Ich frag mich eh wie das mit dem Biegen ohne Brechen bei älterem Holz gehen soll
So alt sollte das zu biegende Holz nicht sein, d.h. es müsste eine Fruchtrute des vergangenen Jahres sein. Normalerweise müsste diese verholzt sein, weil grüne Triebe nicht frostfest sind und den Winter nicht überstanden haben dürften.
Zur Biegetechnologie:
Hier gibt es im Sächsischen einen Fachbegriff, der nicht so einfach übersetzt werden kann: "Knirscheln".
Vorgehen:
Die ehemalige Fruchtrute wird nicht an einer Stelle voll durchgebogen. Statt dessen wird "geknirschelt". Dazu nimmt man die ehemalige Fruchtrute in zwei Hände, d.h. die Rute wird umschlossen, wobei beide Hände nebeneinander liegen. Nun wird die Rute vorsichtig gebogen. Dabei gibt es ein typisches Geräusch, das "Knirscheln". Der Biegewinkel beträgt dabei nur 10 bis 15 Grad. Danach rücken beide Hände ca. 2 ... 3 cm weiter und wieder wird um ca. 10 .... 15 Grad gebogen usw.. Pro Biegestelle wird also nur ein kleiner Winkel gebogen. Wenn man so vorgeht, bricht die Rute nur selten. Der Gesamtbiegewinkel setzt sich also aus mehreren kleinen Biegewinkeln zusammen, wobei die Bogrebe u.U. S-förmig gebogen wurde.
Zum Schneiden auf eine Bogrebe:
Man schneidet auf 2 Bogreben und einen oder besser 2 Zapfen. Aus den Zapfen, z.B. 2 Augen, entstehen die Bogreben des nächsten Jahres. Dann wird die Vorzugsbogrebe gebogen = geknirschelt und diese an den Spalierdraht gebunden, z.B. mit Bindezange.
Falls das Knirscheln schief geht, d.h. die Bogrebe bricht, biegt man nun die Reservebogrebe noch vorsichtiger als sonst. Gibt es keinen Unfall mit der ersten Bogrebe, kann die Reservebogrebe abgeschnitten werden.
Anmerkung: Das Knirschelgeräusch entsteht durch das Biegen des Bastes der Bogrebe. Diese kleinen Knickstellen sind kein Problem für die Rebe, da die wasserführende Schicht dabei nicht geschädigt wird.