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Garten- und Umwelt => Komposthaufen => Thema gestartet von: Microcitrus am 07. Februar 2023, 14:03:36

Titel: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 07. Februar 2023, 14:03:36
In meinem kroatischen Garten ist Humus Mangelware. Die "Erde" ist bröseliger Ton der im Sommer steinhart bäckt und im Winter schmierig staunass wirkt.

Habe bisher Nadelhäckselgut, Lorbeerhäckselgut (auch nicht das Gelbe vom Ei), Torf, Blumenerde, silikatreichen Filtersand und "Erde"/Kalkkies-Gemisch (mit verschwindendem Humusanteil) eingemischt.

Hat jemand Erfahrungen mit Leonardit (Feinanteile von Braunkohle) zur Bodenverbesserung? Klimaretter werden wohl die Braunkohle verteufeln, aber mein verkarsteter und wüster Boden verlangt irgendetwas humusartiges bzw. "schreit" nach Verbesserung.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: RosaRot am 07. Februar 2023, 14:25:46
Ausprobieren.
Ich habe Leonardit gelegentlich der Kübelpflanzenerde zugesetzt, das Thema aber dann nicht weiter verfolgt, im Garten.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 07. Februar 2023, 14:28:19
Manchmal ist es nicht Zielführend den vorhandenen Boden mit allerlei Zusätzen zu verquirlen um seine chemischen Bestandteile und damit Eigenschaften zu verändern.

Ein garer Boden ist viel mehr. Und hier hat sich gezeigt, das Lebendverbauung durch Begrünung und Schattengare durch zB Mulch wichtiger ist als das untermischen irgendwelcher Stoffe. Das untermischen von was auch immer hält nie lange und bei jeder Bearbeitung werden wieder stabile Strukturen zerstört, was wiederum eine gute Bodengare verhindert.

Boden ist kein Substrat.  ;)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 07. Februar 2023, 14:48:57
"Schattengare" ist gut. Im Sommer bäckt die "Erde" quasi zu Stein zusammen (und man buddelt Löcher tatsächlich mit Hammer und Stemmeisen und Brechstange) und Mulch wird staubtrocken und anzündfähig.

Wie die Würmer das schaffen durch diesen Boden zu kommen ist mir sowieso ein Rätsel. Dafür werden die Viecher gut fingerdick wie Blindschleichen.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 07. Februar 2023, 14:54:00
Das schaffen sie hier auch nur von Herbst bis Frühjahr.
Um die Schattengare zu erreichen, Begrünung rein, niedrigen Klee zB, der hält dann auch die Feuchtigkeit besser im Boden.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 07. Februar 2023, 15:02:06
Es gibt vieles zum Thema nachzulesen oder anzuschauen, seit vielen Jahren ist die Forschung aktiv und es gibt in der Praxis etablierte Lösungen.
Schaue zum Beispiel mal hier rein: https://ktn.lko.at/die-untersaaten-eine-effiziente-begr%C3%BCnung+2400+3625745

Viel zum stöbern, das Prinzip Boden wird heute anders verstanden als in den 70er Jahren.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 07. Februar 2023, 15:03:27
Bei Wp lese ich "Kennzeichen eines garen Bodens sind die lockere Krümelstruktur (2 – 4 mm) und dunkle Färbung infolge des hohen Humusgehaltes (Dauerhumus)."

 ;D ;D ;D Keine Krümel, roter nackter Ton. Nicht einmal da wo dichter Grasteppich ist fände ich so was wie eine dunkle Färbung. Steinschutt vielleicht, nee der Boden ist ziemlich desolat. ;D ;D ;D
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 07. Februar 2023, 15:29:48
An der Mosel gibt es an den Steilhängen viel Schiefer, also Skelettreiche Böden. Und auch dort gibst Erfahrungen zu Begrünungen.

Wenn man nichts für die Krümelstruktur tut, kann man auch keine erwarten.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 07. Februar 2023, 15:48:14
Etwas für die Krümelstruktur tun hiesse in diesem Fall Humus untermischen.
Der Boden an sich scheint ein gutes Bodenleben aufzuweisen, siehe Regenwürmer, insofern, sobald ordentlich Humus eingebracht wird, werden sie auch Ton-Humuskomplexe bilden und die Struktur wird über Jahre krümeliger.
Ohne Humus keine Krümel.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 07. Februar 2023, 15:53:15
Etwas für die Krümelstruktur tun hiesse in diesem Fall Humus untermischen.
Das sorgt in der Regel nur für `tote´, überdüngte Böden. Ein Tauwurm frisst auch keinen Kompost, Huminsäuren oder Fulvosäuren.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: spider am 07. Februar 2023, 15:59:39
Das wüsste ich jetzt aber gerne etwas genauer,´, Inwiefern sind diese Böden denn tot? Fragt die, die seit vergangenem Jahr mit Humintec arbeitet.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 07. Februar 2023, 16:15:16
Ich bin auch mal sehr gespannt, wie da jetzt der wissenschaftliche Nachweis dieser Behauptung aussieht.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 07. Februar 2023, 16:17:17
Solche Böden ernähren das Bodenleben nicht, weil die Nahrung im Komposthaufen, im Braunkohletagebau, im Biokohlereaktor oder sonstwo schon verbraten wurde.

Wurzelausscheidungen und Co gibts nicht mit Humintec, streng genommen nur eine Chemikalie, die keine Pilze, Würmer und Co ernährt. Tauwürmer holen sich ihre Nahrung zB von der Erdoberfläche und ziehen sie in ihre Gänge. Die freuen sich nicht mal darüber, wenn man Laub unterfräst.

Ja, chemische Parameter wie Huminsäuren sind wichtig, lösliches Calcium auch, aber das reicht nicht.

Wir haben mindestens einen ausführlichen Thread zum Thema: https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,65415.0.html
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 07. Februar 2023, 16:55:34
Die Antwort sagt mir jetzt nicht wirklich was.

Also, wie werden Ton-Humuskomplexe gebildet:
“… Ton-Humus-Komplex bezeichnet in der Bodenkunde die Aggregatbildung von organischen Fragmenten wie Huminstoffen mit anorganischen Partikeln wie Tonmineralen durch Wasserstoffbrücken oder Einlagerung von metallischen Kationen.
… Eine besonders intensive Vermischung von organischen und mineralischen Substanzen findet im Darm des Regenwurms statt, wo die Aggregate durch Schleimstoffe stabilisiert werden. Die entstehenden THK werden durch Bakterien und Pilze weiter zu Bodenkrümeln verbaut. Diese Lebendverbauung erfolgt nur bei starker Aktivität des Bodenlebens in humus- und nährstoffreichen Oberböden, in denen sich ein optimales Krümelgefüge und die Humusform „Mull“ bilden können …”(Wiki)

Damit die Lebendverbauung stattfinden kann, muss erstmal organisches Material vorhanden sein.

Die vorgeschlagene Begrünung wäre eine Humusquelle - sobald sie untergefräst wird.
Auch wenn die Wurzeln schon organische Substanzen abgeben, ist das keine Menge, die zügig Töpferlehm in Krümelboden verwandelt.

Mulch ist im Prinzip auch eine gute Humusquelle, allerdings eine ebenso langsame, da es im Sommer knochentrocken ist, dann ziehen sich Regenwürmer in einen Trockenschlaf zurück und auch die Mikroorganismen in der oberen Bodenschicht schrauben ihre Aktivität stark zurück, bis es im Herbst wieder feuchter wird.
Mulch in dem Klima liegt wesentlich länger mehr oder weniger unnütz an der Bodenoberfläche wie in nördlicheren Gefilden.

Den Humus in den Boden untermischen hingegen bringt da schnell in ordentlicher Menge organisches Material als Futter für Regenwürmer und sonstiges Bodenleben.

Eine weitere Möglichkeit, solche Böden lockerer zu bekommen, ist das Untermischen von Sand oder Splitt, Lavasplitt - aber da das den Boden auch durchlässiger macht, ist es vielleicht im mediterranen Klima nicht so ideal.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 07. Februar 2023, 17:00:47
Viel Erfolg mit dem Teufelskreis intensive Bodenbearbeitung.
Lockern, Austrocknen, verschlämmen, Verdichtung, lockern.

https://www.liebegg.ch/upload/rm/me/rb/merblatt-boden-schonen-mit-fuenflibertest-1.pdf?_=1658480879000

https://www.youtube.com/watch?v=PzjiubMdygY&t=1s

Wenn irgendwas einarbeiten und damit lockern, dann anschließend etwas einsäen, das die Wurzeln das Gefüge stabilisieren.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 07. Februar 2023, 17:10:05
Wieso Teufelskreis?
Es geht um eine einmalige, gründliche “Fütterung” des Bodens.
Aber dafür braucht es dann doch einigen Zentimetern Auftrag von organischem Material, egal ob jetzt Kompost, Rindenhumus, Lauberde oder vielleicht auch Leonardit, damit hab ich keine Erfahrungen, die dann in die obersten 20-30cm des Töpferlehms eingearbeitet werden müssen.

Nicht um jährliches Herumgefummele.

Wobei natürlich danach ein regelmäßiges Mulchen mit leicht zersetzbarem organischem Material, Herbstlaub, Rindenhumus, wahrscheinlich am besten im Herbst, wenn es wieder feuchter ist, den Bodenverbesserungsprozess fortführt.


Wenn irgendwas einarbeiten und damit lockern, dann anschließend etwas einsäen, das die Wurzeln das Gefüge stabilisieren.
Das ist eine sinnvolle Aussage.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: partisanengärtner am 07. Februar 2023, 17:22:19
Ich weiss gar nicht warum man sich an die Bodenbearbeitung so klammert.
Wenn die Mulchschicht zu schnell austrocknet sollte man sie nicht so weiträumig verteilen. Lieber eine kleine Fläche beleben und im nächsten Jahr eine weitere.
Den ganzen Rest lässt man so gut es geht dauergrün und fängt nicht gleich an irgendwas einzufräsen.
Auf lehmig oder toten Böden habe ich das mittlerweile schon zig mal gesehen, das Häckselmulch auch solche Böden dauerhaft blebt.
Je härter der Boden um so eher langsam arbeitenden Mulch wie geschreddertes Holz, selbst Hobelspäne sind da gut. und wenn es ganz schlimm ist auch Stein und Kiesmulch.
Wenn er später lebendiger wird kann man auch mit weniger Mulch gut hinkommen.
Die beste3 lebendige strukrut hat ein Boden der den Tieren und Bakterien mit Pilzen überlassen bleibt.
.
Mit den ungeduldigeren Methoden erzeugt man Pflanzsubstrat und das ist sehr pflegeintensiv und beileibe nicht dauerhaft.
.
Den schlimmsten Töpferton habe ich dadurch belebt bekommen das ich eine dicke Schicht halbverrottetes Holz, Holzhäcksel halbreifen Kompost als 20 cm Schicht aufgebracht habe. In diese gepflanzt wuchs fast alles ohne gießen auch im trockenen Sommer. Denn dort hat der Ton sein Wasser sehr gut gehalten.
Betonrisse gab es nicht und mittlerweile komme ich da mit der Hand 30 cm tief ohne große Mühe.
Die belebte Schicht geht sogar wesentlich weiter runter, auch wenn von dem Holz nicht mehr zu finden ist. Davor war die belebte Schicht wenige Zentimeter dick.
Bestimmt nicht mehr als 3 Zentimeter. Darunter sandfreier Ton.
Aber jeder wie er will.
.
Die Belebung hat keine Fräse gemacht sondern Wurzeln, Würmer, Colembolen Pilze etc.
Die haben erst mal eine Katastrophe wenn man das so schön einarbeitet und alle Struktur zerstört.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: partisanengärtner am 07. Februar 2023, 17:29:19
Bei Gemüse oder Pionierpflanzen die gestörte Böden lieben kann ich das noch verstehen, aber des zehrt Humus und muß intensiv gepflegt werden
Wer einen Garten will der wenig Arbeit macht lässt der Natur ihre Zeit und schafft ausreichend Mulch heran. Im Notfall auch Steine/ wenn man nicht genug organisches hat.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 07. Februar 2023, 17:39:12
20cm organisches Material drauf und kein Unterfräsen kann ich mir auch als sehr effektiv vorstellen  :D
Macht MarkusG nicht seine Pflanzungen genauso?

Nur muss halt organisches Futter für das Bodenleben her.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: partisanengärtner am 07. Februar 2023, 18:04:37
Knorbs hat seinen ganzen Kostbarkeitengarten so angelegt. Allerdings auf Sand.
Wenn Holz dabei ist macht das Bodenleben auch daraus was. Zuerst  die Pilze, dann nacheinander alle anderen.
Der längere Weg wäre ein paar Jahrhunderte oder Jahrtausende Grasland und wandernde Weidetiere, so entstehen unter unseren Klimabedingungen auch Schwarzerdeböden.
Der Pflug vernichtet sowas in einem ganz anderen Tempo.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 07. Februar 2023, 18:42:29

Macht MarkusG nicht seine Pflanzungen genauso?…

Doch:
...Eigentlich hätte ich die Flächen nun einfach den ganzen Winter lang mit Kompost zugedeckt (anfangs sehr hoch, 30-40cm). Dadurch werden z.B.Quecken gezwungen, nach oben zu wachsen. Man kann sie dann einfach rausziehen. Außerdem verfestigt sich die Kompostmasse und hält dadurch viele Unkräuter unten.…
Ob das allerdings mit Leonardit geht, ist die Frage….
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: RosaRot am 07. Februar 2023, 21:21:28
Ich erinnere mich dunkel, das jemand aus der Torgauer Gegend reichlich Leonardit verwendet hat, Harald Alex war das wohl.

Ich wühle momentan wegen Mauerbaues sehr viel Material durcheinander, es ist ein ganz dichter feiner fest verbackener lößiger Sand, (verpresstes Puder), keine Würmer drin (zu trocken). Dahinein wird gepflanzt, sofort, vorzugsweise selbst ausgesätes Zeug, dass schon Kummer gewöhnt ist. Das bekommt ein wenig Terrapreta Bodenverbesserer (Neudorff) mit ins Loch (das  sieht so ähnlich aus wie Spiders Perlhumus). Das Angießen ist schon schwierig, weil alles Wasser weg perlt, also schön langsam, immer wieder wenig...dann wird gemulcht: zuerst mit kleingeschnipselten Kiefernzweigen (davon liegt an der Stelle genug herum), Brombeerlaub etc., darauf kommen Steinchen (davon habe ich ja wahrlich auch genug) für das Schattieren und die Wärme um die Pflanzen.
Das wächst dann schon, nicht gleich im ersten Jahr, aber dann - ist ja auch kein Gemüse, dafür müsste man mehr Aufwand treiben.
Ich könnte mir vorstellen, das so eine Art des Mulchens, durchaus auch wesentlich großzügiger, je nachdem, was da mal wachsen soll,  auch für Töpferlehm ginge.
Die Steine halten außerdem das Mulchmaterial fest, welches sonst der Wind sonst wohin weht oder die Amseln verwühlen usw.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 07. Februar 2023, 22:38:35
Nun ja, am schnellsten geht Boden zubetonieren und Hochbeete hinstellen und Substrat dafür kaufen. Da kann man richtig erfolgreich mit sein.  :-[

Der Unterschied Boden/Substrat, tatsächlich praktisch wirklich beachtlich. Danke Partisanengärtner für deine Ausführungen. Ich denke wir meinen das selbe, auch wenn der Unterschied zwischen Stauden und Gemüse merklich ist, das Prinzip zufriedenstellender Boden bleibt gleich.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Staudo am 07. Februar 2023, 23:22:38
Zurück zur Ausgangsfrage: Diese holzigen Bestandteile aus dem Braunkohlebergbau wurde früher mal als Xylit vermarktet. Wir hatten das probehalber als Zuschlag zu Topfsubstraten und auch als Bodenverbesserung armer Böden im Einsatz. Im ersten Fall gab es Probleme mit der Durchwurzelung, im zweiten Fall hatten wir schwarze Krümel im Boden. Wir haben die Sache nicht weiter verfolgt.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 07. Februar 2023, 23:38:36
Noch eine Frage davor wäre, welche Pflanzen denn dort eigentlich wachsen sollen?
Mediterrane Garrigue- und Macchia-Pflanzen mögen allzuviel Humus im Boden nicht so sehr.

Ich hab bei mir im Garten eigentlich zwei Böden, einmal der Bereich, der jahrzehntelang Gemüsegarten war bis so Ende der 80er Jahre, wo regelmäßig Mist verteilt und wahrscheinlich klassisch ebenso regelmäßig umgegraben wurde, und der Bereich, der schon 100 Jahre als Weide/Wiese/Obstwiese genutzt wurde.
Der gesamte ehemalige Gemüsebereich ist seit den 90ern Rasen und Wiese, trotzdem ist der Boden darunter wesentlich krümeliger und dunkelbrauner als der Boden unter der Weide.
Insofern, sogar mit jährlichem Herumfummeln und ständiger Störung des Bodenlebens kann man Töpferlehm mit regelmäßiger Zufuhr von organischem Material dauerhaft zum Positiven verändern.

Aber die Methode 30cm Kompost aufzutragen und das Bodenleben ungestört werkeln lassen ist sicher die wesentlich bessere.
(Wenn das im kroatischen Sommerdürre-Klima genauso funktioniert wie in Deutschland…)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Hyla am 08. Februar 2023, 02:09:23
Die am Meer wohnen, holen sich Seegras von den Winterstürmen im Herbst in den Garten. Dann ist es etwas abgeregnet und nicht mehr so salzig. Oft kann man das aber nicht machen.
Wenn das nicht geht, hilft nur noch Mist zusammenkratzen und ausbringen. Schafsmist kann man eventuell bekommen, je nachdem was dort für Vieh gehalten wird.
Im Mittelmeerraum gab's doch noch diesen gelbblühenden etwas invasiven Klee, Oxalis pes-caprae? Der könnte für Bodenbedeckung und Stickstoffeinbringung sorgen.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: partisanengärtner am 08. Februar 2023, 10:50:04
In den Dürregebieten ist ein zusätzlicher Kies und Steinmulch natürlich obligatorisch. Auch grobes Holz ginge.
Bodenbearbeitung verschwendet organisches Material.
Das Bodenleben macht das viel effektiver, braucht aber auch Zeit. Ein Boden der eine gute Struktur hat kann klimatischen Stress viel leichter abfedern.
Aber das geht halt nicht mit fräsen, pflügen oder umgraben.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 09. Februar 2023, 23:57:11
Noch eine Frage davor wäre, welche Pflanzen denn dort eigentlich wachsen sollen?
Mediterrane Garrigue- und Macchia-Pflanzen mögen allzuviel Humus im Boden nicht so sehr.

Es betrifft ein Hügelbeet, das aus Strünken und Häckselgut aus Palmwedeln errichtet wurde (so ein doofer Chinakäfer hat hier  in einem Jahr rund 70% der (Dattel) Palmen ruiniert und es sterben weitere, unsere war etwa 6 m hoch und 4 m breit). Drauf soll Gemüse wachsen (Tomaten, Rucola, Chilli, Paprika). Das Hügelbeet habe ich mit dreijährig gelagertem Seetang, Torf, Häckselgut und "Erd"/Kies-Gemisch abgedeckt.

Daneben gibt's noch ein Blumenbeet, das mal flächig mit standortgerechten Pflanzen bewachsen sein soll. Da geht es mir um die Substratlockerung, weil neu gesetztes dort besser anwächst, wo der Boden locker ist und kein schierer hartgebackener Töpferton ist.

Leonardit wollte ich als Ersatz für Torf, mittlerweile weiss ich, der kostet € 20,- pro 20-Liter-Sack, dafür bekäme ich die dreifache Menge Torf. Die dort erhältliche Blumenerde stammt aus dem mafiösen Italien und stinkt nach Klärschlamm. Dafür bekommt man aber auch krümeligen Wurmkotkompost in Säcken.

Von den enthaltenen Huminsäuren erwarte ich mir (durch Chelatisierung) eine bessere Versorgung mit Magnesium, Calcium und Eisen. Die Zitrus haben eindeutig Mangelerscheinungen dieser Elemente.


Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 10. Februar 2023, 00:12:17
Scheinbar ist der Bezug zum Boden, der die Menschen ernährt, verloren gegangen.  :-X
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 10. Februar 2023, 00:32:15
Scheinbar ist der Bezug zum Boden, der die Menschen ernährt, verloren gegangen.  :-X

Jep. Begonnen haben die Venezianer mit der großflächigen Abholzung, damit sie ihre Palazzi in den Sand setzen konnten und jetzt ist alles verkarstet und der Humus abgeschwemmt.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 10. Februar 2023, 00:53:17
Wie schnell aus Sand Ton werden kann... Manchmal ist die Geologie unglaublich.

Im Ernst, es bringt nix da irgendwas reinzurühren oder noch schlimmer zu versiegeln und Hochbeete mit organischem Substrat zu errichten.
Auch die Geschichte mit 30cm Kompost aufbringen, unter heutigem Umweltverständnis ist das schlicht nicht mehr vermittelbar.

Boden sollte man verstehen lernen. Und das ist nix was man fertig im Baumarkt kauft, sondern der ist jedes Jahr anders, nach jeder Kultur. Er braucht kontinuierlich Pflege. Und klar, Mulch kann Wasser sparen, wenn es darunter ausgetrocknet fehlt aber trotzdem Wasser. Dann kann man mal auffüllen wenn man kann. Ist aber längst nicht alles.

Wenn du Betonton bemängelst, suche bitte nach Polyedergefüge.
Dieses pdf kann man ausdrucken, hilft im Feld beim objektiven Beurteilen des Bodens:
Bodenstruktur erkennen und beurteilen
Anleitung zur Bodenuntersuchung mit dem Spaten
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: trauben-freund am 10. Februar 2023, 08:15:00
Eine einmalige gabe von Torf oder leonardit kann den Boden nicht langfristig verbessern, das ist zumindest meine Meinung.

Ich habe ein Grundstück mit 2000qm Reben und besten Ton ab 30cm. Kann nur sagen was ich mache..... unter den stöcken auf 40cm breite häckselgut ca 5cm auch um den ph wert zu senken. Jede 2te Reihe im Frühjahr leicht Fräsen und sofort ansäen mit allem möglichen zur gesundung des Bodens. Im Herbst diese Begrünung mähen sodass sie über Winter verottet. Der Boden ist inzwischen butterweich wenn er leicht feucht ist. In tieferen Schichten ist, na klar, Ton. Daran werd ich wohl auch nichts machen können aber den oberboden kriegt man schon verändert.

Würde niemals Torf oder sonst was aus zweifelhaften Quellen massenweise ausbringen. Was ich ausbringen ist auch auf meinem Grundstück entstanden. Dazu kommt ja auch noch dass es richtig Geld kostet.   
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 10. Februar 2023, 08:57:18

Den schlimmsten Töpferton habe ich dadurch belebt bekommen das ich eine dicke Schicht halbverrottetes Holz, Holzhäcksel halbreifen Kompost als 20 cm Schicht aufgebracht habe. …

…Danke Partisanengärtner für deine Ausführungen. Ich denke wir meinen das selbe,…


Auch die Geschichte mit 30cm Kompost aufbringen, unter heutigem Umweltverständnis ist das schlicht nicht mehr vermittelbar.


Interessant.

Jedenfalls bilden sich ohne Zufuhr von organischem Material keine Ton-Humuskomplexe und der tonige Boden wird nicht krümeliger.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: spider am 10. Februar 2023, 09:03:50
Das würde ich jetzt auf der Stelle unterschreiben. Und vom Nichts Tun ist auch noch kein Sandboden besser geworden. Und ehe jetzt wieder solche beliebten Sprüche kommen, wie mit den Gegebenheiten gärtnern: Auf hydrophobem Sand wächst ohne Zutun wirklich nicht viel.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 10. Februar 2023, 09:20:04
Interessant.
Ja, das hatte ich gekonnt ignoriert, weil es auch die anderen Aussagen gab.

@Trauben Freund: genau, die Begrünung spart auch Wasser. Aber hier in den Weinbergen wird drauf geachtet, das über Winter ein gewisser lebender Bewuchs vorhanden ist, nicht nur das man auch laufen kann beim Schnitt, sondern vor allem auch wegen der Nährstoffdynamik. Im Frühjahr die Mineralisierung anstoßen ist früh genug, die Trauben nehmen N erst spät auf.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: trauben-freund am 10. Februar 2023, 10:12:57
@thuja

Genauso mache ich es auch. Im Herbst für die lese einkürzen auf 5-10cm, etwa Anfang Mitte März Fräsen weil die mineralisation 4-6 Wochen dauert und die Reben zum Austrieb n brauchen. Die Wurzeln der Begrünung bleiben von Mai bis märz des folgenden jahres im Boden und sollen stabilisieren und Struktur geben.

Zum Thema Ton Humus komplex
Da bringt es nichts Torf oder leonardit auszubringen oder sehr wenig. Erstmal braucht man nährhumus, dann die Nährstoffe um den komplex zu bilden, ua Calcium und va bodenlebewesen die alles umwandeln.  Nur so schafft man stabile Böden die überhaupt in der Lage sind Wasser und Nährstoffe zu speichern.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: zorro am 10. Februar 2023, 10:28:34
ua Cadmium und va bodenlebewesen die alles umwandeln.
Da hat wohl die Autokorrektur zugeschlagen:
Calcium.
Meintest du sicher auch.  ;)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 10. Februar 2023, 10:32:51
Die einfachste Antwort zum Thema stressresistente Böden lautet wohl Humusaufbau. Natürlich könnte man seinen ganzen Gartenboden austauschen mit einer schönen Mischung mit Vermikulit, aber das wäre auch nicht wirklich nachhaltig.
Höherer Humusanteil im Boden schafft jedoch auch eine wesentlich bessere Bodenqualität. Es erhöht die Wasseraufnahmekapazität und die Infiltrationsrate was im Zusammenhang mit Extremwetter-Situationen wohl am wichtigsten ist. Weiterhin hat man eine bessere Kationen-Austauschkapazität, Nährstoffe, pH-Puffer und höhere mikrobielle Aktivität.

Am einfachsten erhöht man den Humusanteil mit einer aktiven Pflanzenvegetation und im besten Fall mit Pflanzen die ein starkes Wurzelwachstum haben. Dazu viel Mulchen und organisches Material auf dem Boden belassen. Einen Spaten benutze ich bei mir auch nicht mehr und sehe solche Methoden der Bodenbearbeitung sogar als sehr kritisch. Alle anaeroben Mikroorganismen sind auf einmal an der Oberfläche und die aeroben 30 cm unter der Erde. Man durchtrennt das feine Pilzgeflecht dass durch den Boden läuft (nicht nur das der Mykorrhiza sondern aller Pilze) und man verliert auch viel Wasser dabei. Im großen Stil hat man dann natürlich auch noch Winderosion. Und wenn man gerade den Boden umgedreht hat und es zu starken Regenfällen kommt, dann kann der Boden das Wasser nicht aufnehmen.

In Australien wird gerade an einer noch präziseren Direktsaat geforscht. Das Ziel ist es, die neuen Saatkörner direkt neben den Stoppeln vom Vorjahr zu platzieren, also ca. 1-2 cm daneben. Und nicht irgendwo zwischen die Reihen vom Vorjahr. Durch die direkte Nähe zu den alten Stoppeln sind die Sämlinge besser von Wind geschützt und der Boden ist in diesem kleinen Umkreis auch viel besser. Bisher gibt es sehr vielversprechende Ergebnisse.

Komposttees können dann beim Abbau dieser organischen Verbindungen behilflich sein und vielleicht bekommt man auch ein paar freilebende N-Fixierer in seinen Boden, wer weiß das schon so genau.

Und dann braucht es einfach sehr viel Zeit. Der Großteil des organischen Materials dient als Futter für Mikroorganismen und nur ein kleiner Prozentsatz wird zu beständigen Huminverbindungen umgewandelt. Das kann man dann solange machen bis sich ein natürliches Gleichgewicht aus Abbau und Aufbau von Humus eingependelt hat. Alte Wälder zum Beispiel haben kein großes Potential mehr für Humusaufbau (oder C-Sequestrierung).
Hervorhebung von mir.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 10. Februar 2023, 10:39:24
Deshalb muss auch Stickstoff irgendwie reinkommen, weil ohne mehr N nicht mehr C.

Und wie das mit den Gründüngern usw ist, hier im Strang mit Bildern: https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,57693.msg3932790.html#msg3932790
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 10. Februar 2023, 10:49:55
 8)

Ich grabe meinen Lehmboden auch meist alle 2-4 Jahre in den Gemüsebeeten um (bzw pflanze Kartoffeln), in den Staudenbeeten seltener, hat ja noch andere Vorteile. Man sollte das nicht zu Dogmenhaft sehen,…

Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 10. Februar 2023, 11:05:39
Ja, das ist wichtig aus verschiedenen Gründen. Umgraben kann im Gemüsebau nicht durch mischen oder nichts tun ersetzt werden.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: trauben-freund am 10. Februar 2023, 11:06:26
@thuja

N musst rein..... Jein

Alles muss rein in einem gesunden Verhältnis, ich habe als Kind aquaristik gemacht, da spricht man von essentiell (n, p, k, mg) und benefits und das muss in einem Verhältnis sein. Das half mir sehr für meinen Beruf um Dinge zu verstehen. Dann geht es weiter mit Temperatur, Sonneneinstrahlung und ph und noch anderen Dingen.

Das einfachste ist sich Pflanzen zu suchen die für den jeweiligen Standort geeignet sind. Meiner Erfahrung nach geht alles andere auf lange Sicht schief.
Aber ich lerne gerne hinzu. Wer hat vor 20 Jahren von komposttee gesprochen um die bodenaktivität anzuregen. Ich probier auch vieles, meist über 3 Jahre hinweg und wenn es gut geht wird's beibehalten (try and error) .

Bevor ich leonardit kaufe geh ich zu schicker um die Ecke und kauf gesteinsmehl aus diabas, da ist mehr drin und billiger, das ist meine Meinung. Die verschicken auch deutschlandweit Wer sich dafür interessiert

 
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 10. Februar 2023, 11:09:45
Für N kannst du Klee säen. Mulchen nicht tiefer als 10cm und evtl etwa Kalk geben, kommt auf deinen Boden an. Lässt sich eigentlich ganz gut etablieren, wenn man ein paar Punkte beachtet.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: trauben-freund am 10. Februar 2023, 11:17:45
Klee mach ich sowieso, rot, weiss, inkarnat und bokharra oder wie man das schreibt. Durch Fräsen wird n frei, ich dünge seit Jahren kein n.

Ich habe laut bodenanalyse 8% Humus im oberboden ;D
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 10. Februar 2023, 11:19:44
Eben, und mit 8% wird es schon langsam bedenklich wegen Botrytis und Co. Ich hätte also nicht 10% als Ziel.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: partisanengärtner am 10. Februar 2023, 11:27:50
Gemüsebau sind in der Regel Pflanzen die in ihrer Wildform "gestörte Böden" besiedeln. Ob von Witterung, Wasser,Tier oder Mensch ist dabei egal.
Wir wollen zahrte Masse da kann man das optimieren.  Misthaufen gibt es auch in der Natur, denn manche Großtiere koten gern an den gleichen Stellen.

Das dies nichts für einen Garten ist der nur gelegentlich begärtnert wird wie das der Origanlfragesteller machen muß, kann man auch mit ein wenig nachdenken rausfinden. Da wären eher extensive Bearbeitungen angesagt die das Biom des Bodens fördern und dem die Arbeit überlassen ohne groß zu stören.
20 cm Häckselschichten lassen relativ leicht beschaffen (bei mir war es Hecken-und Obstbaumschnitt) und dort sind sie auch sinnvoller eingesetzt als in der Heizung zu landen. Da braucht es eigentlich keinen Kompost, aber ein paar Handvoll schaden auch nicht. (Geduld!!)

Wenn man kein Gemüse anbaut muß man auch nicht die Mengen an N einbringen und kann abwarten bis der gebundene Anteil langsam freigesetzt wird.
Aber Gärtner haben schon immer das Problem das die Geduld ein begrenzender  Faktor beim langfristigen Erfolg ist.
Eigentlich der Hauptmangelfaktor den es beim Gärtnern zu beachten gilt.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: partisanengärtner am 10. Februar 2023, 11:41:42
So eine organische Schicht aus einer Mischung von groben und feinen Partikeln hat viele Vorteile für den Boden. Direkte Sonne und Wind auf dem Boden wird abgehalten. Wenn es denn mal regnet verschlämmt es kaum. Die Schichtung wird durch Physik und Bodenleben immer wieder optimiert ohne das ein Gätner eingreift. Die Aktivitätszeiten des Bodnlebens werden  ausgedehnt genauso wie die Versickerungsmenge dort deutlich größer wird wenn die seltenen Regen denn mal kommen.
Böden sind auch auf Trockenzeiten eingestellt wenn sie nicht dauernd bearbeitet werden, denn Dürren sind ein Bestandteil vieler Ökosysteme.

In einer Feuerökologie hat die Technik Nachteile, was man sich leicht vorstellen kann. Da geht nur Steinmulchen um Schattenzonen zu erzeugen.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 10. Februar 2023, 11:52:03
Wenn man kein Gemüse anbaut muß man auch nicht die Mengen an N einbringen und kann abwarten bis der gebundene Anteil langsam freigesetzt wird.
Ja, deshalb schrieb ich ja Begrünung einsäen mit einem gewissen Leguminosenanteil. Auf Luzerne verzichten wenn es trocken ist. Bei Sommertrockenheit ist auch ein gewisser Anteil an Sukkulenten wie Sedum sinnvoll, siehe Foto.

20cm Holzhäcksel, das sind auf 10m² rund eine Tonne. Diese enthalten etwa 2,7kg Stickstoff. So viel wie 10 bis 15kg Blaukorn. Solche extremen Nährstoffmengen sollten über verdammt viele Jahre verteilt werden wenn man nicht die Nachteile haben möchte. Einfach und schnell ist oft zu kurz gedacht. Ja, es braucht Geduld.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: partisanengärtner am 10. Februar 2023, 12:38:54
Bei meinem grob gehäckselten sind das eher die Hälfte wegen der vielen Hohlräume und das verrottet wegen der unterschiedlichen Dicke über etwa ein Jahrzehnt .
Das was von Pflanzen verwertet wird ist da ja auch wieder ein oder zwei, drei Jahre festgelegt.

Wenn die Pflanzen nicht aufnehmebereit sind weil es zu kalt oder zu trocken ist kommt der Abbau auch mal fast zu Stillstand. Viel wird ja auch zum Abbau der Holzmenge von anderen Lebewesen benötigt. Viel fliegt auch in Form von Käfern und dort jagenden Vögeln wieder in die Landschaft oder wächst mit Pilzmycel in die Umgebung.
Das Leben in so einer Streuschicht ist recht komplex und kaum mit einem Gemüsegarten vergleichbar. Eben ein langsames und effektives selbstregulierendes System.

Über so eine holzigen Gabe wirklich zu überdüngen ist kaum möglich. Mit Deinen Blaukornmengen geht das ruckzuck und wrd genauso schnell wieder ausgewaschen.
Ich bin ein lausiger Gemüsegärtner, komme aber ganz gut mit staudigen Heikelchen zurecht, je mehr ich mich an natürliche Prozesse in deren Optimalhabitaten rantaste.
Man kann ja auch mit Stein und Kies in unterschiedlichen Anteilen arbeiten, da ist der Abbau noch langsamer.

Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 10. Februar 2023, 14:49:58
Hier im durch natürliche Prozesse überdüngten Robinenwäldchen ist die Strauchschicht sehr nitrophil. Die Streuschicht beträgt nur rund 1cm, die N-Auswaschung über Winter sind mehrere kg/ha und stehen damit zur Grundwasserbelastung zur Verfügung.
Den Stauden geht es trotzdem gut.
Durch gärtnerische Eingriffe in dieses Ökosystem könnte man die Umweltbelastung reduzieren.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: partisanengärtner am 10. Februar 2023, 17:29:55
Wie wurde dies gemessen? Oder vielleicht nur geschätzt?
Das Robinien Stickstoff aus der Luft fixieren ist ja bekannt, wie weit das ausgewaschen wird aus den lebenden Wuzeln weiss ich nicht.
Robinienlaub zersetzt sich sehr schnell, das ergibt natürlich nur wenig Streu das ist schon klar. Ein Pioniergehölz auf gestörten Böden.

Was Du da allerdings inbezug auf meinen Ansatz sagen willst erschließt sich mir nicht. Vielleicht war das auch nur so dahingesagt?

Denn auch die Misthaufen der Megafauna ihre Bodenstörungen und das angeschwemmte einschließlich Murenablagerungen sind natürliche Prozesse, aber womöglich nicht relevant für eine Gartensituation.

Ein Robiniedickicht im Garten ist wenig habenswert, allein schon die Wurzelausläufer mit ihren Stacheln wären schon ein Graus.
Wie sich die in ihrer Heimat ins System einfügen ist mir auch gerade nicht geläufig.

Im Rheingarben ein ziemlich unangenehmer Neophyt kann man im Mittelmeerraum aber mit Eukalytus toppen, da ist die Streuschicht extrem unangenehm (Feuer herbizide Wirkung etc.)und der Wasserhaushalt der Böden in akuter Gefahr.

Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 15. Februar 2023, 12:11:25
Tolle Vorschläge. Ich werde also zuerst den Boden aufbauen und meine UrenkelInnen werden vielleicht 30 kg Zitronen pro Baum ernten (vielleicht, weil die EnkelInnen noch nicht einmal gezeugt sind).

Klingt wie der Ratschlag des Arztes an einen 30jährigen, der wegen Erektionsproblemen keine Kinder bekommt und deshalb den Arzt aufsucht. "In 30 Jahren werden Sie dann problemlos Kinder bekommen, Sie müssen sich nur gesund ernähren und viel Sport machen, dann wird das schon!"

Bis dahin sind die Zitrus wegen Nullernte längst gerodet und gegen standort- und klimagerechte Dattelpalmen ersetzt worden, dafür ist der Boden wieder gesund.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 15. Februar 2023, 12:34:41
Naja, wenn Wasser fehlt kann man gießen, das geht recht schnell. Bodenverbesserung kann den Bedarf reduzieren. Citrus wächst aber meist nicht auf superhumosen Böden, die kommen auch mit weniger klar.

@Partisanengärtner: nur geschätzt, nicht gemessen, deshalb nur mehre kg angegeben. Mit der Zeit hat man das recht gut im Gefühl, auch wenn es nur ein grober Anhaltswert bleibt. Was ich damit aussagen wollte, sich selbst überlassene Ökosysteme müssen nicht das Nonplusultra einer Null Schadstoffe Zielvorstellung sein.
PS: N wird nicht merklich aus den Wurzeln ausgewaschen, also auch aus den abgestorbenen Knöllchen abgestorbener Wurzeln nicht, sondern geht mit dem Laubfall zurück in den Kreislauf.

Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 16. Februar 2023, 20:54:10
Etwas für die Krümelstruktur tun hiesse in diesem Fall Humus untermischen.
Das sorgt in der Regel nur für `tote´, überdüngte Böden. Ein Tauwurm frisst auch keinen Kompost, Huminsäuren oder Fulvosäuren.

Einspruch, Euer Ehren. Damit die Pflanzen alles gut durchwurzeln sollte zuerst die physikalische Bodenstruktur durchwurzelbar sein und der pH-Wert passen. D.h ich mache den Beton-Ton durch Zugabe von Sanden, Häckselgut, Gesteinsmehl und eben Leonardit bröseliger und reicher an Zwischenräumen  Dann kann das Gemisch intensivst durchwurzelt werden.

Ob dabei beim Umschichten  Aerobier nach unten kommen und Anaerobier nach oben, ist herzlich egal bei deren Vermehrungsraten.

In der Praxis sumpfe ich den Ton für 24 Stunden ein und vermische alle Zutaten in der Schiebetruhe zu einem gut mit Ton benetzten lockeren Schlick, der dann auf der Fläche kompostiert und mit Weißklee oder heimischem Klee  besät wird.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: partisanengärtner am 16. Februar 2023, 21:43:17
Krümelstruktur machen die Bodenorganismen selbst aus Deinem Betonton.
Wenn der arbeitende Gärtner dann zu müde wird setzt die eigentliche Bodenverbesserung ein  ;)
Das kann auch ein paar Jährchen dauern.

Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 16. Februar 2023, 22:06:27

In der Praxis sumpfe ich den Ton für 24 Stunden ein und vermische alle Zutaten in der Schiebetruhe zu einem gut mit Ton benetzten lockeren Schlick, der dann auf der Fläche kompostiert und mit Weißklee oder heimischem Klee  besät wird.
Hm, ich glaube, ich würde beim Mischen lieber auf das zusätzliche Gewicht des Wassers verzichten.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 17. Februar 2023, 00:10:40
Ich kann es mir nicht vorstellen wie man durch vollständige mechanische Zerstörung der Bodenstruktur eine gute Bodenstruktur erreichen könnte.
Ich mach das Thema Boden nun nicht erst seit 3 Tagen. Wenn irgendeiner was durchmixt, redet er meist von Substrat. Boden ist was anderes. Wer den Unterscheid nicht kennt, sollte Florist werden und Pflanzenleichen zerfleddern, aber nicht von gesunden Böden reden.

Microcitrus, im Ernst, stelle doch mal Bilder ein von einer Spatendiagnose. Damit wir was haben, worüber wir reden können.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 17. Februar 2023, 00:33:59
Hast du eigentlich inzwischen das Problem in deinem Garten der Bodenkrümel, die immer wieder vom Regen zerschlagen werden, behoben bekommen?
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Starking007 am 17. Februar 2023, 06:21:06
Biodenleben ist das A & O,
ich mulche seit Jahrzehnten, aber ein Jahr ist schon besser als Hacken, Fräsen und Umstechen.
Meinen Humus kann ich unter Wasser sieben, der beliebt krümelig, die Tage siebe ich wieder pappnasse Eerde.
Mulche ich (mit allem was anfällt und organisch ist), so ist manchmal schon nach 2 Wochen nichts mehr da ausser dem reinen Holzanteil. Die Fläche ist dann übersäht von stabilen Regenwurmhäufchen.
In so einem Boden wächst vieles was sonst spezielöle Ansprüche hätte.

Zu holzigem Mulch gab`s mal eine Untersuchung in Weihenstephan,
ich hab`s nur mehr ungefähr: N-Entzug aus dem Boden, der bei der Umsetzung freiwerdende Stickstoff geht in die Luft,
nicht in den Boden!

Wobei es bei mir aussieht, als würde das reiche Bodenleben den Stickstoff aus der Luft binden,
ich wüßte nicht, woher er sonst kommen sollte............
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: oile am 17. Februar 2023, 07:55:30
So langsam würde mich mal interessieren, was auf diesem angeblichen Nicht-Boden überhaupt wächst. Microcitrus wird ja wohl kaum eine Tongrube gekauft haben.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 17. Februar 2023, 08:11:36
Och, bei mir war früher im Nachbarstädtchen eine Tonziegelfabrik  8)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: lerchenzorn am 17. Februar 2023, 08:59:14
... Wenn irgendeiner was durchmixt, redet er meist von Substrat. Boden ist was anderes. ...

Das stimmt so nicht. Die Bodensystematik kennt Bodentypen und Substrattypen. Substrate in der Bodenkunde sind " ... die Materialien in denen sich Böden entwickeln. Sie kennzeichnen die bodenbildenden Ausgangsgesteine sowie deren Verwitterungs-, Umlagerungs- bzw. Verlagerungszustand ... ". Substrattypen erfassen die Abfolge von Substratschichtungen, hier in den "Lockergesteinen" des Tieflands z. B. Tieflehm-Böden oder Decksand-Böden u. a. m.

Ob sich der Gebrauch des Substratbegriffes bei den "ex-situ"-Kulturerden vom bodenkundlichen Substratbegriff ableitet oder sich unabhängig davon entwickelt hat, wäre eine interessante sprachkundliche "Mittagsfrage", wie wir das hier nennen.  ;)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 17. Februar 2023, 10:43:08
Ja, der Begriff Substrat kann viele Dinge meinen.
Skelett in der Bodenkunde meint auch etwas anderes als das was wohl fast jeder zuerst unter Skelett versteht.

@Gartenplaner: ja, der Komplex Mikroerosion bzw Krümelstabilität ist deutlich besser. Verschlämmanfällig bleiben viele Böden hier immer, dafür sind sie auch bekannt. Lösliches Calcium bringt schon Punkte, auch auf gut gepufferten, carbonatreichen Böden, niedrigere Regendichte beim Bewässern hilft auch.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 17. Februar 2023, 11:21:59
Verstehe ich das richtig, du hast lösliches Calcium ausgebracht und beregnest einfach weniger „aufprallstark“?
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 17. Februar 2023, 11:41:46
Aufprallstark ist das falsche Wort, weniger viel in kurzer Zeit, also nicht fluten sondern langsamer, wenn noch kein Bestandsschluss erreicht ist. Für 10mm brauche ich schon rund eine Stunde.

Lösliches Calcium ist nichts anderes als die Hydroxid-Form, die um Größenordnungen verfügbarer ist als das Carbonat. Es stabilisiert einfach nochmal deutlich die Brücken der Komplexe. Es ist schon was dran, Kohlensaurer Kalk ist für Lehmböden nicht wirklich die geeignetste Form.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 17. Februar 2023, 12:05:24
Hast du das gegossen oder gestreut?
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 17. Februar 2023, 12:17:21
Kalkstickstoff streue ich, Wasser beregne ich. Gießen (Wasser) nur selten.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 17. Februar 2023, 12:23:15
 ;D
Wahrscheinlich sorgt dann der natürlich vorhandene Calciumgehalt meines Bodens (aus Meeresboden entstanden) dafür, dass der ehemalige Gemüsebereich auch 30 Jahre nach letzter Nutzung noch eine wesentlich krümeligere Struktur zeigt gegenüber dem Weidenbereich.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 17. Februar 2023, 12:24:57
Von nix kommt halt nix.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 17. Februar 2023, 12:30:33
Eben. Manchmal braucht es mehr als Begrünung und Mulch  ;)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 17. Februar 2023, 12:45:53
Nicht jeder Boden muss Gemüsetauglicher Boden sein.  ;)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 17. Februar 2023, 13:03:42
So langsam würde mich mal interessieren, was auf diesem angeblichen Nicht-Boden überhaupt wächst. Microcitrus wird ja wohl kaum eine Tongrube gekauft haben.

Weil ich zum Glück gerade vor Ort in Kroatien bin kann ich jedes Wunschbild liefern.

1.) Die Spatenprobe.
In den Beeten habe ich nur "gestörte Böden". Darum grub ich in der Wiese, die allerdings von Autos befahren wird. Ein Spatenstich (mit 130 kg Auflage) nach dem feuchten Winter 10 cm tief. Die Erde jetzt im Frühling schön bröckelig. Aber Hauptpflanzzeit ist für mich hier Anfang November, nachdem es etwa ein bis zweimal getröpfelt hat.

Jahresniederschlag laut dieser Quelle 918 mm, dass 410 mm davon im Sommer regnen dürfte aus einer jahrzehntealten Statistik stammen, ich habe das Märchen in den letzten Jahren nie mitbekommen.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 17. Februar 2023, 13:21:31
Kannst du so ein Bild machen?
Erst ein Loch ausheben, dann vom Rand einen ganzen Spaten abstechen.
https://www.youtube.com/watch?v=Zj8gHd_TpG8
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 17. Februar 2023, 13:25:46
Das Grundstück weist unterschiedlichste Böden auf. Vom "gewachsenen Boden" bis zur Erdaufschüttung, Sand vom Hausbau bis zu Gesteinsschutt.

2. Bild: Steiniger Boden. Ideal zum Pflanzen, man braucht nur 5 Felsen mit der Brechstange heraushebeln und hat ein Pflanzloch. Weißblühender Lauch und Geflecktblättriger Aronstab  wachsen hier als Unkraut. Die werden also mein zukünftiger Mulch.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 17. Februar 2023, 15:11:44
Nicht jeder Boden muss Gemüsetauglicher Boden sein.  ;)
Nein.
Wär aber gut, wenn Gemüse drauf wachsen soll  ;)
… Drauf soll Gemüse wachsen (Tomaten, Rucola, Chilli, Paprika). …
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 17. Februar 2023, 16:48:58
Spatenprobe 1:
Wiese wo noch kein Auto fuhr.

Im Sommer ist aber der Boden soo hart gebacken, dass ich mit Hammer und Meissel gerade 2 cm pro halber Stunde schaffe. Darum wäre es mein Bestreben diesen Beton-Ton zuerst so abzumagern, dass er bearbeitbar ist und nicht erst nach tagelangen Regenfällen oder 30jähriger Regenwurmdisco.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 17. Februar 2023, 16:51:17
Spatenprobe 2:

Blumenbeet, wo schon vor Jahren umgegraben wurde. Das Schwarze sind Reste des Wurzelballens einer dahingeschiedenen Pflanze. .
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 17. Februar 2023, 16:56:22
Kannst du so ein Bild machen?
Erst ein Loch ausheben, dann vom Rand einen ganzen Spaten abstechen.
https://www.youtube.com/watch?v=Zj8gHd_TpG8
Interessantes Video. Erklärungsbedürftig ist nur, warum beim Abwurf der Direktsaatprobe (bei 13:26) das obere Stück kompakt bleibt und das untere Stück zerbröselt. Eigentlich müsste das obere Stück GENAU GLEICH zerbröseln, die Regenwürmer waren doch überall gleich aktiv?!?
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 17. Februar 2023, 22:52:58
Genau gleich kann es nur zerbröseln wenn man es genau waagrecht abwerfen würde. Aus der Handgelenkdrehung praktisch annähernd unmöglich. Der Zusammenhalt wird noch verstärkt durch die Mikroerosion bei Regenfällen und damit Dichtlagerung durch erodierte Feinbestandteile des Bodens im Oberflächennahen Bereich. Je überlockerter die Oberfläche und je intensiver die Struktur zerstört wurde, desto intensiver und tiefer die Verdichtung. Ein rein physikalischer Effekt mit Teilchengrößensortierung nach statistischer Verteilung.
Dass das Bröckchen oben etwas stabiler ist, gut beobachtet und tendenziell ja und auch reproduzierbar, ist ja auch am ehesten der Atmosphäre ausgesetzt, aber schlussendlich relativ unbedeutend in der Praxis.
Wenn es um die ersten 1 bis 7cm geht, `Fünflibertest´: https://www.liebegg.ch/api/rm/U6HCBYM4N3PWF6Z/merblatt-boden-schonen-mit-fuenflibertest-1.pdf

Die Ertragsbildenen Eigenschaften eines Bodens spielen sich meist außerhalb dieses Bereichs ab.
Die erste Handbreit ist wichtig das Saatgut auflaufen kann.
Darunter wird das Thema Porengrößenverteilung, Gasaustausch und Regenverdaulichkeit wichtig.
Noch tiefer darf es keine Sperrschichten geben.

Wenn es ausgeprägte Trockenperioden gibt, ist es wichtig, das zB Phosphat nicht nur an der tendenziell trockenen Oberfläche zur Verfügung steht, sondern auch in tieferen Schichten, die eher etwas feuchter sind und so Pflanzenwurzeln länger die Möglichkeit haben, eine mit Nährstoffen angereicherte Bodenwasserlösung aufzunehmen. Das ist der limitierende Faktor bei garkeiner oder nur flacher Bodenbearbeitung.

Wenn man über 900mm Niederschlag hat im Jahr, kann ich mir nicht so recht vorstellen, wie man da auf Trockenheit kommt. Hier kommt etwa die Hälfte runter. Fast egal wie ungünstig 900mm übers Jahr verteilt sind, ich wäre froh um solche Mengen.

PS: die Spatenbilder bitte von der Seite machen, die Draufsicht ist wertlos bzw sagt nur Aufgrund der Schmiererei, das der Boden feucht ist und derzeit nicht bearbeitet werden sollte.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Starking007 am 18. Februar 2023, 04:13:54
Dieser rötliche Boden mit Steinchen drin
sieht genauso aus wie bei uns der Kalkverwitterungslehm
auf intensiven landwirtschaftlichen Flächen ohne Humusaufbau.
Terra fusca oder Kalsteinbraunlehm.

Wiki: Terra fusca ist aufgrund des hohen Tongehaltes sehr dicht und schwer zu bearbeiten, zumal sie oft im Wechsel mit steinreichen, flachgründigen Böden vorkommt. Ihr Humusgehalt variiert......
.....Aufgrund dieser Eigenschaften wird sie vorwiegend als Wald- oder Weideland genutzt......

.....Die lokalen Vorkommen von Terrae calcis in mitteleuropäischen Kalkgebieten (z. B. süddeutscher und Schweizer Jura, Nördliche Kalkalpen) mit teils bis zu mehrere Dezimeter mächtigen Unterböden (T-Horizonte) an erosionsfernen Standorten werden meist als Paläoböden bzw. reliktische Böden angesehen, die unter wärmeren Klimaten mit intensiverer Verwitterung gebildet wurden.....

So ist es teils bei uns, und vielleicht auch bei dir.

Nur zur Info.....

Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 18. Februar 2023, 05:44:30
Ad "Einen Spaten benutze ich bei mir auch nicht mehr und sehe solche Methoden der Bodenbearbeitung sogar als sehr kritisch. Alle anaeroben Mikroorganismen sind auf einmal an der Oberfläche und die aeroben 30 cm unter der Erde."

Gibt es Untersuchungen, in welcher Bodentiefe das Verhältnis Aerobier zu Anaerobier wie hoch ist?
Aus der Hydroponik ist bekannt, dass Wurzeln zur Nährstoffaufnahme Sauerstoff benötigen. Wozu sollten Pflanzen  in 3m Tiefe wurzeln, wenn es dort nichts zu holen gäbe?

Aus der Hydroponik wissen wir auch, dass eindringendes Regenwasser Bodengase löst und die versickernde Wasserfront Luft in den Boden saugt. Wurzelatmung  und Mikroorganismen veratmen den Sauerstoff zu CO2. Entsprechend der Zusammensetzung der Luft (also den Partialdrücken der Luftgase) lösen sich die Luftgase im Regenwasser, das Sickerwasser nimmt entsprechend der Partialdrücke der Bodenluft CO2 auf und gibt im Boden Sauerstoff frei. Das CO2 wird mit dem Sickerwasser entsorgt (und hilft dann Tropfsteine in Karsthöhlen entstehen zu lassen oder macht Grundwasser korrosiv).

Aus Luftnachsaugen und Gasaustausch resultiert im Boden irgendwann die Luftzusammensetzung unserer Atemluft, die nach dem Regen wieder veratmet werden kann.

Die Aerobier dürften (auch in 3m Tiefe) in der Überzahl sein und nur beim Ausbleiben von Regen = Sauerstoff in Warteposition übergehen... (das aerobische riecht man auch bei Bodenaushub).

Zartes Beregnen mit Gießwasser verhindert nicht nur die Verschlämmung, sondern reichert das Wasser intensivst bis zur Sättigung  mit Sauerstoff an, der dann wieder die Wurzelatmung und Bodenorganismen fördert!
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 18. Februar 2023, 07:21:05
Mykorrhiza auf den Pflanzflächen ausbringen wär vielleicht auch noch ne Überlegung wert.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 18. Februar 2023, 08:26:12
Es spricht nichts gegen umgraben, gerade organisches Material untergraben, die Benutzung eines Spatens ist nicht zu verteufeln.
Es muss dann nur auch was drauf wachsen hinterher.

Und als Ergänzung zu Starkings Info: diese roten Böden können organische Substanz nicht so gut verdauen, die brauchen länger zum wegschmatzen.

Mykorrhiza und andere Biostimulanzien, der Nutzen für den Anwender ist sehr beschränkt.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 18. Februar 2023, 10:05:39
Nochmal zurück zu Leonardit und seiner Düngewirkung. Die angesagte Wirkung der Komplexierung von Calcium, Magnesium und Eisen klingt für mich (und meine Citrus) interessant. Mängel an diesen 3 Elementen habe ich bei unterschiedlichen Sorten (bzw. wohl Veredelungsunterlagen) festgestellt.

Zu meiner Schande kenne ich nicht einmal den pH-Wert meines Bodens. Der Leonardit wird vermutlich zart ansäuern und die enthaltenen Huminsäuren komplexieren dann das eh Vorhandene?

Es spricht nichts gegen umgraben, gerade organisches Material untergraben, (...)  diese roten Böden können organische Substanz nicht so gut verdauen, die brauchen länger zum wegschmatzen.

Deshalb mixe ich meine Mischungen nass, um eine innigere Benetzung oder Durchdringung der organischen Teilchen und des Sandes mit Ton zu erreichen.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: ringelnatz am 18. Februar 2023, 10:45:05
Folgende Idee bzgl eines Vorgehens:
1. Bodenproben nehmen, pH und Nährstoffversorgung prüfen (sofort)
2. Tiefwurzelnde Gründüngung einsäen (Sonnenblumen, wenn geht Hanf) in Kroatien wahrscheinlich möglichst bald, parallel die Stoffe gezielt mineralisch aufdüngen, die fehlen
3. im Mai/ wenn Gründüngung hüfthoch: oberflächlich einfräsen (Boden muss noch bearbeitbar sein, aber nicht nass)
direkt danach Kulturen rein- welche, da bin ich mit meinem LaienLatein am Ende...
bei Gemüse: evtl mit Tröpfchenbewässerung möglich?
Feldfrüchte: irgendwas trockenheitsverträgliches?

falls im Sommer nichts kultiviert werden soll/kann:
Die o.g. Gründüngung stehen lassen und erst im Herbst zum Pflanztermin der gewünschten Winterkultur einfräsen

Hintergrundgedanken:
Bodenlockerung und Strukturentwicklung durch Lebendverbauung
durch Einfräsen Erhöhung Humusgehalt
Bodenanalyse - Defizite ausgleichen, Wachstum ermöglichen

wichtig: Gefahr Bodenverdichtung bei Maschinenbearbeitung von feuchtem Boden
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 18. Februar 2023, 17:45:24
Hanf klingt gut. Kann ich mir ein Hemdchen stopfen.  ;D
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 18. Februar 2023, 21:12:38
Kurz, Leonardit hat keine Düngewirkung.
Speichervermögen für Nährstoffe: wenn drumrum Ton ist, was willst du mehr an Speicher?

Wenn du Mangel an Citrus siehst, Lufthaushalt kontrollieren.
Die Wurzelspitze stirbt an Sauerstoffmangel, an den Blättern sieht man deshalb die in der Pflanze am wenigsten im Übermaß vorhandenen Nährstoffe: Eisenmangel, Magnesiummangel usw. Im Boden alles zahlreich vorhanden, bringt der Pflanze aber nix, weil die Wurzel nicht ausreichend nach oben bringen kann.

Hanf kann Verdichtungen halbwegs durchdringen, schließt auch festgelegte Nährstoffe halbwegs gut auf, hier war er aber nie wirklich gut für den Boden (Schwemmlandböden), da die Biomasse dann doch nicht reicht. Für eine Schattengare auf Schrottboden aber die ersten 2 Jahre ok. Braucht nie gegossen zu werden, bei 918mm erst recht nicht.
Könnte aber beim entwässern helfen des tonigen Bodens, damit Citrus eher kann. Mit sowas habe ich aber keine Erfahrung, ich freue mich schon über 500mm.

Zitat
Deshalb mixe ich meine Mischungen nass, um eine innigere Benetzung oder Durchdringung der organischen Teilchen und des Sandes mit Ton zu erreichen.
Bitte nochmal zurück zum Kapitel Regenwürmer, pH-Wert, Calcium, Schleimstoffe, Wurzelexsudate usw zurück.

Also das flüssig bringt gar nichts, es ist so eine Art Chromatographie was du damit tust. Der RF-Wert von Phosphat und Ton ist ungefähr so, das man das mit aufkonzentrieren auf einer Vorsäule vergleichen kann. Die Mobilität von Phosphat ist wenige mm in Ton. Also du bringst das auch nur an die Oberfläche, und da haben Pflanzenwurzeln bekanntermaßen am wenigsten was davon, da sie tiefer wurzeln. 
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 18. Februar 2023, 21:31:22
Auf jeden Fall bringt Leonardit organisches  Material, das Baumaterial für Ton-Humuskomplexe.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 18. Februar 2023, 21:53:12
Kalkstickstoff bringt auch Baumaterial für Ton-Humus-Komplexe.

Wasser auch. !!!
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 18. Februar 2023, 23:18:57
Jupp.
Wenn schon Calcium im Boden ist, reicht organisches Material und Wasser.
Es bleibt spannend  8)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Starking007 am 19. Februar 2023, 07:20:15
Und vieeel Zeit......

Geduld ist die oberste Gärtnertugend!
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Natternkopf am 19. Februar 2023, 19:39:08
Ist das Ziel: Nur die ganz Harten überleben im Garten?

Das zwar schon, ...

Deshalb mixe ich meine Mischungen nass, um eine innigere Benetzung oder Durchdringung der organischen Teilchen und des Sandes mit Ton zu erreichen.

... jedoch sind da kaum noch Luftzonen in der Mischung.
Das haben die wenigsten Pflanzen in unseren "üblichen Gärten" gerne.

Grüsse Natternkopf
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 19. Februar 2023, 19:49:29
Wie gesagt, mischen bringt nicht den Effekt wie verbinden.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 19. Februar 2023, 20:06:14
Das zwar schon, ...

Deshalb mixe ich meine Mischungen nass, um eine innigere Benetzung oder Durchdringung der organischen Teilchen und des Sandes mit Ton zu erreichen.

... jedoch sind da kaum noch Luftzonen in der Mischung.
Das haben die wenigsten Pflanzen in unseren "üblichen Gärten" gerne.

Grüsse Natternkopf

Und
Wie gesagt, mischen bringt nicht den Effekt wie verbinden.


Was wäre dann der Unterschied zwischen "Nassmix" auftragen und trocknen lassen und "Trockenmischung" beregnen und trocknen lassen?
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 19. Februar 2023, 20:30:44
Eigentlich kein großer, bei beiden fehlt der Regenwurm, seine Schleimstoffe, Wurzeln und deren Ausscheidungen und stabilisierende Wirkung aufs Gefüge.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 20. Februar 2023, 10:23:54
Der Regenwurm ist ja im Boden schon unterwegs.
Ohne organisches Material hat er aber nix, was er fressenderweise in Ton-Humuskomplexe verwandeln kann.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 20. Februar 2023, 13:33:31
Der Regenwurm ist ja im Boden schon unterwegs.
Ohne organisches Material hat er aber nix, was er fressenderweise in Ton-Humuskomplexe verwandeln kann.

Vertraut man der Wikipedia bezüglich Regenwürmer "sie füllen ihren Darm mit humusreicher Erde und vermodertem Pflanzenmaterial" dann macht es doch Sinn, wenn ich Häckselgut und Sonstiges zusammengemischt einarbeite, das dann aerob  anrottet, als wenn ich den Mulch oben drauflege wo er knochentrocken wird und wesentlich langsamer verrottet.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Starking007 am 20. Februar 2023, 13:45:32
In deinem Fall, der nicht soo gut ist,
würde ich das auch machen, soviel und so schnell als möglich Organik rein.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 20. Februar 2023, 14:36:58
 8)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 20. Februar 2023, 14:43:17
Och man, aber doch nicht wie in den 70ern mit Torf oder Torfersatz.
Da gibts doch 50 Jahre Erfahrung, dass das nicht funktioniert.
https://www.kgv-muelheim-nord.de/5-irrtuemer-ueber-torf/

Hanfpellets, Strohpellets, Laubkompost usw., da könnte man drüber reden. Ist aber keine Regenwurmnahrung. Der Tauwurm holt es sich von der Oberfläche, er möchte es nicht eingefräst und vermutlich auch selbst nicht in 3 Stücke zerfräst werden.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: lerchenzorn am 20. Februar 2023, 18:24:19
In meinem kroatischen Garten ist Humus Mangelware. Die "Erde" ist bröseliger Ton der im Sommer steinhart bäckt und im Winter schmierig staunass wirkt. ...

Ich komm noch mal ganz zum Anfang. Wie arbeiten denn die Landwirte bei Dir vor Ort mit ihrem Boden. Oder die, die größere Flächen "Grabeland" nutzen? Oder ist Dein Standort durch vorherige Belastungen so speziell, dass Du Dir keine guten Beispiele abschauen kannst?
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 20. Februar 2023, 23:50:04
Ich komm noch mal ganz zum Anfang. Wie arbeiten denn die Landwirte bei Dir vor Ort mit ihrem Boden. Oder die, die größere Flächen "Grabeland" nutzen? Oder ist Dein Standort durch vorherige Belastungen so speziell, dass Du Dir keine guten Beispiele abschauen kannst?

Herkömmlich. Sehr herkömmlich. Umpflügen, Boden nackt lassen, Pflanzen setzen, bewässern.

Ich habe einen "Hinterhofgarten", z. T. aufgeschüttet, z. T. Naturboden oder Naturschutt. Sommers steinhart, im Februar siehe die Bilder.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 20. Februar 2023, 23:57:30
Och man, aber doch nicht wie in den 70ern mit Torf oder Torfersatz.
Da gibts doch 50 Jahre Erfahrung, dass das nicht funktioniert.
https://www.kgv-muelheim-nord.de/5-irrtuemer-ueber-torf/

"bodenversauernd" und "völlig nutzlos" und "keine Nährsstoffe".

Von wann  oder von wem ist das denn?

Huminsäuren sind kein Thema?
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 21. Februar 2023, 00:31:43
Ich komm noch mal ganz zum Anfang. Wie arbeiten denn die Landwirte bei Dir vor Ort mit ihrem Boden. Oder die, die größere Flächen "Grabeland" nutzen? Oder ist Dein Standort durch vorherige Belastungen so speziell, dass Du Dir keine guten Beispiele abschauen kannst?

Herkömmlich. Sehr herkömmlich. Umpflügen, Boden nackt lassen, Pflanzen setzen, bewässern.
Hört sich nach einem Minutenboden an und sieht auch so aus. Muss man verstehen und sich drauf einlassen.
Manchmal sind Dinge eben so wie sie sind.
Lass mich raten, Zuckerrüben gibt es nicht so oft, eher Getreide, evtl auch Sonnenblumen, wegen der Sommertrockenheit.

Zum Torf, wieviel Huminsäure ist denn wirklich drin? Und was bringt die Säure nackig?

In den 70ern hat man Torf oder Blumenerde untergefräst. Hat langfristig nichts bewirkt für den Boden. Das war die Zeit der anfälligen Teehybriden wenn man bei den Rosen war. Spritzen was geht.
In den 80ern kam der Hype auf mit Kompost. Hat sich auch nicht bewährt, weil die Beete überdüngt wurden. Hält bis heute an.
In den 90ern wollte man es neu versuchen, da war dann der Spaten böse, Sauzahn musste her. Ein Geschenk für Faule.
In den 00ern wusste man nicht so recht was los war, erst mal mulchen. Wird schon werden. Fauler geht immer, verkommen lassen ist Umweltschutz.
In den 10ern, da hat man mal wieder das Hochbeet ausgegraben, weil die 40 Jahre davor nicht zum gewünschten Ergebnis geführt haben. Und man war ja noch fauler.
In den 20ern, Balkonkasten mit Tropfbewässerung, die Gärten von damals gibt es nicht mehr. Zubetoniert.

Ist viel Vorurteil und Schublade, aber so ähnlich könnte es sich irgendwo abgespielt haben.  ;)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Quendula am 21. Februar 2023, 08:21:53
Hat nur nicht wirklich was mit der Fragestellung zu tun  ;).
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 21. Februar 2023, 12:18:15
Ich komm noch mal ganz zum Anfang. Wie arbeiten denn die Landwirte bei Dir vor Ort mit ihrem Boden. Oder die, die größere Flächen "Grabeland" nutzen? Oder ist Dein Standort durch vorherige Belastungen so speziell, dass Du Dir keine guten Beispiele abschauen kannst?

Bild vom Nachbargrundstück. Locker gefräster Boden. Anbau von Zwiebeligem, Bohnen und Tomaten später.

Den Boden kann man nicht unbedingt 1:1 mit unserem vergleichen. Bei uns dürfte einiges mit gerade Verfügbarem aufgeschüttet worden sein (anno 1960 zu Zeiten des Kommunismus). Aber so eine Art "Boden" ist hier in der Gegend.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 21. Februar 2023, 12:25:57
Das Feld wird jedes Jahr umgepflügt oder umgefräst. Voriges Jahr standen vollflächig Tomaten drauf.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 21. Februar 2023, 12:38:55
Hat nur nicht wirklich was mit der Fragestellung zu tun  ;).

Ich resumiere mal, Torf und Leonardit bringen Huminsäuren in den Boden ein, beeinflussen den pH-Wert und lockern das Gefüge. Alles aber nur kurzfristig.

Als langfristige Maßnahme den Lockerboden mit Tiefwurzlern bepflanzen, diese absäbeln, verhäckseln und mulchen und Würmer arbeiten lassen und nicht mehr stören.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 21. Februar 2023, 12:57:59
Ja, so in etwa. Man kann aber schon mal umgraben, keine Bodenbearbeitung funktioniert auf manchen Böden nicht wenn Gemüse wachsen soll und umgraben, also das unterheben von Grünmasse, hält den Humusgehalt leicht höher als bei nur mulchen und keine Bearbeitung.

Wenn ich mir die Bilder anschaue, der Nachbar macht scheinbar nicht so viel verkehrt.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 21. Februar 2023, 22:41:03
Dann hat sich der Kreis ja nun geschlossen  8)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 22. Februar 2023, 04:09:57
Wenn ich mir die Bilder anschaue, der Nachbar macht scheinbar nicht so viel verkehrt.

🤔Wenn man unberücksichtigt lässt, dass er seine Würmer häckselt, kein Grünzeug untermischt und den nackten Boden nicht mulcht, also insgesamt als Wurmgegner arbeitet, aber trotzdem einen lockeren Boden hat, in den Wurzeln und Wasser gut eindringen können.🙄
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: lerchenzorn am 22. Februar 2023, 07:35:05
Bist Du noch im Gebiet der Roterden (Terra Rossa)? Die wären "natürlicherweise" humusarm, weil sie organisches Material sehr schnell umsetzen. Sie sind dennoch fruchtbar, meistens auch gut zu bearbeiten. Vielleicht liegt es in Deinem Garten tatsächlich an den Überschüttungen und mechanischen Belastungen der Vergangenheit. Dann würde ich eher auf Schonung und vorsichtige Tiefenlockerung setzen, verbunden mit dem Anbau von tief wurzelnden Pflanzen, die ebenfalls lockernd wirken. Allzuviel Humuszufuhr, noch dazu kompakt eingebracht, könnte tatsächlich eher nachteilig sein - sehe ich ähnlich wie thuja thujon. Langfristig (gleich)mäßige Versorgung über Mulch oder flaches Einarbeiten von Kompost dagegen wird nicht schaden.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 22. Februar 2023, 09:43:06
In dem Falle wäre vielleicht zu überlegen, mal die Bodenbelüftungs-Injektionstechnik machen zu lassen.
Dabei wird eine Lanze an verschiedenen Stellen in den Boden gestochen und mit einem Druckluftstoss wird ein Netz von Rissen im Boden aufgesprengt.
Diese können zusätzlich im gleichen Arbeitsschritt mit Bodenhilfsstoffen verfüllt werden, so dass sie sich nicht wieder „setzten“ können.

Das kommt ursprünglich aus der Baumpflege, wird aber inzwischen schon von vielen Galabaufirmen für den Hausgarten angeboten, um Bodenverdichtungen die oft durch Baufahrzeuge beim Hausbau hinterlassen werden, zu beheben.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Hyla am 22. Februar 2023, 11:58:56
Wieviel Jahre beobachtest du den Acker vom Nachbarn denn schon?
Wenn der nur alle paar Jahre Gründüngung anbaut, kann man das in der Momentaufnahme von diesem Frühjahr nicht sehen.
Diese Böden sind fruchtbar, wenn man vor allem im Sommer bewässern kann. Das Foto zeigt ja, daß eine Tröpfchenbewässerung angeschlossen ist. Das ist deutlich fortschrittlicher als die Methode hier mit Wasserwerfern.

Die Mulchauflage dient nicht nur der Humusversorgung. Sie schützt den Boden auch vor Regen, Wind und Sonne, also Verschlämmung, Winderosion und starker Austrocknung.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Microcitrus am 22. Februar 2023, 18:10:26
Ich resumiere mal, Torf und Leonardit bringen Huminsäuren in den Boden ein, beeinflussen den pH-Wert und lockern das Gefüge. Alles aber nur kurzfristig.3

Bezüglich Eisen-, Calcium-und Magnesium-Mobilisierung werde ich mich noch in der Fachliteratur schlau machen (gibt ja genug Forschung dazu).
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 22. Februar 2023, 21:54:10
Du kannst noch 7800 Studien zum Thema lesen, einordnen und gewichten, und wenn du damit fertig bist, hast du dir auch ehrlich den Lehrstuhl an einer Uni dafür verdient.

Man kann es auch maximal kompliziert, teuer, ressourcenverschwendend und nochwas machen, Hauptsache es ist neu und es gibt nicht genug Praxiserfahrung aber es ist hip.

Eins sollte man nicht vergessen:
Die Bodenqualität ist mindestens jedes Jahr aufs neue zu ermitteln und die notwendigen Maßnahmen auf die anzubauende Kultur abzustimmen.
Ist wie beim Garten, der möchte auch jeden Tag seinen Gärtner sehen. Also ruhig auch mal den Boden in die Hand nehmen, dran drücken, dran reiben, dran riechen usw., auch mal den Jahresverlauf erleben.

Das wird schon, aber nicht von jetzt auf gleich und für immer.
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 22. Februar 2023, 21:59:01

Ist wie beim Garten, der möchte auch jeden Tag seinen Gärtner sehen. …
Ach? Achwas?  8)
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: thuja thujon am 22. Februar 2023, 22:02:25
Der Planer bewirkt es jedenfalls nicht.  :-*
Titel: Re: Leonardit statt Torf?
Beitrag von: Gartenplaner am 22. Februar 2023, 22:08:30
Mein Garten kommt immer wieder wochenlang, im Winter sogar monatelang ganz gut ohne mich aus  :-*