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Garten- und Umwelt => Quer durch den Garten => Thema gestartet von: max. am 03. Juni 2008, 21:01:26

Titel: "wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: max. am 03. Juni 2008, 21:01:26
in gärten gepflanzt werden sie ja inzwischen allenthalben, aber sie unbeaufsichtigt und in freier wildbahn zu sehen war für mich sehr überraschend:
entlang einer kalkböschung, die eine berühmte weinlage in der pfalz begrenzt, habe ich vor ein paar tagen etwa ein dutzend feigenbüsche unterschiedlichsten alters gesehen. die älteren, bis vielleicht 4 meter hohen pflanzen waren sehr gut behangen mit nußgroßen, natürlich noch unreifen früchtchen. es gab aber auch einige jungpflanzen. einige der sträucher waren mit motorsensen dicht über dem boden zurückgeschnitten worden, hatten aber wieder ausgetrieben - für mich ein hinweis darauf, daß die pflanzen sich offenbar ohne menschliche hilfe verbreiten, jedenfalls nicht gefördert werden.
kennt jemand weitere standorte von ausgewilderten feigenbäumen im forumsland?



Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: Lilo am 03. Juni 2008, 21:39:14
Vor Jahren habe ich beim Roden der Brombeeren in meinem Garten mittendrin einen Feigensämling gefunden. Ich habe ihn geborgen und umgepflanzt.

Im verwilderten Nachbargarten wächst ein Baum, den habe ich schon als Kind gekannt. Drei bis vier Meter wird er hoch sein.
Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: Susanne am 03. Juni 2008, 23:01:54
Zitat
kennt jemand weitere standorte von ausgewilderten feigenbäumen im forumsland?

Ich wiederhole es ja gerne...
Vor Jahren haben wir auf dem Parkplatz unsere Kleingartenvereins im Gully einen Feigenbaumsämling entdeckt. Er wurzelte zwischen Gullydeckel und Abflußrohr und war, der Triebdicke nach zu urteilen, mindestens schon ein Jahr alt.

Letztes Jahr habe ich in Neuss an der Gielenstraße einen schon gut 70 cm hohen Feigenbaum gesehen, der zwischen Böschungsmauer und Bürgersteigpflaster wuchs. Der Bürgersteig verläuft unterhalb des Bahndamms und wird so gut wie nie benutzt, auch nicht gepflegt. Möglich, daß der Baum noch da ist.

In unserer Kleingartenanlage finden sich inzwischen dreimal soviel Feigen- wie Birnbäume.
Ich gehe davon aus, daß sich die Tierwelt an das veränderte Nahrungsangebot hält und dadurch zukünftig viele Feigenbäume wild wachsen werden.


Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: Crispa † am 03. Juni 2008, 23:42:27
Auf meinem Kompost habe ich vor 4 Jahren einen Sämling gefunden. Wie er dort hingelangte kann ich mir nicht erklären, denn ich habe nie Feigenreste dort hingeworfen, da wir nie welche kaufen oder essen.

Ich habe ihn inzwischen umgeplanzt und er hat bisher drei Winter in Norddeutschland gut überstanden.
Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: lerchenzorn am 04. Juni 2008, 00:09:45
Sogar hier im Osten habe ich über Jahre einen Winzling am Fuß einer Hausmauer, im Schnitt mit dem Gehweg-Pflaster beobachtet. Ob er letztlich erfroren ist oder herausgekratzt wurde, weiß ich nicht.

Susanne wird Recht haben: Walnüsse wachsen hier jetzt schon in den Stadtwäldern spontan zu fruchtenden Bäumen heran, die Rosskastanie macht sich ganz langsam auf den Weg. Früher sind sie beide als wilde Sämlinge nicht über die ersten Jahre hinaus gekommen.
Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: Grasmuck am 04. Juni 2008, 05:59:03
In Wien gibz auch einiges davon. Sämlinge immer wieder, große Sträucher entlang des Donaukanals und anderswo.
Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: max. am 04. Juni 2008, 21:29:16
Zitat
...In unserer Kleingartenanlage finden sich inzwischen dreimal soviel Feigen- wie Birnbäume. ...

man sollte jetzt antizyklisch handeln und vermehrt blaufichten, cotoneaster und vor allem forsythien pflanzen , um beizeiten dem drohenden feigeneinerlei paroli zu bieten.
Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: Susanne am 05. Juni 2008, 05:52:05


Danke, wir haben bereits mehr Forsythien und Cotoneaster als der Mensch zum Überleben braucht... ::)

Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: paulche am 06. August 2012, 23:06:00
Ich denke, das Vögel u.a. Tiere bei der Ausbreitung der Feigen helfen, indem sie weggeworfene Feigenreste fressen und Samen gemeinsam mit ihrem Kot verbreiten.
Es wundert mich eher, wieso doch relativ viele Sämlinge Parthenocarp sind, obwohl doch die meisten Feigen in Deutschland aus der Türkei stammen. Die Feigen aus Deutschland dürften keine fruchtbaren Samen enthalten, abe vielleicht stimmt das gar nicht absolut?
Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: Gartenplaner am 07. August 2012, 19:34:48
Gibts in Mitteleuropa die Feigengallwespe?
Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: Mediterraneus am 16. August 2012, 16:50:15
Unsere Fruchtfeigen dürften sich nicht durch Samen vermehren können, da die Befruchtung hier nicht stattfinden kann.
Evtl. auftretende "Wildfeigen" dürften aus Trockenfeigensamen stammen. Diese Feigenbäume sollten dann aber auch keine genießbaren (jungfernfrüchtige) Feigen tragen. Zumindest wäre die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass eine jungfernfrüchtige Feige rauskommt.
Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: paulche am 08. Dezember 2012, 02:14:54
Ich denke, das Vögel u.a. Tiere bei der Ausbreitung der Feigen helfen, indem sie weggeworfene Feigenreste fressen und Samen gemeinsam mit ihrem Kot verbreiten.
Es wundert mich eher, wieso doch relativ viele Sämlinge Persistent sind, obwohl doch die meisten Feigen in Deutschland aus der Türkei stammen. Die Feigen aus Deutschland dürften meist keine fruchtbaren Samen enthalten, aber vielleicht stimmt das gar nicht absolut?

Feigensämlinge in Österreich könnten natürlich auch von Zugvögeln ausgesäht worden sein. Diese Zugvögel könnten in Kroatien und Slovenien Feigen gegessen haben. An der adriatischen Küste gibt es die Feigenwespe. Die Feigen enthalten fruchtbare Samen.
Über Feigensämlinge aus Österreich, Kroatien u. Slovenien wird öfter berichtet, das sie ohne Befruchtung Früchte tragen. In Slowenien und Kroatien scheinen viele wilde Bocksfeigen diese Eigenschaft zu vererben. Schade, das es so schwer ist von dort Feigen zu beziehen, welches man dann als Saatgut verwenden könnte.
Titel: Re: "wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: paulche am 30. Oktober 2015, 17:48:58
Inzwischen habe ich einige geeignete Bezugsquellen für kroatische, Kaukasische, usbekische, iranische und afghanische Trockenfeigen gefunden und die Samen in Massen ausgesäht. Die meisten sind dreijährig und jünger. Bei italienischen Samen haben nicht viele Sämlinge überlebt. Süditalienische Samen vererben selten Frosthärte.
Bisher wurden noch keine Früchte reif. Ich bin aber optimistisch, das es noch funktionieren wird.
Titel: Re: "wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: paulche am 23. Februar 2016, 18:55:27
Inzwischen hat einer meiner Sämlinge eine Frucht ausreifen lassen. Leider war die Frucht so klein, wie bei der Hardy Chikago, aber lecker. Ich habe inzwqischen massenhaft Sämlinge und werde auch dieses Jahr in Massen afghanische Trockenfeigensamen aussäen, um an interessante hübsche und frostharte Sorten mit großen Früchten zu kommen. Ob das mit der Parthenocarpie der afghanischen Sämlinge klappt, wird sich herausstellen. Ich gehe das Risiko ein.  Selbst schöne Ziersorten würden bedeuten, das die Arbeit nicht umsonst war.
Titel: Re: "wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: Nordlicht am 20. September 2016, 11:18:17
An der Nordspitze der Kieler Förde wächst ein wilder Feigenbaum, interessanterweise direkt in der Uferbestigung, ca. 5 Meter vom Wasser entfernt, völlig dem rauen Nordostwind ausgesetzt und mit sicher auch öfter vom Salzwasser benetzt. Der ist zwar ziemlich klein und ich habe dort auch noch keine Früchte gesehen, aber trotzdem bewundere ich den Kleinen für seinen Lebensmut...!

Viele Grüße
Andreas
Titel: Re: "wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: thuja thujon am 22. September 2016, 20:08:01
Ja, die Feigen haben schon einen ausgeprägten Überlebenswillen. Rissige Mauerfüße und steinige Böden sagen der Feige sowieso zu.

Weil der Artikel aus dem Pollichia-Kurier hier noch nicht verlinkt wurde, aber in einem solchen Thread nicht fehlen sollte, mach ich das mal. (pdf)

verwilderte Feigen am Oberrhein
Titel: Re:"wilde" feigenbäume in deutschland
Beitrag von: Arandir am 14. März 2019, 19:34:38
Gibts in Mitteleuropa die Feigengallwespe?

In Deutschland definitiv nicht! In Frankreich kommt die Feigengallwespe nur südlich einer Linie Bordeaux-Lyon vor. Auf dem Balkan fast nur in Küstennähe, wo da jedoch genau die Grenzlinie verläuft, kann ich nicht sagen.

"Wild" gewachsene Feigenbäume in Deutschland stammen immer aus den Samen importierter Feigen aus südlicheren Gebieten, wo die zur Befruchtung unumgängliche Feigengallwespe vorkommt.