Hat eigentlich schon jemand angefangen zu schneiden ?
Ist dies denn theoretisch schon möglich?
Gruß
Cydoran
"Schnitt? Mach ich ab März bis April. Schneiden nicht bei Frost und nicht vor Starkfrost."
Die Antwort von Cydoran ist in Bezug auf die Formulierung der Frage vielleicht nicht jedem klar..
Der erste Teil ist die Regel, der zweite Teil wohl mehr eine persönliche Vorliebe.
D.h. dann in Bezug auf die gestellte Frage, natürlich kann man schon im Januar Februar bei frostfreien Wetter schneiden.
Aus meiner Sicht besteht der Vorteil eines früheren Schnittes darin:
Die Reservestoffe sind in den Trieben aber auch im Altholz eingelagert, diese werden im Verlauf der Zeit in Richtung Triebe mit den jeweiligen Knospen transportiert. Bei dem umfangreichen Schnitt einer Rebe lässt sich natürlich nicht verhindern, dass Reservestoffe wegfallen. Das ist natürlich. Je später man schneidet, destso mehr kommen aber auch die Reservestoffe aus dem Altholz hinzu, die man dann etwa bei einem Schnitt Anfang Januar nicht verliert, Ende März aber schon. Ein wenig sieht man das, wenn man zu spät geschnitten hat und die Rebe blutet, da laufen ganz schöne Mengen raus. Man schwächt also die Rebe in vermeidbarer Weise.
Reben kann man auch ohne Probleme bei minus zwei Grad noch schneiden, stärkerer Frost sollte es nicht sein. Anders als im Erwerbsanbau, bei dem ganz andere Zwänge vorhanden sind, kann man sich Zeitpunkt des Rebenschnitts als Hobbygärtner nach sachlichen Kriterien aussuchen. Und da würde ich dann in einem Jahr wie diesen schon mal so ab Mitte Januar loslegen. Ich bin zurzeit mit 90 Prozent durch, zehn Prozent, für die ich eine höhere Leiter benutzen muss, kommen etwas später. Wenn natürlich ein Jahr so kalt ist wie 2013, mit Frost bis Ende März, verschiebt sich das ganze natürlich.
Bei trockener Witterung, gerade wenn's etwas kälter ist, verheilen, trocknen diesen Schnitte Januar Februar recht schnell.
Das mit den Reservestoffen ist meiner Meinung nach der wichtigste Aspekt, es ist aber nur ein Aspekt.
Ein anderer Aspekt ist möglicherweise, dass eine Pflanze ab rabiaten Schnitt im Winter auf einen Ausgleich der Blatt- und Triebmasse drängt, also das vegetative Wachstum angeschoben wird. Aus diesem Aspekt macht es möglicherweise Sinn, eher etwas später zu schneiden. Eine vergleichbare Überlegung stellt sich im Bereich des Knospenausbrechens, hier würde ich annehmen, dass eine Pflanze etwas Zeit braucht, um auf den Verlust der Knospe zu reagieren, was auch tendenziell gegen eine zu frühzeitige Entfernung sprechen würde. Das ist aber nur das, was ich mir als Nichtbotaniker denke, andere werden da mehr wissen.
Eine durch den Schnitt bedingte Förderung des vegetativen Wachstums möglicherweise noch zulasten des Fruchtens ist aber dann natürlich wiederum uninteressant, wenn man eine Sorte kultiviert, bei der man den Behang ohnehin ausdünnen will.
Für mich persönlich kommt hinzu, dass ich im Winter die Reben mit Fungiziden behandel, das macht an einer fertig geschnittene Rebe mehr Sinn. Aber ich weiß natürlich schon vorher, was ich ungefähr runterschneiden will, die Triebe würde ich dann natürlich auch nicht mit dem Fungizid einpinseln. Aber die Schnittstelle
kann ich vor dem Schnitt eben nicht einpinseln (ich mache es mit einem Schwamm).
Zu spätfrostgefährdeten jungen (einjährigen) Reben im Hausgarten habe ich schon in dem anderen Thread meine Meinung mitgeteilt. Solange man nicht weiß, ob überhaupt und wenn ja welche Knospe bei einer jungen Rebe Spätfrost übersteht, würde ich in spätfrostgefährdeten Lagen an jungen Reben vor den Eisheiligen wenig herum schneiden, dann lieber später ausbrechen.
Andere sehen das vielleicht anders (hier oben haben wir im Regelfall keine Extremfröste). Auch wenn das so ein Standardthema ist, finde ich es immer ganz sinnvoll, sich noch einmal hiermit, und möglicherweise auch anderen Sichtweisen zu beschäftigen.
Was an einer Rebe im Vorjahr falsch gemacht wurde, was möglicherweise beim Winterschnitt noch zusätzlich falsch gemacht wurde, lässt sich im Frühjahr für das jeweilige Jahr im Zweifel nur begrenzt reparieren. Schwächung hat ja immer was von einem Teufelskreis. Eine Pilzbefall bei einer Rebe führt zu einer schlechteren Holzreife, eine Rebe mit dadurch bedingten Winterholzschäden ist wiederum anfälliger für Pilze.