Als ich vor ein paar Tagen den letzten Blog von Nick las, fühlte ich mich fast ein bisschen matt: Da las ich eine- wie üblich- herrliche und lustige Geschichte voller Wortspielereien, Geschichten über Gartengene voller lustiger Wortspiele und Satzkapriolen…und fühlte mich dagegen wie ein alter müder Mann, der einem überschäumenden, herrlich intelligenten und fröhlichen Kind zuschaut, staunt und dabei- leicht verlegen- prüfend mit der Zunge über das leider doch etwas lose sitzende Gebiß streift ehe er dann –leicht missmutig- eine Prise alten Kautabak von vergangener Woche neben die Füsse ausspuckt.
Danach setzten bei mir Überlegungen ein, wie ich eigentlich über das Jahr verteilt meinen Garten empfinde.
Im Moment, das kann ich ganz klar sagen, empfinde ich für meinen Garten nichts…aber auch gar nichts. Wie ich ja ermüdend oft seit Jahren ständig schreibe, habe ich in der Innenstadt einen kleinen Stadtgarten, lebe aber im Mietshaus ganz oben und erblicke den Garten nur dann, wenn ich ihn betrete…sonst nicht. Das hat dazu geführt, dass ich den Garten eigentlich nur dann nutze, wenn das Wetter entsprechend ist bzw die Jahreszeit danach. Und das hat eben den Vorteil, dass ich das relativ kleine Areal mit Pflanzen bevölkern kann, die eben auch nur dann blühen bzw schön aussehen, wenn ich selber auch im Garten bin. Zur Zeit betrachte ich dann zu dieser Jahreszeit einmal wieder neidisch die Bilder, die user von den ersten Frühlingsblüten zeigen. Gelb vor Neid (und mangels farblich passender Narzissen, die das sonst auch tun könnten) betrachte ich Ansichten von gigantisch vergrößerten Galanthusorten... und hauche verzückte Worte der Bewunderung über den Bildschirm, wenn ich Bilder von nie geahnter Schönheit der Helleboren sehe.
Ich hatte auch mal Helleboren im Garten. Ehrlich. Ich erinnere mich an eine sehr schöne rot blühende Sorte, die jetzt im Garten meiner Eltern steht. Bei mir im Garten wuchs sie gut inmitten eines Beetes und hatte auch eine reiche und schöne Blüte…allein, wenn ich zur Gartenzeit mal in den Garten tappte um sie zu bewundern, kam ich nicht umhin sie eine wenig verloren zu finden….trübseelig im Nieselregen stehend beugte ich mich möglichst vor um das entfernte Gewächs inmitten des Beetes zu sehen und zu loben bzw mich am Anblick von Blüten und Farbe zu laben…aber außer einem „schön“ kam nichts über meine Lippen….und das Wort kam mit blasser, tonloser Stimme über meine Lippen…und matt…wie meine Augen und meine ganze Haltung auch nur höflich mit dem Wort „matt“ beschrieben werden können. Ist nun mal so: ich sah da nur nass, matschig braune Erde, viele nicht abgeschnittene, trübe grau-braun-schwarze Stauden…entnervend robustes Unkraut…und außerdem friere ich. Das Ganze ist eben nur trostlos und die arme, tapfer blühen de Lenzrose kann da nichts machen. Sie tut mir leid…daher steht sie jetzt eben auch im Garten meiner Eltern. Anders als dieser tapfere Frühjahrsbote machen es die 3 Helleboren Silver Dollar, die ich mir letztes Jahr hoffnungsvoll aus Belgien mitbrachte. Voll Zuversicht auf zukünftiges Glück habe ich sie zwischen schwarzes Ophiopogon gesetzt. Ich wollte endlich mehr Frühling in meinen Garten bringen und erhoffte mir von der grünlich-rosa-weißen Blüte zwischen ihren eigenen silbernen Blättern und dem kohleschwarzen grasartigen Blättern des Schlangenbartes schöne stille Stunden. Ihr merkt es an der gewählten Vergangenheitsform: Pustekuchen!! Nichts da mit stillem Frühlingsglück. Bloß wegen den Überlegungen, die ich beim Lesen von Nicks Blog hatte, erinnerte ich mich an die Viecher…und habe es trotzdem erst nach Tagen geschafft sie mir im Garten mal anzusehen…Ich war zwar auch davor schon mal im Garten, aber immer ist mir erst auf der Strasse oder im vierten Stock eingefallen, dass ich ja nach diesen blöden Dingern gucken wollte…habe ich jetzt endlich getan. Nun, die Mühe hätte ich mir sparen können. Endlich fand ich im Beet zwei der drei gekauften Silver Doller Dinger. Die Dritte entdeckte ich nach einigem Suchen auch. Einige wenige, von irgendwelchen Raupen unschön angefressen und durchlöcherte kleine mickrige Blätter…sie lagen farblich irgendwo zwischen grünlich angelaufenem fiesem Silber oder totem Fahrrad Aluminium. Von Blüten keine Spur…nicht mal durchlöcherte. Ich bin aber eben selber schuld, denn die Dinger sind natürlich unheimlich sensibel und haben wegen meiner entmutigten, trostlosen Gartenstimmung einen kleinen Deprischub bekommen und beschlossen, es wäre nicht der Mühe wert Blüten zu bilden. Ich nickte ihnen verständnisvoll (und natürlich matt) zu. Recht haben bzw hatten sie…danach bin ich aus dem Garten gegangen…“schlurfen“ ist einfach das bessere Wort. Und beschlossen Euch hier zu berichten.
Ach Nick, deine Blogs sind einfach unglaublich inspirierend. Danke schön!!!!! Achtung, da kommt jetzt der Kautabakstrahl…und über mein müdes, traurig-faltiges Gesicht legt sich ein kleines, blasses, aber endlich mal hoffnungsvolles Lächeln!