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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: A-String am 25. Februar 2011, 15:29:31

Titel: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 15:29:31
Hallo,

unter diesem hochgegriffenen Titel (Begriff nach H. Palmer, sollte als Zitatangabe hier reichen...) möchte ich hier mal ein paar Bilder von einigen meiner (besseren) Bäume ab und an einstellen. Es sind jeweils Bilder vor und nach dem Schnitt nebeneinandergestellt, üblicherweise sind die aufeinanderfolgenden Bilder um +90° versetzt.
Es sind durchweg Bäume auf starkwachsenden Unterlagen, geschnitten wird im Sinne des Öschbergschnittes und H.Palmer
( http://de.wikipedia.org/wiki/Oeschbergschnitt ).

Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 15:50:28
Bild entfernt, da mangelhafte Bildqualität
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 15:50:53
Bild entfernt, da mangelhafte Bildqualität
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 15:51:08
Landsberger Renette, an zwei Seiten vor einem Jahr veredelt mit Zabergäu-Renette.
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 15:51:20
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 15:52:08
Golden Delicious, veredelt mit mehreren Sorten und erstmals geschnitten im Frühjahr 2010.
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 15:52:19
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 15:52:24
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 15:52:51
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 15:55:06
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: Treasure-Jo am 25. Februar 2011, 16:00:26
Landsberger Renette, an zwei Seiten vor einem Jahr mit veredelt mit Zabergäu-Renette.


da kann doch kein Mensch etwas erkennen?
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 16:05:23
Naja ich weiß nicht, es geht ja nicht um die Veredelung.
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: Treasure-Jo am 25. Februar 2011, 16:07:51
schon klar, aber der Kontrast so mässig, dass sich die Obstbaumzweige kaum von der Tanne abheben.
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 16:14:00
ging eben nicht besser, bin kein Fotograf... ::)
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: Treasure-Jo am 25. Februar 2011, 16:29:46
..auf den anderen Bildern kann ja so halbwegs erkennen, wie Du geschnitten hast.
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 18:30:26
Zitat
..auf den anderen Bildern kann ja so halbwegs erkennen, wie Du geschnitten hast.

Leider ist die Datengröße der Bilder in diesem Forum sehr beschränkt, auf meinen Originalen ist alles deutlich besser zu erkennen, v.a. wenn man etwas heranzoomt.
Evtl. werde ich die Bilder irgendwann woanders ablegen und von hier verlinken.
Es ist nicht gerade angenehm, Bäume detailliert bei schlechtem Licht und Gestrüpp im Hintergrund zu fotografieren. Den Hintergrund mit weißem Tuch o.ä. abzuhängen ist mir zu aufwändig. Ich werde in Zukunft verstärkt in der Dämmerung / Dunkelheit fotografieren, da der Blitz dann nur den relevanten Baum erhellt und der Hintergrund dunkel bleibt (muss dann eben alles auf einmal fotografieren, und nicht wie gewohnt Foto - Schnitt - Foto bei jedem Baum).
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: Christina am 25. Februar 2011, 19:08:22
Die ersten 2 Beispiele kann man wirklich kaum erkennen. Die anderen aber finde ich durchaus ok. Man sieht worauf es ankommt.
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 19:49:40
Roter Boskoop (2007, auf MM111)
Hatte letztes Jahr versucht, die obersten Triebe der Leittriebe (linke und rechte im ersten und dritten Bild) als Fortsetzungen zu nutzen und diese den Sommerkl über abzuspreizen.
Hat allerdings nicht geklappt und so bin ich auf die äußeren Fortsetzungen umgestiegen. Ein Versuch wars wert, aber es war zu steil.
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 19:49:55
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 19:50:06
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 25. Februar 2011, 19:50:16
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: macrantha am 26. Februar 2011, 14:35:46
Was mir auffällt: auf den Photos wirkt es so (perspektivisch verzogen?), dass Du den Leittrieb kaum über die anderen Triebe stehen lässt und jeweils stark zurücknimmst.
Provozierst Du damit ein stärkeres Dickenwachstum am Haupttrieb? Oder wirkt es nur so?

neugierige Grüße,
macrantha
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 26. Februar 2011, 18:46:40
Hallo macrantha,

Meinst Du mit dem Leittrieb die Stammverlängerung (mittleren Leittrieb)? Falls ja:
Grundsätzlich möchte ich ja einen möglichst breiten und nicht hohen Baum.
Solange der Saft nicht irgendwie abgeschnürt ist, wird die Stammverlängerung
immer im Wuchs vor allen anderen begünstigt sein. Ich nehme sie daher so stark zurück, dass sie zwar noch über den anderen Leittrieben steht, aber auch nicht zu sehr dominiert. Das Dickenwachstum wird dadurch vermutlich etwas größer sein, weiß ich nicht so genau - schaden kann das für die Stammverlängerung in jedem Fall nicht.


Boskoop:

Den Baum schneide ich nun schon seit drei Jahren und erwartungsgemäß musste recht wenig gemacht werden, es gab vergleichsweise wenige Wasserschosser und der Baum hat mittlerweile viele Blütenknospen entwickelt.
Er besteht aus fünf Leitästen und der Stammverlängerung - beim ersten Schnitt wollte ich nicht zu viele große Äste wegnehmen, war ein ziemliches Durcheinander... Da die Fruchtäste unter den Leitästen recht konsequent unter diesen liegen, es also kaum Seitenäste gibt, behindern sich keine Äste. Außerdem sind fünf Leitäste für einen starkwachsenden Baum wie Boskoop nicht das Schlechteste, um ihn etwas zu bändigen.
Etwas störend ist die nicht völlig senkrechte Mitte, ganz oben ist mittlerweile etwas abgelenkt worden und von unten kommend wird eine alternative Stammverlängerung hochgezogen, welche evtl. mal die bestehende ersetzen kann.

Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 26. Februar 2011, 18:52:29
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 26. Februar 2011, 18:53:23
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 26. Februar 2011, 18:53:58
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 26. Februar 2011, 18:54:11
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Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: Zuccalmaglio am 26. Februar 2011, 21:37:25
Nach dem man meist kritisieren muß, endlich was erfreuliches: Insgesamt betrachtet sieht das nicht schlecht aus. Das ist um Längen besser als das, was man so in deutschen Vor-, Hinter- und Kleingärten im Durchschnitt so betrachten kann.
Man merkt, das das Wesentliche verstanden wurde.

Unabhängig davon:
Es ist ja hier schon besprochen worden, das anhand der Fotos eine genaue Beurteilung kaum möglich ist.
Deshalb eben mit diesem Vorbehalt.
Mir scheint bei den Bäumen die Mitte etwas zu dominant (zu hoch) auf Kosten der anderen Gerüstäste, die im Wachstum (in der Stärke) etwas zurück bleiben. Aber möglicherweise ist das ja im palmerischen Erzeihungsprinzip, auf Innenauge zurückzunehmen und nicht auf Außenknospe, begründet. Beim konventionellen Kürzen auf Außenknospe gibt es evtl. ein stärkeres Wachstum. Mir fehlt aber der Vergleich, da ich noch keinen Baum dauerhaft über einen längeren Zeitraum konsequent nach Palmer erzogen habe. Man muß aufpassen, daß sich die Kronen nicht überbauen.

Weiterhin finde ich manche Seitentriebe aus der Stammverlängerung, die nicht Gerüstäse sind, deutlich zu sehr nach unten geneigt. Dadurch entstehen an deren Scheitelpunkt letztlich nur starke Wasserschosse, die zum weiteren Aufbau nicht zu gebrauchen sind.
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: macrantha am 27. Februar 2011, 12:10:09
Das ist für mich wirklich interessant, was Du dazu sagst. Wo ich noch dachte, der Leittrieb sei fast schon zu kurz.
Gebt ihr auch Kurse? Gehölzschnitt ist wirklich eine Kunst, die sehr viel Übung und Hinterfragen bedarf :P
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: A-String am 27. Februar 2011, 13:31:04
Hallo,

@macrantha:
Kurse gebe ich schon, allerdings nicht im Bereich Obstbaumschnitt. Obstbaumschnitt stellt auf jeden Fall einige Anforderungen an den Ausführenden, ich habe einige Bücher - hevorzuheben die von H.Schmid und H.Palmer - gelesen und versucht das zu verinnerlichen, viel drüber nachgedacht und bin mit offenen Augen durch die Gegend gegangen. Man sieht ja überall Obstbäume
rumstehen und kann daran überlegen was theoretisch falsch, richtig und als Eingriff möglich und nötig ist. Dadurch vergleicht man ständig mit seiner eigenen (Ideal-) Vorstellung und festigt diese! Man gewinnt auch Routine im Hinblick darauf, "was zu tun ist".


@Zuccalmaglio:
Danke. Es ist gut möglich, dass ich die Mitten etwas hoch schneide bzw. dies so erscheint. Jedenfall bleibt der Winkel zwischen der Verbindungslinie der Spitzen von Leittrieben und Mitte und der Waagerechten immer unter 30°. Werde da in Zukunft mal verstärkt darauf achten.
Jedenfalls bei Palmer sieht man durchgängig, dass die Fruchäste relativ stark unter die Waagerechte gebunden sind. Soweit ich mich erinnere, erwähnt er einmal, dass nur waagerecht Binden v.a. viel Holz ("Knüppel") erzeugen würde, aber wenig Knospen. So ganz einleuchtend ist mir das zwar auch nicht, aber ich habe mich bisher weitgehend daran gehalten und entferne seit einiger Zeit die Knospen an der Astoberseite an der höchsten Stelle (wobei es trotzdem immer wieder (schlafende) Augen nach draußen schaffen).



Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: Moneydrops am 27. Februar 2011, 14:52:56
Hallo,

als stiller Mitleser muss ich zugeben, dass ich mich mit dem Öschbergschnitt wohl nie so richtig anfreunden werde. Über die Waagerechte herunterbinden, auf inneres Auge ableiten, etc., das wird nicht meins..............

Bin ich zu altmodisch mit meinen 40 Lenzen, zu verdorben mit meinem "antiquaren Schnittgedanken", gar von der Saftwaage verteufelt? Wer weißt das schon?

Nachdem Zuccalmaglio meist kritisieren muss (was eigentlich, dass es immer noch Leute gibt, die pardou nicht nach Plamers Pfeife tanzen wollen oder lediglich die Zapfenstümper in den Kleingartenkolonien?) und nun mit dem Ergebnis zufrieden ist, komme ich und nörgel rum. Bitte nicht falsch verstehen, ich weiss auch das der Thraed "Musterbäume von A-String" heisst und somit er ja in seinem eigenen Thread nach gut Dünken Agieren kann, aber gleich Musterbäume ? Es mag an der Bildqualität liegen, aber eine durchgehende Struktur bleibt mir verschlossen, auch nach den Öschberg-Regeln.

Aber vielleicht bin ich auch nur Beratungsresistent gegenüber dem Öschbergschnitt, zu voreingenommen. Aber
... und bin mit offenen Augen durch die Gegend gegangen. Man sieht ja überall Obstbäume
rumstehen und kann daran überlegen was theoretisch falsch, richtig und als Eingriff möglich und nötig ist......
da sollte man dann aber auch nicht zu voreingenommen von seinem Stil sein, um objektiv zu urteilen.

Nicht krumm nehmen, bin wie bereits erwähnt kein großer Fan vom Öschbergschnitt und daher selber garantiert nicht objektiv, aber meine mehr als 60 Halbstämme gedeihen "altmodisch" auch prima.

Liebe Grüße,
Moneydrops

P.S. Darf man erfahren, welche Kurse Du anbietest, A-String?
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: macrantha am 27. Februar 2011, 15:15:42
Werde doch einfach konkret, dann kann man sich darüber austauschen.
Was genau missfällt Dir denn? Wo genau hättest Du anderes geschnitten?
So ein allgemeines "das ist nicht meins" bringt einen nicht weiter.
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: Ayamo am 27. Februar 2011, 17:06:03
Auch wenn die Musterbäume tw. schlecht zu erkennen sind, finde ich die Idee doch gut! denn tatsächlich werden in vielen Threads hier im Forum sehr kleine Bäume gezeigt, frisch aus der Baumschule ("Aprikose - wie schneiden" o.ä. ;D ), oder aber vom Vorbesitzer übernommene Altkrüppel. Schön also, wenn Liebhaber größerer Baumformen zur Abwechslung mal ein paar positive Beispiele bekommen. Noch schöner wäre es, wenn der Thread "Oeschberg-Musterbäume" hieße, denn es ist ja ein allgemein interessantes Thema, und so kann kein anderer Schnittprofi seine Bilder einstellen... ohne dem Threadbegründer ans Bein zu pinkeln ;)

@Moneydrops:
Schneiden kann man auf viele Arten, auch mit guten Frucht-Ergebnissen. Z.B. auch Spalier, wenn man viel Zeit hat. Das Versprechen des Oeschbergschnittes ist es aber, mit wenig Schnittaufwand eine gute Fruchtqualität bei langer Baumlebensdauer zu erreichen. Das finde ich sehr interessant für berufstätige Freizeit-Gärtner und auch im kommerziellen Sinn zeitgemäß.
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: Moneydrops am 27. Februar 2011, 17:12:06
Hallo Macrantha,

warum bereue ich nur, nicht weiter still hier mitgelesen zu haben? Was soll ich konkret werden? Es gibt halt ein Pro und ein Contra bezüglich Palmer/Öschbergschnitt.

Und jede "Anhängerschaft" wird seine Gedanken und Richtlinien verteidigen, oder meinst Du wirklich, man kann über die verschiedensten Schnitttechniken diskutieren und am Ende nimmt man von beidem das Richtige? Der Palmer/Öschbergschnitt beruht im ganzen auf einem Schnittsystem, welches andere Einflüsse nicht zulassen wird.

Wobei ich nie Existenzberechtigung einer jeden Schnitttechnik hier in Frage gestellt habe! Ich war lediglich zu dumm, im falschen Thread, dem Pro Palmer/Öschbergschnitt-Thraed zu posten.

Natürlich können wir diskutieren, aber es wird doch darauf hinauslaufen, dass ich hier falsch bin mit meiner Meinung.

Abgesehen, dass die Bilder sehr schlecht sind und ich nicht wirklich alles erkennen kann

Landsberg Reinette Bild 1
Als erstes fällt mir ein Konkurrenztrieb zur Stammverlängerung auf (wenn der Blickwinkel eine genaue Deutung zulässt), und zwar ein sehr langer, bereits etablierter. Den hätte ich schon lange weggeschnitten. Sollte das jedoch ein Leittrieb sein, dann fände ich den extrem steil. Leittriebe extrem heruntergebunden, sich kreuzend mit steil aufgerichteten konkurierenden Leittrieben. Warum werden 2-3 Leitriebe extrem gebunden und die andern auf innen liegendes Aúge geschnitten? Steil und extrem flach?

Landsberg Reinette Bild 2
Das gleiche mit den extrem heruntergebundenen Leitästen. Weiterhin sollte doch das Ziel sein, Licht ins innere der Krone zu bekommen. Kann ich hier nicht erkennen. Auf nach innen angeschnittenes Auge, um dann im nächsten Jahr das darunterliegende Auge, welches nach außen wuchs, dann doch stehen zu lassen, wiederum auf umkehr, für eine breitere Krone? Warum diese Vergeutung der "Baumenergie"?

Landsberg Reinette Bild 3
Siehe zu 2, dazu zu lange Leitriebe an der Stammverlängerung, Konkurenztrieb, sich kreuzende, gegenseitig behindernde Leitriebe

Landsberg Reinette Bild 4
Analog 2 und 3

Golden Del Bild 1
Noch zu sehr alt belastet, noch kein Öschbergschnitt aus den Fotos zu erkennen, sieht für mich wie bisherige Hohlkronenerziehung aus.

Golden Del Bild 2
Ähnlich wie 1, jedoch verstehe ich das belassen der mehr als einer Stammverlängerung nicht, oder wurde dort auch mehrfach umveredelt? Zudem der rechte Leitast höher als die Stammverlängerung, welche das sein mag.

Golden Del Bild 3-4
siehe wie Bild 2

Boskoop 1
Ein extrem wuchsfreudiger Baum, im Übrigen. Wie zuvor, senkrechte Leitäste kreuzen sich mit (hier schön zu sehen) weeeeit nach unten gebundenen Leitästen. So kann man auch Wasserschösser erzeugen

Boskoop 2-4
das gleiche wie 1 , zudem wieder Konkurrenz für SV

Die etablierten, älteren Bäume weise m.M. nach noch die Erziehungsform einer gebräuchlichen Hohlkrone auf. Aber auch da ist schon Steil zu extrem Flach zu erkennen, sich gegenseitige behindernde Triebe.

Macrantha, Du wolltest meine Meinung. Und ans bein pinkeln wollte ich auch niemanden. Ich weiss, sie wird nicht von allen hier geteilt, was auch verständlich ist, wie Eingangs schon erwähnt.

Liebe Grüße
Moneydrops
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: macrantha am 27. Februar 2011, 17:16:42
Ich weiß jetzt gar nicht, warum Du Dich gleich angegriffen fühlst.
Aber wenn Du niederschreibst, dass Du es anderes machen würdest dann ist es doch nur interessant zu erfahren, "wie" das dann aussähe.
So kann ich mir die Bilder jetzt nochmal ansehen und aus Deinem Augenwinkel betrachten.
Ich bin schließlich in diesem Forum, um was zu lernen.
Wenn Du was schreibst, dann musst Du schon mit Nachfragen rechnen. Ansonsten kannst Du es ja gleich lassen?!?
Titel: Re:Musterbäume von Astring
Beitrag von: macrantha am 27. Februar 2011, 17:28:06
Den Kritikpunkt mit den sehr flach gebundenen Leittrieben kann ich nachvollziehen.
Das wirkt auf den Photos schon sehr extrem, schwer zu sagen, wie das "in Natura" ist.
Wobei genau darauf Astring ja schon eingegangen ist. Wenn er sagt, dass es keine Unmengen an Wassertrieben produziert bzw. er mit dem ausreißen noch nach kommt, dann glaube ich das erstmal. Ich habe noch nie einen Baum konsequent nach Palmer geschnitten.

Das mit den keuzenden Ästen und in Konurrenz zum Leittrieb stehenden Trieben ist auf Photos glaube ich kaum zu beurteilen, da die Perspetive da schnell täuschen kann.
Dünne Äste schneide ich auch immer nur sehr nachlässig weg, da sie lange nicht stören und kaum zuwachsen (und dadurch kaum große Wunden hinterlassen - egal, ob man sie nun ein Jahr früher oder später entfernt).
Titel: Re:Oeschberg - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 27. Februar 2011, 18:17:13
Hallo,

puh, bemerkenswert was hier für Reaktionen und Diskussionen entstehen...
Also zunächst einmal habe ich den Thread-Titel auf Wunsch geändert, gerne kann jeder hier Bäume - wohlgemerkt solche die (in bestem Wissen) nach Öschberg - (Palmer) - Schnitt geschnitten wurden - einstellen.

@Moneydrops:
Ich möchte mal auf die Kritik eingehen. Zunächst mal gibt es sicher mehrere Arten, größere Halb- und Hochstämme zu schneiden. Für meinen Teil bin ich nach umfangreicheren Recherchen jedoch zu dem Ergebnis gekommen, dass der sog. Öschbergschnitt viele Vorteile bringt und die geeignetste Methode darstellt.
Die Zusätze, die Palmer brachte, sind zuweilen kritisch zu beurteilen (z.B. die Forderung, "stammparallel" statt auf Astring abzuschneiden), jeder kann das ja ausprobieren. Z.B. der Schnitt auf ein nach innen weisendes Auge ist für mich deutlich besser als nach außen, der zweite nach außen weisende Trieb entwickelt sich harmonischer als bei direktem Schnitt nach außen. Dass dabei etwas "vergeudet" wird ist klar, aber zu vernachlässigen. Gerade beim Öschbergschnitt wird allgemein wenig vergeudet, z.B. beim großen Boskoop mussten dieses Jahr nur einige handvoll Wasserschosser und andere überschüssige Triebe entfernt werden.
Mich würde interessieren was Du unter "altmodischem" Schnitt genau verstehst?

Zu einigen der Anmerkungen:

Landsberg Reinette Bild 1
Als erstes fällt mir ein Konkurrenztrieb zur Stammverlängerung auf (wenn der Blickwinkel eine genaue Deutung zulässt), und zwar ein sehr langer, bereits etablierter. Den hätte ich schon lange weggeschnitten. Sollte das jedoch ein Leittrieb sein, dann fände ich den extrem steil. Leittriebe extrem heruntergebunden, sich kreuzend mit steil aufgerichteten konkurierenden Leittrieben. Warum werden 2-3 Leitriebe extrem gebunden und die andern auf innen liegendes Aúge geschnitten? Steil und extrem flach?

Landsberg Reinette Bild 2
Das gleiche mit den extrem heruntergebundenen Leitästen. Weiterhin sollte doch das Ziel sein, Licht ins innere der Krone zu bekommen. Kann ich hier nicht erkennen. Auf nach innen angeschnittenes Auge, um dann im nächsten Jahr das darunterliegende Auge, welches nach außen wuchs, dann doch stehen zu lassen, wiederum auf umkehr, für eine breitere Krone? Warum diese Vergeutung der "Baumenergie"?

 Die Bilder 1 und 2 sind wirklich schlecht und ich hätte sie weglassen sollen.

Landsberg Reinette Bild 3
Siehe zu 2, dazu zu lange Leitriebe an der Stammverlängerung, Konkurenztrieb, sich kreuzende, gegenseitig behindernde Leitriebe

Landsberg Reinette Bild 4
Analog 2 und 3

Ich verstehe das wirklich nicht. Es mag ja schwer sein, anhand der Bilder zu beurteilen, aber dadurch dass die Aufnahmen jeweils um 90° versetzt sind, kann man bei genauerer Betrachtung durchaus erkennen welche Äste nun steil oder flach sind. Du sprichst immerzu von Leitästen; also ich binde Leitäste niemals nach unten. Desweiteren gibt es auch keinerlei "Kreuzungen", das wirkt evtl. auf den Bildern so.

Golden Del Bild 1
Noch zu sehr alt belastet, noch kein Öschbergschnitt aus den Fotos zu erkennen, sieht für mich wie bisherige Hohlkronenerziehung aus.

 Naja, das wird auch noch dauern, aber eine Hohlkrone war das nie, die Mitte ist doch recht deutlich zu sehen.

Golden Del Bild 2
Ähnlich wie 1, jedoch verstehe ich das belassen der mehr als einer Stammverlängerung nicht, oder wurde dort auch mehrfach umveredelt? Zudem der rechte Leitast höher als die Stammverlängerung, welche das sein mag.

 Der linke recht dicke Ast wurde veredelt, stellt aber keine Konkurrenz dar, sondern soll als Fruchtast verwendet werden. Die Höhe ist durch die Perspektive recht stark verzerrt.

Golden Del Bild 3-4
siehe wie Bild 2

Boskoop 1
Ein extrem wuchsfreudiger Baum, im Übrigen. Wie zuvor, senkrechte Leitäste kreuzen sich mit (hier schön zu sehen) weeeeit nach unten gebundenen Leitästen. So kann man auch Wasserschösser erzeugen.

Zu den heruntergebundenen Ästen habe ich mich schon geäußert. Und nein, hier "kreuzt" sich nichts! Das sieht lediglich wegen der Transformation von 3D nach 2D so aus.

Boskoop 2-4
das gleiche wie 1 , zudem wieder Konkurrenz für SV

 Wo ist nach dem Schnitt noch Konkurrenz?

Könntest Du Bilder von Deinen Bäumen einstellen (nicht hier, da es ja offensichlich andere Kronenformen sind)? Mich würde das sehr interessieren, nicht um groß zu kritisieren, sondern evtl. etwas zu lernen. PS: Es handelt sich um Kurse im (popular)-muskalischen Bereich.

@macrantha: Evtl. noch eine Anmerkung zu den nach unten gebundenen Trieben: Ich weiß nicht, wie stark die Fotos verzerren, aber der senkrechte Abstand von der Spitze des heruntergebundenen Triebes zu seinem Ursprung am Stamm beträgt kaum mehr als 30cm.
Ich bin kein Biologe, habe aber gehört, dass es prinzipiell wohl so sein soll: Wasser und Nährstoffe kommen von unten her in die Äste. Lässt dieser Druck nach, fließt dieser Saft nach dem Prinzip der Schwerkraft wieder zurück. Zeigen nun Äste nach unten, so kann nach diesem Prinzip der Saft zwar hineingedrückt werden, aber nicht zurückfließen (er müsste dazu ja nach oben). Durch diesen "Stau" entsteht hoher "Druck", die Nährstoffe zu nutzen, was sich in verstärkter Blütenknopsenbildung äußert. Ob das nun so alles stimmt sei dahingestellt, aber es funktioniert zumindest!
Titel: Re:Oeschberg - Musterbäume
Beitrag von: macrantha am 27. Februar 2011, 18:40:36
@macrantha: Evtl. noch eine Anmerkung zu den nach unten gebundenen Trieben...

Ich würde eine Beruhigung an der Spitze und am waagrechten Astteil erwarten. Aber am Scheitelpunkt eben eine starke Tendenz zur Wasserschoßbilung, weil nur so der "Druck" abgeleitet wird. Deshalb versuche ich möglichst schwach ansteigende Äste zu erzielen, die nicht unter die Waagrechte gehen. Aber wie gesagt - ich habe es noch nie so gemacht. Ist sicher auch eine Frage, wie ausgewogen der Baum gerade im Wachstum steht. Also wenn ohnehin viel Astwerk entfernt wurde, dann treibt der Baum an solchen waagrechten bis nach unten zeigenden Ästen sicher stärker Wasserschosse, als wenn er insgesamt schon "beruhigt" ist.
Titel: Re:Oeschberg - Musterbäume
Beitrag von: Moneydrops am 27. Februar 2011, 18:58:54
Hallo A-String,

zunächst einmal möchte ich, dass Du weist, dass es nicht meine Absicht ist, wie oben irgenwo beschrieben, jemanden ans Bein zu pinklen.

Vielleicht happert es an unserer Diskussion bereits an den unterschiedlichen Definitionen der einzelnen Teile. Ich weis, dass es beim Öschbergschnitt Alarmtriebe statt Wasserschosser, Gerüst statt Leitrieb (der verschiedenen Kategorien) etc. heißt.

Wenn sich die von mir besagten "Kreuzungen" lediglich auf dem Foto wiederfinden, dann sind die Fotos wirklich mehr als schlecht. Gut, Du hast nun keine Leitriebe heruntergebunden, jedoch Fruchttriebe, und zwar so extrem (da können sich die Fotos nicht täuschen, und die 30 cm stimmen zumindest an einem Foto nun wirklich nicht), dass die Öschbergrichtlinie "...Was unter die Waagerechte kommt stirbt langsam ab. ..." voll greift.

Du kreuzt vielleicht keine Leitriebe, aber Du bindest innenliegende Fruchttriebe dermaßen runter, dass diese sich durch das äußere Gerüst wie durch einen Schutzpanzer zwängen müssen. Sie mögen sich nicht reiben, aber kreuzen schon.

Und dieses Geflecht sehe ich schon als bedenklich an, denn wie heißt es so schön im Öschbergschnitt "...Die Erziehung gestaltet sich als ein kontinuierlicher Prozess, dessen Ziel es ist, eine lichtdurchlässige Krone zu schaffen...." Und die kann ich nicht erkennen.

Zum Thema Konkurrenz. Wie schon bemerkt, meine ich Deine letzten Fruchtriebe vor der Stammverlängerung, der Spitze. Diese finde ich als zu lang, diese Fruchttriebe sehe ich als Konkurrenz zur SV. Auch wenn Du das Längenwachstum oder anderes damit bezwecken willst, wirst Du mir nicht abstreiten, dass eben diese Fruchttriebe an Umfang und Länge deine eigentliche SV in diesem Jahr um Längen überholen wird. Und dann schneidest Du diesen Fruchttrieb ab? Oder legst Du eine neue SV an? Also, warum nicht gleich weg damit?

Ich hatte angefangen nochmals auf alle Bilder einzugehen, aber es sind zuviele.

Auch ich versuche Leitriebe mittels Astklammern in eine Stellung von ca 25-30° zu bringen, um dann von diesen Leitästen die Fruchtriebe in die gewünschte Position zu formieren, aber nicht unter die Waagerechte.

Der Öschbergschnitt "verteufelt" ja die sogenannte Saftwaage, aber dieses extreme Abbinden kann damit aber auch nicht gemeint sein.

@Ayamo
Deine Quelle fürs "Versprechen des Oeschbergschnittes ist es aber, mit wenig Schnittaufwand eine gute Fruchtqualität bei langer Baumlebensdauer zu erreichen.", die bennenst Du mir doch sicherlich noch, oder? Ich dachte bisher, dass "....Der Oeschbergschnitt ist eine Schnittmethode,die sich heute besonders für die Pflege extensiv genutzter, großkroniger Bäume bewährt macht..."Lt. Uni Kassel
 Nun, ich habe solche Halb- und Hochstämme noch, auch andere "berufstätige Freizeit-Gärtner"? Also, ich zähl mich dazu, zu den Freizeit-Gärtnern.
Titel: Re:Oeschberg - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 27. Februar 2011, 22:09:56
@Moneydrops:

Meine Antwort fällt etwas kürzer aus:

- Gut, es mag diskutabel sein, die Fruchtäste an der Stammverlängerung unter die Waagerechte zu binden. Ich habe damit bisher keine negativen Erfahrungen gemacht (bei Zwetschgen soll man das im Übrigen wirklich nicht, sondern leicht aufrecht formieren). Auch stellt das nur einen Nebenaspekt dar, ich habe dieses Jahr bislang überhaupt nur einige wenige Äste heruntergebunden.

- Die weiter oben liegenden Fruchttriebe werden die eigentliche Stammverlängerung bestimmt nicht übertreffen, da sie im Gegensatz zur senkrechten Stammverlängerung fast waagerecht und daher im Wuchs schwächer sind.

- "Saftwaage" als Axiom zum Schneiden halte ich für verfehlt. Meines Erachtens reicht es, die Leitäste gleichmäßig zu schneiden. Es ist unerheblich, ob mal einer etwas länger oder kürzer geschnitten wird, wichtiger ist es überhaupt mal gute richtungsweisende Knospen zu finden.

- Die Sache mit "kreuzenden Trieben", die angeblich kein Licht abbekommen ist mir nach wie vor unklar.

- Wenn meine Bilder "mehr als schlecht" sein sollen, so stelle doch bitte mal eigene, bessere ein und verdeutliche Dein "antiquarisches" Konzept! Ich möchte sehen, wie das (inklusive des Fotografierens) alles besser machbar ist.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Moneydrops am 28. Februar 2011, 13:15:25
Hallo A-String,
hallo alle anderen Mitleser,

ich hatte mich ja weiter oben schon einmal geärgert, dass ich nicht weiterhin nur still mitgelesen habe.

Ich tue es noch immer.

Wie bereits mehrfach erwähnt, gibt es entweder ein „PRO“ oder halt ein „KONTRA“ dem Öschberg/Palmerschnitt. Sicherlich muss auch ich mir eingestehen, dass ich nicht objektiv an die Sache rangehe, da ich halt von Palmers Öschbergschnitt wenig halte.

Das für Dich, lieber A-String, die Saftwaage (ich lasse mal die Anführungszeichen weg, denn mir passt mit der Saftwaage) nicht als Axiom zum Schneiden gilt, liegt doch wohl auf der Hand und ist Dein gutes Recht als Öschberg/Palmerschnitt Anwender! Es wäre ja auch sehr paradox, sollte dem nicht so sein.

Aber nur weil ein Hardliner, und als den sehe ich den sehr egozentrischen Helmut Palmer an, der Auffassung war, dass eben dieser Begriff nicht haltbar sei und lediglich Fadenscheinige Argumentationen dagegen hervor bringen konnte, heißt das für mich noch lange nicht, die Saftwaage nicht als Axiom heranzuziehen. Für mich ist sie es, wie auch das Blenden, Rindenkerben, Holzkerben, etc.

Hier wurde angeführt, mit dem Öschberg/Palmerschnitt weniger Schnittmaßnahmen durchführen zu müssen. Nun, auch ich habe an etablierten Bäumen lediglich ein Hand voll „Holz geerntet“. Und ob auf inneres Auge, also Umkehrauge, geschnitten am Ende weniger Schnittarbeit bedeutet, ich glaub es nicht.

Das mit dem „Kreuzen“, das gebe ich jetzt auf.

Ich bin seit zwei Wochen beruflich im „Alten Land“. Hatte mich heute Morgen beim Frühstück mit meinem Pensionsinhaber über dieses Thema unterhalten. Er kennt hier keinen Betrieb, welcher den Öschberg/Palmerschnitt anwendet.

Müsste aber sich nicht gerade im Erwerbsanbau dieser nun mehr als 80 jährige Schnitt durchgesetzt haben, wo er doch so einfach, schnell, effektiv ist? Weniger Aufwand heißt weniger Lohnkosten, die würde doch jeder Erwerbsbauer sofort umschwenken.

Lassen wir es gut sein und mit der Kenntnis schließen, dass wir beide auf keinen gemeinsamen Nenner kommen werden.

Da dieser Thread ja nun von A-Strings Musterbäumen in einen reinen Öschberg´s Musterbäume Thread umgewandelt wurde, und ich ja nun aber so was von falsch bin, las uns die Angelegenheit in Ruhe und mit Anstand beenden.
Es wird immer mehrere Wege zum Erfolg geben, und jeder geht halt seinen Weg.

Liebe Grüße und ein schönes Gartenjahr
Moneydrops
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 28. Februar 2011, 15:39:41
Hallo Moneydrops,

Deine Verärgerung, hier mitgeschrieben zu haben, war und ist noch immer nicht nachvollziehbar. Es klingt recht befremdlich, wenn jemand sagt, er schreibe hier, aber eigentlich ärgere es ihn hier zu schreiben. Letztendlich stellen auch andersmeinende Diskussionsbeiträge i.A. eine Bereicherung dar.

- Weniger Schnittaufwand durch Schnitt auf ein inneres Auge habe ich nie
  behauptet.

- Ich weiß nicht welche Art von Erwerbsanbau Du jetzt meinst - der erwerbsmäßige Anbau von Tafelobst jedenfalls hat mit dem Öschbergschnitt natürlich schon lange nichts mehr zu tun, es handelt sich ja um Spindeln und keine großkronigen Bäume.

Von mir aus können wir die Diskussion beenden, auch ohne gemeinsamen Nenner. Von der erwähnten Pro- und Contra-Haltung als Entweder-Oder - Entscheidung halte ich dagegen weniger.

Noch eine Frage: Hattest Du je mit Palmer persönlich zu tun? Der polemisch-aggressive Tonfall in seinen Büchern legt ja nahe, dass er wohl kein ganz unproblematischer Zeitgenosse gewesen sein wird, und Deine demonstrativ dargebrachte Ablehnung weckt irgendwie den Eindruck, dass Du von ihm schlecht behandelt worden sein könntest - nur so ein Gedanke.

Eines, worauf einzugehen Du beharrlich vermieden hast, bleibst Du aber immer noch schuldig, und zwar umso mehr im Hinblick auf die dargebrachte Kritik: Einen Thread, indem Du durch gute Bilder von Dir geschnittene Bäume präsentierst und das mirakulöse "antiquarische" Schnittsystem erläuterst! Wenn schon meine "Musterbäume" - soviel Arroganz sei erlaubt - wenig taugen, dann möchte ich Gegenbeispiele sehen. Schon allein deshalb weil ich bisher überhaupt keine kenne.








Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Zuccalmaglio am 28. Februar 2011, 15:48:43
Das Palmersche Prinzip zur stabilen, breiten statt hohen Hochstammkrone ( mit zwei oder mehr sich überbauenden Leitastserien) war nicht für die Erziehung von Spindeln wie im heutigen Erwerbsobstbau gedacht.

a-string war schneller.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Moneydrops am 01. März 2011, 10:10:44
Hallo A-String,

Du hast Recht, ich werde im Netz nie private Foto´s von mir einstellen. Zumindest nicht in unmittelbaren Zusammenhängen. Man kann hier nie ganz seine Privatsphäre schützen, aber ich möchte es zumindest versuchen.
Ich bin in zwei anderen renommierten Foren tätig, da kommt es zwangsläufig vor, dass das ein oder andere Foto von mir eingestellt ist (im übrigen gleichen sich der Baustil meiner Halle mit der Deinigen im Hintergrund Deiner Foto´s und Video´s, nicht, dass man uns gar noch verwechselt!) Aber wer weiß, vielleicht ändere ich ja noch meine Meinung.

Ich hatte überlegt, Dir nur per PN privat und nicht mehr öffentlich zu schreiben, warum liegt auf der Hand, ich habe mich bewusst aus dem Thread ausgeklingt, zumal ich hier mehr oder weniger nur Zaungast in diesem Forum bin und leider schon Zuviele erzürnt habe, wie gesagt, wollte ich nicht und schon gar nicht "Dir ans Bein pinkeln".

Das mit dem weniger Schnittaufwand wurde hier in diesem Thread erwähnt, dass die Schnittform vor allem Hobby- und Freizeitgärtnern zu gute kommen soll wurde auch erwähnt, und wird vom Plamer zugeriert. Doch, und da kommen wir doch auf einen entscheidenden Punkt den Du und Zuccalmaglio treffend beschrieben haben, der Öschberg/Palmerschnitt ist auf breite, großformatige Hochstammkrone ausgerichtet! Welcher Hobbygärtner hat Hochstämme? Neuanpflanzungen der letzten 50- 60 Jahre in Privatgärten basieren auf Nieder- max. Halbstamm! Ich lese öfters bei Schnittanfragen mittlerweile die lapidare Empfehlungen "Wenden Sie den Öschbergschnitt an, leicht zu erlernen, siehe....) Soll ein Schrebergärtner mit 30 m² Obstbaufläche seine 3 Niederstämme flach und Breitkronig erziehen?

Erwerbsanbau
Palmer kam nach dem Krieg zurück, aus einem Erwerbsobstanbau! Und wollte die dort praktizierte Schnittform in Deutschland publizieren, in einem Land, in welchem durch eben jenen sch..ß Krieg weitgehends"Flurbereinigung" betrieben worden ist. Danach kam Spindel-, Nieder-, Halbstamm-, etc.! Hatt er das, wie so vieles, verpennt? Nachdem aus dem bekannten Öschbergschnitt doch gleich mal ein heiliger Plamerschnitt geworden ist, dann muss man den doch auch weiter publizieren. Der kleine Mann muss ja nicht alle Hintergründe wissen.

Über Palmer, oder gar seinen Nachfolger, sein Sohn, hier zu diskutieren würde den Rahmen des Machbaren sprengen und gehört hier nun wirklich nicht hin.

Ich hatte in meinem Eingangspost lediglich erwähnt, dass der Öschberg/Palmerschnitt nicht meins werden würde. Was sich jetzt hieraus entwickelte war nicht abzusehen.

Abschließend möchte ich zwei versöhnliche Fragen an Dich stellen.

Die Ohrkneifer-Unterschlüpfe, welche man auf Deinen Foto´s und noch besser bei YouTube ("Innenauge" ist schon ein patriotischer Nick ;) gell?) zusehen sind, konntest Du Besiedlung feststellen? Mit Holzwolle oder Stroh?

Und Dein Spalierobst (die 1. Birne und der 1. Apfel haben schon ein schöne Formatierung), schneidest Du diese auch nach Palmers Richtlinien? Da doch nicht, oder? Hier könnte ich, wenn überhaupt erwünscht, den Lorette-Schnitt empfehlen.

Allerdings finde ich den Pfirsich da deplaziert, weil kein Platz für Spalierformatierung, kann mich aber auch täuschen (wg. Blickwinkel)

So, nun klinke ich mich hier aus diesem Thread aber wirklich aus.

Liebe Grüße
Moneydrops

P.S. Die Qualität Deines Video´s ist erstklassig.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Zuccalmaglio am 01. März 2011, 10:58:51
Palmer ist nicht nur für Hochstammkronen, sondern für alle Kronen, die sich an der herkömmlichen Pyramidenkrone orientieren (Stammverlängerung plus xy Leit(gerüstäste) interressant.
Die Stammlänge ist völlig wurscht.

Für Spindeln, wie sie im Erwerbsanbau vorherrschen und wie sie ab und an auch mehr oder wendiger fachgerecht im Privatgarten zu sehen sind, ist der Palmer-Schnitt dagegen nicht gedacht.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 01. März 2011, 15:54:21
@Moneydrops:
Danke für die versöhnlchen Worte!
Dass das Verbreiten von Fotos von Bäumen meiner Privatsphäre geschadet hätten, konnte ich bisher nicht vorstellen und mir fallen auch keine ernshaften Argumente dafür ein. Da habe ich nichts zu verbergen.

Zitat
Soll ein Schrebergärtner mit 30 m² Obstbaufläche seine 3 Niederstämme flach und Breitkronig erziehen?

Er soll zunächst mal die geeigneten Bäume (Wuchs) und auch deren Anzahl pflanzen. Dann kann er immer noch mehr oder weniger breitkronig erziehen - wer will schon Pappeln?

Zitat
Nachdem aus dem bekannten Öschbergschnitt doch gleich mal ein heiliger Plamerschnitt geworden ist, dann muss man den doch auch weiter publizieren. Der kleine Mann muss ja nicht alle Hintergründe wissen.

Wenn man sich die sog. Fachbücher ansieht, stellt man ohnehin fest, dass für "normalen" Baumschnitt (also keine Spindeln, Tellerkrone, Spalier) weitgehend der Öschbergschnitt unter anderem Namen verkauft wird.

Zu den Fragen:

Der Name Innenauge ist durchaus mehrdeutig zu verstehen und im Übrigen ein schönes Wort!
Besiedelung der Unterschlüpfe (Stroh) war - soweit ich das überprüfen konnte - relativ spärlich, der Befall mit Blattläusen aber doch deutlich geringer als die vorigen Jahre, woran das auch immer lag.

Das Spalier wird natürlich nicht nach Palmer geschnitten (kenne da auch gar nichts von ihm ), eher "klassisch" mit Pinzieren etc. zur Erzeugung von Fruchtholz.

Der Pfirsich hat in der Tat einen suboptimalen Platz.




Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Konterkater am 01. März 2011, 16:20:46
Nachdem ich heute morgen den Thread "Obstbaumschnitt,wie" gelesen habe und jetzt diesen Thread überflogen habe, bin ich etwas verwirrt.

Ich will in diesem Herbst einen Rubinola-Hochstamm pflanzen und überall steht, daß dieser starkwüchsige Baum im Wuchs sehr problematisch ist.

Daher will ich nach Möglichkeit die Beste aller Erziehungsschnittformen wählen.

Ist Helmut Palmers Buch "Notenschlüssel der Natur" wirklich unübertrefflich? Wenn ich hier lese, daß seine Wortwahl polemisch aggressiv ist, bin ich ein wenig verwundert.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 01. März 2011, 17:31:34
Naja, zumindest sind in dem Buch weitaus mehr Bilder von echten Bäumen als in vielen anderen Büchern, wo man häufig auf Zeichnungen (mangels Beispielen in der Realität?) zurückgreift. Dazu gibt es immer einen Text mit Erläuterungen des Autors. Diese sind natürlich häufiger nicht ganz druckreif. Beispiele: "..reinste Idiotie", "..dafür hätte ich das Bundeverdienstkreuz verdient...". "Hier habe ich Schneideverbot, der Bürgermeister ... aus ... sollte sich schämen...". Nicht umsonst ist der Mann auch als "Remstal-Rebell" bekannt.
Auch ist die didaktische Herangehensweise häufig wirklich schlecht, man muss dann selbst mehr überlegen, aber dafür gibt es viele sich oft wiederholende Beispiele der gleichen Grundsätze.
Letztendlich gewöhnungsbedürftig aber durchaus unterhaltsam!

Und ja, für Deine Zielsetzung ist diese Schnittmethode und das Buch sicher sehr geeignet!
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: max. am 01. März 2011, 17:40:51
Zitat
...in vielen anderen Büchern, wo man häufig auf Zeichnungen (mangels Beispielen in der Realität?) zurückgreift...

das liegt wohl eher daran, daß man auf einer zeichnung viel klarer zeigen kann, worauf es ankommt. man sieht ja in den fotos dieses threads, wie schwierig der obstbaumschnitt auf einem foto darstellbar ist, vor allem bei großen bäumen.

ps:
sein sohn ist übrigens oberbürgermeister von tübingen.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Konterkater am 01. März 2011, 19:15:55
Nur nach einer Internetrecherche glaube ich nicht, daß dieses Buch noch irgendwo zu haben ist.

Gibt es noch andere Bücher, die z.B. den Oeschbergschnitt und andere Erziehungsformen übersichtlich erklären?
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Christina am 01. März 2011, 20:13:40

ot
Mr.Palmer habe ich aus meiner Jugend noch in lebhafter Erinnerung, wie er da auf dem Marktplatz auf seinem Laster stand und rebellische Reden geschwungen und nebenbei seine Äpfel vrkaufte. Wer keinen eigenen Korb mithatte, dem verkaufte er nix., in Plastik verweigerte er sich. ;D
ot ende
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 02. März 2011, 15:26:49
Zitat
Nur nach einer Internetrecherche glaube ich nicht, daß dieses Buch noch irgendwo zu haben ist.

Gibt es noch andere Bücher, die z.B. den Oeschbergschnitt und andere Erziehungsformen übersichtlich erklären?

Ja, das könnte schwierig sein, evtl. durch Glück bei ebay oder über Fernleihe (Uni-Bibliothek, TU Weihenstephan).
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 02. März 2011, 17:28:11
Palmers "Der perfekte Palmer-Schnitt" hab ich - mit der Unterschrift des Autos vorne drin :-)

Überschätzt aber bitte Palmers Schriften nicht. Er ist weder Pädagoge noch Fotograf, die Ordnung ist chaotisch, ein guter Teil der Bilder sind Beispiele von Baumverschlimmerungen. Manche der angeschnittenen Themen sind auch einfach obsolet, z.B. Veredelung von alten Hochstämmen. Man versäumt kein Geheimwissen, wenn man ihn nicht hat und einiges von dem, was er gemacht hat, ist mittlerweile Mainstream geworden.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Zuccalmaglio am 02. März 2011, 20:31:21
Habe in der Obst und Garten für März gesehen, daß es ein neues Buch/Broschüre über die KOB Bavendorf zu beziehen gibt, daß sich insbesondere mit der Sanierung alter Hochstammkronen auch in Fotos auseinandersetzt. Dabei wird aber wohl auch auf Kronenaufbau, Erziehung und Baumpflege allgemein eingegangen. Ich meine, 18 Euro. Für Genaueres müßte ich aber noch mal nachsehen.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Murkser am 04. März 2011, 16:41:17
Haihai,

Da möcht ich auch mal mitreden.

Bezüglich der Innen-/Außenauge-Frage:
In einen Kurs den ich mal besucht habe wurde auf Innenauge geschnitten, der entstehende Trieb jedoch nicht als Konkurrenztrieb entfernt sondern als Leitastverlängerung betrachtet. Außerdem wird nur sehr zaghaft angeschnitten. Der entstehende Konkurrenztrieb unterhalb wird nicht entfernt sondern unangeschnitten als Fruchtast belassen.
Vorteile:
-keine Vergeudung von Wachstum
-keine "Knicke" in den Leitästen
-sehr gute Garnierung mit Fruchtästen/-holz
Nachteile:
-erhöter Formierungsaufwand(Abspreizen der Leitäste), später folgen die Äste(in Verbindung mit schwächerem Anschneiden als sonst üblich) eh der Schwerkraft ihrer Früchte und müssen evtl sogar wieder festgebunden werden.

Die "Schulungsbäume"(überwiegend Äpfel) der betreffenden Volkshochschule haben mich von der Methode überzeugt. Das waren seinerzeit max. 10 jährige Halbstämme welche einen erheblichen Wachstumsvorsprung gegenüber konventionell geschnittenen im gleichen Alter aufwiesen. Den Kronenaufbau hab ich als sehr harmonisch und geradezu mustergültig empfunden.

Natürlich lässt sich die Methode nicht immer anwenden, speziell Steinobst ist da widerwillig, so dass ich dann halt auf klassischen Öschbergschnitt ausweiche.

Gruß
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 04. März 2011, 17:16:01
Hallo Murkser,

danke für den Beitrag. Ob man das innere Auge zur Verlängerung verwenden kann, ist wohl von Baum zu Baum unterschiedlich. Bei meinem roten Boskop (siehe Bilder) hatte ich das mal versucht, jedoch war das Wachstum steil, quasi senkrecht. Dazu hatte ich noch zu spät und schlecht formiert, sodass es letztendlich gescheitert ist.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Murkser am 04. März 2011, 18:18:45
Hi Astring,

ja dass ist richtig, geht leider nicht immer ohne Weiteres.

Bis zur Senkrechten toleriere ich die Triebe aber.

Beim Formieren entwickelt man mit der Zeit ein Gefühl, was noch geht und welches Spreizholz sturmfest ist oder eben nicht.
Häufig lasse ich die Leitäste erstmal 1 bis 1,5m senkrecht wachsen und bring dann erst Spreizhölzer an. Dann sitzt das Spreizholz viel sicherer(an einjährigen Trieben halten Spreizhölzer eh nie) und man bringt die Spitzen mit nur einmal Spreizen gehörig nach Außen.

Bei deinem Beispiel kam erschwerend hinzu, dass die Mitte relativ schwach ist und Spreizhölzer kaum abgestützt werden können. Wenn die Fläche unter den Bäumen weder der Futtergewinnung, noch als Spielplatz dient könnte man auch Pflöcke einschlagen und die Äste nach Außen/herunter binden.

mfg
Titel: Re:Oeschberg - Musterbäume
Beitrag von: Ayamo am 04. März 2011, 21:12:08
Deine Quelle ..., die bennenst Du mir doch sicherlich noch, oder? Ich dachte bisher, "....Der Oeschbergschnitt ist eine Schnittmethode,die sich heute besonders für die Pflege extensiv genutzter, großkroniger Bäume bewährt macht..."Lt. Uni Kassel

Guttenbergs Ende vor Augen, muss ich noch die Quelle nachreichen. Es war Gudrun Mangold, "Obstbäume schneiden verblüffend einfach mit Helmut Palmer". Die Seite weiß ich jetzt aber nicht, das Buch hatte ich aus der (entfernten) Unibibliothek ausgeliehen.
Palmer hat ja immer die schlechte Qualität des württembergischen Obstes der herkömmlichen, zu dichten Kronen bemängelt. Die Gründe dafür, dass zB die Uni Kassel seine Methode für Extensivbewirtschaftung empfiehlt, kenne ich nicht. Ich glaube aber, dass Palmers Schwerpunkt auf größeren Baumformen, die gängige Praxis des Spritzens und die höheren Flächenerträge der heutigen Spindelplantagen dieser Unterscheidung in "intensiv" und "extensiv" zugrunde liegt. Extensiv ist aber nicht gleichzusetzen mit "nur Mostqualität" - auch wenn bei extensiver Bewirtschaftung (dh. fast gar keine Pflege) heute häufig nur schlechte Qualität herauskommt.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Murkser am 05. März 2011, 00:11:58
Hier übrigens der Dozent des Kurses:
http://www.youtube.com/watch?v=WjeIcVfjeGo&feature=related
Der Beitrag ist ... naja halt ZDF, der Obstgarten ein anderer als der in meinem Kurs.
Trotzdem ganz interessant, deutlich sichtbar der Austrieb aus dem Innenauge beim Jungbaum.

mfg
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 05. April 2012, 14:31:40
Hat denn sonst niemand Musterbäume? Würde mich freuen und interessieren! :D
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Starking007 am 05. April 2012, 20:37:39
Immer suchen alle nach "Bedienungsanleitungen für Bäume".
Z.B. das Rubinola-Problem und die Suche nach der besten Methode,
so geht das nicht! Selbst wenn es eine "Rubinola-Schnittanleitung" gäbe, würde sie wenig nutzen, ist doch auch bei gleicher Sorte jeder Baum anders.
Es geht um Grundverständnis von Baumwuchs, Fruchtbildung und Reaktion auf Eingriffe.
Nur das gilt es zu begreifen.
Aus manchen Büchern kann man das zwischen den Zeilen herauslesen.

Z.B: "Naturgemäßer Obstbaumschnitt" des Landschaftspflegeverbandes Aschaffenburg
(mit dem ich keinerlei Verbindung habe).
Aber auch dies schmale Heft liese sich auf ein paar Seiten reduzieren.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 10. April 2012, 13:17:39
http://www.youtube.com/watch?v=4tdN18ZuvFw
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: tiger honey am 11. April 2012, 21:16:00
Hallo A-String, Danke für den interessanten Link :).
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: riesenweib am 11. April 2012, 22:33:18
Aufmerksam gelauscht, interessant was ich höre und sehe. Danke!

lg, brigitte
 
PS.: wenn ich ein paar sekunden unaufmerksamer bin, überlege ich gleich, ob holländisch vllt. gar net so schwer zu lernen wäre - schwyzerdytsch versteh ich eh auch nur fast.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Elro am 11. April 2012, 23:29:53
Ich bin wohl wieder zu kritisch, ich bin eh nicht so begeistert von dieser Schnittmethode.
In dem Film sah man Bäume, die für meinen Geschmack im Inneren viel zu kahl sind, gerade so als ob sie aufgeastet worden sind. Ich finde es immer wichtig, daß ein Baum auch innen Fruchtholz trägt und trotzdem gut Licht ab bekommt. Für mich sah das eher aus wie bessere Kletterbäume, da stört kein Zweiglein am Ast :-\

Aber ich will nicht nur meckern, nicht alle der vorgestellten Bäume sahen so aus ;)
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 12. April 2012, 16:16:09
Hallo Elro,

naja, Du magst schon recht haben, dass die Stammverlängerungen recht kahl sind, aber
das ist wohl eher nicht so entscheidend bzw. kennzeichnend für die Schnittmethode als solche.
Natürlich soll an der Stammverlängerung spindelartig Fruchtholz angeordnet sein. Aber man kann an den Bäumen auch sehen, dass die Blattentwicklung schon relativ dicht ist, ob da weitere Äste noch genug Licht abbekommen würden ist anzuzweifeln.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 22. März 2013, 17:30:12
Hallo Leute,

möchte dieses Thema mal wieder nach oben schieben.
Leider ist die äußerst schöne Landsberger Renette aus #3 einer Wühlmaus zum Opfer gefallen,
schlimme Sache nach 6 Jahren Bemühen mit Veredeln und Schneiden.

Nach zwei Jahren wurde der Boskoop aus #25 wieder mal geschnitten. Erfreulicherweise
hat er sehr gut getragen und ist sehr moderat gewachsen (was vor allem Wasserschosser betrifft),
ich würde sagen bis auf die winkelige Mitte ist alles nahezu ideal. Zwei stärkere Äste konnte ich nun unten wegnehmen, anfangs (vor ca. 5 Jahren) hatte der Baum ja sieben und mehr starke (Leit-)Äste! Einen Leitast habe ich zwecks mangelnder Leiterlänge bzw. vergessener Verlängerung nicht schneiden können, was aber nicht weiter tragisch sein sollte.
An der Mitte (kann man aber kaum erkennen) habe ich begonnen, eine neue Mitte zu schaffen, evtl. wird die die bestehende winkelige in einigen Jahren ablösen.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 22. März 2013, 17:35:44
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Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 22. März 2013, 17:35:50
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Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 22. März 2013, 17:37:47
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Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Isatis blau am 23. März 2013, 13:46:48
Danke für die Fortsetzung und schöne Bäume sind das. Ich war immer etwas unsicher, weil an meinen Bäumen noch relativ viel Zweige sind, während Bäume in Schnittkursen hinterher immer recht kahl aussehen.
Aber bei Dir sieht es ähnlich aus.
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: JörgHSK am 24. März 2013, 21:15:39
Ich schneide jetzt schon gut 20 Jahre mehr oder weniger beruflich Obstbäume. Natürlich hat man da schon mal vom Oeschbergschnitt gehört.
Ich kann zwar sagen das ich die Oeschbergschen Regeln nicht in die Tat umsetze, aber trotzdem habe ich selber von mir den Eindruck als wenn ich mehr oder weniger die ein oder andere Schnittregel des Oeschbergschnittes in meine eigenen mit aufnehme.

Gewisse Dinge mache ich nicht, z.B. auf Innenauge schneiden(obwohl schon ausprobiert), aber Triebe ableiten und so doch..
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: A-String am 24. März 2013, 23:01:50
Hallo Jörg,

danke für den Beitrag.
Der Schnitt auf Innenauge funktioniert bei mir in den meisten Fällen sehr gut, der Winkel von einem Austrieb zum nächsten ist dadurch sehr klein. Bei manchen Sorten oder Bäumen merkt man allerdings, dass durch dieses Verfahren der äußere Austrieb zu flach wird, und der innere auch kaum zu gebrauchen ist. Hier ist dann wohl eher ein Schnitt auf Außenauge angebracht.
Darf man erfahren, inwiefern sich Deine Art des Schneidens vom Oeschbergschnitt unterscheidet bzw. wo Du aus welchen Gründen davon abweichst?
Titel: Re:Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: JörgHSK am 25. März 2013, 08:40:29
wahrscheinlich bleibe ich nicht genau auf der Oeschberg- Linie, weiche davon doch ab.
Aber ich entferne z.B. Oberseitentriebe auch, und lasse günstiger stehende am Leitast stehen.

Ich kann sagen seitdem ein Bekannter mal die Regeln des Oeschbergschnittes näher gebracht hat, schneide ich definitiv anders als vorher.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: hero72 am 26. Dezember 2016, 21:07:45
Hallo,

ich habe auch ein Bild eines von Helmut Ritter gepflegten Musterbaum.

Öschbergschnitt in höchster Perfektion.
Deutlich zu sehen die steile Leitaststellung mit den daran anhängenden jeweils drei begleitenden Fruchtästen wo das Fruchtholz anhängt. Auch die Stammverlängerung mit ihren 3-4 Fruchtaststummel perfekt als Spindel ausgarniert.
Wunderbar die Arbeitseingänge in den Baum zum pflegen und ernten der Früchte. Leitäste stehen 90° zueinander
, die begleitenden Fruchtäste hängen Balkonartig daran nach aussen.

Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 26. Dezember 2016, 23:58:49
Hallo,
was mir an diesem Baum auffällt, ist das er geköpft wurde. Jeder steile Trieb oben abgeleitet oder aufs alte Holz eingekürzt. Warum? Zur Höhenbeschränkung?

Was mir auch auffällt, ich sehe recht wenig Fruchtholz, auch nicht viel Holz das hängt. Ist das Absicht zwecks Belichtung?
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Video mit Theorie + Praxis
Beitrag von: Natternkopf am 27. Dezember 2016, 09:22:57
Guten Tag

Es ist für mich als Schweizer, dazu im Kanton Bern in der Nähe davon wohnend, immer wieder schön von Oeschbergschnitt zu lesen.
Wurde er ja hier entwickelt.  :)
Daran beteiligt war ebenfalls Hans Spreng.

Durch Helmut Palmer auch in Deutschland verbreitet und weiter entwickelt.


Damit ich hier nicht nur "schwelge", sondern noch ein wenig zum Thema für die Praktiker mit Obstbäumen beitrage, Videos dazu.

Was dem/der Einen seine Kompostpflege ist, ist dem/der Andern sein Obstbaumschnitt.
Beides ist wichtig und erfordert Wissen, Beobachtung und Handwerkliches Können.

Wünsche zum Ende des Jahes 2016:
Allen einen guten Schnitt ihrer Obstbäume in den nächsten Gartenjahren.

Grüsse Natternkopf


Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: JörgHSK am 27. Dezember 2016, 09:24:16
Hallo,
was mir an diesem Baum auffällt, ist das er geköpft wurde. Jeder steile Trieb oben abgeleitet oder aufs alte Holz eingekürzt. Warum? Zur Höhenbeschränkung?

Was mir auch auffällt, ich sehe recht wenig Fruchtholz, auch nicht viel Holz das hängt. Ist das Absicht zwecks Belichtung?

Richtig geköpft kann man nicht sagen, das würde anders aussehen. Ich denke das sind Schnitte die aus "Ableitungen" hervorgegangen sind, Es kann sein das die frischen Ableitungen an einigen Leitastverlängerungen mal genauso aussehen. Einige Äste der Stammverlängerung weiter oben, die dicker sind, die sind mal stark eingekürzt worden. Ich denke das dieser Baum schon sehr lange nach der Oeschberg- Methode geschnitten wird.

Bei der Oeschberg- Methode ist hängendes Fruchtholz nicht gern gesehen, das das da ist ist aber sehr vital.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 27. Dezember 2016, 18:06:08
Abgeleitet ist auch eine Form von köpfen.
Mit solchen Ableitungsschnitten, wo ich dachte, wird nicht so schlimm, habe ich mir auch schon ganze Äste versaut. Die Reiter sind dort leider ausgeblieben, so dass ich mict knick weiter nach oben aufbauen musste.
Gerade bei den recht guten Trägern passiert das mal schnell, dass die Äste durch die Fruchtlast zu weit nach unten gezogen werden.

Deswegen kann ich der Aussage, man müsse auf Innenauge geschnittene Triebe unbedingt nachschneiden, nicht zustimmen.

Auch den langen Schnitt für die leitäste sehe ich bei den Massenträgern kritisch, das bringt zwar viele Triebe, aber spätestens wenn die Targen, kommt der baum extrem weit runter, weil das Gerüst zu schwach ist.
Pinova 2013:
(http://up.picr.de/27844289vm.jpg)

Pinova 2015 mit 8 Jahren Standzeit, nach dem 4ten mal ausdünnen:
(http://up.picr.de/27844290pj.jpg)

Rechts der Ast hat einen Ableitungsknick oben drin und seitdem bekomme ich den nicht mehr richtig steil. Zum Glück gibts jetzt einen Ersatztrieb, so dass ich von weiter unten neu aufbauen kann. 


Jamba 69 im März 2015:
(http://up.picr.de/27844292tt.jpg)

(http://up.picr.de/27844294wo.jpg)

Der Stamm zu niedrig, die Äste lange Strecken zu flach und mit dem großen Hebel, den sie mit Früchten drauf haben, zieht es die noch weiter nach unten.
Das viele schwache Fruchtholz ist bei meinem Jamba der Garant für die Ernte. Mit vitalerem Fruchtholz gibts weniger Äpfel und oft meterlange Ruten.

Ich will damit nicht sagen, dass Oeschbergschnitt nix taugt, ich will nur sagen, dass ich ihn nicht als Religion, sondern als Werkzeug benutze. 
Ich gehe da also absolut konform mit Starking in Beitrag #60.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 27. Dezember 2016, 18:15:53
Mit Früchten kurz vor der Ernte Anfang August 2015:

(http://up.picr.de/27844430vd.jpg)

(http://up.picr.de/27844431vr.jpg)

Die Äste schleifen auf dem Boden. Halbstamm ist wohl die Mindesthöhe bei wirklich ausladenden Kronen und gutem Behang.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: hero72 am 27. Dezember 2016, 20:01:43
Hallo zusammen

das Bild von mir ist der Baum aus dem Video von Natterkopf.

Die Leitäste sind nicht abgeleitet. Sie sind zurückgenommen in's alte Holz und werden mit zuküntig kommenden Neutriebe wieder weiter gezogen.

Gruss Matthias
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Ayamo am 28. Dezember 2016, 17:52:02
Gerade bei den recht guten Trägern passiert das mal schnell, dass die Äste durch die Fruchtlast zu weit nach unten gezogen werden.
... Auch den langen Schnitt für die Leitäste sehe ich bei den Massenträgern kritisch, das bringt zwar viele Triebe, aber spätestens wenn die tragen, kommt der Baum extrem weit runter, weil das Gerüst zu schwach ist.
...
Ich will damit nicht sagen, dass Oeschbergschnitt nix taugt, ich will nur sagen, dass ich ihn nicht als Religion, sondern als Werkzeug benutze. 

Sehr schöne und gut als Beispiel zu gebrauchende Bilder. Man darf eben keiner Anleitung stur folgen, ohne das Ziel dabei aus den Augen zu verlieren.
Ist mir ähnlich - nicht so extrem - auch bei einem Topaz passiert.
Man muss den Schnitt m.E. an die Sorte anpassen. Starke Träger müssen eben 1-2 Jahre mehr Zeit für den Gerüstaufbau bekommen, zB durch extremes Ausdünnen des Fruchtbehangs. Dagegen hätten die Erfinder bzw. Verbesserer dieser Schnittechnik wohl nichts einzuwenden.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: landfogt am 28. Dezember 2016, 19:58:10
ich klinke mich hier auch mal ein ;)
das Problem an dem oeschberg schnitt sehe ich auch an der hohen Belastung an den sehr langen seitenästen.an einem golden delicius,glockenapfel,james grive...hat man bei so einer schnitt Technik nicht viel Freude an seinem baum.wenn die äste nicht gleich abreisen bewegen sich die selben von jahr zu jahr mehr Richtung boden und bleiben dann in der Position!
die 3 leitast Theorie vom palmer ist ebenfalls ein fall für sich.ganz einfach Ansichtssache,wobei ich behaupte,daß ein ast mehr-schön versetzt,mehr ertrag bringt.auch der schnitt ansich ist mir zu extrem.bei mir in der nähe,in hebsisau gibt es einen schaugarten der nach palmer erzogen wird.da stehen sorten die ich auch habe.einen unterschied der etwa gleich alten bäume im bezug auf den ertrag sehe ich nicht.und das obwohl das Klima dort wesentlich milder ist als bei mir.ebenso die fruchtgrösse ist gleich.am Geschmack habe ich auch keinen unterschied feststellen können.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: b-hoernchen am 28. Dezember 2016, 20:07:24
Mit Früchten kurz vor der Ernte Anfang August 2015:

(http://up.picr.de/27844430vd.jpg)

Die Äste schleifen auf dem Boden. Halbstamm ist wohl die Mindesthöhe bei wirklich ausladenden Kronen und gutem Behang.

Der untere, nach links weggehende Ast ist aber wirklich extrem lang geworden. Fordert das der Oeschbergschnitt? Ich hätte ihn wohl auf ein Drittel eingekürzt, auf die erste, größere Verzweigung abgeleitet.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: landfogt am 28. Dezember 2016, 20:13:31
das würde ich an deiner stelle auch machen.
der hebel ist zu stark.sicher wird diese Problematik vom oeschberg schnitt gefördert.die zweige pro leitast sollten aber auch nicht so lang werden.ein sommerschnitt würde ich bei solch einer Technik auch machen.um das gewicht zu reduzieren.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: willi2000 am 28. Dezember 2016, 21:39:02
Die Philosophie des Oeschbergschnittes ist, dass mein ein Gerüst bekommt, das die entsprechende Fruchtlast tragen kann, ohne die sonst üblichen Stützen. Daher werden die Leit- und Fruchtäste immer angeschnitten, um das Dickenwachstum zu fördern.
Eine so starke Fruchtlast in den frühen Jahren wie in den oben gezeigten Bildern ist in den ersten Jahren natürlich zu vermeiden, entweder durch Schnitt oder durch ausdünnen, da zu diesem Zeitpunkt das Gerüst natürlich solche Lasten noch nicht tragen kann.

Die Bilder sind ein gutes Beispiel für den Anfängerfehler, schon viel zu früh zu viel Früchte zu wollen und wie man sich damit den ganzen Kronenaufbau ruinieren kann. Der Pinova im Jahre 2013 hat nahezu eine Bilderbuchkrone, welche jedoch 2015 schon wieder völlig ruiniert ist. Und das liegt nicht an eventuellen Schwächen an der Theorie von Oeschberg-Palmer-Ritter, sondern alleine beim Baumschneider, der den Oeschberg wohl nicht richtig verstanden hat.

Auch eine Oeschbergkrone kann solche Fruchtrmassen erst nach 15-20 Jahren tragen.

Gure,
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 29. Dezember 2016, 00:11:48
Ich gehe mal davon aus, das wir Klartext miteinander reden können, ohne das jemand angepisst ist, damit wir auch fachlich weiterkommen.

Nein, der Oeschbergschnitt fordert keine ewig lang verkahlten Triebe die irgendwo viel zu weit aussen mal anfangen sich zu verzweigen und das zu machen, was sie machen sollen.
Der Jamba wurde anfangs verhunzt, aus einer recht jungen Spindel diese Krone aufgebaut. Vielleicht 5 Jahre zu spät. Flache Äste und verkahlende Triebe sind für Jamba typisch. Wäre da irgendwo weiter innen ein verwertbarer Ast geswesen, hätte ich ihn damals genutzt. 8/9 der Krone umsägen um einen solchen Ast zu bekommen, kam nicht in Frage. So ist die Krone zu breit geworden. Jetzt noch zurückschneiden, das bringt nix, ausser Angsttriebe. Auf dem linken Ast, der so weit runterhängt, ist an der ersten Ableitungsstelle letztes Jahr ein schöner Trieb gewachsen, diesen 2015 auf Innenauge angeschnitten, jetzt 2016 hat er einen Seitentrieb und einen nach oben. Bleiben beide stehen, und ich kürze die beiden 1m Triebe stark ein. Damit das Dickenwachstum gefördert wird. Wie bereits festgestellt, da kann ich nicht lange anschneiden, sondern muss kurz schneiden und noch 2-3 Jahre aufbauen und dann kontinuierlich kurz weiterschneiden, damit die Fruchtlast verkraftet wird.
Die zweite Ordnung Äste darf einfach noch nix tragen, sonst ziehts die Krone nach unten. Die neuen Sorten tragen gerne am noch jungen Holz. Deswegen säbelt man sich viel Obst mit dem Oeschbergschnitt auch einfach weg.
In den M9er-Plantagen ist der Apfel 50cm vom Stamm am wenigsten wert, gute Qualität wird dort in Stammnähe produziert. Das hat was mit Wuchskraft/Vitalität zu tun. Diese hat man bei starkwachsenden Bäumen auch etwas weiter weg vom Stamm oder Leitast noch ausreichend, aber wenn man diese Zone noch kurz schneidet, um die nötige Stabilität fürs Gerüst zu erreichen, dann lässt sich beides miteinander nicht vereinen.
Da schneidet man sich praktisch die qualitativ beste Ernte weg, um dem Baum genug Stabilität zu geben, damit er in 2-3 Jahren die Fruchtlast auch tragen kann.

Das ist auch der Grund, warum manche einen `Palmerbaum´ so nackig finden. Es fehlen einfach die vielen Verzweigungen, die sich gegenseitig beschatten und bei neuen Sorten auch fruchten (Fruchtruten). 

Das das einfallende Licht gebraucht wird und auch verwertet werden kann, ist der wesentliche Unterschied zu den Kronen mit ``ast mehr-schön versetzt´´ Ästen.

Prinzipiell ist eine Öeschbergkrone 4-5 Spalierbäume um eine Spindel angeordnet.
Inwieweit Spalierbäume selbstragend sind, da kann man sich nun drüber streiten und findet zu jeder Sorte seine eigene Wahrheit. Bei einem dünntriebigen Rewena schneidet man sich wohl  50% mehr Äpfel weg als bei einem eher dicktriebigem Topaz. Bei einem Berlepsch stellt sich die Frage mit dem absenken der Leitäste nicht und bei einem Gewürzluiken übernehmen die Reiter die nötige Energieproduktion für stärkere Leitäste, die die Fruchtlast tragen.

Unterm Strich werde ich mit eher neuen, auf M9er-Plantagen optimierte Sorten und dem Oeschbergschnitt nicht wirklich einig.
Topaz, Re- und Pi-Sorten oder was man vor Jahren als das Must-Have unter den robusten Sorten für den Hausgarten angesehen hat, versagen meiner Meinung nach unter den Bedienungen.

Nichtsdestotrotz sehe ich schmalgehaltene Leitäste mit steilem Wuchs als die Methode für alle Baumformen an, bei denen man mit einmal 90° Aststellung fast nur Wasserschosser produziert.
3x 30° sind auch 90°, um es mathematisch auszudrücken. Nur die letzten 30° tragen auch Äpfel.
Bei den neuen Sorten leider nicht nur die letzten 30°, sondern auch die 60°.
Und damit schneide ich mir bei den Sorten die Hälfte der Äpfel für den Baumaufbau weg, und zwar die stammnahe, qualitativ hochwertigere Hälfte der Äpfel.

Weil ich das nicht so recht einsehe, deswegen hängen die Leiäste von den beiden gezeigten Bäumen so weit durch. Sind die Äpfel geerntet, sehen die Kronen fast wieder wie Bilderbuch aus. Das extreme neigen ist eher nur kurz, nicht lange genug, als dass sich die Äste deswegen ganz nach unten orientieren und dort bleiben. Klar, sie kommen immer weiter nach unten, gerade bei so lange verkahlten mit Riesenhebel wie beim Jamba. Aber ich muss regelmäßig drauf gucken, genug steiles reinzubekommen. Innenauge ist bei solchen Systemen, wo man vielleicht auch nicht mehr Oeschbergschnitt dazu sagen sollte, jedenfalls ein unverzichtbares Werkzeug, um mit den Jahren keine Trauerweiden ranzuziehen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: willi2000 am 29. Dezember 2016, 23:10:41
Das Hauptanliegen eines Oeschberg ist zunächst eine stabile Krone, da ist mir das Gerüst von dem Jamba und dem Pinova einfach zu schwach, die Gefahr, dass was bricht zu groß. Weiterhin hat er zuviel Fruchtholz.
Die Grundstruktur ist ok, man müsste wohl nur mal 2-3 Jahre für mehr Dickenwachstum der Leit- und Fruchtäste sorgen und dies geht nur durch deutlich reduziertes Fruchten, also entweder Fruchtholz raus oder ausdünnen.

Gruss
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: JörgHSK am 30. Dezember 2016, 09:16:07
noch schwieriger wird es ja irgendwelchen (möglicherweise ungepflegten) Altbäumen eine "neue" Oeschbergkrone zukommen zu lassen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 30. Dezember 2016, 09:53:43
Es gibt nichts ausgreifend-ergiebigeres wie Grundsatz-Schnittdiskussionen, sowohl virtuell als auch real :-)

Mein bescheidener Beitrag: Die Ziele des Öschberg-Schnitts und auch verwandter Schnitte sind klar und richtig. In der Umsetzung in konkrete Schnitte nutze ich aber eine sehr hohe Bandbreite je nach Situation und Sorte. Die Bäume sehen dann auch durchaus recht unterschiedlich aus. Ein Boskoop mit seiner Wuchskraft, seinen lang werdenden horizontalen Seitenästen muss völlig anders geschnitten werden wie beispielsweise eine Champagner Renette, um dieselben Ziele zu erreichen.

Ein Punkt, der seltsamerweise nur selten zur Sprache kommt, für mich aber sehr wichtig ist, ist die Arbeitsökonomie. Schneiden ist Arbeit, oft auch gefährlich. Wieviel Zeit braucht man für den Schnitt, welches Material? Im Kleingarten bei wuchsschwächeren Unterlagen weniger ein Thema, aber ich habe einen guten Anteil grosser Bäume, am Hang, muss sogar die Leiter dorthin transportieren. Fürs lange rumpfriemeln ist auch keine Zeit, Systeme die mit viel mehr Aufwand mässig höheren Tafelobstanteil ergeben tragen nicht. Diese Frage sollte man aber auch im Kleingarten stellen, wenn man Obst teilweise sowieso nur versaften kann.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: willi2000 am 30. Dezember 2016, 21:21:30
Ich kenne in meinem Kollegenkreis auch keinen, der Stur immer nach Schema F schneidet, allerdings sind einige dabei, die sehr schöne Öschberg-Varianten praktizieren.
Ich selbst habe bisher noch keine Öschbergkrone erzogen und werde meine Hochstämme auch nicht danach umstellen, da für mich als Hesse sowieso der Ebbelwoi im Vordergrund steht. Ich halte es mehr mit dem naturgemäßen Obstbaumschnitt (gut beschrieben bei Hans-Thomas Bosch: Naturgemäße Kronenpflege am Obsthochstamm). Da schneide ich die älteren Bäume in einem Abstand von 3-5 Jahren.
Zu den obigen Bäumen muss ich aber nochmals betonen, dass für mich immer die Stabilität der Krone/des Baumes im Vordergrund steht. Ich hasse nichts mehr, als zu einem Baum mit ausgebrochem Fruchtast/Leitast gerufen zu werden, nur weil die Leute mal wieder die Früchte nicht ausdünnen wollten.

Schobbe,


 
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Staudo am 30. Dezember 2016, 21:32:29
Dieses Buch habe ich mir gekauft und bin begeistert. Soweit ich das verstanden habe, propagiert Bosch eine weniger strenge Form des Oeschbergschnitts.
Ich kümmere mich um etliche junge Obstbäume, die schon recht groß gepflanzt wurden und von der Baumschule im "Alleebaumschnitt" kamen. Die will ich ab Februar in Richtung Bosch-Schnitt umbauen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 30. Dezember 2016, 21:53:43
Ich presse lieber Sonnenfrüchte als Schattenfrüchte. Mein Ziel beim Schnitt ist, möglichst hochwertiges Obst zu produzieren.

Die Bäume auf den Fotos sind übrigens alle ausgedünnt. Da hängt nur das drauf, was die Äste mit nassem Laub bei einem Sommergewitter mit ordentlichen Sturmböen verkraften können.

Ausgeschlitzte Äste haben meiner Meinung nach eher Schlitzäste, also falsche Astabgangswinkel, als Ursache.

Cydorian: hier in der Gartenanlage hat man früher wüchsige Bäume gepflanzt.
Die meisten sind schon längst weg, weil sie zu viel wachsen. Untenrum aufgeastet, weil man ja noch untendrunter hin will im kleinen Garten, obenrum runtergeschnitten, weil die Bäume nicht so hoch sein sollen. Folge war, na klar ein Besenwald oben, knapp über Kopfhöhe wertlose Schattenfrüchte und in der Kompfortpflückzone nichts außer Schatten für die Sonnenliege oder das Tischchen mit dem Rotweinglas.
(http://up.picr.de/27875690bl.jpg)

Eine solche `Tellermine´ steht bei einem befreundeten Gärtner. An dem Baum haben wir früher 2 Tage rumgeschnippelt. Irgendwann hat er gesagt, mach, schneid wie du denkst. Ab dann habe ich umgestellt. Ein paar Jahre später sieht der Jonagold so aus:
(http://up.picr.de/27875691ge.jpg)

Wenn der Baum jetzt geschnitten ist, bleibt an dem Tag noch Zeit für 3 andere Bäume oder anderen Kram und einen Kasten Bier. Der Besitzer jammert jetzt über zuviele Früchte, die von den Maden angestochen sind und zu süß schmecken und er garnicht weiß, wohin damit.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 30. Dezember 2016, 22:04:18
@staudo: mittlerweile sind wie schon erwähnt fast alle vom Äste-flachstellen-Trip auf mehr oder weniger Oeschbergschnitt umgestiegen. Das mit dem licht wurde eingesehen und das mit der Wuchskraft auch. Da das lernen wohl mit viel Sturheit und damit Schmerz verbunden war, will jetzt keiner drüber reden, woher das mit den steileren Ästen und Licht usw kommt.

Buch- bzw eher Broschüren-Tip:
Obstbäume kräftig aufbauen und vital erhalten

Aktuell lese ich schnittechnisch eher eine ehrliche Diskussion von dem Obstplantagennetzwerk. Dort scheint wohl noch eine Diskussion über die `richtige´ Erziehungs- und Schnittmethode stattzufinden. Fruchtwand, V-Hecke, Duobaum, anschneiden oder nicht, geeignetes Pflanzgut usw.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: willi2000 am 30. Dezember 2016, 22:17:20
Das Ziel des naturgemäßen Obstbaumschnittes ist eine langlebige, stabile Krone. Und was die Statik angeht, ist die Öschbergkrone nun mal unschlagbar.

Gruss,
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 30. Dezember 2016, 22:19:53
Eine klassische schlanke Spindel mit Fruchtbogenprinzip will ich nicht als widernatürlich bezeichnen. Es ist lediglch kein Baum.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 31. Dezember 2016, 09:33:48
Ich presse lieber Sonnenfrüchte als Schattenfrüchte. Mein Ziel beim Schnitt ist, möglichst hochwertiges Obst zu produzieren.

Sicher, aber um das zu schaffen muss auch die Ökonomie des Schnitts stimmen, sonst geht nämlich gar nichts, weil man seine Prinzipien nicht mehr anwenden kann. Der Punkt fällt seltsamerweise bei der Diskussion toller Schnittprinzipien meistens hinten runter, als ob Zeit und Material keine Rolle spielten. Lustigerweise geht es im kommerziellen Bereich immer vor allem genau darum, die Aufwand-Nutzen Relation bis auf die Minute gerechnet ist dort eminent wichtiges Kriterium.

Apropos Sonnenfrüchte: Wir haben vermehrt Sonnenbrandschäden an Früchten. Letztes Jahr auch wieder schwere Trockenschäden. Inwieweit dichtere Kronen und auch bessere Bodenbeschattung da ihre Pluspunkte haben, ist noch die Frage.

hier in der Gartenanlage hat man früher wüchsige Bäume gepflanzt.

Dass das Schwachsinn für einen Kleingarten ist, darüber sind wir uns sicher einig. Wenigstens sind die Tellerkronenbäume noch zu verbessern. Schlimmer ist es mit den hier verbreiteten Besenbäumen. Da wird aufgeastet, weil unten mit Mähgerät gefahren wird und oben wird nix gemacht, die Krone sieht dann aus wie ein Pilz oder ein Besen - die Kehrborsten oben. Brrr.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 31. Dezember 2016, 10:28:14
Bei der Ökonomie kann ich nicht wirklich mitreden. Ich habe um die 20 Bäume im Garten und von Dezember bis Februar an den Wochenenden Zeit dafür. Diese Freizeit ist Hobby, ich habe keine Lohnkosten als wesentliche Produktionsausgabe. Es bleibt sogar noch etwas Zeit für andere Gärten und Bäume. Davon wird dann gerne mal Werkzeuge gekauft, die das arbeiten erleichtern, weil man nicht wegen einer stumpfen Säge rumfluchen muss usw.

Sonnenbrandschäden: leider ists extrem witterungsabhängig. Es sind ja immer nur die heißen Tage mit voller Sonne nach bewölkten, kühleren Perioden, die die Schäden verursachen. Der Jamba mit dem dichten Fruchtholz ist dafür deutlich weniger anfällig als ein Spalier, das ab Mittag im Schatten liegt, aber deutlich weniger Blätter hat und deswegen die Früchte sozusagen voll exponiert sind. Es gibt wohl auch Sortenunterschiede.
Ich versuch mit der dichteren Belaubung die Schäden zu mildern. Freie Früchte sind zu gefährdet, zu viel beschattete Früchte reifen nicht richtig aus. Wieviel das richtige Maß ist, muss wohl jeder selbst und jedes Jahr neu rausfinden.
Der Großteil der Jambaernte 2015, sicherlich nicht die perfekte Tafelobstqualität, aber trotz dichter Belaubung für mich ausreichend gefärbt.
(http://up.picr.de/27878170ia.jpg)
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 31. Dezember 2016, 11:17:05
Bei denen, die noch ein gewisses Grundinteresse haben, ist Zeitmangel der Hauptgrund, wieso die Pflege der Obstwiesenbäume oder überhaupt grösserer Gärten eingestellt oder unzureichend wurde. Einen Nachbarn konnte ich wieder dazu animieren, nachdem ich ihm gezeigt habe, wie er schnell mit einem Schnitt durchkommt, dass dies möglich ist. Die Bäume sind dann zwar nicht als Lehrbuchabbildungsmodelle geeignet, stehen aber bedeutend besser als vorher da. In der Folge stieg auch wieder das Interesse am eigenen Obst.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Monti am 01. Januar 2017, 12:56:16
Buch- bzw eher Broschüren-Tip:
Obstbäume kräftig aufbauen und vital erhalten


Danke dafür, sehr interessant.

Für mich war, als ich angefangen habe mich mit Baumschnitt zu beschäftigen, ein wesentlicher Vorteil beim Oeschberg/Palmer-Schnitt, dass er einfach zu erlernen ist. Ohne Vorkenntnisse empfand ich es als wirklich sehr leicht den Schnitt zu lernen, da der Kronenaufbau sehr Systematisch ist. Ich finde den Schnitt eine Ideale Basis. Mit eigenen Erfahrungen und solchen Diskussionen wie hier lernt man dazu und passt ihn auf seine Bedürfnisse an.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 08. Januar 2017, 16:47:09
Bei denen, die noch ein gewisses Grundinteresse haben, ist Zeitmangel der Hauptgrund, wieso die Pflege der Obstwiesenbäume oder überhaupt grösserer Gärten eingestellt oder unzureichend wurde.
Ich mag da nicht so recht dran glauben. Zeitmangel muss immer her halten, wenn man die Prioritäten anders setzen will und eigentlich keine Lust auf irgendwas hat.

Gestern wars hier zu kalt zum schneiden, heute hat der Wetterbericht sanfte Plusgrade für Nachmittags angekündigt. Da ich aktuell keinen Rasen sondern umgegrabenen acker unter den bäumen habe, kann ich nur hin, wenn der Boden gefroren ist, sonst habe ich Zentimetderdick lehm an den Gummustiefeln. Der Wetterbericht sagte mir also, da öffnet sich ein Fenster von 4-5 Stunden, in dem der Boden noch gefroren ist, aber die Luft nicht zuu kalt zum schnippeln ist, also in dem ich die Bäume machen könnte.
Bevor ich jetzt vor dem Fernseher liege und jammere, wie kalt es draussen ist (ja, das ist der Hauptzeitvertreib, wenn man heutzutage keine Zeit hat), Gummistiefel an und los.

Leiter geholt, den großen Jamba geschnitten, Pinova fertig, die hohe Birnenspindel noch schnell, zwischendrin beim gewürzluiken Erziehungsschnitt weiter und abbinden, die junge Williams auf Sämling auch gleich fertig geschnitten. Beim auftauen habe ich noch schnell das Schnittholz aufgelesen, in den Schubkarren und ab auf die Benjeshecke.

Wenn Baumschnitt lange dauert, dann ist das meistens weil nicht klar ist, wie geschnitten werden soll. Entweder weil man unsicher ist oder weil die Bäume nicht das machen, was man sich wünscht. Ich denke gerade deswegen ist ein klarer, in sich logischer Schnitt Gold wert. Und nicht zuletzt sollte man soweit fit sein und verstehen, wie was wächst und warum, damit man auch schnell reagieren kann und nicht unsicher wird. Erst so wird auch der logische Schnitt zum Erfolg, weil man ihn immer anpassen muss. Leider ist das Verständnis für `was passiert wenn´ genau das, was einem immer weniger vermittelt wird bzw beim Baumschnitt extrem wenig Beachtung findet.

Für mich ist keine Zeit jedenfalls eine Ausrede. Ich verstehe, wenn jemand überfordert ist und deswegen nicht will. Dann liegts aber nicht daran, dass es nicht möglich wäre, sondern daran, dass keiner vernünftig aufzeigt, was machbar ist. Ich denke deinem Nachbar gings genauso und er musste nur kurz an die Hand genommen werden.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Staudo am 08. Januar 2017, 16:50:10
Bevor ich jetzt vor dem Fernseher liege und jammere, wie kalt es draussen ist (ja, das ist der Hauptzeitvertreib, wenn man heutzutage keine Zeit hat), Gummistiefel an und los.

 ;D

Gut, dann fange ich in den nächsten Tagen an.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 08. Januar 2017, 16:59:32
Morgen, ... in den nächsten Tagen...    ;D
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Sternrenette am 08. Januar 2017, 17:00:48
Bei dem Schnee sieht man sehr gut, was alles rausgeschnitten werden sollte  :D
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Staudo am 08. Januar 2017, 17:06:51
Morgen, ... in den nächsten Tagen...    ;D


Es sind insgesamt 143 (junge) Bäume. Das dauert ein bisschen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Rüttelplatte am 08. Januar 2017, 17:12:11
Hast du kein Personal?  ;D
Du weißt doch: Management by delegation  ;D
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Sternrenette am 08. Januar 2017, 17:13:03
 :o

Hier sinds nur 20. Mir fällt der Schnitt der älteren irgendwie leichter.

Ich mach noch ein paar Kurse...
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 08. Januar 2017, 17:16:50
143 ist ein Wort, das sehe ich ein. Meine 25 zähle ich garnicht mit.

@Sternrenette: welchen Schnee? Der war um 15h weg.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Staudo am 08. Januar 2017, 17:18:30
Hast du kein Personal?  ;D

Das ist so geldgierig.  :-\
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Sternrenette am 08. Januar 2017, 17:21:44
So 8 cm hats hier.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Rüttelplatte am 08. Januar 2017, 18:02:00
 
Zitat

Das ist so geldgierig.  :-\

Von nix kommt halt nix  ;D

Aber vielleicht immer noch besser als sich nen krummen Buckel zu holen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Nachbars Apfel am 03. Februar 2017, 10:23:24
Schöne Oeschbergdiskussion. ;D
Da werde ich mich in den nächsten Tagen auch mal einschalten...
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: floXIII am 28. Oktober 2017, 11:11:58
Hätte da mal ein paar Fragen an die Öschberg-Experten:
Ist diese Schnittmethode auch gut mit Halbstämmen auf MM111 umzusetzen? Habe im Internet einiges darüber gelesen bzw. auf Youtube gesehen und finde die Erziehungsform sehr interessant.

Und mit welcher Baumhöhe bzw. vor allem Standfläche müsste ich ca. rechnen (Wuchseigenschaften des Edelreises mal außen vor, guter Boden)? Sind da 5x5 Meter ein zutreffender Pflanzabstand?

Welches Buch würdet ihr über den Öschbergschnitt empfehlen?
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 28. Oktober 2017, 17:17:30
Hier wurde eine ähnliche Thematik besprochen: https://forum.garten-pur.de/index.php?topic=60461.0
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Nachbars Apfel am 28. Oktober 2017, 17:38:52
MM111 ist eine mittelstark wachsende Unterlage.
Wuchseigenschaften ähneln einem Sämling bzw. stark wachsender Unterlage.
Von daher wäre es sicherlich gut möglich, die Oeschbergkrone hier anzuwenden.
Bücher kenne ich keines, was gut die Oeschbergkrone darstellt.
Schau mal unter beim OGV Rietenau unter Oeschbergschnitt, dort wurden viele Informationen zusammengetragen.
Das Buch von Mangold ist nur eingeschränkt empfehlenswert.
Auch unter beim OGV Mössingen gibt es einige Infos zum Thema Oeschbergkrone.

Viel Erfolg!
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: floXIII am 28. Oktober 2017, 19:59:40
Schon mal danke für die Antworten  :)

Bäume auf Sämlingen finde ich fast zu groß, möchte gerne etwas kleineres, aber eben doch etwas was nach einem Baum ausschaut. Und der Öschbergschnitt bietet viele positive Vorteile (Lichteinfall, bessere Austrocknen, bessere Abernten etc.).
Die Frage ist halt ob dieser Schnitt auf MM111 auch möglich ist, ob bspw. die Leitäste stark genug werden um die Fruchtlast später auch tragen zu können.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Nachbars Apfel am 28. Oktober 2017, 22:11:59
Palmer hat da irgenwo mal was geschrieben; habe aber jetzt auf die Schnelle nicht die Stelle gefunden.
Habe auf den Bäumen von meinem Vater vor ein paar Jahren angefangen, auf Oeschberg umzustellen.
Welche Unterlage die Bäume haben, kann ich nicht mehr nachvollziehen, sind aber def. KEINE Sämlinge und auch nicht A2.
Leitäste entwickeln sich gut, bisheriger Behang konnte ohne Probleme getragen werden.

Würde die OeschbergKrone hier anwenden.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: hero72 am 29. Oktober 2017, 08:08:36
Hallo,

zur Unterlage, grundsätzlich in Streuobstwiesen immer Sämlingsunterlagen. Typenunterlagen erfüllen die Ansprüche des Baumes als Hochstamm oder Halbstamm nicht.
Die eine Pfahlwurzel hält die Krone auf Dauer nicht. War auch von H. Palmer so empfohlen. Pflanzabstand min. 10x10m. Mit den begleitenden Fruchtästen wird der Baum breiter als hoch. Halbstämme werden größer als Hochstämme

gruß Matthias
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 29. Oktober 2017, 09:17:38
Die Frage ist halt ob dieser Schnitt auf MM111 auch möglich ist, ob bspw. die Leitäste stark genug werden um die Fruchtlast später auch tragen zu können.

Ja, das geht gut. Man muss halt auch den Öschbergschnitt als Idee auffassen, deren konkrete Form anpassbar ist und nicht als konstante Schnittanleitung. Ich hoffe, das kommt nicht zu verquast rüber.

Zitat
Pflanzabstand min. 10x10m.

Solche Generalisierungen passen nicht immer. So kann ich z.B. auf unserem trockenen, flachen Boden in Hanglage selbst starkwachsende Sorten viel enger pflanzen, die Wuchskraft ist einfach nicht da. Der Begriff "Obstwiese" ist zudem recht dehnbar.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Nachbars Apfel am 29. Oktober 2017, 12:46:22
Zitat von: hero72 link=topic=[b
Link entfernt!1[/b]2780491#msg2780491 date=1482782865]
Hallo,

ich habe auch ein Bild eines von Helmut Ritter gepflegten Musterbaum.

War im letzten Jahr anscheind beim gleichen Schnittkurs wie Du!  ;D
Samstag vor dem 4. Advent?

Gehst Du in diesem Jahr wieder hin?
1min. Beitragsanzahl noch nicht erreicht
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: hero72 am 29. Oktober 2017, 21:59:59
ja, bin wieder dabei
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 30. Oktober 2017, 08:27:51
Die Frage ist halt ob dieser Schnitt auf MM111 auch möglich ist, ob bspw. die Leitäste stark genug werden um die Fruchtlast später auch tragen zu können.
Ich bin der Meinung Leitäste werden immer dann stark genug, wenn der Baum neben der Energie, die er für die Früchte braucht, noch genug Energie für den Holzaufbau hat. Es muss also ein gewisser Zug hintendran stehen. Mickerlinge, die sich regelmäßig mit Frucht erschöpfen, wird man nicht zu stabilen Ästen bringen.

Oeschbergkrone geht auch auf schwächeren Unterlagen. Was pasieren kann, ist dass durch die große Krone der Baum komplett umfällt. Wenn man auf Nummer sicher gehen will, sollte man also ein altes Wasserrohr oder so als Pfosten einschlagen.

Mal 2 Bilder von einem Pinova auf unbekannter Unterlage, die am häufigsten verkauft wird und auch für etws größere Spindeln auf gutem boden geeignet sind. Pinova wächst eher schwach, bzw mittel und neigt zu Überbehang.

Blüte 2013
(http://up.picr.de/30797436kr.jpg)

Oktober 2015
(http://up.picr.de/30797437zt.jpg)

Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: floXIII am 30. Oktober 2017, 09:20:44
Danke für eure Erfahrungswerte. Ja deine Bilder hab ich schon bestaunen können, thuja. Da muss man dann auf alle Fälle die Disziplin haben ordentlich auszudünnen, was ja nicht immer so leicht ist  ;)

Das mit der zusätlichen Stütze werde ich auf alle Fälle in Betracht ziehen müssen.

Noch ne Frage, auch wenn sie sich zumindest für mich noch viel zu früh stellt: Hätten die Leitäste nicht noch eine etwas bessere Stabilität wenn sie vom Stamm mit einem ca. 90° Winkel abgehen würden und dann in einem Bogen (steil) nach oben wachsen würden. Bei deinem Musterbaum gehen die Leitäste eher im steilen Winkel vom Stamm aus weg (soweit man es auf dem Bild erkennen kann). Ist jetzt nur die Frage eines Laien, wäre froh wenn meine Bäume irgendwann mal nur annähernd so aussehen würden wie deiner  :)
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: alun am 30. Oktober 2017, 15:50:49
Der palmersche Langschnitt geht halt auch nur, wenn das Holzwachstum Schritt hält. Wohl auch ein Grund, weshalb er auf schwache Unterlagen geschimpft hat.

Wenn Du was über Baumstatik lernen möchtest: 'Die Körpersprache der Bäume: Enzyklopädie des Visual Tree Assessment'.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Monti am 31. Oktober 2017, 13:30:49
Welches Buch würdet ihr über den Öschbergschnitt empfehlen?

Ich habe mir letztes Jahr folgenden "Leitfaden" bestellt:
http://www.kob-bavendorf.de/arbeitsbereiche/streuobst/streuobstpflege/kronenpflege-alter-obsthochstaemme

Kann ihn sehr empfehlen. Vor allem die Fotos über mehrere Jahre, wie der Baum auf welche Maßnahmen reagiert, finde ich für mich als einen mit wenigen Jahren Erfahrung sehr hilfreich. Gute Fotos und alles gut beschrieben. Hat zwar auch den ein oder anderen Fehler drinnen (Bilder doppelt usw.) aber man kann darüber hinwegsehen. Es werden sowohl Jung- als auch Altbäume beschrieben.
Ist sehr umfangreich und sein Geld auf jeden Fall wert.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: willi2000 am 31. Oktober 2017, 13:47:05

Ich habe mir letztes Jahr folgenden "Leitfaden" bestellt:
http://www.kob-bavendorf.de/arbeitsbereiche/streuobst/streuobstpflege/kronenpflege-alter-obsthochstaemme


Dem Vorschlag kann ich nur zustimmen. Ist das Beste, was derzeit zu finden ist. Propagiert einen sehr freien Umgang mit dem Oeschbergschnitt.

Gruss
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: alun am 31. Oktober 2017, 17:15:40
Wir gekauft, als Ergänzung zum 'Notenschlüssel der Natur'.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Staudo am 31. Oktober 2017, 17:43:39
Du wirst es nicht bereuen.  ;)
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: floXIII am 01. November 2017, 18:45:41
Ich habe mir letztes Jahr folgenden "Leitfaden" bestellt:
http://www.kob-bavendorf.de/arbeitsbereiche/streuobst/streuobstpflege/kronenpflege-alter-obsthochstaemme

Vielen Dank für die Empfehlung, werde ich mir wohl kaufen und über den Winter hinweg durchlesen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 01. November 2017, 21:16:17
Wenn man was dazulernt, wenn man den Notenschlüssel und vieles was sich daraus ableitet (auch im Bereich Baumpflege zb im öffentlichen Raum) und im Netz frei verfügbar ist schon kennt, dann wünsche ich mir wohl auch das Buch.

Zitat
Hätten die Leitäste nicht noch eine etwas bessere Stabilität wenn sie vom Stamm mit einem ca. 90° Winkel abgehen würden und dann in einem Bogen (steil) nach oben wachsen würden. Bei deinem Musterbaum gehen die Leitäste eher im steilen Winkel vom Stamm aus weg (soweit man es auf dem Bild erkennen kann).
Ein geradeso Schlitzastwinkel wird mit den jahren besser, wenn er genug an Holz aufbauen kann, sich also nicht halbtotträgt. Die Last, die die Äste nach unten zieht, die wirkt auch auf das Holz ein, das merkt der Baum und bei lagsamer Belastungszunahme wie das bei Fruchtwachstum der Fall ist, wird vom Baum an den besonders beanspruchten Zonen verstärkt Holz gebildet. Das stabilisiert das ganze und kann leichte Schlitzäste stabilisieren. 90° Astabgangswinkeläste werden dadurch nicht besser, sind aber von vornherein die stabileren. Kann sich aber ins Gegenteil umwandeln, falls sie nicht wüchsig genug sind, weil der Baum Probleme hat oder zuviel Frucht draufhängt. Dann kommt der Ast mit der holzbildung nicht nach. So kommt der Ast mit den jahren immer weiter runter und man verliert die steile und wüchsige Stellung.

Bei meinem Jamba-Buschbäumchen wundere ich mich jedes Jahr aufs neue, dass der trotz 2 Meter Hebel noch mit 3 Kisten Äpfeln ein Sommergewitter mit Sturmböen überlebt. 

(http://up.picr.de/30829506us.jpg)

Es passiert halt langsam, darauf kann ein Baum reagieren.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: hargrand am 03. November 2017, 09:06:14
Ich habe in der Unibibliothek in Hohenheim ein tolles Buch gefunden :D :
"Die Sprache der Obstbäume " von Palmer.
Wenn das Urheberrecht nicht wäre, würde ich Bilder einstellen.
Eigenlob war ihm jedenfalls nicht fremd ;D
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 03. November 2017, 09:36:40
Ich habe auch was von Palmer und finde es didaktisch schlecht, die Bilder nicht gut, chaotisch. Allerdings ist Schnitt und die Prinzipien des Oeschbergschnitts keine Geheimwissenschaft und nichts komplexes. Auch von Palmer kann man was mitnehmen. Ansonsten: Sich aus verschiedenen Quellen informieren und dann die Baumschere in die Hand nehmen. Schnitt ist zum Grossteil Handwerk und Praxis.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: alun am 03. November 2017, 20:08:27
Didaktisch ist er einfach unbeschreiblich schlecht  ;D
Es ist einfach Sache der Nachfolgenden, es besser zu erklären, damit man sich nicht mehr mit seinen Büchern rumschlagen muß.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 05. November 2017, 08:39:09
Didaktisch naja, mir ists lieber ich nehme was mit als ich bekomme didaktisch korrekt sich ewig wiederholende Fehler präsentiert. Ich kann jedenfalls über so manche Vorwürfe drüber hinwegsehen.

Das wichtigste ist doch bei den ganzen Schnittlehren und Kombinationen daraus, dass der mit der Säge in der Hand später versteht, wie ein Baum funktioniert und welche Reaktion zu erwarten ist wenn man mit der Schere oder Säge eingreift.
Gerade das wie ein Baum funktioniert, hat mir Palmer zum großen Teil mit beigebracht.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 25. November 2017, 17:26:29
Einer der ältesten Apfelbäume in der Gartenanlage, ein Jonagold. Wurde jahrelang flachgestellt und eingekürzt. Waren Schubkarrenweise Wasserschosser. Der Schnitt dauerte 2 ganze Tage im Winter.
Hier Fotos von 2013, in der Anfangsphase der Umstellung, 2-3 Jahre nach der entscheidenden Entscheidung.
Vor:
(http://up.picr.de/31049066jw.jpg)
Danach:
(http://up.picr.de/31049067pf.jpg)


Im Dezember 2016, vor dem Schnitt, ein fast ruhiger Baum:
(http://up.picr.de/31049068wq.jpg)

Hier der Ansatz vom Mitteltrieb, ein stehengelassener Wasserschosser als Reaktion auf einen amputierten Ast.
(http://up.picr.de/31049069zq.jpg)

Weil der Mitteltrieb so schön zieht, ist die Schnittstelle fast zugewachsen mittlerweile, im Gegensatz zu der vom Bildvordergrund, ohne einen Saftzieher.
Die dicken Äste wegsägen hat anfangs weh getan, aber unterm Strich ist der Baum jetzt nicht nur vital, sondern auch halbwegs aufgeräumt und vom Wuchs her ausgeglichen.
Der Besitzer beschwert sich nun nicht mehr über Unmengen an Wasserschossern, sondern über Unmengen an Früchten, die von Vögeln und Raupen angefressen werden.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Bauerngarten93 am 25. November 2017, 18:12:11
Thuja Thujon dafür hat der sich aber gut gemacht.Ist sehr gut wieder aufgebaut worden
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 25. November 2017, 18:22:50
Ich will die Tage mal Bilder rauskramen, als er noch die Tellerminenkrone hatte.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: alun am 26. November 2017, 15:42:09
Wobei ein derart starker Eingriff inklusive astoberseitiger und Starkastwunden laut der Broschüre lediglich in intensive Nutzung rückzuführenden Bäumen vorbehalten sein sollte, bei der der mittelfristige Ertrag die zu erwartenden Schäden rechtfertigt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 26. November 2017, 17:59:34
Und wenn man nichts ernten sollte, dann entstehen durch den Schnitt evtl. Höhlen worüber sich Vögel freuen. Evtl hat das mehr Sinn als Brotlose Bäume weiter sich selbst beschatten zu lassen.

Wenn man Starkäste zurücksägt zwecks intensiver Nutzung, was in diesem Fall wegen kein PSM nicht so hunderprozent wirklich gegeben ist, der Schnitt aber trotzdem intensiv ist, dann kann der intensive Schnitt trotzdem naturgemäß und lebensverlängernd sein. Der Baum hat über die Jahre nicht an Vitalität verloren.

Unterm Strich rentiert sich so ein Eingriff über mehrere Jahre verteilt wirklich nur, wenn mit den Äpfeln mehr passiert als dass sie runterfallen oder dass die Sorte noch erhalten werden soll.

Man sollte sich wohl eh fragen, ist schützen durch Nutzung praktikabel?
Schützen durch Prämie kann nur nach hinten losgehen.

Prinzipiell würde ich gerne auch über Oeschbergschnitt in Hausgärten oder Kleingärten reden, nicht nur auf Wiesen. Gerne auch zur Tafelobstgewinnung.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: alun am 26. November 2017, 18:48:02
Es bleiben nur zwei Modelle übrig - bezahlter Schutz der Öffentlichkeit/Baumpflege (dann sind solche Wunden zu vermeiden), oder alles andere.
Ob dann jemand Baumhjöhlen für die Vögel in seinem Garten gut findet oder die mittelfristige Obstproduktion im Vordergrund steht, ist egal: Die Langlebigkeit steht nicht im Vordergrund.

Die Nische 'Tafelobst am gut gepflegten Halb-/Hochstamm' seh ich leider nicht; dazu müssten die Leute sich wieder im Museum ein Bild vom Obst machen, nicht im Supermarkt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 26. November 2017, 18:52:19
Es haben noch nicht alle vergessen, wie sowas aussieht. Oder auch die Bäume zu unternutzen sind. Da ist manchmal noch Platz für manches Gemsüe. 
Wegen dieser Niesche bin ich hier Fachberater in der Kleingartensparte geworden (geschenkt) und gebe regelmäßig Schnittkurse.
Die Alternative dazu ist alte Bäume fällen und neue, ungeeignete Pfropfkombinationen nachpflanzen, ohne Erziehungsschnitt, die sind in der Regel schon kaputt bevor sie erwachsen werden.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: alun am 26. November 2017, 19:14:27
Na ja, ungeeignete Kombinationen und Verstümmelung sind ja kein unabwendbares Schicksal.
Ich sehe auch überhaupt kein Problem darin, einen alten Baum zu nutzen, dann zu fällen und vorher schon nachzupflanzen; produktives Arbeiten im Streuobstbau erfordert halt langfristige Planung, und eine Nutzung, die große Erntemengen vom Sämling gut verwerten kann, ist doch unterstützenwert.
Das Unheimliche für Privatleute sind halt Gewächse, derer man nicht Herr wird, und da würde ich die kleinen verhätschelten Bäumchen doch eher empfehlen - wer zickige Rosen betreuen kann, der kriegt auch ein Obstspalier betreut.
Ist ja wirklich nicht, als kennte niemand mehr richtige Obstbäume, so wie in England, wo keine Sämlingsunterlagen verkauft werden 8)!
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 26. November 2017, 22:39:18
Die Baumschulen verkaufen hier mittlerweile nix mehr auf M9, weil sie zu anfällig für die Urlaubsgärtner sind. Da ist das mit dem kümmern immer so eine Sache.
Die verkaufen jetzt stärkere Bäume. Die Schnittanleitungen mit flachstellen usw sind aber gleich geblieben, deswegen gibts hier dann meist entweder verhockte Bäume mit viel zu viel Früchten in Müllqualität oder es gibt Bäume, die wachsen den meisten Gartenbesitzern schlichtweg über den Kopf.

Dieses nicht Herr werden bzw dem Baum seinen nötigen Standraum nicht gönnen wollen, das ist hier bei mir im Umkreis aktuell das größte Problem.
Wenns wieder mehr M9er Krücken geben würde, käme wohl eher die Frage nach Dügung denn Schnitt auf.

Die Streuobstwiesen, sofern es sowas noch gibt, sehen hier eher so aus, das da was gefördertes gepflanzt und dann vergessen wird, bevor es groß werden konnte. Nach 10 Jahren muss dann schon saniert werden, in Starkastbereiche rein usw.
Ich mag den Oeschbergschnitt auch im Hausgarten mit etablieren, weil es auch da Bäume gibt, die zu wüchsig zum Äste flachstellen sind.
Es geht mir einfach um das prinzipielle Verständnis vom Wachstum eines Baumes. Sowas sollte nicht in Vergessenheit geraten, sowas können nicht nur Naturliebhaber ruhig mal kennen lernen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 27. November 2017, 10:42:08
M9 und Öschbergschnitt haben keine gemeinsame Basis.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: JörgHSK am 27. November 2017, 12:01:57
Zum Thema Oeschbergschnitt und Jungbäume: Gibt es in euerer Region andere die danach schneiden?

Hier im Kreis Soest gibt es, trotz vieler Altbestände, und vieler Nachpflanzungen keine mir bekannten Jungbäume die eine Oeschbergkrone haben, ausser meine vielleicht...
Entweder sind Jungbäume
a. gar nicht geschnitten
b. a la Landschaftsgärtner irgendwie geschnitten
c. oder einfach massiv abrasiert

wobei a. hier überwiegt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: b-hoernchen am 27. November 2017, 14:03:24
Einer der ältesten Apfelbäume in der Gartenanlage, ein Jonagold. Wurde jahrelang flachgestellt und eingekürzt. Waren Schubkarrenweise Wasserschosser. Der Schnitt dauerte 2 ganze Tage im Winter.
Hier Fotos von 2013, in der Anfangsphase der Umstellung, 2-3 Jahre nach der entscheidenden Entscheidung.
Vor:
(http://up.picr.de/31049066jw.jpg)
So wie ich das sehe, wurde dem Baum im wesentlichen gegönnt eine Stammverlängerung , einen "Cheftrieb" auszubilden, der die seitlichen Leitäste degradiert und ruhig hält... .
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: carot am 27. November 2017, 14:35:32
Das Bild zeigt schon den Zustand 2-3 Jahre nach der Umstellung. Vorher wurden die Leitäste immer nur flachgestellt und eingekürzt, so habe ich das verstanden.

Mich würde daran interessieren, ob die Mitte überhaupt notwendig ist bzw. wie wichtig sie für die Beruhigung ist. Natürlich wird sie an ihrem Seitenholz gut fruchten und so zur Beruhigung des Baumes beitragen. Sie erschließt aber auch wieder einen hohen Kronenbereich, den es vorher nicht gab und der gepflegt werden muss.

Ich selbst habe vor 6 Jahren die Pflege eine Ontariohalbstammes im Garten meiner Eltern übernommen. Der war ganz ähnlich erzogen worden, mit einer relativ flachen Hohlkrone mit immerhin 5 Leitästen. Mein Vater hat diese dann immer zu stark eingekürzt. Die Folge war, dass die Wuchskraft einen Wald an Wasserschossern hervorbrachte.

Ich habe den Leitästen wieder eine Verlängerung gegönnt, die ich etwas steiler als vorher gestellt habe, ähnlich wie auf den gezeigten Bildern von tt. Ferner habe ich die Leitäste teilweise vereinfacht, d.h. später gebildete gleichrangige Verzweigungen vereinfacht.

Der Baum hat sehr ähnlich reagiert. Wasserschosser tauchen in den flach gestellten Partien immernoch auf, aber nur noch vereinzelt. Der Ertrag hat sich erhöht und stabilisiert auch wenn der Baum etwas alterniert.

Ich vermisse die Mitte nicht. Ausschlaggebend ist es gewesen, die Leitastverlängerungen wieder steiler anzustellen und nicht mehr so kurz zu schneiden. Die Wuchskraft konzentriert sich jetzt wieder schön in den Verlängerungen, welche durch Fruchtbehang und Schnitt leicht in Zaum zu halten sind. Bei dem Halbstamm meines Vaters hilft natürlich auch die recht hohe Anzahl der Leitäste, die die Wuchskraft gut aufnehmen.

Denn wenn ich mir die anderen Bäume auf den Fotos so anschaue, scheint bei diesen der viel zu kurze Schnitt ein großes Problem zu sein. Der Besenwuchs dürfte eher darauf zurückzuführen sein. Die Kirsche sieht arg gebeutelt aus. Ich hoffe, den Baum hat der Besitzer selbst geschnitten ;-).
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Secret Garden am 27. November 2017, 15:30:02
Entweder sind Jungbäume
a. gar nicht geschnitten
b. a la Landschaftsgärtner irgendwie geschnitten
c. oder einfach massiv abrasiert

Das gilt nicht nur für Jungbäume, sondern leider für die meisten Obstbäume hier. Im HSK sind Boden und Klima ungünstiger, als im Kreis Soest - aber ich habe Obstbäume im Hausgarten gepflanzt, mir u.a. das Buch von H.-T. Bosch über naturgemäße Kronenpflege gekauft und versuche langlebige Bäume mit stabilen Kronen hinzubekommen. :)
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: JörgHSK am 27. November 2017, 17:16:57
Ja ich weiß ich habe länger mit Obstbäumen im HSK zu tun gehabt, habe bis vor 7 Jahren in Sundern gelebt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Secret Garden am 27. November 2017, 17:27:37
Ah, ich hatte mich schon über Deinen Nicknamen gewundert. :)
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 27. November 2017, 19:04:12
M9 und Öschbergschnitt haben keine gemeinsame Basis.
Ja, die Wurzel ist verschieden. Die Wachstumsgesetze sind aber die selben, die Spindel in der Mitte bei der Oeschbergkrone ist deswegen auch eher als Vorstufe der heute weiter optimierten Fruchtholzaufhängung zu verstehen.

@b-hörnchen: so viel nimmt der neue Mitteltrieb nicht weg. Durch seinen kräftigen Anfangswuchs hat er eher mehr gegeben. Ohne das nutzen von jungem Holz für den Aufbau und das Fruchtholz räumlich getrennt vom Holzaufbauholz könnte man dort wohl immernoch massig Stützstäbe für den Gemüsegarten ernten. 

@Jörg: die Streuobstwiese in Meckenheim (Pfalz) oder die fläche der LaGa in Kaiserslautern wird hier noch recht Oeschbergnah geschnitten. Dort kümmern sich allerdings Vertreter vom Pomologenverein bzw Akhiob darum. Ansonsten ist bei den Kollegen der öffentlichen Baumpflege viel von den Oeschberginhalten in die `gute fachliche Praxis´ eingeflossen. Auch wenn die kein Umkehraugverfahren anwenden, die kennen trotzdem Statik, Saftzieher, steilen Aufbau usw.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: b-hoernchen am 28. November 2017, 17:49:43
M9 und Öschbergschnitt haben keine gemeinsame Basis.
Ja, die Wurzel ist verschieden. Die Wachstumsgesetze sind aber die selben, die Spindel in der Mitte bei der Oeschbergkrone ist deswegen auch eher als Vorstufe der heute weiter optimierten Fruchtholzaufhängung zu verstehen.
Was mir halt so auffällt - wenn ein Baum keine Wuchskraft hat, ist er wie ein Schiff auf hoher See ohne Antrieb. Das ist genausowenig manövrierfähig wie ein Baum, der nicht wachsen will, formbar ist.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 28. November 2017, 18:03:14
Ja, ein Baum der nicht wächst ist tot.
Sollte die Besatzung auf dem Schiff aber mal nicht ständig auf der Brücke rumnavigieren müssen, können sie sich der Fortpflanzung widmen.

Bei den Bäumen sind das die Früchte.

Ob Schiff oder Baum, es muss ein Sozialplan her, wenn man nicht nur Holz ernten möchte.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: alun am 28. November 2017, 18:32:49
Es gibt natürlich Konzepte, die den minimal invasiven Ansatz des Oeschbergschnitts im Bereich der schwachen Unterlagen umsetzen. Diesmal allerdings nicht schweizer, sondern französischen Ursprungs.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 28. November 2017, 19:24:02
Stell sie doch mal vor. Praxis und Beispiel. Der Thread driftet viel zu sehr in wolkigen Zonen von Theorien, was mehr oder was weniger Öschberg sein könnte.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 29. November 2017, 18:37:31
Öschberg ist das, was Hans Spreng in der Schweiz verbreitet hat.
https://www.ogv-rietenau.de/app/download/11969186524/Jans_Einheitlichkeit_im_Kronenaufbau_SZOW_1947.pdf?t=1502905464
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 29. November 2017, 18:52:58
Bei Hochstämmen hatten wir das bereits im Thread. Ich bezog mich auf den Hinweis von Alun, solche "Konzepte" gebe es auch für Bäume auf schwachwachsende Unterlagen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 29. November 2017, 20:55:48
Wenn ich mir das Konzept rauspicke, nur gut belichtete Fruchtäste, welche mit lediglich Fruchtholz garniert sind, stehen zu lassen und allen unnötigen Schrapel wie Seitenholz wegzulasssen fäll mir von den Franzosen `Mur Frutier´ ein.
http://www.papst.ch/files/EFM_neues_Anbausystem_Mauer.pdf

Es gibt aber auch noch `Extinction´ von den Franzosen, ist auch etwas `naturnäher´, was auch immer naturnah bei Baumschnitt ist.
Versuch einer Erklärung auf Deutsch:
http://wetter-bw.de/Internet/global/themen.nsf/0/172CC4B55E419E36C1256F560043F73D?OpenDocument

Manchmal sagen Bilder mehr:
http://www.iaraosta.it/wp-content/uploads/2015/12/Frutticoltura-Solaxe_e_conduite_centrifuge.pdf
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: alun am 30. November 2017, 10:06:19
Danke; SolAxe bzw. Extinction meinte ich - wobei Dein Link besser ist als das ins Englische übersetzte Buch von Lespinasse/Leterme, das beim Punkt 'Extinction' eher verwirrt...

Und naturnah ist es insofern, als der Baum unbeschnitten geliefert/gepflanzt werden soll und nur die Eingriffe mit der Schere vorgenommen werden, die weder der Baum selbst noch das Ausblenden besser regeln konnten.
Was im völligen Gegensatz zur Spindelerziehung steht, die dem Baum nichts zutraut, und doch ähnliche Unterlagen und Pflanzabstände benutzt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 30. November 2017, 11:18:27
Beim Schnitt für Fruchtäste zu sorgen und sie zu erhalten kann man schon im Buch von Andreas Glorenz von 1719 nachlesen (er verwendet sogar die auch heute noch gebräuchlichen Begriffe), das erscheint mir kaum als eine Öschberg-Schnitt spezifische Sache. Meinen bescheidenen Kenntnissen nach war vielmehr die praktische Umsetzung der lange bekannten physiologischen Kenntnisse in eine langjährig stabile Krone des  Baums der Fortschritt, den Palmer und Hans Spreng entwickelten. Das schreibt Palmer irgendwo auch selber, glaube ich.

Die Obstmauer wird seit einigen Jahren auch in Deutschland propagiert, hiesst hier Fruchthecke, Bibäume mit maschinellem Schnitt: https://www.lw-heute.de/mediaarchiv/grab_pic.php?id=19032

Zitat
Wenn ich mir das Konzept rauspicke, nur gut belichtete Fruchtäste, welche mit lediglich Fruchtholz garniert sind, stehen zu lassen und allen unnötigen Schrapel wie Seitenholz wegzulasssen

Das führt zu schlechter Qualität, Überbehang dessen Reduktion Mehraufwand bedeutet. Das Ziel ist vielmehr ein passendes Blatt-Frucht Verhältnis, jedenfalls bei Tafelobst.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 09. Januar 2018, 22:25:51
Ich habe da einen Pinova als Buschbaum auf mittlerer Unterlage. Ausdünnen tu ich ihn, aber in manchen Jahren wohl auch mal etwas zuwenig, so dass er nicht gerade das stabilste Leitastgerüst hat und so zumindest ein Ast auch schon abgekippt ist (wird gerade wieder am Scheitel nachgezogen).

Konkrete Frage zur Stabilität von Leitästen bei solchen Massenträgersorten:
würdet ihr Variante 1 oder eher Variante 2 schneiden?

(http://up.picr.de/31485455xo.jpg)

(http://up.picr.de/31485456dy.jpg)

(http://up.picr.de/31485457rp.jpg)

Wenn weder noch, was ist das Problem, was ich angehen sollte?
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: carot am 10. Januar 2018, 09:01:15
Der Unterschied wäre doch nur marginal.

Welche Leitastverlängerung ich wählen würde, hängt von dem Verhalten des Leitastes unter Fruchtlast ab. Senkt er sich stark, lasse ich die eher nach innen gewandte Verlängerung stehen, senkt er sich nicht sehr ab, die nach außen gewandte Verlängerung. Ziel ist es, den sich unter Fruchtlast senkenden Ast nicht zu waagerecht zu stellen.

Ich würde in beiden Varianten den jeweils anderen Trieb entfernen, um in der unmittelbaren Nähe der Verlängerung nicht zuviel Fruchtholz zuzulassen.

Wenn Dir der Neuzuwachs nicht ausreicht, würde ich kräftiger Ausdünnen. Das geht bei solchen Bäumen noch gut und erhält das Fruchtholz, falls man künftig wieder größere Fruchtlasten zulassen möchte.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Wühlmaus am 10. Januar 2018, 10:53:41
Bin ja keine Fachfrau, aber mit dem Bild kann ich nur bedingt etwas anfangen, da es mir keinen Eindruck des ganzen Baumes gibt.
Dieses Foto zeigt mir einen Leitast, der mir für diesen Baum deutlich zu ausladend erscheint. Die Proportionen zum Rest des Baumes scheinen nicht zu stimmen. So würde ich nicht an den jüngeren Trieben/Verzweigungen herum schneiden, sondern den Ast insgesamt ein gutes Stück auf eine entsprechende Ableitung zurück nehmen.

Durch die von dir aufgezeigten Schneidereien wird die Verzweigung und der Behang am äußersten Ende des Astes gefördert. Damit wird dieses lange Etwas doch noch instabiler und für einen Bruch bei starkem Behang gefährdet.

Ist meine Meinung und ich bin auf andere Vorschläge gespannt....
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: carot am 10. Januar 2018, 11:44:16
Dabei übersiehst Du vermutlich, dass das eine Öschbergkrone sein/werden soll. Die vorgeschlagene Ableitung wäre damit eine Ableitung auf einen Fruchtast, was zunächst nicht problematisch ist, weil dieser noch umfunktioniert werden könnte. Die Leitastverlängerung würde damit aber waagerechter gestellt werden, was hier kontraproduktiv ist.

Die Entlastung des Leitastes sollte daher eher über das von mir empfohlene Ausdünnen oder durch Ableitungsschnitte im Fruchtholz erfolgen.

Der Neuzuwachs ist eher gering, so dass ein Anschneiden der Leitastverlängerung eigentlich schon nicht mehr so richtig möglich ist. Deshalb würde ich empfehlen, die Fruchtlast in diesem Jahr deutlich zu verringern und damit stärkeren Zuwachs der Leitastverlängerung zu provozieren. Der kann dann im kommenden Jahr deutlicher eingekürzt werden, wenn der Leitast immernoch nicht kräftig genug sein sollte. So schwach sieht er aber auch wieder nicht aus. Der Baum dürfte schlicht mit Fruchtlast überfordert worden sein.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Wühlmaus am 10. Januar 2018, 12:02:27
Für die klassische Öschbergkrone setzt dieser gezeigte Leitast doch mit einem viel zu flachen Winkel am Stamm an. Wie soll er denn da statisch noch die Fruchtäste tragen können?
Hier wird dieser Schnitt, bzw die Erziehung der Bäume recht gut gezeigt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: carot am 10. Januar 2018, 12:17:50
Ein Astansatz von ca. 90° ist ziemlich optimal. Der Leitast hätte dann etwas früher ansteigen können. Das ist hier schon knapp aber noch ok. Ist alles eine Frage der Hebelwirkung. Das Problem ist nicht so sehr, dass sich der gesamte Leitast ab dem Astabgang senkt, sondern das Abkippen ungefähr nach der Hälfte des Leitastes, so wie es für den schon abgekippten Ast hier auch beschrieben wird und auf dem Foto noch zu erahnen ist.

Mit dem Winkel des Astes wird der Winkel der Geraden vom Astabgang zur Triebspitze bezeichnet. Dieser Winkel sieht hier gut aus. Wenn der Astansatz selbst diesen Winkel hätte, wäre das schon ein Schlitzast.

Ich meine das ist auch auf den Fotos der von Dir verlinkten Seite zu erkennen. Der Astansatz ist weitwinkelig, die Leitäste werden dort aber meist früher nach oben gezogen. Ein gewisser Bogen im Leitast führt meiner Erfahrung nach zu einer besseren Lastverteilung als ein schnurgerade gezogener Leitast. Das ist aber immer auch etwas Geschmacks- bzw. Erfahrungssache. Letztlich gilt es immer den Leitast in der Erziehungsphase nicht zu überlasten.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: willi2000 am 10. Januar 2018, 23:23:26

Konkrete Frage zur Stabilität von Leitästen bei solchen Massenträgersorten:
würdet ihr Variante 1 oder eher Variante 2 schneiden?

Ganz klar die Variante 1. Schlankschneiden ist ganz wichtig bei Oeschberg. Du hast dann aber noch zu viel Fruchtholz an deinem Leitast. Ich würde den mittleren Fruchtast ganz rausnehmen oder zumindest degradieren.

Gruss

Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 10. Januar 2018, 23:57:34
Danke.
Da haben wir doch schon 2 unterschiedliche (begründede) Auslegungen von Oeschbergschnitt plus meine mit zuviel Früchten auf Kosten der Leitaststabilität.

Der Astabgangswinkel scheint mir noch ok, bzw der Winkel selbst ist Sahne, der Bogen kommt etwas spät, würde bei einem großen Baum aber nicht weiter auffallen.

Ich werde nun mal die Fruchtäste deutlich ausdünnen/stabil schneiden und das viele kleine Fruchtholz außerhalb der Fruchtäste ausdünnen.

Triebwachstum insgesamt ist bei dem Baum an der unteren Grenze.
Hier ein Bild von November. Der Leitast von den letzten Fotos ist der der nach hinten ins dunkle zeigt, der deutlich abgekippte auf der rechten Seite ist klar erkennbar und diesen Fehler will ich nicht nochmal machen. Der Reparaturtrieb am Scheitelpunkt wächst bereits.
(http://up.picr.de/31493964pl.jpg)
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: b-hoernchen am 11. Januar 2018, 10:00:29
Den rechten Ast würde ich durch Hochbinden etwas steiler machen, den linken etwas zurücknehmen, die "Saftwaage" herstellen.
Oder beide um ca. die Hälfte kürzen, dann senken sie sich nicht mehr so sehr unter Fruchtlast.

Ein Astansatz von ca. 90° ist ziemlich optimal.

Ich dachte in geringer Höhe abgehende Äste etwas steiler  s(ca. 30s , 45°) stellen, damit sie genug Wachstum bekommen.
Weiter oben stehende Äste etwas flacher abgehen lassen - in der Nähe des Baumwipfels kommt ohnehin genug Schub drauf... -?
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 12. Januar 2018, 13:02:57
Es gibt keine Saftwaage und das Wachstum wird mehr von der Querschnittsfläche am Ansatz eines Astes bestimmt als von seinem Winkel. 90° schlitzt am wenigsten aus, Wuchs bekommt man durch langes anschneiden der Äste rein und durch steilen Aufbau auch gut kontrolliert wo es hingehört.

Der rechte Ast kann etwas täuschen. Der 2te Fruchtast ist steil geblieben bzw noch steiler geworden, der Leitast darüber ist abgekippt. Da war wohl mal mehr viel zu frühe und zuviele Frucht drauf als am 2ten Fruchtast und so hat sichs wohl gedreht.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Wühlmaus am 12. Januar 2018, 13:42:00
Und warum nimmst du den abgekippten Ast nicht raus und machst den steilen FruchtAst zum LeitAst ???
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 12. Januar 2018, 14:54:18
Würde einen brutalen Knick geben mit gestörtem Saftfluss und eine schlecht überwallende Wunde.

Auf dem Foto ists schwer zu erkennen, aber an der Knickstelle wächst bereits ein junger steiler Trieb, der gibt die neue Verlängerung. Dauert eben wieder ein paar Jahre.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 27. Februar 2018, 23:55:51
Ich möchte diesen Baum hier gerne zur Diskussion einstellen.
Bitte nicht über die teils verzerrten Bilder wundern.

(http://up.picr.de/31961013tk.jpg)

(http://up.picr.de/31961014pj.jpg)

(http://up.picr.de/31961015bx.jpg)

(http://up.picr.de/31961016he.jpg)

(http://up.picr.de/31961017hk.jpg)

Ich gehe davon aus, dass zuviele Früchte tragen lassen am ungeschnittenen, ein- bis 2jährigen Holz keine gute Idee war und ich vielleicht noch mehr Fruchtholz zugunsten der Stabilität wegschneiden sollte. Wollte jetzt aber auch nicht zu heftig eingreifen. Das komplette abgeschnitte Holz ist auf dem Boden erkennbar, als Vergleich, ich denke wenig mehr als ein Drittel.

Was läuft eurer Meinung nach schief?
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Sternrenette am 28. Februar 2018, 07:00:01
Irgendwie sind die Leitäste länger als die Stammverlängerung - oder wirkt das nur so?

Ich würde schauen, daß ich die Äste etwas kürzen kann und auf einen Wasserschosser weiter unten ableiten.

Momentan sind keine passenden zu sehen, aber das hat ja Zeit.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Wurmkönig am 28. Februar 2018, 07:12:03
Im unteren Bereich der Gerüstäste und der Stammverlängerung wirkt er relativ kahl, das Fruchtholz scheint recht weit außen zu entstehen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 28. Februar 2018, 07:19:05
Ja, genau, aufgekahlt, untere Äste nach außen fehlen und dort kommen auch so gut wie keine Wasserschosser. Der Baum ist zu breit geworden, durchs Leitäste absenken und diese wurden erst zu spät im steilen Winkel erzogen.
Ein Wasserschosser hats mal geschafft, auf dem Foto sieht man rechts unten auch die Quittung für zuviel Sonne bei zuwenig Blatt in dem Bereich.
(http://up.picr.de/31961446em.jpg)

Dass man wüchsige Bäume breit wachsen lassen kann ohne Wasserschosser zu generieren, dürfte mit dem Baum ausreichend exerziert worden sein.
Jetzt fange ich an das stabile zu lernen...

Zitat
Irgendwie sind die Leitäste länger als die Stammverlängerung - oder wirkt das nur so?
Wenn man sie hochklappen würde wären sie höher, ansonsten ist die Stammverlängerung der höchste Punkt und wurde dieses Jahr auch eingekürzt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 28. Februar 2018, 10:05:28
Zur Gegenwart ist wohl alles gesagt, noch was zu Vergangenheit: Verkahlungsneigung und zu lange Leit/Seitenäste gehen Hand in Hand. Man hätte viel frühzeitiger beginnen sollen, die Seitenäste einzukürzen. Ausserdem hat man ihn ganz am Anfang zu sehr nach dem Prinzip "schlanker Fruchtast" geschnitten. Das ist ein Prinzip für Spindeln auf schwachwachsender Unterlage. Bei vielen modernen Sorten (was ist das für eine?) auf stärker wachsenden Unterlagen ist auch mangelnde Verzweigungsneigung ein Problem. Irgendwann erkennt man das, zu spät, so wie hier und wenn man dann anfängt, aussen stärker zu reduzieren kommts zu diesem Astwuschel am Ende der langen Stangen mit zunehmender Instabilität.
Abe grundsätzlich ist er alles in allem trotzdem in gutem Zustand, richtige Fehler gibts nicht, es sind nur diskussionswürdige Feinheiten.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 28. Februar 2018, 11:34:41
Da triffst du voll ins schwarze.
Ich habe den Jamba 69, (neigt zu flachen Ästen, die sich schlecht verzweigen und schlecht kurzes Fruchtholz ansetzen, blüht eher an kurzen Fruchtspießen) vor rund 12 Jahren mit dem Garten übernommen. Damals stand er rund 4-6 Jahre im Garten und war eher als Spindel erzogen.

Da ich vorher noch nie was mit Baumschnitt zu tun hatte, hat das auch nochmal ein paar Jahre gedauert bis das mit den steilen Ästen zu mir durchgedrungen ist.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 22. Januar 2019, 10:45:38
Einer der ältesten Apfelbäume in der Gartenanlage, ein Jonagold. Wurde jahrelang flachgestellt und eingekürzt. Waren Schubkarrenweise Wasserschosser. Der Schnitt dauerte 2 ganze Tage im Winter.
Hier Fotos von 2013, in der Anfangsphase der Umstellung, 2-3 Jahre nach der entscheidenden Entscheidung.
Vor:
(http://up.picr.de/31049066jw.jpg)
Danach:
(http://up.picr.de/31049067pf.jpg)


Im Dezember 2016, vor dem Schnitt, ein fast ruhiger Baum:
(http://up.picr.de/31049068wq.jpg)

Hier der Ansatz vom Mitteltrieb, ein stehengelassener Wasserschosser als Reaktion auf einen amputierten Ast.
(http://up.picr.de/31049069zq.jpg)

Weil der Mitteltrieb so schön zieht, ist die Schnittstelle fast zugewachsen mittlerweile, im Gegensatz zu der vom Bildvordergrund, ohne einen Saftzieher.
Die dicken Äste wegsägen hat anfangs weh getan, aber unterm Strich ist der Baum jetzt nicht nur vital, sondern auch halbwegs aufgeräumt und vom Wuchs her ausgeglichen.
Der Besitzer beschwert sich nun nicht mehr über Unmengen an Wasserschossern, sondern über Unmengen an Früchten, die von Vögeln und Raupen angefressen werden.
Ich will mal ein Update geben. Der Baum ist wohl 43 oder 44 Jahre alt und wurde vor anderthalb Wochen geschnitten.
Vorher, recht vieles drin weil es immer wieder Diskussionen wegen der Höhe mit dem Besitzer gibt: 
(https://up.picr.de/34895270zy.jpg)

(https://up.picr.de/34895271by.jpg)

und nach dem Schnitt:
(https://up.picr.de/34895272rk.jpg)

(https://up.picr.de/34895273cs.jpg)
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 12. Januar 2020, 17:59:06
Es gibt neues vom Jonagold. Ob das nun Oeschbergschnitt ist sei mal dahingestellt. Auf jeden Fall ist der starkwüchsige Jonagold anders zu schneiden als andere Sorten.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 12. Januar 2020, 18:03:22
Sieht gut aus, aber wirkt so, als stecke da ein Aufwand drin, der etwas übermässig ist. Die Leitäste so stark in Knicks und nach aussen gezwungen, weil die Mittelachse so schwach ist, sofern dasüberhaupt eine ist. Und dann noch zu überkonsequent an kleineren Ästchen geschnibbelt. Da stand jemand mit der Leiter sehr lange dran.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Natternkopf am 12. Januar 2020, 18:06:05
Der Oeschberg in Koppigen ist bei uns gleich um die Ecke.

Frage: Kommt der "Oeschbergschnitt" von der Kantonalen Gartenbauschule Oeschberg und heisst deshalb so auch in Deutschland?

Grüsse Natternkopf
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 12. Januar 2020, 18:17:57
Im Prinzip ja, Natternkopf. Palmer hatte ihn dann weiter bearbeitet und in D versucht zu verbreiten.

@Cydorian: ja, es gab Beschwerden wegen zuviel Früchten. Deshalb Fruchtholz ausdünnen, aber nicht von der Leiter, sondern mit der Schneidgiraffe. Aber ja, man kann die leiter an die äste stellen, ohne das die Äste im Weg sind. Die Mittelachse ist ein ehemaliger Wasserschosser an einer großen, mittlerweile überwallten Sägewunde. Diese wurde auch verjüngt. Die Knicks in den Leitästen kommen daher, das der Baum nie als Oeschbergkrone erzogen wurde. Er wurde vor ein paar Jahren von Tellerkrone auf steilere Leitäste umgestellt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: o0Julia0o am 27. Dezember 2020, 06:03:39
Machte es aussschließlich Sinn den Oeschbergschnitt auf Halb- und Hochstämme anzuwenden, doer kann man das auch bei Buschbäumen machen?
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Starking007 am 27. Dezember 2020, 08:39:51
Oeschberg ist darauf ausgerichtet
Streuobstbäume stabil und luftig zu erziehen/halten,
um eine leichte Ernte bei rel. wenig Schnitt in der Zukunft zu erzielen.

Buschbaum & Co. hat GANZ andere Ziele!
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 27. Dezember 2020, 09:52:17
doer kann man das auch bei Buschbäumen machen?

Die Höhe der ersten Verzweigung spielt keine Rolle. Der Öschbergschnitt ist für grosskronige, wuchsstärkere Äpfel gedacht.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Deviant Green am 27. Dezember 2020, 11:22:37
Wie cydorian richtig schreibt, bezieht sich die Bezeichnung Buschbaum auf die Höhe der ersten Verzweigung.

Buschbäume haben schwache Unterlagen, die Bäume werden weniger hoch als Halb- oder Hochstämme.

Die Frage ist somit, ob der Schnitt bei schwachen Unterlagen Sinn macht. Und das ist nicht der Fall, weil Bäume mit schwacher Unterlage keine große Krone ausbilden.

Als Pyramiden geschnittene kleine Bäume sind ganz entzückend. Ich kann mich an eine kleine Ananasrenette erinnern, für mich einer der schönsten Apfelbäume überhaupt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: ringlo am 27. Dezember 2020, 11:53:38
Der link war sicher schon einmal da, aber immer noch aktuell. Der OGV- Rietenau hat einige Informationen zum Öschberg-Palmer-Schnitt gesammelt.
https://www.ogv-rietenau.de/oeschbergschnitt/
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: o0Julia0o am 30. Dezember 2020, 01:04:59
o.k., dann erziehe ich ihn als Spindel.

Der Öschbergschnitt ist für grosskronige, wuchsstärkere Äpfel gedacht.
Oeschbergschnitt geht doch auch für wuchsstarke Zwetsche, Kirsche, Birne und Mirabelle. Oder nicht?
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Waldgärtner am 30. Dezember 2020, 07:01:16
Der Öschbergschnitt ist für grosskronige, wuchsstärkere Äpfel gedacht.
Oeschbergschnitt geht doch auch für wuchsstarke Zwetsche, Kirsche, Birne und Mirabelle. Oder nicht?

Wenn du die Anhänger fragst, sicherlich.
Aber gerade bei Birnen und Zwetschgen macht der Schnitt dann halt noch weniger Spaß als bei den Äpfeln ;)
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Waldgärtner am 30. Dezember 2020, 07:05:29
Machte es aussschließlich Sinn den Oeschbergschnitt auf Halb- und Hochstämme anzuwenden, doer kann man das auch bei Buschbäumen machen?

Beim bergischen Streuobstwiesenverein gab es mal einen Artikel zu Oeschberg bei Buschbäumen, leider finde ich ihn nicht mehr.
Das Fazit war, dass es geht, man aber größere Pflanzabstände braucht, weil die langen Leitäste sich irgendwann absenken. Bei Äpfeln auf M7/MM106 haben sie dann mit 8m Abständen gerechnet.
Ob das aber Erfahrungswerte oder theoretische Überlegungen waren, kann ich nicht mehr sagen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 30. Dezember 2020, 09:31:40
Könnte dieser Artikel gewesen sein.
https://bergischer-streuobstwiesenverein.de/vergroesserte-pflanzabstaende-beim-oeschberg-schnitt/
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Waldgärtner am 30. Dezember 2020, 10:30:17
Könnte dieser Artikel gewesen sein.
https://bergischer-streuobstwiesenverein.de/vergroesserte-pflanzabstaende-beim-oeschberg-schnitt/

Genau der wars, danke!

Da steht auch, dass sich die 8m auf den Abstand zwischen den Reihen bezogen, in der Reihe empfehlen sie 6m für Büsche und 7m für Halbstämme auf M7/MM106.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 30. Dezember 2020, 11:22:58
Die Ideen, die hinter dem Öschbergschnitt stehen sind bei Steinobst weniger, bei anderem Kernobst wie Äpfel mehr anwendbar. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass beispielsweise Quitte ohne Mehraufwand wunderbar damit klarkommt und alle Vorteile dieses Schnittprinzips damit erreichbar sind. Bei Birnen muss man je nach Sorte ein bisschen mehr modifizieren, die reagieren stärker anders. Vor allem beim Kronenaufbau ist dort z.B. mehr darauf zu achten, dass sich die Seitenäste gut entwickeln.
Das Kernobst Mispel, Speierling, Eberesche steht auch etwas entfernter. Da lässt man allerdings auch oft einfach wachsen, wenn man den Platz hat.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Wild Obst am 01. Januar 2021, 09:39:21
Ich finde, dass der Oeschbergschnitt, oder zumindest meine Version davon, auch bei Steinobst, recht gut funktioniert. Zumindest bei Zwetschgen und Pflaumen klappt es ganz gut, Kirschen sind manchmal etwas schwieriger, weil sie gerne so quirlig verzweigen. Pfirsiche sind vielleicht eine Ausnahme, da die gerne verkahlen und auch sonst sehr stark geschnitten werden sollten um schöne Früchte zu bekommen und den Effekt der Kräuselkrankheit zu minimieren.
Zum Kernobst: Bei Birnen, zumindest bei meinen Sorten, bemerke ich deutlich größere Sortenunterschiede im Wuchs gibt als bei Äpfeln. Entsprechend reagieren sie auch sehr unterschiedlich auf den "selben" Schnitt. Die Sommerblutbirne macht gefühlt grundsätzlich nur senkrechte Triebe, die auch gleich so dick sind, dass mit Spreizen oder Abbinden auch nichts zu machen ist, vor allem, weil sie auch noch sehr leicht ausbrechen. Die Palmischbirne macht gerne lange Triebe, die nicht gerade sind, sondern unregelmäßige Biegungen haben und entsprechend bei Fruchtbehang sehr gerne abkippen. Starker Schnitt, um die Biegungen herauszubekommen, hilft auch nicht, weil dann die Neutriebe im folgenden Jahr noch länger und "kippeliger" sind. Das hat einige Mühe und Jahre gekostet, bis die Leitäste einigermaßen formiert waren und die Fruchtäste lasse ich jetzt einfach machen was sie wollen.
Mispeln und Quitten kommen meiner Erfahrung nach wirklich sehr gut mit meinem "oeschbergartigen" Schnitt zurecht, wobei allerdings beide, vor allem aber Mispeln, tendenziell etwas chaotisch wachsen, was dann nicht immer ganz einen Musterbaum ergibt. Ich versuche dann entsprechend flexibel zu sein und nichts zu erzwingen.
An meinen und anderen, ungeschnittenen Speierlingen beobachte ich eine sehr starke Spitzenförderung. Manche ungeschnittenen sind richtige Kerzenständer mit den "Leitästen" +- parallel zur Stammverlängerung in 0,5-1m Abstand zur Stammverlängerung. Oft sind auch die Astabgangswinkel bei den Kerzenständerspeierlingen viel zu eng. Bei anderen geht die Mitte durch und es entsteht eine schlanke Pyramidenkrone.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 01. Januar 2021, 10:15:57
Gerade um das Quirlartige bei Süßkirschen raus zu bekommen schneide ich die einjährigen Triebe an.

Das mit den Birnen kann ich auch unterschreiben, nicht jede wächst wie ein Apfel. Schöne Conference-Bäume muss man hier suchen.

Absenken der Fruchtäste bei Buschbäumen: kann ich bestätigen.

Oeschbergschnitt auf M9er-Krücken: steilstehende Äste aufbauen bringt deutlich mehr Vitalität rein und kann manchmal die Lebenszeit erhöhen. Man beachte die gut 60% fehlende Rinde am Stamm auf dem Foto. Hier hats einfach ein paar Zugäste für die Leitunsgbahnen gebraucht.

Ich denke klar ist somit auch, das manche Erkenntnisse aus dem Oeschbergschnitt auch in anderen Schnittsystemen Einzug erhalten haben.


Da wir hier aber im Musterbäumestrang sind: hat oder kennt jemand Fotos von alten Oeschbergkronenbäumen? Also abgängige Bäume, nicht nur die im Vollertragsalter?
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Wild Obst am 01. Januar 2021, 10:52:12
Gerade um das Quirlartige bei Süßkirschen raus zu bekommen schneide ich die einjährigen Triebe an.
Ich hätte es etwas konsequenter machen müssen, vor allem auch an den Leitästen. Auch die Leitäste einigermaßen gleich stark zu bekommen, ist mir bei Kirschen mit Winterschnitt alleine noch am schwersten bzw. nicht zu 100% gelungen.
Trotzdem bin ich soweit zufrieden mit meinen Bäumen und damit auch mit dem Schnitt. Leider sieht man oft erst nach 5-10 Jahren (deutlich genug), was man hätte vorher besser machen können und dann ist es für baumverträgliche Korrekturen meist zu spät und man muss auf dem Vorhandenen aufbauen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: cydorian am 01. Januar 2021, 12:42:54
Ja, Conference mag ihn nicht oder umgekehrt. Bei mir auch ein Beispiel für schlechte Anwendbarkeit der Öschbergschnitt-Ideen. Aber das Stuttgarter Geisshirtle, die Josefine von Mechelen, Uta, Frühe von Trevoux: Super. Williams, Vereinsdechant, Gräfin von Paris so lala. Feigenbirne, Muskatellerbirne, gute Luise, mal sehen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 01. Januar 2021, 18:31:40
Bei Alexander Lucas mit ihrem schleuderndem Wuchs, keine Chance für die strengen Regeln, aber Elemente davon, die nutze ich hier auch für die kleine Spindel.

Wäre vielleicht etwas zu viel Querulant für Palmer, aber die Elemente, die man verstanden hat kann man eben auch woanders hin übertragen wenn sie Sinn machen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Api am 02. Januar 2021, 11:33:30
Da wir hier aber im Musterbäumestrang sind: hat oder kennt jemand Fotos von alten Oeschbergkronenbäumen? Also abgängige Bäume, nicht nur die im Vollertragsalter?

In Deutschland wirst du solche Bäume kaum finden. Palmer kam als 20 Jähriger im Jahr 1950 aus der Schweiz zurück und erst ab da wurden hier Bäume im Oeschbergschnitt erzogen. Das ist jetzt 70 Jahre her, Da sollten Hochstämme aber noch nicht abgängig sein. In der Schweiz könnten sich wohl ältere Exemplare finden lassen. Dort war aber der Oeschbergschnitt in Vergessenheit geraten. Rudolf Thaler, Vorsitzender des OGV Bissingen a.d.Teck, hat mir erzählt, dass er Besuch hatte von Fachleuten der kantonalen Obstbauschule in Oeschberg, die sich hier über den Oeschbergschnitt  informiert haben.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 02. Januar 2021, 20:38:08
Ja, das Zeitfenster ist durchaus noch knapp bemessen, aber ich denke trotz Lebensverlängernder Maßnahmen durch den Schnitt sollte es mittlerweile gealterte Bäume geben. Zumindest auf armem Hungerboden und ein paar Dürrejahren sollte doch das ein oder andere 70jährige Gehölz abgängig sein.

Wenn jemand mal Besuch von jemandem anderen bekommt möchte ich da noch nicht viel reininterpretieren, die Oeschberger haben zwar vor kurzem mal wieder eine neue Version von ihren Empfehlungnen herausgebracht, aber was bedeutet das schon? https://www.inforama.vol.be.ch/inforama_vol/de/index/beratung/beratung/beratungsgebiete/obst_beeren/gartenobstbau.assetref/dam/documents/VOL/Inforama/de/Dokumente/Beratung/Obst_Beeren/Erwerbsobstbau/broschuere-obstbaumschnitt.pdf
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Talkrabb am 03. Januar 2021, 10:58:31
Was mir beim "neuen" Oeschbergschnitt (Broschüre Inforama) auffällt ist, dass die begleitenden Fruchtäste (nach Palmer je Leitast 3 Stück) weggelassen werden. Das Pinzip der vier steilen Leitäste und das fleißige runterbinden von Trieben wird jedoch beibehalten. Vermutlich wurden den Schweizern die Bäume mit begleitenden Fruchtästen zu breit, was die Bearbeitbarkeit des Grünlands mit landwirschaftlichen Maschinen erschwert.

Hat aus meiner Sicht mit der Schnittphilosophie von Kobel/Spreng/Palmer nicht mehr viel zu tun. Ich bin ein Fan des "ursprünglichen" Oeschbergschnitts. Als Nichtlandwirt und Handsensenmäher halte ich breitere Bäume die nicht so in die Höhe schießen und leichter beerntbar sind für eine gute Sache.

Zum Thema Oeschberg-Altbäume: Diesen Artikel kennst du vermutlich thuja thujon: https://www.bogl-bw.de/oeschbergschnitt/ Dort sind Altbäume abgelichtet. Im Remstal (Palmer war aus Geradstetten) stehen auch ein paar alte Oeschbergbaumgesellen (vor vielen Jahren auf "Oeschberg" umgestellte Bäume - Alter bestimmt 70 oder 80 Jahre). Allerdings habe ich keine Bilder davon.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: jul am 03. Januar 2021, 18:20:18
Was mir beim "neuen" Oeschbergschnitt (Broschüre Inforama) auffällt ist, dass die begleitenden Fruchtäste (nach Palmer je Leitast 3 Stück) weggelassen werden. Das Pinzip der vier steilen Leitäste und das fleißige runterbinden von Trieben wird jedoch beibehalten. Vermutlich wurden den Schweizern die Bäume mit begleitenden Fruchtästen zu breit, was die Bearbeitbarkeit des Grünlands mit landwirschaftlichen Machinen erschwert.

Hat aus meiner Sicht mit der Schnittphilosophie von Kobel/Spreng/Palmer nicht mehr viel zu tun. Ich bin ein Fan des "ursprünglichen" Oeschbergschnitts. Als Nichtlandwirt und Handsensenmäher halte ich breitere Bäume die nicht so in die Höhe schießen und leichter beerntbar sind für eine gute Sache.

Zum Thema Oeschberg-Altbäume: Diesen Artikel kennst du vermutlich thuja thujon: https://www.bogl-bw.de/oeschbergschnitt/ Dort sind Altbäume abgelichtet. Im Remstal (Palmer war aus Geradstetten) stehen auch ein paar alte Oeschbergbaumgesellen (vor vielen Jahren auf "Oeschberg" umgestellte Bäume - Alter bestimmt 70 oder 80 Jahre). Allerdings habe ich keine Bilder davon.

... da sind ein paar beeindruckende Exemplare abgelichtet.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 24. Februar 2021, 12:54:26
Ich finde diesen Jonagold ja nicht verkehrt, wurde vor ein paar Jahren umgestellt und kommt hier im Strang auch öfters vor. Steht nicht bei mir im Garten.
Er dürfte jetzt etwa 50 Jahre haben. Vielleicht auch mehr? Jedenfalls ist noch lange nicht Schluss und keine Alterserscheinungen wie nachlassender Wuchs erkennbar.

Ok, streng Oeschberg ist er nicht, wäre Baumfrevelei gewesen. Da wurde so schon genug Brennholz rausgeschnitten. Mittlerweile passt der Schnitt in 2 Schubkarren, nur dünnes Zeugs, keine großen Wunden.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 24. Februar 2021, 12:55:03
... und ein etwas anderer Winkel der die offene Krone besser zeigt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Wild Obst am 24. Februar 2021, 13:26:25
Eine Frage, die ich mir immer wieder stelle ist, wie man die Mitte so "schlank" halten kann. Deren Fruchtäste wollen/würden bei meinen Bäumen am liebsten wieder Leitäste werden, auch wenn ich sie flach schneide.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 24. Februar 2021, 13:33:44
Klassische Spindelerziehung.
Zahnsche Regel: alle Seitenäste die dicker als 1/3 vom Stammquerschnitt an der Entstehungsstelle sind werden entfernt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Wild Obst am 24. Februar 2021, 13:57:34
Die dicken habe ich auch immer ganz entfernt. Nicht unbedingt streng nach einer Zahn'schen 1/3 Regel, aber es könnte bis auf ein paar Ausnahmen schon so hinkommen. Aber auch die verbleibenden Fruchtäste der Mitte wachsen an meinen Bäumen oft 3-4 Jahre nur, bis sie mal Frucht ansetzen und sind dann auch 2 m und länger. Und wenn ich vorher schneiden würde, hätte ich doch nur noch stärkeren Wuchs. 

Aus Zeitgründen schneide ich praktisch nur im Winter, im Sommer habe ich zuviel anderes zu tun.

Spindeln bzw. Spindelerziehung kenne ich nichts so wirklich und habe ich auch keine, wollte es aber schon mal ausprobieren bzw. auch richtig lernen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Talkrabb am 24. Februar 2021, 22:03:35
[...]

Spindeln bzw. Spindelerziehung kenne ich nichts so wirklich und habe ich auch keine, wollte es aber schon mal ausprobieren bzw. auch richtig lernen.
Das ist letztendlich der "Trick". Wenn man den Spindelschnitt verstanden hat und zusätzlich solche Spielchen wie "Schlankschnitt", Abbinden, Stummelschnitt (bei einer Goldparmäne bei mir notwenidg, die garniert sich sehr schlecht), etc., dann wirst du auch eine Spindelmitte hinbekommen.

@Thuja thujon
Den Jonagold vom Nachbar hast du wirklich toll hinbekommen. Er scheint auch zufrieden zu sein (man erkennt zumindest keine "Verbesserungsversuche" vom Eigentümer). Ich schneide unter anderem Bäume von der Stadt, die in einer Grünanlage stehen. Da passt nahezu keiner in die "Öschbergschablone" (wurden lange falsch/gar nicht geschnitten). Da gehe ich eher nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel" vor. Steile Leitäste, Spindelmitte - Ja! Jeder Leitast drei begleitende Fruchtäste, Augenblenden, runter binden, etc. - Nein, dauert zu lange :-) Und trotzdem sind die Bäume besser in Schuss, als viele in den dahinter liegenden Gärten.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Wild Obst am 24. Februar 2021, 22:09:12
Gut, dann muss ich mich mal ernsthaft mit Spindeln beschäftigen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Asinella am 25. Februar 2021, 10:08:42
Eine Frage, die ich mir immer wieder stelle ist, wie man die Mitte so "schlank" halten kann. Deren Fruchtäste wollen/würden bei meinen Bäumen am liebsten wieder Leitäste werden, auch wenn ich sie flach schneide.
Das tröstet mich ja, wenn es Dir auch so geht. Ich komme mit Spindeln auch nicht klar. Zwei selbst veredelte M26er werden jetzt als Busch gezogen, basta. Aber der Pfirsichrote Sommerapfel im Garten, der als schön angesetzte Spindel ankam, will auch wachsen, was das Zeug hält, der sollte platzeshalber Spindel bleiben werden. Und ein im letzten Frühjahr drauf geedelter James Grieve, auf einem Zweig waagerecht wie mit der Wasserwaage ausgerichtet, schießt > 1m im Bogen nach oben ::). Entweder die haben das Lehrbuch nicht gelesen oder ich mache was falsch.
.
Bei den nach Öschberg-Art erzogenen Bäumen, was über den Umkehraugen-Schnitt ansonsten gut funktioniert, habe ich das gleiche Problem mit der Mitte, aber auch mit den Fruchtästen. Muss ich mich wohl auch noch reinfuchsen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 26. Februar 2021, 11:27:03
Gut, dann muss ich mich mal ernsthaft mit Spindeln beschäftigen.
Die besten Ergebnisse gibts natürlich wenn man alle Schnittarten kennt und die jeweils richtige bei Bedarf dann auch wählt. Ohne Baumansprache sollte man jedenfalls nie anfangen.

Zum Spindelschnitt, auch da gibts verschiedene Schnittarten, schau dir vielleicht mal dieses 7 Minuten Video an.
https://www.youtube.com/watch?v=ujCC8ytYtP8&feature=emb_logo

Die Methode ist noch am weitesten verbreitet.

Meine Apfelreihe erziehe ich jetzt mit dem erweiterten Klickschnitt, dem Zapfenschnitt. Freistehende Spindeln eher klassisch. Man muss halt das einjährige Holz verstehen, wie kommts zum Wachstum und wie wird der Trieb reagieren wenn ich wo schneide.
Mehrsortenbäume machen es nicht leichter, sind aber trotzdem handlebar.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Wild Obst am 26. Februar 2021, 13:11:24
Im Video sieht es deutlich einfacher aus, als ich es mir gerade an meinen Bäumen vorstellen kann. in deren Anlage haben die Bäume ja auch schon direkt stammnah schönes Fruchtholz. Ich muss mir das mal die nächsten Wochenenden ansehen, darüber meditieren, an ein paar Testbäumen umsetzen versuchen und vielleicht auch mal sauber fotografisch dokumentieren.

Ich habe auch diesen Winter noch zwei Äpfel auf B9 und eine Birne auf Quitte gepflanzt, die ich als "pure Spindel" erziehen könnte, als kleinere, übersichtlichere Übungsobjekte.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 26. Februar 2021, 13:15:48
Eine etwas breitere Spindel, Jonagold auf MM106, noch ungeschnitten, derzeit etwas über 6m hoch.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 26. Februar 2021, 13:40:42
Hat der Jonagold einen Veredelungswulst mit deutlich dünneren Unterlage?

Ich habe eine ähnliche Alkmene, dessen unteren Äste nach der Zahnschen Regel entfernt werden müssten, um als halbwegs gepflegte Spindel durchzugehen.
Unterlage unbekannt.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: thuja thujon am 26. Februar 2021, 13:56:50
Sehen kann man die dünnere Unterlage bei dem nicht, ich hatte ihn vor ein paar Jahren selbst okuliert.
Hängt manchmal auch damit zusammen ob die Sorten eher zu dünnen oder dicken Trieben neigen.
Bei Äpfeln ist oft auch die schwache Unterlage dicker, bei Birne oder Kirsche ist das mit der dünneren Unterlage viel besser zu erkennen.

Den krassen, kugelförmigen Veredlungswulst hat man eigentlich auch nur bei M9, nicht bei MM106.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Privatier von Oberbayern am 26. Februar 2021, 14:48:12
Grundsätzlich ist es richtig. Aber: meine Nancy Mirabelle seit 16 Jahren nicht geschnitten, als Halbstamm war vor ca. 2 Jahren ca. 17 Meter breit, wie das Grundstück.
Mein Garten ist nur 17 Meter breit, dafür lang. Boskoop als Busch, geht auch gerne in die Breite. In der Höhe hätte er Mirabelle locker überholt, wenn ich nicht eingegriffen hätte. Und Hauszwetschge als Busch ist deutlich höher, als Mirabelle. So what. Natur hält sich nicht an Kataloge.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Gartennoob am 17. Juni 2022, 11:23:38
Hi zusammen

Meinen Berlepsch habe ich sehr stark geschnitten. Leider waren kaum geeignete Leitäste da, deshalb habe ich sogar mehr als die Hälfte weggeschnitten, damit alle Äste die ich stehen lassen in Saftwaage sind.

Der Austrieb ist dieses Jahr sehr gut, selbst die schwachen Ästchen haben den gleich starken Austrieb wie die stärkeren.

Ich hab 5 stehen lassen um irgendwann mich für 3bis4 vernünftige zu entscheiden.

So nun zu meiner Frage

Die beiden stärksten Äste wurden stark zurück genommen (nur wenige cm vom Miteltrieb).
Da mein Berlepsch grundsätzlich nur steile Äste irgendwie hervorbringt ( ja ich habe beim Schnitt der Spitze 4bis5 Knospen darunter ausgebrochen), muss ich gucken das es nicht zu steil wird.
Durch den kurzen Abstand zur stammmitte und den von Natur aus steilen Wuchs, sind die "Leitäste" fast parallel zur Mitte. Auf jeden Fall deutlich steiler als die Muster 45 Gradmarke.

Sollte ich jetzt schon die Äste abspreizen bevor die Verholzung stattfindet ? Oder wird durch die zukünftigen Schnitte auf Außenknopse der Leitast eh von der Stammmitte abgespreizt?

Auf dem Foto meine ich die beiden Äste die nach links und rechts gehen.

Unterlage ist übrigens Bittenfelder Sämling.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Gartennoob am 17. Juni 2022, 11:25:42
Hier seht ihr wie viel ich schneiden musste.

Glaube der nahe Abstand verstärkt das Problem.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Staudo am 17. Juni 2022, 11:40:40
Ich würde mit dem Schnitt bis zum März warten und gucken, was bis dahin wächst.  ;)
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Gartennoob am 17. Juni 2022, 11:56:32
Klar schneiden erst im nächsten Jahr!

Weiss nur nicht ob ich vielleicht jetzt abspreitzen sollte.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: obstnewbie am 17. Juni 2022, 12:10:05
Ich habe auch einen etwa 10 Jahre alten Berlepsch auf Bittenfelder, allerdings einen Hochstamm - und ich habe keine Oeschbergkrone.
Beim Berlepsch gehen die neuen Äste ganz steil nach oben, parallel zum Stamm. Du musst aber bedenken, dass die Äste durch den Fruchtbehang später wieder runter kommen - zumal Berlepsch gerne hauptsächlich an den Astenden trägt. Ich habe es so gemacht, dass ich die Äste immer auf auf eine unten liegende Endknopspe geschnitten habe. Dadurch kann man das steile Wachstum etwas ausgleichen.
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Wühlmaus am 17. Juni 2022, 14:12:53
...
Auf dem Foto meine ich die beiden Äste die nach links und rechts gehen.
...
Ich würde dir als erstes empfehlen, dem Baum einen Stützpfahl zu geben, der bis in die Krone reicht!
.
Wenn es dumm läuft, hast du sonst nach dem nächsten stärkeren Gewitter nur noch einen kronenlosen Stamm 8)
Titel: Re: Oeschbergschnitt - Musterbäume
Beitrag von: Gartennoob am 17. Juni 2022, 18:16:49
Der Baum wurde im Herbst 2020 gepflanzt.

Damals als Halbstamm. Die untersten Leitäste habe ich jedoch entfernt, da nicht wirklich was brauchbares dabei war.

Somit rutscht die Krone hoch und ist jetzt ein 3/4 Stamm. Der Garten ist jedoch sehr windgeschützt.