Wenn nicht jemand versessen darauf ist, Nuancen zu sammeln, dann würde ich behaupten, das Scharbockskraut-Sortiment könnte man auf 15 Sorten reduzieren, die sich gut voneinander unterscheiden. Hellebora hat da ganz recht, genau so verhält es sich bei den Buschwindröschen.
Bis jetzt war das Sortiment noch übersichtlich, doch nun tauchen jedes Jahr von Neuem aus allen Himmelsrichtungen 'Bracteata'-Typen, so wie blaue und rosa Formen auf, die sich nur geringfügig unterscheiden. Aber wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, zu sammeln und zu sichten, bevor das Durcheinander perfekt wird. Außerdem gilt es, längerfristig zu beurteilen, welche Sorte sich dauerhaft gut verhält, mit dem Blühen nachlässt und/oder eliminierbar ist.
Beispiele für sinnlose und voreilige Sortennennungen gibt es genug, solange es begeisterte Pflanzensammler existieren. Der Markt bereinigt dies von selbst oder die Gartenbesitzer entscheiden, welche besser gefällt.
Auffällig ist nur, dass bei uns "auf dem Kontinent" die Leute wesentlich kritischer urteilen als beispielsweise in England oder den USA. Das war aber früher auch mal umgekehrt.
Ich habe über dieses Thema schon früher innerhalb der ISU mit Kollegen und Professoren lebhaft diskutiert. Vielleicht bringt es unsere schnelllebige Zeit mit sich, immer öfters etwas Neues zu bieten. Beispiele: Iris, Hemerocallis, Paeonien etc.
Manche Jungpflanzenfirmen sind ja regelrecht "geil" und versessen darauf, Neuheiten an den Mann/Frau zu bringen. Ob diese sich auch wirklich als was Besseres herausstellen, bleibt dahingestellt.
Außerdem müssen wir zwischen echten Liebhabern und Sammlern und kommerziellen Gartenbauunternehmen unterscheiden. Diese sind einem wirtschaftlichen Zwang unterlegen und können sich nicht verzetteln. Bei uns fliegt gnadenlos eine Sorte raus, wenn sie sich nach einigen Jahren nicht mehr verkaufen lässt. Zu viele schöne Dinge warten, in Kultur genommen zu werden!