Hallo Attila und Hans,
man darf beim Thema Düngung von Orchideen natürlich nicht vergessen, dass immer irgendwelche organische Substanzen in oder auf dem Substrat sind. Hier im Beispiel die Kiefern- oder Fichtennadeln oder auch das Sphagnum. Oft sieht man dann auch an der Lage der Wurzeln, dass diese genau zwischen mineralischer und organischer Schicht liegen.
Durch den Abbau dieser Substanzen, z.B. auch durch Pilze, bekommen die Pflanzen eben doch anorganische Nährstoffe. Cyp. acaule ist aber durch ihre sauren Standorte geprägt und benötigt, ähnlich wie Carnivoren, nur sehr wenig Dünger.
Wenn man mit ihr systematische Versuche machen könnte - was wegen der Seltenheit der Pflanzen dann doch niemand macht - wäre die erste Frage, welche Hauptnährstoffe und Spurenelemente benötigt sie wirklich. Man würde also unterschiedlich stark düngen nach dem Motto: Try and error. Ich denke schon, dass auch acaule durch spezifische schwache Düngung profitieren könnte. Aber es geht ja auch so.
Ob hier spezifische Orchideenpilze eine Rolle spielen, darüber könnte man lange spekulieren. Da in der Natur die Keimung ohne Pilze ja nicht möglich ist, werden sie also an diesen Standorten anwesend sein und z.B. aus den Kiefern- oder Fichtennadeln oder auch den abgestorbenen Moosen die anorganischen Nährstoffe allmählich freisetzen.
Bei meinen Versuchen mit unterschiedlichen Pilzen zeigte sich öfter, dass auch ein Gemisch unterschiedlicher Pilze von Erdorchideen durchaus vertragen wird, z.B. ein Rhizoctonia (Symbiosepilz), ein weiterer sporenbildender Fadenpilz und sogar ein grüner Schimmelpilz. In der Natur dürfte das auch so sein, allerdings vermute ich in diesen sauren Substraten andere Pilzarten als in unseren Böden.
Wir haben bei Erdorchideen immer wieder festgestellt, dass bei Verwendung geeigneter Substrate und Dünger ein Symbiosepilz nicht anwesend sein muss. Ich habe aber den Eindruck nach Besichtigung vieler Naturstandorte, dass unter Bedingungen, bei denen ein Pilz gut wachsen kann - viel organische abbaubare Massse und viel Feuchigkeit - die Orchideen auch wesentlich größere Exemplare bilden können. Wahrscheinlich ergänzen sich hierbei Photosynthese und Symbiosepilze.
Viele Grüße
Regidur