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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: cydorian am 04. Dezember 2009, 16:42:41

Titel: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 04. Dezember 2009, 16:42:41
In der nächsten Zeit hab ich die Gelegenheit, zwei Hochstammbirnbäume pflanzen zu können. Am liebsten hätt ich natürlich alles gleichzeitig: Mostbirne, Kochbirne, Dörrbirne, Tafelbirne :-)

Die alten Mostbirnenbäume verschwinden langsam, aber sicher aus der Landschaft. Reizen würde mich mal eine der guten Mostsorten, über die z.B. hier geschrieben wird:

"Birnenmost, hergestellt aus auserwählten Sorten, übertrifft den Apfelmost in seiner Qualität bei weitem und kann bei sachkundiger Herstellung und vor allem auch Lagerung manchem Wein ebenbürtig sein."

Ärgerlicherweise sind einige der besten Sorten sehr Feuerbrandanfällig, z.B. die Große Rommelter. Gibt es hier noch jemand, der sich für halb vergessene Birnensorten interessiert? Hat jemand Erfahrung mit guten Mostsorten, die auch für Dörrobstherstellung geeignet sind? Hat jemand eine Kochbirnensorte?
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: AndreaeS am 04. Dezember 2009, 17:23:58
Ärgerlicherweise sind einige der besten Sorten sehr Feuerbrandanfällig, z.B. die Große Rommelter. Gibt es hier noch jemand, der sich für halb vergessene Birnensorten interessiert? Hat jemand Erfahrung mit guten Mostsorten, die auch für Dörrobstherstellung geeignet sind? Hat jemand eine Kochbirnensorte?

Das Problem ist nicht nur der Feuerbrand, sondern besonders die sich immer mehr stark ausbreitende Birnenkrankheit der Birnengitterrost. Alle Bäume in den verschiedensten Gegenden, die ich bislang gesehen habe, waren davon befallen. Leider gibt es derzeitig noch keine völlig resistente Sorte, wo diese Krankeit nicht zum Ausbruch kommt.
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Gurke am 04. Dezember 2009, 17:27:37
Im Außenbereich spielt der Birnengitterrost meist nicht so eine große Rolle.
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: AndreaeS am 04. Dezember 2009, 17:35:09
Im Außenbereich spielt der Birnengitterrost meist nicht so eine große Rolle.

Na die Birnen wachsen immer außen oder züchtest du sie bei dir im Blumentopf ;D ;D ;D
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 04. Dezember 2009, 17:53:52


... logisch !
Noch nie von Bonsai gehört ... ? :D
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Aprikosenmöchtich am 04. Dezember 2009, 18:08:16
Im Außenbereich spielt der Birnengitterrost meist nicht so eine große Rolle.

das dachte ich auch....
letztes WE war auf B3 ein Bericht über die Natur im Truppenübungsplatz Grafenwöhr, und man wurde auch relativ ausführlich über den dortigen alten Obstbaumbestand informiert; die in den Anfang des 19.Jhr. verlassenen Dörfer hatten ja etliches davon, was jetzt gezielt weitervermehrt wird.
Zierwacholder hatte damals wohl niemand, und trotzdessen war der BGR klar zu sehen, das stimmt mich nachdenklich...
LG
AMI
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 04. Dezember 2009, 18:18:45

... Lösung : rodet die blöden Zierwacholder die eh keiner braucht ...
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Gurke am 04. Dezember 2009, 18:28:54
Außenbereich nach BauGB :P

Klar es hängt auch immer vom Befallsdruck ab die Sporen können wohl um die 10 km veweht werden.
Geringer Befall kann aber toleriert werden, ich versuche es auch nächstes jahr mit Birnen auf Halbstamm (im Außenbereich, was mir widerum Schwirigkeiten bereitet nicht heimiche Öbster anzupflanzen)
Aber dafür sind wir ja in D...
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Gurke am 04. Dezember 2009, 18:34:54
oder züchtest du sie bei dir im Blumentopf

Die Anzucht erfolgt xenovegetativ da wird nix gezüchtet und meist steht die Pflanze das erste Jahr bei mir im Topf :P
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 05. Dezember 2009, 11:15:56
Birnengitterrost ist hier kein grosses, sondern nur ein mässiges Problem. Feuerbrand verursacht weit mehr Probleme.
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Gurke am 05. Dezember 2009, 12:54:02
dann möglichst nicht blühen lassen bzw. die Bienen verscheuchen...
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: winterstreifling am 05. Dezember 2009, 13:38:41
ups!
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 05. Dezember 2009, 18:35:42

Hallo !

... also bei uns in Österreich sind 100 - 200 jährige Mostbirnbäume keine Seltenheit ...hab gerade wieder einen naturtrüben Birnsaft getrunken - einfach köstlich !!!

Servus !
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Günther am 05. Dezember 2009, 19:03:32
Sind m.W. meist Sämlinge...

Und die Folgen sieht man bei/an den Mostschädeln ;D
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 05. Dezember 2009, 19:05:00
Sind m.W. meist Sämlinge...

Und die Folgen sieht man bei/an den Mostschädeln ;D

ja, was ich immer sag ... mit Sämling als Unterlage werden die Obstbäume uralt ... ich nehm jedenfalls nix anderes ...
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Zuschauer am 07. Dezember 2009, 16:29:42
Hallo,
ich bin auch auf der Suche nach Birnenmostsorten welche für meine Bedürfnisse geeignet sind.
Aber etwas habe ich noch nicht verstanden.
Wenn wir von alten Mostsorten sprechen stellt sich mir immer die Frage ob ich davon ausgehen kann , dass sich diese auch für die Saftherstellung eignen?
Viele alte Birnensorten haben eine sehr hohe Gerbsäure, was sich dann als " rauher Geschmack " oder "pelzige Zunge" bemerbar macht.
Findet sich das dann auch im Saft wieder?
Und kann das auch im Birnenwein auftreten?

Gruss Steffen
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 07. Dezember 2009, 16:55:22
Natürlich werden aus gerbstoffreichen Birnen auch gerbstoffreiche Säfte. Die Phenole und Tannine verschwinden ja nicht einfach durchs pressen. Solche herben Birnen verwendet man so wie Quitten nur als Beigabe zu Apfelsaft. Der Saft klärt sich dadurch leichter, gewinnt an Geschmackstiefe und ein gewisses Mass an Gerbstoffen ist durchaus sensorisch angenehm, so wie beim Rotwein. Die Gerbstoffe bauen sich zur Fruchtreife hin etwas ab (vor allem in den allerletzten Tagen vor der Reife), Fallobstbirnen lässt man auch gerne noch etwas "schwitzen", bevor man sie versaftet. Trotzdem wird man damit die Gerbstoffe einer gerbstoffreichen Sorte nicht komplett los.

Dieses Jahr habe ich meinen Saftäpfeln 20% einer ziemlich gerbstoffreichen Birnensorte zugemischt. Das Ergebnis war zwar gut, aber bereits an der Grenze. Manchen Leuten waren es schon zu viele Gerbstoffe auf der Zunge.

Reinsortige Birnenmoste werden aus gerbstoffärmeren Sorten gemacht, z.B. Schweizer Wasserbirne. Trinkt sich wie Wasser :-) Man könnte auch aus Gerbstoffsorten reinen Saft machen, muss dann aber mit Gelatine oder Eiweiss für Ausfällung von Gerbstoffe sorgen.

Aus gerbstoffhaltigen Birnensorten können auch Hutzelbirnen gemacht werden. Aber für getrocknete Birnenstücke und Kochbirnen sind sie ungeeignet. Verschnapsen kann man sie natürlich auch.

Angesichts der riesigen Schwierigkeiten, speziellere Birnensorten zu bekommen werden ich wohl aus einigen wenigen Sorten auswählen müssen. Wahrscheinlich eine Paulsbirne und dann mal sehen...
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 07. Dezember 2009, 18:15:35
Angesichts der riesigen Schwierigkeiten, speziellere Birnensorten zu bekommen werden ich wohl aus einigen wenigen Sorten auswählen müssen. Wahrscheinlich eine Paulsbirne und dann mal sehen...

Hallo Cydorian !

Warum fährst nicht einfach herum, verkostest Most in diversen Mostschenken und unterhaltest Dich über alte Sorten ?
Bestimmt erzählt man Dir da eine Menge über alte und seltene Sorten denn darauf sind die Produzenten ja stolz. So kriegst auch sicher den einen oder anderen Edelreis und kannst selbst veredeln oder veredeln lassen ...

Servus !
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Günther am 07. Dezember 2009, 18:43:46
Die heutige Zunge ist durch "milde" Säfte und Moste sehr verwöhnt. Womöglich wird sogar Nachzuckern gefordert....
Mostbirnen werden mehr geklaubt als gepflückt, sind daher teilweise schon überreif, und Gerbstoffe tragen erheblich zur Haltbarkeit bei.
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 07. Dezember 2009, 18:47:13


... aber sie haben eine Menge Zucker sonst würde ja kein Alkohol draus ... und seit dem Klimawandel noch viel mehr als früher ... mit schmeckt Birnensaft immer ... mit Most kann man mich allerdings jagen ...
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Günther am 07. Dezember 2009, 18:57:00
Most jeglicher Art mag ich nicht, Säfte OHNE JEGLICHEN STICH sind viiiel besser. Zu herb schmälert allerdings das Vergnügen.
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 07. Dezember 2009, 18:59:22

... d´Accord ...

 :D
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 07. Dezember 2009, 19:38:39
Sammelantwort:

Warum fährst nicht einfach herum, verkostest Most in diversen Mostschenken und unterhaltest Dich über alte Sorten ?

Für Mostschenken fehlt mir die Zeitmaschine, da bin ich 70 Jahre zu spät dran. Das Wissen über Sorten ist ausserdem fast restlos verloren gegangen. Nur ganz wenige Leute haben ein bisschen eine Ahnung. Das sind meist "berufsmässig" Befasste, ein paar Obstbauwarte, sehr sehr wenige engagierte Hobbyisten.

Der einzige, den ich kenne und der noch regelässig eigenen Birnenmost macht und trinkt, ist über 80.

Die heutige Zunge ist durch "milde" Säfte und Moste sehr verwöhnt. Womöglich wird sogar Nachzuckern gefordert....
Mostbirnen werden mehr geklaubt als gepflückt, sind daher teilweise schon überreif, und Gerbstoffe tragen erheblich zur Haltbarkeit bei.

Gerade das Gegenteil ist der Fall. Birnensaft ist meist sehr säurearm und äusserst süss, die Zuckergehalte gehen rauf bis 90° OE und in Jahren wie 2003 noch höher. Viel zu süss, selbst für heutige Geschmäcker.

Zucker und Gerbstoffe haben nichts miteinander zu tun. Wenn etwas zu gerbstoffreich ist, kann man Zucker reinwerfen so viel man will, der Saft wird deshalb nicht geniessbarer.

Mostbirnen muss man schütteln und klauben, nur Banausen pfücken. Ich habs oben schon geschrieben: Man muss sie "schwitzen" lassen. Das hat mit Verderb nichts zu tun, sondern bedeutet einen ersten enzymatischen Umbau des angeschlagenen Fallobsts, der verschiedene Vorteile hat. Die Birnen werden gesammelt und in Säcken warm stehen gelassen, später dann gepresst. So schnell fault auch keine Birne. Früher war das allgemein bekannt.

Most jeglicher Art mag ich nicht, Säfte OHNE JEGLICHEN STICH sind viiiel besser. Zu herb schmälert allerdings das Vergnügen.

Schön für dich. Und ich mag Saft, Most, eingekochten Saft, getrocknete Stücke, Frischobst, Gekochte und Gebackene. Nun haben wir wohl alle Vorlieben ausgebreitet.
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Günther am 07. Dezember 2009, 19:44:22
Die heutige Zunge ist durch "milde" Säfte und Moste sehr verwöhnt. Womöglich wird sogar Nachzuckern gefordert....
Mostbirnen werden mehr geklaubt als gepflückt, sind daher teilweise schon überreif, und Gerbstoffe tragen erheblich zur Haltbarkeit bei.

Gerade das Gegenteil ist der Fall. Birnensaft ist meist sehr säurearm und äusserst süss, die Zuckergehalte gehen rauf bis 90° OE und in Jahren wie 2003 noch höher. Viel zu süss, selbst für heutige Geschmäcker.

Saft aus HEUTIGEN Obstbirnen. Der ist meist arg fad und hat mit Mostbirnensaft kaum etwas gemein.

Most jeglicher Art mag ich nicht, Säfte OHNE JEGLICHEN STICH sind viiiel besser. Zu herb schmälert allerdings das Vergnügen.

Schön für dich. Und ich mag Saft, Most, eingekochten Saft, getrocknete Stücke, Frischobst, Gekochte und Gebackene. Nun haben wir wohl alle Vorlieben ausgebreitet.

Frische Mostbirnen sind meist eher zweifelhaft, geben allerdings gutes Ausgangsmaterial für Kletzen.
Und etwas OT: In alten Zeiten hat men halbwilde, aber sehr süße (Vogel-)Kirschen zu einem Rosinenersatz getrocknet - am Lande hatte man kein Geld für "Luxus".
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: frankste am 07. Dezember 2009, 19:44:55
@cydorian: kennst Du http://www.manufaktur-joerg-geiger.de/? Der macht durchaus noch Birnenmost - auch zu kaufen. Aus alten Sorten und so.
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 07. Dezember 2009, 19:46:17
Für Mostschenken fehlt mir die Zeitmaschine, da bin ich 70 Jahre zu spät dran. Das Wissen über Sorten ist ausserdem fast restlos verloren gegangen. Nur ganz wenige Leute haben ein bisschen eine Ahnung. Das sind meist "berufsmässig" Befasste, ein paar Obstbauwarte, sehr sehr wenige engagierte Hobbyisten.

Hallo cydorian !

Fahr einmal nach Oberösterreich und Niederösterreich !
Da ist der größte zusammenhängende Birnenwald der Welt.
Jede Menge Mostschenken warten dort auf Dich und werden Dich mit Saft, Most, Sekt ect verwöhnen ... und mit jede Mange alten Sorten bekanntmachen von denen Du noch nie was gehört hast ... zB der Hirschbirne ...

Prost !
 :D
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 07. Dezember 2009, 21:01:42
Fahr einmal nach Oberösterreich und Niederösterreich !

Bringt nicht viel. Unser Klima ist ganz anders (viel weniger kontinental), unsere Böden, anderes Sortenspektrum. Was man dort aber gut lernen kann, ist Erhalt und Vermarktung von Streuobst. Das ist hier im Westen Süddeutschlands in der Fläche längst untergegangen und die wenigen Ideen, die gelegentlich zu hören sind, wurden in Österreich schon vor vielen Jahren realisiert.
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Amur am 07. Dezember 2009, 21:35:28
Als ich noch mehr gemostet habe, ließ ich den stark gerbsäuerhaltigen Saft der Oberösterreicher Weinbirne etwa einen Tag stehen. Die sind ja so spät dran, daß die Gärung aufgrund der Kälte nicht schon nach einem Tag eingesetzt hat.
Dadurch setzt sich der größte Teil der Trubstoffe mit der Gerbsäure ab und man erhält einen sehr guten, total klaren Saft. Der war so klar, daß die Gärung anschließend kaum in Gang kam und sich über Monate hinzog. Aber es gab den besten Most.
Voraussetzung waren aber vollreife gelbe Birnen.

Ob das mit anderen Sorten auch so geht weis ich nicht. Bei den Gelbmöstlern war es noch zu warm und die fingen nach kurzer Zeit an zu gären, wodurch diese "Absetzzeit" nicht möglich war. Jedenfalls nicht ohne künstliche Kühlung die ich als Hobbymoster natürlich nicht hatte.

Bei mir stehen Jungbäume von den üblichen Verdächtigen: Oberösterreicher und Champagner. Dieses Jahr will ich noch eine Unbekannte von Nachbars drauf machen und eine Lokalsorte.

mfg
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: brennnessel am 08. Dezember 2009, 07:44:30
Oberösterreicher werden nicht umsonst so liebevoll die "Mostschädeln" genannt ;) ! Leider werden seit mehreren Jahren viele dieser alten landschaftsprägenden Obstbäume zugunsten einfacherer Bearbeitungsmöglichkeit der Streuobstwiesen mit immer größeren Traktoren - und auch, weil sich durch den Preisverfall bei Industrieobst die Mühe längst nicht mehr lohnt - gerodet!

Zitat
Frische Mostbirnen sind meist eher zweifelhaft, geben allerdings gutes Ausgangsmaterial für Kletzen .
Dafür verwendet man bei uns eine ganz spezielle alte Sorte, die "Fraubirne" Der Name stammt von der Reifezeit in den "Frautagen" = Marienfeiertage - Anfang September - sowie hier mehrere alte Mostbirnsorten die Namen nach Namenstagen Heiliger tragen, welche im Bauernjahr besondere Bezugspunkte darstellten und im bäuerlichen Leben Feiertage waren.
Die Fraubirnen sind gelblich-orangerot und werden schnell weich und innen braun. In diesem Zustand sind sie süß und sehr saftig, aber gesammelt nicht lange haltbar. Sie werden entweder aufgeschnitten oder im Ganzen gedörrt.
Eine weitere besondere Mostbirne war hier die fast kugelrunde "Hoandlbirn", die ebenfalls weich und süß und erst so gepresst wurde und den sehr lange süß bleibenden Birnensaft und später süßen Most gab. Diese Sorte ist hier kaum noch wo anzutreffen

Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 08. Dezember 2009, 18:37:42
Unser Klima ist ganz anders (viel weniger kontinental), unsere Böden, anderes Sortenspektrum.

Also ich kann mir nicht vorstellen daß die Verhältnisse so unterschiedlich sind !

Schließlich baut man ja auch das gleiche Tafelobst und die gleichen Weintrauben an ...

Ich würde es zumindest probieren ... wenns nicht paßt kannst die Jungbäume immer noch umveredeln ...

Servus !
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 08. Dezember 2009, 19:23:01
Also ich kann mir nicht vorstellen daß die Verhältnisse so unterschiedlich sind !

Schließlich baut man ja auch das gleiche Tafelobst und die gleichen Weintrauben an ...

Bei den alten Obstsorten ist die Schnittmenge gar nicht so gross. Bei uns herrschen ganz andere Probleme und Bedingungen. So liegen die Jahresniederschläge mittlerweile unter 700mm (davon sehr wenig im Sommer), was bei den vielen flachgründigen Flächen drastische Auswirkungen auf den Obstbau hat. Bewässerung wird langsam üblich, bei Beerenkulturen bereits zwingend. Das Mostviertel Österreichs liegt dagegen bei 1000-1500mm pro Jahr, dazu Böden mit guter Wasserkapazität. Auch der Herbst ist anders, wir haben wegen hoher Nachttemperaturen mit schnellem Säureabbau und verkürzter Aromabildung zu kämpfen. Frühe Sorten sind generell ein Problem.

Es bringt doch nichts, lange Jahre bis zum Ertragseintritt zu warten um dann festzustellen, dass ich den Baum nur rausreissen kann oder umveredeln muss (was ich bis dato gar nicht kann), weil er lange nicht das bringt was auf dem Papier steht oder 1000km weit weg. Deshalb ziehe ich Sorten, die bereits in der Gegend wachsen irgendwelchen Sachen von weither klar vor.

Übrigens habe ich durchaus schon theoretisch interessante Sorten aus Österreich bezogen. Äpfel. Stehen auf MM111. Das ist aber eine "Bonusrunde" neben 30 anderer Sorten, während ich für die Birnen nur Platz für genau zwei Bäume habe. Dann ist das Pulver verschossen.
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 08. Dezember 2009, 19:31:12
Bei den alten Obstsorten ist die Schnittmenge gar nicht so gross. Bei uns herrschen ganz andere Probleme und Bedingungen. So liegen die Jahresniederschläge mittlerweile unter 700mm (davon sehr wenig im Sommer), was bei den vielen flachgründigen Flächen drastische Auswirkungen auf den Obstbau hat.

... aha, verstehe dann sind die Sorten aus Oberösterreich tatsächlich eher nichts für Dich, aber die Sorten aus dem Burgenland dann umso mehr .. da herrscht pannonisches Klima das Deinem Klima sehr ähnlich sein dürfte ...
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Günther am 08. Dezember 2009, 19:43:51
Ob's im Burgenland überhaupt Mostobst gibt?

Dort pflegt man die Landessäure, eventuell Kirschen, Marillen, Erdbeeren, ...
Aber Mostobst?
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 08. Dezember 2009, 19:48:41

ja gibt es !
Sogar sehr gute dickflüssige Säfte und Moste mit deutlicher Süße.
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Damax am 13. Dezember 2009, 17:38:01
 ich auch -
und die GUTE GRAUE ist die Beste. Bis dato kein GitRost und kein Feu-
Brand. Die danebenstehende AMANLIS ist köstlich aber immer krank.
Doch BirnMostFan bin ich keiner, damit mußt seit Kindestagen aufwach-
sen
  salute e viva, damax
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Zuccalmaglio am 13. Dezember 2009, 18:18:47
@damax,
Gute Graue gar keinen Gitterost, während andere Sorten befallen sind!! Jedes Jahr?
Auf welcher Unterlage steht der Baum denn und wie alt ist er?
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 13. Dezember 2009, 18:29:07


Hallo Damax !

... sehr interessant !

Hab von der Sorte gehört aber noch nie gesehen ... wie ist der Geschmack ?
Ich bin sicher der Baum ist schon älter und steht auf Sämling, womöglich eigener Sämling.

Servus !
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 13. Dezember 2009, 18:51:11
Birnengitterrost ist unwichtig, zumal jeder was anderes über die Anfälligkeit der Sorten erzählt. Erstens ist die Schadschwelle erst bei starkem Befall erreicht und zweitens lässt sich Rost mit Schorfmitteln leicht und sicher vermeiden, sollte es wirklich nötig sein.

Feuerbrand ist dagegen ein Killer. Einige unserer besten Sorten werden durch diese Seuche früher oder später endgültig vom Erdboden verschwinden. Eine einfache Behandlungsmethode ist trotz der jedes Jahr neu erfundenen "Wundermittel" nicht in Sicht und wird es wahrscheinlich nie geben.

Ich habe mich jetzt für zwei Sorten fast entschieden. Die Paulsbirne, ein Klassiker der haltbaren Kochbirnen und entweder die Bayerische Weinbirne oder der "trockener Martin". Weiss jemand, wie hoch bei letzterer der Gerbstoffgehalt ist? Gerbstoffe muss sie haben, weil sie mal in den Most soll.
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Zuccalmaglio am 13. Dezember 2009, 18:53:00
na tornado,

wenn du es schon sicher weißt, braucht damax ja nicht mehr zu antworten.

Das schließt natürlich nicht aus, das du zufällig recht haben könntest.

Herrje, wie soll man mit so einem wie dir umgehen?
Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: FEIGling am 13. Dezember 2009, 18:58:36
na tornado,

wenn du es schon sicher weißt, braucht damax ja nicht mehr zu antworten.

Das schließt natürlich nicht aus, das du zufällig recht haben könntest.

Herrje, wie soll man mit so einem wie dir umgehen?

... ich hab was gefragt und was vermutet ...
... was Dein umgehen angeht so betrifft es mich nicht ...

Titel: Re:Mostbirnenschätze
Beitrag von: Zuccalmaglio am 13. Dezember 2009, 19:00:30
@cydorian,
du hast ja recht, was die grundsätzliche Bedeutung der beiden Krankheiten angeht.
Ich möchte aber keine Schorfmittel verwenden.

Ohne diese Mittel überlebt hier im städtischen Bereich kein junger Birnbaum diesen immensen Befallsdruck.
Und die älteren Bäume vegetieren mit mehr Orange als Grün Jahr für Jahr vor sich hin. Diese geschwächten Bäume sind dann anfällig für alles mögliche. Abgesehen davon, dass sie kaum Ertrag bringen.
Titel: Mostbirnen
Beitrag von: ringlo am 03. Dezember 2020, 17:05:29
Mostbirnen, neudeutsch perry pears

Hat jemand noch einen Mostbirnenbaum, was macht Ihr mit den Früchten Most. Birnenwein?
Welche Sorten sind zu empfehlen?
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: cydorian am 03. Dezember 2020, 17:41:18
Die letzten Zeugnisse dieser einstmals grossartigen Kultur gehen gerade schnell unter oder sind schon weg. Birnenverfall, Abgänge, keiner keiner kennt sie, verschwunden und aus.

Ein paar Sorten habe ich selbst oder ich mische bei Freunden mit, die auch Mostbirnen haben. Mit den Früchten mach ich Saft, Hutzelbirnen, nutze sie als Kochbirne, Schnaps. In dieser Häufigkeitsfolge. Dieses Jahr zum Beispiel 200l Saft aus schweizer Wasserbirnen. Schmeckt saugut, braucht aber noch Säure. Wasserbirne mit Zitrone ist herrlich. Paulsbirne als Kochbirne, ein Freund hat Champagner Bratbirne und macht Birnensekt draus, aus sehr gerbstoffreichen Sorten hab ich mal Schnaps gebrannt.
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: pistachio am 03. Dezember 2020, 18:05:25
@cydorian  ...gerbstoffreichen Sorten

Braucht man diese dazu oder ist das deren einzige Verwendung.

Dann könnte ich ja meine Kakis auch zum vergären nehmen.  :D
Meine Kaki-Feigen- Mangomarmelade war schief gegangen. Alles etwas herb / bitter.
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: pistachio am 03. Dezember 2020, 18:13:11
ich glaube Du hast das Thema in dem anderen Text erwähnt.
Danke p.
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: cydorian am 03. Dezember 2020, 18:23:58
Braucht man diese dazu oder ist das deren einzige Verwendung.

Braucht man nicht. Ich hatte die "Luxemburger Mostbirne" dafür, das ist eine ihrer typischen Verwendungsarten. Man kann sie aber auch dörren oder für Most verwenden. Dann sollte man sie aber "schwitzen lassen". Wie das geht, wusste früher jeder. Wer es heute noch kann, wird damit reich, wie Jörg Geiger :-)
Wer mal wissen will, was man alles so aus den Birnen machen kann, sollte unbedingt dort mal vorbei. Eigentlich nichts geheimes und keine neuen Sachen, aber da Wissen und Bäume verloren gingen, sticht er mit seinen Produkten heute weit heraus.
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: Amur am 03. Dezember 2020, 18:29:35
Also die Schweizer Wasserbirnen hatte ich mal auf nem Grundstück der Verwandtschaft das ich bewirtschaftete. Nomen es omen. Wässrig und Aromalos aber meist hoher Ertrag und viel Ausbeute.

Ich selbst hab ne Champagner Bratbirne die aber schon seit jeher kränkelt. Dieses Jahr gabs mal etwas Ertrag der zum Apfelsaft teilweise beigemischt wurde. Muss dazu sagen dass ich nur Saft so zum wegtrinken mache und da ein paar Nachbarn mit versorge. Ich mache nix ein, da mag ich den eingekochten Saft nicht so sehr. Da die Äpfel im September eh noch nicht die Säurebomben sind, mochten manche lieber den reinen Apfelsaft (gefallene Boskop, Rote Sternrenette z. t. übrig gebliebene James Grieve) ohne die Bratbirne. Gerbsäure hatte sie eh eher wenig.
Dazu hat dieses Jahr die Oberösterreicher nennenswert getragen. Aber aufgrund ihrer Lage (eingezwängt zwischen einer Solitärfichte und Wald), dem Wetter (wir hatten einen eher kühlen trüben Oktober) und dem für den Baum reichlichen Ertrag waren die Zuckerwerte sehr schlecht. Sie werden dann trotzdem vor allem zum Brennen kommen. Wo sie sich erstaunlich gut machen ist im Druckfass in Mischung mit dem Bittenfelder. Die einen eher süss und wenig Säure (auch nicht übermässig Gerbsäure erstaunlicherweise) und der andere richtig hart in der Säure bei ganz brauchbarem Zuckergehalt geben im Druckfass mit der bleibenden Süsse eine richtig gute Mischung.

Mal sehen wie der Schnaps wird.
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: lord waldemoor am 03. Dezember 2020, 18:31:13
für schnaps nehme ich meist die heimischen hirschbirnen oder rote williams
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: Rüttelplatte am 03. Dezember 2020, 18:34:08
Braucht man diese dazu oder ist das deren einzige Verwendung.

Braucht man nicht. Ich hatte die "Luxemburger Mostbirne" dafür, das ist eine ihrer typischen Verwendungsarten. Man kann sie aber auch dörren oder für Most verwenden. Dann sollte man sie aber "schwitzen lassen". Wie das geht, wusste früher jeder. Wer es heute noch kann, wird damit reich, wie Jörg Geiger :-)
Wer mal wissen will, was man alles so aus den Birnen machen kann, sollte unbedingt dort mal vorbei. Eigentlich nichts geheimes und keine neuen Sachen, aber da Wissen und Bäume verloren gingen, sticht er mit seinen Produkten heute weit heraus.

Lass uns bitte nicht dumm sterben, rück die Adresse raus oder gib uns Rezepte etc.  ;D
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: pistachio am 03. Dezember 2020, 19:00:33
jetzt wird s munter
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: Sven92 am 03. Dezember 2020, 19:38:32
Habe gerade in meinem Thread "Heimat für rares" über unsere Mostbirnen neupflanzungen geschrieben.
Hier in der Schweiz altbekannt und sehr beliebt ist zb. die gelmöstler Birne. Sie gibt einen wunderbaren Saft und ebenfalls einen guten Schnaps.
Wie Cydorian schon geschrieben hat geht es mit den alten Bäumen bergab, neue wurden längere Zeit nicht gepflanzt.... Wer will schon Mostbirnen?
Ich denke eine Thematik mit der man sich mehr auseinander setzen sollte.
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: ringlo am 03. Dezember 2020, 19:56:56
Hier im Saarland (Weiskirchen) gibt es eine
Mostbirnenallee

Foto Saarbrücker Zeitung
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: cydorian am 03. Dezember 2020, 21:06:30
Also die Schweizer Wasserbirnen hatte ich mal auf nem Grundstück der Verwandtschaft das ich bewirtschaftete. Nomen es omen. Wässrig und Aromalos aber meist hoher Ertrag und viel Ausbeute.

Die Sorte erreicht im Schnitt 55° OE, dieses Jahr schaffte sie über 65° OE. Für Mostbirnen ist das trotzdem nicht viel. Aber du würdest sehr überrascht sein, wenn du unseren Saft kennen würdest, der hat erstaunlich kräftiges Birnenaroma. Heisser Sommer, kein Überbehang, Reifeverzögerung wegen Trockenheit. Als Gärmost ist sie reinsortig zu säurearm, aber gut. Kein Kopfschmerz- und Alkoholknochen.

Lass uns bitte nicht dumm sterben, rück die Adresse raus oder gib uns Rezepte etc.  ;D

Jörg Geiger wie gesagt. Hier: https://www.manufaktur-joerg-geiger.de
Leider versteigt er sich immer heftiger in Modequatsch. Der tausendse Gin, die Hoffnung auf "Cider" als neue Mode, Streichung heimischer Begriffe zugunsten englischen Mist, aufgespritetes Mixzeugs, ständig neue Flaschenformen, viel zu viele Logos von idiotischen Lifestyleorganisationen, Bonuspunktequark. Probier die Birnenschaumweine in Flaschengärung, das war der Anfang und ist der wertvolle Kern, den Rest kannste ignorieren.
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: Wild Obst am 03. Dezember 2020, 21:09:01
In Bad Boll gibt es auch einen Mostbirnenlehrpfad
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: dmks am 03. Dezember 2020, 21:57:57
Im sogenannten "Straßenbegleitgrün" wurden hier vor einigen Jahren etliche Bäume gepflanzt. (Wenig befahrene Straße, entlang verwildernder Obstanlagen) Sorte kann ich nicht sagen....vermute allerdings "Kirchensaller". Es liegen massenweise Birnen unten - zur freien Verwendung!
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: hunsbuckler am 03. Dezember 2020, 22:33:30
ich habe selbst 3 Mostbirnen-Hochstämme bei mir gepflanzt.Ob ich die Früchte jemals verwerten werde?Noch tragen die nicht,aber gut möglich dass ich sie nicht oder nur zum Teil verwerten werde.
Andererseits gehe ich mal davon aus dass sie nach der Erziehung auch nicht so viel Schnittpflege brauchen werden wie so manche Apfelsorte.Also warum soll ich sie neben Speierling und Elsbeere nicht auch pflanzen?Der Art-Erhaltung zuliebe....
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: Waldschrat am 04. Dezember 2020, 10:52:29
Dieses Jahr durfte ich erstmals Früchte eines Baumes kosten, den ich vor etlichen Jahren mal von Manfred Hans als ???, benannt auch als  'Mostmariechen' erworben hatte. Extrem lecker. Der Baum selbst bräuchte wohl allerdings schnittkundigere Besitzer (wächst als schmaler Spargel in den Himmel), aber das ist ein anderes Thema. 
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: Isatis blau am 04. Dezember 2020, 19:59:03
In den letzten beiden Jahren hatte ich kaum Äpfel für Saft, dafür trug meine Oberösterreicher Massen. Birnensaft hat schon Aroma, gemischt mit Quittensaft war er genial lecker, unvergoren und vergoren.

Traditionell wird hier Birne zum Apfelsaft gemischt, mir persönlich schmeckt das auch besser.
Titel: Re: Mostbirnen
Beitrag von: Monti am 04. Dezember 2020, 22:10:43
Die letzten Zeugnisse dieser einstmals grossartigen Kultur gehen gerade schnell unter oder sind schon weg. Birnenverfall, Abgänge, keiner keiner kennt sie, verschwunden und aus.

Ein paar Sorten habe ich selbst oder ich mische bei Freunden mit, die auch Mostbirnen haben. Mit den Früchten mach ich Saft, Hutzelbirnen, nutze sie als Kochbirne, Schnaps. In dieser Häufigkeitsfolge. Dieses Jahr zum Beispiel 200l Saft aus schweizer Wasserbirnen. Schmeckt saugut, braucht aber noch Säure. Wasserbirne mit Zitrone ist herrlich. Paulsbirne als Kochbirne, ein Freund hat Champagner Bratbirne und macht Birnensekt draus, aus sehr gerbstoffreichen Sorten hab ich mal Schnaps gebrannt.

Dem kann ich nur zustimmen!

Bei uns gibt es fast mehr Mostbirnen als Äpfel. Wohl deshalb, weil die Birnbäume älter werden und beides kaum nachgepflanzt wurde und wird. Mit den Sorten ist es schwierig, zumindest mir fällt die Bestimmung schwer.
Das mit dem schwitzen lassen, weißt du genaueres dazu? Bis zu welchem Grad lässt man schwitzen? Ich versuche ja zur Hochreife zu pressen. Dann sind die Birnen oft innen schon teigig. Wenns nicht zu viel ist geht das gut. Wenns zu viel ist, wirds mit dem Pressen problematisch. Unreif sind sie zu Herb und der Saft zu trüb.
Informationen gibts nicht viel wie du schreibst. Auch in alten Büchern von Böttner oder Lucas ist nichs spezielles zu finden.

-Schnaps hab ich dieses Jahr auch aus Birnen brennen lassen. Zwei Sorten gemischt, keine Ahnung welche. Die eine war schon anfang September reif, das meiste schon teigig. Vom Geruch war die Maische und der Brand super. Mal sehen wie er sich nach der Lagerung entwickelt hat. Mengenmäßig lohnt es auf jeden Fall.

-Saft aus Schweizer Wasserbirne, Kirchensaller Mostbirne und einer unbekannten, recht Gerbstoffarmen Birne ist hervorragend geworden. Hab ca. 50 l gepresst, das meiste Bag-in-Box mit dem Einkochtopf abgefüllt. Säure ist sehr wenig drin, sollte man evtl. noch was zugeben. Wenn man aber jemandem den "Mostbirnensaft" anbietet sind alle sehr überrascht wie gut er ist.

-Gelée aus dem Saft ist auch super, sehr aromatisch! Säure muss zugegeben werden. Geliert aber gut.

-Most mache ich seit ettlichen Jahren, meist in Druckfässern. Problematisch bei reinem Birnenmost ist oft die Klärung. Vor allem Gerbstoffreiche Birnen, nicht 100 % reif machen Probleme. Beim diesjährigen (80% Birne gemischt, 20 % Apfel) war es auch wieder so, obwohl die Birnen reif waren. Gelatine letztenendes geholfen, muss aber auch nicht immer gut gehen. Nun ist er halbtrocken im Druckfass, leicht, süffig.
Es ist empfehlenswert den frisch gepressten Saft erst einmal in einem Fass ein paar Stunden oder auch einen Tag sedimetieren zu lassen. Der Trub enthält viele Gerbstoffe die so abgetrennt werden können.
Schaumwein ist bisher an zu viel Trub gescheitert. Von den 20 L vom letzten Jahr habe ich nach einem Jahr Lagerung 5 L halb klaren Most gewinnen können, der Rest war dick-geleéartige Masse. Fast zu wenig für ein Experiment.
Der reine Birnenmost vom letzten Jahr im Druckfass war reif, das Aroma ist super, schön kräftig fruchtig. Aber trüb ist er immernoch. Eine Gelatine-Schönung hat ca. 30-40 % Bodensatz gegeben, der Rest ist immernoch trüb. Filtern wäre die Lösung ist aber bei so starker Trübung problematisch.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 04. Dezember 2020, 23:23:01
Hab die zwei Mostenbirnenthreads zusammengeführt. Mittlerweile bin ich weiter mit Experimenten und Erkenntnissen, aber nicht unbedingt weiser :-)

Was Geiger gemacht hat, ist noch etwas mehr wie die klassischen Methoden. Er wendet das Verfahren an, das so ähnlich auch bei adstringierenden Kakis mit einer Nacherntebehandlung durchgeführt wird: Durch Lagern der Früchte in CO2 werden die Tannine wasserunlöslich und damit für den Geschmack unwirksam. Dazu packt der die geschüttelten Birnen in geschlossene Tanks, sie veratmen den Sauerstoff, geben CO2 ab und auch Ethylen.

Klassisch hat man geschüttelte, angeschlagene Birnen in Säcken warm gelagert, bis sie bräunten, dann erst gepresst. Sie faulen nicht so schnell und was wirklich faulig ist, sortiert man aus. Es findet eine enzymatische Umwandlung statt, die die Gerbstoffe reduziert. Die flotte, saubere und weniger Aromen erzeugende dritte Methode ist die übliche Getränketechnik, Zugabe gerbstoffbindender Mittel in den gerbstoffhaltigen Saft, Kopplung an Gerbstoffe die zu Boden sinken. Das hab ich auch schon gemacht, die Methode ist gut bei Säften von Mostbirnen, die man anschliessend sterilisiert um sie unvergoren abzufüllen. Damit kann man gerbstoffhaltige Mostbirnen zu alkoholfreiem Saft verwerten, wenn man keinen Gärmost, Schnaps, Hutzelbirnen will.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: ringlo am 05. Dezember 2020, 09:14:41
Da ich aus einer Gegend stamme, wo man aus Äpfeln Viez und aus Mostbirnen Schnaps gemacht hat, hatte ich bisher keine Vorstellung, welches Potential in den Wirtschaftsbirnen steckt. Saft und Birnenschaumwein hört sich spannend an.
30 km weiter ist es schon anders. Dort spricht man von Trankbirnen.

Cydorian,
Die Kochbirne Trockener Martin (Martin sec) wird in der französischen Feingastronomie gesucht. Bei uns wächst die ebenfalls oder eine nahe verwandte Sorte als Rotbirne benannt. Es könnte aber auch die Juffernbirne sein.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: JörgHSK am 05. Dezember 2020, 09:16:07
alle Mostbirnen die hier stehen sind Jungbäume, u.a. Oberösterreichische Weinbirne und Schweizer Wasserbirne steht hier. Aber als Altbaum gibt es Mostbirnen nur ausnahmsweise, z.B. die Betzelsbirne die ich vor Jahren mal als Altbaum gefunden habe. Normalerweise gibt es hier nur Koch und Wirtschaftsbirnen, und von denen reichlich.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: lord waldemoor am 05. Dezember 2020, 09:25:56
hier gibts eine mostbirne mit wunderschön roten fruchtfleisch
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Sven92 am 06. Dezember 2020, 20:13:50
hier gibts eine mostbirne mit wunderschön roten fruchtfleisch

Da müsste man ja fast Edelreis davon haben  ;D richtig rot oder "nur" durchzogen?
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 07. Dezember 2020, 08:49:36
Es gibt ein paar Blutbirnen. Bis auf die Farbe aber keine weiteren qualifizierende Eigenschaften. Davon gibts im Forum schon einige Threads, rotfleischiges Obst.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 07. Dezember 2020, 10:19:32
bzw es gibt kaum Beschreibungen ihrer Eigenschaften. Winterblutbirne und Sommerblutbirne sind die am besten beschrieben.
Das macht die Sortendifferenzierung der anderen Sorten, die so herum geistern, besonders schwirig.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Sven92 am 07. Dezember 2020, 12:47:41
Ja die posts kenne ich alle bereits.... Die Blut sowie die Sommer und Herbst Blutbirne habe ich bereits. In einer meiner Bücher wird die rote Mostbirne beschrieben. Daher die neugierde ;)
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: lord waldemoor am 07. Dezember 2020, 12:53:50
hier gibts eine mostbirne mit wunderschön roten fruchtfleisch

Da müsste man ja fast Edelreis davon haben  ;D richtig rot oder "nur" durchzogen?
WIE  eine rote rübe.................denke ich mal,ich habe 20 jahre keine frucht mehr davon gegessen
ich habe sogar mal einem forumler einen zweig gegeben, niemehr was davon gehört
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: ringlo am 07. Dezember 2020, 14:50:50


Aber ich stelle einmal eine andere Mostbirne aus der Gegend vor Mosel-Trankbirne
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Gartenplaner am 07. Dezember 2020, 15:14:11
Öhm...wo sind denn meine Posts hin?

Rötlich überhaucht werden meine gar nicht, sie sind erst grün und werden dann gelblich-grün
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: ringlo am 07. Dezember 2020, 15:24:16
Von der Lux. Mostbirne habe ich leider keine Fotos.

und deine post sind noch da > https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,59527.msg3599217.html#new
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Gartenplaner am 07. Dezember 2020, 15:27:21
Ah, danke - da könnte man vielleicht auch mal drauf aufmerksam gemacht werden, wenn Posts hier nicht passen und wo sie dann auf einmal hin sind  ::)

...Ich hatte die "Luxemburger Mostbirne" ...

Mich interessiert vor allem, was man sich denn unter "wolligem" Laub vorstellen soll  ???
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 07. Dezember 2020, 15:46:45
Bin noch nicht dazugekommen, den Abtrennungshinweis zu geben (muss "nebenher" noch arbeiten), habe allerdings auch angenommen dass du das im anderen Thread wiederfindest, den du selbst eröffnet hast und kürzlich ergänzt, nun ganz oben einsortiert. Nun also nach Wunsch ausführlich.

Fragen zur Bestimmung deiner Birne und das damit zusammenhängende Drumrum sind sicher besser in diesem deinem Thead "Was für eine Birne ist das? Wildbirne, Mostbirne, Steinbirne?" aufgehoben, denn der dreht sich eben darum. Dort liegt auch das Bild deiner Birne.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Gartenplaner am 07. Dezember 2020, 16:18:14
Es ging mir darum, zu erfahren, wie man sich das "wollige" Laub vorstellen muss - und du hast/hattest diese Luxemburger Mostbirne, darum hab ich ja den Teil aus deinem Post zitiert und mich darauf bezogen.
Mir ist aber natürlich egal, in welchem Thread die Antwort gepostet wird  ;)
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Monti am 07. Dezember 2020, 20:50:03
alle Mostbirnen die hier stehen sind Jungbäume, u.a. Oberösterreichische Weinbirne und Schweizer Wasserbirne steht hier. Aber als Altbaum gibt es Mostbirnen nur ausnahmsweise, z.B. die Betzelsbirne die ich vor Jahren mal als Altbaum gefunden habe. Normalerweise gibt es hier nur Koch und Wirtschaftsbirnen, und von denen reichlich.
Nun, ich glaube da wird im allgemeinen nicht so ganz klar getrennt, was Most-, Koch-, Brenn-, Dörr- oder Wirtschaftsbirne ist. Ettliche eignen sich für beide Zwecke. Einige der Birnen auch für die Tafel.

Was Geiger gemacht hat, ist noch etwas mehr wie die klassischen Methoden. Er wendet das Verfahren an, das so ähnlich auch bei adstringierenden Kakis mit einer Nacherntebehandlung durchgeführt wird: Durch Lagern der Früchte in CO2 werden die Tannine wasserunlöslich und damit für den Geschmack unwirksam. Dazu packt der die geschüttelten Birnen in geschlossene Tanks, sie veratmen den Sauerstoff, geben CO2 ab und auch Ethylen.

Klassisch hat man geschüttelte, angeschlagene Birnen in Säcken warm gelagert, bis sie bräunten, dann erst gepresst. Sie faulen nicht so schnell und was wirklich faulig ist, sortiert man aus. Es findet eine enzymatische Umwandlung statt, die die Gerbstoffe reduziert. [...]
In welchem Reifestadium ist denn dann das schütteln angesagt? Klassisch zur Pflückreife, also wenn sie schon von selbst anfangen zu fallen?
Das Problem beim Birnen schütteln ist, dass sie viel lieber aufplatzen als Äpfel. Ich behelfe mir dann oft mit einer gespannten Plane. Dann kann man sie auch schön von einer Stelle aufsammeln.
Ich lasst sie in einem Anhänger reifen, wie gesagt werden sie dann auch schon teils Braun/teigig.
Die Wasserunlöslichkeit der Gerbstoffe, ich denke, dass hat was mit den Trübstoffen zu tun?! Denn der Trübe Saft ist oft sehr herb. geklärt (selbstklärung, oft hilfts auch schon, die Maische einige Minuten ruhen zu lassen) aber deutlich weniger bis gar nicht mehr. Und der Gehalt ist eben auch stark vom Reifegrad abhänig.

Für Interessierte gibt es ja auch in Herrenberg (Teilorten) einige passionierte Persönlichkeiten die sich (nicht nur) mit Mostbirnen beschäftigen.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Alva am 07. Dezember 2020, 21:25:06
Hier gibt’s einen schönen Überblick und viele Bilder zum Vergleich
https://austria-forum.org/af/Heimatlexikon/Mostbirnen_im_%C3%9Cberblick
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Monti am 02. November 2022, 21:35:30
Dieses Jahr gab's hier viele Mostbirnen. Da hab ich das schwitzen lassen doch mal probieren wollen, wenn ich das richtig verstanden habe...
Ich habe (vermutlich) Oberösterreichische Weinbirne für ca. 10 Tage in Spannringfässer gepackt. Beim Einfüllen waren die meisten noch grünlich. Davor wurden sie schon zwei Wochen im kühl-feuchten Keller gelagert. Ein Teil, der schon etwas weiter war wurde im Keller belassen.

Nach dem mahlen habe ich die Maische noch gut eineinhalb Stunden in der Presse stehen lassen.
Der Saft daraus war sehr süß (68 Oe), kaum bis keine Gerbstoffe. Dadurch auch keine gute Selbstklärung im Vergleich zu sonst. Letztes Jahr (war auch viel kühler/nässer) hatte ich die Birnen nicht so hochreif gepresst und der Saft deutlich Gerbstofflastig.

Was ist mir noch aufgefallen:
-Die Behälter dürfen nicht ganz dicht sein. Es entwickeln sich ordentliche Mengen CO2, der Deckel der Spannring-Fässer war immer nach einem Tag nach außen gewölbt. Beim öffnen zischt es ordentlich. Geruch betörend nach Birnen und viel CO2. Standen bei 15-18 °C in der Werkstatt.
-Keine einzige Birne war faulig im Fass! Qualität war dies Jahr aber auch gut, kaum Beschädigungen durch den weichen, feuchten Boden beim fallen. Und vielleicht auch trockenere Früchte durch die Dürre.
-Das Fleisch scheint glasig, ist mir bei den normal reifenden Birnen so noch nicht aufgefallen.
(https://thumbs.picr.de/44634164cg.jpg)  (https://thumbs.picr.de/44634166ys.jpg)

Kurz vor dem Mahlen im Fass:
(https://thumbs.picr.de/44634163jb.jpg)
klassisch im Keller gelagert:
(https://thumbs.picr.de/44634167db.jpg) 

Die Im Keller waren bereits etwas reifer, also hatten schon etwas Vorsprung und evtl. mehr beschädigte. Daher haben sich da auch viele Ausschuss-Früchte gefunden:
(https://thumbs.picr.de/44634192ao.jpg)  (https://thumbs.picr.de/44634193kt.jpg) 

Ein Teil gärt nun Sortenrein. Mal sehen was daraus wird.

In einem anderen Fass sind nun noch grüne Jagdbirnen. Birnen mit mehr Gerbstoff kenne ich nicht, wird spannend
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 02. November 2022, 22:24:20
Früher hat man sie in Erdlöcher geschichtet und Laub drüber gegeben. Das Ethylen hat sie voll reifen lassen. Im geschlossenen aber nicht dichten Fass geht das auch, aber man muss höllisch aufpassen und sie nicht zu lang drin lassen, denn sie veratmen den Sauerstoff und ersticken dann. Das ist die beobachtete Glasigkeit. Aber eben auch Gerbstoffabbau.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Monti am 03. November 2022, 19:16:15
Ersticken? Was passiert da? Und warum ist das glasige schlecht?
Sterben müssen sie so oder so in der Mühle. :P
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 03. November 2022, 20:03:54
Und warum ist das glasige schlecht?

Warum soll das schlecht sein in dieser Situation? Ist ja kein Lagerobst. Schlecht werden sie, wenn sie zu lange so liegen.
Kernobst atmet. Die Zellen des Apfels leben auch nach der Ernte. Sie veratmen Sauerstoff zu CO2. Steigt der CO2 Gehalt der Umgebungsluft an und sinkt der Sauerstoffgehalt, ersticken sie. Keine Atmung, kein Stoffwechsel. Das ist bei Äpfeln oder Birnen ein Lagerfehler und führt zu Fleischbräune, dann faulen. Kann aber auch erwünscht sein, siehe oben.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Monti am 04. November 2022, 21:35:57
Naja, es las sich so mit dem höllisch aufpassen.
Ich hatte eher den Eindruck, dass im Fass nicht so schnell dahinfaulen.
Pilze brauchen ja auch Sauerstoff. Schimmel könnte ich mir vorstellen wird durch das viele CO2 eher gehemmt.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 04. November 2022, 21:54:39
Sicher, denn ein Experiment kann auch zu lange gehen:

aber man muss höllisch aufpassen und sie nicht zu lang drin lassen, denn sie veratmen den Sauerstoff und ersticken dann.

Nach glasig (nicht alle Sorten werden glasig, aber alle ersticken ohne Sauerstoff) kommt faul, gärig, matschend. Also bei eigenen Experimenten dann nicht weiter zuwarten, sondern raus damit und pressen.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Monti am 04. November 2022, 22:27:16
Keine Frage, kontrolliert wird ja laufend. Genau wie bei der Nachreifung im Keller. Gerade bei Mostbirnen ist das Zeitfenster zum Pressen ja oft arg kurz.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Monti am 27. November 2022, 18:28:30
Am 18.11 habe ich die Grüne Jagdbirne nach dem schwitzen gemostet. Insgesamt waren die ca. 4 Wochen im Fass. Ich habe immer wieder mal geöffnet zum kontrollieren.
Die meisten Früchte waren nun schon etwas weich, innen teils leicht glasig, braun.
(https://thumbs.picr.de/44772672au.jpg)  (https://thumbs.picr.de/44772674wp.jpg) 
Keine Frucht ganz Faulig, drei, vier mit kleineren Fäulnisstellen.
Wie auch letztes Jahr hatte der Saft davon wenig Zucker, zu wenig. Gerade einmal rund schlappe 50 °Oe. Irgend was stimmt mit dem Baum nicht. Sind auch schon um Mitte/Ende Oktober vom Baum gefallen.
Beim probieren habe ich aber schon fast an mir gezweifelt, ob auch alles mit rechten Dingen zugeht. Der Saft hatte kaum spürbare Gerbstoffe, Süß, süffig, grüngelb, klar, pur einwandfrei trinkbar. Letztes Jahr habe ich die Birnen im Keller reifen lassen und am 27. November gemostet. Auch da waren die Früchte größtenteils braun innen, ein paar faulig hinüber. Aber der Saft war trüb und so herb, dass man ihn nicht trinken konnte. Wer die Grüne Jagdbirne kennt, weiß wovon ich spreche.
Ich hätte nicht geglaubt, dass das "schwitzen lassen" so viel mit den Gerbstoffen macht.
Der Saft gärt nun auch Sortenrein. Mal sehen, wie er sich entwickelt.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 27. November 2022, 18:38:09
Du hast sie identisch behandelt, gut einen Monat schwitzen lassen, aber letztes Jahr stark gerbstoffhaltig und trübe, dieses Jahr klar und ohne Gerbstoffe?
Waren die Lagertemperaturen unterschiedlich? Letztes Jahr war kühleres Wetter.

Eine grüne Jagdbirne mit 50° OE kommt mir komisch vor. Das ist eine sehr zuckerreiche Sorte. Ist die Sortenzuordnung sicher? Dass sie bei der Ernte sehr viele Gerbstoffe hat, stimmt.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: meiby am 01. Dezember 2022, 10:12:30
Und da habe ich immer gedacht, diese Birnen, die im Innern braun und teigig sind, wären zu nichts mehr zu gebrauchen. Der Unterschied zwischen Fermentation und Verderbnis. Das nächste Mal schaue ich genauer hin.

https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/iab/dateien/ju_tagung_schreiweis.pdf
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Monti am 01. Dezember 2022, 22:17:04
Danke für's Hinterfragen und Mitdenken.
Das Wetter lertztes Jahr war natürlich kühler, feuchter. Die Lagerung im Fass in der Werkstatt dies Jahr und letztes Jahr offen im Keller unterscheidet sich natürlich in der Temperatur, locker 5 °C, eher Richtung 10 ° C.
Luftfeuchtigkeit dürfte gleich sein, 90 bis 100 % RH. Wirklich vergleichbar wird das natürlich nur, wenn man im gleichen Jahr einen Vergleich unter sonst gleichen Bedingungen macht.
Aber: Selbst wenn bei diesen Birnen sonst auch nur ein heller Rand im Fleisch war, waren sie kräftig adistringierend. Und nun fehlt (überspitzt gesagt) im Vergleich jede Spur davon. Der Saft wäre vom Gerbstoffgehalt vergleichbar mit Saft reifer Schweizer Wasserbirnen. Ich muss den Most noch einmal probieren, vielleicht war ich auch komplett daneben...
Die Besitzerin (um die 70 Jahre alt) war wirklich schockiert als ich ihr sagte, dass ich von den Birnen noch holen will. "Die sen doch et guat!"  ;D Für sie zu nichts zu gebrauchen, noch weniger als die anderen Birnen und viel weniger als Äpfel sowieso... Wie so oft bei den meisten Leuten.  Leider!

Zur Sorte:
Bestimmt wurde die Sorte nicht. Ich tue mir zugegebenermaßen auch recht schwer mit der Bestimmung von Mostbirnen. Ich finde aber keine Merkmale, bis auf den Zucker, die nicht passen. Gut, Baumreife war vor allem dies Jahr zu früh für die Grüne Jagdbirne. Könnte natürlich auch ein Sämling sein.
Ich kenne auch sonst keine Birne aus eigener Erfahrung die 50 °Oe oder weniger hat. Die erste Messung zeigte 48 °Oe. Ich denke es stimmt etwas mit dem Baum nicht. Birnenverfall z.B. habe ich aber nicht festgestellt. Er trägt aber für seine größe echte Massen. Wobei das bei Birnen ja öfter so ist und wohl weniger ein Problem zu sein scheint.

Und da habe ich immer gedacht, diese Birnen, die im Innern braun und teigig sind, wären zu nichts mehr zu gebrauchen. Der Unterschied zwischen Fermentation und Verderbnis. Das nächste Mal schaue ich genauer hin.

https://www.lfl.bayern.de/mam/cms07/iab/dateien/ju_tagung_schreiweis.pdf
Es gibt Unterschiede. Viele Mostbirnen werden dann erst richtig gut. Manche Sorten sind dann aber nicht mehr pressbar. Bei den meisten geht es aber gut. Wenn man Schnaps brennen will, ist es optimal, wenn sie teigen bzw. braun werden. Einige Sorten sind nur dafür geeignet.
Ich mache schon einige Jahre mit Mostbirnen rum und werde immer noch nicht so recht schlau draus. Dachte auch am Anfang, was innen braun ist, ist für den Kompost. Ich war mir auch lange unsicher, was gut und was schlecht ist. Wann der richtige Zeitpunkt zum Ernten und Pressen, ob Nachlagern oder nicht usw. Gibt Leute, die ernten und Pressen vom gleichen Baum 4, 5 mal um den optimalen Reifezeitpunkt abzupassen. Aber es lohnt sich, finde ich. Habe aktuell 6 verschiedene Ansätze im Keller am gären/reifen. Wer wissen will, was geht, bestellt sich mal eine Flasche (besser mehr) vom Geiger. Mein Favorit ist die Karcherbirne. Aber auch einfachere wie der Poiré Léon sind TipTop. Im Gegensatz zu Schaumwein aus Trauben gibt es zwischen Sorten viel kräftigere Unterschiede. Am besten vor Ort in Schlat vorbeifahren, nicht alles ist Online verfügbar. 
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 01. Dezember 2022, 23:13:33
Dann keine grüne Jagdbirne. Entweder irgendeine andere Sorte oder Sämling. Es gab Mostbirnen fürs Brennen mit viel Zucker und Scheidbirnen, die auch mit weniger Zucker brauchbar waren, um mit 5-25% Anteil den Apfelmost zu klären, dafür waren die Gerbstoffe erwünscht. Früher hat man dafür je nach Gegend alles genommen, was Gerbstoffe hatte und verfügbar war. Hauptsächlich Quitten, Speierling, Birnen, aber auch Schlehen waren verbreitet (Most wurde dann rötlich).

Schwitzen lassen war nur in den Gegenden verbreitet, in denen Mostbirnen den Hauptanteil ausmachten, um Gerbstoffe loszuwerden. Was Geiger heute macht und dafür diese Vorstufe einsetzt, gab es durchaus aber es war immer extrem selten, etwa seine Birnensekte oder reinsortige Birnenverarbeitung stark gerbstoffhaltiger Sorten. Technisch gesehen könnte man heute auch eine Gerbstoffreduktion im fertigen Saft durchführen, Gerbstoffe ausfällen, aber schwitzen lassen bringt zusätzlich erwünschte Sekundäraromen, deshalb macht er es. Er hat einen enormen Erfahrungsschatz angehäuft, obwohl das Geschäft blendend läuft gibts nach wie vor kaum Nachahmer, die diese Qualität schaffen. Ein paar noch in Österreich, wo es auch Mostbirnenkultur gibt, da probieren es auch ein paar - im Mostviertel.

Es stimmt, es hilft nur ausprobieren. Einige Sorten teigen generell früh, so dass pressen nicht mehr viel ergibt. Einige zeigen heute andere Eigenschaften wie in älteren Büchern. Denn das Klima hat sich längst und gründlich geändert. Ich hatte schon absolut abartige Zuckerwerte, Birnen die früher 60° hatten und jetzt über 90°. Oder gar nichts mehr tragen, weil sie viel früher blühen und dann der Frost alles wegputzt. Was früher bis Mitte Oktober hängen sollte, fällt heute manchmal Mitte September. Nichts stimmt mehr.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Amur am 02. Dezember 2022, 07:43:33
Das braune was ja vor allem bei teigigen Birnen auftritt ist ja vermutlich erst mal eine Oxydation. Denn beim Vergären wird der Saft ja wieder total hell weil da der ganze Sauerstoff wieder raus kommt.
Teigige Birnen sind, was den Zuckergehalt angeht, normal schon deutlich über dem Zenit. Ich habs eigentlich immer versucht zu vermeiden weil das Pressen in meinen Korbpressen damit schwierig wird und die Ausbeute sehr schlecht wurde. Und ne riesen Sauerei wenn die Pampe immer Meterweit rumfliegt wenns mal wieder so ne Matschblase durch die Zwischenräume der Stäbe gedrückt hat.
Ich habe immer den Gerbstoff durch das rausnehmen der aufschwimmenden Trubstoffdecke reduziert. Da drin steckt ein großer Teil des Gerbstoffs und verbleibende Rest war meist nicht mehr so schlimm.
Bei dem "Schwitzen" entstehen gerne auch mal Nebenaromen die ich nicht so gut finde. Aber das ist sicher auch Geschmackssache. Ich hab dann die Moste lieber entsprechend verschnitten und so den Gerbstoffgehalt reduziert.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Staudo am 02. Dezember 2022, 07:53:13
Am besten vor Ort in Schlat vorbeifahren, nicht alles ist Online verfügbar.

Ich war vor einige Wochen dort und war vom Chef, seinen Mitarbeitern, dem Betrieb und dem Marketing überwältigt. Die Produkte sind natürlich auch etwas ganz besonderes. Insofern freue ich mich zu lesen, dass die Birnenmostherstellung auch im privaten Bereich weiterlebt.  ;)
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Monti am 04. Dezember 2022, 19:06:30
Dann keine grüne Jagdbirne. Entweder irgendeine andere Sorte oder Sämling. Es gab Mostbirnen fürs Brennen mit viel Zucker und Scheidbirnen, die auch mit weniger Zucker brauchbar waren, um mit 5-25% Anteil den Apfelmost zu klären, dafür waren die Gerbstoffe erwünscht. Früher hat man dafür je nach Gegend alles genommen, was Gerbstoffe hatte und verfügbar war. Hauptsächlich Quitten, Speierling, Birnen, aber auch Schlehen waren verbreitet (Most wurde dann rötlich).

Schwitzen lassen war nur in den Gegenden verbreitet, in denen Mostbirnen den Hauptanteil ausmachten, um Gerbstoffe loszuwerden. Was Geiger heute macht und dafür diese Vorstufe einsetzt, gab es durchaus aber es war immer extrem selten, etwa seine Birnensekte oder reinsortige Birnenverarbeitung stark gerbstoffhaltiger Sorten. Technisch gesehen könnte man heute auch eine Gerbstoffreduktion im fertigen Saft durchführen, Gerbstoffe ausfällen, aber schwitzen lassen bringt zusätzlich erwünschte Sekundäraromen, deshalb macht er es. Er hat einen enormen Erfahrungsschatz angehäuft, obwohl das Geschäft blendend läuft gibts nach wie vor kaum Nachahmer, die diese Qualität schaffen. Ein paar noch in Österreich, wo es auch Mostbirnenkultur gibt, da probieren es auch ein paar - im Mostviertel.

[...]
Hast du Beispiele für Birnen um die 50 °Oe? Früher hätten die dann sicher unter 45 °Oe gehabt. Ich Kenne keine. Selbst bei den Äpfel keine die bei Reife unter 50 °Oe haben. Gut, einen deren Sorte ich nicht bestimmen kann. Hat auch  starke Säurewerte und viel Stippe. Außerdem starken Vorerntefruchtfall, selbst in guten Jahren.

Gerbstoffe loswerden bringt aber auch oft Aroma- und Farbstoffverlust mit sich, zumindest bei der Fällung mit Eiweisen. Interessant finde ich den Ansatz der Mostoxidation beim Wein und frage mich, wie das beim Kernobst werden würde.
Ich denke, dass es so wenige Nachahmer vom Geiger gibt, liegt auch an seinem langjährigen, langsamen Wachstum. Sowas stellt man nicht in ein, zwei Jahren auf die Beine. Außerdem braucht man auch Qualitativ hochwertigen Rohstoff. Dazu gehört, dass überhaupt Bäume vorhanden sind und auch Leute die sie in der erforderlichen Qualität liefern und natürlich eine Entlohnung für das Obst die den Aufwand halbwegs deckt. All das hat er ja gefördert.
Und: Das Hauptgeschäft sind nicht die alkoholischen Birnenschaumweine. Das meiste läuft mit den alkoholfreien Priseccos. Nicht umsonst hat er sich eine Entalkoholisierungsanlage hinstellen lassen.

Am besten vor Ort in Schlat vorbeifahren, nicht alles ist Online verfügbar.

Ich war vor einige Wochen dort und war vom Chef, seinen Mitarbeitern, dem Betrieb und dem Marketing überwältigt. Die Produkte sind natürlich auch etwas ganz besonderes. Insofern freue ich mich zu lesen, dass die Birnenmostherstellung auch im privaten Bereich weiterlebt.  ;)
Ja, man kann ihn wirklich als Pionier betrachten. Ich finde, er hat es als einer der ganz wenigen in der Lebensmittelbranche geschafft, sich allein mit guten Produkten am Markt zu behaupten. Bei vielen anderen ist es allein das Marketing für ein in der Regel durchschnittliches Produkt.
Aber es tut sich so langsam was in der Streuobstverarbeitung und ich könnte mir vorstellen, dass es doch teilweise wieder etwas aufwärts geht: https://www.schwaebischer-cider.de/schwaebischer-cider/
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 04. Dezember 2022, 20:47:42
Hast du Beispiele für Birnen um die 50 °Oe?

Sicher. Einige der Wirtschaftbirnen liegen genau auf diesem Wert. Viele von den Wasserbirnen, etwa die schwäbische Wasserbirne (auch Remele oder Junkersbirne genannt). Oder St. Remy, typische Mostbirne. Rund zehn Sorten fallen mir ein, die knapp drüber liegen aber in weniger guten Lagen oder bei Stress (dieses Jahr in vielen Regionen kein Sommerniederschlag, Reifeverzögerung) auch so tief bleiben. Darunter sind auch früher absolute Standardsorten wie Gelbmöstler oder Luxemburger. Letztere hab ich hier auf einem Grundstück, reift erst sehr sehr spät und dieses Jahr hatten trocken stehende Bäume echte Probleme. Hat auch hohen Gerbstoffgehalt. Übrigens eine Verwechslersorte für die grüne Jagdbirne. Sie war früher sehr, aber ist heutzutage nicht mehr gesund. Prüfe mal, ob deine Sortenbestimmnug wirklich solide ist, falls dich der Sortennname dieses Baums noch interessiert.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Monti am 04. Dezember 2022, 22:06:08
Interessiert bin ich auf jeden Fall an der Sorte. Wie solide meine Sortenbestimmung ist, siehst du hier gerade an unserer Diskussion. Aber ohne eine Frucht in den Händen ist das Tappen im Dunkeln.
Gelbmöstler (vom Pomologen bestimmt) war hier, wenn ich mich recht entsinne (leider nicht aufgeschrieben) bei 58 bis 60 °Oe. Keinesfalls darunter. Wie gesagt, es war dieses Jahr nichts unter 55 Oe bis auf diese Birne.
Nächstes Jahr werde ich ein Auge drauf haben.
Aber sei es drum, mir ging es ja hauptsächlich um den Gerbstoffabbau. Ob es jetzt die Grüne Jagdbirne war die jede Menge Gerbstoffe mitbringt oder eine andere Sorte die durch das schwitzen lassen deutlich Gerbstoffe verliert/bindet ist ja zweitrangig.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 04. Dezember 2022, 22:19:15
Aber sei es drum, mir ging es ja hauptsächlich um den Gerbstoffabbau. Ob es jetzt die Grüne Jagdbirne war die jede Menge Gerbstoffe mitbringt oder eine andere Sorte die durch das schwitzen lassen deutlich Gerbstoffe verliert/bindet ist ja zweitrangig.

Deswegen frag ich ja, ob dich der Sortennamen überhaupt interessiert. Häufiger Verwechsler mit der grünen Jagdbirne ist die Luxemburger, nicht Gelbmöstler. Beide (also Jagdbirne und Luxemburger) reifen sehr spät und sind somit bei Reifeverzögerungen deutlich zuckerärmer, weil da kein Zeitpuffer mehr ist. Beide sind ein paar Wochen haltbar. Bei der Jagdbirne wird erst noch normale Lagerung empfohlen, dann schwitzen lassen.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: meiby am 05. Dezember 2022, 10:16:16
Grüne Jagdbirne wird manchmal (auch von Geiger)als ein Synonym für die Metzer Bratbirne verwendet. Unter der Metzer Bratbirne werden aber auch andere Sorten verstanden.

https://www.wiesenobst.org/obstsorten/birnensorten/

Solche Namensverwechslungen entstehen leicht, wenn das Wissen über die Herkunft der Sorte verloren geht. Viel bedauerlicher ist aber der Verlust des Wissens über die Verwendbarkeit einer Sorte von Opas Obstwiese, denn dann verschwindet auch die Sorte.

Mit Birnenschaumwein hatte ich bisher noch keine Erfahrung. Jetzt habe ich mal zwei, drei Fläschchen bestellt. Brauch ich jetzt noch ein spezielles Glas? ;)
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Roeschen1 am 05. Dezember 2022, 10:41:59
Grüne Jagdbirne wird manchmal (auch von Geiger)als ein Synonym für die Metzer Bratbirne verwendet. Unter der Metzer Bratbirne werden aber auch andere Sorten verstanden.

https://www.wiesenobst.org/obstsorten/birnensorten/

Solche Namensverwechslungen entstehen leicht, wenn das Wissen über die Herkunft der Sorte verloren geht. Viel bedauerlicher ist aber der Verlust des Wissens über die Verwendbarkeit einer Sorte von Opas Obstwiese, denn dann verschwindet auch die Sorte.

Mit Birnenschaumwein hatte ich bisher noch keine Erfahrung. Jetzt habe ich mal zwei, drei Fläschchen bestellt. Brauch ich jetzt noch ein spezielles Glas? ;)
Der Champagnerbratbirnenschaumwein ist saulecker...
auf dem Weihnachtsmarkt machen sie Glühwein daraus...  :P
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Roeschen1 am 05. Dezember 2022, 15:55:30
Palmischbirne
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Roeschen1 am 05. Dezember 2022, 15:59:38
Grünmöstler
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Roeschen1 am 05. Dezember 2022, 16:03:26
Für diesen schönen Baum habe ich keinen Namen.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Roeschen1 am 05. Dezember 2022, 16:23:02
Hier wurde früher viel Most getrunken.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: meiby am 05. Dezember 2022, 17:06:22
Imposante Baumveteranen.
Ob die heute noch so groß und so alt werden. Jedenfalls werde ich eine im Frühjahr veredeln. Entweder Sievenicher oder Pleiner Mostbirne. Luxemburger ist aus dem Rennen. Wie es in hundertfünfzig Jahren aussieht, werden wir dann sehen. 8)
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Staudo am 05. Dezember 2022, 17:10:00
Mit Birnenschaumwein hatte ich bisher noch keine Erfahrung. Jetzt habe ich mal zwei, drei Fläschchen bestellt. Brauch ich jetzt noch ein spezielles Glas? ;)

Den gibt es im normalen Sektglas.  ;)

Geiger verkauft alkoholfreien Schaumwein für fast 20 Euro die Flasche. Im Prinzip ist das gekonnt gewürzter Birnensaft, der mit Kohlensäure versetzt und in Sektflaschen abgefüllt wird. Die Idee dahinter waren Leute, die keinen Alkohol trinken wollen und bei Sektempfängen üblicherweise mit Orangensaft abgespeist werden. Jetzt hat der Gastgeber eine ganz besondere (und teure) Möglichkeit den Gästen ein alkoholfreies Getränk anzubieten. Einfach genial.
Auch für die Lieferanten der Birnen hat er sich etwas Tolles ausgedacht. Wer Hochstämme pflegt und neu pflanzt, kann in einen erlauchten Club von Mostbirnenproduzenten aufgenommen werden. Die Clubmitglieder bekommen einen deutlich erhöhten Aufkaufpreis.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Roeschen1 am 05. Dezember 2022, 17:43:03
Ein wenig wird für Nachwuchs gesorgt.
http://www.netzwerk-streuobst-filderstadt.de/obstwiesenkartierung/84-obstwiesenkartierung
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Amur am 06. Dezember 2022, 10:26:45
Hier gab es auch etliche dieser Birnenriesen.
Die meisten sind inzwischen den Äckern gewichen und dort will man eben auch kein Hindernis für die großen Maschinen und Mitfresser beim Dünger. Wie das mit dem ganzen Verwaltungskram heute geht weis ich nicht, das war ne Zeitlang auch ein Thema, dass die Zuschüsse bei dem Standplatz gestrichen wurden.

Kurzum, auf den guten Böden gibts Ackerland und auf dem was verbleibt werden die Bäume nix, weil die eben, um eine solche Größe zu erreichen, auch einen halbwegs guten Boden brauchen.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Roeschen1 am 06. Dezember 2022, 10:56:24
68 Birnensorten allein in einem Stadtteil, Filderstadt- Bonlanden,
aber wenn kein Nutzen mehr da ist, werden sie nach und nach verschwinden.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 06. Dezember 2022, 11:22:49
Bleiben wir bei den Birnen selbst, Praxis heute und nicht wieder ein Trauer-, Bildchen-, Museumsthread.

Das Stichwort Boden ist schon ganz gut, als ich mit Mostbirnen begonnen habe (siehe Threadanfang) und einiges gepflanzt, bin ich nämlich gleich in den ersten grossen Kardinalfehler rein, nämlich eine uralte Weisheit ignoriert: Birnen auf flachgründigem Boden werden nichts, auch Mostbirnen brauchen Tiefgründigkeit und möglichst guten Boden! Die anfangs gepflanzten Birnen sind schon wieder zur Hälfte weg, kamen nicht vom Fleck auf dem flachen Boden. Nur die Paulsbirne zeigt sich langsam, aber stetig wachsend statt früh vergreisend. Mir ging es zunächst vor allem um Universalsorten, die auch für Dörrobst und kochen geeignet sind.

Aber immerhin, auch eine Champagner Bratbirne auf besserem Boden hat letztes Jahr zu tragen begonnen. Zum Glück kein Feuerbrand. Ist übrigens beim Zuckergehalt nur Durchschnitt. Ist ja auch eine Brennbirne, aber da gibts besser geeignete Sorten.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Pomologi am 15. Oktober 2023, 11:20:35

Kennt jemand Standorte der Veldenzer Birne?
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Pomologi am 15. Oktober 2023, 11:30:14
68 Birnensorten allein in einem Stadtteil, Filderstadt- Bonlanden,
aber wenn kein Nutzen mehr da ist, werden sie nach und nach verschwinden.

Gibt es denn eine Liste dieser noch vorhandenen Sorten?
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Monti am 15. Oktober 2023, 12:12:03
Für Baden-Württemberg gibt es mittlerweile ein Verzeichnis der Obstsortengärten, Lehrpfäden usw.
https://www.obstsorten-bw.de/index.php?id=3

Man kann nach Sorten oder Standorten suchen. Man findet auch seltene Sorten. Mit der Sortenechtheit, gilt es wie üblich kritisch zu prüfen.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Monti am 19. Oktober 2023, 22:12:48
Ich habe dieses Jahr Birnen der fraglichen Grünen Jagdbirne von Seite 6 und 7 ans KOB zur Bestimmung gesendet. Ergebnis kam heute, es ist die Grüne Jagdbirne (Wörtlich ist geschrieben: "Metzer Bratbirne Synonym Grüne Jagdbirne"
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 19. Oktober 2023, 22:38:09
Es sind verschiedene Sorten. Das Problem geht auf einen Fehler in den pomologischen Monatsheften von 1883 zurück. Dort wurde die grüne Jagdbirne als die Metzer Bratbirne abgebildet und beschrieben. Seither geistert diese Vewechslung und dann falsche Gleichheit endlos durch die Blätter und wurde perpetuiert.

Grüne Jagdbirne ist grösser, hat glänzende Schale, nur unten berostet. Metzer ist durchgängig rauh und berostet.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 20. Oktober 2023, 10:13:57
So weit wie ich es sehe, wird Metzer Bratbirne 2 Mal in den Pomologischen Monatsheften erwähnt. Nirgends ist sie dort als "Grüne Jagdbirne" erwähnt worden, sondern nur "Carasi" bzw in der 1890er Ausgabe auch als "Carisi". (Schreibfehler? da sie sonst als "Carasi" geschrieben wurde) ;D

PS: Das abgebildete Monatsheft stammt von 1883, nicht 1983.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 20. Oktober 2023, 10:14:28
2. Erwähnung.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 20. Oktober 2023, 12:59:49
So weit wie ich es sehe, wird Metzer Bratbirne 2 Mal in den Pomologischen Monatsheften erwähnt. Nirgends ist sie dort als "Grüne Jagdbirne" erwähnt worden

Sicher, denn genau das ist ja der Fehler. Guck dir die Beschreibung auf Seite 98 und 99 doch mal an. Beschrieben wird da die grüne Jagdbirne und drüber steht "Metzer Bratbirne". Und davon ausgehend gab es bis heute Verwirrung um die beiden Arten, mal vertauscht, mit als Synonym betrachtet.

Die Sorten sind aber klar und eindeutig unterscheidbar. Die echte Metzer ist hier in Süddeutschland häufiger gewesen, sie wurde auch immer Metzer genannt und selbst heute stehen noch Bäume davon (ich kenne einen). Schon vor der Falschbeschreibung in den Monatsheften. Übrigens auch eine gute Brennsorte.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 20. Oktober 2023, 14:23:52
Ich verstehe. Es las sich so, als ob in den PM die Jagdbirne als Synonym genannt worden ist.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Malus sieversii am 25. Oktober 2023, 10:16:46
Mein Kenntnisstand dahingehend ist,
die in Süddeutschland verbreitete Grüne Jagdbirne ist identisch mit der in der historischen Literatur beschriebenen Metzer Bratbirne. Der bisher als Metzer Bratbirne verbreiteten Sorte konnte kein anderer Name zugeordnet werden. Sie wird nun als unbekannt eingestuft.
Deshalb Grüne Jagdbirne nur noch als Synonym.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Roeschen1 am 25. Oktober 2023, 13:48:03
68 Birnensorten allein in einem Stadtteil, Filderstadt- Bonlanden,
aber wenn kein Nutzen mehr da ist, werden sie nach und nach verschwinden.

Gibt es denn eine Liste dieser noch vorhandenen Sorten?
Ich könnte nachfragen.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Pomologi am 25. Oktober 2023, 20:25:34
68 Birnensorten allein in einem Stadtteil, Filderstadt- Bonlanden,
aber wenn kein Nutzen mehr da ist, werden sie nach und nach verschwinden.

Gibt es denn eine Liste dieser noch vorhandenen Sorten?
Ich könnte nachfragen.

Gerne 😊
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Aromasüß am 27. Oktober 2023, 07:50:20
Hallo in die Runde,

gibt es Mostbirnen (möglichst eher säuerliche für die Saftverarbeitung), die auch auf ärmeren und trockenen, aber garantiert tiefgründigen Böden fortkommen? Ich frage natürlich wegen der hiesigen Sandböden.

Mostbirnen sind in der hiesigen Gegend kaum etabliert. (Ein Grund könnte das große Birnensterben sein, dem in den Winterfrösten der 1940er Jahre bis zu 80% der hiesigen Bestände zum Opfer fielen, zufolge Werner Schuricht. Diese Fröste gibt es nicht mehr!)
In Zeiten des Klimawandels müssen alle vergangenen Erfahrungen auf den Prüfstand gestellt und neue Wege ausprobiert werden. Den Charneu (und den Alexander Lucas) geht es heute in der hiesigen Region deutlich besser als vielen Apfelsorten. Deshalb frage ich nach Mostbirnen auf ärmeren Böden, die Bedingungen der Sommerdürre tolerieren.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 27. Oktober 2023, 08:43:31
Weitaus die meisten Mostbirnen sind anspruchslos an Bodenqualität und Standort, in trockenen Lagen war z.B. die Palmischbirne beliebt.

Der Boden (sofern für Pfahlwurzel geeignet) war bei Mostbirnen eher für die Ertragsstärke relevant, weniger für die Frage ob sie dort wachsen kann. So ist die heute wieder gelobte Champagner Bratbirne nur auf besserem Boden ertragswillig, auch wenn sie trotzdem gut auf armen Böden wächst. Natürlich hat alles Grenzen, in Bausand ohne Wasser wächst nichts.

Die nächsten Sandböden gibts hier Richtung Nordwesten im Odenwald. Wenn ich mir da die Mostbirnenbäume auf Ackerzahl 17 ansehe, dann sehen die weit besser, grösser und gesünder aus wie in der Flachgründigkeit bei höherwertiger Auflage. Lässt sich sicher nicht von den Niederschlägen loskoppeln, aber arme Böden sind keine Schranke.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Roeschen1 am 27. Oktober 2023, 09:48:57
Mein Kenntnisstand dahingehend ist,
die in Süddeutschland verbreitete Grüne Jagdbirne ist identisch mit der in der historischen Literatur beschriebenen Metzer Bratbirne. Der bisher als Metzer Bratbirne verbreiteten Sorte konnte kein anderer Name zugeordnet werden. Sie wird nun als unbekannt eingestuft.
Deshalb Grüne Jagdbirne nur noch als Synonym.
Herr Hartmann listet beide auf den Fildern:
Grüne Jagdbirne 224 Bäume
Metzer Bratbirne 101 Bäume
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Wild Obst am 27. Oktober 2023, 11:42:20
Ich würde auch sagen, dass Mostbirnen auch auf ärmeren Böden wachsen müssten. Im Pfälzerwald, mit recht saurem Buntsandsteinboden ist doch die Baumschule Ritthaler, die sich unter anderem auf lokale Mostbirnen spezialisiert hat. Vielleicht könnte man dort auch noch speziellere Tipps bekommen.

Die von Cydorian vorgeschlagene Palmischbirne habe ich und bin grundsätzlich zufrieden mit den Birnen. Ein praktischer Nachteil von dieser Sorte ist, dass sie tendenziell eher früher (September) reif ist, und viele Mostereien zur Reife erst so langsam überlegen Presstermine anzubieten. Schweizer Wasserbirne oder Oberösterreicher Weinbirne würden besser zu den üblich verfügbaren Pressterminen passen und haben auch größere Früchte als die Palmischbirne.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Malus sieversii am 27. Oktober 2023, 13:10:25
Ja, zu dem Zeitpunkt als Herr Hartmann die Kartierung gemacht hat, war das der damalige Kenntnisstand.


https://service.ble.de/ptdb/index2.php?ssk=8325fc89d5&site_key=149&stichw=Obst+Gem%C3%BCse+DGO&tKat=6023&x=170252&delSuchSessn=1
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Aromasüß am 19. November 2023, 20:34:53
Hallo Malus sieversii,
immer wieder grübele ich über Ihre Antwort.
Wo sind Walter Hartmanns Mostbirnen-Kartierungsergebnisse? In Ihrem Link findet sich Molekulargenetik. Die erhält Fördergelder...
Im Internet finde ich jede Menge Verstreutes zu der Kartierung in Filderstadt, aber keine genauen Beschreibungen von Mostbirnensorten.
Wenn Sie mir auf die Sprünge helfen könnten, wäre ich Ihnen sehr verbunden!
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Malus sieversii am 19. November 2023, 22:10:49
Eigentlich wollte ich Bezug nehmen auf folgende Ergebnisse mit aktualisierter Sortenliste.
https://service.ble.de/ptdb/index2.php?detail_id=21941252&ssk=8325fc89d5&site_key=149&tKat=6023&stichw=Obst+Gem%C3%BCse+DGO&zeilenzahl_zaehler=18#newContent
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: thuja thujon am 19. November 2023, 22:25:50
Ich würde auch sagen, dass Mostbirnen auch auf ärmeren Böden wachsen müssten. Im Pfälzerwald, mit recht saurem Buntsandsteinboden ist doch die Baumschule Ritthaler, die sich unter anderem auf lokale Mostbirnen spezialisiert hat. Vielleicht könnte man dort auch noch speziellere Tipps bekommen.
Das betrifft den Raum Kusel, oder Westpfalz. Das Mostbirnenprojekt ist schon wieder 10 Jahre her.
https://www.pomologen-verein.de/media/user_upload/Landesgruppen/Weinbirnen_Flyer.pdf

Buchtip: Weinbirnen-Kultur in der Westpfalz
https://shop.pomologen-verein.de/Obstsorten-regional/Weinbirnen-Kultur-in-der-Westpfalz?source=2&refertype=7&referid=125
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Aromasüß am 20. November 2023, 06:11:34
  ... folgende Ergebnisse mit aktualisierter Sortenliste

Vielen Dank. Eine beeindruckende Zusammenstellung mit einigen Schlussfolgerungen: Von einst über tausend Birnensorten in Deutschland sind momentan 252 in Sammlungen gesichert, der übrigen mehr oder weniger verstreut bis verschollen...
Ich merke, dass gesichertes Wissen über die Mostbirnen wohl gerade erst aufgeschrieben wird (auch außerhalb der Pfalz). Die Liste, die Sie verlinken, regt mich dazu an, weiter herumzufragen.

Wir suchen für unsere große Obstwiese Klimawandel-taugliche, sehr stark wachsende Bäume mit größtmöglicher Wurzeltiefe für Lagen, auf denen Äpfel wegen der Trockenheit versagen und auch alte Süßkirschbäume ihre Schwierigkeiten haben - teils auf gut lehmhaltigen, Wind und Sonne stark ausgesetztem Sandboden, teils auf armen, aber teilweise etwas frischen Sandboden. Im Geschmack sollen diese Mostbirnen keinesfalls süß sein, sondern den vorhandenen, zu süßen Apfelsaft (Tafelobstsortenspektrum) durch nicht zu bittere Säure verbessern.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Aromasüß am 20. November 2023, 06:17:19
Ich würde auch sagen, dass Mostbirnen auch auf ärmeren Böden wachsen müssten. Im Pfälzerwald, mit recht saurem Buntsandsteinboden ist doch die Baumschule Ritthaler, die sich unter anderem auf lokale Mostbirnen spezialisiert hat.
Das betrifft den Raum Kusel oder die Westpfalz.

Vielen Dank! Mit Herbert Ritthaler stehe ich in gutem Kontakt.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Tara2 am 20. November 2023, 08:38:57
Die Baumschule Ritthaler ist nicht im Pfälzerwald! Die ist nur rund 10 Km von der Militärbasis Ramstein entfernt. Hütschenhausen gehört zur Verbandsgemeinde Ramstein-Miesenbach.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: thuja thujon am 20. November 2023, 09:11:32
Das dürfte ziemlich die Grenze zum Nordpfälzer Bergland sein. Pfälzer Wald ist südlich von Kaiserslautern. Ist aber egal.
In der Gegend vom Ritthaler gibts auch den Buntsandsteinverwitterungsboden.
Und die Birnen wachsen wie gesagt eher in der Westpfalz, also wo ganz anders.
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Tara2 am 20. November 2023, 09:59:21
So ziemlich das Zentrum des pfälzer Birnenweins war in Eulenbis da gibt es sogar ein Birnenweinmuseum! Das liegt etwas seitlich da müsste man einen Bogen von Kaiserslautern nach Hütschenhausen fahren. Von Kaiseslautern sind das ca, 16Km und von Hütschenhausen ca. 25Km. Also alles noch einigermaßen überschaubar!
https://www.eulenbis.de/verzeichnis/visitenkarte.php?mandat=5989
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: Aromasüß am 20. November 2023, 11:16:44
In dem verlinkten Mostbinen-Flyer des BUND Kusel (oben) befindet sich eine ausgefeilte Landkarte der Birnenstandorte der Pfalz von 1934.

Mal abgesehen davon, dass die Baumschule Ritthaler an der Dietschweiler Straße liegt und damit fast im Landkreis Kusel (=Westpfalz)
und abgesehen davon, dass auch der Landkreis Kaiserslautern, bis auf wenige Ossi-Kaiserslauterer von zweifelhafter Zugehörigkeit, in der Westpfalz liegt ...

Wer kann mir erklären, wie ich die Landkarte der Birnenstandorte von 1934 - die gar keine Ortsnamen zeigen kann, derart bedeckt ist sie von den vielen Birnenstandorten -, zur Deckung bringe mit einer heutigen Landkarte von Rheinland-Pfalz? Oder auch mit einer Karte der heutigen Gemeinden und Landkreise der Pfalz?
Titel: Re: Mostbirnenschätze
Beitrag von: cydorian am 20. November 2023, 11:47:39
Wir suchen für unsere große Obstwiese Klimawandel-taugliche, sehr stark wachsende Bäume mit größtmöglicher Wurzeltiefe für Lagen, auf denen Äpfel wegen der Trockenheit versagen und auch alte Süßkirschbäume ihre Schwierigkeiten haben - teils auf gut lehmhaltigen, Wind und Sonne stark ausgesetztem Sandboden, teils auf armen, aber teilweise etwas frischen Sandboden. Im Geschmack sollen diese Mostbirnen keinesfalls süß sein, sondern den vorhandenen, zu süßen Apfelsaft (Tafelobstsortenspektrum) durch nicht zu bittere Säure verbessern.

Danke, endlich wieder was, das in den Thread passt, Mostbirnenschätze.

Boden und Wasser sind jedoch mehr eine Unterlagenfrage. Kirchensaller ist wegen Birnenverfall nicht mehr so ratsam, wie weit die Praxiserfahrungen mit Pyrus calleryana Decne gehen weiss ich nicht. Klar ist: Grösstmögliche Wurzeltiefe ist auf Sand gefordert.

Gesucht ist also der Typ mit Säure, Gerbstoffe untere Mitte, Zucker wenig bis untere Mittel. Zuerst fällt einem dazu die Owener Mostbirne ein, die auch noch schöne, gesunde Bäume erbringt. Reift aber etwas früh, da hat man das Problem, dass die Äpfel noch nicht so weit sind und die Birnen nicht mehr halten.
Auch die "grosse Rommelter" passt, ebenso schöne Bäume, von stark Feuerbrand wird jedoch berichtet, kann ich zwar nicht in drastischer Form bestätigen, aber könnte ein Punkt sein. Weinig, aber etwas wenig Gerbstoff. Tipp: Ein bisschen vor der Vollreife ernten.

Der Typ "Weinbirne" trifft es am besten, damit hat man früher nicht nur Äpfel, sondern sogar Weissweine gemischt. Häufiger sind freilich Sorten mit mehr Zucker und wenig Säure. Enthält sie zu viel Gerbstoffe, könnte man daraus auch etwas verbessern, siehe Thread, die Frage ist aber ob man sich die Mühe machen kann. Von vornherein geeignete Werte zu haben ist sicher besser.

Zum Birnenmost: Gabs überall wo die gut gewachsen sind auch als reiner Birnenmost. Unter anderem Oberschwaben, Gegenden in Österreich, sonstwo... historisieren hilft uns aber nicht, überall gehen sie ungeliebt drauf und auch ein paar museale Birnenwiesen von engagierten Gruppen dreht das leider nicht zurück.