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Pflanzenwelt => Pflanzenvermehrung => Thema gestartet von: Suse am 27. April 2012, 08:27:30

Titel: Keine genetische Verarmung bei Selbstbestäubern?
Beitrag von: Suse am 27. April 2012, 08:27:30
Hallo :)
Von Fremdbestäubern sagt man, es sollen immer genug Pflanzen am Ort wachsen, die sich gegenseitig bestäuben, um eine genetische Verarmung vorzubeugen.

Die Selbstbestäuber unter den Gemüsepflanzen vermehre ich seit Jahren selbst.
Meine Frage dazu:

Warum tritt bei der reinen Selbstbestäubung keine genetische Verarmung und Schwächung auf? ( Inzuchtdepression) Oder tut es das doch?
Titel: Re:Keine genetische Verarmung bei Selbstbestäubern?
Beitrag von: Suse am 10. Mai 2012, 09:47:22
Da scheint ja niemand etwas darüber zu wissen.
Die Frage scheint mir doch wichtig, für alle Selbstvermehrer.

Suse

Titel: Re:Keine genetische Verarmung bei Selbstbestäubern?
Beitrag von: Poison Ivy am 10. Mai 2012, 09:56:07
Die Selbstbestäuber unter den Gemüsepflanzen vermehre ich seit Jahren selbst.
Meine Frage dazu:

Warum tritt bei der reinen Selbstbestäubung keine genetische Verarmung und Schwächung auf? ( Inzuchtdepression) Oder tut es das doch?

Die Frage könnte ein Populationsgenetiker oder ein Züchter sicher genauer beantworten.

Ich denke, es ist so: Du betreibst ja keine gezielte Züchtung mit den selbstbestäubten Pflanzen, um ganz bestimmte Eigenschaften zu bekommen.
Allenfalls jätest du Sämlinge, die kümmerwüchsig sind, oder reißt Pflanzen raus, die schlechten Fruchtansatz zeigen.
So betreibst du eine geringe Auslese, aber im Großen und Ganzen bleibt der Genpool praktisch unverändert, jedenfalls über den Zeitraum, von dem wir hier sprechen.
Jedenfalls ist das etwas Anderes, als wenn man immer nur ganz bestimmte Inviduen herausgreift und nur diese einzelnen weitervermehrt.

Eine genetische Veramung ist aber in deinen "Gemüselinien" schon vorhanden, denn im Vergleich zum Spektrum an Merkmalen, dass die gesamte Art beeinhaltet, hast du nur einen Ausschnitt.
Wenn plötzlich neue Krankheitserreger oder Schädlinge auftreten, kann es gut sein, dass deine - im Vergleich zur Art - genetisch reduzierte Auswahl deiner Gemüsepflanzen komplett dahingerafft wird, während im Individuenbestand der gesamten Art durchaus einige Exemplare eine genetisch bedingte höhere Widerstandskraft haben können.
Titel: Re:Keine genetische Verarmung bei Selbstbestäubern?
Beitrag von: fips am 10. Mai 2012, 09:59:41
@Suse, da ist bestimmt alles im Genetischen Flaschenhals steckengeblieben. 8)
Titel: Re:Keine genetische Verarmung bei Selbstbestäubern?
Beitrag von: Suse am 10. Mai 2012, 10:27:05
Bristlecone und Fips, das ist ja schon mal interessant

Im Zusammenhang mit dem genetischen Flaschenhals wird auch Purging beschrieben, eine Inzuchterholung durch Selektionsdruck.

Da ich immer sorgfältig nach den von mir gewünschten Merkmalen auslese (z.B. Fruchtgröße und -form, Gesundheit, früher Ertrag, Geschmack, Winterhärte etc.) besteht auch ein Selektionsdruck, den ich auch in den Eigenschaften der von mir vielfach vermehrten Sorten wiedererkenne.

Unklar ist noch die erwähnte zunehmende Unfruchtbarkeit der Inzuchtkandidaten.

Rein theoretisch müsste man von Zeit zu Zeit frisches Genmaterial einkreuzen, um gut gewappnete Pflanzen zu erhalten.

Titel: Re:Keine genetische Verarmung bei Selbstbestäubern?
Beitrag von: Suse am 25. Mai 2015, 17:49:28
Heute hol ich mal ein altes Thema hervor, welches noch nicht vollständig geklärt worden ist.
Vielleicht weiß jetzt jemand mehr darüber???

Werden meine selbst vermehrten und selbst bestäubenden Tomaten, Bohnen, Erbsen und Salate immer empfindlicher gegen sich verändernde Umweltbedingungen, wie Krankheiten etc.?
Titel: Re:Keine genetische Verarmung bei Selbstbestäubern?
Beitrag von: pearl am 25. Mai 2015, 18:11:40
Suse, willst du über das hier hinaus noch mehr wissen?

@Suse, da ist bestimmt alles im Genetischen Flaschenhals steckengeblieben. 8)

 :D

deine Umweltbedingungen ändern sich ja wenig. Im übrigen kommen Populationen mit genetischem Flaschenhals wunderbar klar. Denkt man an den Erfolg der Chinesen und das hartnäckige Überleben der Aborigines. ;)

Tatsächlich sind ja bestimmte Gemüse- und Obstsorten das Ergebnis jahrhunderte- und jahrtausendelanger Inzucht. In Kultur hat man ja nicht so umwälzende Ereignisse, wie sie unsere Kulturpflanzen im Laufe ihrer Entwicklung schon hinter sich haben. Kultur setzt ja gerade voraus, dass die kultivierten Arten ganz gleichmäßigen Einflüssen ausgesetzt sind. Im Garten werden sie ja gehegt und auch vor Krankheiten geschützt. Schwere Geschütze werden aufgefahren um den Ertrag hoch zu bringen. Also keine Sorge!

Wenn sich die Hundezüchter mal solche Gedanken machen würden!