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Garten- und Umwelt => Gartenküche => Thema gestartet von: Silvia am 26. September 2004, 21:32:08

Titel: Cidre
Beitrag von: Silvia am 26. September 2004, 21:32:08
Dieses Jahr haben wir wieder Äpfel ohne Ende. Die Sorten kennen wir leider nicht, aber zumindest zwei sind sehr schmackhaft. Die anderen beiden ziehen die Löcher in den Strümpfen zusammen. Wir lagern immer viele ein und bringen sie auch bis Ostern gut durch. Essen können wir sie trotzdem nicht alle. Kuchenesser sind wir nicht. Apfelmus kann man auch nur in begrenzter Menge zu sich nehmen.

Sagt mal, weiß eigentlich einer, wie man Apfelwein macht?

LG Silvia
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Günther am 26. September 2004, 23:41:11
Wie auch immer, Du mußt die Äpfel pressen können.
Der Rest dürfte im Internet zu finden sein.
Als Nicht-Säufer hats mich noch nicht gereizt ;D
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: fisalis am 27. September 2004, 09:37:13
Wir haben dieses Jahr auch erstmals mehr als genug Äpfel. Zum Glück seit Neustem auch eine Saftzentrifuge. Geht recht gut, die Stücke kann man mit Kerngehäuse reinwerfen. Allerdings ist der Saft recht dick. Nach etwa einer Woche beginnt er (auch im Kühlschrank) zu gären. Dann kann man die obenaufschwimmende Faserschicht abschöpfen. Aber wies weiter geht?

Ausserdem steht Grossvaters Handpresse im Keller. Da muss man die Äpfel aber vorraspeln, dafür kommt dann klarer Saft raus. Nach mehr als zwei Gläsern werden Daueraufenthalte im Klo aktuell ;D
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: brennnessel am 27. September 2004, 12:20:32
aber zumindest zwei sind sehr schmackhaft. Die anderen beiden ziehen die Löcher in den Strümpfen zusammen.

Hallo Silvia, aus den sehr schmackhaften Äpfeln muss nicht unbedingt der beste Most (unsere Bezeichnung für euren Apfelwein!) werden. Da ist es ganz sicher von Vorteil, dass du auch die beiden anderen Sorten dazu hast!

Fisalis, du müsstest frisch gepressten Saft auf 75° (glaub ich....) erhitzen, ihn in ausgekochte Flaschen abfüllen und luftdicht verschließen. Das ist aber immer eine unsichere Sache, es ist bei uns früher schon so manche Flasche explodiert :o ! Wie das allerdings mit deinem dicken Saft geht, weiß ich nicht......
Es gäbe auch spezielle Druckfässer zu kaufen, in dem man Süßmost (Apfel- oder Birnensaft) bis zum letzten Tropfen lagern kann......
LG Lisl
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Mutabilis am 27. September 2004, 13:00:44
Für englischen Cider brauch man 1/3 süße Äpfel und 2/3 die die so ein kleines Mündchen machen. Falls es Dich interessiert, ich habe dafür ein Rezept.

Der Apfelwein, den ich bisher zustande gebracht habe, und der, den ich bei experimentierfreudigen Menschen probieren durfte, war allerdings nicht so richtig lecker. Sehr sprittig, aromaarm und unrund. Was aber sicher auch an den verwendeten Äpfeln lag. Speierling wird m.E. auch bei Apfelweinherstellung verwendet.

Die Hefe ernährt sich ja vom Zucker, wenn Du sehr süßen Saft vergärst, produziert die Hefe solange, wie Zucker da ist, oder bis der Alkoholgehalt so hoch ist, dass die Hefe abstirbt. Du müsstest daher häufiger probieren, und dann rechtzeitig die Hefe mit Schwefel abtöten. Das darf natürlich auch nicht zuviel Schwefel sein. Oder Du trinkst schnell ;D
Bei saureren Säften ist nicht so viel Zucker da, der Alkoholgehalt ist daher nicht so hoch. Danach kann man noch nachsüßen, bzw. mit Zweitgärung Sprudel reinbringen.
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Nina am 27. September 2004, 13:04:31
Für englischen Cider brauch man 1/3 süße Äpfel und 2/3 die die so ein kleines Mündchen machen. Falls es Dich interessiert, ich habe dafür ein Rezept.

Das interessiert sicher nicht nur Silvia! :D
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: fisalis am 27. September 2004, 13:11:01
Fisalis, du müsstest frisch gepressten Saft auf 75° (glaub ich....) erhitzen, ihn in ausgekochte Flaschen abfüllen und luftdicht verschließen. Das ist aber immer eine unsichere Sache, es ist bei uns früher schon so manche Flasche explodiert :o ! Wie das allerdings mit deinem dicken Saft geht, weiß ich nicht......

Danke für den Tipp. Einstweilen frier ich noch ein. Hat sich auch geschmacklich durchaus bewährt.
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Silvia am 27. September 2004, 14:10:03
Habe ich es richtig verstanden, dass ich einfach den Saft anfangen lasse zu gähren? Gibt es dafür nicht spezielle Hefekulturen?

Und kann man die Gährung auch anders abbrechen als mit Schwefel? Das hört sich sonst irgendwie nach Schädelwein an. ::)

LG Silvia
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Mutabilis am 27. September 2004, 14:15:12
Gut, ich habe mal das Buch rausgesucht: Traditional Beer & Cider Making (falls noch jemand Bierrezepte braucht.

Die Gerätschaften müssen sauber und mögl. sterilisiert sein.

Ich muss mich revidieren: 1/2 süße, 1/2 saure Äpfel (möglichst eine Mischung aus verschiedenen Sorten), ausgepresst (9 kg ergeben ungefähr 4,5 l, man kann natürlich auch kleinere Mengen nehmen. Das Buch arbeitet mit 1 Gallone).

Von dem Saft nimmst Du ca. 400 ml ab und vermischst ihn mit Reinzuchthefe (Sorte Champagner) in einer sterilisierten Flasche, den Hals verstopfst Du mit Watte (an dieser Stelle wird Günther vermutlich anmerken, dass das die Keime nicht abwehrt. Aber Fliegen, Käfer und Ameisen). Das bleibt 2 Tage warm stehen und vermehrt sich fröhlich.

Du kannst natürlich im Saft noch Zuckergehalt, PH-Wer bestimmen, ggf. aufzuckern usw., aber es geht auch ohne.

Simple Cider (mit dazugekauftem Apfelsaft)
(ca. 7 vol.%, nach ca. 6 Monaten trinkbar)

2 l Apfelsaft (Bio)
1 kg gemischte Äpfel, gewaschen, Druckstellen enfernt, püriert
312 g Honig (englische Maße ::) ) oder 283 g Zucker in 1/2 l Wasser gelöst (aufgekocht + abgekühlt)
1 EL starken schwarzen Tees
1 EL Zitronensaft

Alles in einen 5 l Eimer geben, Hefe dazu ggf. mit Wasser auf 4,5 l auffüllen. Warm stellen, 2x täglich umrühren. Achtung: Es schäumt. Der Eimer darf lieber größer als kleiner sein. Mit einem Tuch abdecken.

Nach 5 Tagen in einen sterilisierten 5-l-Glasballon umfüllen (ohne Schaum). Mit Gäraufsatz verschließen (damit sieht man das Blubbern), oder mit Watte, und so zuende gären lassen (ca. 12-17 Tage. Je kälter es ist, desto länger braucht er. Ein warmer Keller bietet sich an. Man kann natürlich auch die ganze Zeit im Glasballon arbeiten, dann spritzt es aber oben raus, und man muss dan Ballon vor dem ausgären nochmal säubern und sterilisieren).
 Wenn es weniger blubbert kann man schon mal probieren (macht nicht süchtig), am Besten mit einem Aquarienschlauch ein bißchen abziehen. Immer schön sauber arbeiten. Wenn er wirklich durch ist mit gären, hat sich auch die Hefe am Boden abgesetzt. Jetzt wird der Cider abgezogen (in den inzwischen sauberen Eimer), der Ballon wird gereinigt (+ sterilisiert, klar) und der Cider möglichst durch einen Filter zurückgegossen. Jetzt wird mit Wasser oder vorhandenem Cider bis obenhin aufgefüllt und die Flasche verkorkt. Da es noch etwas nachgären kann, sollte der z.B. mit einem Tuch, das am Flaschenhals befestigt ist, gesichert werden. Jetzt bei 10-13 grad stehen lassen, immer mal kontrollieren, ob der Korken noch drauf sitzt.

Nach 3 Montaen kann auf Flaschen abgefüllt werden. Dabi nochmal vom Bodensatz abziehen. Jetzt kann auch noch Sprudel zugefügt werden (s.u.). Der Cider sollte in den Flaschen nochmal 8 Wochen reifen.

Hält sich 6 Monate, sprudelnd 10 Monate.
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Keltischer Cider
4,5 l Saft von süßen und sauren Äpfeln
1 EL starken schwarzen Tees
1 EL Zitronensaft
Hefeansatz

Dann wie oben
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Golden Cider
2 l Apfelsaft (Bio)
2,25 kg gemischte Äpfel, gewaschen, Druckstellen enfernt, püriert
255 g Honig oder 227 g Zucker in 1/2 l Wasser gelöst (aufgekocht + abgekühlt)
1 EL starken schwarzen Tees
1 EL Zitronensaft
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Aufsprudeln
Bevor der Cider auf Flaschen gezogen wird, kommt dieser Arbeitsgang:
2-3 Tassen vom Cider (im Eimer) nehmen und mit 2 EL Honig oder 1 1/2 gestr. EL Zucker aufkochen. Zugedeckt abkühlen lassen. Nicht mehr nehmen, sonst bumm!

Abgekühlt in dem Eimer geben, gut umrühren, 10 Min. stehen lassen. Dann auf Flaschen ziehen. Hier haben sich sterilisierte Bierbügelflaschen bewährt. Keine Schraubverschlüsse, nix selbstgebasteltes!!! Die Flaschen müssen heil sein!
Sektflaschen gehen auch, aber nur die richtig schweren (z.B. Freixenet), nicht Kellergeister o.ä.!!!! Dafür konnte man mal Bügelverschluß-Nachrüstsets kaufen.

Ufff, jetzt habe ich einen Schreibkrampf ;D
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Mutabilis am 27. September 2004, 14:20:48
Also, Schwefel muss nicht sein. Dann ist der Cider aber eben trocken. Nachsüßen führt zum Sprudeln, also nur trinknah machen. Das Lagern ist wichtig, vorher schmeckt er nur örks. Ich hatte mich beim ersten Versuch verlesen, und habe gleich auf Flaschen gezogen und nach 8 Wochen probiert - örks. Eine Flasche hatte ich beim Weggießen übersehen und 6 Monate später erst wieder entdeckt - da war er recht lecker... ::)

Im Prinzip kannst Du auch so gären lassen, auf der Apfelschale sitzen genug wilde Hefen. Es kann aber auch nicht so prickelnd werden, Du weißt eben nicht, wer da gerade am Werke ist.

Ich habe im www auch gelesen, dass einer mit Bierhefe gebraut hat, hat auch geklappt. Die Reinzuchthefen gibt es in verschiedenen Rassen, weiß nicht warum.
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Hortulanus am 27. September 2004, 14:29:30
"Zwei Knaben machten sich den Jokus
und tranken Most im Keller.
Da mussten beide auf den Lokus,
doch der Most war schneller."


Hier Näheres zum Äbbelwoi:

www.weinzyklopaedie.de/wzp/Apfelwein
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Silvia am 27. September 2004, 14:33:05
Wow, danke für die Mühe! Das ist wirklich ausführlich! :D

Schwarzen Tee als Zutat finde ich interessant. Engländer. ;)
Vielleicht was das der geschmackliche Unterschied zwischen englischem und französischem Cidre. ::)

LG Silvia
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Mutabilis am 27. September 2004, 14:49:44
Ich hab nochmal rumgegoogelt: Cidreähnlich wird es mit Champagnerhefe, Ciderähnlich mit Ale-Hefe. Wir haben um die Ecke eine Drogerie, die diverse Hefen und Gärbedarf hat. Und Dehmer hat(te?) das auch mal.
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Silvia am 27. September 2004, 14:55:39
Ich glaube, die französische Variante sagt mir mehr zu :). Irgendwie habe ich Cider als sehr gewöhnungsbedürftig in Erinnerung. Jetzt muss ich mal schauen, wo ich die ganzen Zutaten auftue. Das klingt ja wie eine Wissenschaft für sich und nach viel Pempelei auch ohne Bembel. ;)
Nicht, dass nur Apfelessig draus wird. ::)

LG Silvia
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Mutabilis am 27. September 2004, 15:01:02
Ein guter Apfelessig ist nicht zu verachten.
Weinrezepte gibt es auch hier, da ist aber noch mehr Aufwand nötig.
http://www.wein-selbstgemacht.de/MP1/rezepte/apfelwein/Dl/10l.htm

An sich ist der Cider nicht so schwer. Einen Demijon habe ich beim Weinhänder geschonken gekrochen, Gäraufsatz und Gummistopfen kostet ca. 3 Euro, die Hefe auch nochmal.

Ich mach ja gerne mal was selbst, auch wenn der Aufwand (und die Kosten u.U. ::) ) höher sind: Kandierte Früchte, Käse, Wein. Auch wenn das Ergebnis nicht so ist, wie vom Profi, macht es Spaß.
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Hortulanus am 27. September 2004, 15:15:41
Das Apfelweinlied "Die Fraa Rauscher aus de Klappergass" wurde am 12. 11. 1929 in der ehemaligen Mainzer Weinstube vom Frankfurter Grafiker Kurt Eugen Strouhs gedichtet. Der Redakteur Norbert Bruchhäuser hat es vertont.

Einige Erklärungen zum Text:
Mit dem "Alte" im Refrain ist der "alte Apfelwein" gemeint und der "Griene" ist ein
Polizist.


Die Fraa Rauscher aus de Klappergass
Am Sonndag warn mer dribb de Bach, was hammer do gelacht,
so warn zwaa Eheleut beschleucht unn hawe Krach gemacht.
Uff aamal duds en dumpfe Schlag, die Fraa lieht uff de Gass
unn alle Kinner singe laut, des mecht en Heidespass.

En Griene hot den Fall geseh' un kimmt im Laafschritt aa.
Der Ehemann ruft ganz erschreckt, ich hab er nix gedaa!
Mei Alt, die kennt kaa Maß un Ziel, die hot zuviel gebaaft,
drumm hot der liewe Herrgott sie mit aaner Beul gestraft.

Jetzt gehts uffs Bolizeirevier, die Buwe hinerdrei.
Des is en intressanter Fall, des leucht doch jedem ei.
De Kommissar is ganz empeert un segt, des is doch doll.
Der Griene, wie sich des geheert, der gibt zu Protokoll.

Jetzt wärs genug, die Rauschern hat sich mit ihrm Mann versöhnt,
des kennt mer schon un is mer aach in solche Fäll gewöhnt,
doch so en beeser Zeitungskerl dut mehr als wie seine Pflicht,
am annern Dag stehts dick un braat im Bolizeibericht:

Refrain:

Die Fraa Rauscher aus de Klappergass, die hoot e Beul am Ei,
ob des vom Rauscher, obs vom Alte kimmt, des klärt die Bolizei.
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: oile am 27. September 2004, 16:30:03
Mein ex-Schwager (Schwabe) hat jahrelang Most gemacht. Er hat dazu die Äpfel gewaschen, Birnen und Weintrauben zugefügt, und bestimmte Edelhefen. Das Waschen und der Zusatz von Edelhefe war seiner Aussage nach sehr wichtig, weil die normalerweise auf den Äpfeln vorkommenden Hefen eher sauren Most zustande brachten.

Das Ergebnis war jedenfalls wunderbar: hell, klar, durstlöschend, wie ein guter Most eben sein sollte.
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: galaxius222 am 28. September 2004, 16:09:03
Also ich kann hier nur von meinen eigenen Versuchen der Weinherstellung berichten. Ich habe Johannisbeerwein gemacht.
Nötig ist vor allem ein Gärbehälter (Glasballon), der mindestens doppelten Inhalt fassen kann, also 50 Liter, wenn ihr 25 Liter saft habt.
Dazu gehört unbedingt ein Gummistopfen, der genau passt und eine Öffnung für den "Blubberer" (Gährrohr mit Wasser) hat. Ferner braucht ihr Reinzuchthefe und einen Saugheber und ein Presstuch. Diese Artikel gibts günstig bei ebay. Dann müsst ihr die Äpfel zerkleinern. Dabei dürft ihr keinen heiß gepressten Saft verwenden. Am besten eignet sich ein Entsafter. Füllt den Saft und die gleiche Menge Zucker und die Vorgeschriebene Menge Reinzuchthefe in den Gärbehälter. Lasst das Teil solange Gären, bis keine Bläschen mehr aus dem Gärrohr kommen. Dann könnt ihr mit dem Saugheber den Wein abstechen und den Fruchtbrei durch das presstuch pressen. Zum unterbinden der Gärung nimmt man am besten Schwefel. Danach müsste der Apfelwein fertig sein. Das ganze dauert ungefähr 7 Monate.
Wem das zu lange ist, dem empfehle ich Omas Obstentsafter. Das ist ein Heißentsafter, bei dem das Obst gewaschen und grob zerkleinert über Dampf erhitz wird. Dadurch zerfallen die Saftzellen und der Saft fließt ab. Vorsicht, der Saft ist sehr heiß. Man kann ihn so trinken, wenn er kalt ist, oder Gelee daraus machen.
Wem es leid tut, den Obstmus wegzuwerfen, kann das Obst auch schälen und entkernen und dann den Obstmus auch zu Kompott weiterverarbeiten.

Bei weiteren Fragen einfach an Galaxius wenden.
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Silvia am 28. September 2004, 16:22:17
Super, du scheinst ja schon richtig Erfahrung damit zu haben!

Das größte Problem wird es jetzt sein, die Menge Saft kalt zu pressen, glaube ich. Der Rest geht ja praktisch von allein. :)

LG Silvia
   
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Eva am 28. September 2004, 16:48:48
Bei uns daheim wird auch immer Most gemacht - in letzter Zeit überwiegend Süßmost, der sterilisiert wird.

In unsere Presse passen knapp 1 1/2 Zentner Äpfel. Damit der Saft beim Pressen auch rauskommt muß man die Äpfel vorher zerkleinern. Das machen wir mit einer handbetriebenen Mühle, die die Äpfel mit Metallhaken in Stückchen reißt. Diese fallen dann nach unten und werden zwischen zwei Walzen durchgedreht und dadurch schon mal vorgepresst. Wer's elektrisch will: mein Vater hat auch einen alten elektrischen Rüben-Schnitzler, der macht das gleiche, eher etwas matschiger. Und dazu Höllenlärm - geht aber viel schneller.

Sieben Monate kommt mir sehr lang vor für den gegorenen Most. Das war immer der Job von meinem Opa, aber soweit ich mich erinnern kann, wurde die Werkstatt im Keller schön warm angeheizt und die Gärballons standen da einige Wochen. Eher nicht mehrere Monate. Im Januar war's auf jeden Fall schon wieder kalt, wenn man im Keller Obst oder Getränke geholt hat.
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: galaxius222 am 28. September 2004, 16:55:50
Hab ich doch tatsächlich 7 Monate geschieben. Tzzz
Ich meine nätürlich 1-2 Monate!
Aber wenn man Zeit hat, kan man ja auch länger warten.

Ürigens hab ich mal Kirschwein aus Kirschen vom Aldi (die ausm Glas) gemacht. War recht erfolgreich. Hab das ganze noch mit Dornfelder verschnitten. Das war e fein Stöffche.

Guckt mal bei www.brauereibedarf.de da gibts alles zur Weinherstellung. Sogar Bbier kann man da machen. (Hab ich noch nicht versucht.)
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Silvia am 28. September 2004, 16:58:13
Met haben wir vor 25 Jahren mal versucht. Irgendwas ist es geworden, aber ... :-X ;)

LG Silvia
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Mutabilis am 28. September 2004, 17:07:16
Gleiche Menge Saft und Zucker halte ich für ...äääähh.... untauglich.

Die Maische - das zermanschte, angegorene Obst - sollte nicht die ganze Zeit mitgären. Lieber nach der heftigen Anfangsgärung abfiltern, -pressen oder -drücken. Apfelwein ist garantiert nicht nach 1-2 Monaten trinkfertig (naja, wer Knaddel-Daddel mag...).

Einen Saugheber braucht man nicht, ein Aquarienschlauch tut es auch.

Mir erschliesst sich der Sinn, eingemachte Kirschen von Aldi zu vergären, nicht ganz. Aber wenn's Spaß macht...
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Andrea am 28. September 2004, 17:11:39
Falls du keine Lust hast selber zu experimentieren in den kleinen Apfelgütern bei uns die auch selber Most machen kann man seine Äpfel abgeben und dafür Most oder Apfelsaft mitnehmen. Ist dann natürlich nicht mehr der aus dem eigenen Garten da die Äpfel in der Fabrik ja auch gemischt werden und kein Sortenreiner Saft entsteht.
Bei Gartenbauvereinen nachfragen die haben oft Adressen oder auf den Obstplantagen die auch Produkte verkaufen.
Den Most gibt es übrigens nicht in Flaschen bei uns sondern in Kanistern zum mitnehmen da reicht die Menge dann auch für einen geselligen Abend. ;) am Anfang ist er süß und auch Kinder mögen ihn ::) und wird dann mit zunehmenden Alkoholgehalt durch Abbau des Zuckers immer herber.
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Eva am 28. September 2004, 17:26:59
Öhm. An den Saft zur Apfelmostherstellung kommt gar kein Zucker. Und abgetrennt wird dann der Bodensatz, also die Hefe und die feinen Fruchtpartikel, die sich absetzen. Geschwefelt wurde bei uns schon lange gar nichts mehr, oder höchstens die Korken vom Ballon damit da kein Schimmel entsteht. Wenn man sauber arbeitet und den Most durchgären lässt, hält er auch so.
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: SouthernBelle am 28. September 2004, 19:34:09
.. Apfelessig wird aus Apfelwein nur, wenn Essigfliegen an
den Ansatz herankommen. Dagegen ist man mit Gaeraufsatz gefeit,
wenn man nicht vergisst, Wasser nachzufuellen.
Ich habe zu Studizeiten mit einer Chemikerhorde Apfelwein gemacht,
da ging es semiwissenschaftlich zu: Zucker- und Saeuregehalt des Safts
wurden bestimmt, danach kann man den Ansatz einstellen: entweder
noch anderen Saft untermischen oder den Saeuregehalt mit Wasserzugabe
senken und dann ggf aufzuckern(die Jungs strebten damals hohen
Alkoholgehalt an). Relativ simple Instrumente zum Messen gibt es
zB von der Firma, die auch Gaerroehrchen und Reinzuchthefen vertreibt,
im Sueden vermutlich auch im Kellereibedarf. Die Reinzuchthefe wurde
entsprechend auch nach ihrer Alkoholresistenz ausgewaehlt...
bei irgendeinem spezifischen Alkoholgehalt kann jede Hefe nicht mehr
(daher muss man eigentlich auch nicht abschwefeln.., nur Hefe
und Zuckergehalt aufeinanderabstimmen).
Es wurde mit einer elektrischen Zentriguge (mit Tresterauswurf, sonst
wird man verrueckt)entsaftet, so ca 25 l waren das pro Haushalt immer.
Eine echte Ferkelarbeit! Mit Hefe angesetzt, Gaerrohr drauf und
in die hinterste Ecke in der Kueche damit. Allzu hohe Temperaturen
am Anfang fuehren zu einer stuermischen Gaerung mit ueberschaeumendem
Saft, dann ist es aus mit der Hygiene. Deshalb darf der Ballon auch
immer nur halbvoll sein. Wenn es nicht mehr so braust, kann man
taeglich den Ballon schwenken, um die Gaerung im Gange zu halten.
Ich glaube mich zu erinnern, dass wir die Oktober/November Ernte
im Januar mit einem langen durchsichtigen Schlauch vom Bodensatz
abgezogen haben, rein in Flaschen, verkorken, etwas stehenlassen.
Wenn die Gaerung zu einem ordentlichen Ende gekommen ist, ist der
zunaechst total truebe Saft ganz klar und alles andere bildet
eine uebel aussehende Bodenschicht.
Der Wein war klar, funkelnd, trocken und lecker. Der Alkoholgehalt war
ordentlich hoch...
Einige Unternehmungslustige haben auch noch Sekt (nach der Champagnermethode)
angesetzt: also mit Zuckerzugabe in Sektflaschen, ordentlich zumachen,
abwarten. Das kann unglaublich gefaehrlich werden: ich sass mal
auf ner Fete neben der Demoflache mit Manometer am Verschluss,
der Druck in der Flasche wird erschreckend hoch!!
Ein Ansatz in einer Normalflache hat explodierend ein winziges
Loch in eine Fensterscheibe geschossen, ein anderer hat die isolierung
eines Kuehlschranks von innen durchbohrt!
Also immer sicher sein, dass da nix mehr gaert- oder mit richtigen
Sektflachen arbeiten.

Rechenbeispiele fuer Zucker- und Saeuregehaltsmanipulationen
hatten wir aus der Anleitung zu den Reinzuchthefen.

Heutzutage bringe ich meine Aepfel zu einem kleinen Privatmoster,
der mir meine eigene Aepfel verarbeitet und den Saft dann gleich
wieder mitgibt. Schmeckt gut...

Cornelia
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Günther am 28. September 2004, 21:03:52
Schwefeln bringt auch die Hefe um, soll aber primär die Entwicklung störender Fremdpilze verhindern, und die führen dann zum Essigstich und weiter zu Essig.
Die Fliegen sind bestenfalls Überträger...
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: SouthernBelle am 30. September 2004, 14:42:48
.. klar, Guenther, die Fliegen uebertragen nur,
aber die Frager war doch: wirds Essig? Keine Fliegen am Ansatz-
kein Essig (beim Schnellstart mit ner Reinzuchthefe jedenfalls).

Gruesse
Cornelia
Titel: Re:Cidre
Beitrag von: Günther am 30. September 2004, 14:51:13
Ohne zusätzliche Verunreinigung, nur mit Hefe, wirds ein "weinartiges Getränk" und bleibt auch ein solches.
Sorgfältig hergestellter und luftdicht verschlossen gelagerter Wein wird auch kein Essig.
Die Essigbakterien sind nicht a priori drin, die kommen erst über Luft, Insekten oder Absicht (bei der Essigfabrikation) hinein. Nur unsauberes Arbeiten beim Ansatz kann Essigbildner einschleppen, die dann auch aktiv werden können. Das Schwefeln soll, unter anderem, auch diese hintanhalten.