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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: Morgrey am 14. Februar 2020, 16:58:14

Titel: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Morgrey am 14. Februar 2020, 16:58:14
Hallo liebe Forenteilnehmer und Obstexperten!

Heute möchte ich euch ein Projekt vorstellen, dass ich mir für das Gartenjahr 2020 vorgenommen habe: Die Neuanlage einer kleinen Obstwiese.

Ich vermeide bewusst den Begriff Streuobstwiese, da mein Projekt einige wichtige Charakteristika derselben (freie Zugänglichkeit, Pflanzung von Hochstämmen, mehr als 50% Apfelbäume, Bevorzugung alter Sorten etc.) nicht erfüllen kann.

Die (Ausgangs-) Lage

Das Grundstück, das für die Anlage zur Verfügung steht, ist knapp 260 Quadratmeter groß und liegt auf 265m Höhe. Umgeben ist es im Norden von einer inzwischen mit Gehölz bewachsenen "Rossel" (Lesesteinhaufen) in kommunaler Hand, im Osten von einem Garten, im Süden von einem Feldweg und angrenzendem Feld (derzeit Wiese) und im Westen von einer Wiese mit ein paar Bäumen nebst aufgesetztem Brennholz.

Damit man sich das besser vorstellen kann, füge ich hier mal einen Screenshot von Google Maps bei, in den das Grundstück eingezeichnet ist.





Der auf dem Satellitenbild zu erkennende starke Bewuchs des Grundstücks ist die Folge jahrelanger Nichtnutzung. Die entsprechende Vegetation (insbesondere wilde Brombeeren) wurde inzwischen gerodet und abgeräumt. Der Boden wurde tief gezackert und geebnet.

Das Vorhaben

Das Grunstück soll mit einem 1,80 m hohen Wildschutzzaun (Knotengeflecht) umzäunt werden. Dies ist leider nötig, da es in der Gegend einen sehr hohen Druck durch Wildschweine gibt und alle ungezäunten Flächen in der Nähe durch die Tiere umgewühlt sind.

An der Südseite, entlang des Feldweges, möchte ich den Wildzaun gerne mit einer Wildrosenhecke (vornehmlich Apfelrose [Rosa rubiginosa] und Hundsrose [Rosa canina]) hinterpflanzen.

Entlang der westlichen Begrenzung des Grundstücks soll eine Wildobst-Hecke (Schlehen, Hollunder etc.) entstehen.

Dann möchte ich fünf Obstbäume (Halbstamm) als Erstbepflanzung einbringen. Die von mir angedachte Anordnung soll möglichst naturnah (nicht streng geometrisch) wirken und in der Grundstücksmitte einen sonnigen, größtenteils unbeschatteten Freiraum lassen.

Ich möchte das gesamte Gelände (außer der freigehaltenen Baumscheiben) mit einer vom NABU für unsere Region ausgewiesenen Wiesensaatmischung einsehen. Im Bereich der Bäume sollen zudem Narzissen verwildert werden.





Die Skizze illustriert mein Vorhaben hoffentlich einigermaßen Anschaulich.

Der Plan

Der folgende Plan gibt noch einmal das Pflanzschema sowie die wichtigsten Daten des Grundstücks wieder. Ich habe die fünf Obstbäume mit Buchstaben markiert, da ich euch freundlich um Empfehlungen bitten möchte, welcher Baum welchen Platz erhalten sollte.

Ich würde gerne einen Apfelbaum, zwei Birnbäume (Vereinsdechant und Köstliche von Charneux), einen Zwetschgenbaum und einen weiteren Obstbaum (evt. Mirabelle oder Maulbeere) auf dem Grundstück pflanzen.






Die Fragestellung

Mich würde eure generelle Einschätzung zu meinem Projekt interessieren. Ich bin für Ratschläge, Anmerkungen und Kritik sehr dankbar.

Insbesondere interessiert mich wie oben angesprochen auch die Frage, welcher Obstbaum am besten an welche Position gepflanzt werden sollte.

Über Sortenempfehlungen würde ich mich ebenfalls freuen. Hierzu hole ich auch empfehlungen beim örtlichen Obst- und Gartenbauverein ein.

Vielleicht kann dieses Thema in Zukunft ja auch für andere Forenteilnehmer von Nutzen sein, die etwas ähnliches planen.

Vielen Dank für eure Aufmerksamkeit und Hilfe.

Herzliche Grüße!

Moritz
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: obst am 14. Februar 2020, 17:17:47
Wenn es so viel Wildschweine gibt, würde ich auf alle Fälle wenige Zentimeter über dem Boden zusätzlich zu dem Maschengeflecht einen starken Stacheldraht anbringen. Er muss so tief angebracht werden, dass die Schweine, wenn sie mit der Nase den Maschendrahtzaun unterwühlen wollen, diesen Stacheldraht deutlich spüren. Ansonsten hält ein Maschendrahtzaun (auch ein Wildzaun) die Wildschweine nicht auf.

Bei den Sorten würde ich mich an den regionalen Sorten orientieren. Meistens sind die über viele Jahrzehnte an die Region angepasst worden und benötigen weniger Pflanzenschutzmittel. Es gibt bestimmt in der Nähe auch eine Baumschule für regionale Sorten.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Walt am 14. Februar 2020, 18:02:05
Ich kann Obst nur zustimmen, was den Zaun angeht. Bei hohem Wildschweindruck wird von vielen Fachleuten von einem Knotengeflechtzaun abgeraten. Die Materialstärken bewegen sich da bereits im Bereich von 3mm (siehe auch folgender Link: http://www.jagdgenossenschaft-fridolfing.de/mediapool/103/1032087/data/Zaunbau.pdf ).
Da kann man genausogut einen Doppelstabmattenzaum verwenden oder wenn man es billiger haben will, Baustahlgitter (Armierungsgitter) verwenden. Dabei ist auch die Bodenverankerung zu beachten - was gut funktioniert sind einbetonierte senkrecht gestellte Rasenkantensteine oder ähnliche Betonkantensteine.
Leider eigene schmerzliche Erfahrungen: Durch einen Maschendrahtzaun mit immerhin 2 mm Materialstärke sind die durch wie durch Butter.

Gruß
Walt
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Quendula am 14. Februar 2020, 18:23:26
Sie schieben den Zaun incl Spannndraht auch problemlos hoch und krauchen drunter durch.


Morgrey, Dein Plan gefällt mir :D. Ich wünsche viel Erfolg. Berichte bitte weiter, wie es sich entwickelt.
Welche Pflege ist für die Wiese geplant?
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: cydorian am 14. Februar 2020, 20:18:47
Ich würde gerne einen Apfelbaum, zwei Birnbäume (Vereinsdechant und Köstliche von Charneux), einen Zwetschgenbaum und einen weiteren Obstbaum (evt. Mirabelle oder Maulbeere) auf dem Grundstück pflanzen.

Für einen Apfel auf Sämlingsunterlage  sind deine eingezeichneten Kronenräume zu klein. Rechne besser mit 8m Durchmesser Kronenraum. Bei Birnen könnten deine eingezeichneten Kronen auch knapp werden. Diese Bäume können auch leicht hochkugelig werden, setze sie an die Nordseite. Dann das Steinobst, auf der Südseite den Apfel. Nimm einen Apfel mit etwas Haltbarkeit, so dass deine Ernte nicht sofort verwertet werden muss. Welche Sorte, das hängt von Klima und Boden ab. Von Maulbeere rate ich eher ab, lieber Reneklode oder Mirabelle. Maulbeere: Kirschessigfliege, ineffiziente Ernte, Bäume werden gross, Früchte schlecht verwertbar.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: thuja thujon am 14. Februar 2020, 22:06:58
Sowieso, nicht nur auf etablierte regionalsorten achten, sondern erstmal überlegen, was du mit der ernte anfangen willst.

Das Grundstück ist klein, wenn Bewässerung vorhanden wäre könntest du auch schwachwüchsige Bäume mit 20 verschiedenen Sorten anpflanzen. Hier in der Pfalz sind solche Grundstücke meist mit 2-3 größeren Obstbäumen bestückt, der Rest wird von Weinreben mit entsprechend extensiver und artenreicher Gassenbegrünung eingenommen.

Das ergibt ein Fässchen Wein und ausreichend Obst um über die Runden zu kommen.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Re-Mark am 14. Februar 2020, 23:00:42
Das Grundstück, das für die Anlage zur Verfügung steht, ist knapp 260 Quadratmeter groß und liegt auf 265m Höhe. Umgeben ist es im Norden von einer inzwischen mit Gehölz bewachsenen "Rossel" (Lesesteinhaufen) in kommunaler Hand, im Osten von einem Garten, im Süden von einem Feldweg und angrenzendem Feld (derzeit Wiese) und im Westen von einer Wiese mit ein paar Bäumen nebst aufgesetztem Brennholz.

260 Quadratmeter, du willst fünf Obstbäume pflanzen, dazu noch Rosen, Holunder und Schlehen. Und ein freier Bereich soll dabei auch noch bleiben...
also entweder du nimmst für alles Zwergsorten, oder bei der Flächenangabe fehlt eine weitere Null...

So oder so - die Schlehen würde ich mir noch zweimal überlegen.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Feinschmecker am 14. Februar 2020, 23:16:17
Bist Du sicher, daß Du einen 1,80 m hohen Zaun erstellen darfst? Das wäre sogar für "Wochenend-Gebiete", auf denen Gartenhäuser gebaut werden dürfen, ungewöhnlich.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: dmks am 14. Februar 2020, 23:17:49


So oder so - die Schlehen würde ich mir noch zweimal überlegen.
Ja, geht...aber eben mit Einschränkungen!
Mitelstarke Bäume, die Randhecken schnittmäßig unter Kontrolle halten und Schlehe - wie anderswo schonmal der Hinweis: als Wildstrauch gehört sie in die freie Landschaft, für den Garten bitte auf ausläuferfreie Unterlage veredelt.

Ein 'richtiger' Hochstamm braucht ausgewachsen so 70 bis 100m² Grund/Grünfläche. Etwas schwächere Bäume oder "Nach mir die Sintflut" sind die Alternativen. Bei Apfel und Kirsche ist mittelstark wachsend kein Problem. Das ist aber weniger von der Sorte - als vielmehr von der Unterlage abhängig.
Fünf Bäume auf der Fläche und eine Vogelschutz/Bienenhecke finde ich dann ein gutes Vorhaben.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Morgrey am 14. Februar 2020, 23:18:52
Liebe Obst, Walt und Quendula: Vielen Dank für die weiteren Hinweise zur Umzäunung des Grundstücks. Ich werde sie beherzigen. Betonieren möchte ich allerdings nicht unbedingt. Ich hoffe, dass ordentlich tief eingeschlagene Z-Profil-Pfosten aus Eisenbahnstahl den Wildschweinen fürs Erste Einhalt gebieten. Mittelfristig erhoffe ich mir auch etwas Schutz durch die Hecken - gerade die Apfelrose soll ja ziemlich fies bestachelte und undurchdingliche Dickichte bilden.

Die Wiese soll zweimal jährlich gemäht und das Mähgut abgeräumt werden.

Lieber Cydorian, in den Broschüren und auf den Internetseiten diverser Baumschulen wird der Platzbedarf für einen Halbstamm mit 25 Quadratmeter und ein Kronendurchmesser von 5m angegeben. Danach habe ich mich gerichtet. Ich plane aber sehr gerne etwas mehr Platz rundherum ein, um auf Nummer sicher zu gehen. Danke für den Hinweis.

Liebe Thuja Thujon, der Hinweis auf die Verwertung des Obstes ist wichtig. Für die beiden Birnensorten habe ich mich ja bereits entschieden. Hier steht der Frischverzehr bei Erreichen der Genussreife im Vordergrund. Wobei ich die Köstliche auch schon eingeweckt habe und mit dem Ergebnis durchaus zufrieden war.
Zwetschgen werden hier bei uns traditionell Mitte September zu Blechkuchen verarbeitet, der Rest ebenfalls eingeweckt. Ähnliches habe ich mit der Mirabelle vor, weswegen mir eine "backfeste" Sorte wie die Zwetschgen-Hybride "Aprimira" vorschwebt.
Der Apfel soll ein Tafelapfel sein, der idealerweise bis Januar oder Februar gelagert werden kann, ohne all zu mehlig zu werden.

Lieber Re-Mark, überfüllen möchte ich das Grundstück auf keinen Fall. Ich habe daher mit einer maßstabgetreuen Skizze gearbeitet und für die Obstbäume je 25 Quadratmeter veranschlagt. Ich denke, das war wohl etwas zu knapp bemessen. Von den Schlehen würde ich sehr ungern lassen, da ich dieses Wildobst seit meiner Kindheit sehr gerne mag. Ich weiß aber um das Problem der Wurzelausläufer und hoffe, diese halbwegs bändigen zu können.

Nochmals vielen Dank für eure Hinweise und Ratschläge!

Moritz
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: dmks am 14. Februar 2020, 23:38:06
Ich weiß aber um das Problem der Wurzelausläufer und hoffe, diese halbwegs bändigen zu können.
;D
Nö.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Morgrey am 14. Februar 2020, 23:41:52
Gut, dann werde ich dem Rat folgen und veredelte Schlehen auf einer Unterlage, die keine Ausläufer bilden, pflanzen. Die Kulturschlehe "Reto" wird nicht selten so angeboten. Vielleicht hat jemand einen Hinweis, ob und ggf. wo auch die wilde Schlehe (samt wehrhafter Dornen) auf entsprechende Unterlage veredelt erhältlich ist. Danke für jeden Hinweis! Moritz.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Querkopf am 15. Februar 2020, 00:45:38
Hallo, Moritz,

... Das Grundstück soll mit einem 1,80 m hohen Wildschutzzaun (Knotengeflecht) umzäunt werden. ...
wenn es um Schutz vor Wildschweinen geht, ist Knotengeflecht - in stabiler Ausführung! - gut. (Maschendraht nützt nix: Da sprengen die Schwarzkittel in Nullkommanix den unteren  Spanndraht, und dann ribbelt der Zaun auf wie ein Pulli mit Laufmasche.) Du musst das Knotengeflecht aber so verbauen, dass die lieben Säulein es nicht lüpfen und drunterdurch schlüpfen können. Heißt: Der Zaun darf nicht überm Erdreich rumschlabbern, er muss straff gespannt sein. Und vor allem solide im Boden verankert, ziemlich tief.
... Ich hoffe, dass ordentlich tief eingeschlagene Z-Profil-Pfosten aus Eisenbahnstahl den Wildschweinen fürs Erste Einhalt gebieten. ...
Vermutlich wirst du zusätzlich waagerechte Spannstäbe (zum Einbuddeln) brauchen. "Fürs erste" bringt dir jedenfalls nix, denk da lieber langfristig! Wie man einen Anti-Wildschwein-Zaun am besten konstruiert, wissen z. B. Leute, die für die Wildschutzzäune an Autobahnen zuständig sind, i. d. R. sitzen die im regionalen Forstbetrieb; an deiner Stelle würde ich dort nachfragen. Wahrscheinlich freuen sich die Forstleute über einen Privatmenschen, der mal nicht über Wildschaden meckert, sondern vorbeugen will, und geben willig guten Rat :)...

... Mittelfristig erhoffe ich mir auch etwas Schutz durch die Hecken - gerade die Apfelrose soll ja ziemlich fies bestachelte und undurchdingliche Dickichte bilden. ...
Vergiss es. Ja, für Menschen sind Wildrosendickichte ein gemeines Hindernis - Wildschweine kratzt sowas jedoch wenig. Der Zaun muss es bringen.

Toitoitoi für dein Projekt!
Schöne Grüße
Querkopf

Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 15. Februar 2020, 01:36:26
🦠
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Conni am 15. Februar 2020, 08:42:55
Schönes Projekt, Moritz.  :D

Ein Gedanke noch zu den Narzissen: Bedenke, dass sie in der Zeit, in der die Obstbäume geschnitten werden, schon austreiben. Wenn Du sie direkt in die Baumscheiben pflanzt, wirst Du bei jedem Baumschnitt  zwischen nach oben gucken "wo schneid ich weiter?" und nach unten gucken "zertret ich grad Narzissen?" hin und her gerissen sein. Ich sprech aus eigener Erfahrung.  ;)

Ich würde sie heute so setzen, dass sie außerhalb des (auch nach Jahren des Wachstums zu erwartenden) Kronenbereiches der Obstbäume stehen. In Deinem Fall also eher in den unbepflanzten Freiraum.

Gutes Gelingen für Dein Projekt!  :)
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Morgrey am 15. Februar 2020, 11:47:56
Vielen Dank für den Tipp, Conni! Ich werde darauf achten.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Morgrey am 15. Februar 2020, 17:14:40
Sortenliste

Anhand lokaler Empfehlungen und der Broschüre "Erhaltenswerte Obstsorten für Hessen" habe ich mal folgende Sorten für meine kleine Obstwiese herausgesucht.

Apfel: Brettacher (insb. wegen guter Lagereigenschaften)

Birne: Vereinsdechant und Köstliche von Charneux

Zwetschge: Hauszwetschge

Mirabelle: Aprimira (hoffentlich die echte)

Über eure Anmerkungen zu dieser Zusammenstellung würde ich mich freuen. Insbesondere frage ich mich, ob ich nicht vielleicht doch auf Sorten neueren Ursprung (z.B. Apfel "Topaz" oder eine scharkaresistente Zwetschge) zurückgreifen sollte. Auch hier würde mich ein Rat der Fachleute interessieren.

Danke für eure Hilfe!

Moritz
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: cydorian am 15. Februar 2020, 18:49:19
Wenn deine Gegend kein Scharkagebiet ist, ist das eine gute Wahl. Und:

- Aprimira ist zwar gut, aber keine Mirabelle. Das Mirabellenaroma haben Metzer und vor allem Nancymirabelle.
- Brettacher finde ich total klasse, aber du solltest prüfen ob du wirklich der Brettacher-Geschmackstyp bist. Dieser Apfel ist lange säurebetont, spritzig, braucht warmes Klima. Wenn du trockenen Riesling magst, wirst du ihn auch mögen. Taugt der Boden was, wirst du wirklich 8m Kronenraum benötigen, vielleicht sogar mehr. Ist eine triploide Sorte, wuchsstark. Von Topaz rate ich ab. Kragenfäuleproblem wenn nicht hoch veredelt, Schorfresistenz durchbrochen, auf stärkeren Unterlagen viel zu kleinfrüchtig.
- von Hauszwetschge gibt es verschiedene Typen, die teils sehr unterschiedlich sind. Nimm etwas wie Typ Etscheid. Wahrscheinlich hast du aber gar keine Auswahl.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: durone am 15. Februar 2020, 22:32:24
Bei der Zwetschge werfe ich die Hanita ins Rennen, scharkatolerant und ebenfalls sehr gut im Geschmack.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: cydorian am 15. Februar 2020, 22:53:11
Der Wuchs von Hanita ist nicht schön. Immer recht steile Äste, kleine Winkel. Besser nur wenn Scharkagebiet. Dann aber auch auf der richtigen Unterlage, scharkafest.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Morgrey am 15. Februar 2020, 23:30:05
Wie kann ich denn herausfinden, ob meine Gegend Scharkagebiet ist? Wirklich untergekommen ist mir der Begriff "Scharka" vor meinen Recherchen im Internet ehrlich gesagt noch nicht, aber das will ja nicht unbedingt etwas heißen.

Dass Aprimira keine echte Mirabelle ist, ist mir bewusst. Meine Wahl ist auf sie gefallen, weil sie gute Backeigenschaften haben soll. Da Blechkuchen in der Familie reißenden Absatz findet, dachte ich, dass Aprimira vielleicht eine nette Ergänzung zum klassischen "Quetschekuche" sein könnte.

Den Brettacher habe ich wegen der hervorragenden Lagerfähigkeit ausgesucht. Ich mag trockenen Riesling sehr gerne und bin mir im Klaren, dass Brettacher sich durch eine feine, frische Säure auszeichnet. Dies weiß ich aber nur durch Lektüre von Sortenempfehlungen. Kosten konnte ich den Apfel leider nie. Ich hoffe jedoch, dass er nicht einfach nur sauer schmeckt. An sich mag ich bei Äpfeln gerne die Kombination aus Süße und Säure, idealerweise kombiniert mit einem saftigen Fruchtfleisch. Mein Lieblingsapfel aus dem Supermarkt ist ein guter Braeburn. Wenn jemand Empfehlungen für einen guten Winter-/Lagerapfel hat, der in diese Richtung geht, würde ich mich darüber freuen. Ansonsten klingt der Brettacher in den Beschreibungen und Erfahrungsberichten schon nach "meinem" Apfel. Ausserdem spricht mich an, dass sich der Brettacher neben dem Frischverzehr ebenfalls zum Backen und Kochen eignen soll.

Nochmals Danke und Gruß! Moritz
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: cydorian am 15. Februar 2020, 23:40:06
Ob bei dir Scharka verbreitet ist, siehst du wenn du spazieren gehst und dir Zwetschgen im belaubten Zustand ansiehst.
Ja, Brettacher ist ein Universalapfel für alle Verwertungsarten (auch Saft und Most werden sehr gut) und er ist gut haltbar. Er war mal wichtige Marktsorte. Nur eben für heutige, supermarktapfelgewöhnte Geschmäcker häufig zu viel Riesling.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Morgrey am 17. Februar 2020, 10:34:01
Als Apfelbaum wurde mir auch die Regionalsorte "Ruhm aus Kelsterbach" als vielseitig verwendbar, lagerfähig und wohlschmeckend empfohlen. Hat jemand Erfahrungen mit dieser Sorte gesammelt, die er hier teilen könnte?
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Re-Mark am 17. Februar 2020, 15:47:45
Als Apfelbaum wurde mir auch die Regionalsorte "Ruhm aus Kelsterbach" als vielseitig verwendbar, lagerfähig und wohlschmeckend empfohlen. Hat jemand Erfahrungen mit dieser Sorte gesammelt, die er hier teilen könnte?

Ich habe damit zwar keine Erfahrungen, aber der Eintrag bei deutsche-genbank-obst.de klingt zumindest schonmal vielversprechend (saftig, aromatisch, widerstandsfähig gegen Schorf...).
https://www.deutsche-genbank-obst.de/passport/pdf?id_passport=1953
https://de.wikipedia.org/wiki/Ruhm_aus_Kelsterbach

Grüße,
Robert
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: cydorian am 17. Februar 2020, 15:58:53
Kleinfrüchtig, erst hart dann früh mehlig, da steht die Verwertung im Vordergrund. Wenn man nur einen einzigen Apfel pflanzen kann, sollte man auf etwas setzen, das mal verbreitet war oder ist, zu dem es viele Erfahrungen gibt, die "sichere Miete".
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Morgrey am 17. Februar 2020, 17:08:55
Vielen Dank!  Ich bleibe dann doch lieber beim Brettacher. Da sind die Angaben/Erfahrungen weniger widersprüchlich.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: mff am 24. Februar 2020, 11:28:57
Zitat von: cydorian link=topic=[b
Link entfernt!1[/b]3436333#msg3436333 date=1581951533]
Wenn man nur einen einzigen Apfel pflanzen kann, sollte man auf etwas setzen, das mal verbreitet war oder ist, zu dem es viele Erfahrungen gibt, die "sichere Miete".
Danziger Kant würde mir hier (auf 500m ü.NN) zusagen. Hat kaum Ansprüche und deckt von September bis Januar ab - geeignetes Lager vorausgesetzt. Vergleichbares für andere Regionen sollte es zur Genüge geben. Dazu noch eine zweite, spätere Sorte auf den Baum, dann ist man besser abgedeckt. Brettacher war ja z.B. angesprochen.
1min. Beitragsanzahl noch nicht erreicht
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Nox am 24. Februar 2020, 11:55:03
Meine Lieblingszwetschen sind Fellenberger und Stanley, beide mit grossen, würzigen Früchten, gut steinlösend und gut zum Backen und als Kompott. Aber ich kann nichts dazu sagen, wie sie in Hessen gedeihen, ich gärtnere in ozeanischem Klima. Wollen Zwetschen nicht auch zu zweit stehen wegen der Befruchtung ?

Ich halte Hühner, deshalb mal als Anregung: Den Zaun mit Elektro-Litzen verstärken ? Es gibt E-Zaun Geräte mit Solarbetrieb, die funktionnieren sicher - solange keine Zweige in die Litzen wachsen. Das müsstest Du entscheiden, bevor Du Wildrosenhecken rundherum pflanzt.
Mit Äpfeln, Birnen und Zwetschen hast Du eigentlich genügend Prunus-Verwandte, darunter (Zwetschen) auch sehr früh blühende. Da würde ich mir das mit den Wildrosen nochmals überlegen, die sind evt. kein Zusatzgewinn für die Natur. Vor allen Dingen, weil die Schädlinge eventuell eine Nische in diesen Hecken finden. Aber dazu können andere bestimmt noch mehr sagen.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: sebastian79nrw am 24. Februar 2020, 14:52:42
Ein sehr interessantes Projekt. Ich würde mich freuen, wenn Du ans auf dem Laufenden hältst und ab und an mal einige Fotos von der Wiese und ihrer Entwicklung schickst.

Wir haben hier in der Ecke auch einige Streuobstwiesen auf denen ich im Herbst Äpfel gesammelt habe. Dabei ist mir eine Sorte aufgefallen, die vom Geschmack her so gar nicht an die Äpfel aus dem Supermarkt erinnerte. Der Apfel schmeckte süss säuerlich, sehr erfrischend, ein klein wenig nach Zitrone. Habe die Sorte damals bestimmen lassen, vermutlich ist es ein gelber Edelapfel. Heute steht ein Halbstamm dieser Sorte bei uns im Garten und mein Interesse an der Streuobstwiese ist geblieben.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: Mediterraneus am 24. Februar 2020, 15:45:42
Dass Aprimira keine echte Mirabelle ist, ist mir bewusst. Meine Wahl ist auf sie gefallen, weil sie gute Backeigenschaften haben soll. Da Blechkuchen in der Familie reißenden Absatz findet, dachte ich, dass Aprimira vielleicht eine nette Ergänzung zum klassischen "Quetschekuche" sein könnte.


Die "echten" Mirabellen sind auch backfest. Hier weiter Main aufwärts sind sie beliebtes Obst für den Ploatz. Sie reifen vor den Quetschen, bzw. werden dann durch diese abgelöst. Typische Mirabellengebiete gibt es in D nicht viele (Frankreich und dort Lothringen ist das Hauptanbaugebiet in Europa). Am Taunus und  Mainfranken sind es in D.
Mirabelle aus Metz hat eine kleine Krone, vielleicht ist sie für dich geeignet.

Aprimira ist gebacken eher wie gelbe Quetsche.
Titel: Re: Neuanlage einer kleinen Obstwiese
Beitrag von: mff am 24. Februar 2020, 16:40:05
Zitat von: Mediterraneus link=topic=[b
Link entfernt!1[/b]3440639#msg3440639 date=1582555542]
Aprimira ist gebacken eher wie gelbe Quetsche.
Die gelbe Zwetschge, die es hier gibt ist für Kuchen & Co. eher nichts. Wird dann viel zu wässrig.

Frühzwetschge Herman habe ich gute Erfahrungen gemacht, kommt den Maden zuvor, ist halt nicht so aromatisch, aber zuverlässig. Matscht nicht.
Auch auf dem Grill im Speckmäntelchen zu empfehlen  ;)
1min. Beitragsanzahl noch nicht erreicht