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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: Tara2 am 29. Juni 2020, 09:38:09

Titel: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Tara2 am 29. Juni 2020, 09:38:09
Ich wollte hier mal nachfragen wie es bei euch so mit der Sortenechtheit der bestellten Sorten bei Baumschulen ist.
Anlass war, dass ich dieses Jahr mal meine Kirschsorten von Experten überprüfen ließ, um einerseits zu sehen was ich alles so habe und andererseits um meine eigentlich bekannten Sorten auf Echtheit zu überprüfen.
So kaufte ich vor ca 25 Jahren unter anderem bei einer Baumschule die Kirschsorten Hedelfinger, Schneiders Späte Knorpel, Regina und große Prinessin. Bei der Hedelfinger war mir seit längerem klar, dass die nich stimmen kann, da mir ein anderer Altbaum vor Jahren schon als Hedelfinger bestimmt wurde. Bei der jetzigen Bestimmung wurde der Baum als Büttner bestimmt. Die Schneider stellte sich als die kanadische Sorte Van heraus. Die Regina, bei der mir auch schon seit längerem klar war, dass der nicht echt sein kann -die Regina ist sehr spät reifend, der gekaufte reift vor den anderen Sorten, ist eine Valeska. Und die Große Prinzessin ist noch gar nicht geklärt was es ist, eine Prinzessin jedenfalls schon mal nicht. Unter 4 Bäumen war also nicht einer richtig. Ich muss sagen, alles sehr gute Sorten die ich da (ob irrtümlich oder bewusste Falschlieferung) bekommen habe, aber eben nicht das was ich bestellt habe. Ich finde das Beschämend und will die Baumschule hier jetzt nicht nennen, um keine Klage angehängt zu bekommen.
In den letzten Jahren habe ich überwiegend bei Ritthaler gekauft und bei ihm bis jetzt wenig Probleme mit den Sorten gehabt. Und auch bei den anderen bei denen ich Einzelbäume oder Reiser gekauft habe ist mir noch nichts aufgefallen. Vielleicht war die Baumschule damals ja sozusagen das schwarze Schaf?!?
Ich meine: Es kann ja schon mal vorkommen, dass mal eine Sorte aus irgend einem Grund falsch geliefert wird, aber gleich alle Sorten? Da kommt man sich doch vera...lbert vor!
Was habt ihr denn so für Erfahrungen gemacht?
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Roeschen1 am 29. Juni 2020, 10:47:54
Das fängt schon in den Reisergärten an, daß es Verwechslungen gibt.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: deop am 29. Juni 2020, 10:52:30
Ist bei mir ähnlich, selbst Standardsorten, geschätzt 50% bis 100% falsch je nach Baumschule (namhafte Baumschulen, ohne Berücksichtigung von Aldi etc.). Ich sehe das inzwischen als Kauf von "großen" Veredlungsunterlagen. Habe angefangen auf frisch gepflanzte Bäume im Frühjahr gleich zu veredeln um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen auch die Sorte zu bekommen die ich haben möchte ...

Ausnahmen und positve Erfahrungen:
Ritthaler: bei mehr als 10 Bäumen 1 falsche Sorte, problemlos ersetzt; war ein Pfirsich und konnte schon im 1. Standjahr entdeckt werden
Brenninger: bei 2 Bäumen beide korrekt
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: cydorian am 29. Juni 2020, 13:23:03
Ein uraltes und trotzdem ungebrochen aktuelles Problem... es gibt auch schon einige Threads dazu.
100% Falschquote hatte ich auch schon, bei Artländer. Zwei Lieferungen. Bei meiner Hausbaumschule hier um die Ecke liegt die Zukaufware bei 30% Fehler, die selbst angezogenen Hochstämme bei 5%. Die grossen, bekannten Baumschulen die viele alte Sorten im Programm haben liegen bei 10-20%. Andere, die gerne bei Google-Suchen vorne liegen, Pflanzlust, Grüner Garten & Co lagen teilweise bei deutlich über 50%.

Je mehr Zwischenstufen, desto mehr Fehler. Heute stammen die Reiser aus Land X, veredelt wird in Ostpolen, der Grosshändler sitzt in Holland und verkauft an eine grosse Baumschule, die handeln je nach Sorte dann auch noch untereinander. Jeder macht es zu 95% richtig. Macht bei 5 Stufen 23% Risiko, dass die Sorte falsch ist.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: thuja thujon am 29. Juni 2020, 13:28:39
Welche Baumschulen machen eigentlich noch selbst Obstbäume?

Die letzte Bestellung aus meinem Dunstkreis kam aus Holland. Ich selbst habe schon die letzten male nur noch Unterlagen bestellt.

Alle Kirschsorten falsch ist aber schon ein Brett. Hängt vielleicht auch mit den Absatzzahlen zusammen. Wie oft werden noch Kirschen gepflanzt? Ist das nicht eine rückläufige Kultur?
Hier sind die Kirschbaumbesitzer aktuell am faulen Kirschen zusammenharken. Jeden Tag einen guten Eimer. Das macht kein Spaß.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: cydorian am 29. Juni 2020, 14:08:14
Welche Baumschulen machen eigentlich noch selbst Obstbäume?

Das sieht man schnell, wenn man sich nach den Pflanzquartieren umsieht. Die Meisten haben sich auf ein bestimmtes Teilsortiment spezialisiert. Unsere hier zum Beispiel auf Apfelhochstämme. Das können sie ausgesprochen gut. Hauptkunde sind die Gemeinden, versendet wird nicht. Alles andere kaufen sie zu.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Tara2 am 29. Juni 2020, 17:24:14
Alle Kirschsorten falsch ist aber schon ein Brett.
Ich frage mich halt nur, ob das bewusst gemacht wurde, so nach der Methode, Schneiders haben wir jetzt gar keine da, gib ihm doch einfach was ähnliches, vielleicht merkt er es nicht und wenn doch vergehen so viele Jahre, dass er sich dann nicht mehr beschweren kann!
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Roeschen1 am 29. Juni 2020, 17:29:51
Ich denke, Vorsatz ist nicht dabei.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: 555Nase am 29. Juni 2020, 17:36:07
Alle Kirschsorten falsch ist aber schon ein Brett.
Ich frage mich halt nur, ob das bewusst gemacht wurde, so nach der Methode, Schneiders haben wir jetzt gar keine da, gib ihm doch einfach was ähnliches, vielleicht merkt er es nicht und wenn doch vergehen so viele Jahre, dass er sich dann nicht mehr beschweren kann!

...Das wäre eine vorstellbare Möglichkeit ?
Andererseits ist auch oft ratsam, einen speziellen spezial Spezialisten durch einen Spezialisten überprüfen zu lassen. :o Mit Vermutungen werden aber auch keine Rätsel gelöst und verarschen tut jeder Jeden im System der Gewinnmaximierung.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: obst am 29. Juni 2020, 18:00:38
Bei mir ist auch nicht jede gekaufte Sorte das, wofür ich sie gekauft habe, egal ob Apfel. Birne o.a. Es war dabei auch egal, ob die Baumschule groß oder klein war, ob sie selbst veredelt oder nicht. Selbst ein von mir zum Veredeln abgegebenes Reis war nachher etwas anderes. Jetzt veredel ich selbst.

Ich gehe auch davon aus, dass viele Baumschulen, wenn sie die gewünschte Sorte nicht haben, einem etwas anderes geben. Wenn man durch die Reihen gehen kann, suche ich mir immer mit Hilfe der Schilder am Baum die gewünschte Sorte. Wenn sie nicht da ist, gehe ich wieder. Es kann auch helfen, wenn man zur Reifezeit getopfte Ware kauft. Manchmal hängen Früchte am Baum. Da habe ich auch schon falsche Früchte gesehen. Mein Hinweis, dass einige Bäume die falschen Bezeichnungen tragen, interessierte die Verkäufer nicht.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Apfebam am 29. Juni 2020, 19:15:56
Bei zwei Bäumen habe ich bisher falsche Sorten bekommen.

Einmal aus einem privaten Gartencenter aus der Region (Samen Schmitz in München). Hier wurde aus einem Jakob Fischer-Halbstamm ein Gravensteiner-Halbstamm. Blöd, dass ich genau so einen schon habe und es viele Jahre gedauert hat bis der erste falsche Apfel dran hing. Ausgraben ging nicht mehr, der Baum war schon zu gut angewachsen. Habe dann einen Topaz drauf veredelt, weil ich von einer anderen Baumschule schon einen neuen Jakob Fischer gesetzt habe. Reklamieren ging nicht mehr, da das Gartencenter seit einigen Jahren nicht mehr existiert. Sonst waren von der Baumschule alle Bäume wie sie sein sollten.

Und ein weiteres Mal von der Baumschule Horstmann. Aus einer Roten Maikirsche wurde eine Kirsche, die jetzt reif geworden ist. Die Reklamation dazu geht noch raus.

Ansonsten bin ich bisher recht zufrieden und habe bekommen was ich gekauft habe. Ich hoffe meine Garrn's Bunte und der Schneiderapfel von der Baumschule Pflanzlust sind auch wirklich die Sorten, sonst kriege ich echt einen Vogel. Bisher wächst die Kirsche aber typisch trauerweidenartig, bin daher optimistisch.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Waldgärtner am 30. Juni 2020, 08:10:10
Dazu gab es in einem der letzten Jahreshefte des PV einen Artikel, wo in einem größeren Projekt über 100 Bäume von verschiedenen Baumschulen auf Sortenechtheit analysiert wurden.
Die Fehlerquote lag dabei auch um die 30%, wenn ich es richtig im Kopf habe.
Das höre ich häufiger und scheint mir auch ein realistischer Wert zu sein, wenn ich es mit Pflanzplänen vs. Sorten von öffentlichen Flächen vergleiche.
Von einem ehemaligen Mitarbeiter einer Baumschule bekam ich übrigens bestätigt, dass bei Nicht-Verfügbarkeit einfach eine ähnliche Sorte ausgeliefert wurde.
Allerdings hoffe ich sehr, dass das nicht Standard ist.

Beim Selberveredeln kann es ja aber genauso zu Verwechslungen kommen. Ist mir auch schon passiert, dass ich Bäume falsch beschriftet oder das Reis ins falsche Bündel zurück gelegt habe.
Wenn ich Reiser bestelle, weiß ich auch erst nach Jahren, ob es da beim Erhalter nicht auch zu einer Verwechslung kam.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: frauenschuh am 30. Juni 2020, 08:17:37
Demnach müsste sich in der Baumschule das Risiko verringern, wenn man die vorhandenen Bäume durchschaut?!

Ich freue mich gerade auf meine nächste Herbstbestellung von mind. 10 Hochstämmen. Die werde ich wieder aus der Baumschule in der nächsten Großstadt holen. Bislang schien mir da immer alles so zu sein, wie es etikettiert ist. Einen Fehler gab es nur, als vorher eine Pflanzung anderer Büsche und Bäume bestellt und geliefert wurde. Seitdem wird abgeholt und nicht vorher angekündigt. Die haben aber auch zu Anfang der Pflanzsaison eine Riesenauswahl. Also bislang haben wir da immer was Passendes gefunden. Im allgemeinen geht mit Wuchsform aber auch noch mal vor Sorte. Das kann man sich bei Pflanzungen in der Natur erlauben. Da nutzt weniger der Krepelbaum einer exakten Sorte als ein gut gewachsener Hochstamm einer ebenfalls in Frage kommenden Sorte. Sprich: Die Liste der vorher ausgesuchten Sorten umfasst im Herbst nicht nur 10.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Tara2 am 30. Juni 2020, 10:24:52
Ja, aber da bist Du ja auch nicht zu 100 % festgelegt was Du wirkich willst.Bei mir ist es eher so, dass ich aus einem gewissen Grund genau diese Sorte haben will! Was nutzt es wenn ich z.B. einen Gravensteiner will, da mir ein Altbaum eingegangen ist und ich keinen mehr habe, wenn ich stattdessen einen Boscoop bekomme von dem ich noch 5 im Garten habe? Und am wichtigsten, oft vergehen Jahre bis ich überhaupt merke, dass ich den falschen Baum bekommen habe. Da ist es mir doch weitaus lieber die Baumschule sagt mir, wir haben im Moment keinen Gravensteiner, entweder sie entscheiden sich für eine andere Sorte oder warten bis dann und dann oder sie schauen halt woanders nach ob die den Baum haben. Wie eingangs schon erwähnt bin ich keiner Baumschule böse wenn mal ein Fehler vorkommt. Aber bei der Baumschule bei der ich von 4 bestellten Sorten nicht eine richtig bekommen habe, werde ich niemals mehr was kaufen! Ich denke, dass die Meisten hier die Sache ähnlich handhaben.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: cydorian am 30. Juni 2020, 10:39:33
Eine Gemeinde, die für eine Baumreihe am Feldweg 20 strassenbaumtaugliche Hochstämme bestellt, ist auch mit der einen oder anderen vergleichbaren Sorte gut bedient. Da kommt es weniger auf Sorten an, sondern auf Wuchseigenschaften und Anpassungsfähigkeit an Standorte.

Als Hobbyobstpflanzer, der ausdrücklich Sorte A, B, C will werde ich verarscht und betrogen, wenn ich stattdessen was angeblich Ähnliches bekomme. Ich hätte nichts dagegen, gefragt zu werden, wenn die Sorte nicht lieferbar ist. "Wir haben den Brettacher nicht mehr, aber hätten da noch den Winterrambur. Wenn sie wollen, liefern wir den stattdessen oder wir reservieren ihnen einen Brettacher für nächstes Jahr".

Das ist mir bisher einmal passiert. Lustigerweise bei einer Gärtnerei mit Baumschule, die gar nicht auf Obst spezialisiert ist, das war mehr Hobby des Chefs, aber besser ein Hobby mit Lust als ein lustloser Job. Fehllieferungen passieren dagegen andauernd. Auch dieses Jahr wieder bei einer Sorte festgestellt, die nach fünf Jahren zum ersten Mal trägt: Ist was völlig anderes. Hat nicht mal entfernt was mit der bestellten Sorte zu tun.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: hunsbuckler am 30. Juni 2020, 11:00:23
Eine Baumschule will (und muss natürlich)Geld verdienen....das ist ihr gutes Recht und auch deren Hauptantrieb.
Andererseits sollte ein gewisser Idealismus aber auch dazugehören.

Ich habe neulich das Video "Der Birnen-König" über Herbert Ritthaler auf Youtube gesehen und meines Erachtens gehört Herr Ritthaler noch zu diesen Idealisten.
Natürlich passieren auch dort Fehler aber ich glaube eher wegen der bei ihm(immer grösser werdenden) Sortenauswahl bei ihm oder eben auch durch Mitarbeiterfehler aber kaum wegen Vorsatz um einen Ladenhüter noch loszuwerden.Wenn man auf zu vielen Hochzeiten tanzt steigt eben auch die Fehlerquote..

Bei Brenninger hatte ich seinerzeit einen völlig anderen Eindruck.Da kam es mir von Anfang an vor als würde mir der Herr am Telefon (Chef persönlich?)irgendwas andrehen und aufschwatzen wollen.Ganz davon abgesehen dass ich den Ton als nicht besonders freundlich empfand.
Von den gelieferten 6 Bäumen war zumindest einer komplett falsch (statt Hauxapfel habe ich wohl einen Gloster69 bekommen) ....2 Bäume haben bis heute einen sehr schlechten Wuchs und die eine von ihm gepriesene Ersatzsorte ist bisher geschmacklich eine Niete.Ein "Die Sorte haben wir momentan nicht---die können sie gerne nächstes Jahr wieder bekommen" hätte bei mir einen postiven Eindrcuk hinterlassen---aber so??

Aktuell frage ich mich allerdings bei der von Ritthaler gelieferten Garrns Bunte jedoch auch ob dieser Baum wirklich die Sorte darstellt?Von dem hier beschriebenen Trauerwuchs sehe ich im 3.Standjahr bisher jedenfalls nichts.....
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Staudo am 30. Juni 2020, 11:08:53
Wir betreiben allerhand Aufwand mit Stauden-Mutterpflanzen. Vor Jahren habe ich höchstpersönlich Cimicifuga-Sorten aufgepflanzt, je 20 Stück. 15 Töpfe passen in eine Kiste. Als die Pflanzen austrieben, wuchsen in einer Reihe 15 grün- und 5 rotlaubige, in einer anderen war es andersherum. Die muss nachträglich jemand ausgetauscht haben.  >:(
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: LowerBavaria am 30. Juni 2020, 11:23:16
Habe mich letztens genau über dieses Thema mit einem Gärtner unterhalten.
Er meinte es kam immer mal vor und wird auch heutzutage noch vorkommen, dass teilweise Reiser nicht beschriftet wurden, oder wirklich durcheinander gekommen sind (er meinte der Zeitraum von den Winterhandveredlungen in seiner vorherigen Arbeit zog sich auch mal über 2 Wochen )

Reine Sortenechtheit kann man nur bei eigenen Veredelungen vorraussetzen, und auch hier ist es mir schon passiert dass mir die Beschrifter von den Eimer gerutscht sind (aber dann ist es halt nicht "Nashi XY" für 15€, sondern halt 'nur' "Nashi" und ich gebs auch für weniger Geld ab!

Alles andere ist meiner Meinung nach Profitgier, denn man könnte ja auch unbeschriftete Veredelungen als Überaschungsbäume verkaufen oder im Jahr darauf umveredeln!
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Ayamo am 30. Juni 2020, 12:46:39
Aktuell frage ich mich allerdings bei der von Ritthaler gelieferten Garrns Bunte jedoch auch ob dieser Baum wirklich die Sorte darstellt?Von dem hier beschriebenen Trauerwuchs sehe ich im 3.Standjahr bisher jedenfalls nichts.....
Na, danke für die Vorwarnung. Diese Sorte habe ich dieses Jahr von ihm bekommen, allerdings schon ziemlich angetrieben. Nur ein Reis ist angewachsen.

Profitgier ist für mich irgendwie nicht das richtige Wort für diese Branche. Geldgeile wählen eine andere Branche... Bei dem Aufwand und dem Ergebnis wird da kaum jemand reich. Eine sortenechte Nashi für 15 EUR, die es dann doch nicht ist... ist ärgerlich, aber: Was kostet denn Unterhaltungselektronik, die auch schnell mal kaputt geht, was verdient ein Bank"berater" oder ein Grundstücksentwickler? Da ist für mich das Wort "Profitgier" besser aufgehoben. 
Schlamperer gibt´s allerdings, ich habe selber in diesem Forum schon klagen müssen und meine Konsequenzen gezogen.
Aber für die Branche allgemein: wenn der Preis regiert, kann das Ergebnis im Hochlohnland Deutschland nicht anders ausfallen.
Entweder also selbst veredeln, hier im Forum Reiser tauschen, oder bei den wenigen besseren Baumschulen bestellen.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: JörgHSK am 30. Juni 2020, 19:53:01
Sortenechtheit das ewige Thema... :o

Der Pomologenverein hatte die Apfelsorten im Reisermuttergarten in Bonn auf Sortenechtheit geprüft. Da stimmte jetzt das meiste. Trotzdem ist z.B. Roter Eiserapfel immer noch falsch. Da steht Blauacher Wädenswil. Das heißt alle neu gepflanzten Roten Eiseräpfel in Deutschland sind Blauacher, denn die anderen Reisermuttergärten haben ihn auch falsch.
Was bei den Kirschen und Pflaumen alles falsch ist in den Reisermuttergärten kann man noch gar nicht sagen. Es gibt dort eine "gelbe Hauszwetschge", irgend ein Name, die Sorte gibt es gar nicht, da hab ich mal einen gepflanzt um die Sorte zu bestimmen.

Was das für Ausmaße annehmen kann, habe ich vor 2 Jahren in Kaufungen gesehen. Ich war Gast bei der PomKom, die Leute die die Fruchtproben der Erhalternetzwerk- Mitglieder durchschauen. Wenn dann Früchte von Leuten dabei sind die 300 Sorten haben, da ist über 50% falsch! Wenn dann Sorten gepflanzt wurden, die nicht zum Normalsortiment gehören, dann stimmt erst Recht nix mehr.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: frauenschuh am 01. Juli 2020, 08:17:48
Was heißt dann "neu" in diesem Zusammenhang? Meine Tochter hat einen ca 10 Jahre alten "Roten Eiserapfel"?
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: cydorian am 01. Juli 2020, 09:48:06
Soll sie ihn sich mal ansehen. Der rote Eiser ist reif flächig oder fast fast flächig, hat höchstens den Anflug von Streifen und hält sich im Lager rekordlang. Der Blauacher ist schon im März am Ende und hat mehr streifige Strukturen, der Farbton ist dunkler, wirkt angesengt. Süss sind sie beide.

Das ist ja noch irgendwo gedanklich nachvollziehbar, für viele Leute sind das Verwechslersorten. Aber wenn ich statt Jonathan einen Gala bekomme, statt Piros einen Rebella der zwei Monate später reift...

Wir brauchen einen Identitäts-Schnelltest :-)
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: JörgHSK am 01. Juli 2020, 10:31:17
Was heißt dann "neu" in diesem Zusammenhang? Meine Tochter hat einen ca 10 Jahre alten "Roten Eiserapfel"?

Nur die Altbäume >80Jahre sind sortenecht.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 01. Juli 2020, 11:40:11
Seit min. 2018 soll der Fehler im Reisermuttergarten in Bonn, im Fall Roter Eiser, behoben werden sein.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: cydorian am 01. Juli 2020, 11:44:59
In Österreich soll er auch gestimmt haben.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Asinella am 01. Juli 2020, 12:26:10
Meine Nachbarin hat mir letzten Herbst eine Schüssel mit Williams Christ Birnen gebracht.
Äh, Du, das sind aber keine Williams Christ, das ist Clapps Liebling. Sie: Auf dem Etikett stand aber Williams Christ!  ;D ;D.
Dabei ist Williams Christ so charakteristisch, dass auch nicht übermäßig Obstsorten-affine Menschen merken könnten, dass da was nicht stimmt.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Waldgärtner am 01. Juli 2020, 12:30:51
Um aber auch mal die positiven Beispiele hervorzuheben, damit nicht der Eindruck entsteht, es werden nur falsche Sorten ausgegeben:
In der Lieferung einer Versandbaumschule haben 6 von 7 Sorten gestimmt, die 7. trägt dieses Jahr zum ersten Mal.

Auch bei der örtlichen Baumschule, die selbst veredelt, hat bislang alles gestimmt, was schon getragen hat. Die haben aber halt auch nur ca. 20 Apfelsorten im Sortiment, das verringert sicherlich das Fehlerpotential.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Asinella am 01. Juli 2020, 12:48:44
Stimmt, meine vier gekauften Bäume aus unterschiedlicher Quelle (von Massenanbieter im Internet bis Sammelbestellung über Gartenbauverein) passen auch alle.
.
Und früher war auch nicht alles besser: zwei der fünf von meinem Großvater vor 60-80 Jahren gekauften Bäume sind falsch (Der "Riesenboiken ist ein Horneburger Pfannkuchenapfel und wurde von einer größeren Baumschule in der ganzen Region falsch vertrieben und die "Landsberger Renette" ist ein Odenwälder. Bei einem dritten wuchs nach Beschreibung meiner Mutter eine Unterlage statt der Sorte.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Desperado am 03. Juli 2020, 14:02:51
Alle Kirschsorten falsch ist aber schon ein Brett.
Ich frage mich halt nur, ob das bewusst gemacht wurde, so nach der Methode, Schneiders haben wir jetzt gar keine da, gib ihm doch einfach was ähnliches, vielleicht merkt er es nicht und wenn doch vergehen so viele Jahre, dass er sich dann nicht mehr beschweren kann!

Es gibt mittlerweile deutlich bessere Sorten als eine Schneiders oder eine Hedelfinger. Und statt ner Schneiders kann man dem Kunden auch ruhig 'ne Regina mitgeben. Die stammt von der Schneiders ab und hat die bessere Fruchtqualität.
Der Trend geht aber ohnehin mehr zu den selbstfruchtbaren Sorten. Die Baumschule, bei der ich meine Halb- und Hochstämme für die Streuobstwiesen kaufe, hat aber auch nur noch sechs Süß- und drei Sauerkirschsorten zur Auswahl. Dafür bekommst Du dort aber auch richtige Trümmer, die ungeschnitten 3m lang und 6cm stark sind für gerade mal 26€. Und die sind natürlich sortenecht.
Bei Äpfeln, die die Familie selbst anbaut und vermarktet, sind es hingegen über 40 Sorten. Da kannst Du neben den Klassikern auch relativ neue Sorten auf Hochstamm haben.
Mehr als die Hälfte meiner Apfelbäume sind mittlerweile Brettacher, weil die Bäume einfach gesund und ertragreich sind und als Streuobstsorte bestens in unser trocken-warmes Weinbauklima passen. Ich brauch nur auch ein paar diploide Sorten zwecks Befruchtung.
Titel: Re: Sortenechtheit der Baumschulen
Beitrag von: Tara2 am 03. Juli 2020, 22:39:10
Du verstehst das Problem nicht ganz, ich bin sozusagen Jäger und Sammler. Ich will die Sorten die mich interessieren und ich brauche von jeder Sorte nur ein oder zwei Bäume. Und nicht, wie ich ja schon geschrieben habe, den 10 Boskoop, die zwölfte Williams oder die 5 Nancy. Was nützt es mich dann aber wenn ich mir eine Regina kaufe, da die mir fehlt und so nach ca. 5 Jahren trägt der Baum zum ersten mal und ich merke, dass ist ja eine Schneider, die ich schon habe. dann fange ich wieder von vorne an und wenn ich Pech habe passiert das Gleiche genau noch einmal. Ich habe bei den Kirschen nur Glück gehabt, dass ich ausgerechnet Sorten bekommen habe die ich noch nicht hatte. Und bei Sortenprüfungen habe ich dann gemerkt, dass ich die Schneider und die Hedelfinger (unwissentlich) schon hatte. Die Valeska und die Van hätte ich mir anders wahrscheinlich gar nicht gekauft und das sind doch sehr gute Sorten. Und die Regina hatte ich schon sehr frühzeitig bemerkt, dass es die nicht ist und habe mir daher gleich (bei Ritthaler) schon Ersatz besorgt. Und die Büttner (ohne von der Falschlieferung zu wissen) habe ich vor drei Jahren auch besorgt, daher habeich die  inzwischen halt doppelt.