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Garten- und Umwelt => Gartenbuch => Thema gestartet von: troll13 am 06. März 2016, 19:59:06

Titel: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 06. März 2016, 19:59:06
Hallo zusammen,

gibt es eigentlich aus dieser Zeit bis zu den ersten Büchern von Bärtels und Warda weitere deutschsprachige Standardwälzer der Gehölzliteratur?

Aus der Zeit vor dem II. Weltkrieg sind mir die Ausgaben von "Unsere Freiland-...gehölze" von Tarouca/Schneider bekannt.

Die Zeit zwischen 1950 und 1980 ist für mich jedoch irgendwie ein Terra inkognito.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: pearl am 06. März 2016, 20:06:00
antiquarisch immer wieder mal auftauchend: Franz Boerner Blütengehölze. Noch ein Band mit Koniferen. Vom selben Autor eine Wörterbuch über botanische Namen. Einige gute Artikel in Pflanze und Garten.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 06. März 2016, 20:17:03
Danke,

Boerner hast du schon einmal in einem anderen Zusammenhang erwähnt. Hätte ich auch selbst drauf komen müssen.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: bristlecone am 06. März 2016, 20:32:04
Die Standardwerke von Krüssmann - Die Nadelgehölze und Die Laubgehölze - kennst du, oder?

Ich habe hier noch Eiselt/Schröder "Nadelgehölze" und "Laubgehölze" sowie Grunert "Klettergehölze", alle erschienen bei Neumann-Neudamm.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 07. März 2016, 19:57:12
Die dicken Handbücher von Krüssmann hatte ich für die Fragestellung, die mich interessiert, ausgeklammert, weil sie wohl nur wenigen Fachleuten zur Verfügung standen. Auf deinen Hinweis habe ich jedoch jetzt erst "Die Laubgehölze. Eine Dendrologie. für die Praxis" entdeckt, das wohl eine ähnliche Qualität wie der Warda in seinerZeit besessen haben dürften. Ist antiquarisch für mich auch noch erschwinglich zu erhalten. Danke

Ist Eiselt/Schröder in einem DDR-Verlag erschienen?  Ich weiss, dass naturwissenschaftliche Bücher damals im Westen durchaus verbreitet waren. Mag dies auch auf diesen Wälzer zutreffen?
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: Inken am 07. März 2016, 20:01:35
@troll13, die "Nadelgehölze" kannst Du von mir bekommen.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 07. März 2016, 20:26:30
Danke aber "Die Nadelgehölze" sind, jedenfalls im Augenblick, für mich leider eher uninteressant.

Mich interessiert aktuell, ob und wie Hydrangea involucrata iund andere Hortensien in Gartenbüchern der "gehobenen" Qualität zu unterschiedlichen Zeiten beschrieben wurden.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: bristlecone am 08. März 2016, 08:42:59
Das lässt sich für den Eiselt Schröder (ja, das Buch ist eine Lizenausgabe des Neumann Verlags Leipzig Radebeul) in einem Punkt einfach beantworten:
Eine Hydrangea involucrata taucht dort mit keinem Wort auf.
Beschrieben werden dort:

H. anomala D. Don und die ssp. petiolaris (Sieb. et Zucc.) McClintock
H. arborescens L. mit den ssp. arborescens, ssp. discolor McClintock (= H. cinerea) und ssp. radiata McClintock (= H. radiata Walt.)
H. aspera D. Don mit den ssp. sargentiana (Rehd.) McClintock (= H. sargentiana Rehd.) und ssp. strigosa (Rehd) McClintock (= H. strigosa Rehd. = H. aspera var. macrophylla Hemsl.)
H. heteromalla D. Don (= H. bretschneideri Dipp., = H. xanthoneura Diels)
H. macrophylla (Thunb.) Ser. (= H. opuloides K. Koch) mit der f. mariesii Wils. und der ssp. serrata (Thunb.) Mak. (= H. acuminata Sieb. et Zucc.) sowie der f. veitchii Wils.
H. paniculata Sieb.
H. quercifolia Bartr.

Das wars an Hortensien.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 08. März 2016, 20:48:58
Das hatte ich fast erwartet.

Nicht weil es sich hier um eine Lizenzausgabe eines DDR-Verlags handelt, sondern weil bestimmte Formen, die vor dem II Weltkrieg noch beschrieben werden, nach 1950 offenbar nicht mehr beachtet werden.

Dies mag beiden Hortensien zum Teil mit der Nomenklaturreform von Mc Clintock begründet werden können, die Tabula rasa bei den überkommenden Art- und Varietätsnamen gemacht hat.

Der Name H. involucrata blieb jedoch auch nach der Reform gültig. Hier muss eine seit 1830 in Europa bekannte und auch kultivierte Pflanze einfach in Vergessenheit geraten sein. Anders kann ich mir es nicht erklären.

Dies scheint jedoch auch bei anderen Gattungen ähnlich zu sein. Bei Tarouca/Schneider habe ich z. B. eine Beschreibung von Deutzia setchuenensis var. corymbiflora gefunden, die ich bisher in keiner moderneren, deutschsprachigen Publikation gesehen habe und auf die ich erst durch die französische Freak-Webseite Asianflora.com aufmerksam wurde.

Hat hier jemand Zugang zu Krüssmanns ausführlicheren Enzyclopädien? Ist es nur eine Vermutung aus dem Bauch heraus oder ist wirklich etwas daran, dass die gärtnerischen Pflanzenkenntnisse früher einmal größer waren als heute?
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: bristlecone am 09. März 2016, 12:27:53
Leider hab ich diese Wälzer von Krüssmann nicht. Bei Bedarf könnte ich nachfragen, ob ein Bekannter die hat und evtl. die Seiten zu Hydrangea kopieren könnte.

Die Online-Ausgabe von Bean's "Trees and Shrubs Hardy in the British Isles" kennst du? Siehe z.B. zu H. involucrata
http://www.beanstreesandshrubs.org/browse/hydrangea/hydrangea-involucrata-sieb/

Demnach ist H. involucrata (= H. longifolia Hayata) "Unfortunately it is not very hardy, and is often killed back more or less in winter, the flowers being borne on the new shoots which spring from the base. It thrives well in the west country."
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 09. März 2016, 20:22:23
Das ist exakt der Text, der auch in der 2. Auflage des "Bean" von 1916 steht.

Auf der Insel ist die Hydrangea involucrata offenbar immer wenigstens in den Botanischen Sammlungen in Kew bzw. Wakehurst als lebende Pflanze vorhanden gewesen.

Ich habe heute noch etwas anderes versucht und geschaut in welchen deutschen Botanischen Gärten H. involucrata aktuell gelistet ist. Bei SysTax habe ich nur den BoGa Bochum gefunden.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: bristlecone am 09. März 2016, 20:35:13
In der (nicht allumfassenden) Erhebung der DDG (Jahrbuch NR. 74, 1982) ist H. involucrata für folgende Botanische Gärten gelistet:

A: 8b
CH: 28b
D: 67f, 78b, 98jo, 126f, 135b,
DK: 164f

Erläuerung: j Jungpflanze, b, regelmäßig blühend, f, regelmäßig fruchtend, o: Varietät oder Sorte

8: Linz, 28: Zürich, 67 Badenweiler (da könnt ich nachfragen, ob noch), 78 Dortmund, 98 Göttingen Forstbotanik, 126 Köln Forstbotanik, 135 München, 164 Kopenhagen
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 09. März 2016, 20:44:52
Was es nicht alles gibt. :o

Warum wisst ihr alle so viel mehr als ich, wo sich solche Informationen verstecken. :-\
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: bristlecone am 09. März 2016, 20:47:15
Nee, du bist mir da um Längen voraus. Sieh mich in der Hinsicht als blindes Huhn.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: Inken am 09. März 2016, 20:49:41
@troll13, ein neuerliches Angebot: Einige dieser Dendrologischen Jahrbücher stehen bei mir im Keller. Na, nicht doch ein klein wenig Interesse? ;)

(Ein "Nein" geht auch per PM. ;D)
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 09. März 2016, 20:59:45
Diesmal gerne... :-*

Bristlecone,

ich musste eben erst einmal auf WHZ-Karte gucken. Linz ist WHZ 6 (a?). Wenn ich deinen Beitrag richtig interpretiere, blüht diese Hortensie in Linz regelmäßig?

Das scheint mir wichtig, weil es nicht zu den Beschreibungen seit Bean passt, dass diese Pflanze nicht frosthart sei. Auch eigene Erfahrungen zeigen, dass sie mindestens den - 18 ° c für WHZ 7b widersteht und Spätfrostschäden durch Blütenbildung am diesjährigen Trieb ausgleicht.

Danke
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: bristlecone am 09. März 2016, 21:03:27
Linz ist, meine ich, ein Kältepol Österreichs (bitte nicht hauen, falls es nicht stimmt!).

Aber die Angaben in solchen Jahrbüchern muss man, meine ich, vorsichtig bewerten. Ich denke, die haben damals nur abgeschrieben, was in Bestandslisten stand.

Mal sehen, ob wir rausfinden, ob de Pflanze in Badenweiler noch auffindbar ist.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 10. März 2016, 20:50:29
Ist jetzt ein wenig OT.

Mir geht es nicht aus dem Kopf, wer das "Märchen" aufgebracht hat, Hydrangea involucrata sei nicht winterhart.

Das Foto unten ist 2011 wurde gemacht, nach einem Winter, in dem die 6 km entfernte Wetterstation -21,1 ° C als Minimaltemperatur aufzeichnet. Hier mögen es vielleicht ein oder zwei Grad weniger gewesen sein. Aber immerhin noch unter dem Richtwert von WHZ 7b. Und es gab hier definitiv keinen Winterschaden.



Ob die Autoren einfach alle voneinander abgeschrieben haben, ohne von eigenen Erfahrungen berichten zu können?
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: pumpot am 10. März 2016, 21:42:29
Ist jetzt ein wenig OT.

Mir geht es nicht aus dem Kopf, wer das "Märchen" aufgebracht hat, Hydrangea involucrata sei nicht winterhart.

Das Foto unten ist 2011 wurde gemacht, nach einem Winter, in dem die 6 km entfernte Wetterstation -21,1 ° C als Minimaltemperatur aufzeichnet. Hier mögen es vielleicht ein oder zwei Grad weniger gewesen sein. Aber immerhin noch unter dem Richtwert von WHZ 7b. Und es gab hier definitiv keinen Winterschaden.



Ob die Autoren einfach alle voneinander abgeschrieben haben, ohne von eigenen Erfahrungen berichten zu können?

Hast es erfasst

Nicht immer schreiben auch die Experten mit dem entsprechenden Wissen die Bücher. ;)
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: bristlecone am 11. März 2016, 08:35:38
Ich denke, in den Büchern über Gehölze (wie generell in Gartenbüchern) finden sich sehr viele solcher Ungereimtheiten, nicht nur zum Thema Winterhärte, auch zum Thema Standort- und Bodenansprüche.
Da liegen nur wenige Beobachtungen vor, die eher Momentaufnahmen und Einzelfälle sind, aber verallgemeinert und immer wieder übernommen werden.

Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: Aotearoa am 04. Mai 2016, 15:04:22
Ich habe die Bücher von Gerd Krüssmann Handbuch der Laubgehölze in 2 Bänden von 1962.
Über Hydrangea involucrata schrieb Krüssmann wie folgt:
 
H. involucrata Sieb, Strauch, 1-2 m hoch, in den Gärten jedoch oft nur 0,5 m hoch, Triebe
grob und dicht behaart; Blätter eiförmig, lanzettlich, 10-25 cm lang, beiderseits angedrückt behaart, Blütenstand bis 15 cm breit, fruchtbare Blüten weißlich, unfruchtbare Randblüten
rosalila, Juli-September; vor dem Aufblühen Blütenstände kugelig, 2-3 cm dick, von 2-3 großen,
rundlichen Brakteen ganz eingehüllt (=H. longifolia Hayata). Japan; nur auf Honshu. 1840.
Winterschutz!

"Hortensis", Wuchs stärker; Blütenstände überhängend; alle Blüten gefüllt, in lockeren Trug-
dolden, silbrigrosa. F.S.187; G.C. 1951;40. In Japan sollen auch andere Farbtöne bekannt
sein (F.S.)

Mit besten Grüßen
Dietrich
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: Gartenlady am 04. Mai 2016, 17:16:26
Prima, dass Du das schreibst. Dann brauche ich nicht in der Bibliothek des hiesigen Boga nachzuschauen. Diese war noch in Kisten verpackt wegen Umzug, gestern ist mir wieder eingefallen, dass ich dort nachschauen wollte.

Winterschutz empfiehlt Krüßmann also auch.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 05. Mai 2016, 08:53:30
Eben erst entdeckt.

Danke für das Zitat, Dietrich. :D

Ich habe dieses Jahr übrigens leichte Winterschäden bzw. Spätfrostschäden (ohne Winterschutz!) bei einigen Pflanzen zu verzeichnen.

Dies scheint jedoch sortenabhängig zu sein und ist offenbar nicht durch den Standort hier im Garten bedingt.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: Gartenlady am 05. Mai 2016, 11:48:58
Meine involucrata ´Hortensis´ hat keine Schäden, alle anderen Hortensien auch nicht, allerdings hat sich der Spätfrost hier nicht in den Garten getraut. Er hat sich damit begnügt, den Autos an der Straße einen Reiffüberzug zu bescheren.
Titel: Re: Gehölzliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 07. September 2016, 21:39:51
Kurzer Erfahrungs- und Situationsbericht. Auch die Koryphäen der Gehölzliteratur wie Krüssmann und in Nachfolge vielleicht auch Warda haben offenbar einige Informationen ungeprüft in ihre Werke übernommen.

Besagte Hydrangea involucrata war durch den Spätfrost im April doch erheblicher geschädigt als ich angenommen hatte. Die damals noch relativ gesunden Triebe sind im Sommer nach und nach abgestorben. Aber sie ist aus der Basis wieder ausgetrieben und hat auf fast jeder Spitze eine Blütenknospe entwickelt, die zwar zu einer deutlich späteren Blüte geführt hat als in Jahren ohne Spätfrost aber die Pflanze hat fast wieder dieselbe größe wie im Vorjahr. Die als besonders empfindlich beschriebene 'Hortensis' hat diesen Spätfrost unbeschadet überstanden, während Hydrangea villosa unmittelbar daneben bis zum Boden zurückgrfroren ist (Warda empfiehlt sie!) und die Sorte 'Late love' musste ich wegen massivem Wühlmausfraßschaden an den Wurzeln in einen Topf retten und komplett zurückschneiden. Auch sie hat Blüten am einjährigen treib entwickelt.

Glaubt nicht alles, was geschrieben steht, macht eure eigenen Erfahrungen. ;)
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 28. November 2016, 21:59:30
Nachdem ihr mir hier bei einer Gehölzfrage schon einmal so nett geholfen habt, benutze ich diesen Thread einfach auch für eine Staudenfrage, an der ich jetzt schon eine ganze Weile ohne wirkliches Ergebnis herumrecherchiere.

Es geht um Astilbe glaberrima, aus der durch eine Kreuzung mit Astilbe simplicifolia Mitte der 60er Jahre bei Blooms of Bressingham die bekannte Sorte 'Sprite' entstanden ist.

Während ich für alle anderen wichtigen Astilbenarten Jahreszahlen für die Einführung in die westliche Gartenwelt finden konnte, bleibt hier im Dunkeln, wann und was wirklich unter dem Namen Astilbe glaberrima nach Europa oder Amerika eingeführt wurde.

Es handelt sich hier vermutlich um die Varietät A. glaberrima var. saxatilis, für die ich als früheste Datierung "vor 1953" finde, da in dem Astilben-Guide des englischen Astilbensammlers Henry Noblett das Zitat von Amos Perry (1871 - 1953) zu finden ist "importet from Yakusima Island, Japan".

In derselben Veröffentlichung wird Perry jedoch auch bei Formen von Astilbe glaberrima zitiert, die als 'Yakushima Pink' und 'Yakushima White' bezeichnet werden.

In welchem Stauden-Standardwälzer (deutsch oder englisch) aus den 50er Jahren oder früher wird die Art A. glaberrima erwähnt und wie? Vielleicht hat ja hier auch jemang ein Faible für alpine Pflanzen. Dort könnte vielleicht auch etwas zu finden sein.

Ich bin jedenfalls am Ende meines Lateins und für jeden Hinweis dankbar.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: pearl am 28. November 2016, 22:16:01
.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: pearl am 28. November 2016, 22:21:27
.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 28. November 2016, 22:38:51
Pearl,

die Entstehung von 'Sprite' ist mir hinreichend genug dokumentiert. Aber die Blooms geben selbst keinen Hinweis darauf, woher die Mutterpflanze stammt bzw. wann sie nach Europa gekommen ist.

Es gibt auch noch andere Sorten aus der Abstammung von A. glaberrima und oder A. simplicifolia, deren Einführung ich nicht datieren kann. 'Willie Buchanan' und 'Inhriach Pink' aus der gleichnamigen Gärtnerei in Schottland zum Beispiel.

Und irgendwann muss die Elternart A. glaberrima, in welcher Form auch immer ja nach Europa gelangt sein.

Die BHL Biodiversity Library habe ich durchforstet. Bis zum II. Weltkrieg gibt es da in den englischen Gartenzeitschriften keinen Beleg.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: pearl am 28. November 2016, 22:46:48
troll, ein Missverständnis, ich kann zu Astilbe glaberrima nichts sagen. Meine Staudenliteratur gibt dazu nichts her.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 28. November 2016, 22:49:45
Schade... :'(

Sagen nicht einmal Schacht/Jelitto etwas dazu.

Ich muss gestehen, ich war immer noch zu geizig für diesen Standardwälzer. :-X
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: pearl am 28. November 2016, 22:55:16
doch, die sagen Astilbe glaberrima var. saxatilis Nakai (in England Astilbe glaberrima 'Saxatilis') Japan. ...

Im print Exemplar des RHS plantfinders gibt es Listen mit den Aufsammlungen und Daten der Exkursionen. Vielleicht auch online. Wie weit die zurückreichen weiß ich nicht. Mein inzwischen veralterte print Exemplar habe ich weggeschmissen. Die Dinger kosten um die 15 € und haben eine saumäßige Papierqualität, was total egal ist.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 29. November 2016, 20:29:01
Danke Pearl,

zumindest eine Fundstelle mehr, die zu belegen scheint, dass 'Saxatilis' wohl die ursprünglich nach Europa eingeführte Form sein dürfte. In anderen Publikationen findet sich Astilbe glaberrima var. saxatilis als Synomym von Astilbe glaberrima Nakai. (Z.B. The Plantlist aus Kew).


Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: pearl am 30. November 2016, 00:30:40
es ist ja so.

Astilbe glaberrima ist von Nakai, Autorenkürzel für Takenoshin Nakai, Gifu 9. November 1882 bis 6. Dezember 1952 Tokio, Professor der Botanik in Tokio, 1922 beschrieben worden.

Astilbe glaberrima var. saxatilis ist vom selben Autor 1987 beschrieben worden und Astilbe glaberrima var. glaberrima ist dann das Autonym.

Kew und Missouri Botanical Garden ... u.a. sind sich einig, dass es Astilbe glaberrima var. saxatilis überhaupt nicht gibt. Weder als Synonym, noch als unresolved. Die Liste der Astilben hier.

Der Zander ist mit dem Jelitto und Fritz Köhlein einig, dass es Astilbe glaberrima var. saxatilis Nakai 1987 gibt.

Nationale Interessen sind eben verschieden.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 30. November 2016, 20:46:30
Auch wenn es jetzt wirklich etwas speziell wird, bleiben wir zunächst bei der Botanik.

Ich habe folgendes gefunden...

Nakai hat offenbar 1922 zwei Formen von A. glaberrima beschrieben. Dies sind A. g. lusus saxatilis und A. g. lusus terrestris. Wenn man auf japanischen Webseiten surft, kommt man auf diese Webseite, die tatsächlich zwei völlig unterschiedliche Astilben zeigt. Die Pflanze in der oberen Bildleiste könnte nach diesen Beschreibungen der "lusus terristris" sein. :-\ In der unteren Bildleiste wird die zwergige Astilbe gezeigt, die vermutlich ursprünglich einmal nach Europa eingeführt wurde. Nur wann und unter welchem Namen? ???

Der Name "A. glaberrima var. saxatilis" wurde offenbar erst 1987 von dem japanischen Botaniker Hideaki Ohba auf Basis der "lusus saxatilis" geprägt.

The Plantlist kennt "var. saxatilis" als Synomym für die Art A. glaberrima Nakai. Auf Tropicos findet man sie jedoch als untergeordnete Taxa.

Noch verwirrender ist, das in Europa aber auch in Japan Astilbe glaberrima auch als "Astilbe thunbergii var. terrestris" (z. B. Cedric Basset, Pepiniere les Avettes und Crug farm) geführt wird und man auch noch "Astilbe japonica var. terrestris" findet. :P

Doch mich interressiert eigentlich, wie die Pflanze ausgesehen mag, die u. a. als Elternart für die Hybride 'Sprite' herangezogen wurde.

(Puh... hoffentlich funktionieren jetzt alle Links :-X)
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: lerchenzorn am 30. November 2016, 22:27:25
Die var. saxatilis finde ich bei theplantlist überhaupt nicht.  ???

Dass die saxatilis-Pflanzen zur Varietät umkombiniert wurden, ist fast schon eine Aufwertung, denn ein lusus ist eine taxonomisch noch geringere Bewertung,
eine Spielart oder zufällige "Laune der Natur". Dennoch bleibt es eine botanisch-systematisch eher untergeordnete Form, zumal schon A. glaberrima z. T. "nur" als Unterart von A. japonica angesehen wird.

Im Rothmaler Bd. 5 (2 Seiten) besteht offenbar auch keine völlige Klarheit, da in - 1 als var. der Art glaberrima, in - 4 als Synonym der subsp. glaberrima in A. japonica genannt. Wobei A. glaberrima insgesamt eine kleine und zartblättrige Ausgabe von A. japonica ist?

Aus all dem erfährst Du nichts über die Einführung und das Aussehen der ursprünglich eingeführten Pflanzen. Eins wird nur deutlich: Pflanzengruppen, deren Stellung in der biologischen Systematik weitgehend unbedeutend sein kann, weil es vielfache Übergänge zu den anderen Vertretern der Art gibt, können gärtnerisch einen völlig anderen, eigenständigen Wert haben.

Noch eins ist mir aufgefallen: Astilbe glaberrima als Art wird in den wichtigeren Staudenbüchern nicht genannt, auch als Hybridpartner für 'Sprite' nur die var. saxatilis. So z. B. in Jelitto/Schacht/Simon (2002) - leider auch dort nichts über die Einführung. Was Du vermutest, wird wohl stimmen: saxatilis ist die früh eingeführte Form, andere glaberrima-Formen sind vielleicht gar nicht eingeführt worden.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: pearl am 30. November 2016, 22:46:20

The Plantlist kennt "var. saxatilis" als Synomym für die Art A. glaberrima Nakai. Auf Tropicos findet man sie jedoch als untergeordnete Taxa.


troll, das behauptest du beharrlich, aber wie kommst du darauf? Astilbe glaberrima ist kein Synonym für irgendwas mit "var. saxatilis". Und Nakai ist der Autor! Ebenso wie der Autor von Astilbe glaberrima var. saxatilis auch Nakai ist, der oben von mir benannte Botanik Professor in Tokio, der in den 50er Jahren in Tokio verstorben ist.

Das einzige Synonym unter Astilbe glaberrima in der plantlist ist Astilbe japonica subsp. glaberrima (Nakai) Kitam.. Kitam ist das Autorenkürzel für Siro Kitamura 22. September 1906 bis 2002 Botaniker in Kyoto. Die nicht akzeptierte Benennung von Kitamura ist 1962 veröffentlicht. Quelle: theplantlist und Zander Enzyklopädie

Der Eintrag im Jelitto, den lerchenzorn auch erwähnt, ist von Fritz Köhlein, wie ich erwähnte und sagt gar nichts zum Jahr der Einführung in Europa.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: lerchenzorn am 30. November 2016, 22:57:27
Nakai hat offenbar 1922 zwei Formen von A. glaberrima beschrieben. Dies sind A. g. lusus saxatilis und A. g. lusus terrestris.  ...

... Der Name "A. glaberrima var. saxatilis" wurde offenbar erst 1987 von dem japanischen Botaniker Hideaki Ohba auf Basis der "lusus saxatilis" geprägt. ...

"Umkombiniert" heißt es, wenn eine Sippe in eine andere Rangstufe "einsortiert" wird. Ich denke, dass troll das meinte.  ;)
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: pearl am 01. Dezember 2016, 00:07:56
nee, ich habe falsch zitiert, du meintest das auch:

Die var. saxatilis finde ich bei theplantlist überhaupt nicht. 


deinen anderen Ausführungen stimme ich unumwunden zu!
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: pearl am 01. Dezember 2016, 00:28:34

Der Name "A. glaberrima var. saxatilis" wurde offenbar erst 1987 von dem japanischen Botaniker Hideaki Ohba auf Basis der "lusus saxatilis" geprägt.

... Auf Tropicos findet man sie jedoch als untergeordnete Taxa.


Astilbe glaberrima var. saxatilis (Nakai) H. Ohba - der Zander und der Jelitto/Köhlein lassen offenbar den Herrn Ohba unter den Tisch fallen. Das geht gar nicht! Die Publikation von 1987 trägt seine Autorenschaft!

Egal, im englischen Sprachraum gibt es diese lusus naturae nicht und auch keine Varietät saxatilis. Ein japanisches Hirngespinst, sowas wie Drachen oder Fuchsgeister.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: Inken am 01. Dezember 2016, 07:05:51
@troll, hast Du schon einmal über Ingwersen nachgedacht? Er war auch der Einlieferer von Astilbe glaberrima bei der RHS (1951).

edit: So weit waren wir im Mai schon. :-X ;D Auf ein Neues?!
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 01. Dezember 2016, 21:28:45
Heute zu dem Thema nur kurze Meldungen.

Ingwersen ist in Form von "Manual of alpine plants" gerade auf dem Postweg zu mir. Aber das Datum 1951 grenzt meine Fragen schon weiter ein. :D

Ich habe heute Abend nur ein wenig in den Bestandslisten botanischer Gärten herumgesucht. Kew und Wakehurst: Fehlanzeige. Der BoGa Edinburgh listet jedoch eine Astilbe glaberrima var. saxatilis (einschließlich korrekter Autorennamen). Allerdings wird die Herkunft mit "cultivated material" angegeben.

Über SysTax finde ich nur im BoGa Ulm A. glaberrima 'Saxatilis' also Status "Sorte". :-\
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: Inken am 02. Dezember 2016, 11:01:08
Alan Bloom schreibt in Alpine Plants of Distinction (1968): "Astilbe glaberrima saxosa is a real miniature, shiny of leaf and making a haze of tiny pale pink flowers on 5-inch sprays. This has produced recently a hybrid (crossed with A. simplicifolia) named Sprite, having the same growth but with a starry abundance of shell-pink flowers. It is 9 inches tall."
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 02. Dezember 2016, 20:19:16
Danke Inken :D

Nach dieser Information habe ich selbst vergeblich gesucht.

Bei mir ist heute Will Ingversens "Manual of alpine plants" eingetroffen. Zu Astilbe glaberrima schreibt er:

"For several years a dainty little astilbe has been in circulation and consideral demand. It came from Japan and is known both as A. g. 'Saxosa' and A. g. 'Saxatilis'. It would appear that neither name is valid. And that it should be correctly A. japonica 'Terrestris', but it is now so familar to us under the invalid name that i retain it. A perfect miniature, it forms neat tufts of finely dissected bronzed leaves and carries elegant 6 in. sprays of small pink flowers."

Als Ingwersen 1978 dieses Buch geschrieben hat, war der botanische Begriff Astilbe glaberrima var. saxatilis noch nicht publiziert und der Artstatus von A. glaberrima unter Botanikern offenbar noch umstritten oder wurde gar abgelehnt.

Obwohl aus dem Zitat zwar auch nicht herauszulesen ist, wie diese Astilbe genau in den Westen gekommen ist fügen sich diese Informationen zusammen mit deinen Funden über die Einlieferung von A. g. bei der RHS (1951) und dem Zitat von Allan Bloom endlich in ein zusammenhängendes Gesamtbild.

Langsam kommt Licht ins Dunkel. :D :D :D
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 02. Dezember 2016, 20:30:19
Bleiben noch die "offenen Baustellen" der Herkunft der sehr ähnlichen Astilbe glaberrima  'Yakushima' (oder 'Yakusima') und warum diese Zwergastilbe alsA. Thunbergii var terrestris beschrieben wird. :-\

Aber Cedric Basset kann man ja fragen und wenn beide wieder verfügbar sind auch bestellt.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 03. Dezember 2016, 20:56:34
Hat hier eigentlich jemand ein Ausgabe von Wilhelm Schacht "Der Steingarten und seine Welt", die älter als 1960 ist? Dort habe ich Astilbe glaberrima als "A. g. var. saxatilis" gefunden.
Titel: Re: Staudenliteratur nach dem II. Weltkrieg
Beitrag von: troll13 am 04. Dezember 2016, 20:10:08
Wenn ich Pflanzen auf japanischen Webseiten suche, lasse ich sie mir inzwischen über Google Chrome übersetzen und suche dann mit den Schriftzeichen für den japanische Schriftzeichen weiter.

Auch im Fall der ominösen Astilbe Thunbergii var. terrestris habe ich es versucht. やくしましょうま bedeutet übersetzt "Yakushima Astilbe" und man findet hier auf japanischen Seiten sowohl die Zuordnung zu Astilbe thunbergii als auch zu A. glaberrima.

Die Abbildungen, die man für diese Yakushima Astilbe findet lassen übrigens darauf schließen, dass es sich offenbar wirklich um eine recht variable Pflanze handeln muss.

Versucht es doch einfach selbst mal mit den japanischen Schriftzeichen in der Google-Suche.

Leider komme ich mit dem vollständigen botanischen Namen "Astilbe thunbergii (Sieb. & Zucc.) Miq. var.terrestris (Nakai) Ohwi" nicht weiter. :-\