Hallo Tomir,
Unterschiede gibt es immer irgendwo. Stiefmütterchen und Veilchen unterscheiden sich auch, gehören dennoch in eine Gattung (wobei man natürlich auch hier Gattungen enger fassen könnte, wenn man wollte - aber ob es sinnvoll ist?). Taxa aufgrund von einzelnen morphologischen Unterschieden zu trennen war stand of art in den Anfangszeiten der Systematik. Inzwischen gruppieren wir nach Verwandtschaftsverhältnissen (Stammesgeschichte), wobei natürlich die Frage ist, ob eine Gruppierung nach Evolution nicht auch sinnvoll ist. Konkret hat das aber nur in der Frage Bedeutung, ob man sogenannnte paraphyletische Gruppen als Taxa fassen darf. Und je genauer die Datenlage, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit, daß neue Daten phylogenetische Stammbäume über den Haufen werfen. Im Fall von Bulbocodium und Merendera heißt das: Es ist praktisch auszuschließen, daß Merendera und Bulbocodium von ernstzunehmenden Systematikern je wieder eigenständig behandelt werden - es sei denn man spalte Colchicum in zig ununterscheidbare Kleingattungen auf, was sicher nicht angenommen würde. Anders bei Androcymbium, in das Colchicum eingebettet liegt, das also eine paraphyletische Gattung ist. Es wird daher heute etwa von Manning zu Colchicum gestellt - andere Autoren halten Androcymbium aufrecht, da eine Gruppe innerhalb dieser Gattung sich durch einen großen evolutionären Schritt morphologisch, ökologisch und geographisch völlig abhebt, was als Berechtigung gesehen werden kann, diese als eigene Gattung Colchicum abzutrennen.