garten-pur

Pflanzenwelt => Gemüsebeet => Thema gestartet von: cydorian am 29. August 2019, 13:39:51

Titel: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: cydorian am 29. August 2019, 13:39:51
Erstaunlicherweise war Eissalat hier offenbar noch nicht so ein eigenes Thema.
Nicht erstaunlicherweise misslingt mir der Eissalatanbau seit einigen Jahren regelmässig, aus denselben Gründen wie  einige andere Gemüsearten nicht mehr gehen: Verbrennt in der wochenlangen irren Hitze (dieses Jahr bisher 33 Tage mit über 30°C), er wächst nicht an, vertrocknet bzw. benötigt Dauerberegnung. Selbst jetzt noch, Ende August will er in der Hitze nicht wachsen, Blätter bekommen rötlichen Rand, werden matt und die Pflanze bleibt klein. Daneben wuchern Auberginen, Melonen, Edamame, Lulos, Süsskartoffeln in der brütenden Hitze, aber ich will halt auch mal Eissalat.

Die wirklich gut schmeckenden alten Sorten wie Laibacher Eis und der Grazer Krauthäptel werden als hitzetolerant angepriesen. Das war wohl noch zu Zeiten, als Hitze 28°C bedeutete. Jetzt sind es 38°C. Neuere Sorten wie die aus der Great Lakes Serie taugen für meinen Geschmack nichts, kaum Geschmack, zu dicke Blätter. Wer auch in den wärmeren Gegenden gärtnert: Wie macht ihr das, kriegt ihr das hin mit dem Eissalat, gibts da Erfahrungen mit noch besser hitzefesten Sorten im Stil des Krauthäuptel oder Laibacher Eis?
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: Nemesia Elfensp. am 30. August 2019, 01:15:30
Hallo Cydorian,

Ich denke, es ist nicht so sehr ein Sortenthema (welche Sorten "funktionieren" in den heisseren Sommern), sondern eher ein Jahreszeitthema (welche Zeit des Jahres passt nun für die gewünschten Sorten).

Dem Buch "Frisches Gemüse im Winter ernten" v. Wolfgang Palme liegt ein modifizierter Anbaukalender bei. Dort werden Eisbergsalate Anfang August gesät, Ende August ausgepflanzt und im November, Dezember und Januar geerntet.

Schau Dich doch mal auf der Zinsenhofseite um. Seid vielen Jahren führt Herr Palme dort mit seinem Team Anbauversuche durch.
Zitat
Abteilungsleitung
DI Palme Wolfgang
HBLFA-Schönbrunn
Tel: 01 8135950 331
  w.palme@gartenbau.at

Es gibt einen Bericht zum Thema: "Erfahrungen Hitzeschäden"

In 2013 gab es das Thema Wintersalate.

Ich könnte mir vorstellen, dass Wolfgang Palme ein guter Ansprechpartner für das Thema "Eisbergsalate im Klimawandel" ist.

LG
Nemi
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 30. August 2019, 01:27:29
Willkommen im Stressklima. Was manche bevorzgte Randregionen mittlerweile lernen müssen, ist anderswo schon lange Realtität. Diese Regionen haben mittlerweile von den Züchtern eigene Sorten bekommen.
Habe zufällig gerade einen kleinen Salatversuch laufen, Standartsorte Laibacher Eis steht vorne am Weg die Reihe.
Die Pflanzenausfälle sind teilweisse Wetterbedingt (Anzucht bei über 40°C im 4cm Topf gefolgt von 2 mal Starkregen in der Auspflanzphase und damit teilweisse Staunässe). Das was das überlebt hat wird zunehmend von Wurzelbohrern oder Gemüseeulen von der Wurzel befreit und ist damit auch nicht mehr wuchsfähig.
Vor ein paar Tagen war das Bild abgesehen von den Totalausfällen noch ok. Düngung keine, wässern nach Bedarf.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 30. August 2019, 01:30:40
2 Gewitter und einmal Hagel später ist alles reif zum einarbeiten. Die erste Sorte komplett geschossen (2 Reihe vom Zaun, die übernächste gerade dabei).
Das sind die Zuchtlinien der Schweizer Sativa Rheinau. Mag dort evtl. funktionieren, im Stressklima nicht.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 30. August 2019, 01:32:37
Laibacher Eis, zerfleddert vom Hagel, da bringt giessen oder Pflege nach Gefühl und keine Ahnung was nichts mehr. Ist eben Totalausfall. Hier ein Eemplar das von Anfang an nicht richtig mitspielen wollte.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 30. August 2019, 01:36:36
Auch wenns mit Eisberg nichts zu tun hat: Salanova Crispy Linie ist durch den eher auf Erdniveau ausgerichteten Wuchs weniger gefärdet durch Hagelmassaker.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 30. August 2019, 01:42:23
Die großen Züchter haben regionale Eisbergsalatsorten im Programm, die schlagen sich auch ganz gut wenn man hier so über die Äcker guckt, bleibt nur die Frage, wie man als Hobbygärtner an Saatgut rankommt.
Wenn man die lokalen Sortenkataloge durchgewälzt hat und sich für was entscheiden kann, könnte man es notfalls auch über England wieder zurückeinkaufen.
In Spanien klappt das schließlich auch mit Eisberg, wenn auch nicht über das ganze Jahr. Ist wie hier in der Pfalz: Düngung (Stickstoff) muss auf den Punkt sein, Bewässerung auch. Fehlts irgendwo, ist garnix außer Putzabfall zu holen.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: cydorian am 30. August 2019, 11:44:10
Deine Bilder (Danke) ähneln frappierend der Situation auf meinem Eissalat-Beet. Das ist auch bei mit seit ein paar Jahren der Normalfall geworden, anfangs habe ich es auf Pflanzfehler, Bodenprobleme, Mehltau, ungleichmässige Wasserversorgung geschoben. Ein paar Pflanzen wachsen gar nicht erst an, andere kommen nicht vom Fleck, frühes schiessen und altwerden ohne Kopf. Die Bestände werden stetig lückiger, bis zum Schluss nichts übrigbleibt.

Wir haben in der Gegend grosse Salatplantagen mit vielen Sorten, auch Eissalat, das ist Vertragsanbau für Gartenfrisch Jung - die mit den Fertigsalaten im gesamten Einzelhandel. Da klappt es besser, aber auch nicht immer gut. Auffallend ist dort allerdings, dass permanent mit grossen Wassermengen und gewaltigen Pumpen überkopfberegnet wird. Ausserdem sehen die Salate etwas anders aus wie die Sorten, die ich kenne. Das spricht für die Ansicht, dass es von den Züchtern auch andere, angepasstere Sorten gibt.

Schon die Keimung ist ein Drama. Mittlerweile mache ich das in Pflanzplatten, die ich für ein bis drei Tage in den Keller stelle. Im Freiland in einer kühlen Ecke klappt es schon lange nicht mehr, denn die kühlen Ecken liegen auch weit über 30°C. Nicht mal jetzt, Ende August ist das viel besser.

Auf der Zinsenhofseite hab ich mal gesucht, viel steht da aber nicht über Eissalat. Und wenn, dann nur dass es nicht klappt. Versuch 2017, Grazer Krauthäuptel: Ausschussquote 70%. Und das war im Frühjahr. "kam mit der Hitze nicht zurecht" sagt er. Naja, das kenne ich selber. Auch diverse andere, moderne Sorten lagen bei 40-50% Ausschuss.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 30. August 2019, 13:58:01
Die Keimung und Anzucht ist wirklich ein Thema für sich. Ohne kühlen Kellerraum war es die letzten Jahre nicht mehr möglich. Hat man Sorten, die recht unterschiedlich schnell auflaufen, sind die einen vergeilt bevor die anderen überhaupt gekeimt sind. Keimblätter bei knapp 25°C über 10 Stunden im `Schatten´ bedeutet schon Hochstammsalat.
Hat man rausgefunden, wie man das in den Griff kriegt, kommt der Gießmarathon. Nicht zu feucht, nicht zu nass, also mindestens 2mal am Tag wässern. Da rentiert sich Anzucht im Presstopf oder Miniplastiktopf/MTP nicht wirklich und die Qualität bleibt fraglich (im Bild bei mir wurden die Reihen zum Weg später gepflanzt, da Garten und Jungpflanzen in MTP abgesoffen waren. Der Ausfall wird zum Weg hin deutlich größer). Wurzelnackt verpflanzen aus dem Anzuchtbeet im Freiland wäre denkbar, tja, wenn man ihn dort zum keimen bringt bei über 40°C Bodentemperatur in der Keimzone...
Ich kanns verstehen, dass man Salatsetzlinge im Sommer zukauft. Die Wunschsorte gibts dann eben meist nicht.

Ausfallquoten bzw Fehlstellen halten sich im Profianbau ziemlich in Grenzen, Ausschussquote 70% hat mich jetzt mal neugierig gemacht. Hier berichten sie von Abernteraten in 2015 (warm) von 68-80% bzw bei Bio-Eissalat von 40-75%. https://refowas.de/images/Refowas_DGG_2017.pdf
Im Hobbygarten brauchts keine Handelsqualitäten, da könnte es mehr als die unteren 40% sein. Mit selbstgezogenen Pflanzen siehts hier in der Gartenanlage meist schlechter aus. Macht aber auch fast keiner mehr, seitdem die Gartencenter Salatsetzlinge verkaufen. Ich denke in der Jugendentwicklung darf nichts schieflaufen, sonst wird das später im Beet immer mehr.

Wassergaben von 25mm sind hier auch im Feld üblich, wenn bewässern, dann richtig und für ein paar Tage. Beetanbau wegen Drainage um Staunässe zu vermeiden.

Wie hattest du dieses Jahr den Salat gedüngt? War geschätzt eher viel Stickstoff bei der Pflanzung im Beet oder eher wenig? Der Bedarf steigt bei Salat irgendwann sprunghaft an und will dann auch bedient werden. Mit organischen Düngern beim salzempfindlichen Salat nur schwer zu schaffen. Die passende Vorkultur wählen ist da vermutlich besser.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: cydorian am 30. August 2019, 15:40:20
Den dünge ich nicht mehr extra, sondern nehme Leguminosen als Vorkultur. In der Regel Ackerbohne oder Buschbohne, Wurzeln bleiben wie üblich im Boden. Der zu schwere, zu humusarme Boden (laut Bodenuntersuchung) bekommt ausserdem jedes Jahr etwas abgelagerten Pferdemist oberflächlich eingebracht. Die Frage nach einer Düngung das wachsenden Kopfes stellt sich schon lange nicht mehr, weil die Köpfe gar nicht mehr so weit gekommen sind. Alles stirbt oder bleibt einfach stehen. Pflanzen mit mehr Schatten gedeihen auch nicht besser, sondern schiessen schneller.

Die gekauften Setzlinge unbekannter Sorte gelingen ein wenig besser, aber noch lange nicht gut. Das Hauptproblem ist, dass die mir nicht schmecken. Die alten Eissalatsorten finde ich unerreicht. Verkauft werden offenbar "no brain" Sorten, so robust wie möglich, alles andere ist egal. Dem Kunden ist ein mässig schmeckender Kopf halt lieber wie eine eingegangene Pflanze. Aber dann kann ich den Salat auch gleich fertig gewachsen kaufen und spare mir die frustrierenden Anbauversuche, pflanze lieber mehr Paprika auf der Fläche...

Gegen unterschiedliche Keimbedürfnisse nehme ich zerlegbare Pflanzplatten. Man kann sie in 2x6er Teilplatten aufbrechen oder grössere Einheiten zusammenlassen. Jedes Plättchen kriegt sein Eckchen :-)
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 31. August 2019, 11:14:41
Versuche mal einen etwas größeren Wurzelballen für etwas mehr Reserven beim einwachsen und den Boden etwas mehr und wenigstens 10cm tief lockern. Angiessen die ersten 5 Tage mind. täglich als ob sie noch im Anzuchttopf stehen würden.
Beim ersten angiessen direkt nach dem pflanzen auch mal 2-3 Pflanzen mit etwas flüssigem Stickstoff düngen, Brennesseljauche oder ähnliches wenn du keinen mineralischen N nehmen willst.

Sie wollen wohl nicht recht einwachsen und wenn sies doch tun, kommt irgendwas und macht die Wurzeln klar.

Wenn du Paprika machst passt im Frühjahr Salat zwischen die Pflanzen und machen Platz wenn die Paprika groß ist. Wachsen diese frühen Salate normal?
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: cydorian am 31. August 2019, 12:55:25
Den grösseren Wurzelballen habe ich mir tatsächlich schon überlegt, aber gezögert weil das wieder neue Anzuchtplatten bedeutet. Ist auch gar nicht mal so einfach, taugliche Anzuchterde zu bekommen, jedenfalls hier, wie sind halt abseits grosser Läden. Irgendwann machen wir die Töpfe noch grösser und ziehen alles bis zu Ernte im Keller :-)

Zitat
Wenn du Paprika machst passt im Frühjahr Salat zwischen die Pflanzen und machen Platz wenn die Paprika groß ist. Wachsen diese frühen Salate normal?

Habe ich so schon probiert. Und auch mit Halbschatten experimentiert. Beim setzen zwischen Jungpaprikapflanzen ist es misslungen. Die Paprika stehen an den sonnigsten Stellen und benötigen zu lang, bis sie irgendwas beschatten. Im Juni, wenn die Sonne steil von oben brennt und es schon Wochen mit >30° hat, ging der Salat genauso drauf. Vielleicht klappt es mit kleinbleibenden Paprikapflanzen besser, die man dann von Anfang an enger gesetzt hat. Ich habe im Freiland starkwachsende Sorten, die fangen zwar auch klein an, sind aber jetzt 1m hoch und der Bestand ist fast geschlossen. Eine meiner Habaneros hat jetzt 1,50m.

Mit Beschattung hab ich schon einiges ausprobiert. Letztes Jahr ein Experiment auf einem Beet, das im Süden Schatten duch eine 2m hohe Wand hatte. Also Morgensonne, Abendsonne, aber Schatten in der Tagesmitte. Zwei Reihen Salat gepflanzt, die gerade auf die Wand zulaufen. Ergebnis: Was noch vollsonnig stand, ist wie gewohnt verbrannt. Gelegentliche brauchbare Kopfbildung mit Bestpunkt bei 4 Stunden Mittagsschatten, dann schwache Kopfbildung bei mehr als vier Stunden Schatten, je mehr Schatten desto lockerere oder früh geschossene Köpfe. Mit anderen Worten, die Kante bei der etwas noch gelingt ist extrem schmal und verändert sich auch noch durch den veränderten Sonnenstand im Jahreskreis.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 31. August 2019, 22:29:08
Die Schattengeschichte ist zwiespältig, Salat wächst selbst in Spanien in Sonne pur und auch bei uns an Tagen mit 16 Stunden Sonnenschein ohne Probleme.
Was der Schatten macht ist Wurzelprobleme kaschieren. Kann man austüfteln mit wann wieviel und von mir aus noch Schirm hinstellen wenn es den Platz im Halbschatten unterm Baum nicht gibt, das lenkt aber nur vom Kernproblem ab und bringt einen nicht weiter.

Es spricht irgendwie vieles für ein Bodenproblem bei dir, nicht unbedingt die Struktur, eher was tierisches oder pilzliches.
Von wegen großen Wurzelballen und auspflanzen gleich sparen (das perverse ist gepflanzter Feldsalat wird heute auf dem Acker fast schon so gemacht), es geht auch die andere Richtung, 1 bis 1,5cm Topf, Salat am kühlen Ort zum keimen bringen und wenn die Erde fest genug gepresst ist klappt das auch mit dem rauspopeln und auspflanzen. Hinterher muss man nur gucken dass beim anwachsen der oberste Zentimeter vom Beet nicht austrocknet. Angiessen ist nicht, da beerdigt man die Minis, ein Regner mit feinem Tropfenbild oder schmale Einstellung der Brausen mit 8 verschiedenen Sprühbildern, da steht man sich aber die Knie in den Bauch wenns warm ist. Zudem verstärkte Unkrautkeimung.
Nährstoffe sollten dann vorher schon ordentlich im Beet sein und auch oberflächennah. Also beste Ergebnisse bei sowas zB nach 4 Wochen Unkrautkur mit 2-3 mal hacken ohne das es zwischendrin abgesehen vom Schlauch mal geregnet hätte.

Die Bodenprobleme angehen, vielleicht mal ein kleines Teilstück abstecken und Kalkstickstoff 2-3 Wochen vor der Pflanzung einarbeiten. Evtl bringts ein bisschen was, und wenns nur die Düngewirkung ist.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: Conni am 31. August 2019, 22:45:57
Tut mir leid, aber ich versteh das Problem nicht. Wenn im Hochsommer Tomaten und Paprika reif sind und Salate üppig, prächtig, saftig, aromatisch und farbenfroh liefern, muß ich keinen Blattsalat erzwingen wollen, der zu der Jahreszeit schlicht nicht will.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 31. August 2019, 23:56:23
Bei der Frage ob die frühen Sätze was werden, also wenn Anfang oder Mitte Mai rum gepflanzt wird, ging es mehr darum abzuklären, ob ein biologisches Bodenproblem vorliegt. Im Frühjahr kriegt man solche Sätze immer durch wenn das gröbste beachtet wird, aber weiter in den Sommer rein sind die Probleme präsenter und das Wetter harscher, dann werden einfach manche Dinge deutlicher.
Salat ist prinzipiell das ganze Jahr über möglich. Falsche Sorten wachsen immer, schiessen nur wenns keine Sommersorten sind oder kriegen physiologische Probleme. Auf Raten absterben hat nichts mit falschen Sorten oder falsche Jahreszeit zu tun. Da ist was da, was nicht stimmt, und das gilts rauszufinden oder zu umgehen.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 18. September 2019, 01:26:09
So, jetzt wäre September und man könnte wieder Salat gebrauchen, weil die üppig wachsenden Sommersalate der (Spät)Frühjahrspflanzung aufgegessen sind.
Hier ist nun auch Laibacher Eis mit Blütenknopse. Ausgesäht am 2. Juli.
Von 7 Sorten 7 geschossen, rechne ich die beiden Salanovas mit ein, von 9 Sorten immernoch 7 geschossen.
Hier das Schlachtfeld der Schweizer Biozuchtlinien, ganz rechts Laibacher Eis, links davon soll die Zukunft sein.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 18. September 2019, 01:29:36
Hier nochmal der Vergleich Bio-(Bremia)Feldtoleranzzucht (Zuchtlinien, noch kein Sortenname, Versuchssaatgut) zu konventionell (Bremia)Resistenzzucht (Salanova). Bremiaresistenz ist wohl nicht alles. Die linken Salate könnte ich bei den Hühnerzüchtern noch gegen Eier eintauschen. Rechts wäre sogar noch verkaufsfähig.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: cydorian am 18. September 2019, 20:57:10
Deine Versuchssorten hast du wohl von hier? https://www.rijkzwaan.de/sites/default/files/rz_salat_spezial_ferbuar_2017_screen.pdf

Laibacher Eis gelingt mir schon seit Jahren nicht mehr und der Grazer Krauthäuptel fast nicht. Früher war das anders. Neuzüchtungen schön und gut, aber ich habe nur welche mit starken Abstrichen beim Geschmack erlebt. Grün gefärbtes Knitterpapier, optimiert auf Konsistenz, Optik und automatisierte Feldtechnik, Geschmack irrelevant. Wozu anbauen? Sowas kann ich auch billig kaufen. Laibacher Eis nicht.

Die frühen Sätze gelingen so wenig wie die Späten. Was soll man da auch erwarten? Im April bis zu 30 Grad (die Woche bis zum 25. April) und Sonnenbrand, dann im Mai Bodenfrost und arschkalt, bevor es im Juni die erste Woche durchgängig wieder von 5 über 30° hochknallt, auf den Beeten zwischen der Bebauung werden es bei wenig Wind noch weit mehr. Das ist die neue Realität. Kümmern oder schiessen. Gewiss ist der Boden schwierig, er ist flachgründig, schwer und verschlämmt leicht. Immerhin klappte es in früheren Jahren und unterschiedliche Beete mit verschiedenen Methoden (mal Kalkstickstoff - vorbehandelt, mal mit mehr organischem Material eingearbeitet, mal mit viel Kompost, mal auf dem Hügelbeet) ergaben keine Unterschiede.

Tut mir leid, aber ich versteh das Problem nicht. Wenn im Hochsommer Tomaten und Paprika reif sind und Salate üppig, prächtig, saftig, aromatisch und farbenfroh liefern, muß ich keinen Blattsalat erzwingen wollen, der zu der Jahreszeit schlicht nicht will.

Um den Hochsommer gehts mir nicht, den habe ich schon vor Jahren abgehakt. Aber wenigstens in Frühling oder Herbst wäre mal ein Eissalat ganz nett.

Nicht immer nur Radicchio. Glücklicherweise mag ich Radicchio sehr und all die guten italienischen Sorten gelingen ganz prächtig. Eigentlich der einzige Salat, der quer durch alle Sorten durchgängig gelingt. Es wundert mich auch bei anderen Gemüsearten immer wieder, wie italienische Angaben zu Wachstumszeiten der Vergangenheit der Gegenwart bei uns entsprechen.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 19. September 2019, 00:26:15
Die Situation wie du sie beschreibst passt hier fast wie Arsch auf Eimer. Nur das es im Juni gleich auf 35 statt 30 hochknallt, schön zusammenfallend mit Frühjahrstrockenheit. Sprühkühlung als Abhilfe, naja, nicht jeder Arbeitstag ist ultraflexibel mit Feierabend. Und im Herbst, wäre ja schön wenns dann mal laufen würde, nein, Radicchio stirbt gerne an Bakteriosen bevor man was abschneiden kann.

Die Versuchssorten kommen aus der Schweiz, Sativa Rheinau. https://www.mit-vereinten-gaerten.org/
Die Salanovas waren als Jungpflanzen zugekauft, aber ja, Rijk Zwaan sind diejenigen welche. Haben viel süß drin, Shelf Life usw, Convenience auch noch, vieles was man nicht braucht, dummerweiße stehen viele Leute aber da drauf und finden solche Sorten aus einem Hobbygarten geil. Gehen jedenfalls weg wie blöd. Kantinenhobbygourmets auf VOX wohl.
Naja, vom Wuchs und Stresstoleranz wie Hitze usw haben sie eben etwas, man müsste solche Sorten vielleicht auch mal mit der gewissen Aromatik verbinden.
Das haben die großen Züchter vor 20 Jahren mit den Tomaten verstanden, vielleicht wäre es auch mit Salat irgendwann denkbar. Zumindest solange der Fernsehgourmet von Geschmack nicht abgeneigt ist. Aber wie bringt man das den Züchtern und den Salatessern näher?

Dem Laibacher Eis und den anderen habe ich heute jedenfalls mit dem Mulchmäher die Blüte abrasiert, den Rest untergefräst und das wars dann wieder mit der Sichtung von dem, was vor 10 Jahren als Hype durch die Medien schwappte, spezielle Biosorten züchten, die alles und noch viel mehr haben. Geschmack der alten Sorten, aber robust und angepasst an den Klimawandel.
Nur wegen diesem Getöse habe ich die Salanovas daneben gepflanzt, um zu sehen, wer die letzten 10 Jahre seine Hausaufgaben gemacht hat.

Wiederfinden tue ich mich bei keinem von beiden.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: cydorian am 19. September 2019, 10:45:31
Süss drin, das trifft es. Alles muss süsslich sein... früher gab es noch Sorten wie "Wiener Gelber Sauersalat". Die Salatklassiker sind nicht süsslich, sondern säuerlich mit einer Spur Herbheit, im Aroma eine Kombination aus Butter und grünem Blatt. Achja.

Sprühnebel, per Zeitschaltuhr in der Nachmittagshitze für ein paar Stunden, vielleicht wär das was. Bislang habe ich allerdings noch keine tauglichen Sprühnebeldüsen gefunden. Meist scheint da zu viel Wasser durchzukommen und die erzeugte Tröpfchengrösse ist nicht klein genug.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 19. September 2019, 22:13:34
Ja, das Butteraroma bei Salat. Kennt man heute fast nicht mehr.

Düsen nehme ich von den Ausleger-PSM-Spritzen die alten Flachstrahldüsen (nicht die neuen grobtropfigen Injektordüsen). Hersteller sind Teejet, Lechler. Veejet kannst du auch mal angucken. Bei den Herstellern findet man auch Tabellen zu Tropfengrößenverteilung, Sprühbild usw.
Die Billigvariante ist Terassenkühlung bei google eingeben und für unter 20€ was aus China bestellen.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 24. September 2019, 21:27:19
Hier mal 2 Bilder dazu. Ich lasse sie meistens länger laufen um schondend zu bewässern. Der 4er Balken zerstäubt 12-15Liter pro Minute, mein 3er rund 10Liter.
Unabhängig davon ist diese Wasserspielvariante im Sommer Wassersparender als das Planschbecken, das nach einem Tag schon zu warm ist.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 24. September 2019, 21:27:58
Mit Spritzbalkenansicht.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 22. Juli 2022, 14:12:41
Aktuell stehen hier Zuchtlinien von Sativa. Die haben den Hochsommer bzw die Hitzewelle der letzten Tage nun auch nicht überlebt.

Deutlich erkennbar: Randen
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 22. Juli 2022, 14:13:25
Zudem sind die Kopfsalatähnlichen und andere geschossen.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: cydorian am 22. Juli 2022, 14:40:21
Mein Beileid. Hat eben alles Grenzen. Hier ist noch viel mehr hin, amtlich >40°C. Die häufigsten Spätfröste im Frühjahr und die heftigsten Hitzespitzen im Sommer, ich sollte mitsamt dem Garten auswandern...

Aber ich habe ein paar weitere Erfahrungen, auch positive. Erstens mal: In praller Sonne kann man es vergessen, jedenfalls hier. Egal was. Da gehen um diese Jahreszeit nur Jungpflanzen von Radicchiosorten, die man dauernd besprüht oder wenigstens 4x täglich giesst. Alles andere ist einfach nicht praktikabel. Es verbrennt.

Also Beschattung. Hatte ja mal eine lange, gerade Salatreihe gepflanzt: Vom Schatten einer nachbarlichen südseitigen Riesen-Folien-konstruktion für Gurken und Tomaten geradewegs Richtung Norden in die volle Sonne. Ergebnis war, keine Kopfbildung im Schatten. Bekannt. Dann standen die Salatpflanzen in der Reihe immer sonniger nach Norden hin. Ergebnis war, die Hitze-Todeszone begann bereits, bevor die Pflanzen genug Licht für Kopfbildung hatten. Fehlschlag. Es gibt keinen brauchbaren Kompromissbereich.

Dann habe ich mich auf Sorten verlegt, die sortenbedingt gar keinen richtigen Kopf bilden und die (vermutlich deswegen) als halbschattenverträglich bezeichnet werden. Und das funktionierte tatsächlich. Zuerst mit der Sorte "Leny", ein Bataviasalat, das ist der Stil den ich wollte. Gut verwertbare schöne Blätter, knackig, wuchs im Schatten der Nachbarskonstruktion, ohne zu schossen, ohne Blattbräune. Aber nicht in der vollen Sonne. Das klappt mit keiner Sorte mehr. Nachteil: Nicht grad meine geschmackliche Richtung, leicht süsslich, ein typischer "moderner" Salat mit wenig Aroma, wenig Säure.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 15. August 2022, 09:50:11
Kein Eissalat, sondern mehr Kopfsalat aber Salanova-Typ.

Aussaat war am 5.6. Durch die trockene Hitze ist er im Wuchs stark gebremst, aber immerhin gibts keine Schosser.


Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 15. August 2022, 09:51:39
Lässt sich anschauen, der Hawking.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: cydorian am 15. August 2022, 15:16:17
Hab heute die letzten Pflänzchen "Carmen" (es20) ausgepflanzt (nachdem man heute wenigsten mal bis 11 arbieten konnte, ohne zu zerfliessen). Bataviasalat von Sativa. "Unempfindlich gegen Randen, verträgt Hitze sehr gut und schiesst spät". Mal sehen, ob er im Herbstanbau noch was wird und ob er schmeckt, ob er die heute übliche süssliche Krachpappe ist. Hattest du den schon mal im Sommeranbau?
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 15. August 2022, 15:19:34
Sorten hatte ich noch nicht von dort, nur Zuchtlinien.
Die eher süssliche Krachpappe ist mir in den Sativasalaten noch nicht aufgefallen. Eher aromatisch mit manchmal der notwendigen Bitternote.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: Bambulko am 14. September 2022, 23:18:53
Salate waren dieses Jahr eine Katastrophe bei mir. Entweder schlecht gewachsen, geschossen, oder von Schnecken gefressen. Und jede Kombination davon.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: cydorian am 15. September 2022, 09:59:55
Schnecken lassen sich bekämpfen, Schneckenzaun, Mittelchen. Die letzten Tage Starkregen, man sollte nicht glauben wie viele Schnecken nach der monatelangen trockenen Hitze plötzlich da sind.
Aber Hitze? Klimaanlage im Garten ist nicht einfach.

Ich habe nochmal Spätaussaaten von Bataviasalat probiert, "Carmen" von Sativa, "sehr hitzefest". Ergebnis: Die Hälfte ist draufgegangen, nämlich dort wo er an gut besonnter warmer Stelle stand. Viele blieben verzwergt, ein Drittel wächst gut, genauergesagt die Pflanzen hinter anderen Kulturen, die ja nach Sonnenstand leicht beschatten.

Allerdings: Sehr typisch für das "neue" Klima, nach der Hitze bereits Mitte September der extreme Absturz bis Bodenfrost oder knapp davor. Die Vegetationszeit ist so kurz wie nie zuvor. Im November gibts dann wieder 20°C, so ist das heute. Gute Köpfe wird der nicht mehr bilden. Gemässigte Phasen, lange genug andauernd für solche Kulturen - das war einmal.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: thuja thujon am 15. September 2022, 13:13:03
Ich finde es ok aktuell. Bleibt nur abzuwarten was der falsche Mehltau macht nach 4 Tagen Regen.

Gegen Hitze hilft nur tagsüber in den wärmsten Stunden beregnen.

Der Satz auf dem Foto wurde am 17.7. gesät.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: cydorian am 15. September 2022, 18:19:43
Gleicher Boden, gleicher Aussaatzeitpunkt, gleiche Sorte. Bodenfarben liegen am Licht bei der Aufnahme, sind in Wirklichkeit gleich.
Oben: Stand hinter licht südseitig wachsenden Zuckermaispflanzen.
Unten: Stand nach Süden frei und nach Osten vor einer weissen Mauer.

(https://forum.garten-pur.de/index.php?action=dlattach;topic=65680.0;attach=873106;image)
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: biene100 am 15. September 2022, 18:54:05
Sehr interessant, Cydorian!

Thuja. das Beet  sieht ja super aus.

Ich habe heuer erstmals im September meinen Grazer Krauthäuptl. :D  Kann aber nicht mehr sagen, wann ich gesät habe, hat aber zufällig gepasst, und das weitere Wetter auch.
Mein Gemüsegarten liegt auf 600m am Südhang. Sonne von morgens um 7 bis 18 Uhr. Bei meiner Schwester, gut 100hm höher und nicht sooo sonnig wie bei mir geht der Salat den ganzen Sommer. Am Schönsten ist er natürlich im Mai, aber sie hat wenigstens. Wir tauschen dann schonmal Salat gegen Tomaten. :-)
Und wir sind ja so heikel, wir wollen nur den alten Grazer Krauthäuptl, so wie er früher mal war. Ich nehme selber Samen ab. Der kracht nicht, der ist zartknackig.
Titel: Re: Eissalat in der Hitze
Beitrag von: cydorian am 15. September 2022, 20:11:38
Diesem Salattypus trauere ich nach, Grazer Krauthäuptel. Früher ging das oft noch im Frühling, heute gar nicht mehr.