einen hab ich noch
danach bin ich ehrlich erstmal still. sorry nick...hast da irgendetwas bei mir ausgelöst
Im Frühling
Eines ist gewiss: Im späten Frühling sehe ich meinen Garten mit völlig anderen Augen.
Absolut! Ich kann das leicht daran erkennen, wenn ich im späten Sommer etwas verblüfft die Bilder betrachte, die ich in dieser Zeit hopsend vor Glück geschossen habe. Sie zeigen viel (um nicht zu sagen : zu viel!!!) nackte, braune Erde, worauf man- mit etwas gutem Willen und seeeehr viel Wohlwollen- das ein oder andere kärgliche Grün erkennen kann…meistens…hin und wieder muss man auch höflich lächelnd nur den braunen Matsch betrachten und sich denken, dass man sich mal etwas dabei gedacht hat…und sich erinnern, dass man damals sehr, sehr glücklich war, als man das Foto schoss.
Also, wenn andere dann schon in ihrem Garten nach dem Frühlingsgenuss eine Art Vorsommer erleben, ist es für mich Frühling!!!!
Ich giere, schnuppere, wühle…und genieße!!!! So spätestens ab Ende Mai bin ich dann ein sabbernder Idiot im Glück, der seine Freunde in den Garten schleift und hechelnd aus ihren (oft nur höflich zum Lächeln verzogenen) Lippen gierig euphorische Laute der Bewunderung erwartet….Im Zweifelsfall droht ihnen natürlich ein Schups in den Gartenteich, wobei sie angehalten sind, dabei bloß keine wertvolle Pflanze zu verletzen.
Besucher, die den Fehler machen (die meisten tun es) den Garten zu betreten um ihn in wenigen Schritten zu durchqueren, um auf der Terrasse Platz zu nehmen…aufgrund des unverständlichen Wunsches nach einem Sitzplatz, etwas zu trinken und um von ihren Krisen und Problemen zu erzählen, müssen es erleben, wie ich wie ein wunderlicher Hund um sie herumhopse und zu irgendeinem Grün am Eingang vom Garten zurücktreiben um dann- millimeterweise sich weiter bewegend- ausführlich erkläre, was sie dort an Grünzeug nicht sehen, wo ich es herhabe, was es machen kann, wann es blüht bzw unerwünschte Hinweise gebe, dass es gerade sehr schön blüht, blühen könnte, es nicht tut, aber gut duftet, sich zu Tee verarbeiten lässt, welche Geschichte ich damit verbinde…eines ist auf jeden Fall sicher: es ist auf jeden Fall endlos (besonders für den armen Besucher). Hin und wieder habe ich Panik in den Augen meiner Besucher erblickt, wenn ich mich nochmal zurück zum Eingang bewege, weil ich vergessen habe etwas zu zeigen. Den Weg zieren dann abgerissen Blätter von Minzen und anderen duftenden Pflanzen, die der Besucher entsprechend meinen Anweisungen beriechen und loben „darf“. Diese Naivlinge denken wirklich sie würden mich besuchen um sich mit mir als intelligentes Wesen zu treffen. Arme, verirrte Seelen
Es ist mir übrigens letzthin aufgefallen, dass viele meiner Freund so ab Ende Mai auffällig oft krank, in Hetze sind oder in Urlaub fahren…komisch! Nun ja, keine Ahnung warum. Auch der Briefträger hat es in der Zeit auffällig eilig. Egal. Sollte es also der, wirklich liebe und geduldige, Besucher dann geschafft haben zur Terrasse vorzudringen und Platz zu nehmen, den Atem holt um mir zu berichten, wie schrecklich es ist, dass seine Spenderniere noch nicht verfügbar ist, kann es passieren, dass ich mit glasigen Augen mitfühlend bei der Erzählung nicke, plötzlich aufspringe und den Besucher zurück zu den Beeten zerre, weil ich mich erinnert habe ihn an irgendetwas blühendem im Garten noch nicht gezwungen habe zu schnuppern. Wir reden übrigens immer noch von einem kleinen und höchst überschaubaren Garten in der Stadt, der sich allein dadurch auszeichnet, dass es meiner ist und ich selber in dieser Zeit einfach wahnsinnig bin. Das kann man nicht anders sagen, so Leid es mir selber tut.
Ende Mai wird man mich also nur schwer aus dem Garten bekommen. Es ist die absolut schönste Zeit in meinem Garten. Wenn mein Freund- demütig lächelnd- in dieser Zeit ankommt um mich zu fragen, ob ich ihn gegebenenfalls mal besuchen mag….er bietet dann an, sich zusammen in einer der Gondeln Venedigs schaukeln zu lassen, während ein schicker Gondoliere dazu „o sole mio“ trällert …oder durch die glasklaren Meere der Karibik zu tauchen…möglich wären auch Reisen durch die Gewürzmärkte Indiens…Perlen aus Arabien, Smaragde aus Brasilien…
Nun, um es kurz zu machen: Mein ungnädiger Blick trifft ihn, die Augen werden kalt und blitzend und aus dem verächtlich verzogenen Lippen kommt zischend die ungläubig gestellte Frage „etwa JETZT?
?“ (Er liebt mich immer noch…hoffe ich zumindest.
)
Es ist die Zeit in meinem Garten, wo alles frische Grün noch nicht wild verwuchert ist, sondern romantisch. Der von Mauern umgebende Garten ist ein Meer von Düften…die meisten stammen von herrlich duftenden, einmal blühenden Rosen, die den Garten in ein herrliches blassfarbenes Kleid aus Farben von Weiß, Violett, Zartrosa und Mauve hüllen…zuzüglich einiger Perlen von samtig schwarzroter Farbe, die glühen, wie die schönsten Rubine…und noch schöner. Dazu- also dem herrlichen Duft verschiedenster duftender Rosen mit schwerem, blumigen oder zitronigen Parfum- gesellen sich die frischen Düfte von Minzen und anderen herb bis würzig duftender Kräuter, so dass ich oft nur seelig lächelnd die Augen schließe und Momente des reinsten Glückes erlebe. Böte man mir in dieser Zeit einen Gratisurlaub ins Paradies an, würde ich nur verwundert schauen, weil ich mich bereits darinnen wähne. Meine Finger gleiten zärtlich über Halme, Blätter und Blüten, während meine Nasenflügel leider wenig elegant, aber hemmungslos gierig und beseligt schnüffelnd beben. Ich erlaube mir diesen schwülstigen Erguss aus der Erinnerung nur aus einem Grund: Er bzw. es dauert nicht lange an.
Langsam erwache ich aus meinem wilden Taumel. Bei Besuchern bin ich schon vorsichtiger. Es kommt mir vage in Erinnerung, dass andere Anderes mögen und ich mich lächerlich mache. Abgesehen davon sehe ich ernüchtert, dass die erste Blüte sich dem Ende nähert. Überraschenderweise ist das die Zeit, wo die meisten Besucher tatsächlich ungefragt selber hüpfen und loben und schwelgen, während ich leicht wehmütig daneben stehe und mich für sie freue. Ich sehe nämlich zwischen den üppigen Rosenblüte vor allen Dingen nur eines: Keine Knospen mehr! ...und ich weiß, es wird bald vorbei sein mit der ganzen Pracht. Damit bin ich plötzlich wieder auf festeren Gartenboden angelangt und kratze mich leicht verlegen am Hals. Das ist so meine Gartenstimmung ab Juli.