Beitrag von: GartenTobi am 13. Juni 2022, 21:52:13
Mein Name ist Tobias und ich komme aus der Wetterau! Ich wohne da mit meiner Familie und wir haben einen Garten :-) In diesen haben wir vor 8 Jahren einen Süßkirschbaum gepflanzt. Inzwischen ist er ca. 6 Meter hoch. Der Ertrag war bisher enttäuschend, dieses Jahr sind das erste mal überhaupt mehr als eine Handvoll Kirschen am Baum. Nach der reichlichen Blüte sind zunächst auch ganz viele kleine Kirschen daran wovon die meisten aber schnell abfallen. Ich vermute. Dass hier ein zweiter Kirschbaum als Befruchtersorte hilfreich wäre. Das Problem ist, dass ich nicht weiß welche Sorte wir da stehen haben. Die Kirschen werden jetzt gerade reif, heute haben wir die ersten probiert. Ich habe mal Fotos vom Baum, Blätter und Frucht gemacht, vielleicht gibt es ja einen Experten der die Sorten zumindest ein wenig eingrenzen kann. Fotos von der Blüte habe ich leider verpasst.
Vielen Dank für Eure Hilfe!
Tobias
Beitrag von: cydorian am 13. Juni 2022, 22:14:11
Beitrag von: Tara2 am 13. Juni 2022, 22:28:41
Das erinnert mich eher an die Hedelfinger Streifenkirsche?
Beitrag von: GartenTobi am 13. Juni 2022, 22:43:35
Beitrag von: Tara2 am 13. Juni 2022, 22:48:17
Beitrag von: GartenTobi am 13. Juni 2022, 23:11:37
Beitrag von: Berat am 14. Juni 2022, 01:23:28
- Natalie, eine Mutante der Regina, ist erst seit 2020 auf dem Markt;
- die Schauenburger Streifenkirsche, eine Mutation aus den 1980er Jahren, reift mit der 7./8. KW zu spät.
Bleibt die vorgeschlagene Hedelfinger Streifenkirsche (2. Bild), die 2003 entdeckt wurde. Zählen wir zumindest die südliche Wetterau zu den erstrangigen klimatischen Gunsträumen Deutschlands, vergleichbar mit dem Oberrheintalgraben, und konstatieren ein erneut zu warmes und trockenes Frühjahr, käme gepaart mit einem wärmeren Stadtklima jetzt der Beginn der 5. KW schon so einigermaßen hin, passend zur Reifezeit der Hedelfinger.
Zum Ertrag: Eine passende Befruchtersorte kann nie schaden; die könnte man im Zweifelsfall auch in den Baum einveredeln. Doch weit wichtiger ist, dass du dich schnellstmöglichst um eine gute Baumstruktur kümmerst. Die wird sich auch positiv auf den Ertrag (und die Baumgesundheit) auswirken. Manchmal hat man Glück, und der ungepflegte Baum bieten einem dazu passable Möglichkeiten. Doch nach dem, was auf den Bildern zu erkennen ist, scheint das ein Zwiesel zu sein, wo der Konkurrenztrieb mit groß geworden ist. Das im Nachhinein bei der nicht sonderlich schnittverträglichen Kirsche zu reparieren, ist alles andere als ideal, aber immer noch besser, als nichts zu machen.
Jetzt ist es schon so. Wenn du dich da nicht auskennst: Für sowas gibt's Profis, und die sind auch nicht unbezahlbar.
Beitrag von: JörgHSK am 14. Juni 2022, 08:31:15
Beitrag von: Tara2 am 14. Juni 2022, 10:22:32
Büttners könnte sein, dazu gibts als Verwechsler noch die große Prinzessin und weiße Spanische Knorpelkirsche.Ja aber hat die Büttner den Strich? Und die Prinzessin (ich habe zwar inzwischen einen Baum der Sorte aber der trägt noch nicht) hat ihn doch nach meinem Wissen auch nicht. Die weiße Spanische schließe ich absolut aus, da habe ich schon seit Jahrzenten einen Baum und die werden noch nicht mal vollreif so rot wie die von Tobi jetzt schon sind und er schreibt ja, dass die jetzt erst am reif werden sind!
Hier: https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,47877.0.html hatte ich die weiße Spanische selbst mal gesucht als ich noch nicht wusste welche Sorte ich da habe. Da sind auch, glaube ich, Bilder dabei.
Beitrag von: cydorian am 14. Juni 2022, 10:40:04
Kirschbäume werden gross, es ist günstig wenn die Pflanzung von rudimentären Erziehungs- und Schnittkenntnissen begleitet ist. Bei diesem Baum hat man zugelassen, dass sich der Haupttrieb aufspaltet und dann hat man ihn in Spindelform in die Höhe gehen lassen, womöglich sogar noch Seitenäste eingekürzt weil man Gartenmöblierungen hingebaut hat. Der Zwiesel begünstigt auch das Höhenwachstum.
Beitrag von: GartenTobi am 14. Juni 2022, 16:27:36
Beitrag von: GartenTobi am 15. Juni 2022, 07:57:58
nochmals vielen Dank für die Rückmeldung! Ich fasse mal wie folgt zusammen:
- der Baum braucht dringend einen professionellen Schnitt, den der Besitzer ::) bisher vernachlässigt hat
- mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist es die Hedelfinger Streifenkirsch (bei der Büttner fehlt der Streifen und Natalie, die ich auch schon vermutet hattet, kam erst viel später auf den Markt; unser Baum wurde 2011 gepflanzt, da habe ich entsprechende Fotos gefunden)
- ein Bild von mehreren reifen Kirschen wäre hilfreich um die Hedelfinger zu bestätigen - das schicke ich noch
- neben dem Schnitt kann auch eine Befruchtersorte den Ertrag steigern. Bliebe die Frage, welche da geeignet wäre. Auf Baumprüfung-de und anderen Seiten gibt es zwar Kirschbefruchtertabelle aber oft nur mit Hedelfingers Riesenkirsche, die Streifenkirsche fehlt leider.
Viele Grüße und Danke für die bisherigen Rückmeldungen!
Tobias
Beitrag von: Berat am 15. Juni 2022, 21:19:03
- der Baum braucht dringend einen professionellen Schnitt, den der Besitzer ::) bisher vernachlässigt hatUnd den braucht er sein Leben lang...
- mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ist es die Hedelfinger StreifenkirschSo könnte es sein, die "sehr hohe Wahrscheinlichkeit" vergiss aber mal lieber schnell wieder. Die Skepsis, wie eine derartige Rarität, die aktuell kaum irgendwo zu bekommen ist, in deinen Garten gekommen ist, besteht fort. Theoretisch könnte es alles Mögliche sein, z.B. die Striped Cherry of Paris oder die Red-Striped Lapins Cherry oder sonstwas.
- ein Bild von mehreren reifen Kirschen wäre hilfreich um die Hedelfinger zu bestätigen - das schicke ich nochCydorians Bitte möchte ich die um Bilder von penibel sauber gebürstelten Kernen hinzufügen, möglichst von allen Seiten. Dein erstes Kernbild ist unbrauchbar, das zweite würde tatsächlich zu Hedelfinger passen. Aber man sieht da zu wenig.
- neben dem Schnitt kann auch eine Befruchtersorte den Ertrag steigern. Bliebe die Frage, welche da geeignet wäre. Auf Baumprüfung-de und anderen Seiten gibt es zwar Kirschbefruchtertabelle aber oft nur mit Hedelfingers Riesenkirsche, die Streifenkirsche fehlt leider.Falls es sich um die Hedelfinger Streifenkirsche handeln sollte, würden die Befruchter zu Hedelfinger schon passen, da erstere ja eine Mutation von letzterer ist. Und noch viele Hunderte nicht aufgeführter Kirschsorten.
Wie erbeten, die (diesjährigen) Reifezeiten deiner Umgebung von ein paar gängigen Kirschsorten wären weiters hilfreich. So ließen sich die Kirschwochen deiner Umgebung eingrenzen.
Beitrag von: GartenTobi am 17. Juni 2022, 20:15:14
anbei nun noch Fotos von einer Handvoll Kirschen und von 3 Kirschkernen von unterschiedlichen Seiten.
Die Identifikation der Kirschwoche ist schwerer als gedacht, die bisher befragten Nachbarn mit Kirschbaum wußten ihre Kirschsorte nicht :( . Ich suche weiter …
Schönen Abend!
Tobias
Beitrag von: Berat am 17. Juni 2022, 23:08:45
Beitrag von: Hyla am 17. Juni 2022, 23:37:23
Die Früchte sind offenbar noch am Anfang der Reife wie ja auch Berat schreibt. Wenn man sie vor den Vögeln retten kann, legen sie weiter zu und werden deutlich größer und dunkler.
Das trifft aber auf viele Sorten zu, die zur selben Zeit reifen.
Mit zunehmender Größe steigt aber auch die Gefahr von Regen und damit des Platzens. Man muß da den Wetterbericht im Auge behalten und zur Not schnell ernten. ;)
Vielleicht hilft das weiter: https://www.arche-noah.at/sortenerhaltung/obst-und-obstsammlung/sortenbeschreibungen/kirsche-zwetschke
Beitrag von: GartenTobi am 18. Juni 2022, 01:08:44
Danke für die Rückmeldung! Ja, der Strich verschwindet mit zunehmender Reife, ich war heute selbst ganz erstaunt da der Strich zu Beginn der Woche ja noch ganz deutlich war. Die Kirsche ist noch nicht ganz ausgereift, auch das ist richtig. Und sie schmeckt auch schon sehr früh in der Reife - das kann ich ebenfalls bestätigen.
Normale Heidelfinger meint also die in Hylas Link zu findende Heidelfinger Riesenkirsche und nicht die Streifenkirsche - richtig?
Ihr seit echt klasse!
Beitrag von: Tara2 am 18. Juni 2022, 07:16:38
Ich kann das im Moment nicht genau überprüfen, denn mein Altbaum wurde letztes Jahr Opfer eines Sturms und die "Nachzucht" die ich zum Glück gerade noch rechtzeitig gemacht habe trägt noch nicht.
Beitrag von: cydorian am 18. Juni 2022, 10:01:39
Beitrag von: Berat am 18. Juni 2022, 11:55:51
Normale Heidelfinger meint also die in Hylas Link zu findende Heidelfinger Riesenkirsche und nicht die Streifenkirsche -Ja. "Riesenkirsche" ist heute eine veraltende Bezeichnung, die eher vermieden wird, um keine falschen Erwartungen zu wecken. Die Kirschen werden ja nur mittelgroß bis groß. Das hat man zu ihrer Entstehungszeit Mitte des 19. Jahrhunderts noch anders gesehen...
Auf was du noch achten kannst: Das momentane Fein-Gestrichelte der Fruchthaut sollte in der Vollreife fast komplett verschwinden und zu einem mattglänzenden homogenen Braunrot bis fast Schwarz werden. Die Stiele sollten teilweise noch etwas rot einfärben. Allerdings scheint die Hedelfinger aufgrund ihrer zeitweise enormen Verbreitung eine gewisse genetische Bandbreite zu besitzen, so dass sich die Angaben in der Literatur mitunter widersprechen (lange versus kurze Stiele, heller versus dunkler Saft u.Ä.).
Beitrag von: meiby am 18. Juni 2022, 12:11:10
Es gibt tätsichlich verschiedene Typen der Heldelfinger Glemser, Froschmaul u.a. Die letztere habe ich im vergangenen Jahr veredelt.
Beitrag von: Berat am 18. Juni 2022, 12:20:46
Es gibt tätsichlich verschiedene Typen der Heldelfinger Glemser, Froschmaul u.a.Das kommt noch oben drauf, zum Teil auch mit unterschiedlichen Reifezeiten. Manche Autoren sprechen da auch nicht mehr von Hedelfinger-Typen, sondern von eigenen Sorten. Wo da die Grenze zu ziehen ist, ist Definitionssache. Ich meinte jedoch die Hedelfinger im engeren Sinn. Auch die variiert schon in einer beachtlichen Bandbreite.
Beitrag von: GartenTobi am 20. Juni 2022, 13:41:49
hier nochmal ein Bild vom Fruchtfleisch wenn die Kirschen reifer sind. Es sind aber immer noch nicht alle vollreif. Das feingestrichelte wird tatsächlich mit zunehmender Reife immer weniger. Stiele sind lang und hell. Mit Monilia und absterbenden Ästen haben wir bisher keine Probleme gehabt.
Wie teste ich ob der Saft färbt? Soll ich mal was auf ein Taschentuch träufeln?
Viele Grüße!
Tobias
Beitrag von: meiby am 20. Juni 2022, 14:26:19
Das Fruchtfleisch ist im jetzigen Stadium schon deutlich roter gefärbt, sollte aber noch dunkler werden, wenn es die Hedelfinger ist.
Vergleiche auch die Fruchtsteine
https://www.arche-noah.at/files/hedelfinger_riesenkirsche.pdf
https://www.deutsche-genbank-obst.de/passport/pdf?id_passport=2679
Und hier Abb. 30 auf S. 6 von 14
https://shop.pomologen-verein.de/data/datenblatt_0000036_1.pdf
Beitrag von: GartenTobi am 21. Juni 2022, 22:14:30
Und vielen Danke an alle die sich in den letzten Tagen beteiligt haben!
Viele Grüße
Tobias