garten-pur

Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: Eva am 29. Dezember 2003, 15:15:09

Titel: Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Eva am 29. Dezember 2003, 15:15:09
Der Spruch "Viel Schnitt-Viel Wachstum" hört sich für mich recht logisch an. Aber. Zwei von unseren alten Obstbäumen zuhause treiben immer nur meterlange senkrecht nach oben stehende Triebe. Wenn man diese dann ein, zwei Jahre nicht schneidet sondern wachsen lässt, dann sind sie daumen- bis zweifingerdick, leicht verzweigt und der Baum blüht auch im unteren Teil kaum noch. Oben schon gleich gar nicht - außerdem käme man da mit der Leiter eh nicht mehr hin. Die übrigen Obstbäume benehmen sich halbwegs anständig, so daß ich glaube, daß es an den Sorten liegt (einer heißt Gronzels, der andere Rampur - von beiden weiß ich nicht ob's stimmt, oder wie man das richtig schreibt).

Wie geht's jetzt weiter? Noch ein Jahr warten, und dann mit der Säge auslichten? Doch wieder deutlich runterschneiden, damit man an die Äpfel kommt (dann wächst er wieder nur und blüht nicht, oder?)?

Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Susanne am 29. Dezember 2003, 18:53:33

Es ist schwierig bis unmöglich, von hier aus einen (verschnittenen) alten Obstbaum zu korrigieren.

Grundsätzlich muß man wissen, daß ein neuer Trieb im ersten Jahr nur Blattknospen trägt. Im zweiten Jahr bilden sich an diesen Blattknospen Seitentriebe, kurze Stummel, das Fruchtholz. Erst im dritten Jahr kommt dieses Fruchtholz zur Blüte.

Die von dir genannten starken, aufrechten Triebe entstehen vor allem dann, wenn der Baum falsch geschnitten wurde, zum Beispiel, wenn ein Ast an der Spitze gekappt wurde oder wenn er schwer vergreist ist. Diese Triebe werden im Volksmund "Wasserschosse" genannt. Wenn sie jährlich total zurückgeschnitten werden, bilden sich an der Schnittstelle wieder neue Triebe in großen Mengen, sogenannte "Besen". Das ganze nimmt dann schnell den Charakter ständiger Holzproduktion an, weil der Baum ja keine Chance hat, an diesen Trieben jemals Fruchtholz zu bilden.

Ich schlage dir vor, die Wasserschosse im nächsten Sommer auf nach außen zeigende Augen sauber abzusetzen . Dann wird sich ein neuer Zweig an diesem Auge bilden, der im Folgejahr Fruchtholz bilden wird.
 
Besser wäre es natürlich, wenn der Baum insgesamt einmal richtig geschnitten würde. Es gibt nämlich die Möglichkeit, diese Wasserschosse zum Neuaufbau der Krone und damit zur Verjüngung des Baumes zu nutzen.
Das läßt sich aber beim besten Willen nicht im Internet regeln.

Gibt es in deiner Nähe niemanden, der sich mit Obstbaumschnitt auskennt und die beiden Bäume fachgerecht schneiden könnte?

Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Silvia am 29. Dezember 2003, 20:18:24
So ähnlich sehen unsere Apfelbäume auch aus. Seit wir sie haben schneiden lassen, bilden sich nur noch Wasserschosse und die Bäume blühen kaum. Es war wohl nicht sehr professionell.

Susanne, was bedeutet denn sauber absetzen? Heißt das, sie einfach abzuschneiden? Aber die Besen muss man ganz entfernen, oder?

LG Silvia
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Sepp am 29. Dezember 2003, 20:42:38
Silvia,

Susanne meint, man solle sie auf ein nach aussen zeigendes Auge einkürzen, auch ableiten genannt. Also nicht ganz wegschneiden, sonst kommen eben wieder neue Wasserschosse aus Beiaugen (übrigens ein ähnlicher Effekt wie bei einer letzt besprocherer Magnolie, der v.a. auf waagrecht gezogenen Ästen auftritt).

Gruss,
Sepp
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Silvia am 29. Dezember 2003, 20:56:29
Die Apfelbäume wurden eigentlich nur einmal geschnitten, seit wir hier wohnen, und zwar im Winter 97/98. Trotzdem bilden sie jedes Jahr mehr und mehr Wasserschosse und blühen eher immer weniger. Die meisten Äpfel hatten sie zwar vorletztes Jahr. Aber letztes Frühjahr hatten sie plötzlich fast keine Blüten. Dementsprechend wenig Äpfel gab es diesen Herbst.

Müssten wir sie jedes Jahr schneiden?

LG Silvia
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Silvia am 29. Dezember 2003, 21:28:18
Wasserschosse bei Obstbäumen sind ja ziemlich eindeutig von anderen Trieben zu unterscheiden. Das schaffe sogar ich. 8)

Bei Sträuchern oder anderen Bäumen könnte ich das jetzt nicht so ohne weiteres, wenn nicht gerade Besen entstehen. Bei manchen Sträuchern in unserem Garten wachsen alle Triebe senkrecht nach oben. Und meine Freundin hat ihren Viburnum plicatum 'Mariesii' ganz flach gezogen, indem sie immer alle Triebe abgeschnitten hat, die nach oben wollten. Sieht toll aus :) ! Ich habe mir jetzt auch einen gekauft und hoffe, meiner wird auch so. Er ist aber noch ganz klein. ::)

Hast du eigentlich die Möglichkeit, deine Magnolie hier mit Foto vorzustellen, Immergrün?

Lieben Gruß
Silvia
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: potz am 29. Dezember 2003, 21:31:19
Bitte zurück zum Thema !
(den Magnolien-Thread gibts bereits)
Danke!
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Silvia am 29. Dezember 2003, 21:35:17
Hey, Potz. Ich bin beim Thema. Schnitt ist doch universell! ;)

LG Silvia
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: potz am 29. Dezember 2003, 21:41:32
Ja, aber "Streubostwiese" ist nicht ganz so universell ;-)

Die Magnolie soll dahingehen, wo sie hingehört - basta ;D
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Silvia am 29. Dezember 2003, 21:50:16
Na, in der Überschrift steht 'Schnitt' - ganz allgemein ::). Und sei nicht so respektlos zu gesetzten Damen wie mir, Potz! Sonst komme ich und mache Kindertheater! ;D

Aber mir und meiner Kinder wegen können wir auch nur über Obstbäume reden. ;)

Lieben Gruß
Silvia

Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Silvia am 29. Dezember 2003, 21:55:48
So, jetzt bin ich ganz von meinem Walnussbaum abgekommen. Darf ich das auch bei 'Obst' fragen?

Wie schneidet man denn den? Ich weiß, eigentlich nicht. Aber er muss, sonst kommt er sich mit einer Mirabelle und mit einer Haselnuss ins Gehege.

LG Silvia
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: potz am 29. Dezember 2003, 21:56:03
@eva : Is nach deiner Beschreibung wirklich von hier aus nicht zu beurteilen.
"meterlange nach oben wachsende Triebe" können alles mögliche sein.
Sind diese Triebe über eine weite Strecke kahl?
Dann wirds auch mitm "ableiten" schwierig.
So einen Kandidaten hab ich hier stehen (Sorte unbekannt, älterer Baum).
Der 1. Meter kahl, dann so ca. alle 30cm 1 Auge, was willst da schon machen ... wird immer eine "g'stangelte" Angelegenheit bleiben;-(

Der "Rambur" ist aber eigentlich ein Baum, der sich ganz gut schneiden läßt, bzw. sich ganz gut "selber erzieht".

Aber was nützt dir mein Halbwissen ... geh zu deinem nächsten Obst-und Gartenbauverein - die helfen dir garantiert.
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: potz am 29. Dezember 2003, 22:08:00
...Walnussbaum...Wie schneidet man denn den? ...muss, sonst kommt er sich mit einer Mirabelle und mit einer Haselnuss ins Gehege.

Naja ... hast zu eng gepflanzt ;-)

Vorschlag 1 : Prioritäten setzen! Hau die Mirabelle und die Haselnuß weg ... Hasel is eh Unkraut ;-) oder hau die Walnuß weg. (das mein ich ernst)

Vorschlag 2 : Walnuß soweit "aufasten", daß die Krone drüber Platz hat.

Vorschlag 3 : Walnußschnitt besser im Hochsommer (August) oder (schlechter) nach der Ernte.

Und wenn ich auch mal "schulmeistern" darf :
Eine Walnuß, die geschnitten werden muß (ausgenommen die Erziehungsschnitte zum Hochstamm) steht definitiv am falschen Standplatz !
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Silvia am 29. Dezember 2003, 22:15:43
Und wenn ich auch mal "schulmeistern" darf :
Eine Walnuß, die geschnitten werden muß (ausgenommen die Erziehungsschnitte zum Hochstamm) steht definitiv am falschen Standplatz !

Mein reden, seit wir hier wohnen. Die Bäume waren nämlich schon vor uns da. Walnüsse darf man bei uns auch nur mit Genehmigung fällen. Seitlich legt sie jedes Jahr gut und gerne einen Meter zu. Alles, woran man sich beim Rasen mähen den Kopf stoßen kann, haben wir schon abgesägt. Eigentlich ein sehr schöner Baum. Es wäre eine Schande um ihn.

LG Silvia
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: potz am 29. Dezember 2003, 22:22:00
"... den Kopf stoßen kann ..."
??? - wie weit unten setzt die denn die Seitenäste an?
 
In diesem Fall : Ohne Bild kein Tip.

Vielleicht kannst du ja wirklich aufasten, jenachdem (?)
Und entgegen vielen Aussagen können unter einer alten Walnuß durchaus noch andere kleinere Bäume wachsen. Bei mir wachsen 2 Zwetschgen drunter - ist allerdings ein extremer Hochstamm.
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Silvia am 29. Dezember 2003, 22:30:05
So alt ist der Baum noch nicht. Ich schätze 15 Jahre. Mit dem Bild muss ich morgen mal schauen. Jetzt ist es ja schon dunkel. ;)

LG Silvia
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Susanne am 29. Dezember 2003, 23:05:32
Die Frage bezog sich auf Obstbäume, speziell auf Apfelbäume, und nur für die war meine Antwort gedacht.

Jedes Gehölz hat, auch was den Schnitt angeht, seine Eigenheiten. Es wäre dumm, Obstbäume zu verallgemeinern oder von einem Gehölz auf das nächste zu schließen.

Die nachstehende (grobe, nicht maßstäbliche!) Zeichnung zeigt, was ich mit sauberem Absetzen meine:
Einen sauberen Schnitt, welcher knapp oberhalb der Knospe ansetzt und der Wuchsrichtung der Knospe folgt. So knapp schneiden, daß keine Stummel stehen bleiben, denn daraus könnten wieder neue Besen entstehen, und andererseits so viel Rinde zwischen Knospe und Schnitt lassen, daß die Knospe weiter versorgt wird und nicht austrocknet. Das verlangt etwas Fingerspitzengefühl.

Der Schnitt kann noch etwas weniger schräg als auf der Zeichnung geführt werden, um die Schnittwunde so klein wie möglich zu halten. Ich hatte nur keinen Bock, nochmal neu zu zeichnen.

Es ist absolut nicht nötig, Apfelbäume jedes Jahr zu schneiden. Ich schneide alle meine Bäume nur bei Bedarf und wenn es sich einrichten läßt, dann nur gleich nach der Ernte.



Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Caracol am 30. Dezember 2003, 00:30:09
Es ist absolut nicht nötig, Apfelbäume jedes Jahr zu schneiden. Ich schneide alle meine Bäume nur bei Bedarf und wenn es sich einrichten läßt, dann nur gleich nach der Ernte.

Susanne, ich hab's so gelernt, dass man Apfelbäume im Januar/Februar schneidet. Warum willst du dann gleich nach der Ernte schneiden? Siehst du da einen Vorteil? Ich hätte da eher Bedenken, was Frostschäden anbelangt.

Und aus welchem Grund hast du dann weiter oben bzgl. der Korrektur nach dem Radikalschnitt die Einkürzung der Triebe im SOMMER empfohlen? Willst du mit diesem Zeitpunkt vermeiden, dass der Baum noch mehr zum Austrieb angeregt wird bzw. über eine gewisse Schwächung der Reserven (durch geringere Photosynthese) seine Wuchstätigkeit zurückschrauben muss?

Spannendes Thema! Ich kenn's so, dass man Radikalschnitte über 3 Jahre hinweg korrigiert und aus den Wasserschossern versucht, eine neue gut strukturierte Krone aufzubauen., aber wie du schon sagtest, muss man so etwas von Fachleuten gezeigt bekommen. ;)
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Silvia am 30. Dezember 2003, 00:37:05
Die Zeichnung ist schon mal sehr hilfreich! Ich dachte immer, man müsste glatt am Ast abschneiden.

Aber ich muss doch noch mal nachfragen. Was mache ich denn, wenn an einem Ast ganz viele dieser Wassertriebe stehen? Das soll ja nicht alles Fruchtholz werden. Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass aber an solch ganz abgeschnittenen Stellen statt einem Schoss fünf neue kommen, also diese Besen. Wie vermeidet man das?

LG Silvia
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Susanne am 30. Dezember 2003, 01:01:06
Über den "richtigen" Schnitt kann man Jahre streiten, das ist für manche Leute sowas wie ein Glaubensbekenntnis.
Also sag ich mal ganz vorsichtig, ich habe meine Gründe, andere haben andere Gründe, warum sie wann oder wie schneiden.

Zitat
ich hab's so gelernt, dass man Apfelbäume im Januar/Februar schneidet
Der Schnitt im Winter hat den Vorteil, daß man die Struktur des Baumes gut sehen kann, aber den Nachteil, daß die Wunden schlecht verheilen. Das gilt zumindest für Frostgebiete.
Früher haben Bauern ihre Bäume im Winter geschnitten, weil sie sonst keine Zeit dafür hatten.

Zitat
Warum willst du dann gleich nach der Ernte schneiden?
Der Schnitt nach der Ernte läßt den Wunden noch reichlich Zeit zum Verheilen. Bis zum Frost sind sie längst vernarbt.
Außerdem bringt der Baum nach der Ernte naturgemäß keinen starken Austrieb mehr. Ich brauche also bei einem Schnitt im Sommer nicht zu befürchten, daß Besen oder sogar Wasserschosse entstehen.

Zitat
Und aus welchem Grund hast du dann weiter oben bzgl. der Korrektur nach dem Radikalschnitt die Einkürzung der Triebe im SOMMER empfohlen?
Aus dem gleichen Grund.

Zitat
über eine gewisse Schwächung der Reserven (durch geringere Photosynthese) seine Wuchstätigkeit zurückschrauben muss?
Bei einem ausgewogenen Schnitt wird ein Baum nicht in seiner Wuchstätigkeit oder seiner Photosynthesefähigkeit beschränkt. Das, was besonnen weggeschnitten wird, muß der Baum ja auch nicht mehr versorgen.

Zitat
Ich kenn's so, dass man Radikalschnitte über 3 Jahre hinweg korrigiert und aus den Wasserschossern versucht, eine neue gut strukturierte Krone aufzubauen
Ich weiß nicht, was du unter "Radikalschnitten" verstehst.



Zitat
Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass aber an solch ganz abgeschnittenen Stellen statt einem Schoss fünf neue kommen, also diese Besen
Deshalb sollst du sie ja auch nicht alle ganz abschneiden, sondern gezielt auswählen, einen oder zwei stehen lassen, diese auf eine nach außen weisende Knospe absetzen und alle übrigen sauber am Astring (Ansatz) abschneiden. (Zum Thema Astring gibt es bei planten reichlich Info, die kannst du dort nachschlagen.)
Die verbleibenden Schosse werden jeweils einen Trieb aus der Knospe bilden, der als "Zug-Ast" fungiert und die Kraft von den Schnittstellen weg in den neuen Zweig leitet. Eben dadurch werden keine Unmengen von neuen Schossern gebildet.
Das hängt mit dem Saftdruck im Baum zusammen, aber wie schon mehrfach gesagt, das alles hier zu erklären und zu veranschaulichen ginge zu weit.
Es gibt umfangreiche Fachliteratur zum Thema Baumschnitt, sieh doch mal in der Leihbücherei nach. Manchmal bieten auch die Volkshochschulen Baumschnittkurse an.











Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Caracol am 30. Dezember 2003, 01:21:00
Ich weiß nicht, was du unter "Radikalschnitten" verstehst.
Na, genau das, was vermutlich bei Eva und Silvia passiert ist, nämlich dass da jemand mit der Motorsäge dicke Äste gekappt hat und Hunderte von Wasserschossern produziert hat. Wir nennen das hier auf Englisch "overpruning".

Vielleicht können wir noch mal auf einen Teil von Evas ursprünglicher Frage zurückkommen, der noch nicht diskutiert wurde:
Wie geht's jetzt weiter? Noch ein Jahr warten, und dann mit der Säge auslichten? Doch wieder deutlich runterschneiden, damit man an die Äpfel kommt (dann wächst er wieder nur und blüht nicht, oder?)?
Meine Antwort dazu wäre: wenn der Baum eben selbst nach einem drastischen Schnitt weiter unten nicht mehr austreibt, dann ist das eben so und man muss halt seine Leiter bei der Ernte anstellen. Ist doch eher eine Frage des Wurzelstocks also der Unterlage und man hätte sich bei der Pflanzung einen weniger starkwüchsiger Baum auswählen müssen. Machen kann man da jetzt wenig.

Oder wie seht ihr das?
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Susanne am 30. Dezember 2003, 01:36:13

Overpruning, aha.

Ich denke, daß die Dreijahres-Schneideregel locker gesehen werden kann. Korrigieren ist eigentlich immer möglich, lediglich die Entwicklung von Astholz zu Fruchtholz braucht eben mindestens drei Jahre.

Ansonsten würde ich sagen, drankleben geht nicht mehr. Wer einmal einen Baum hochgeastet hat, wird sich wohl mit der Höhe abfinden müssen.

Ich denke, daß Eva nichts anderes übrig bleibt, als den Baum von einem Fachmenschen korrigieren zu lassen. Niedriger werden die Äpfel dadurch aber auch nicht mehr hängen...



Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Eva am 30. Dezember 2003, 14:30:42
Upps, so eine Menge Diskussion. Und natürlich viel zu wenig Angaben für Euch :)

Also:
Die Apfelbäume sind Hochstämme, kurz vor dem Krieg gesetzt. Jahrelang so beschnitten, daß sie von innen raus zu wenig verzweigt waren. Deswegen wurden viele von Ihnen so vor ca. 10(12?) Jahren von einem, der weiß, was er tut (Ausbilder für Baumwarte) radikal geschnitten (d.h. einige Äste mit 10-20 cm Durchmesser raus). Danach dann neuer Kronenaufbau mit den neuen Trieben. Ging ja auch bei den meisten richtig gut - mein Vater und mein Onkel sind da eigentlich schon ziemlich gut.

Nur der Gravensteiner stirbt demnächst wahrscheinlich (An einem langen Leben - Altersschwäche? Worauf der veredelt war, weiß ich nicht). Einige Bäume haben wieder schöne Kronen. Nur eben die beiden oben erwähnten versuchen weiterhin noch eine Krone aufzubauen und wachsen wie der Teufel, obwohl sie jetzt eigentlich schon so wären, wie wir sie gerne hätten. Haben die dann einfach zu viel Wurzelmasse? Oder ist es die Panik, weil der Fichtenwald immer näher rückt und natürlich auch immer höher wird? Nach zwei Jahren abgeleitet auf ein äußeres Auge ist auch schon - wächst trotzdem sicher nächstes Jahr wieder einen Meter hoch gradeaus. Grrr, dabei mag ich die Rambur so gerne zum Kuchen backen.
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Susanne am 30. Dezember 2003, 17:42:51

Gravensteiner ist in seinen Anlagen ein großkroniger Apfelbaum... vielleicht will er wirklich nur das erreichen, was ihm von Natur aus zusteht?
Zum Rambur kann ich dir leider nichts sagen.

Vielleicht nur ganz allgemein, auch Apfelbäume haben eine beschränkte Lebenserwartung. Vor dem Krieg gesetzt heißt, daß sie jetzt immerhin schon um die 65 Jahre alt sind. Zeit für die Rente.
An eurer Stelle würde ich anfangen, einen neuen Obstgarten anzulegen, zumindest an anderer Stelle einige neue Apfelbäume pflanzen.






Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: cimicifuga am 30. Dezember 2003, 18:16:31
Könnte man die steil nach oben wachsenden triebe nicht herunterbinden und in eine "vernünftige" schräglage bringen? nur so eine idee... :)
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Eva am 30. Dezember 2003, 18:52:13
Ja klar Susanne,

der Obstgarten wird Stück für Stück ersetzt. Die jungen Bäume (3-15 Jahre) machen auch (bis auf Krebs und einige falsch gelieferte Sorten, die wir umveredeln mußten) keine Probleme, da lern ich grade Bäume schneiden von meinem Vater.

Und der Gravensteiner wächst leider gar nicht mehr (hatte Krebs, ist jetzt wohl langsam so morsch, daß er bald umfällt - Specht und Kleiber sind jedenfalls schon sehr aktiv dran, sicher ist er ökologisch total wertvoll :-\). Letztes Jahr hatte er immerhin noch ca. 10 Äpfel.

Cimi, runterbinden ist glatt eine Idee, die wir probieren könnten. Mal sehen ob man da oben irgendwie drankommt. Oder einfach abwarten, was heuer passiert- vielleicht blüht er ja doch mal wieder und wächst nicht nur.

Ganz schön spannend diese Bäumeschneiderei.
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Susanne am 30. Dezember 2003, 19:07:34


Das passiert, wenn man Wasserschosse 'runterbindet:

Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Eva am 30. Dezember 2003, 19:42:05
 ::) Ich hätts mir denken können, Susanne.

Was ist es denn eigentlich, was manche Obstbäume so verzweifelt dazu anregt, Wasserreiser zu bilden?
 
- Zuviel geschnitten wohl auf jeden Fall
- Zuviel gedüngt?
- Zuwenig gedüngt?
- Falsch gedüngt?
- Zu wenig Licht?
- Sonst noch?
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Caracol am 30. Dezember 2003, 20:46:11
Könnte man die steil nach oben wachsenden triebe nicht herunterbinden und in eine "vernünftige" schräglage bringen? nur so eine idee... :)
Ja, macht man in der Praxis ja auch so. Man nimmt alte Plastik-Mineralwasserflaschen und füllt diese mit so viel Wasser, dass diese nach dem Anhängen an die Zweige gerade die richtige Neigung bewirken. Meist, wie im letzten Sommer, muss man das Wasser nachfüllen, dass verdunsten kann.

Gesehen habe ich es schon oft, aber noch nie systematisch durchgeführt. Kommt halt auf die Anzahl der herunterzubindenden Zweige an. ::)

 Ist sicher ein Versuch wert. :)
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Eva am 30. Dezember 2003, 20:55:15
Hm, das mit dem "was dranhängen" hab ich letztes Jahr bei meinem neuen Stachelbeer-Hochstamm probiert, mit dem Ergebnis, daß eine der vier Veredlungen abgebrochen ist (ich hatte Steine drangehängt). Stäben hab ich nicht hingekriegt, ist immer wieder auseinandergefallen. Jetzt setze ich bei dem Stachelbeerbäumchen auf reichlichen Fruchtansatz, der ihn dann hoffentlich auseinanderbiegt.
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Caracol am 30. Dezember 2003, 21:17:05
Ja, das ist ja eben das tolle an der Flaschenmethode, dass man das Gewicht genau dosieren kann. Da hat schon jemand eine kluge Idee gehabt!
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Gänseblümchen am 30. Dezember 2003, 22:07:21
Nur mal so ne Idee......
Warum verschließt man die Wasserflaschen nicht? Dann kann nix verdunsten ;)
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Caracol am 30. Dezember 2003, 22:24:36
Nur mal so ne Idee......
Warum verschließt man die Wasserflaschen nicht? Dann kann nix verdunsten ;)

Da hast du aber völlig recht, Gänseblümchen. ;D Ich habe bei meinem Versuch eine Plastikflasche am Hals oben durchbohrt, um einen Draht hindurchzufädeln. Das war wohl nicht sooo schlau!
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Gänseblümchen am 30. Dezember 2003, 22:32:38
Nee, das stimmt ;) *gg*

Man kann den Draht doch oben um den Hals zwirbeln, dann aufhängen,mit Wasser füllen und zu schrauben ;)

Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Susanne am 30. Dezember 2003, 23:32:42
Zitat
Was ist es denn eigentlich, was manche Obstbäume so verzweifelt dazu anregt, Wasserreiser zu bilden?
- Zuviel geschnitten wohl auf jeden Fall
- Zuviel gedüngt?
- Zuwenig gedüngt?
- Falsch gedüngt?
- Zu wenig Licht?
- Sonst noch?

Das hängt mit dem Saftdruck im Baum zusammen, der wiederum hängt von verschiedenen Faktoren, unter anderem Sorte, Dünger, Wasser, Standort usw. zusammen, aber ganz genau kann ich das auch nicht auseinanderklamüsern.
Und wie schon mehrfach gesagt, das alles hier zu erklären und zu veranschaulichen ginge zu weit. Nochmal: Leihbücherei, Volkshochschule, Gartenbauvereins-Schnittseminare...


Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: momi am 21. März 2006, 20:40:37
Hallo

Ich bin ganz Neu bei Euch und habe gleich eine Frage,bzw ein Problem.Ich müsste mein Spalier-Obst (2 Äpfel,1 Birne)schneiden,und bin sowas von einem Laie,habe aber leider auch niemand der mir helfen könnte.Jetzt habe ich hier schon gut gelesen und einige Tips (Zeichnungen)studiert,wir haben auch soviele Wasertriebe,wie soll ich die denn schneiden,so wie auf der Zeichnung von Susanne ?

Also ich wäre jetzt sehr dankbar über den einen oder anderen Tip.

Viele liebe Grüße

Momi
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Ralf am 21. März 2006, 23:05:23
Hallo Momi,
willkommen im Forum!
Der Spalierschnitt ist anders, das ist ein ganz spezielles Thema. So ein Wassertrieb muss bereits im Sommer immer wieder abgeknipst werden. Wenn du ihn jetzt kurz abschneidest, treiben soviele Augen aus, wie du dranlässt. Wenn die Bäume also an der Stelle dicht genug ist, nur 1 Auge lassen, und den Neuaustrieb im Sommer immer wieder abknipsen. Wenn du viele Wassertriebe hast, bedeutet das aber auch, dass der Baum für seine Wuchskraft zu klein ist. Daher solltest du nach Möglichkeit mit einigen der Triebe das Spalier erweitern.

Spalierschnitt ist eine Kunst, in die man sich einarbeiten muss (und kann!). Am besten sind außer speziellen Kursen (selten) dazu Obst- oder Schnittbücher mit einem umfangreichen Spezialteil, und dabei sind noch die uralten Bücher oft besser als die neuen. Z.B. habe ich diese Tage noch die Obstbaukunde von Gaucher auf einer Internetauktion gesehen, 100 Jahre alt, aber zu Spalieren top.
Viel Erfolg
Ralf
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: momi am 22. März 2006, 07:37:28
Hallo Ralf

Danke für Deine schnelle Antwort,werde mein Glück versuchen und die Bäume schneiden sobald es nicht meh´r regnet.Richtet Ihr Euch eigendlich nach dem Mond?Ich wollte nach dem Mond schneiden habe aber jetzt 2 verschiedene GÜNSTIGE Daten,toll,kann ich also auch das vergessen.Das eine Datum geht bis Heute Mittag(es regnet)beim anderen Mondkalender heist es Heute und Morgen.Naja,jetzt schneide ich ahlt wenn es nicht mehr regnet.Nach dem Buch werde ich suchen.

Nochmals vielen Dank für die schnelle Antwort
Titel: Re:Viel Schnitt - Viel Wachstum
Beitrag von: Ralf am 23. März 2006, 00:40:45
Hallo Momi,
ich schneide nicht nach dem Mond. Ich glaube, dass andere Faktoren, auch innere viel wichtiger für einen günstigen Zeitpunkt sind:
- brauchbares Schnittwetter, wie du selbst schon schreibst. Möglichst mild, frostfrei sollte es zumindest sein. Man muss sich Zeit lassen können.
- ein Tag, an dem man selbst mit Ruhe an die Aufgabe geht
Ich verteile den Schnitt über den ganzen Winter/Frühlingsbeginn.
Habe gerade nochmal meinen Gaucher in der Hand gehabt, es ist "Praktischer Obstbau" und nicht die "Obstbaukunde". Das war auch nur als Beispiel gemeint.
Tschüß
Ralf