So ganz überzeugend sind die beiden Terra-Preta-Vorträge nicht. Der 2. Vortrag ist ein populistischer Werbevortrag mit unbelegten Behauptungen.
Bedenklich in meinen Augen ist die Behauptung, dass in der "Terra-Preta-Anlage" die gleichen Pilze und Bakterien wie im Regenwald seien. Das widerspricht jeder biologischen Logik, es sei denn, diese wurden von dort mitgebracht und in der Anlage würden die gleichen Bedingungen wie am Amazonas herrschen, inklusive gleich Pflanzenabfälle. In historischer Zeit gab es aber keine Biogasanlagen am Amazonas und damit auch nicht diese Art Nahrung für Pilze und Bakterien. Ich sehe in der beschriebenen Anlage eher eine sinnvolle Entsorgungs- und Verwertungsmöglichkeit der Abfälle der Biogasanlage. Diese Entsorgung war bisher ein Problem und das ist der Knackpunkt der ganzen Sache.
Die höheren Erträge sind m.E. nach hauptsächlich der Lava-Zugabe zu verdanken. Im Amazonasgebiet waren diese Zugaben nicht vorhanden. Wenn man gute kommerzielle Blumenerde mit verwitterter Lava (z.B. aus der Eifel) mit optimaler Pflege und Bewässerung kombiniert, dann erhält man unter "Laborbedingungen" genauso hohe Erträge wie von der Firma beschrieben. Nun will ich ja nichts gegen diese Verwertung der Abfälle der Biogasanlage sagen - diese scheint sinnvoll zu sein, aber die mystische Verbindung zum Terra Preta ist in meinen Augen eine Marketingmasche.
Auch im Vortrag des UBA-Mitarbeiters sind gravierende Fehler, z.B. die herausragende Bedeutung des black carbon. Mit dem black carbon kann man so schön spekulieren, da offensichtlich viele nicht wissen, was das ist - ganz ordinärer Ruß. Da Ruß biologisch weitgehend "inert" ist, kann dieser unmöglich mit der Fruchtbarkeit der Terra Preta zusammenhängen - ist aber ein Indiz für Schwelprozesse (sauerstoffarme Verbrennung). Behauptungen, die Holzkohle wäre von Lagerfeuern, sind - rechnerisch gesehen - reine Mystik. Solche Mengen können nur bei vielen natürlichen Waldbränden bzw. mehrfachen Brandrodungen entstanden sein. Lagerfeuer wären mengenmäßig nicht einmal ein Tropfen auf den heißen Stein.
Desweiteren bin ich skeptisch zu den angeblichen Bevölkerungszahlen um 1500, da ich bisher anderes gelesen habe.
Ich halte es auch für Wunschdenken, dass menschliche Exkremente unter Regenwaldbedingungen Jahrhunderte überstehen.
Es ist auch äußerst unwahrscheinlich, dass sich in einem tropischen Regenwald eine Jahrhunderte oder Jahrtausende fortwährende Hochkultur entwickeln und halten konnte. Das gab es in der Menschheitsgeschichte noch nie. Historische Hochkulturen konnten sich nur in Gebieten mit ausgeprägten Jahreszeiten entwickeln, da ohne diese keine Vorratswirtschaft und gesellschaftliche Organisation nötig waren.
Selbst bei den Maya gab es ausgeprägte Jahreszeiten, große Unterschiede zwischen Regen- und Trockenzeit. In der Trockenzeit konnte keine Landwirtschaft betrieben werden, deshalb waren Vorratswirtschaft und Astronomie / Kalender erforderlich. Die Trockenzeiten waren so ausgeprägt, dass der Regengott die zentrale Rolle spielte und Tausende Menschenopfer für Regen erbracht worden.
Im Amazonasgebiet gibt es auch Regen- und Nichtregenzeit, aber die Unterschiede sind nicht so gravierend, dass die Landwirtschaft danach ausgerichtet werden muss, es sei denn, man wohnt direkt am Fluss. Da wäre die Terra Preta aber weggeschwemmt worden.
Die Feststellung, dass die Erträge im Terra Preta doppelt so hoch seien wie im normalen unfruchtbaren Amazonasboden, sind keine positive Aussage, da schon im normalen deutschen Ackerboden mehrfach höhere Erträge als im Regenwaldboden erzielt werden.
Ergo: Viel mystischer Klimbimm mit Halbwissen vermischt. In meinen Augen gibt es noch großen seriösen Forschungsbedarf.