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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: Tester32 am 08. August 2016, 13:20:07

Titel: Experiment Sauerkirsche: Köröser Weichsel / Pándy meggy
Beitrag von: Tester32 am 08. August 2016, 13:20:07
Hallo,

ich habe mir im Frühjahr für 3,99€ bei Norma einen kleinen trockenen Stängel mit Überschrift "Rheinländische Schattenmorelle" gekauft. War Wurzelware ohne Knospen, ca. 80cm hoch. Spitze oben abgeschnitten. Unterlage unbekannt. Erwartete Baumhöhe: 3-4m, dürfte also Halbstamm sein.

Nun ist das Mini-Bäumchen trotz einer Umpflanzung (ich glaube es selsbt nicht, aber ja, ich habe es getan, einmal an eine andere, vermutlich bessere Stelle umgeptlanzt) sehr gut angewachsen und hat stark ausgetrieben, seitlich 6 Äste, so ca. 50-60 cm lang. Der Schnitt am Stamm oben scheint nicht richtig verheilt zu sein, denn es kommt Gummifluss raus. Ich vermute, dass kein Wundenschutzmittel nach dem Schnitt aufgetragen war. Lohnt es sich noch jetzt das Mittel aufzutragen, oder besser 1-3 cm tiefer neu zu schneiden und dann das Wundschutzmittel auftragen? Eventuell ist die nicht verheilte Spitze auch der Grund, warum die Pflanze keinen Mitteltrieb hat, die ausgetribenen Äste gehen seitlich vom Stamm ab, keins geht nach oben.

Ich fange also an, mir Gedanken über die Pflege und den Schnitt zu machen. Zu was, wie und wann.

Praktisch fand ich den Pflege-Hinweis gegen die Wintersonne, dass man die ersten 2 Jahre den Stamm besser mit Jute dschützen sollte und ab dem 3.Jahr weis anstreichen.

Die bisher gelesenen Schnittanleitungen waren irgendwie ... widersprüchlich. Zu einem Schluss bin ich gekommen: wahrscheinlich ist es besser, erst im nächsten, zweiten Jahr den ersten Schnitt zu machen, das Bäumchen dürfte in diesem Jahr eh genug Stress haben.

Sehr nützlich fand ich den Hinweis zum Thema Sommerschnitt vs. Winterschnitt von Staudo in einem anderen Thema:

Hier gibt es eine knappe und lesbare Zusammenfassung.

Damit wäre der erste Schnitt wohl erst Anfang des nächsten (2en) Sommers nach der Blütezeit, so ca. im Mai fällig?

Stützig werde ich bei der Stelle von Schnittanleitungen, wo es um die Bildung von Leitästen geht. Von den aktuellen 6 Seitentrieben lassen sich 4 sehr gut zu Leitästen machen. Einer muss weg, weil doppelt und einer weil ins Innere reinwachsend. Das Problem: alle Schnittanleitungen behaupten, dass man ca. 15 Leitäste bilden muss, die vom Mitteltrieb abgehen sollen. Was aber tun, wenn ich keinen Mitteltrieb habe, wie kann ich die Krone dann passend formen?

Muss ich diese 4 künftigen Leitäste im nächsten Sommer auch kürzen oder dürfen sie einfach weiter wachsen? Mein Ziel in den ersten 3 Jahren ist es nicht, eine Ernte zu bekommen, sondern die Pflanze für die Zukunft gesund und stark wachsen zu lassen. Gar keine Blüten in den ersten 3 Jahren wären mir sogar lieber, weil dann die Monilia-Pilze keine Eintrittsstellen haben. Das Bäumchen ist m.E. noch zu klein, um es gegen Monilia zu schneiden. Eventuell werde ich während der Blütezeit preventiv gegen Monilia spritzen. Hat jemand Erfahrungen mit "Duaxo Universal Pilz-frei (Difenoconazol)" oder "Obst-Pilzfrei Teldor (Fenhexamid)" bei Ästebefall von Sauerkirschen?

Freue mich über Eure Meinungen und Tips. :-)
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Tester32 am 09. August 2016, 19:57:49
Ehrlich gesagt, fühle ich mich geert. 67 Lesungen und kein einziger Kommentar, - das spricht für die Qualität der Fragen!  ;D Leute, nimmt es nicht so ernst, das ist nur ein Brainstorming. Und für mich auch nur ein Experiment mit einer billigen Discounter-Pflanze. Schreibt also einfach alles nieder, was Euch spontan dazu einfällt!

Hier mal das Bild des Pflänzchen:

(http://i58.photobucket.com/albums/g275/tester32a/IMG_20160809_180405_zpsopq7g3ch.jpg)
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: b-hoernchen am 09. August 2016, 20:10:02
Nimm eine möglichst starken Trieb möglichst nahe der Spitze und binde ihn senkrecht - das wird der Haupttrieb, die Sprossachse.
Konkurrenztrie oder kannst du entfernen oder runterbinden, dass sie keine Konkurrenz mehr darstellen.
Aber lass das Genze erst mal wachsen - wahrscheinlich wirst du die Verzweigungen erst in etwas größerer Höhe machen und die jetzt zu bodennahen Triebe einmal abzwicken (gibt's in deiner Gegend eine Sauerkirschenplantage? - schau dir die Bäume mal an).

Jetzt brauchtst du dir über Monilia noch nicht so viel Gedanken machen. Möglicherweise ist die Sorte auch recht unempfindlich. Ich habe erst vor kurzem eine "Morellenfeuer" von Aldi umgesägt; der Baumm war völlig gesund, aber ich brauch den Platz und der Ertrag hat war mir zu gering.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Tester32 am 09. August 2016, 22:39:46
Vielen Dank! Das mit der Monilia klingt doch sehr beruhigend.

Einen Trieb senkrecht zu binden und aus ihm eine Sprossachse zu machen ist wahrscheinlich machbar, muss mir das überlegen.

Ich glaube zu bodennah wäre unter 40cm? Die Triebe haben jetzt eine Höhe zwischen 50 und 60. Stammhöhe um die 72. Leider haben die Triebe wenig Abstand zu einander, habe gelesen dass um die 10 cm empfohlen werden, aber das läßt sich durch gut ausbalancierte Leitäste ausgleichen, ich sehe dadurch keine besondere Abbruchgefahr. Eventuell wächst das auch noch auseinander? Dass die Triebe so tief liegen, gefällt mir eigentlich. Wenn dadurch keine Nachteile entstehen. Bei meiner Süßkirsche fangen die Äste erst bei 145 cm an, da kommt man ohne Leiter kaum ran. Ich finde das hoch und wenn man Äste tiefer haben kann, dann warum nicht? Zumindest in den ersten Jahren erspart man sich dann die Leiter.

Wahrscheinlich mache ich mir bis auf den Haupttrieb in der Tat zu früh Gedanken. :-)
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: cydorian am 09. August 2016, 23:20:25
Einfache Schnittanleitungen für Sauerkirschen gibts viele, z.B. https://www.lwg.bayern.de/mam/cms06/gartenakademie/dateien/schnitt_der_sauerkirsche_infoschrift_3172.pdf

Problem wird bei dieser Sorte der Moniliabefall sein. Sie ist leider anfällig. Vielleicht hast du ja Glück und ein gutes Kleinklima, das Monilia bremst. Ansonsten bleibt dir nur jährliche Behandlung. Ja, man kann z.B. Teldor dagegen anwenden. Die einzige Erfahrung, die ich dir da schildern kann ist die Unlust, das Jahr für Jahr zu verspritzen. Es gibt Alternativen, viel weniger anfällige Sorten.

Das ist auch nicht der einzige "Spass" mit dem Baum. Dieses Jahr hatte ich Totalausfall wegen Kirschessigfliege.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Tester32 am 10. August 2016, 23:12:27
Mein wahres Problem ist, dass ich neu im Gartenbau bin und weder die Pflanzen, noch den letztes Jahr übernommenen Garten gut kenne. Zum Beispiel habe ich gelesen, dass Johannisbeeren angeblich Sonne mögen, aber windgeschützt. OK, dann habe ich sie so eingepflanzt, dass sie es extrem sonnig, und etwas windig haben. Tja, allen 3 Sorten, schwarze, weiße und rote, gehr es aktuell nicht gut. Ich tippe auf Sonnenbrand. Den roten Johannisbeeren im Halbschatten im Nachbars Garten geht es dagegen blendend, sie wachsen dort bereits seit fast 50 Jahren und die Nachbarin beschwert sih nur, dass sie jährlich einen Schnitt brauchen. :) Bei meiner Tante wachsen die schwarzen Johannisbeeren völlig im Schatten (an einer Garangenwand und unter einer Mirabelle gleichzeitig) auch bestens. Also war das mit der Sonne vermutlich eine Mär. Ich werde die Pflanzen an halbschattige Orte umpflanzen müssen. Dabei weiß ich übrigens nicht, ob sie an dem neuen Ort das Mikroklima (Halbschatten, aber manchmal extrem heiß, an manchen Tagen bildet sich dort stehende heiße Luft) ertragen werden.

Ein anderes Beispiel. Mein übernommener Apfelbaum ist absolut verseucht mit dem Apfelwickler. Ich habe mich in der Gartenabteilung beim Hagebau-Baumarkt beraten lassen, was man dagegen tun kan und sie haben mir eine Pheromonfalle für stolze ca. 18 Euro empfohlen. Das Ding hat zwar ca. 15-20 männliche Apfelwickler eingefangen, das hat aber die weiblichen Vieher überhaupt nicht gestört, alle Äpfel mit Eiern zu verseuchen. In der Gartenabteilung von BayWa hat man mich dann aufgeklärt, dass die Pheromonfallen nur als Indikator für den Apfelwickler-Flug dienen, dann müsse man aber mit Chemie spritzen. 

Kurz: um gesunde Pflanzen und gute Erträge zu haben, braucht man entweder viel Glück oder tonnenweise Wissen, welches selbst das Wissen von Fachverkäufern der Gartenabteilungen manchmal deutlich übersteigen muss. Es sind oft gar nicht so viele Schritte, die man tun muss, um eine Pflanze gesund zu halten bzw. zu bekommen, aber bis man sich dieses Wissen aneignet ... Deswegen nenne ich das auch ein Experiment. :) Diese Schattenmorelle ist ein Versuchslabor, ein Testballon. Ich kann leider keinesfalls versichern, dass sie nicht an was ganz anderes als die Monilia eingeht, ;D es gibt ja genug andere Krankheiten und Problme. 1-3 Mal während der Blütenzeit zu spritzen würde mich übrigens nicht stören. Ist nicht so anstrengend, wie gegen Gartenläuse auf Johannis- und Maibeeren alle 3-4 Tage ca. 4 Wochen lang zu spritzen. Vorausgesetzt die Spritz-Ausrüstung stimmt natürlich, da brauche ich was deutlich Besseres als das 2L-Spritzkännchen aus Aldi. Mit einem langen Stab für Bäume und eine Konstruktion, wo man nicht so oft nachpumpen muss. Evtl. gibt es sogar was elektrisches, akkubetriebenes. Damit läßt sich so eine "Spritztour" durch den Garten hoffentlich auf 30 min reduzieren.

Gegen die Kirschessigfliege denke ich ein engmaschiges Schutznetz auszuprobieren, soll auch gleichzeitig gegen Vögel helfen. Ist bei großen Bäumen natürlich problematisch. Aber ich bezweifle eh, dass ich erleben werde, wie dieses Bäumchen 4 Meter hoch wird. :-) Wahrscheinlich werde ich es früher roden, wenn es mir zu groß wird. Bis dahin können mit etwas Glück aber noch einige Jahre vergehen und einige Erfahrungen gesammelt und Wissen aufgebaut werden.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: cydorian am 11. August 2016, 10:41:51
Versuche, es nicht so theoretisch und übergründlich anzugehen. Eigene Erfahrungen sind viel wichtiger. Pflanzen und sehen, was passiert. Fang an mit problemlosen Obstgehölzen. Ribes - Arten, einen Apfel, Kirsche die wenig anfällig ist... das, was eben so in den Hausgärten steht.

Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: obst am 11. August 2016, 11:53:33
Ich kann nur cydorian zustimmen. Man muss wirklich nicht alles im Garten tot spritzen. Wenn man einen Garten ein paar Jahre hat, merkt man, was jedes Jahr daneben geht (bei uns z.B. der Birnengitterrost, der jedes Jahr gespritzt wird). Der Apfelwickler ist in diesem Jahr relativ stark, aber in anderen Jahren auch ohne Spritzen schwächer. Mache Dich nicht zum Sklaven des Gartens, dann vergeht auch die Freude daran. Wenn eine Pflanze wirklich ganz viel Läuse hat, genügt ein bischen Spülmittel im Spritzwasser.

Bei der Sauerkirsche solltest Du evtl. überlegen, ob Du Dir irgendwo eine wurzelechte besorgst, die sollen gegenüber Monila nicht so empfindlich sein. In einigen Baumschulen gibt es die.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Tester32 am 11. August 2016, 23:16:46
Ich kann cydorian auch zustimmen. Ich will auf keinen Fall einen Gewerbeanbau betreiben und dauerhaft spritzen. Habe heute eine Sendung gesehen, der Obstbauer sagte, dass es 2015 gegen Apfelschorf nur 5 mal spritzen musste. Ich finde eine derart hohe Zahl echt krass. :o Aber 1-2x pro Saison finde ich durchaus akzeptabel, bei passender Ausrüstung nicht anstregend und bei passendem Preis auch wirtschaftlich. Mei Leute, es ist nur eine Kirsche, keine 20! 

Irgendwo im Forum habe ich ein Beispiel gelesen, dass jemand in 8 Jahren bei der Schattenmorelle zweimal die Monilia wegschneiden musste und das wars. Also bitte, das muss doch machbar sein! Wer nicht bereit ist, schon so wenig Zeit in die Gesundheit seiner Pflanzen zu investieren, sollte es lieber lassen. Ich bin kein Freund der Pflanzenquälerei.

Mich von vorne herein von einer einzigen Pflanzenkrankheit abschrecken zu lassen, - das ist aber auch nicht mein Ding. Wo bleibt denn da die Herausforderung? Und problemloses Obstgehölze gibt es genauso nicht, wie es keine Menschen gibt, die ständig zu 100% gesund sind.

Wenn eine Pflanze wirklich ganz viel Läuse hat, genügt ein bischen Spülmittel im Spritzwasser.

Negativ. Ich konnte bei meinen Johannisbeeren keinen Effekt beobachten, der über 1-2 Tage hinaus geht. Das Blattlausfrei von Neudorff oder ein Brennesel-Sud halten mit 3-4 Tagen schon deutlich besser. Dann kommen die Blattläuse wieder, weil sie aus gelegten Eiern schlüpfen. Um sie ganz wegzuspritzen, brauchst Du entweder irgendwas systemisches, was auch die Eier tötet, oder Du musst spritzen bis der Schlupfzyklus von ca. 28-29 Tagen vorbei ist.

Im Übrigen, ist der Effekt vom Blattläuse spritzen an Johannisbeeren sehr unterschiedlich. Bei der Weißen Versailes und der roten Rovada konnten die Spitzen trotzdem nicht mehr gerettet werden. Bei der WV sind sie eingegangen und bei der Rovada sind die Triebe weiter nur noch verkrümmt gewachsen. Also kannst dann auch einfach die befallenen Triebspitzen abschneiden, kommst zum gleichnen Ergebniss viel schneller, sparst Dir das Spritzen. :)  Bei der schwarzen Ometa hat sich das Spritzen dagegen als hilfreich erwiesen. Die Vieher sind weg und die Spitzen sind gut und gesund weiter gewachsen. Bis die Hitze mit dem Sonnenbrand kam, aber das ist ein anderes Thema. Übrigens, die letztes Jahr unter Blattläusen stark gelittene Süßkirsche konnte ich mit einem Leimring dieses Jahr vor Blattlausbefahl auch bewahren, ihr geht es deutlich besser als letztes Jahr. Der Aufwand, den Ring zu beobachten und ca. einmal monatlich für die Pflanze und den Stock, an dem sie angebunden ist, gegen einen neuen Ring zu tauschen, hält sich in Grenzen. Finde das nicht wirklich anstrengend.

Meine Frau hatte noch ein Gemisch, ich glaube mit Minzöl. Ich habe den Verdacht, dass dieses Zeug noch wirkungsvoller als das Neudoff-Blattlausfrei und Brenneselsud sein könnte. Werde es bei Gelegenheit noch ausprobieren. Ich liebe alte Voklsrezepte, einige können sehr effizient und wirkungsvoll sein. 

Nee, klar, man kann alles leicht machen, ist aber nicht mein Ding. Ich besitze von Natur aus eine schwere detaillierte Denkweise. Es kostet zwar viel Zeit, diese anfänglich mit Wissen so vollzufüttern, bis sie alles kennt und effizient wird, aber dann kommen auch unkonventionelle Lösungen und klappen so Sachen wie einen Artikel unserer Firma auf einer Bestellung einer Schwester-Firma im gemeinsam genutzen Lager zu veredeln. Das habe ich mir spaßeshalber letzte Woche gegöhnt. :) Stell Dir vor, Du bestellst (eher versehentlich) einen neuen BMW mit einem Mercedes-Motor, machst bei der Lieferung die Haube auf und siehst tatsächlich einen Mercedes-Motor! Sowas ist nur dann machbar, wenn man weiß, was man tut. Mit leichten 0815 Lösungen, die in jedem Garten stehen, bekommt man sowas nicht. Ich betrachte das als eine Lehre.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: cydorian am 12. August 2016, 11:22:09
Machs nicht zu kompliziert und konzentriere dich auf die wirklichen Spielverderber. Das sind selten die Blattläuse. Monilia schon viel eher, je nach Standort und Sorte. Oder die Kirschessigfliege. Ein sehr feinmaschiges Netz aufziehen und dicht halten ist leicht gesagt und schwer getan.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: obst am 12. August 2016, 13:41:32
Vielleicht sollte man auch bedenken, wenn man jede Blattlaus bekämpft, dass man damit den Nützlingen (Marienkäfer, Florfliegen) die Nahrungsgrundlage entzieht. Ich benutze wirklich nur bei sehr starkem Befall ein Insektizid oder einige Spritzer Spülmittel (bei mir wirkt das immer sehr gut). Beides setze ich nur ein, wenn ich keinerlei Marienkäfer- und Florfliegenlarven erkennen kann und die Pflanze völlig zusammenbricht unter Läusen.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Tester32 am 15. August 2016, 21:17:10
Es kommt auf die Situation an. Einer erwachsenen Pflanze machen ein paar Blattläuse sicherlich nichts aus. Bei Jungpflanzen können die Blattläuse das jährliche Wachstum auf 0 reduzieren, was nicht der Sinn einer Jungpflanze ist.

Mit dem feinmaschigen Netz stimme ich zu. Ich kann mir bei größeren Bäumen ehrlich gesagt nicht vorstellen, wie man das in der Praxis hinbekommt.

Schauen wir, was kommt, ob es Monilia und die Kirschessigfliege sein werden, und wie schwer die Bekämpfung sein wird.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Tester32 am 30. August 2016, 16:42:47
So, nun kamen die ersten Schädlinge.  :) Scheinbar ist das irgendeine Raupen-Art. Sind dunkelgrün, sehr klein, ca 3-4mm lang und ca. 1mm dick. Fressen sehr kleine Löcher, weniger als 1 mm.  Leider kann ich kein Foto hinzufügen, meine Kamera-Technik kann sowas Kleines nicht.

Da die Anzahl der Blätter noch überschaubar ist, habe ich sie abgelesen, ein Raupenfrei-Mittel lohnt sich m.E. nicht. Für nächstes Jahr plane ich gegen Raupen und gegen den Apfelwickler ein Vogelhäuschen zu bauen. Im Prinzip für Staren, aber ggf. sind andere Vögel bessere Insekten- und Raupenjäger? Hat jemand Erfahrungen mit unterschiedlichen Vogelarten?

Dazu habe ich Anfang August doch einen Doppelzweig abgeschnitten, Mal um Erfahrungen zu sammeln, wie die Schnittwunden um diese Jahreszeit in dieser Umgebung so heilen.

Und ich habe Astbeschwerer angebracht, um die 4 Leitäste spindelartig um 45 ° zu erziehen. Die Idee, als Astbeschweret Joghurt-Bächer mit Stein und Beton zu füllen, fand ich für einen Kleingarten zu anstrengend. Habe Plastikflaschen mit Wasser gefüllt, zugeschraubt und angebunden. Es ist wesentlich leichter, Wasser zu dosieren und man macht nichts schmutzig. Dazu kann man bei Bedarf jederzeit das Gewicht kinderleicht ändern. Verschluss entfernen, über einen Trichter Wasser nachfüllen, wieder zu, fertig. Ein Beton-Beschwerer kann sowas nicht. Auch müsste ich Beton extra kaufen. Flaschen nehme ich umsonst diejenige, die keinen Pfand haben. Sie bekommen so ihr zweites Leben.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Tester32 am 26. März 2018, 00:39:11
Das Bäumchen wächst weiter. Letzes Jahr (das zweite Lebensjahr) hatte es versucht, ca. 5-6 Blüten zu bilden, aber der Spätfrost muss sie wohl beschädigt haben, nach dem Öffnen waren sie in der Mitte schwarz. Sonst gab es letztes Jahr keine Erkrankungen und Schädlinge, das Bäumchen war erstaunlich gesund und ungehindert weiter gewachsen.

Ich habe mich mit dem Schnitt von Sauerkirschen gründlich auseinander gesetzt und kenne mich jetzt mit diesem Thema gut aus. Die Pflanze hat eine Hohlkrone bekommen, mit 4 Leitästen. Das Bäumchen ist ca. 1,2m groß. Es hat dieses Jahr Ansätze von Fruchtholz, welches für eine Handvoll Kirschen reichen könnte. Mal sehen, ob es eine Ernte gibt und wie es sich dieses Jahr entwickelt.

Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: lord waldemoor am 26. März 2018, 01:07:45
du kannst dann zu mir kommen meine pfirsiche schneiden ;)
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Tester32 am 01. Juni 2018, 11:30:24
Es kam zu einer Überraschung.  ??? Die Schattenmorelle ist ja eine selbstfruchtbare Sorte. Meine Sauerkirsche ist offensichtlich NICHT selbstfruchtbar. Von ca. 100 Blüten wurden vielleicht 5, höchstens 10 befruchtet.

Einerseits ist es ein schönes, gesundes Bäumchen. Kein Monilia, nicht mals die Schrottschußkrankheit. Es einfach zu entsorgen wäre mir zu schade. Andererseits habe ich weder Platz für eine zweite Sauerkirsche, noch Lust, einen anderen Baum einer anderen Sorte zu bezahlen und neu einzupflanzen. Billig sind die Sauerkirschen nicht, i.d.R. kosten sie um die 25-30 Euro. Dazu es dauert 3 Jahre, bis sie beginnen, zu tragen. Ich denke, es bietet sich also eine Veredelung an. Baumschule Ritthaler bietet z.B. Edelreiser für die Sorten Beutelspacher Rexelle, Diemitzer Amarelle, Fanal, Freinsheimer Rubin, Frühlings-Süßweichsel, Königin Hortense, Minister von Podbielski, Morellenfeuer, Ungarische Traubige.

Welche würdet Ihr aus den Sichtpunkten Gesundheit und Geschmack empfehlen? Der Ertrag ist für mich unwichtig, für eine kleine Familie sollte die Ernte bei guter Befruchtung so oder so reichen. Auch die Beerengröße läßt mich kalt. Geschmacklich mag ich mehr aromatische Kirschen, mit einer harmonischen Säure. Eine süßere Sorte würde bei meiner Familie gut ankommen, eine sauere - bei mir. Die Kirsche ist für den Frischeverzerr angedacht.

Dann müsste ich wahrscheinlich auch versuchen, meine Sorte irgendwie zu identifizieren. Nicht dass ich Edelreiser der gleichen Sorte bestelle, meine kenne ich ja nicht. Ich werde später Fotos von Beeren machen und hier zur Diskussion stellen. Eventuell lohnt es sich, Edelreiser von 2 unterschiedlichen Sorten zu bestellen. Als Bestellzeitpunkt denke ich an den nächsten Frühling, wenn die Blütezeit beginnt. Ich weiß zwar, dass der Baum dieses Jahr 16.04-27.04 gebüht hat, weiß aber leider nicht, wann andere Sorten in meiner Gegend geblüht hätten. Andererseits verliere ich bei Veredelung im nächsten Frühling das nächste Jahr für die Ernte. Habt Ihr eine Idee, wie man das besser machen kann?

Wie löse ich das Problem, dass bestellte Edelreiser zur Blütezeit meiner Sauerkirsche passen, wenn ich meine Sorte nicht kenne? Und wann wäre der beste Zeitpunkt zum Veredeln?

Eine andere Möglichkeit wäre übrigens auch zu einer Baumschule in meiner Region hinfahren, die Sauerkirschen-Bäume wachsen hat. Evtl. meine Beeren mitnehmen und versuchen, meine Sorte zu identifizieren. Da die Edelreiser nicht durch die Post müssen, geht dann wahrscheinlich auch eine Veredelung im Sommer und ich könnte wahrscheinlich gleich passende Edelreiser bekommen und daheim veredeln. Die örtliche Baumschule kennt auch die Blütezeiten in der Gegend und kann passende Sorten anbieten. Was mein Ihr zu so einer Vorgehensweise?

Leute, wie komme ich an eine Sauerkirsche, die befruchtet wird?!

Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: b-hoernchen am 01. Juni 2018, 13:53:40
Ich will dir ja nicht die Begeisterung für deine Sauerkirsche nehmen, aber das Problem des zu  geringen Fruchtbehangs bei voller Blüte kenne ich von meinen Süßkirschen.

Andererseits, 5 - 10% befruchtete Blüten klingt nicht schlecht. Ich wär' um so eine Befruchtungsrate froh. Schau dir mal Kirschen in deiner Umgebung an , wieviele Blüten so ein Kirschbaum produziert und was dann dann an Früchten dranhängt.
Dieses Jahr kann auch der späte, heftige Winterfrost die Blüten geschädigt haben. Der Behang von Kirschbäumen ist heuer nur mäßig - vielleicht stecken den Bäumen die Schäden der vergangenen zwei Jahhre noch in den Knochen, als Schnee und Frost zur Blütezeit auftraten. Etliche Bäume haben das nicht überlebt.

Für nächstes Jahr kannst du Blütenzweige von Wildkirschen abschneiden und in einen Eimer Wasser neben deinen Baum stellen, in deinen Baum reinhängen... .
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: cydorian am 01. Juni 2018, 14:06:41
Wenn sie wirklich nicht selbstfruchtbar ist, kannst du viele weitere Sorten ausschliessen. Neuere Sorten wie Safir, Jade, Achat sind alle selbstfruchtbar.

Du willst es nicht, aber der schnellste und einfachste Weg wäre, irgendein nutzloses Vorgartengebüsch rauszureissen und eine kleinbleibende Sauerkirsche wie z.B. Kobold zu setzen. Die wird nicht gross, die Floreszenz setzt früh ein und die Blüten befruchten den anderen Baum. Ja, die kostet was, soviel wie zwei Kästen Bier.

Der billigste Weg wäre, erstmal die Selbstfruchtbarkeit zu klären. Etwas wurde ja angesetzt, ganz selbstunfruchtbar kann sie also nicht sein oder es gibt doch Befruchter in der Nachbarschaft. Lass die Kinder mal ein Wildbienenhotel bauen und sorge für bessere Lebensbedingungen bestäubender Insekten. Speziell die leicht zu fördernde Mauerbiene ist bei Kirschen ein sehr guter Befruchter.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 01. Juni 2018, 14:32:39
Keine Monilia? Das war schon ein gutes Indiez, dass es sicht um keine Schattenmorelle handeln konnte. ;D

Zum Punkt von b-hörnchen mit voller Blüte und wenig Ertrag; Die Befruchtungsproblematik ist bei Sauerkirschen ein weit kleineres Problem, als bei Süßkirschen. Die Selbstbefruchtbarkeit vieler Sorten spielt da einem in die Hände.

Bekannt ist ja, das man bei Süßkirschen nicht nur ein Problem vom Blühzeitpunkt her hat, sondern auch ein genetisches. Ein, aus zwei Komponenten bestehendes, Protein-Schlüssel-Schloß-Prinzip, macht vieles in der Befruchtung von Kirschen komplizierter. Aber ich denke, das wurde hier schon zu genüge diskutiert.

Die Frage die mich am Rande auch interessieren würde, ob es ein analoges Problem bei Sauerkirschen, die nicht Selbstbefruchtend sind, gibt?

Soll nicht die ungarische Traubige eine gute, gesunde, selbstbefruchtende Sorte sein?
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: durone am 01. Juni 2018, 23:04:39
Du hast geschrieben, dass du einen Süßkirschenbaum hast. Blühen beide Bäume zur selben Zeit? Wenn ja, würde ich jetzt keinen weiteren Kirschbaum pflanzen sondern die Situation weiter beobachten, die Bruchtungsrate ist nicht so hoch wie man sich das vielleicht wünschen mag. Und sie wechselt von Jahr zu Jahr, nicht immer erklärbar.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Tester32 am 11. Juni 2018, 00:45:38
Ich will dir ja nicht die Begeisterung für deine Sauerkirsche nehmen, aber das Problem des zu  geringen Fruchtbehangs bei voller Blüte kenne ich von meinen Süßkirschen.
....
Für nächstes Jahr kannst du Blütenzweige von Wildkirschen abschneiden und in einen Eimer Wasser neben deinen Baum stellen, in deinen Baum reinhängen... .

Ich hatte das Problem bei der Süßkirsche Sylvia auch. Dann hat sich rausgestellt, dass die Befruchtung OK ist, bloß kamen dann immer die Monilia und die Schrottschusskrankheit und haben die Ernte noch vor dem Reifen vernichtet, samt Fruchtzweige.

Bekannt ist ja, das man bei Süßkirschen nicht nur ein Problem vom Blühzeitpunkt her hat, sondern auch ein genetisches. Ein, aus zwei Komponenten bestehendes, Protein-Schlüssel-Schloß-Prinzip, macht vieles in der Befruchtung von Kirschen komplizierter. Aber ich denke, das wurde hier schon zu genüge diskutiert.

Die Frage die mich am Rande auch interessieren würde, ob es ein analoges Problem bei Sauerkirschen, die nicht Selbstbefruchtend sind, gibt?

Ja, Sauerkirschen haben prinziell auch Allele und die Problematik, dass manche nicht passen. Allerdings sind die Allelen der Sorten nicht bekannt.

Du hast geschrieben, dass du einen Süßkirschenbaum hast. Blühen beide Bäume zur selben Zeit? Wenn ja, würde ich jetzt keinen weiteren Kirschbaum pflanzen sondern die Situation weiter beobachten, die Bruchtungsrate ist nicht so hoch wie man sich das vielleicht wünschen mag. Und sie wechselt von Jahr zu Jahr, nicht immer erklärbar.

Sie haben zur gleichen Zeit geblüht. Die Süßkirsche hatte eine sehr gute Befruchtungsrate von 61%.

Du willst es nicht, aber der schnellste und einfachste Weg wäre, irgendein nutzloses Vorgartengebüsch rauszureissen und eine kleinbleibende Sauerkirsche wie z.B. Kobold zu setzen. Die wird nicht gross, die Floreszenz setzt früh ein und die Blüten befruchten den anderen Baum. Ja, die kostet was, soviel wie zwei Kästen Bier.

Hast mich überzeugt, ich schmeiße beide weg. :) Bäume sind eh nicht mein Ding, besonder wenn sie Probleme haben. Büsche sind wesentlich einfacher im Umgang. Danke für den Tip.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Piffpaff am 11. Juni 2018, 08:09:50
Andererseits verliere ich bei Veredelung im nächsten Frühling das nächste Jahr für die Ernte. Habt Ihr eine Idee, wie man das besser machen kann?
Zit. Tester32
Hallo Tester, ich finde die Gründlichkeit mit der Du an das Thema herangehst wirklich erstaunlich und gebe deshalb mal meinen Senf dazu ;)
Du willst also ernten, hast es aber seit zwei Jahren nicht mit deinem Bäumchen und fängst jetzt irgendwie von vorne an..
Ich glaube ein Grundproblem vieler Hausgartenbesitzer ist folgendes: Sie suchen ihre Sorte und überlegen wie der Baum in 10 oder 20 Jahren dastehen soll...der Pflanzabstand wird genau berechnet, es wird recherchiert und dann der Vorgarten mit genau der passenden Anzahl Bäumchen bestückt..
Meine Meinung dazu:
Ich nenn es mal das „Waldprinzip“..funktioniert anders..es wird viel mehr gepflanzt und was funktioniert wird stehengelassen alles andere wird rausgehauen wie bei einer Waldpflanzung eben..Niemand forstet einen Acker auf und pflanzt alle 10 Meter eine Fichte, damit genau diese in 50 Jahren dasteht..dafür gibt es viel zu viele Unwägbarkeiten..
Also geh von dem Gedanken ab, den einen richtigen Baum im Vorfeld zu identifizieren, sonst stehst Du in 2 Jahren eventuell wieder genauso da..
Hättest Du damals noch zehn Euro mehr ausgegeben und im Abstand von 2 Metern noch andere Billigbäume gesetzt, hättest Du jetzt vielleicht schon den Treffer dabei?!..
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Tester32 am 13. Juni 2018, 22:24:57
Hallo Tester, ich finde die Gründlichkeit mit der Du an das Thema herangehst wirklich erstaunlich und gebe deshalb mal meinen Senf dazu ;)
Du willst also ernten, hast es aber seit zwei Jahren nicht mit deinem Bäumchen und fängst jetzt irgendwie von vorne an..
Ich glaube ein Grundproblem vieler Hausgartenbesitzer ist folgendes: Sie suchen ihre Sorte und überlegen wie der Baum in 10 oder 20 Jahren dastehen soll...der Pflanzabstand wird genau berechnet, es wird recherchiert und dann der Vorgarten mit genau der passenden Anzahl Bäumchen bestückt..
Meine Meinung dazu:
Ich nenn es mal das „Waldprinzip“..funktioniert anders..es wird viel mehr gepflanzt und was funktioniert wird stehengelassen alles andere wird rausgehauen wie bei einer Waldpflanzung eben..Niemand forstet einen Acker auf und pflanzt alle 10 Meter eine Fichte, damit genau diese in 50 Jahren dasteht..dafür gibt es viel zu viele Unwägbarkeiten..
Also geh von dem Gedanken ab, den einen richtigen Baum im Vorfeld zu identifizieren, sonst stehst Du in 2 Jahren eventuell wieder genauso da..
Hättest Du damals noch zehn Euro mehr ausgegeben und im Abstand von 2 Metern noch andere Billigbäume gesetzt, hättest Du jetzt vielleicht schon den Treffer dabei?!..

Hallo Piffpaff,

Dein Gedanke ist nicht abwegig, :) ich gehe genauso bei Büschen vor, 20-30 Haskaps, 10-12 Brombeeren, 12-15 Himbeeren. Einige "laufen" dann unter meinen Bedingungen gar nicht, andere haben viele Probleme, manche nur ein Problem, welches sich durch passende Kulturführung und Techniken leicht beheben läßt, andere haben keine Probleme.

Allerdings ist es bei Bäumen auf einem fremden Grundstück etwas schwieriger. Vor allem ist der Platz nicht da, um ein Dutzend Bäume zu pflanzen. OK, man kann auch temporär für einige Jahre mit großen Töpfen arbeiten, das hat sich bei mir in Vergangenheit auch bewährt. Aber ein Baum auf einem mittleren Grundstück ist dennoch kein Busch.

Na ja, für mich ist das Thema gegessen, ich habe mich aus den Themen Sauerkirsche, Süßkirsche zurückgezogen. Auch die schwarze Johannisbeere werde ich verschenken, und bei Erdbeeren werde ich nur noch wenige Pflanzen übrig lassen. Äpfel sind schön, ich liebe Äpfel, aber auch keinen Bock mich da einzuarbeiten, in deren Schnitt und Pflege. Sind alles einfach nicht meine Pflanzen, es macht mir keine Freude.

Es sind halt alles weder Haskaps noch Brombeeren. :) Mit diesen habe ich genug zu tun, tolle Ergebnisse und bin damit glücklich. Da schmerzt die investierte Zeit auch nicht, sondern wird als Bereicherung wahrgenommen.

 


Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Tester32 am 31. Dezember 2019, 14:37:51
Kurzes Feedback. Die Kirsche ist allem Anschein nach eine Safir, das hat Cydorian in einem anderen Thema vermutet und an dieser Hypothese ist was dran. Groß, sehr saftig, dunkler Saft, süß-sauer. Kirscharoma ist auch vorhanden, aber nicht übermäßig.












Das Bäumchen ist bereits 2,5m groß, sehr gesund, hat eine gut geformte Krone, schönes Blattwerk und mittlerweile viele Blüten. Das Potenzial ist auf alle Fälle super. Ich traue mich nun und werde versuchen, in diesem Winter 3 Sorten darauf zu veredeln: Jade, Achat und die Ungarische Traubige, sobald ich Edelreiser dieser Sorten finde. Darüber hinaus habe ich im örtlichen Gartenmarkt günstig eine Jachim erstanden, sie wächst nun im Kübel. Bin mir zwar nicht sicher, dass sie nenenswert zur Befruchtung beitragen kann, weil die Safir nämlich eine der 2 Eltern von Jachim ist, d.h. es sind sehr enge Verwandte, aber könnte auch helfen.

Die Story geht also weiter. Mittelfristig habe ich gehört, dass man auch Süßkirschen auf Sauerkirschen veredeln kann. Nicht zwecks Befruchtung, sondern weil meine Familie Süßkirschen vorzieht, ich aber keinen Extra-Baum pflanzen will.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: Hawu am 31. Dezember 2019, 15:02:14
Jade, Achat und die Ungarische Traubige, sobald ich Edelreiser dieser Sorten finde.
Falls dir kein Purler diese Sorten schicken kann, könntest du auch bei der Deutschen Genbank Obst nachfragen:
https://www.julius-kuehn.de/zo/materialabgabe/
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Rheinländische Schattenmorelle
Beitrag von: cydorian am 31. Dezember 2019, 15:18:40
Das sind Massensorten, Edelreiser gibts oft. Hier bei Ritthaler die Ungarische Traubige. Ich würde auch bei Baumschulen nachfragen. Das ist in jedem Fall vorzuziehen, denn das Material ist zertifiziert virusfrei. Sachen wie Stecklenberger Krankheit willst du dir nicht holen.

Das Gefitzle von drei Sorten auf einem Baum wird sich von den Kirschen her nicht lohnen, aber an Erfahrungen wirst du sicher reicher :-) Zu Süsskirsche auf Sauerkirsche: https://forum.garten-pur.de/index.php?topic=23274.0
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: NoName
Beitrag von: Tester32 am 06. Mai 2021, 12:19:00
Ein Feedback zu meinem Experiment.

Das Sauerkirschbäumchen fühlt sich pudelwohl. Monilia hatte es noch nie, ist allerdings erst 5 Jahre alt. Die Sprühfleckenkrankeit kommt auf einer Seite in zweiter Sommer-Hälfte, hält sich in Grenzen. Insgesamt ein ziemlich gesundes Exemplar mit sehr gutem Geschmack bei Vollreife. Lustigerweise bliebt die bisher recht bescheidene Ernte von Vogeln und Würmern verschont. Vogel pieksen zwar ein Paar Kirschen an, wenn sie rosa sind, merken sich dann, dass es nicht schmeckt und kommen nicht mehr bei Vollreife. Zu dieser Zeit gibt es auch genug andere Nahrungsquellen.

Da ich letztes Jahr eine Jachim im Kübel neben dem Bäumchen gestellt hatte, gab es eine Handvoll Kirschen. Dennoch viel zu wenige, die Jachim hatte auch insgesamt weniger als 10 Blüten, das hat wohl nicht gereicht für eine gute Befruchtung. Immerhin habe ich mich im 4en Jahr dann 2-3 Mal satt gegessen. Da die Jachim sich aber Monilia eingefangen hatte und auch der Geschmack nicht besonders gut war (evtl. weil im Kübel), habe ich sie verschenkt.

Dieses Jahr blühen reichlich drei veredelte Jade-Zweige, die Blüten sollten diesmal reichen, um den gesamten Baum zu befruchten. Die Ungarische Traubige von der empfohlenen Baumschule R. scheint trotz des späten Edelreis-Versands doch noch zu vielleicht 50% anzuwachsen, so dass die Befruchtungschancen mit 2 Befruchter-Sorten für nächstes Jahr sehr gut sein sollten.

Da mir die NoName-Sorte sehr gefällt, werde ich versuchen, die Sorte zu bestimmen.
Erstens ist sie definitiv selbstinkompatibel, ohne Befruchter bringt sie weniger als 1%. Somit fällt Safir als Möglichkeit weg. Jade ist selbstfertil, die Ungarische Traubige teilweise selbstfruchtbar. Damit ist die NoName gott sei dank eine andere Sorte als die Beiden => gut für die Befruchtung.
Zweitens kann ich jetzt die Erntezeit mit Jade und im nächsten Jahr auch mit der Ungarischen Traibugen vergleichen und evtl. so die möglichen Sorten einschränken.



Sauerkirsche NoName

Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: NoName
Beitrag von: andiz am 06. Mai 2021, 22:30:03
Hallo.

(Ich nehme das mal als Anlass, mich nun auch mal endlich aktiv am Forum zu beteiligen und nicht nur zu lesen. ;) )

Ich tippe mal ganz stark darauf, dass es sich um eine Köröszer Pandy handelt. Warum?
1. Selbstunfruchtbar
2. Fruchtform (Charakteristisch für Köröszer-Typen und Verwandte wie die Ungarische Traubige)
3. Kräftiger, aufrechter Wuchs mit guter Verzweigung und ohne Verkahlung.
4. Aktionsware aus dem Discounter.  Die verramschen häufig Überproduktion bzw.
Ausschussware vielfach aus osteuropäischer Herkunft und es wurde in den letzten Jahren vielfach die Köröszer Pandy angeboten.

Meine Köröszer Pandy vom Discounter-Marktführer aus 2018 war allerdings korrekt beschriftet und hat dieses Jahr bereits die erste Vollblüte mit 3-jähriger Krone (die hatte ich 2019 nach schlechter Entwicklung im Vorjahr der Zahn'schen Regel entsprechend auf einen Stab ohne Seitentriebe zurück geschnitten; Folge: perfekte Verzweigung).
Geschmacklich soll sie wie die Ungarische Traubige zu den besten Sauerkirschen gehören.

Was gegen die Pandy spricht: Sie soll recht anfällig bezüglich Monilia sein, was ich aber in diesem kühlen Frühjahr (mit viel zu langer Blütezeit und daher besseren Bedingungen für den Pilz) bisher nicht behaupten kann. Die Anzahl der befallenen Blüten hält sich gefühlt auf dem selben Niveau wie bei Morellenfeuer und Ungarischer Traubiger (von der ich eigentlich erwartet hätte, dass sie weniger anfällig als die Morellenfeuer ist).

Wenn die Reifezeit ca. der 4.-5. Kirschwoche entspricht, dann ist es definitiv die Pandy.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Köröser Weichsel / Pandy üvegmeggy ???
Beitrag von: Tester32 am 09. Mai 2021, 11:35:46
Hallo.

(Ich nehme das mal als Anlass, mich nun auch mal endlich aktiv am Forum zu beteiligen und nicht nur zu lesen. ;) )

Ich tippe mal ganz stark darauf, dass es sich um eine Köröszer Pandy handelt. Warum?
1. Selbstunfruchtbar
2. Fruchtform (Charakteristisch für Köröszer-Typen und Verwandte wie die Ungarische Traubige)
3. Kräftiger, aufrechter Wuchs mit guter Verzweigung und ohne Verkahlung.
4. Aktionsware aus dem Discounter.  Die verramschen häufig Überproduktion bzw.
Ausschussware vielfach aus osteuropäischer Herkunft und es wurde in den letzten Jahren vielfach die Köröszer Pandy angeboten.

Meine Köröszer Pandy vom Discounter-Marktführer aus 2018 war allerdings korrekt beschriftet und hat dieses Jahr bereits die erste Vollblüte mit 3-jähriger Krone (die hatte ich 2019 nach schlechter Entwicklung im Vorjahr der Zahn'schen Regel entsprechend auf einen Stab ohne Seitentriebe zurück geschnitten; Folge: perfekte Verzweigung).
Geschmacklich soll sie wie die Ungarische Traubige zu den besten Sauerkirschen gehören.

Was gegen die Pandy spricht: Sie soll recht anfällig bezüglich Monilia sein, was ich aber in diesem kühlen Frühjahr (mit viel zu langer Blütezeit und daher besseren Bedingungen für den Pilz) bisher nicht behaupten kann. Die Anzahl der befallenen Blüten hält sich gefühlt auf dem selben Niveau wie bei Morellenfeuer und Ungarischer Traubiger (von der ich eigentlich erwartet hätte, dass sie weniger anfällig als die Morellenfeuer ist).

Wenn die Reifezeit ca. der 4.-5. Kirschwoche entspricht, dann ist es definitiv die Pandy.

Vielen herzlichen Dank andiz, Dein Gedanke klingt sehr gut!

Ich habe auch bereits irgendeine Schwester der Ungarischen Traubigen verdächtigt. Die Kirschen schmecken nicht nur ungewöhnlich süß, sondern der Baum macht auch keinen Anstand bei aktuell 3,5m Höhe zum Stillstand zu kommen, die Sorte scheint starkwüchsig zu sein.

Das mit Monilia finde ich auch seltsam. Ich hatte um die Ecke ca. 8-10m entfernt eine Sylvia (Süßkirsche), die wurde von Monilia buchstäblich aufgefressen. Allerdings hatte ich ca. 20 Mieter weiter ein Jahr eine Kordia im Topf und sie hatte keine Anzeichen von Monilia. Sowohl die Kordia als auch meine Kirsche haben ein Jahr später geblüht, als die Sylvia bereits weg war. Es kann also sein, dass der Monilia-Druck bei mir auf dem Grundstück vielleicht gar nicht so hoch ist und die Monilia-Pilze sich früher ausschließlich im Kreislauf um die Sylvia tummelten.

Ich werde die Reifezeit und die Kirschen dieses Jahr also mit der Köröser/Pandy vergleichen.  :) Und endlich auf eine große Ernte hoffen.  ;D
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Köröser Weichsel / Pándy meggy ???
Beitrag von: Tester32 am 21. Mai 2021, 12:00:24
Das Blütenproblem hat sich scheinbar gelöst, durch die veredelten 3 Jade-Zweige. So wie es aussieht, hat Jade ca. 30-40% der Köröser (ich halte den Namen als Arbeitshypothese erst mal fest) befruchtet. Das heißt, Jade ist ein guter Befruchter für die Köröser.
Umgekehrt gilt das nicht, ich habe den subjektiven Eindruck, dass die Jade nur zu ca. 20-30% befruchtet ist. Da sie selbstfertil ist und bei Befruchtung mit eigenen Pollen 33% erfolgreich befruchtet werden, hat Köröser für die Jade keine Verbesserung gebracht.
Da die erst dieses Jahr veredelte Ungarische Traubige für die Köröser als Befruchter wohl weniger geeignet ist, werde ich noch nächstes Jahr versuchen, die Morellenfeuer als zweiten erfolgreichen Befruchter zu finden und zu veredeln. Falls jemand die Morellenfeuer hat, gibt mir bitte Bescheid, gerne auch per PN.

Die veredelten Reiser der Ungarischen Traubigen von der Baumschule Ritthaler, wo ich den Verdacht hatte, dass die Baumschule die Reiser zu spät schickte und die Reiser bereits am Austreiben waren, sind angewachsen. Von 7 Veredelungen (Kopulieren mit Gegenzunge, das erste mal in meinem Leben) sind 3 bereits deutlich ausgetrieben, 2 haben die Knospen auch geöffnet (aber noch nicht über dem Jordan) und nur 2 sind tot. Auch die 4 Edelreiser der Grafenburger Frühkirsche, die ich auf Gisela 5 veredelt habe, sind alle am Leben. Ich hätte die Edelreiser der Ungarischen Traubigen zwar früher verschickt, aber ich muss zugeben, dass die Edelreiser doch eine gute Anwachsrate haben, daher trifft die Baumschule m.E. keine Schuld, das war keine schlechte Ware.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Köröser Weichsel / Pándy meggy
Beitrag von: Tester32 am 08. Juli 2021, 14:40:14
Wenn die Reifezeit ca. der 4.-5. Kirschwoche entspricht, dann ist es definitiv die Pandy.

Die Reifezeit meines Bäumchen ist tatsächlich die 4-5 Kirschwoche, praktisch zeitgleich zur Jade. Dürfte also die Pandy/Köröser sein.

Es ist sehr interessant, diese mit der Jade zu vergleichen.

1. die Jade ist bereits im vorreifen Zustand genießbar, hat noch keine Säure und schmeckt leicht süßlich. Die Pandy schmeckt in diesem Zustand einfach feinherb, eigentlich ungenießbar.

2. die Kirschen bei Jade sind etwas kleiner

3. wenn beide Sorten reif sind, ist die Pandy geschmacklich besser. Jade ist weniger süß und hat viel weniger Aroma. Es ist toll, eine große, süße und aromatische Fruchtbombe in den Mund zu stecken.

4. die Jade kommt mir etwas anfälliger gegen Krankheiten vor. Die Pandy hatte dieses Jahr das erste mal seit 6 Jahren Monilia und nicht zu wenig, ca. 5-6 Stellen waren befallen. Bei diesem Wetter kein Wunder. Und sie hatte Monilia in der Krone, wo ich dieses Jahr nicht fleißig beim Auslichten war. Am Kronenrand gab es keine Probleme. Die Jade hatte aber auch Monilia bekommen! Bloß habe ich von Jade nur 3 letztes Jahr veredelte Zweige. Und wenn einer von 3 ca. 1m langen Zweigen Monilia bekommt, ist das prozentual ein viel stärkerer Befall als wenn ein 3,5m großer Baum an ca. 5-6 Stellen Monilia bekommt. Das kann natürlich auch Zufall sein. Der von Monilia befallene Jade-Zweig hatte auf einem Blatt auch die Sprühfleckenkrankheit. Pandy hatte in früheren Jahre auch auf einer Seite hin und da ein paar befallene Blätter, dieses Jahr aber noch nicht. Etwas Schrottschusskrankeit haben scheinbar beide Sorten, aber sehr wenig. Ich entferne einfach mechanisch die von Schrotschusskrankheit und Sprühfleckenkrankheit befallenen Blätter. Da es so wenige sind, geht es ohne Chemie.

Kinder mögen die Pandy gerne, das hätte ich so nicht gedacht.

Bin gespannt, wie nächstes Jahr der Vergleich mit der Ungarischen Traubigen ausfällt.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Köröser Weichsel / Pándy meggy
Beitrag von: Tester32 am 07. Oktober 2021, 21:05:25
Auch im Herbst sind die Blätter der Jade deutlich stärker angefallen von irgendeinem Pilz, als die Köröser Weichsel. Die Köröser Weichsel ist gesünder.
Titel: Re: Experiment Sauerkirsche: Köröser Weichsel / Pándy meggy
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 08. Oktober 2021, 10:45:49
Meine unbekannte Sauerkirschveredelung hat seit Juli keine Blätter mehr. Sie ist sehr früh  in den Winterschlaf gegangen.