmaligem Anhäufeln und alles zerwühlender Ernte ;D ;D ;D
Titel: Re: Kartoffeln machen den Boden locker - und andere Gartenweisheiten???
Beitrag von: andreasNB am 26. April 2017, 15:11:14
Ja, das man mit viel Mulch den Giersch in die obere Bodenschicht locken kann, um ihn dort später leicht aus den Boden zu ziehen, kann ich mir gut vorstellen.  ;D

Bei mir gab es vor Jahren auch Quecke auf den Beeten.
Einige der Kartoffeln konnte ich dann im Spätsommer als "Kartoffeln am Quecke-Spieß" ernten.
Zur Beseitigung der Quecke kam dann eine radikale Lösung zur Anwendung  ::)