Danke für das Lob!
Zu meinen Erfahrungen mit der Kultur mediterraner Erdorchideen möchte ich ganz kurz berichten: die Temperaturen sind nicht so kritisch, und sogar gelegentlicher leichter(!) Frost wird vertragen, obwohl ich das Limit der Pflanzen dahingehend nicht unbedingt austeste. Als Substrat verwende ich Neudohum mit Bims-Zusatz, gegebenenfalls auch mit etwas Basalt. Zugabe von Fetrilon und Mikronährstoffen ist wichtig. Düngung erfolgt nur kalium-betont, NPK 8:12:24, insgesamt dreimal während der Wachstumszeit von August bis zum April. Jährliches Umpflanzen erfolgt in der Ruhezeit, da das Neudohum nicht über längere Zeit strukturstabil bleibt.
Absolut wichtig ist jedoch das Bewässerungsregime. Sie dürfen an wärmeren Tagen nicht zu trocken stehen und während kühlerer Perioden nicht zu feucht. Es ist günstiger, sie während vieler düsterer Wintertage hintereinander kühler zu stellen und wochenlang nicht zu gießen. Das verringert die Gefahr von Nässeschäden. Meiner Beobachtung nach reagieren manche Arten (z.B. Anacamptis papilionacea) auf zu hohe Substratfeuchte mit schwarzen Blattspitzen, wachsen und blühen aber bei besserer Kulturführung problemlos weiter.
Nach jedem Gießen werden die Pflanzen mit einem Blasebalg für Objektive komplett trockengeblasen, besonders der stammnahe Rosettenbereich. Die Arten reagieren unterschiedlich empfindlich auf Restwasser im basalen Bereich der Rosette -
Ophrys bombyliflora scheint da zum Beispiel etwas robuster zu sein - aber es erscheint mir durch die nachfolgende Stammfäulnis als
das KO-Kriterium! In dieser Hinsicht sind die Erdorchideen empfindlicher als die meisten anderen Zwiebelpflanzen. Nur manche Massonien und
Polyxena ensifolia zum Beispiel reagieren bei mir auf einen solchen Pflegefehler ähnlich intolerant, allerdings mit einem (gelegentlich letalem)
Botrytis-Befall.
Falls Blätter trotz feuchtem Substrat vorzeitig welken sollten (mit Beginn der Blütezeit ist einsetzende Blattwelke normal), ist die betroffene Pflanze sofort(!) aus dem Substrat herausholen und zu kontrollieren. Ist der Fäulnisherd noch nicht zu weit am Stamm heruntergewandert, wird der gesunde Teil der Pflanze unterhalb des abgefaulten Bereichs abgeschnitten und die Schnittstelle desinfiziert. Oft kann nur die neue Knolle gerettet werden. Kann die alte Knolle ebenfalls erhalten werden, ist dies umso besser, weil dann die neue Knolle die Nährstoffe übernehmen kann und größer wird.
Viel seltener als Stammfäule kommen Fraßschäden an der Knolle mit anschließender Fäulnis vor. Meist bemerkt man dies zu spät, aber es kann unter Umständen der Trieb mit den Wurzeln abgetrennt und allein weiterkultiviert werden.
Insgesamt ist die Kultur vieler mediterraner Erdorchideen-Arten nicht so problemlos wie beispielsweise die von
Freesia laxa, aber doch gut möglich. Einige sind sogar recht einfach, wie mein besagter Klon von
Ophrys bombyliflora. Ich werde davon heuer nach dem Einziehen einige Knollen abgeben - wer mag, kann es ja mal mit ihnen versuchen, bevor er sich teure Pflanzen bestellt.