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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: Ryckmaster am 12. Februar 2019, 06:52:44

Titel: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Ryckmaster am 12. Februar 2019, 06:52:44
Moin,

ich habe jetzt einige Bücher gelesen und glaube das ich mich bereit fühle unsere Apfelbäume das erste mal zu schneiden.
Nun stand ich gestern vor einem dieser und bin der Meinung, das nahezu fast alle Äste Wasseräste sind. Woran kann ich wirklich ausmachen, ob dies Wasser oder Fruchtäste sind?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Sternrenette am 12. Februar 2019, 06:57:53
Im ersten Jahr sind Fruchtäste Wasserschosser. Im Jahr darauf tragen sie. Also nicht gleich alles abschneiden ;)
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Aromasüß am 12. Februar 2019, 07:13:18
Befindet sich Dein Baum im Jugendstadium?

Da ist der Plan: Obstschnitt-Lehrpfad
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Ryckmaster am 12. Februar 2019, 07:37:35
Super, ich glaube das hilft. Der baum ist schon alt und wurde von den Vorbesitzern sehr schlecht gepflegt. :/
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Aromasüß am 13. Februar 2019, 06:32:25
Noch 3 Seiten Plan für den älteren verwilderten Baum: Pflegeschnitt am Altbaum  (gehe zu -> S. 39-41, Kapitel 7)

Wie auch Sternrenette schon sagte, steht darin über die Wasserschosser "Nicht zu sehr im Feinastbereich schneiden".

Bei dem älteren Baum, den ich ungepflegt übernommen hatte, hat es sich bewährt, die Schnittarbeiten auf 3 Jahre aufzuteilen. Als Anfänger kann ich nicht gleich alles vorher wissen, und der Baum hat ja auch Zeit ... Radikalkuren würden ihn schocken und zu Notaustrieben provozieren. Stattdessen habe ich es so gehalten: Besser weniger und gut überlegte Schnitte nach Plan und dann erstmal schauen, was der Baum im Lauf des Jahres draus macht.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: cydorian am 13. Februar 2019, 11:04:40
Wenn man keine Praxis beim Apfelbaumschnitt hat, ist es nicht gut sich zuerst falsch geschnittene alte Bäume vorzunehmen. Besser, man sammelt erst Erfahrungen, z.B. mit Erhaltungsschnitten mittelalter Bäume.

Um schwierige Altbäume wieder in Form und zu brauchbaren Erträgen zu bringen tendiere ich immer mehr zu deutlichen Eingriffen in einem Jahr. Man sieht dann auch gleich recht schnell, wo eine Fällung angebracht ist, weil die Wuchskraft nicht mehr herzustellen ist und die Vergreisung zu stark oder sich starke Fehler nicht korrigieren lassen. Das Jahr zwei und drei besteht bei wuchskräftigen Bäumen im Aufbau einer korrigierten verjüngbaren Krone. Bei starken Wuchs ist Sommerschnitt zu bevorzugen, gleich ein paar Monate nach dem ersten starken Winterschnitt. Die Bäume werden auch schnell wieder ruhig.

Hat man die Bäume, weil sie schön aussehen sollen und die Erträge sind sekundär, ist es besser die Schnittmassnahmen auf mehrere Jahre zu verteilen. Probieren, sehen wie der Baum reagiert, weiter probieren. Zeit ist dann nicht so wichtig.

Meiner Erfahrung nach sind falsch geschnittene Bäume oft schwieriger und schlimmer zu behandeln wie verwarloste, gar nicht geschnittene Bäume. Eine falsche Handschrift der Vergangenheit wirkt problematischer wie einen Wildwuchs aufgrund fehlender Pflege zu verbessern. Da kriegt man meist noch Leitäste und eine verjüngbare Krone hin. Aber wenn die "Experten" schon die Leitäste verhunzt haben...
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: thuja thujon am 13. Februar 2019, 12:30:51
Nun stand ich gestern vor einem dieser und bin der Meinung, das nahezu fast alle Äste Wasseräste sind.
Siehe im Link von Aromasüß auf Seite 51. Der Fehler kommt vom falschen Leitspruch `alle Wasserschosser wegschneiden´.

Ich glaube das schwierige bei den Anfängen im Obstbaumschnitt ist sich vorzustellen, wie der Baum wachsen wird wenn man x oder y macht. Das zu trainieren geht am besten wirklich mit Bäumen die übersichtlich und ruhig im Wachstum sind.

Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Ryckmaster am 15. Februar 2019, 09:55:17
Moin,

euro Dokumente haben mir irgendwie viel mehr geholfen als die Bücher zuvor. :D

Nun will ich es am Wochenende endlich waagen, aber noch eine unklarheit:

Unser Baum zeigt viele, verknüppelte Wunden an Ästen die in der Länge begrenzt wurden, aus dem viele Triebe wachsen.

Ich hatte gelesen, dass solch eine dicke Wundbildung ein zeichen für einen schlechten Schnitt sind. Sollte man sowas nochmal begradigen, indem mal die Ast neu beschneidet, oder lieber auf sich beruhlen lassen und die triebe daraus fördern?


Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Betonklotz am 15. Februar 2019, 10:12:18
Hi, du bist nicht zufällig in Greifswald, oder?

Was meinst du mit "verknüppelt"? Wenn sich schon eine Art Nabengewebe gebildet hat, die die Wundfläche umschließen will, dann würd ich da möglichst nicht dran gehen. Wenn es größere Strünke gibt, die der Baum nicht so einfach "zumachen" kann, kannst du an geeigneter Stelle nachschneiden. Dort wo neue Äste sich anschließen und "Saft ziehen" macht der Baum schneller dicht.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Ryckmaster am 15. Februar 2019, 10:30:03
Moin,

wie kommst du auf Greifswald?

Ich kann später mal ein Bild hochladen damit es veständlich wird.

Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Betonklotz am 15. Februar 2019, 10:48:10
Wegen Ryck ;)

Ja, ein Foto würde helfen ...
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Ryckmaster am 15. Februar 2019, 10:52:56
Witzig...

Ich bin gebührtiger Greifswalder und mein Nick ist tatsächlich vom Ryck abgeleitet :D

Grüße an die Heimat - Foto folgt.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Ryckmaster am 15. Februar 2019, 13:59:08
Anbei einige Bilder sowie ein gesamtbild so gut es ging https://photos.app.goo.gl/Wd4GRD4fDTewfzb76
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: thuja thujon am 15. Februar 2019, 15:10:04
Glückwunsch zum Baum. Folgendes trifft genau zu:
Meiner Erfahrung nach sind falsch geschnittene Bäume oft schwieriger und schlimmer zu behandeln wie verwarloste, gar nicht geschnittene Bäume. Eine falsche Handschrift der Vergangenheit wirkt problematischer wie einen Wildwuchs aufgrund fehlender Pflege zu verbessern. Da kriegt man meist noch Leitäste und eine verjüngbare Krone hin. Aber wenn die "Experten" schon die Leitäste verhunzt haben...
Gibt 2 Möglichkeiten: Äste sortieren und neues Kronengerüst aufbauen, aus Stellen wie 3 große Wunden am Astende sollten Stellen mit nur einer großen Wunde werden. Nachdem die neuen Leitäste ausgewählt sind, diese anschneiden, wie beim Pflanzschnitt. Die sollen dicker werden. Die Krone wird bei der Variante in 5 Jahren etwa 3-4m höher sein als jetzt die dicken Äste.

Möglichkeit 2: anderen Baum pflanzen.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Ryckmaster am 15. Februar 2019, 18:43:16
Glückwunsch zum Baum. ...
...aus Stellen wie 3 große Wunden am Astende sollten Stellen mit nur einer großen Wunde werden...


Danke :)
Heißt das nun, ich sollte die Äste mit den stellen bei bearbeiten, oder ruhen lassen?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: b-hoernchen am 15. Februar 2019, 20:35:59
Ich würde wahrscheinlich die Motorsäge nehmen und entweder ganz unten oder so wie im beigefügten Foto angedeutet schneiden.
Ist die Sorte denn so gut bzw. was ist es denn für eine?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: schnagga am 16. Februar 2019, 12:44:37
Hab genau das Gleiche gedacht. "Großzügig schneiden".
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Ryckmaster am 16. Februar 2019, 19:09:12
Tja, mal sehen. Ich habe jetzt nur einen starken Ast entfernt und viele Wasseräste. Zu der Sorte würde ich sagen, das es ein Granny Smith ist. Wir hatten letztes Jahr nur 5 dran...

Mal sehen wie es sich dieses Jahr verhalten wird, ggf. ist er ja im Ofen doch besser aufgehoben. 
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: cydorian am 16. Februar 2019, 20:46:31
Ich würde ihn rausmachen. Erstens ist die Sorte nur in Südeuropa im Anbau, bei uns wird der selten was essbares. Er hat eine sehr lange Wachstumsperiode und will heisses Klima. Auch mit Klimawandel reicht das nicht hierzulande. Die Stelle sieht auch nicht besonders gut aus, viele andere hohe Gehölze in der Nähe. Zweitens droht dir bei diesem total verhunzten Baum die kommenden Jahre viel Arbeit. Der ist geschnitten wie gewisse Platanen: https://www.baumwissen.info/images/Bilder_Steckbriefe_Baeume/Platane/Platane-Habitus-Winter_370.jpg. Drittens sieht er recht wuchskräftig aus und wird bei normalem Kronenbau einen Kleingarten sprengen.

Fort mit dem Schaden... statt einem verhunzten Grossbaum würde ich zwei, drei vier Bäume auf Schwach- oder mittelstark wachsenden Unterlagen setzen. Mit unterschiedlichen Reifezeiten. Da hast du schon bald Obst von Sorten, die dir schmecken.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: thuja thujon am 16. Februar 2019, 20:54:49
Ich würde es gerne noch bezwiefeln, dass es wirklich ein Granny Smith ist. Auf solchen Bäumen schmeckt die süßeste Sorte sauer und färben tut sie auch nicht.

Ungeachtet dessen, solche Bäume landen hier nicht im Ofen, sondern werden eher für den Schwenker gebraucht. Ein Stückchen Saarländische Kultur. Ich kanns nur empfehlen.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Azubi am 02. Februar 2020, 18:16:01
Ich hätte mal eine Frage zu diesem Apfelbaum. In den letzten Jahren nur die Wasserschosser entfernt. Wie kann man ihn sinnvoller schneiden? Es wäre schön, wenn er noch ein paar Jahre leben und fruchten würde. Einen neuen Baum zu  pflanzen ist wegen des Alters der Besitzer keine Option.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Herr Döpfel am 02. Februar 2020, 18:36:59
Der Baum will nach oben. Wenn da nur waagrechte oder nach unten gerichtete Äste sind, ist klar dass auf der Oberseite immer wieder Wasserschosser treiben.

Bei einem ähnlich verunstalteten Baum habe ich oben aus ein paar gekürzten Wasserschossern um eine "Etage" aufgestockt, um das Wachstum aufzufangen. Da schneide ich dann halt regelmäßig nach den üblichen Regeln. Der Baum hat in dem Bereich sogar wieder schöne Äpfel.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Azubi am 02. Februar 2020, 18:53:57
Bei einem ähnlich verunstalteten Baum habe ich oben aus ein paar gekürzten Wasserschossern um eine "Etage" aufgestockt, um das Wachstum aufzufangen.
Das ist eine originelle Idee  :D. Kannst du das genauer beschreiben? Auf jedem Ast an höchster Stelle einen Wasserschosser stehen lassen, einkürzen und daran einen/mehrere Leitäste ziehen?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Floris am 02. Februar 2020, 19:23:43
Wasserschosser
Den Begriff der "Wasserschosser" würde ich hier (noch) nicht verwenden, sondern erstmal nur von "Einjährigen Trieben" reden.

Wenn man die jedes Jahr wegschneidet, sieht's natürlich am Ende des Jahres genauso aus wie vorher, eben wie auf dem Foto.

Da Äpfel überwiegend am mehrjährigen Holz tragen, gibt es halt keine Früchte, ganz normal.

Bei Betrachtung der einjährigen Triebe erkennt man alle Übergangsstadien von "sehr dick und sehr steil" nach "schwach und fast waagerecht".
Meine Empfehlung: Jetzt knapp die Hälfte der einjährigen Triebe entfernen, und zwar die stärksten und steilsten. Die verbliebenen nicht einkürzen.
Im Sommer werden sich (vor allem an den Schnittstellen) zwar wie bisher neue einjährige Triebe bilden, an den verbliebenen sollten aber auch Blütenknospen angelegt werden. Im Laufe des Sommers oder im kommenden Frühjahr kann man dann wieder die stärksten dieser Neutriebe entfernen, ist es dann noch zu dicht, auch ein paar der dann zweijährigen Triebe.

Im Jahr drauf sollte der Baum wieder tragen und das starke Triebwachstum dadurch gemindert werden.

Ich würde also direkt die bestehenden Triebe im Fruchtholz umwandeln und nicht erst über Leitastverlängerungen eine weitere Etage draufsetzen.
Zusätzlich kannst du im unteren Kronenbereich hier und da senkrecht herunterhängende Triebe zurücknehmen.


Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: am 02. Februar 2020, 20:40:48
Nachdem ich mir das Bild nochmals angeschaut habe, schließe ich mich der Empfehlung von Floris an. Da sind sehr viele flachere Triebe dabei, die man stehen lassen kann, um das Wachstum aufzufangen. Normalerweise möchte man den Baum ja so niedrig wie möglich halten.

Ich kann trotzdem nochmal beschreiben, was ich gemacht habe bzw. machen würde, wenn oben drauf nur steile Triebe stehen. Pro dickem Ast nehme ich zwei bis drei mittennahe steil aufrechte Triebe und kürze sie auf etwa 40 cm. (Was davon nicht gebraucht wird, kann beim nächsten Schnitt weg.) Von den entstehenden Verzweigungen kann man dann beim nächsten Schnitt was passt, also nach außen abgeht, fördern und das nach oben und innen gerichtete wieder wegschneiden. So habe ich den Baum auch nach zwei oder drei Jahren ausreichend ruhig bekommen. Wenn die neuen Äste zu stark werden (3-5 cm), schneide ich sie ganz weg und ersetze sie durch jüngere, bevor zu große Wunden entstehen würden. Den Aufwand darf man nicht berechnen, ist halt Hobby.  ;)
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: thuja thujon am 02. Februar 2020, 20:57:43
So ähnlich wie Floris sehe ich das auch. Flache Triebe nehmen kein Wachstum auf, sondern die steilen. Wenns nur die flachen übernehmen müssen, kommen da lauter steile raus.

Steile Triebe sind nichts schlechtes, sondern gutes Holz, das viel Licht abbekommt.
Wenns zu dicht steht, auslichten. Im Zweifelsfall das was am stammnächsten ist stehen lassen und das weiter entferntere weg.

Was auf dem Foto nicht erkennbar ist: wenns unten noch lebende Triebe gibt die man retten könnte, oben ohne zu zögern Schattendach wegsägen.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: b-hoernchen am 02. Februar 2020, 21:15:26
Azubi, ohne einen Leittrieb, der alle anderen überragt und in Zaum hält, wird das nichts!

Ich würde den Baum neu aufbauen:
Hängendes Holz raus, aus Wasserschossern (das sind übrigens Wasserschosser - bitte nicht warten, bis die alle zu Fruchtholz werden wollen!), welche in ca. 30 - 45° aufstreben, neue Leitastverlängerungen basteln. Von den übrigen Wasserschossern 3/4 raus (vor allem die vertikalen), die anderen einkürzen auf ca. 10cm, um damit (nach mehreren Nachbehandlungen, welche jeweils starkes Kürzen der austreibenden Augen beinhalten) Fruchtholz entstehen lassen.

Zwischendurch mal die vom Schneiden lädierten Handgelenke kurieren.

Aus einem besonders schönen, möglichst senkrechten Wasserschosser in Verlängerung des Baumstammes einen Leittrieb entstehen lassen, der mal eine Krone über dem jetzigen Gerüst bildet.

Ich versuch' mal ein paar Markierungen zu setzen - leider kenne ich mich in dem Gewirr nicht aus.
Da, wo das Fragezeichen steht, soll die neue Krone (Stammverlängerung) hin. Ich komm' echt mit dem Astgewirr und der Perspektive darauf nicht klar.
Bei den Leitästen setzt du die Säge dort an, wo der Ast nach unten abknickt bzw. wo ein geeigneter mäßig aufstrebender Wasserschosser ansetzt - den lässt du dran.
Die anderen hätte man großenteils (nicht alle!) im Juni letzten Jahres reissen müssen - jetzt werden die immer wieder an der Basis neue Sprosse machen. Die grünen Linien zeigen Schosser in dem Winkel, den ich ok. finden würde, um in Zukunft die gestutzen Leitäste zu verlängern und einmal in Fruchtholz münden sollten. Die anderen kürzen - z. T. fingerlang (für zukünftiges Fruchtholz) z. T. auf Astring schneiden.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: 555Nase am 03. Februar 2020, 05:35:11
Viele Köche verderben den Brei oder wie es "thuja" schon so schön sagte: 10-11-13! :)
So einen ähnlichen Kanditaten habe ich auch...aber so gewollt und ständig in Bearbeitung!
Ob das Sinn macht oder gegen irgendwelche "Vorschriften" verstößt, ist eigentlich völlig Schnuppe. Der "Mensch" vergewaltigt die Natur bewußt UND unbewußt, mit- oder ohne Verstand.- Deshalb macht es jeder anders und wie er es will.  :-X
Die Grundlage ist immer die Kausalität und wie man das umsetzt !

Ein Beispiel meinerseits. >>>

(https://up.picr.de/37794356si.jpg)

(https://up.picr.de/37794357sc.jpg)

(https://up.picr.de/37794358sx.jpg)

(https://up.picr.de/37794359dp.jpg)

(https://up.picr.de/37794360zf.jpg)

(https://up.picr.de/37794361nw.jpg)



Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Roeschen1 am 03. Februar 2020, 13:10:51
An den Beispielen sieht man gut, wie sehr es dem Apfelbaum widerstrebt horizontal bzw nach unten zu wachsen.
Der winterliche Aspekt, Aussehen, ca 5 Monate ist der Baum ohne Blätter, ist meiner Meinung nach auch zu berücksichtigen.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Gänselieschen am 03. Februar 2020, 13:32:14
Bei einem ähnlich verunstalteten Baum habe ich oben aus ein paar gekürzten Wasserschossern um eine "Etage" aufgestockt, um das Wachstum aufzufangen.
Das ist eine originelle Idee  :D. Kannst du das genauer beschreiben? Auf jedem Ast an höchster Stelle einen Wasserschosser stehen lassen, einkürzen und daran einen/mehrere Leitäste ziehen?

Das wäre bei meinem Klarapfel sicher auch gegangen - am Ende habe ich dann ein Spalier in 3m Höhe  ;D, ne Quatsch, aber es ist schon ähnlich geworden. Ich habe nämlich die mehrjährigen Schosser nicht komplett weggenommen, sondern nur eingekürzt. Daraus wird sich jetzt e t w a s entwickeln. Was, bleibt abzuwarten...
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Herr Döpfel am 03. Februar 2020, 15:24:06
Zitat von: Gänselieschen
am Ende habe ich dann ein Spalier in 3m Höhe  ;D
So ungefähr, ja. Hat immerhin nicht jeder. 8)

Vernünftig wäre gewesen, den Baum vor 15 Jahren ganz abzusägen. Dann hätten wir heute vielleicht einen schön gewachsenen Baum an der Stelle, der gut zu pflegen und zu beernten wäre. Aber wie bei Azubi - ging halt nicht.

Und überhaupt: Pure Vernunft darf niemals siegen.  :D

Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Gänselieschen am 03. Februar 2020, 15:44:33
Oder Unkenntnis schützt vor Strafe nicht....
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Azubi am 03. Februar 2020, 17:37:58
Erst einmal vielen Dank für eure Antworten  :D
Zusammengefasst würde sich etwa folgende Vorgehensweise ergeben:

1. Wie von Herrn Döpfel vorgeschlagen, den starken Wuchs nach oben durch die Bildung neuer Äste etwas bremsen. (Eine echte Stammverlängerung würde wahrscheinlich zu hoch)
2.  3/4 der senkrechten Triebe weg.
3. Die nicht ganz so steilen Triebe (ca. 10%) sind relativ schwach und befinden sich außen. Diese stehen lassen, evt auslichten.
4. Leitastverlängerungen: Die von b-hoernchen vorgeschlagenen Schnitte sind ziemlich heftig. Es dauert mir zu lange, bis das wieder ein Baum werden würde. Lieber wäre mir, nur die Enden der runter hängenden Äste etwas zu kürzen. Ziel wäre, die Äste horizontaler zu führen.
5. Was mache ich mit dem restlichen 1/4 der senkrechten Triebe: stehen lassen oder auf 10 cm einkürzen?


Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: thuja thujon am 03. Februar 2020, 20:27:41
Der Baum hat genug Zeit um wieder ein Baum zu werden. Manchmal brauchts einen neuen Gartenbesitzer damit sie sich zu ökologisch wertvollen Veteranen entwickeln dürfen.

Ich würde erstmal nur von jedem Quirl oben 1-2 steile Triebe stehen lassen, alles flache natürlich auch, solange es keine Mehltauspitzen hat. Triebe maximal um ein drittel anschneiden. Nächsten Winter dann weitersehen und Seitentriebe sortieren, weiter einkürzen. In 2 Jahren gibts Früchte von der Sonne geküsst.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: 555Nase am 04. Februar 2020, 04:32:56
Einige(5?) passende Schosser waagerecht binden, den Rest entfernen ???
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Azubi am 04. Februar 2020, 19:19:15
Ich würde erstmal nur von jedem Quirl oben 1-2 steile Triebe stehen lassen, alles flache natürlich auch, solange es keine Mehltauspitzen hat. Triebe maximal um ein drittel anschneiden. Nächsten Winter dann weitersehen und Seitentriebe sortieren, weiter einkürzen. In 2 Jahren gibts Früchte von der Sonne geküsst.
Das ist eine schöne, einfache Idee - ganz nach meinem Geschmack  ;)
Also alle stehenden Triebe 1/3 einkürzen. Sollen auch Knospen entfernt werden? Wenn ja, wie viele?
Die flacheren Triebe auch einkürzen?
Nächsten Winter nur die neuen Seitentriebe einkürzen oder auch nochmal die jetzigen (die ich dieses Jahr um 1/3 schneide) weiter kürzen?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: carot am 04. Februar 2020, 20:13:07
Der Lerneffekt stellt sich besser ein, wenn verstanden wird warum eine Maßnahme ergriffen wird. Deshalb will ich durch Fragen zum Mitdenken anregen  ;)
Die flacheren Triebe auch einkürzen?
Nächsten Winter nur die neuen Seitentriebe einkürzen oder auch nochmal die jetzigen (die ich dieses Jahr um 1/3 schneide) weiter kürzen?

Was willst du aus diesen Trieben erziehen, Fruchtholz? Bildet sich Fruchtholz beim Apfel an neuem Holz oder an älterem Holz? Was wird die Reaktion des Baumes auf das Anschneiden der Seitentriebe sein und warum willst du diese Reaktion?

Im Hinblick auf die senkrechteren Triebe soll das Anschneiden die Bildung von Seitenholz anregen. Es werden sich aus den Knospen an den Triebenden eher starke und wahrscheinlich wieder steile Triebe bilden. Die weiter in Richtung Triebbasis befindlichen Knospen werden hoffentlich auch austreiben und etwas schwächeres Seitenholz bilden. Wenn der einjährige Trieb zu stark angeschnitten wird, treiben häufig nur die oberen Knospen aber dafür sehr kräftig aus. Dies will man meist auch nicht. Die sich nach dem Anschneiden bildende Triebverlängerung wird solange so weiter behandelt, so lange man sich diese Reaktionen wünscht. D.h. wenn das Höhenwachstum oder das Längenwachstum des Triebes eingeschränkt werden soll, kann langsam weniger geschnitten werden. Das klappt aber erst, wenn das explosive Wachstum des Baumes wieder etwas beruhigt wurde, idealerweise durch die Entwicklung von Fruchtholz mit ausreichender Fruchtbildung. Das ist nämlich die beste Wuchsbremse. Dafür sind die Seitentriebe, die jetzt stehen gelassen werden sollen, von tragender Bedeutung und auch das schwächere Seitenholz, das sich hoffentlich auch an den steileren Trieben bilden wird.

Du erkennst an der Länge des jährlichen Neuzuwuchses der Triebe ganz gut, ob sich das Wachstum des Baumes beruhigt. Ein gewisser Neuwuchs wird benötigt, um immer weiter neues Fruchtholz erzielen zu können, welches später abgetragenes altes Fruchtholz ersetzen kann. Was ideal ist, ist auch sortenabhängig. Aber ich würde verallgemeinernd schätzen, dass so 30-50cm optimal sind. Das hängt auch vom Alter und dem Allgemeinzustand des Baumes ab. Wenn ein Baum gar nicht mehr wächst, stirbt er langsam ab. Dieses Extrem will man also auch nicht.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Re-Mark am 05. Februar 2020, 07:33:36
Im Hinblick auf die senkrechteren Triebe soll das Anschneiden die Bildung von Seitenholz anregen. Es werden sich aus den Knospen an den Triebenden eher starke und wahrscheinlich wieder steile Triebe bilden. Die weiter in Richtung Triebbasis befindlichen Knospen werden hoffentlich auch austreiben und etwas schwächeres Seitenholz bilden. Wenn der einjährige Trieb zu stark angeschnitten wird, treiben häufig nur die oberen Knospen aber dafür sehr kräftig aus. Dies will man meist auch nicht. Die sich nach dem Anschneiden bildende Triebverlängerung wird solange so weiter behandelt, so lange man sich diese Reaktionen wünscht. D.h. wenn das Höhenwachstum oder das Längenwachstum des Triebes eingeschränkt werden soll, kann langsam weniger geschnitten werden. Das klappt aber erst, wenn das explosive Wachstum des Baumes wieder etwas beruhigt wurde, idealerweise durch die Entwicklung von Fruchtholz mit ausreichender Fruchtbildung. Das ist nämlich die beste Wuchsbremse. Dafür sind die Seitentriebe, die jetzt stehen gelassen werden sollen, von tragender Bedeutung und auch das schwächere Seitenholz, das sich hoffentlich auch an den steileren Trieben bilden wird.

Das ist genau die Situation, in der mir der Umkehraugschnitt perfekt erscheint: man hat einen steilen Trieb, kürzt ihn, er reagiert natürlich wieder mit steilem Neuaustrieb. Die oberste Knospe treibt am steilsten aus, die darunter etwas flacher und manchmal schwächer. Deshalb achtet man beim schneiden darauf, dass die tiefere Knospe in die richtige Richtung zeigt, nicht die oberste. Denn die obere schneide ich ein Jahr später samt steilem Trieb weg.
Hat bei einigen meiner Bäume lehrbuchmäßig funktioniert.

Edit: Hm, vielleicht besser gleich im Sommer statt ein Jahr später wegschneiden?

Grüße,
Robert

Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Gänselieschen am 05. Februar 2020, 11:31:22
Na das klingt ja mal plausibel - schade, dass ich das am letzten WE noch nicht wusste. Ich kann ja nochmal durch den Baum gucken, ob ich an einigen größeren Schnittstellen nochmal eingreife. Aber dann müsste ich wirklich höher auf die Leiter. Manches habe ich doch mit kühnem Schwung und der langen Astschere von unter geschnitten....
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Herr Döpfel am 05. Februar 2020, 20:03:43
Schreiber jun. meint in einem seiner Videos, man könne nicht voraussagen, das wievielte Auge bei einem abgeschnittenen Trieb flach austreibt.

Insofern... schön, wenn's klappt.  ;)
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Azubi am 06. Februar 2020, 10:21:05
@Re-Mark
Habe ich deinen Voschlag so richtig verstanden: Du kürzt die Wasserschosser so, dass die erste tiefer liegende Knospe in die gewünschte Richtung zeigt (vermutlich so, dass die neuen Triebe gut verteilt über den Baum wachsen). Im Sommer dann den alten Trieb über dem gewünschten neuen Trieb wegschneiden. Du brichst also keine Knospen aus?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Re-Mark am 07. Februar 2020, 11:55:20
Normalerweise habe ich keine Knospen ausgebrochen.

@ Im Sommer dann den alten Trieb über dem gewünschten neuen Trieb wegschneiden.


Ich überlege, ob vielleicht Sommer besser gewesen wäre, aber meist habe ich erst im darauffolgenden Winter oder gar Frühjahr geschnitten. Bei mir ist es so, dass ich keinen eigenen Garten habe. Ich pflege Bäume im Garten meiner Eltern, in einem "Wochenendgarten" 90km entfernt und früher auch im Garten meiner Großeltern. In dem alten Boskoop meiner Großmutter habe ich den Umkehraugschitt lieben gelernt. Aber der stand 600km entfernt, da hat sich das Schneiden weniger nach idealen Zeitpunkten gerichtet als vielmehr danach, wann ich gerade zu Besuch war.

Entscheidend für mich ist: bei einem (zu) stark wachsenden Baum schneide ich den Trieb, der aus der obersten Knospe entstanden ist, später komplett weg, leite auf den zweiten Trieb (vielleicht manchmal auch auf den dritten) ab. Wobei ich normalerweise auch versuche, das Einkürzen von einjährigen Trieben eher zu vermeiden. Also lieber wegschneiden und ableiten. Aber wenn man einen Baum hat, der stark und steil treibt und man kürzt doch mal solche Triebe ein, dann ist für mich eben die Richtung der obersten Knospe egal, denn dieser Neutrieb kommt später sowieso weg.

edit: und das ist halt anders, als ich es von meinem Großvater mal gezeigt bekommen habe und auch als es normalerweise in Obstbaumschnittkursen erzählt wird. Dort heißt es immer, dass man beim Schneiden immer über einer nach außen zeigenden Knospe kürzen solle.

Ob nun zum Sommer oder erst im Winter, das müsste man nochmal nachlesen oder die erfahrenen Obstbaumhirten hier fragen. Ich vermute, Sommerschnitt wäre in dem Fall besser, aber ich konnte das bisher nicht selbst ergründen.

Grüße,
Robert
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Ayamo am 07. Februar 2020, 14:24:08
Der Umkehraugschnitt nach Palmer wird ja vorrangig zur Erziehung benutzt, um einen günstigen Winkel von Leitästen und den begleitenden Fruchtästen hinzubekommen, ohne aufwändig mit Stäben oder Gewichten in einem großen Baum herumfuhrwerken zu müssen. Der innere / steilere drängt den anderen leicht nach außen.

D.h. Augen auswählen beim jährlichen Anschnitt der Leitäste / Fruchtäste
Rückschnitt des nicht benötigten Jahrestriebes dann beim nächsten Schnitt - also zum Ende des Winters ein Jahr später.

Wenn man es zu früh im Jahr macht (bevor der gewünschte Astverlängerung Holzzellen gebildet hat), könnte es sein, dass der eigentlich ausgewählte äußere Trieb (ehemaliges 2. Auge) sich wieder etwas zu sehr aufrichtet, was man ja gerade verhindern wollte.

Für zu steile sonstige Triebe funktioniert das natürlich auch.
 
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Gänselieschen am 07. Februar 2020, 15:37:24
Normalerweise habe ich keine Knospen ausgebrochen.

@ Im Sommer dann den alten Trieb über dem gewünschten neuen Trieb wegschneiden.


Ich überlege, ob vielleicht Sommer besser gewesen wäre, aber meist habe ich erst im darauffolgenden Winter oder gar Frühjahr geschnitten. Bei mir ist es so, dass ich keinen eigenen Garten habe. Ich pflege Bäume im Garten meiner Eltern, in einem "Wochenendgarten" 90km entfernt und früher auch im Garten meiner Großeltern. In dem alten Boskoop meiner Großmutter habe ich den Umkehraugschitt lieben gelernt. Aber der stand 600km entfernt, da hat sich das Schneiden weniger nach idealen Zeitpunkten gerichtet als vielmehr danach, wann ich gerade zu Besuch war.

Entscheidend für mich ist: bei einem (zu) stark wachsenden Baum schneide ich den Trieb, der aus der obersten Knospe entstanden ist, später komplett weg, leite auf den zweiten Trieb (vielleicht manchmal auch auf den dritten) ab. Wobei ich normalerweise auch versuche, das Einkürzen von einjährigen Trieben eher zu vermeiden. Also lieber wegschneiden und ableiten. Aber wenn man einen Baum hat, der stark und steil treibt und man kürzt doch mal solche Triebe ein, dann ist für mich eben die Richtung der obersten Knospe egal, denn dieser Neutrieb kommt später sowieso weg.

edit: und das ist halt anders, als ich es von meinem Großvater mal gezeigt bekommen habe und auch als es normalerweise in Obstbaumschnittkursen erzählt wird. Dort heißt es immer, dass man beim Schneiden immer über einer nach außen zeigenden Knospe kürzen solle.

Ob nun zum Sommer oder erst im Winter, das müsste man nochmal nachlesen oder die erfahrenen Obstbaumhirten hier fragen. Ich vermute, Sommerschnitt wäre in dem Fall besser, aber ich konnte das bisher nicht selbst ergründen.

Grüße,
Robert

Das müsste doch analog auch beim Schnitt von Birnbäumen gelten, oder?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Bergischer Apfel am 07. Februar 2020, 17:45:52
Hi Azubi,
ich würde nur das auslichten was unbedingt nötig ist und das hängende Holz erstmal belassen.

Suche dir pro Leitast ein paar Schosser aus die passen und schneide die restlichen weg, auch senkrechte Schosser können übrigens nach zwei Jahren Früchte tragen und sich runterhängen, der Baum würde also nicht unbedingt immer höher werden.
Wenn du zu viel wegschneidest oder sogar noch das runterhängende Holz wirst du nur noch mehr Wuchs produzieren, das kann man später machen wenn der Baum wieder ruhiger ist. Totzdem würde ich so schneiden das im Sommer auch etwas Licht auf die unteren Baumpartien scheinen kann damit diese nicht zu sehr verkahlen (wenn sie das nicht schon sind).

Man kann auch einige Äste die man nicht zur Formierung braucht flachbinden oder (einjährige) knicken und Fruchtholz zu bekommen.

Äste einkürzen würde ich nicht, mit Schnitt is einjährige Holz regt man nur mehr Wachstum an, das schlimmste was du machen könntest wäre alle einjährigen Triebe einkürzen, dann hättest du einen Besen, aus einem kommen drei neue.

LG Thorben
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Starking007 am 07. Februar 2020, 21:02:27
Ich hab das alles mal überflogen,
wie immer viel herumdoktern
und keiner weis was dem Patienten fehlt.

Ist das ein guter Apfel, wie auch immer?
Granny Smith ist es sicher nicht.

Und wenn er gut ist,
was würde dem Baum gut tun?

Und nicht: Das will ich haben, so soll er werden................
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: thuja thujon am 07. Februar 2020, 23:56:44
Tja Starking, da fängst du was an.
Was soll man dazu sagen. An dem Baum wurde konsequent Jahr für Jahr alles falsch gemacht was man falsch machen kann. Der taugt weder als Apfelspender noch als Ruine. Wäre es meiner, würde ich ihn verstümmeln, also Schattendach oben weg (95% der Krone, weil diese vollständig der Natur eines Baumes wiederspricht) und dann abwarten ob er explodiert deswegen oder nur verfault. Wenn über die nächsten Jahre ein Krüppel draus erziehbar wäre, ok, viel Aufwand, aber kann man probieren, würde ich mich drüber freuen. Baum mit Geschichte eben.

Ansonsten ist hier meiner Meinung nach der finale Pflegeschnitt einen Meter überm Boden angebracht.

Meine persönliche Meinung, möchte damit keinen vor den Kopf stoßen.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Starking007 am 08. Februar 2020, 07:46:36
.....finale Pflegeschnitt einen Meter überm Boden angebracht.....

Richtig!
Fehler erkennen - beseitigen.
Viel zu viele vertrödeln ihr ganzes Leben mit halbherzigen Sachen.

WIR haben Erfahrung genug, die wir auch mitteilen können.
Wir brauchen nicht verkaufen, dem Kunden/Fragesteller Honig ums Maul schmieren,
ergugeltes Wissen schlau weitergeben...............

Und wenn ich einen Obstbaum schneide, dann mit einem Durchschnittsaufwand von 5 Minuten pro Baum und Jahr, kleine Bäume weniger.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Re-Mark am 08. Februar 2020, 10:27:57
.....finale Pflegeschnitt einen Meter überm Boden angebracht.....

Der finale Schnitt wäre bei mir einen halben Meter unter der Erdoberfläche...

Zitat
Viel zu viele vertrödeln ihr ganzes Leben mit halbherzigen Sachen.

Genau so einer bin auch ich, leider.
Einen Baum fällen, der mal meinen Großeltern gehörte? Sträucher, die meine Mutter angeschafft hat? Alte Experimente von mir, die sich unerwartet stark ausgebreitet haben, die aber auch irgendwie einmalig sind?
- es fällt mir sehr schwer, da aufzuräumen.

Doch langsam beginne ich daran zu arbeiten. (Thomas, deine Worte sind nicht vergebens, es dauert nur etwas!)

Das Leben ist zu kurz für schlechte Obstbäume!

Zitat
Und wenn ich einen Obstbaum schneide, dann mit einem Durchschnittsaufwand von 5 Minuten pro Baum und Jahr, kleine Bäume weniger.

Das allerdings werde ich niemals errreichen. Bei einem großen Baum wäre ich schon froh, wenn ich auf unter eine halbe Stunde pro Jahr käme. Ich verbuche es unter 'Sport'...

Grüße,
Robert
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 08. Februar 2020, 11:07:34
Gut, er mag zwar nicht natürlich erzogen worden sein aber dies erlitten viele Bäume, das nennt man Erziehung. Das er oben wie eibe Wurzelbürste aussieht, liegt eben an dem fehlenden Haupttrieb und an an den oft unberuhuigenden Schnitt. Ich würde die Wasserschosse einfach jetzt abnehmen und im Mai, wenn die neuen  Wasserschosse kommen, reißt man diese neuwachsenden Wasserschossr wieder aus. Im folgenden Frühjahr nicht schneiden. Somit sollte sich der Baum, in seiner ulkigen Form, beruhigen.

Unter Umständen die alten, vergreisten/vergreisende, hängende Triebe entfernen. Den Baum neu aufbauen würde ich nur, wenn du an soetwas Spaß haben würdest oder wenn es Pflanzengesundheitliche Gründe gäbe.

Bei dem Alter und den Pflanzenkrankheiten die heute herum geistern, denke ich nicht, dass der 1m-Pflegeschnitt auch so gesundheitsförderlich wäre. Dann lieber roden und neupflanzen.

schlechter Obstbaum? ja, ich weiß nicht. Muss man denn immer Höchstleistungen aus den Pflanzen heraus holen? Dieser Baum hat bzw. wurde auch nach einem zusätzlichen Ziercharakter erzogen. Zählt das nicht?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Bergischer Apfel am 08. Februar 2020, 12:00:43
Bis man einen Baum solcher Größe hat dauert es ewig, so schwer ist es nicht da wieder ein Gleichgewicht von Frucht zu Trieb zu bekommen und jede Menge Obst zu ernten.

Klar, unten abschneiden kann jeder, egal wieviel Ahnung er hat oder nicht, aber warum? Nur weil der Baum nicht in ein bestimmtes Schema passt?

Ich habe noch keinen "schlechten Obstbaum" gesehen, höchstens Bäume die am falschen Standort stehen oder sehr empfindliche Sorten. Der Baum sieht wüchsig und gesund aus, also nix mit "schlecht".

LG Thorben
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: cydorian am 08. Februar 2020, 12:28:28
Der taugt weder als Apfelspender noch als Ruine

Als Reiserspender würde er taugen.
Soweit ich verstanden habe darf der Baum ja nicht ersetzt werden, man muss also mit dem leben was da ist. Tja, das gibt dann viel Arbeit. Ich würde mir da nicht zu viele Gedanken machen, bei der Basis kann man nicht viel schlimmer machen :-) Erstmal alles weg, was nach unten ragt. Kurz hinter dem Punkt, an dem die Neigung nach unten beginnt. Stark Schosser treiben wird er weiterhin. Es mag jetzt wiedersinnig klingen, aber ich würde ihn dann bis Sommer nächstes Jahr wachsen lassen.  Ja, ich weiss, das gibt dicht stehendes Holz und gegenseitige Beschattung. Im August 2021 würde ich dann 50% davon rausnehmen.

Die Idee dahinter ist, zunächst mal mehr Ruhe reinzubringen, ihn ins Holz gehen zu lassen. Einen guten Kronenaufbau kann man sowieso vergessen. Erst mal ruhiger werden lassen, sehen was dann wo steht, die Wunden überwallen lassen. Dann hat man was, an dem man mit vorsichtigen Korrekturen Statik und Wuchs halten kann. Ein paar der Schosser werden dann abkippen und können zu Astverlängerungen werden. Da gibts dann auch wieder Fruchtspiesse.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Floris am 08. Februar 2020, 13:21:52
.....finale Pflegeschnitt einen Meter überm Boden angebracht.....
Richtig!
Fehler erkennen - beseitigen.
Prima Diagnose! Du hast ja nicht mal bemerkt, dass hier zwei Anfragen hintereinander stehen...

Der Baum ist nicht schlecht, er ist auch nicht zu wüchsig. Wenn man ihn richtig behandelt, trägt der sehr bald wieder und vermutlich auch noch lange. Und mehr wollte der Fragesteller nicht.

Bevor man euren Ratschlägen folgt ist es wohl wirklich sinnvoller, ihn gleich abzusägen.

Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: cydorian am 08. Februar 2020, 13:31:59
Mein Beitrag bezog ich auf die letzte Schnittfrage, die war von Azubi, mit Bild. Jeder kann dazu Vorschläge machen.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Wurmkönig am 08. Februar 2020, 13:52:03
Ich hätte mal eine Frage zu diesem Apfelbaum. In den letzten Jahren nur die Wasserschosser entfernt. Wie kann man ihn sinnvoller schneiden? Es wäre schön, wenn er noch ein paar Jahre leben und fruchten würde. Einen neuen Baum zu  pflanzen ist wegen des Alters der Besitzer keine Option.

Du kannst dir mal das durchlesen, ich finde die Dokumentation von Fehlern (also wie man es nicht macht) erheblich interessanter als Anleitungen wie man es macht. Denn dann macht man es nämlich meistens falsch.
https://www.inforama.vol.be.ch/inforama_vol/de/index/beratung/beratung/beratungsgebiete/obst_beeren/gartenobstbau.assetref/dam/documents/VOL/Inforama/de/Dokumente/Beratung/Obst_Beeren/Erwerbsobstbau/broschuere-obstbaumschnitt.pdf
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: BernerRosenapfel am 08. Februar 2020, 14:30:52


Als Reiserspender würde er taugen.
Soweit ich verstanden habe darf der Baum ja nicht ersetzt werden, man muss also mit dem leben was da ist. Tja, das gibt dann viel Arbeit. Ich würde mir da nicht zu viele Gedanken machen, bei der Basis kann man nicht viel schlimmer machen :-) Erstmal alles weg, was nach unten ragt. Kurz hinter dem Punkt, an dem die Neigung nach unten beginnt. Stark Schosser treiben wird er weiterhin. Es mag jetzt wiedersinnig klingen, aber ich würde ihn dann bis Sommer nächstes Jahr wachsen lassen.  Ja, ich weiss, das gibt dicht stehendes Holz und gegenseitige Beschattung. Im August 2021 würde ich dann 50% davon rausnehmen.

Die Idee dahinter ist, zunächst mal mehr Ruhe reinzubringen, ihn ins Holz gehen zu lassen. Einen guten Kronenaufbau kann man sowieso vergessen. Erst mal ruhiger werden lassen, sehen was dann wo steht, die Wunden überwallen lassen. Dann hat man was, an dem man mit vorsichtigen Korrekturen Statik und Wuchs halten kann. Ein paar der Schosser werden dann abkippen und können zu Astverlängerungen werden. Da gibts dann auch wieder Fruchtspiesse.

Das scheint mir von allen Vorschlägen, die hier zu lesen waren, der sinnvollste zu sein. Die verbreitete Neigung - "Da ist was gründlich schief gegangen mit dem Baum, also schnell her mit der Säge und dann kräftig druff" - führt vermutlich zu weniger brauchbaren Lösungen. Denn der Baum ist offenbar vital (was ja sehr erfreulich ist).

Gruß
BR
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Re-Mark am 08. Februar 2020, 18:38:24
schlechter Obstbaum? ja, ich weiß nicht. Muss man denn immer Höchstleistungen aus den Pflanzen heraus holen? Dieser Baum hat bzw. wurde auch nach einem zusätzlichen Ziercharakter erzogen. Zählt das nicht?

Ich bezog mich auf den Beitrag von Starking007, nicht auf einen speziellen Baum. Es wurden hier in den letzten Tagen mehrere Obstbaumruinen diskutiert, und in diesem Rahmen habe ich Starkings Beitrag verstanden.

Ich meine, dass es zwischen "Höchstleistungen heraus holen" und jahrzehntelang aus Nostalgie an Bäumen hängen, die weder schön sind noch nennenswerten Ertrag bringen noch viele, viele Zwischenstufen gibt. (Mit dem Negativextrem ist nicht der von Azubi vorgestellte Baum gemeint.)
An Höchstleistungen denke ich jedenfalls nicht. Aber ich bin neulich hier im nordwestlichen Berlin zufällig durch eine Kleingartenkolonie gelaufen und möchte eigentlich nur schreien angesichts dessen, was dort an Obstbaumverbrechen steht. Und das ist nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel.

Grüße,
Robert
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: thuja thujon am 08. Februar 2020, 20:20:49
Aber ich bin neulich hier im nordwestlichen Berlin zufällig durch eine Kleingartenkolonie gelaufen und möchte eigentlich nur schreien angesichts dessen, was dort an Obstbaumverbrechen steht. Und das ist nicht mehr die Ausnahme, sondern die Regel.
Diese Aussage muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen.



...




Hier sieht dass ähnlich aus. Eine ungepflegte, abgängige Streuobstwiese ist Gold dagegen.

Zitat
Es wäre schön, wenn er noch ein paar Jahre leben und fruchten würde. Einen neuen Baum zu  pflanzen ist wegen des Alters der Besitzer keine Option.
Einen neuen Baum kann man immer pflanzen. Auch wenn man selbst nichts mehr davon hat, macht es Sinn.
Leben und fruchten machen Obstbäume meist auch ohne die Pflege von Menschen. Wenn Mensch Ansprüche stellt an die Ernte, sollte man was machen. Die einen möchten wohl kleine, verwurmte Schattenäpfel, evtl vielleicht sogar noch mit Flechtenbewuchs vom Boden aufheben können, damit sie sie ohne Bedenken kompostieren können. Andere möchten lieber verschorfte, voll ausgereifte, gut gefärbte Äpfel einlagern, um sie noch im Februar essen zu können.
Wenn geklärt ist, wieviel Schnittaufwand für welche Fruchtqualität akzeptabel ist, kann man Tips geben.

Für die Gärtner, die sich gerne an Obstbaumverbrechen üben, gibt es mittlerweile auch viele gute Anleitungen. Siehe zB Stummelschnitt. Da kann man viel Zeit mit Schnitt verbringen ohne das man in die prekäre Situation kommen muss, Äpfel in der Qualität vom Supermarkt ernten zu müssen.
https://www.youtube.com/watch?v=urYyrkqdFi8
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: cydorian am 08. Februar 2020, 22:04:45
Solche Foltervideos können einem den Tag versauen. Manche Leute sollten ein Baumbesitzverbot verpasst bekommen.

Wie es Re-Mark hat es auch schon angedeutet hat: Meiner Erfahrung nach lohnt sich päppeln und herumschnitzen an problematischen Bäumen (falscher Wuchs, falscher Platz, falsche Sorte...) nie. Es gibt natürlich oft gute Gründe, sowas trotzdem stehen zu lassen und sich damit abzugeben (Erbstücke mit immateriellem Wert, Wert sekundärer Eigenschaften wie Sicht- oder Sonnenschutzfunktionen, ökologische Aspekte, Spass am Besitz solcher Bäume...), aber in Kategorien von Aufwand, nutzbaren Erträgen, Baumgesundheit sind das ziemlich ungünstige Kandidaten, die man besser früher wie später ersetzt. Das hat auch nichts mit Kettensägenliebe oder mangelnder Wertschätzung älterer Bäume zu tun, es ist schlicht eine schlechte Auswand/Nutzen - Relation.

Also sollte man vor einer Hilfestellung zur Baumbehandlung erst ergründen, um was es dem Besitzer eigentlich geht. Will er des verblichenen Opas Lieblings-Golden Delicious retten oder will er gutes Lagerobst ernten?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Secret Garden am 08. Februar 2020, 22:11:55
Vielleicht möchte ich im Alter einfach im Schatten meines vertrauten Apfelbaumes sitzen und ein paar Äpfel für Kuchen oder Mus ernten. Dafür lohnt es sich doch einen unperfekten Baum zu erhalten.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: cydorian am 08. Februar 2020, 22:47:01
Eben, nach solche Motivationen sollte erst gefragt werden, bevor man Schnitttips gibt.

Mir wäre das zum Beispiel pipegal, denn meine Äpfel stehen auf Obstwiesen und auch der Aufwand dafür ist ein essentieller Punkt, denn ich muss hinfahren. Da spielt die Ökonomie die grösste Rolle, nicht Schau- oder Schattenbäume an denen man sowieso täglich in aller Geruhsamkeit vorbeiflaniert.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Re-Mark am 08. Februar 2020, 23:34:07
Vielleicht möchte ich im Alter einfach im Schatten meines vertrauten Apfelbaumes sitzen und ein paar Äpfel für Kuchen oder Mus ernten. Dafür lohnt es sich doch einen unperfekten Baum zu erhalten.

Möglicherweise haben wir verschiedene Bilder von Bäumen vor Augen. Ganz sicher aber geht es hier nicht um 'perfekt'. Perfekt ist per definitionem sowieso kaum zu erreichen.

Meine Bäume sind auch nicht richtig geschnitten. Wahrscheinlich könnte man viele meiner Aktionen aus der Sicht von erfahrenen Obstwiesenpflegern auch als Verbrechen bezeichnen. Ich habe garantiert mehr als nur kleine Fehler gemacht und mache sie immernoch.

Aber es war mir nie egal.

Wenn ich an den Bäumen bin, dann wäge ich immer sowohl meine Wünsche ab (Obsternte) als auch einen gewissen Respekt vor dem Baum und auch die Bedürfnisse von anderen Lebewesen im Garten. Wenn ich einfach nur Ertrag wollte, dann hätte ich unser Wochenendgrundstück einfach komplett freimachen müssen, niedrig bleibende Obstgehölze in Reihen pflanzen und damit weitermachen. Aber da standen und stehen Bäume, die meine Großmutter schon als Kind kannte. Äpfel, Birnen, Pflaumen. Einen hundertjährigen Apfelbaum mit acht Meter Kronendurchmesser säge nicht um, nur weil ich auf der gleichen Fläche ein Vielfaches an Obst in besserer Qualität ernten könnte. Und dabei auch noch viel weniger Arbeit hätte.

Doch auf der anderen Seite ist letztes Jahr ein Pflaumenbaum endgültig abgestorben. Der starb schon seit ein paar Jahren. Toter Hauptast, Pilze aus dem Stamm, etc. Dazu ständig die Wurzelausläufer, die mehr Arbeit machen als ein Bambus.
Warum habe ich den nicht schon vor fünf Jahren entfernt? Das war falsche Nostalgie. Oder vor fünfzehn? Das war Unwissen über die Möglichkeiten.
Es war eh klar, dass er nicht mehr lange steht. Und so richtig prächtig oder auch nur halbwegs nett anzusehen ist eine vergreiste Pflaume, der man schon einige Äste amputieren musste auch nicht. Hätte ich ihn gleich entfernt könnte da längst ein neuer Obstbaum wachsen. Das wäre im Sinne meiner Vorfahren gewesen die diesen Garten früher einmal bewirtschaftet haben, und nicht darauf zu warten, bis der Strunk wirklich keine Blätter mehr treibt.

Zu den Bäumen in der Kleingartenkolonie: Bäume, die einfach mal irgendwann auf einer bestimmten Höhe gekappt wurden. Arm- bis beindicke Äste einfach abgeschitten, ohne auch nur den Versuch, das irgendwie nach einer Krone aussehen zu lassen. Einfach in einer gewissen Höhe drüber. Danach wahrscheinlich wieder ein paar Jahre ohne Schnitt, und dann kommt wieder jemand mit der Motorsäge und macht eine gleichmäßige Höhenbegrenzung.
Ich habe leider auch schon Äste abgesägt, die eigentlich zu dick dafür waren. Wahrscheinlich habe ich dem einen oder anderen Baum damit ein paar Jahrzehnte seiner Lebenszeit genommen. Ich hatte keine anderen Möglichkeit gesehen, und ich habe zumindest versucht, die Schnitte irgendwie sinnvoll zu setzen. Auf einen anderen Ast ableiten. die Schnittfläche niemals waagerecht so dass Wasser drauf stehen bleiben würde etc.
Aber das was ich in den Kleingärten z.T. gesehen habe, das sah nicht so aus, als ob sich da jemand irgendwelche Gedanken gemacht hätte. Einfach nur gekappt, als ob es ein Styroporblock wäre, den man auf kleineres Maß zurecht stutzt. Ohne Rücksicht auf Gabelungen oder Astwinkel.

Ok, möglicherweise wird das hier offtopic. Es ging ja eigentlich gerade um die Baumerhaltung und daran anschließen um die Frage, ob die sich in bestimmten Fällen noch lohnt.

Auch Fragen der Ökologie und der Nostalgie kann man ökonomisch betrachten. Man kann also auch der ökologischen Rolle eines Baumes einen Wert zubilligen und dann in der Abwägung sagen "ich ernte zwar jedes Jahr nur eine Schüssel saure Schorfäpfel, aber für Vögel und Insekten ist dieser Baum ein Paradies. Und seine knorrige Form gibt der Landschaft Charakter. Das ist auch etwas wert."
Das ist ja ok.
Nur manche Bäume sehen nicht charaktervoll aus, sondern einfach nur räudig. Sind vielleicht auch gar nicht so dick, als dass es da Spechthöhlen o.ä. drin geben könnte.
Und neue Bäume würden Insekten auch Nahrung bieten. Und wenn besseres Obst dran wäre, nicht bloß für Apfelmus, sondern richtige Tafelfrüchte, vielleicht würden damit sogar ein paar andere Leute beginnen, in den Bäumen mehr zu sehen als einen Sichtschutz.

"Mir reichen ein paar Äpfel für Mus" würde mir, mit Verlaub, ein wenig dekadent erscheinen.


Grüße,
Robert






Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 09. Februar 2020, 02:00:49
Ich musste ja grinsen, als ich ganz Naiv den Stummelschnitt in die Suchmaschine warf. Hier die ersten Ergebnisse ;D
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: thuja thujon am 09. Februar 2020, 09:20:20
Schnittziel Baumhöhle erhalten und schauen, ob der Baum Radikalbehandlung überlebt.
Dazu wurde ein unten verkahlter Apfel mit Baumhöhlen und Steiltriebdominierter Tellerkrone darüber soweit umgestellt, das weniger Steiltriebe wachsen und fruchtäste ansetzen dürfen. Prinzip Steiltrieb für Vitalität und Fruchtertrag als Wuchsbremse.

Vorherbild nach 1-2 Jahren nach dem raussägen unnützer bzw instabiler Kronenteile.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: thuja thujon am 09. Februar 2020, 09:20:41
Nachher
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: thuja thujon am 09. Februar 2020, 09:21:41
Ganzer Baum

Mittlerweile haben die Gartenpächter gewechselt, die neuen schneiden ihre Bäume mit der Motorsäge und die Steiltriebe sind weg. Es sind jetzt überm dicken Holz nur noch 50cm vom ehemaligen Steiltrieb mit 5-6 dünnen Ästen hängendes Fruchtholz.
2020 wirds also wieder ein Besenjahr.

Der Baum und seine faulenden Höhlen leben aber noch.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Wurmkönig am 09. Februar 2020, 09:43:38
Schnittziel Baumhöhle erhalten und schauen, ob der Baum Radikalbehandlung überlebt.
Dazu wurde ein unten verkahlter Apfel mit Baumhöhlen und Steiltriebdominierter Tellerkrone darüber soweit umgestellt, das weniger Steiltriebe wachsen und fruchtäste ansetzen dürfen. Prinzip Steiltrieb für Vitalität und Fruchtertrag als Wuchsbremse.

Vorherbild nach 1-2 Jahren nach dem raussägen unnützer bzw instabiler Kronenteile.
Auf den Fotos sieht es so aus als ob die Hochspannungsleitungen direkt darüber verlaufen, da sind natürlich Mindestabstände einzuhalten. In der Nachbarschaft von einem Freund steht auch eine Apfelplantage - sieht von außen extrem ungepflegt aus. Schrägheckenerziehung mit bereits eingewachsener Veredelung, also "Schräg-Hochstämme". Schneiden tut er nur mit der Motorsäge, allerdings hat er Äpfel drauf bis zum abwinken. Zur Versaftung bzw. als Zuckerträger reicht es und mehr will er nicht.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: cydorian am 09. Februar 2020, 14:20:26
Bei 110kv Hochspannung liegt der Mindestabstand zum Baum bei 3m. Das heisst, bei 8m Baumhöhe (für einen Apfel viel) müssen die Drähte höher als 11m hängen. Da 110kv Masten 50-60m hoch sind, besteht selbst bei viel niedriger hängenden Drähten und halber Höhe keine Gefahr, dass Abstandregelungen einen Apfel nach oben begrenzen.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: ringelnatz am 09. Februar 2020, 15:00:42
Zitat
Aber das was ich in den Kleingärten z.T. gesehen habe, das sah nicht so aus, als ob sich da jemand irgendwelche Gedanken gemacht hätte. Einfach nur gekappt, als ob es ein Styroporblock wäre, den man auf kleineres Maß zurecht stutzt. Ohne Rücksicht auf Gabelungen oder Astwinkel.

Es ist wirklich ein Jammer.. haben gestern einen Ausflug mit dem Fahrrad gemacht, an einigen Kleingärten, aber auch Vorgärten am Stadtrand entlang, die Zahl der komplett verhunzten Obstbäume ist deutlich größer, als die der halbwegs gepflegten. Am besten sehen eigentlich die Bäume aus, an denen seit einigen Jahren gar nicht mehr geschnitten wurde.

Gestern früh noch bei einem Freund im (neu erworbenen) Kleingarten gewesen. Er hat einen alten Apfelbaum (wohl Anananasreinette?) mit bestimmt 80cm Stammdurchmesser im Garten stehen. Steht auch unter einer alten Stromleitung (die seit einigen Jahren stillgelegt ist). Der Baum sieht in etwa aus wie ein Rasierpinsel. Jedes Jahr wurde der Baum etwas runtergechnitten und jedes Jahr etwas dichter. Wir planen jetzt, ihm im März mal etwas kräftiger zu Leibe zu rücken, und dabei Teile als Leitäste stehen zu lassen. Vl. stelle ich noch ein Foto rein, mal sehen.

PS: Zum Theme Bäume mit Motorsäge schneiden: Wir fahren mit den Kindern am Gehweg entlang, da turnt in 4m Höhe einer in seinem Vorgarten mit der Kettensäge auf der Leiter rum und sägt oberschenkeldicke Äste aus seinem Walnussbaum.. Gott sei dank rechtzeitig bemerkt und stehen geblieben. Das Ding krachte voll runter, blieb dann an einem Aststummel hängen und schaukelte dort fröhlich im Wind. >:( Ich mein, was er mit sich auf seinem Grundstück macht ist mir egal, aber den wenigstens den Gehweg hätte er absperren können...
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Azubi am 09. Februar 2020, 15:54:06
Vielleicht möchte ich im Alter einfach im Schatten meines vertrauten Apfelbaumes sitzen und ein paar Äpfel für Kuchen oder Mus ernten. Dafür lohnt es sich doch einen unperfekten Baum zu erhalten.
Genau darum geht es. Danke, Secret Garden.

So bin ich etwas irritiert, dass hier Vorschläge gemacht werden (obwohl ich das bereits in meiner Frage ausgeschlossen hatte), alten Menschen ihren Apfelbaum zu nehmen und einen neuen zu pflanzen, dessen Ernte sie ohnehin nicht erleben werden. Sollen sie sich in ihrer Restlebenszeit Äpfel im Supermarkt kaufen? Tatsächlich ist er auch ein schöner Schattenspender, unter dem sie gerne sitzen.

Für Vorschläge, wie er noch einige Jahre überlebt, so schön blüht und Äpfel daran wachsen, bin ich wirklich dankbar. Der Tag an dem der Besitzer wechselt wird jedenfalls ein sehr trautiger Tag für mich. In welchem Zustand der Baum danach ist, spielt dann keine Rolle mehr.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: cydorian am 09. Februar 2020, 18:36:26
Für Vorschläge, wie er noch einige Jahre überlebt, so schön blüht und Äpfel daran wachsen, bin ich wirklich dankbar.

Bitte lies den Thread. Viele Leute haben sich wirklich Mühe gegeben, dir genau dazu etwas zu schreiben. Du findest dazu Antworten in #21, #23, #26, #33, #36, #44, #49, #51, #54 und satzweise auch in anderen Beiträgen. Das hilft auch gegen die Irritation.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: thuja thujon am 09. Februar 2020, 20:39:42
Ich möchte nur noch kurz erwähnen, das auch im hohen Alter nichts dagegen spricht, zu dem bereits gut tragendem Apfelbaum noch einen neuen, jungen Apfelbaum zu pflanzen.
Wenn man selbst den Platz dafür nicht hat, viele Gemeinden bieten dafür ausreichend Fläche an. Manchmal sogar mit einem großen Stein, in dem die Namen der Spender verweigt werden.