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Garten- und Umwelt => Naturpark => Thema gestartet von: Wühlmaus am 03. Juli 2019, 16:11:14

Titel: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Wühlmaus am 03. Juli 2019, 16:11:14
Im speziellen Fall geht es mir um Primula eliator, aber gerne wollte ich dies Frage etwas offener halten.

Sie wächst hier im Garten sehr gut, neigt schon eher zu unkrautartiger Verbreitung und so versuche ich immer, die Samen vor dem Ausfallen zu ernten. So auch heuer. Insgesamt sind es knapp 100g reine Samen. Also so gut und reichlich, dass ich sie wieder am Grünen Brett anbieten könnte.
Aber ich habe noch eine andere Überlegung: Könnte ich die Samen hier in der näheren Umgebung an den Waldrändern verstreuen? Es sind teils Mischwälder aber der Schwerpunkt liegt bei Buche. Im Frühjahr gibt es einen sehr schönen Unterwuchs aus Lerchensporn und Buschwindröschen. Leberblümchen sind in dem angedachten Bereich nicht so sehr vertreten.
Wild gesehen habe ich ich P.eliator hier bewusst noch nicht und weiß nicht, ob es "früher" hier wuchs.

Was würdet ihr mit gutem Gewissen tun?
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Wühlmaus am 03. Juli 2019, 16:12:12
Achso: wer hier liest und Interesse hat, darf sich gerne per PM an mich wenden!
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: thuja thujon am 03. Juli 2019, 17:04:03
Ich denke man kann solche zwar gut gemeinte Vorhaben am ehesten mit `unüberlegte, ziellose Ansalbungen´ umschreiben.
Rechtlich sind sie auch nicht legal, es gibt zuviele Vorschriften, ob nun Forstherkunft oder virusfreies Matarial, genetische Verarmung usw. 
Sollte es klappen, sorgen solche Anpflanzungen jedenfalls regelmäßig für Ärger, zumindest für unnötige Verwirrung.

Mit gutem Gewissen nehme ich höchstens Material von einer Fläche, vermehre es und bringe es genau dort wieder aus. Das finde ich selbst schon grenzwertig und sollte auch nur dort passieren, wo regelmäßig später noch kontrolliert und eingegriffen werden kann.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Waldmeisterin am 03. Juli 2019, 17:23:25
Mein Botanik-Dozent hätte das Florenverfälschung genannt  ;)

Hier gibt es einen Wald mit einer eigentlich ganz interessanten Flora.Botanik-Exkursionen dort hin waren dennoch nur bedingt lehrreich, weil einige der dort wachsenden Pflanzen (ich erinnere mich nur noch an die Jakobsleiter) dort noch zu DDR-Zeiten von einem "Naturschützer" angesalbt wurden. Bis auf Heracleum mantegazzianum (ich weiß aber nicht, ob der auch von dem Herrn angesiedelt wurde), waren die alle nicht invasiv, haben also keinen direkten Schaden angerichtet, aber sie haben doch das Bild dessen verfälscht, was da natürlicherweise wachsen würde...
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: lord waldemoor am 03. Juli 2019, 17:28:50
ich habe mal beim pilzesammeln einige hände voll fingerhutsamen verteilt, da gabs dann tolle bestände auf neuangelegten forststrassen, die direkt in waldlichtungen gesäten kamen kaum, verschwunden sind sie alle wieder
wenn deine aus gärtnerischer hand sind, weiss ich nicht, wenn wildherkunft kannst es schon machen meiner m.

hier am waldrand gibts allerhand bartnelken die andere farben haben, die bienen halten sich nicht an grundstücksgrenzen
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Wühlmaus am 03. Juli 2019, 21:28:59
Danke für eure Antworten!
Und ich habe etwas gelernt: das Wort "ansalben" und seine (botanische) Bedeutung waren mir bis heute Abend absolut fremd :-\
Daraufhin hat mich das Stöbern im Netz zu diesem für mich sehr interessanten und aufklärenden Artikel geführt. Und weil die Welt ja doch recht klein ist, wird im "Abspann" Chr. Kress erwähnt.

Zu meinem P.eliator: zu 99% bin ich sicher, dass es eine/die einheimische Wildform ist und dass sich da auch nichts eingekreuzt hat. Alle Pflanzen und Blüten wirken absolut identisch.

Anders sieht das bei meinen Primula veris aus. Sie variieren stark in der Blütenausfärbung und auch Blütenform...
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Natternkopf am 03. Juli 2019, 21:53:38
@Wühlmaus
Interessanter Artikel hast du da verlinkt.  :)

Grüsse Natternkopf
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Gartenplaner am 03. Juli 2019, 22:14:03
...
Daraufhin hat mich das Stöbern im Netz zu diesem für mich sehr interessanten und aufklärenden Artikel geführt. Und weil die Welt ja doch recht klein ist, wird im "Abspann" Chr. Kress erwähnt.

Zu meinem P.eliator: zu 99% bin ich sicher, dass es eine/die einheimische Wildform ist und dass sich da auch nichts eingekreuzt hat. Alle Pflanzen und Blüten wirken absolut identisch.

Anders sieht das bei meinen Primula veris aus. Sie variieren stark in der Blütenausfärbung und auch Blütenform...

Es ist relativ egal ob sie genau wie die einheimische Wildform und relativ identisch aussieht - einheimische Pflanzen bilden auch regionale genetische Besonderheiten aus, deshalb wird bei Wildblumenwiesen in der freien Landschaft versucht, möglichst regionales Saatgut aus der direkten oder wenigstens nicht zu weiten Umgebung zu bekommen, autochthones Saatgut.
Wenn deine P. elatior aus irgendwann mal gekauften Pflanzen hervorgegangen sind, dann stammten diese möglicherweise aus der Massenvermehrung einer Gärtnerei aus wenigen Mutterpflanzen, was eine mögliche genetische Verarmung bedingen könnte.

(Bei dem  gekauften Wiesenblumensaatgut für meine Obstwiese war wohl neben Knautia arvensis auch Knautia macedonica dabei, sehr hübsche Blütenfarbe, aber Naturschützer wollen sowas natürlich nicht in der Landschaft, man weiß ja nie, ob es nicht dann doch Probleme macht)

Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Wühlmaus am 03. Juli 2019, 22:32:06
Nachdem ich die Definition/Erklärung des für mich neuen Begriffs ansalben gelesen hatte, war mir das Weitere auch schnell klar 8)

...
Wenn deine P. elatior aus irgendwann mal gekauften Pflanzen hervorgegangen sind, dann stammten diese möglicherweise aus der Massenvermehrung einer Gärtnerei aus wenigen Mutterpflanzen, was eine mögliche genetische Verarmung bedingen könnte.
Die ursprünglichen P.e. tauchten vor Jahrzehnten in unserem ersten Garten hier im Ort auf...
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Gartenplaner am 04. Juli 2019, 12:16:07
Also "unklare Herkunft", wahrscheinlich mit anderen Gartenpflanzen eingewandert, das wird Vollblut-Naturschützer nicht zufrieden stellen....  ;)
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Mediterraneus am 04. Juli 2019, 12:27:51
Andererseits werden hier momentan überall Blühmischungen an die Ackerränder gesät. Ich will gar nicht wissen, was da alles drin ist.
Der Wald ist sicher auch zusammengebaut, gepflanzt. Wohl auch nicht alle Bäume direkt heimisch. Da passt die Primula doch gut dazu  ;) 8)
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Wühlmaus am 04. Juli 2019, 15:39:18
Sie ist definitiv heimischer als Douglasie oder Quercus rubra  8)
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Gartenplaner am 04. Juli 2019, 15:50:35
Das ist immer eine Frage von "päpstlicher als der Papst" - wer weiß schon, wie viele Pflanzensamen denn unfreiwillig von z.B. Vögeln - oder Wölfen - auch über weite Strecken mitgenommen werden und somit "nicht aus der Region" stammen  ;)
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: thuja thujon am 04. Juli 2019, 16:45:49
Wenn man sich mit dem Gedanken anfreundet, dass es eh keine sich frei entwickelte Natur mehr gibt und man auf dieses `nur einheimisches pflanzen´ verzichten kann weil eh gerade die Klimakatastrophe alles dagewesene vernichten wird, zudem eh alles künstlich ist worin wir uns bewegen, dann könnte man die Samen einer sich unkrautartig vermehrenden Pflanze ausbringen. Die Urahnen wirds vielleicht wundern, wenn sie da mal drüberstolpern, aber ansonsten ist ja eh alles verloren, dann kommts nicht mehr drauf an.

Wenn man sich mit dem Gedanken nicht anfreunden kann, sollte man die Samen der sich unkrautartig vermehrenden Pflanze keimunfähig machen. Damit wäre der biologische Fußabdruck eines/einer Pflanzenliebhaber/in ein kleines bisschen kleiner.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Paw paw am 04. Juli 2019, 17:18:39
Bei Primula eliator hätte ich keine Bedenken deren Samen in der freien Landschaft (kein Naturschutzgebiet) auszubringen. Ich glaube auch nicht, dass sie sich unkrautartig ausbreiten wird. Das macht sie auch bestimmt nicht in jedem Garten. Bis jetzt habe ich noch nie Standorte gesehen, die solch einen Eindruck vermitteln. Auf den meisten Wiesen, Straßen-, Hecken- oder Waldrändern ist sie, warum auch immer, gar nicht zu finden. Mir sind auch nur wenige Standorte bekannt, wo sie vereinzelt und nur selten in größeren Beständen vorkommt.

Anderswo werden Massenaufkommen von ausgebüxten, nicht einheimischen Klosteranpflanzungen unter Naturschutz gestellt und zu touristisch vermarktet. Klick! Klick!
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Bufo am 04. Juli 2019, 17:28:46
...wer weiß schon, wie viele Pflanzensamen denn unfreiwillig von z.B. Vögeln - oder Wölfen - auch über weite Strecken mitgenommen werden und somit "nicht aus der Region" stammen  ;)

Da muss ich gerade an ein paar junge Biologiestudentinnen denken, denen ich mal in Gülpe begegnet bin.
Die haben sich in der bis dahin ungemähten Wiese aufgehalten und sich anschließend gegenseitig "gelaust". Sie wollten so herausfinden, welche und wieviel Samen an ihrer Kleidung und in ihren Haaren hängen geblieben waren.
Eigentlich hätte ich ihnen gerne angeboten meinen Hund auch zu "lausen", aber die waren irgendwie schlecht drauf. Vertane Chance.

Im ortsnahen Raum am Siedlungsrand finde ich das nicht dramatisch, auf Brachflächen im Ort oder auf dem Dorffriedhof auch nicht. Wo Menschen leben gestalten sie auch ihr Umfeld.
Gartenpflanzen in ein Naturschutzgebiet zu verbringen geht dagegen nicht.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Gartenplaner am 04. Juli 2019, 17:37:25
...wer weiß schon, wie viele Pflanzensamen denn unfreiwillig von z.B. Vögeln - oder Wölfen - auch über weite Strecken mitgenommen werden und somit "nicht aus der Region" stammen  ;)

Da muss ich gerade an ein paar junge Biologiestudentinnen denken, denen ich mal in Gülpe begegnet bin.
Die haben sich in der bis dahin ungemähten Wiese aufgehalten und sich anschließend gegenseitig "gelaust". Sie wollten so herausfinden, welche und wieviel Samen an ihrer Kleidung und in ihren Haaren hängen geblieben waren.
...
Das hab ich letzte Woche in meiner Wiese par excellence gehabt, ich bin durch die Wiese, um nach den Orchideen zu sehen und Klappertopfsamen zu sammeln - abends durfte ich Socken und Schuhpolster gründlichst durchpuhlen, um alle Gräser- und Wiesenblumensamen wieder raus zu pfriemeln, hätte ich gleich als Wiesenblumenmischung eintüten können, war ne ordentliche Menge  :P
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Bufo am 04. Juli 2019, 17:42:26
In dem verlinkten Artikel ist auch von den Robinien die Rede, welche sich übermäßig ausbreiten und zur Last werden. Vor ein paar Jahren gab es mal in einer Baumarktkette eine Aktion "mehr Bäume" oder so ähnlich. Zu diesem Zweck wurden den Kunden Samentüten mit Robiniensamen geschenkt.

Ich habe viele Tüten mitgenommen und sie zu Hause fachgerecht entsorgt. Der Heizwert war allerdings nicht messbar.  ;D
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Cryptomeria am 04. Juli 2019, 17:54:35
So unterschiedlich sind die Standpunkte. Die Imker sehen die Robinie recht gern.
@R.: Wildblumenmischung ist doch o.k. Ich muss tütenweise Kletten-Labkraut entfernen und das will keiner. ;)
VG Wolfgang
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Gartenplaner am 04. Juli 2019, 18:57:36
 ;D
War auch genug mit dabei  ;)
Es waren auch größtenteils Grassämereien.
Perfide ist eine Grasart, die lange, mit Spelzen und anscheinend Widerhaken bestückte Samen produziert, der bohrt sich in Socke und Schuhpolster, lässt sich aber fast nur "durch" ziehen, was bei den Socken ja noch geht, wenn man sie auf links dreht, nicht wieder den gleichen Weg zurück raus, im Schuh fatal fürs Gewebe.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Cryptomeria am 04. Juli 2019, 19:10:40
Ja, da hast du auch wieder recht. Die habe ich auch. An die habe ich nicht gedacht. Die stecken in den Socken, dass man mit Gewalt ranmuss.
Jetzt ziemlich OT. Schluss! ;D
VG Wolfgang
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Staudo am 04. Juli 2019, 22:11:43
Im ortsnahen Raum am Siedlungsrand finde ich das nicht dramatisch, auf Brachflächen im Ort oder auf dem Dorffriedhof auch nicht. Wo Menschen leben gestalten sie auch ihr Umfeld.
Gartenpflanzen in ein Naturschutzgebiet zu verbringen geht dagegen nicht.


Ich bin vollkommen Deiner Meinung.  ;)
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: thuja thujon am 05. Juli 2019, 00:21:03
Dabei kann dann sowas rauskommen wie die Krokuswiese als Relikt vom Mittelalter.
Die entscheidende Frage bleibt doch, wer kümmert sich drum, wenn Wühlmaus nicht mehr ist. Und wer, wenn die auch nicht mehr sind. Sowas kann man ruhig langfristig denken.
Auch ganze Dörfer in Brandenburg sterben. Die hinterlassen Sukzessionsflächen mit nitrophilen Arten, aber keine natürlichen Wälder. Ich sehe es jedenfalls nicht so wichtig was evtl. nachhaltig unkontrollierbares anzuzetteln, nur um mich mal 2 oder 10 Jahre daran zu erfreuen.
Das kann ich vielleicht im Garten machen, aber nichtmal am Strassenrand. Von wo kommen denn die ganzen Neophyten an Autobahnparkplätzen usw? Je mehr man sich mit dem Thema ansalben beschäftigt, desto weniger wichtig erscheint der kurzfristige Gedanke, `ist doch zu schade zum wegschmeissen´.

Nur weil man sich aktuell keinen Schaden für Flora und Fauna vorstellen kann, bedeutet das nicht, das das auf ewig so bleibt.
Siehe Robinie, oder wenns nur um die Gesundheit des Menschen geht, siehe Herkulesstaude.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Wühlmaus am 05. Juli 2019, 09:06:53
Ich wollte ja eine Diskussion, sonst hätte ich das Thema nicht begonnen  8)
Aber dass Primula eliator nun in einem Atemzug mit Robinie und Herkulesstaude genannt wird...

Wie verhält es sich denn dann mit den großen, offenen Gärten von denen man hier im Forum ja einige sehen kann.
Oder mit "gepflegten"  (Obst)Wiesen bzw Wiesengärten. Oder mit Parks?

Die Übergänge von Kultur- in Naturland sind doch fließend. Und oft genug sind diese Bereiche noch die letzten "naturnahen" Flächen in reiner Kulturlandschaft wie Bebauungsflächen und Ackerbau/Viehwirtschaft.
Was dürfte ich nach diesen strengen Maßgaben dann dort anpflanzen  bzw. aussäen?
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Staudo am 05. Juli 2019, 11:04:43
Die Sachen, die dort sowieso wachsen.  ;D

Halte Dich an bufo. Seine Einschätzung erscheint mir sehr vernünftig.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Rainbird am 05. Juli 2019, 11:35:50
...Was dürfte ich nach diesen strengen Maßgaben dann dort anpflanzen  bzw. aussäen?

Kurz und knackig wird das da beantwortet: https://www.nul-online.de/Magazin/Archiv/Verwendung-gebietseigenen-Saatgutes-nach-40-4-BNatSchG,QUlEPTQ1MTk0MzQmTUlEPTgyMDMw.html.


Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Gartenplaner am 05. Juli 2019, 11:44:25
Ich wollte ja eine Diskussion, sonst hätte ich das Thema nicht begonnen  8)
Aber dass Primula eliator nun in einem Atemzug mit Robinie und Herkulesstaude genannt wird...
Grundsatzdiskussion eben  ;)
Wie verhält es sich denn dann mit den großen, offenen Gärten von denen man hier im Forum ja einige sehen kann.
Oder mit "gepflegten"  (Obst)Wiesen bzw Wiesengärten. Oder mit Parks?
Sind ziemlich aussen vor, zumindest die Gärten und Parks.
Erstens liegen beide meist in oder am Rande von Ortschaften, grenzen also fast nie an ein Naturschutzgebiet sondern meist an Kulturland oder Bebauung und andere Gärten.

Zweitens kommen die meisten Samen ohne sehr tatkräftige Hilfe von zwei bis vierbeinigen Tieren nicht weit rum.
Also auch sehr vermehrungsfreudige Gartenpflanzen streuen ihre Samen größtenteils um sich herum aus in einem Umkreis von vielleicht 1-3m.
Das spielt dann bei Obstwiesen außerhalb Ortschaften eine Rolle, wo man versuchen will, die Wiese "anzureichern", Wiesenblumen schaffen es auch nicht wirklich weit, von den per Wind verbreiteten Samen von Wiesenbocksbart, Wiesenpippau, Löwenzahn...mal abgesehen.
Gut wäre da natürlich dann schon autochthones Saatgut von Wiesen aus der Gegend.
Aber auch Allerwelts-Mischungen vom Händler schaffen es fast nicht, bis auf die oben genannten Arten, über die Grenzen der Obstwiese hinaus, schon gar nicht, wenn sie von Heckenstreifen umgeben ist, da da drin erst recht keine sonnenliebenden Wiesenblumen keimen können.

Die Übergänge von Kultur- in Naturland sind doch fließend. Und oft genug sind diese Bereiche noch die letzten "naturnahen" Flächen in reiner Kulturlandschaft wie Bebauungsflächen und Ackerbau/Viehwirtschaft.
Was dürfte ich nach diesen strengen Maßgaben dann dort anpflanzen  bzw. aussäen?
Das Meiste ist doch Kulturland.
Autochthones Saatgut von anderen naturnahen Flächen in der Umgebung wär die Antwort auf deine Frage.

Das Problem mit den Neophyten ergab sich bisher meist aus dem massiven gezielten Ausbringen, ohne sich groß vorher Gedanken gemacht zu haben, von Pflanzen, die "einen Nutzen" haben sollten in der Kulturlandschaft - Wald, Autobahnbegrünung etc. - einerseits, und wild entsorgten Gartenabfällen andererseits.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: lerchenzorn am 05. Juli 2019, 11:51:35
Rechtlich gesehen ist es völlig klar: was Du erwogen hast, ist nicht erlaubt. Das Gesetz verwendet den Begriff der "freien Landschaft", was alles außerhalb der geschlossenen Ortslage und außerhalb umfriedeter Hausgrundstücke ist. An Straßen und Bahnanlagen gibt es Diskussionen um Feinheiten, wobei inzwischen klar ist, dass Verkehrswege begleitende Anlagen keine gebietsfremden Pflanzen und Saaten enthalten dürfen.

Sachlich ist von Fall zu Fall zu sehen, welches Risiko eine Ansalbung hat. Ich bin sicher, dass Wald-Schlüsselblumen, die lange mit anderen Frühjahrs-Primeln kultiviert wurden, teilweise deren Gene haben.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: lerchenzorn am 05. Juli 2019, 12:10:59
Ausgangspunkt der rechtlichen Regelung sind fachliche Überlegungen, die vom Populationsbegriff ausgehen. "Arten" an sich gibt es nicht. Populationen gibt es und sie lassen sich, um sie "handhabbar" zu machen, nach Merkmalen gefassten Arten zuordnen.

Die örtliche Population hat ihre eigene Geschichte. In den Genen ihrer Individuen sind Sippenentwicklung (hin zu den am Ort spezifischen Merkmalen), Arealentwicklung (bis zu dem hier besiedelten Teilgebiet) und Anpassung an den konkreten Standort abgebildet. Das unterscheidet sie von jeder anderen Population, die zu der gleichen Art gezählt wird und doch gibt es, wenn Arealverbund und Populationsstruktur intakt sind, einen Austausch mit benachbarten und, seltener, mit entfernten Populationen. Alles in allem ist also mit der "örtlichen Population " ein Ergebnis von Jahrhunderte bis Jahrzehntausende alter Entwicklung zu schützen.

Wenn nun die örtlichen, gebietseigenen Populationen durch verschiedene Faktoren bereits stark dezimiert sind und verinselt, dann kann das "Fluten" der Landschaft mit großen Mengen entfernterer oder unklarer Herkünfte diese über lange Zeit entwickelte genetische Konstitution und regionale Anpassung überprägen oder auslöschen.
Allgemeine Erwägungen, die nicht in jedem Fall zutreffen müssen, aber Grundlage für die allgemeingültige Rechtsetzung sind.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: planthill am 05. Juli 2019, 12:15:21
fällt das Einbringen von Regelsaatgutmischungen auf den Banketten entlang von Straßenneubau oder bei Straßenreparaturen nicht auch unter gebietsfremden Pflanzen ...
und die ganze Gräserschar auf unseren Kornäckern ...

nein, nein, nein ... ich werde nicht zum botanischen Rassisten ....
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: planthill am 05. Juli 2019, 12:21:22
An Straßen und Bahnanlagen gibt es Diskussionen um Feinheiten, wobei inzwischen klar ist, dass Verkehrswege begleitende Anlagen keine gebietsfremden Pflanzen und Saaten enthalten dürfen.


hier hatten wir uns zeitlich gerade überschnitten ...

Ich wage zu bezweifeln, das beim Straßenbau (und auch anderswo) auf Rasenmischungen mit Hochzuchtgrassorten verzichtet wird ... warum auch ... tragen diese doch viel besser zur Bewältigung von Extremsituationen bei ( was genau das Züchtungsziel war) ...
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: planthill am 05. Juli 2019, 12:24:46
was die Schneeglöckchen angeht sind ganz sicher mehr als 80% der Nichtgartenstandorte
durch beabsichtigte Auswilderungen und leise Entsorgungen entstanden
und dennoch unter Schutz gestellt ...
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Gartenplaner am 05. Juli 2019, 12:28:45
@lerchenzorn:
Ich hab diese Diskussion im Studium nur am Rande mitgenommen, da es nicht mein Haupt-Interessensgebiet war und ist, hätte aber mal ne Frage - wie geht man damit um, wenn eine Art sagen wir mal vor 50 Jahren in einem Gebiet kartiert worden ist, sie inzwischen aber großräumig aus dem Gebiet verschwunden ist, allerdings heute die Bedingungen für sie aber wieder gegeben sind, man also im Prinzip von weiter entfernt, wo die Art noch vorkommt, sie wieder in ihr ehemaligen Lebensraum einführen könnte, allerdings eben nicht die regionale Population?
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: lerchenzorn am 05. Juli 2019, 12:34:12
fällt das Einbringen von Regelsaatgutmischungen auf den Banketten entlang von Straßenneubau oder bei Straßenreparaturen nicht auch unter gebietsfremden Pflanzen ...
und die ganze Gräserschar auf unseren Kornäckern ...

nein, nein, nein ... ich werde nicht zum botanischen Rassisten ....

Ja. Das an den Straßen fällt darunter. Der Anbau von Forst- und Agrarpflanzen ist ausdrücklich von der Regelung freigestellt, um Landnutzer in ihren marktorientierten Anbauerwägungen nicht unzumutbar einzuschränken.

Die "lustigen" Begriffe des "Dendrofaschismus" und des "botanischen Rassismus" werden immer mal wieder ausgepackt. Sie verkennen aber, dass Auseinandersetzung / Interaktion von Individuen in natürlichen Systemen und in menschlichen Gesellschaften andere Grundlagen haben.

Sippen und Individuen in natürlichen Systemen haben nur ihre natürlichen Mittel, Menschen haben dafür hauptsächlich (und hoffentlich) die Kultur, die sie an fast allen Orten der Erde miteinander und mit den natürlichen Bedingungen zurecht kommen lässt. (Natürlich gibt es auch Verlust an Kultur und Zivilisation. )

(Muss mich jetzt mal ausklinken. Später mehr.  ;) )
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Waldmeisterin am 05. Juli 2019, 12:35:35
Ich habe seit einigen Jahren Inula helenium im Garten und kann sehr schön beobachten, wie der so langsam die Nachbargärten, einen Garagenhof in der Nähe und diverse Baumscheiben erobert hat.
Das ist hier in der Stadt unproblematisch, aber doch spannend. Sollte der sich als invasiv entpuppen, wäre mein Garten die Keimzelle der Invasion gewesen  :-\

Wühlmaus, deine Primula elatior, obwohl an den verschiedensten Stellen ausgesät, wollten sich hier partout nicht etablieren. Ich fürchte, hier ist es zu trocken  :-\
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Wühlmaus am 05. Juli 2019, 12:39:51
Vielen Dank @Lerchenzorn für diese Ausführungen und @Rainbird für den Link!
In Konsequenz werde ich die Samen nicht am Waldwirtschaftsweg freilassen, mich aber an den sich etablierten Beständen um's Haus herum freuen!

@planthill Vielleicht liege ich falsch, aber bei den Schneeglöckchen kann man ja definitiv sagen,  dass sie nicht ursprünglich sind, aber sie können dadurch auch keine entsprechenden Verfälschungen einer bestehenden Population herbei führen. Diese Situation ist bei meinen P.e. nicht gegeben. 
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Wühlmaus am 05. Juli 2019, 12:43:03
@Waldmeisterin, du kannst gerne Nachschub haben  8)

Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Wühlmaus am 05. Juli 2019, 12:58:22
Passt zu den obigen Ausführungen: Verwandte meines Mannes betreiben in Oberhessen extensive Viehzucht (Limousin in Herdenhaltung mit Bulle). Die Wiesen/Weiden sind sehr weitläufig. Im letzten Jahr ist eine der Wiesen zur Saatgutgewinnung "auserkoren" worden. Der Bestand wurde genauestens bestimmt und dann die Fläche mit einem entsprechenden Mähdrescher abgeerntet.
Leider war die Zeit zu kurz, so dass ich nicht gefragt habe, wer/welche Einrichtung das iniziiert hat und wofür dieses Saatgut bestimmt war.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Paw paw am 05. Juli 2019, 13:27:38
@planthill Vielleicht liege ich falsch, aber bei den Schneeglöckchen kann man ja definitiv sagen,  dass sie nicht ursprünglich sind, aber sie können dadurch auch keine entsprechenden Verfälschungen einer bestehenden Population herbei führen. Diese Situation ist bei meinen P.e. nicht gegeben.

Laut Wikipedia gibt es von Galanthus nivalis keine Naturvorkommen im Norden, wohl aber in der Südhälfte Deutschlands.
Zitat
Das Kleine Schneeglöckchen kommt in Frankreich, Italien, auf dem Balkan, in Österreich und der Schweiz, in Südwestdeutschland, in Südpolen und in der Westukraine in Laubwäldern in Höhenlagen von meist 300 bis 600 (100 bis 1400) Meter vor. Es ist bevorzugt auf Kalk zu finden. Im nördlichen Mitteleuropa und in Nordamerika wurde diese Art eingebürgert.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: planthill am 05. Juli 2019, 19:26:12
Vielen Dank @Lerchenzorn für diese Ausführungen und @Rainbird für den Link!
In Konsequenz werde ich die Samen nicht am Waldwirtschaftsweg freilassen, mich aber an den sich etablierten Beständen um's Haus herum freuen!

@planthill Vielleicht liege ich falsch, aber bei den Schneeglöckchen kann man ja definitiv sagen,  dass sie nicht ursprünglich sind, aber sie können dadurch auch keine entsprechenden Verfälschungen einer bestehenden Population herbei führen. Diese Situation ist bei meinen P.e. nicht gegeben.

Du liegst völlig richtig, bis auf wenige, nicht sicher bewiesene Standorte war das Schneeglöckchen in Deutschland nicht heimisch.
Menschliche Weitergabe und Entsorgung und Sentimentalität haben es zu dem gemacht, was es heute ist.
Eine geschützte Art, mit vielen vielfältigen Verbreitungsstandorten. Ein naturgeschützter Neophyt.
Wenigstens ist nichts bekannt, dass die mir so lieben Zwiebelpflanzen andere Arten verdrängen .. GsD  :).

In Wald und Feld lassen wir großflächig und in Millionenstückzahlen nichtheimische und hochgezüchtete Pflanzen zu.
Für die Primel um die Ecke agieren wir mit Naturschutzbelangen ...
Es liegt keine Verhältnismäßigkeit mehr vor ...
Zusätzlich tun wir so, als wenn unsere hier heimischen Pflanzen sicher gehen könnten
weiterhin ein gleichbleibendes Klima zu genießen ...
neben den Pflanzen sind wir Menschen die Verlierer, wenn wir darauf vertrauen würden ...
Uns verlassen gerade die heimischen Baumarten,
Ulmen, Erlen Eschen usw. ...
Mit welchen werden wir mal überleben?
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: planthill am 05. Juli 2019, 19:27:12
@planthill Vielleicht liege ich falsch, aber bei den Schneeglöckchen kann man ja definitiv sagen,  dass sie nicht ursprünglich sind, aber sie können dadurch auch keine entsprechenden Verfälschungen einer bestehenden Population herbei führen. Diese Situation ist bei meinen P.e. nicht gegeben.

Laut Wikipedia gibt es von Galanthus nivalis keine Naturvorkommen im Norden, wohl aber in der Südhälfte Deutschlands.
Zitat
Das Kleine Schneeglöckchen kommt in Frankreich, Italien, auf dem Balkan, in Österreich und der Schweiz, in Südwestdeutschland, in Südpolen und in der Westukraine in Laubwäldern in Höhenlagen von meist 300 bis 600 (100 bis 1400) Meter vor. Es ist bevorzugt auf Kalk zu finden. Im nördlichen Mitteleuropa und in Nordamerika wurde diese Art eingebürgert.

eingebürgert ist ein schönes Wort :)
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Amur am 05. Juli 2019, 20:28:31
Ich hab aus den wenigen letztjährigen Samen der Paulownia ein paar Sämlinge ran gezogen.
Einer davon steht seit ein paar Tagen auf meiner kleinen Obstwiese (bzw. Rain).
Schau mer mal. Ich vermute mal, dass die bei einem richtigen Winter hier übern Jordan gehen. Und das werden wir sicher mal wieder haben.
Lass ich mal unter Forstlich laufen, da ich eh noch mehr Waldbäume (Eiche und Fichte die ja auch nicht heimisch ist bei uns) gepflanzt hab, weil das mit dem Obst dort eh nix wird.

Die weisse Maulbeer weiter unten steht schon 20 Jahre. Aber bis jetzt tauchte noch nirgends ein Sämling auf.

Noch ein Stück weiter auf einem anderen Grundstück steht ne Maroni seit etlich Jahren. Die ist hier auch nicht heimisch.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: lord waldemoor am 05. Juli 2019, 21:58:29
paulownien, sah ich hier schon mal in massen, dort wuchs nichtmehr viel was anderes
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Waldschrat am 05. Juli 2019, 22:09:30
Paulownien sollen ja angeblich Wuchsmonster sein. Meine beiden nicht. Habe sie seit 2 Jahren und machen kaum nen Meter. Kompostverdächtig.  :(. Gut, Thema verfehlt. Setzen, 6 :-[
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: lord waldemoor am 05. Juli 2019, 22:25:49
4 meter jahrestriebe machen sie schon mal, und betonierte stiegen an der terrasse  brechen sie noch entzwei, wenn man sie schon umgeschnitten hat, trotzdem mag ich sie
bei uns gabs nur 5 ;D
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Februarmädchen am 22. November 2019, 13:05:21

Ja. Das an den Straßen fällt darunter. Der Anbau von Forst- und Agrarpflanzen ist ausdrücklich von der Regelung freigestellt, um Landnutzer in ihren marktorientierten Anbauerwägungen nicht unzumutbar einzuschränken.

Mit unabsehbaren Folgen. Der Wald ist kein Acker. Beim Mais merkt man die Inzuchtdepression nach wenigen Generationen. Bis jemand merkt, dass unsere heimischen Buchen und Eichen genetisch verarmt sind, weil die Förster ihr zertifiziertes Saatgut alle von derselben Baumschule, die pro Art nur einen Baum hat, bezogen haben, ist es längst zu spät.  ::)

Überspitzt gesagt. Ganz so schlimm ist es vielleicht nicht. Aber die Tendenz ist schon so. Das Umhauen von Buchen vor dem Erreichen der Geschlechtsreife wird langfristig üble Folgen haben.


Da kann ich mich nicht so wirklich aufregen, wenn unter der genetisch verarmten Buche ein Schlüsselblümchen vom 100 Kilometer entfernten Standort steht. Auch wenn es sicherlich korrekter wäre, vorher eine Botanikerin zu beauftragen, nachzuschauen, ob es in der Gegend auch ganz sicher keine superseltene Unterart Schlüsselblümchen gibt, die davon genetisch verfälscht werden könnte.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Staudo am 22. November 2019, 17:01:56
In Deutschland gibt es das Forstpflanzengesetz und das wird ziemlich rigoros kontrolliert. In den Wald dürfen nur zertifizierte Pflanzen, die aus Samen von zertifizierten Beständen(!) gezogen wurden gepflanzt werden. Ausnahme ist Saatgut aus eigenem Wald, das vor Ort wieder ausgesät werden darf. Eine genetische Verarmung der Waldbestände droht daher nicht.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Rupalwand am 22. November 2019, 18:09:07
Ich habe in Süddeutschland abseits befestigter Fahrwege Schneeglöckchenflächen entdeckt;

Von dem folgenden Ereignis erfuhr ich bei einem Besuch in Oberösterreich. Ein Graben sei mit Gartenerde aufgefüllt worden. Im Frühjahr seien Spaziergänger froh gewesen, Bärlauchgemüse ernten zu können. Es war jedoch auch Herbstzeitlose dabei. Und es sei gekommen, wie es gekommen war. Die Bärlauchpestoesser seien mit Vergiftungserscheinungen im Spital gelandet.

Anfang der 1960er Jahre tauchte in unserem Garten eine Pflanze mit großem Blatt, das aromatisch duftete auf. Die Blüte war goldgelb und Insekten liebten sie. Lange Zeit wußten wir nicht den Namen dieser Prachtpflanze. Dann in den 70er Jahren sahen wir sie an ungünstiger Stelle, weil im Schatten unter Bäumen auf der Stuttgarter Bundesgartenschau, mit Namensschild: Telekia speciosa! Sie wächst noch immer als robuste Pflanze in meinem Garten.
Hinzu sind gekommen: Vexiernelke und gelbe Königskerze - und auch um diese beiden bin ich sehr froh.
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: Februarmädchen am 13. Februar 2020, 12:38:49
In Deutschland gibt es das Forstpflanzengesetz und das wird ziemlich rigoros kontrolliert. In den Wald dürfen nur zertifizierte Pflanzen, die aus Samen von zertifizierten Beständen(!) gezogen wurden gepflanzt werden. Ausnahme ist Saatgut aus eigenem Wald, das vor Ort wieder ausgesät werden darf. Eine genetische Verarmung der Waldbestände droht daher nicht.

Ich habe den Eindruck, wir reden aneinander vorbei? Eben die zertifizierten Bestände machen mir ja Sorgen - auch wenn es keine Einzelbuche sondern ein Bestand ist, wird ein Naturbestand ja logischerweise aus genetisch sehr ähnlichen Bäumen bestehen. Gerade bei Buchen, die bevorzugt ihren eigenen Nachwuchs fördern. Und man wird ja wohl eher nur kleinere Gebiete zertifiziert haben.

Und für die Naturvermehrung im eigenen Wald lassen die meisten Förster wahrscheinlich auch nur eher wenige Altbäume stehen. Wenn denn überhaupt. Ist ja alles schon längst reif für die Fällung.

Natürlich lasse ich mich gern eines Besseren belehren, das wäre dann ein Punkt weniger, wegen dem ich mir Sorgen machen müsste, aber irgendwie bin ich pessimistisch was das Vorhersehen in ferner Zukunft bevorstehender potentieller Katastrophen durch offizielle Stellen angeht.  :-\
Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: lerchenzorn am 13. Februar 2020, 22:09:47
... das Vorhersehen in ferner Zukunft bevorstehender potentieller Katastrophen ...
ist auch eher was für Hellseher und Gurus als für "offizielle Stellen".  ;)

Titel: Re: Wie weit darf man "Wildpflanzen" in die "Wildniss" entlassen?
Beitrag von: thuja thujon am 13. Februar 2020, 22:16:39
Beim Mais merkt man die Inzuchtdepression nach wenigen Generationen.
Die Sortenvielfalt beim Mais ist die letzten Jahre geradezu explodiert. Hier ist die Vielfalt mindestens ebenso undurchdringlich wie bei Tomaten.