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Garten- und Umwelt => Atelier => Thema gestartet von: Suzie am 22. August 2006, 14:47:01

Titel: Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Suzie am 22. August 2006, 14:47:01
Hallo, liebe Gartenfreunde,

habe eben dieses tolle Forum gefunden und denke, es könnte in den nächsten Monaten meine Rettung sein ;)

Denn der neue Eigentümer unseres Hauses hat uns den Hausgarten von ca. 300 m² Fläche zur Nutzung überlassen! Darauf habe ich 10 Jahre spekuliert, aber nachdem die alten Leute, die den Garten vorher genutzt haben, ihn zwei Jahre haben verwildern lassen, weiß ich nicht, wo und wie ich anfangen soll.

Im Frühjahr hatte ich zwar (noch ohne offizielle Erlaubnis) begonnen, dem gröbsten Wildwuchs und Unkraut beizukommen und sogar ein Beet halbwegs freigeschaufelt. Dann zog ich mir in eben diesem Garten beim Fotografieren des Urwaldzustandes einen Fersenbeinbruch zu und konnte monatelang nicht laufen.

Wir müssen zwar für den Garten nichts zahlen, aber er ist mittlerweile so überwuchert, dass man ihn kaum betreten kann. Der Eigentümer hat zwar desinteressiert bekundet, dass er in frühestens drei Monaten einen Gärtner für die gröbsten Arbeiten schicken kann, aber darauf ist absolut kein Verlass, so dass ich wohl selber Hand anlegen muss, soll der Zustand nicht noch schlimmer werden.

Aber es fängt schon beim Rasen an - er ist seit einem Jahr nicht mehr gemäht worden - wie krieg ich den kurz? Rasenmäher schafft das sicher nicht... Und dann ist alles voller Efeu, auch aus dem Rasen habe ich davon elendig lange Triebe herausgezuppelt...

Wäre es die beste Möglichkeit, alles komplett auszubaggern? Oder kann man sich kleinschrittig an so einen Dschungel herantasten? Der Garten lebt ja noch, gerade im Frühjahr sprossen überall Blumen, es gibt einen kleinen Teich und riesige Rosensträucher - irgenwie fänd' ich es schade, wenn das alles weggerodet wäre, und ein klein wenig verwunsche Struktur könnte ich mir auch ganz charmant vorstellen...

Ich wäre euch außerordentlich dankbar für Tipps oder Erfahrungsberichte!

Liebe Grüße
Suzie
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Rispe am 22. August 2006, 14:57:51
Hallo Suzie !
Willkommen im Forum !ich würd warscheinlich auch alles ausbaggern.Auf unserem Grundstück wächst überall Efeu,wilde Brombeeren,u.s.w. Haben schon alles tausendmal ausgegraben und immer kommt alles wieder,es braucht wohl nur ein kleines Stück drin bleiben und es wuchert wieder wie verrückt.
Noch viel Spaß im Forum! ;)
Liebe Grüße Rispe
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: SouthernBelle am 22. August 2006, 15:36:07
Hallo Suzie,
selektiv baggern (dh die Rosen bleiben heil) ist moeglich aber nicht sooo einfach. Ausserdem erwischt Du auch damit nicht die letzten Problenmwuerzelchen. Efeu kriegst Du auch mit dem Bagger nicht weg, es wurzelt potentiell an jedem Knoten, aber mit richtig wuetiger Handarbeit schon. Selbst der kleineste Minibagger ist schwer und verdichtet den Boden und macht ueble Loecher beim Kurvenfahren, wenn man nicht viel Uebung hat.
300qm ist nicht so unglaublich riesig, also goenn Dir das Erfolgserlebnis des "das hab ich alles selbst gemacht".
Vermutlich ist es auch ganz wichtig, erstmal vorsichtig zu jaeten und dabei eine Bestandsaufnahme zu machen, oder hast Du die schon gemacht, waehrend Du auf den Garten gewartet hast?
Der Rasen bzw die Wiese: einen Wiesenmaeher koennte man sich fuer einen Tag/ein Wochenende ausleihen, wahlweise einen Buschschneider, beides macht enorm viel Krach und schoepft einen groben Erstschnitt. Wie gross ist denn das Stueck? Sense verlangt Erfahrung, aber kleine Stuecken koennte man auch mit der Sichel bearbeitet. das sieht nicht schoen aus, schafft aber etwas, was der Rasenmaeher dann hinkriegt.
Das geht auch noch, wenn die langen Halme schon alle platt auf dem Boden liegen, geht aber natuerlich ins Kreuz.
Ich habs immer sehr nervenschonend gefunden, mir eine ganz kleine Teilaufgabe zu stellen und die zu erledigen- bloss nicht auf das grosse Ganze zu gucken, da kriegt man die Krise!

Ich drueck Dir die Daumen, und vergiss bloss nicht:
Geduld ist die erste Gaertnertugend
  oder wie mein Friseur mal sagte
Abgeschnitten kriege ich es schnell, aber Wiederankleben geht nicht.

Mitfuehlende Gruesse
Cornelia

PS ist das Photo noch was geworden vor dem Absturz? Magst Du es mal einstellen?
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Rispe am 22. August 2006, 15:36:24
Du kannst ja auch eine Ecke vom Garten verwildert lassen,den Teich
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Huschdegutzje am 22. August 2006, 15:36:53
Hallo Suzi,
willkommen im Forum :D

Hast du einen Vertrag über die Nutzung?
Nicht, dass du den Garten urbar machst und dann kommt der Eigentümer, hat es sich anders überlegt und will selbst in den Garten und du kuckst in die Röhre.

Also ich würde keine Arbeit und auch Geld hineinstecken ohne Vertrag oder was schriftliches.

Ansonsten viel Spass und falls es was wird mit dem Garten, kannst du im Herbst auch Samen für Tomaten von mir bekommen ;D ;)

Gruß Karin
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Raphanus am 22. August 2006, 15:37:00
Hallo Fast-Namensvetterin ;)

Ausbaggern? :o

Dann würd ich aber vorher alles, was Du nachher noch sehen willst, sorgfältig ausgraben, z.B. einen Teil der Rosen... und was ist mit dem Teich? Willst Du den nicht erhalten?
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Rispe am 22. August 2006, 15:38:48
Sorry,mein Fehler! Den Teich würd ich auch lassen,kann beruhigend wirken!!
Eine Ecke wild,eine gepflegt und eine Ecke für Tomaten?! ;D
Grüße Rispe
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Nini am 22. August 2006, 15:39:58
Oh, wie schön, Suzie! Das freut mich für dich, dass deine persönlichen Gartenträume wahr wurden.
Jetzt heißt es erstmal: Ruhe bewahren.
Nur nichts überhastet `rausreißen, was man hinterher bereut. Ich würde vorschlagen, mach eine Bestandsaufnahme. Welche Pflanzen sind da (evtl. Namen ermitteln)? Was soll bleiben? Wie möchtest Du den Garten künftig nutzen? Was sind deine Vorlieben - was möchtest du selber neu pflanzen? Vielleicht eine maßstabsgerechte Skizze machen und alles eintragen?

Irgendwann hat man - zumindest im Kopf - den Garten einigermaßen fertig. Dann kann man überlegen wie alles umgesetzt wird, in welcher Reihenfolge. Du kannst dann auch gezielter im Forum nach Antworten suchen oder selber fragen.

Ich würde wahrscheinlich nix ausbaggern. Wenn der Garten bis vor 2 Jahren noch bearbeitet wurde, sollte man ihn wieder in den Griff bekommen können, oder? Es wäre schade um die Pflanzen die verloren gehen und um den gewachsenen Boden auch.

Den Rasen bekommst du mit einer Sense wieder kurz.

Hast du Fotos von deinem Dschungel?

Du wirst sehen, wenn du erst mal an einer Ecke angefangen hast, wird der Weg klarer.
viel Spaß wünscht Nini.

Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Huschdegutzje am 22. August 2006, 15:40:21
eine Ecke für Tomaten?! ;D
Grüße Rispe

 ;D ;D ;D wohl wahr ;)
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Suzie am 22. August 2006, 17:08:57
Uih! Schon so viele Tips.... :D Danke schön für die vielen Anregungen.

Also, ich möchte schon so viel wie möglich erhalten, weil die Pflanzen auch so schön angewachsen sind. Außerdem gefällt mir das gewisse "Verwunschene", der Garten muß für mich nicht "wie aus dem Ei gepellt" aussehen, und das Efeu wird wohl sowieso seinen Platz behaupten ;D

Ich werd' versuchen, nach und nach Eckchen für Eckchen hübsch zu machen und mir außerdem eine gemütliche Sitzecke einzurichten, in der ich dann nächsten Sommer zwischen Lavendel einen gut gekühlten Rosé genießen kann *vorfreu*

Auf jeden Fall denke ich über eine Kräuterecke nach, vielleicht ein kleines bißchen Gemüse (@Huschdegutzje: auf die Tomatensamen würd' ich gerne zurückkommen :D), der "Teich" (ist recht winzig) muß auf jeden Fall bleiben, und statt vieler Beete würde ich wohl Kübel und Töpfe bevorzugen. Müßte ja vielleicht zu schaffen sein.

Das Schöne ist, dass ich den Garten samt Schuppen incl. Gartengeräten aller Art geerbt habe, so dass ich gleich loslegen kann. Das Üble ist, dass ich die Nutzung zwar schriftlich habe, der Garten aber vorerst noch als Parkplatzreserve ausgewiesen werden muss. Aber wenn der Eigentümer da wirklich einen Parkplatz daraus macht, ziehen wir sowieso aus 8)





Frühlingsblumen



Forsythien und gelb blühende Pflanze am

Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: hans. am 23. August 2006, 10:23:08
Die "gelb blühende Pflanze" scheint ein Winterling zu sein.

Also was spricht denn gegen eine langsame, stetige Rückeroberung des Gartens? Warum baggern? Beobachte den bewuchs vielmehr genau, und dur wirst interessante Pflanzen finden, die du erhalten möchtest. Liegt der Garten denn im Perigord? Wenn ja: Neid! ;)
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: macrantha am 23. August 2006, 10:31:50
"das Gelbe" ist eine Sumpfdotterblume.
Geh einfach Stück für Stück vor - das werde ich jedenfalls bei meinem "geerbten" Garten tun ... Wenn man sich schon mal ein ein paar m² erfreuen kann, dann ist es viel leichter, ein paar Meter Wildwuchs zu roden.
Kleine Teiche machen allerdings oft Probleme - aber Du wirst schon sehen, ob dieser "funktionieren" kann.
Was auch nicht schlecht ist am Anfang: die schlimmsten Unkrautschleudern und ausläufertreibenden Pflanzen bestimmen und zuerst entfernen.
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Suzie am 23. August 2006, 12:36:52
Also was spricht denn gegen eine langsame, stetige Rückeroberung des Gartens? Warum baggern?
Nee, da wird auch nichts gebaggert! Ich schau' erstmal, dass ich die Wiese in den Griff bekomme und was darunter dann alles zum Vorschein kommt. Dieser alte Garten ist ein wenig wie eine Wundertüte, und ich denke, bei der Gartenarbeit wird der Weg das Ziel sein. Sicher gibt es viel zu entdecken.

Liegt der Garten denn im Perigord? Wenn ja: Neid! ;)
Das wär's noch! Ein Garten im Périgord.... *träum* Nein, er liegt mitten im Ruhrpott. Aber die Gärten und Pflanzen des Périgord und überhaupt Frankreichs finde ich schon sehr inspirierend. Vielleicht gelingt mir ja wenigstens ein gewisses "frankophiles Ambiente"... Lavendel, vielleicht sogar Blauregen, Tontöpfe mit Kräutern und Geranien auf der Treppe, im Sommer ein paar Sukkulenten oder Kakteen, Eisenkraut, Gladiolen...
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: hans. am 23. August 2006, 13:51:35
...Trüffel, Wildschweine ;D
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: oile am 23. August 2006, 14:13:47
Ich möchte Dir auch Mut zu sprechen. Mein Garten war laut Nachbarn, die "schon immer" da waren, mal sehr gepflegt. Als wir das Grundstück (ca. 820 m2) kauften, war davon nicht mehr so viel zu sehen. Durch den Hausbau gab es zwar unfreiwillige Rodungen, aber den Rest habe ich auch so langsam und nach und nach mir erarbeitet.

Mit Grausen erinnere ich mich noch an die Rodung einer Himbeerwildnis: mehr als 1 oder 2 m2 pro Tag habe ich nicht geschafft, das war vor 8 Jahren. Aber es hat sich gelohnt. Übrig geblieben ist nur ein wilder Streifen Liguster, durchsetzt mit ein paar wilden Himbeerruten, Brennesseln und -leider - auch Giersch. Dort lebt jetzt der Igel, und was weiß ich sonst noch. Hin und wieder muss ich aber immer noch einen Himbeerausläufer aus einem Beet ziehen, wo der wohl herkommt???

Im Moment scheint das Imperium zwar etwas zurückzuschlagen, aber ich finde es trotzdem schön...

Also viel Spass beim Ausräumen Deiner Wundertüte! ;D

LG
oile
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: LolloRosso am 23. August 2006, 19:00:34
Suzie,
laß Dir Zeit, und beobachte am besten ein ganzes Jahr lang, was der Garten so hervorbringt, und greife eher vorsichtig ein. Du glaubst nicht, was für eine Freude es ist, wenn Du im Frühling rausgehst, und da steht dann plötzlich eine Tulpe oder ein Schneeglöckchen an unmöglicher Stelle mitten im Weg, oder über Nacht ist unter einem Baum eine Glockenblume heimlich aufgetaucht. Oder das Gedenkmein am Zaun... wäre sehr schade, wenn das alles einem Bagger zum Opfer fiele.
 
Ich war vor 2 Jahren in einer ähnlichen Situation, habe einen völlig verunkrauteten Schrebergarten übernommen. Ich kämpfe auch heute noch mit den "Wildkräutern", aber es ist erstaunlich, wieviel man per Hand schaffen kann. So machst Du Dir den Garten wirklich "zu eigen". Man erfährt dabei auch sehr viel über das Kleinklima. Und Unkrautentfernung hat was Meditatives... werden Dir viele hier bestätigen können. So, und jetzt gehe ich meditieren! ;D ;D

lg
Renate
 
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Suzie am 23. August 2006, 19:32:23
Du glaubst nicht, was für eine Freude es ist, wenn Du im Frühling rausgehst, und da steht dann plötzlich eine Tulpe oder ein Schneeglöckchen an unmöglicher Stelle mitten im Weg, oder über Nacht ist unter einem Baum eine Glockenblume heimlich aufgetaucht. [...]

Hach, das habe ich dieses Frühjahr schon erlebt und fand es unglaublich schön! :D :D :D

Der Rasen auf einmal voller Traubenhyazinthchen, Tulpen, Krokussen und Glockenblumen! Dann die allerliebste Sumpfdotterblume, die ich für irgendein Unkraut gehalten hatte :-[ ... kleine Mauerblümchen... und dann hatte ich fast Tränen in den Augen, als ich in einer armen Ecke plötzlich auch noch eine ganze Herde Maiglöckchen entdeckt habe! Rhododendron, Hortensien, Rosen... der alte Eigentümer hatte mit Herzblut an dem Stückchen Erde gehangen und es so gestaltet, dass möglichst das ganze Jahr über etwas blüht.

Das möchte ich auf jeden Fall soweit möglich erhalten, niemals könnte ich diese unermüdlichen Gewächse ausbaggern, die Armen! Die Kunst wird sein, das Alte mit neuen Dingen zu kombinieren und ein klein wenig "Facon" hereinzubringen, also etwas beizuschneiden.
Titel: Re:Der Garten ist mein - und nun?
Beitrag von: Gänselieschen am 31. August 2006, 17:49:54
Hallo Suzie,

bei 300 würde ich auch meinen, knabber Dich Stück für Stück durch. Wenn Du nicht gerade einen Golfrasen möchtest, bekommst DU auch die Wiese mit ganz normal Rasenmähen wieder hin. Am Besten Du lässt jetzt alles wie es ist und schneidest später höchstens so dickes Zeug wie Beifuß und Nachtkerzen ab, letztere kannst Du ja rausziehen, wenn sie als Vogelfutter abgefressen sind. Dann fängst Du im nächsten Frühling ganz normal mit Rasenmähen an. Glaub' mir, dass klappt. Schon nach zwei mal mähen, ist der Garten wieder zu sehen. Jedenfalls habe ich das in meinem verwilderten Garten so gemacht und habe jetzt eine ganz normale Wiese, natürlich mit vielen Kräutern, aber das stört nicht. Die kannst Du auch mal ein Jahr wachsen und blühen lassen, dann mähst Du ohne Fangkorb und machst Dir einen kleinen Heuhaufen. Das freut Nachbars Katzen.

Eine Saison zu gucken, ist sicher auch eine gute Idee, aber es wird Dich in den Händen kribbeln, irgendwas zu tun. Dann suchst Du Dir eine wilde Ecke und los.

@ Renate
Du hast mir den Tag gerettet! Habe lange nicht mehr so herzhaft gelacht. Meditieren, kommt gut, aber es stimmt. Unkrautziehen ist eigentlich eine erholsame Sache - wenn man genug Zeit hat. Hat was meditatives - der Treffer für heute,
nochmals Danke ;D

L.G.
Gänselieschen