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Garten- und Umwelt => Gartenjahr => Thema gestartet von: Silvia am 21. Dezember 2003, 10:41:38

Titel: Thomastag
Beitrag von: Silvia am 21. Dezember 2003, 10:41:38
Thomastag

Heute, am 21. Dezember, dem Tag der Wintersonnenwende, ist nicht nur zufällig der 4. Advent, sondern auch der so genannte Thomastag. Zumindest ist er das in der evangelischen Kirche. In der katholischen Kirche wurde der offizielle Gedenktag 1969 auf den 3. Juli verlegt, da an diesem Tag ein Großteil der Thomas-Reliquien im 3. Jahrhundert nach Edessa, dem heutigen Urfa in der Türkei, übertragen wurden.

Thomas war Fischer, bevor er zu einem der Jünger Jesu wurde. Er ist als der 'ungläubige Thomas' in die Geschichte eingegangen, da er zunächst die Auferstehung Jesu anzweifelte. Erst als Jesu ihn aufforderte, seine Wunden zu überprüfen, glaubte er an das Unglaubliche und erkannte als Erster in Christi das göttliche Wesen.

Die Legenden haben Thomas und Jesu sehr nah zusammengebracht und beide sogar als Zwillingsbrüder bezeichnet. Nach der Kreuzigung und Auferstehung soll Thomas auf Geheiß Jesu nach Indien gegangen sein, um dort für König Gundisar einen Palast zu errichten. Thomas verschenkte jedoch das Geld, das er zur Errichtung des Palastes erhielt, an die Armen und Bedürftigen. Gundisar ließ Thomas daraufhin in Kerkerhaft nehmen, wurde jedoch durch die Erscheinung seines toten Bruders bekehrt. Er ließ Thomas wieder frei und schickte ihn in fernere Gebiete des Landes. Auf seinen Reisen hat Thomas viele Menschen zu Christen bekehrt. Er starb durch den Schwertstreich eines Oberpriesters, als er einem Sonnengott geopfert werden sollte. Der König ließ ihn jedoch ehrenvoll begraben.


Bräuche am Thomastag

Um den Thomastag rankt allerlei Aberglauben besonders in der Alpenregion.

So heißt es, wenn am Thomastag mittags der Nebel noch auf den Gebirgskämmen liegt, werden im folgenden Jahr viele Menschen aus den höheren Ständen sterben, liegt er aber in den Tälern, so sterben viele arme Leute (bei Innsbruck).

In der Thomasnacht soll man auch flüssiges Blei in ein Gefäß mit Wasser gießen. Die Form der entstandenen Figuren zeigt, was der Gießer werden oder wie sein Körper aussehen wird (Inntal).

Wenn man am Vorabend des Thomastages am Backofen horcht, so hört man es in demselben entweder beten oder singen und pfeifen. Bei Singen und Pfeifen lebt man im folgenden Jahr gesund und in Freuden. Hört man aber das Beten, so wird man im Laufe des Jahres sterben (Unterinntal).

Ein anderer Brauch hilft den jungen, heiratswilligen Mädchen, den Namen des zukünftigen Bräutigams herauszufinden: Die Mädchen schreiben Buchstaben auf Zettel und legen diese unter ihr Kopfkissen. Der Buchstabe, der in der Nacht hervorgezogen wird, ist dabei der Anfangsbuchstabe des Vornamen des Zukünftigen (bei Hall).

Auch über den Aufenthaltsort im kommenden Jahr kann man sich am Thomastag Auskunft holen: Man setzt sich mit dem Rücken zur Tür auf den Boden und wirft seinen Schuh Richtung Tür. Zeigen die Schuhspitzen Richtung Tür, wird man in die Welt hinausziehen, zeigen sie jedoch zum Werfer, bleibt man noch ein Jahr zuhause (Unterinntal).


Bauernregeln für den heutigen Lostag

Wenn St. Thomas dunkel war,
gibt's ein schönes neues Jahr.

Am Thomastag wächst der Tag um einen Hahnenschritt.

Friert's am kürzesten Tag,
ist's immer eine Plag.



Einen schönen 4. Advent wünscht
Silvia
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Hans am 21. Dezember 2003, 11:45:58
Der 21. Dezember

Geschichtliches
69 - Vespasian zieht in Rom ein und wird vom Senat als neuer Römischer Kaiser anerkannt.
1898 - Entdeckung des Radiums durch Marie and Pierre Curie.
1968 - Start von Apollo 8.
1988 - Absturz des Fluges Pan Am 103 durch einen Terroranschlag über Lockerbie, Schottland.

Geburtstage
1639 - Jean Racine, französischer Dramatiker
1795 - Leopold von Ranke, deutscher Historiker
1804 - Benjamin Disraeli, britischer Politiker und Schriftsteller
1878 - Jan Lukasiewicz, polnischer Philosoph und Mathematiker
1913 - Heinz Conrads, österreichischer Schauspieler
1917 - Heinrich Böll, deutscher Schriftsteller (Literaturnobelpreis 1972)
1937 - Jane Fonda, US-amerikanische Schauspielerin
1940 - Frank Zappa, US-amerikanischer Rockmusiker
1942 - Reinhard Mey, deutscher Liedermacher

Todestage
1375 - Giovanni Boccaccio, italienischer Schriftsteller
1935 - Kurt Tucholsky, deutscher Schriftsteller
1940 - Francis Scott Fitzgerald, US-amerikanischer Schriftsteller
1958 - Lion Feuchtwanger, deutscher Schriftsteller
1996 - Christine Brückner, deutsche Schriftstellerin


Hans
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Thomas am 27. Dezember 2003, 18:41:10
Im Magazin der Süddeutschen Zeitung vom 24.12. stand ein Artikel über Thomas, Titel: Jesu Doppelgänger (von Paul William Roberts). Habe ich heute erst gelesen - sehr interessant.

Demnach ist Thomas primär kein Name gewesen, sondern ein aramäisches Wort mit der Bedeutung 'Zwilling'.

In den Apokryphen (apokryph, griechisch: verborgen; bezeichnet frühchristliche Texte, die keine Aufnahme ins 'kanonische' Neue Testament fanden), steht viel über Thomas. Er wird dort als apostolischer Begründer der östlichen Orthodoxie bezeichnet. Es soll sich um den Zwillingsbruder von Jesus mit Namen Judas gehandelt haben, also eben um Judas Thomas. So heisst er auch in den erst 1945 entdeckten Nag Hammadi-Texten, einer Sammlung gnostischer Texte aus der Zeit des frühen Christentums.

Bisweilen wird er auch als 'Didymos Judas Thomas' bezeichnet - was eine Dopplung darstellt, denn 'Didymos' ist das griechische Wort für Zwilling.

Die 'Bereinigung' der christlichen Lehre, in deren Zug die apokryphen Texte ausgeschlossen und auch weitgehend vernichtet wurden, wird von Historikern interpretiert als ein Bestreben, den Machtanspruch der römischen Papst-Kirche durchzusetzen. In diesem Zusammenhang soll es auch zur Verdammung der Gnostiker gekommen sein.

In Indien (v.a. im Bundesstaat Kerala) beruft sich die syrisch-orthodoxe Malaba-Kirche auf Thomas. Thomas soll in Indien missioniert und viele Wunder vollbracht haben. Diese Christen waren bereits dort, als die Portugiesen im 16. Jh. Indien erreichten und dort missionierten.

Versuche von Papst Johannes Paul II., die Thomas-Christen in die römisch-katholische Kirche zurückzuholen, sind bislang ohne Erfolg geblieben ...

Es gibt sogar ein Thomas-Evangelium (in koptisch) - allerdings enthält es im Gegensatz zu den kanonischen vier Evangelien vor allem Zitate von Aussagen Jesu.

Und so weiter ... der Artikel ist lang. - Der Verfasser, Paul William Roberts, hat eine eigene Website: www.paulwmroberts.com


Eine andere interessante Website zu Thomas und mit Links u.a. zu Übersetzungen des Thomas-Evangeliums aus dem Koptischen ins Englische habe ich auch gefunden:

http://www.neeff.de/default.htm

Hier der direkte Link zur Seite mit den Links:
http://www.neeff.de/thomas.htm

Die gesamte Website von Jürgen Neeff ist noch etwas 'in Gründung'.
 


Da heisst man sein Leben lang Thomas, und weiss doch kaum etwas über seinen eigenen Namen!


Mit etwas ungläubigen Grüßen ;)
Thomas
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Silvia am 27. Dezember 2003, 19:01:58
Und dann gibt es ja auch noch die Leute, die genauso ungläubig wie Thomas sind, die an dem Tod und an der Auferstehung Jesu zweifeln und Überlegungen angestellt haben, ob er stattdessen nach Indien gegangen ist, um dort als alter Mann zu sterben ... würde vieles erklären. ;)

LG Silvia
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Thomas am 27. Dezember 2003, 19:12:07
Und dann gibt es ja auch noch die Leute, die genauso ungläubig wie Thomas sind, die an dem Tod und an der Auferstehung Jesu zweifeln und Überlegungen angestellt haben, ob er stattdessen nach Indien gegangen ist, um dort als alter Mann zu sterben ... würde vieles erklären. ;)

LG Silvia

... genau das wird im Süddeutsche-Artikel und auf der Website von Neeff zumindest angedeutet.

Aber was auch immer man selbst glaubt: Es ist doch sehr interessant, einmal in den Randbereichen unserer Tradition herumzustöbern.

Etwas Ähnliches habe ich vor Jahren einmal gefunden: 'verbotene' Texte über Lilith, Adams erste Frau.


Mit religionsgeschichtlichen Grüßen
Thomas
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Silvia am 27. Dezember 2003, 19:24:28
Aber vorher gab es möglicherweise noch die Heilige Geistin (hebr. ruah, femininum), die in der Genesis über den Wassern schwebte und der göttlichen Männerwelt das weibliche Element zufügte. Wobei sich die Gelehrten noch heute streiten, ob da jemand etwas falsch aus dem Hebräischen übersetzt hat und wenn ja - warum. ::) ;)

LG Silvia
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Lilia am 27. Dezember 2003, 21:15:08
... und bevor Jesus nach Indien ging, mußte er erstmal nicht-sterben, also lebendig bleiben. Es gibt Überlegungen, die davon ausgehen, daß er nicht am Kreuze starb, sondern wegen des bevorstehenden Sabbat vom Kreuze abgenommen wurde, in eine Felshöhle getragen wurde, und dann ja wohl nicht mehr im Lande bleiben konnte.
Wenn Maria Zwillinge geboren hätte, müßte ja die ganze Weihnachtsgeschichte umgeschrieben werden, nee also... ;)
Ein Hl.Thomas ist schon irgendwie arm dran: immer verkannt, von Geheimnissen umgeben, nach Indien abgeschoben... :-\
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Thomas am 27. Dezember 2003, 21:23:35
Zitat
Und die Erde war eine Leere und Öde; und Finsternis auf den Angesichten des Abgrunds. Und der Geist Gottes schwebend über die Angesichte der Wasser.
Mose 1.1 Vers 2

Tohu wa bohu - darüber schwebend ruha?

Oder der Logos, wie die griechische Fassung meint?

Im Ursprung der Religion im Neolithikum sicher eine Muttergottheit, ein mütterliches Prinzip. Dazu dann ein sterblicher Vegetationsgott.


Mit jungsteinzeitlichen Grüßen
Thomas
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Silvia am 27. Dezember 2003, 21:24:09
Wobei man dann auch gleich auf Gabriel zu sprechen kommen könnte, der Maria die Geburt Jesu verkündete. Wenn man sich das mal so vorstellt, so ein großer stattlicher Engel - und keiner zuhause ... :-X.

Ich meine ja nur ... ::)

LG Silvia
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Thomas am 27. Dezember 2003, 21:27:36
Hallo Lilia,

Zitat
nach Indien abgeschoben

Bin ganz gerne hier ;) ... wenn auch Reisen nach Asien - und nach Indien im Besonderen - einen sehr starken Reiz haben können.

Nur zur Klarstellung: Ich meine nicht Goa und das alles. Und trotz Thomas, Shiva, Tohu wa bohu denke ich, dass 2 und 2 oft 4 sind.


Mit faszinierten, aber realistischen Grüßen
Thomas
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Silvia am 27. Dezember 2003, 21:27:44
Das Original ist hebräisch. Dort heißt es 'ruah' oder 'ruach', was mit Atem oder Lebenskraft übersetzt werden kann. Auf jeden Fall ist es eine weibliche Form.

LG Silvia
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Thomas am 27. Dezember 2003, 21:30:33
Silvia.

... es gibt auch gefallene Engel ...

Vielleicht liess man deshalb in alter Kirchenmalerei oft viel Platz zwischen Gabriel und Maria.

S. aber die Annunciata von Antonello da Messina. Zwar kein Engel zu sehen, aber ihr Blick ist nicht schlecht ...


Mit kunstgeschichtlichen Grüßen
Thomas

[geändert]Ich kannte eine Antonella aus Siena.
Aber der aus Messina war keine Signorina.[/geändert]
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Silvia am 27. Dezember 2003, 21:37:10
Was ich an der ganzen Geschichte ja so faszinierend finde ist, dass sich mit ein bisschen Überlegung alles ganz einfach erklären lässt. Es will nur keiner haben. 8)

LG Silvia

Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Lilia am 27. Dezember 2003, 22:33:09
Silvia, ist doch klar, daß keiner die Wahrheit haben/sehen/hören will!
Wenn aller Anfang weiblich ist (was war denn zuerst da, das X- oder das Y-Chromosom??), wie paßt denn dann plötzlich eine männlich beherrschte Geschichte ins Bild??
Die Jungsteinzeitmenschen haben halt einfach nur gesehen, daß neues Leben aus Frauen kommt und geschlussfolgert, daß das in der Natur genauso ist, die dazugehörige Göttin oder Geistin also weiblich sein muß. Das hat wenig mit herrschen oder be-herrschen zu tun.
Völlig OT: es gibt ein schönes Buch - Das Chasarische Wörterbuch -, es hat einen männlichen und einen weiblichen Schluß. Die unterscheiden sich grade mal durch ein Wort voneinander.

Thomas, fährst Du mal wieder nach Indien? Ich bräuchte da was.
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Silvia am 27. Dezember 2003, 22:42:32
Na ja, so unrecht hatten die Altvorderen ja nicht. ;)
Und weiblich sind wir alle, auch die Männer. Dieser zusätzliche Entwicklungsschritt zum Mann ist ja sozusagen ein Add-On. Es macht ihn empfindlich und anfällig. Aber was soll's. Die Frauen haben es nicht geschafft, ihre Stärke so einzusetzen, dass sie jetzt nicht jammern müssten. Selber Schuld. ::)

Jedenfalls birgt der Thomastag doch eine Menge Diskusionsstoff, wie ich merke. :)

LG Silvia
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Hans am 27. Dezember 2003, 23:01:59
Hi Hi,

" ... Und weiblich sind wir alle, auch die Männer ..."
" ... daß neues Leben aus Frauen kommt und geschlussfolgert, daß das in der Natur genauso ist, die dazugehörige Göttin oder Geistin also weiblich sein muß ..."


Mann schweigt dazu, lächelt verständnisvoll, nickt wissend, streichelt sanft durch ihr schwarzes Haar, verzeiht sanftmütig, ...

Frau darf heute selbst von den unmöglichsten Fabeln träumen ...

Mann ist heute einfach grosszügig und sieht über manches hinweg ...

Frau hätte wohl gerne einen Liliatag ...


Mitfühlende Grüße
Hans
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Thomas am 27. Dezember 2003, 23:05:08
Zitat
empfindlich und anfällig

... und deshalb - in bester Thomas'scher Ausprägung - eben auch skeptisch.

Mit so einem verkümmerten Y-Chromosom wird man vorsichtig / nachdenklich / analytisch.

Woraus sich dann fast zwangsläufig der Logos ergibt. ;)

Zitat
Thomas, fährst Du mal wieder nach Indien? Ich bräuchte da was.

Würde gerne, aber im nächsten Jahr wohl nicht. - Was bräuchtest Du denn?


Mit herrschaftsfreien Grüßen
Thomas
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Thomas am 27. Dezember 2003, 23:07:53
Zitat
streicheld sanft durch ihr schwarzes Haar

Wessen Haar, lieber Hans, ist schwarz?

Mit neugierigen Grüßen
Thomas
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Lilia am 27. Dezember 2003, 23:17:05
@ Thomas: Stoff, grünen Stoff. Dieses Grün gibt es leider nur in Indien. Ich suche schon seit Jahren, aber ich hab' Zeit.

Unsere Add-ons hier sind goldisch - und bißchen farbenblind.
Ich war noch nie schwarzhaarig!!
Göttinnen sind übrigens immerimmerimmer blond. 8) und hatten am 20. oder 21. 12. schon Namentag!!

PS.Mein "Add-on" hat mich grade "einen schweren Ausnahmefehler" genannt!
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Thomas am 27. Dezember 2003, 23:31:21
Auch wenn es OT sein mag:

Zitat
Mein "Add-on" hat mich grade "einen schweren Ausnahmefehler" genannt

Ist Dein Add-on Dein PC, oder Dein zugeordnetes Y-Chromosom bzw. dessen Träger ???


Mit irritierten Grüßen
Thomas
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Silvia am 27. Dezember 2003, 23:32:14
Da log ich mich doch noch mal ein. Hans, was träumst du nachts? Und dein Name war doch gar nicht Hoffmann. Anscheinend nur Zahlen im Kopf, aber in Biologie wieder nicht aufgepasst. ;)

Das Y-Chromosom ist aus einem X-Chromosom entstanden. Und damit ein Kind ein Junge wird, muss ein zusätzlicher Prozess ablaufen. Ein Mädchen ist es bis dahin allemal.

Hier mal ein schneller Link:

Das genetische Geschlecht

Und nur mal auf die Schnelle:
Bei Frühgeborenen ist die Überlebenschance bei Mädchen höher als bei Jungen. Leider wahr.
Frauen leben länger und können besser Schmerzen ertragen. Und erzähl mir jetzt nicht, was Schmerzen sind! Das weiß man spätestens nach einem Kind. Da können Männer nicht mitreden. Ungerecht - das meine ich jetzt wirklich! Aber auch wahr.

Wer hatte da jetzt schwarze Haare? Also, ich bin blond und blauäugig. ;D

Lieben Gruß an das zarte Geschlecht :-*
Silvia
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Wolfgang am 28. Dezember 2003, 01:04:53
Nur mal so zwischendurch; ich bitte um Verständnis, dass ich nicht an mich halten kann:
(Auch) Herr Roberts hat leider einiges nicht so sehr Sinniges in die Welt gesetzt. Zufällig ist keine antike Schrift auch nur annähernd so gut erforscht wie die Bibel, einschließlich ihrer apokryphen und pseudepigraphischen Schriften und einschließlich sowohl der altorientalischen als auch der hellenistischen Religionsumwelt. Die letzteren Schriften wurden mitnichten vernichtet, jedenfalls nicht von der Kirche (die hat später eher die Lektüre der Bibel selbst verhindert), sondern immer wieder erforscht und können in originaler Sprache wie auch in deutscher Übersetzung (zuletzt von Klaus Berger und Christiane Nord) nachgelesen werden.
Der Geist Gottes (es kann auch sein Atemhauch sein) ist im Hebräischen (ruach) tatsächlich weiblich; die griechische Übersetzung im ersten Buch Mose lautet allerdings nicht Logos, sondern Pneuma und ist sächlich.
Konstruktionen einer Urgöttin oder Adamsfrau Lilith stehen ebenfalls auf zarten, zerbrechlichen Beinen. Gerade die feministisch-theologische Forschung (von Kirchen übrigens furchtbar intensiv gefördert; die evangelische vergibt sogar einen Preis dafür) hat hervorgebracht, dass alle Versuche, eine mütterliche Urgottheit zu finden, historisch und religionsgeschichtlich leider nicht haltbar sind. Göttinnen sind halt immer blond, das ist ihr Problem …
Die Geschichte von Jesus in Indien oder Kaschmir ist historisch, sagen will mal, auch nicht allerbestens belegt, jedenfalls nicht so gut wie die herkömmlichen Geschichten über ihn.
Die indische Mar-Thomas-Kirche schließlich gehört zu den orientalisch-orthodoxen Kirchen; Papst Johannes Paul II. hatte keinen Anlass und hat daher auch nicht versucht, sie der katholischen einzuverleiben. Er lädt sie aber immer ein, wenn in Assisi für Frieden gebetet wird.
Über die biologischen Tatbestände will ich jetzt nicht auch noch f.simpeln.
Nachweihnachtliche Grüße und nichts für ungut.
Ich mag blonde und blauäugige Frauen ganz besonders gern!
W.
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Thomas am 28. Dezember 2003, 01:29:28
Hallo Wolfgang,

klar war in diesem Thread einiges rhetorisch-spekulativ.

Aber Du stellst die Quellenlage jetzt auch etwas einseitig dar - nichts für ungut.

Es ist leider spät, gerne im Detail ein anderes Mal.


Mit blauäugigen Grüßen ;)
Thomas


Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Wolfgang am 28. Dezember 2003, 01:36:35
Einstweilen muss man Dir nun glauben, denn "selig sind, die nicht sehen und doch glauben", sagte Jesus seinerzeit zu Thomas (Johannes 20,29). ;D
W.
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Silvia am 28. Dezember 2003, 08:58:52
Die ganze Konstruktion nennt sich ja auch Glauben und nicht Wissen . ;)

LG Silvia

P.S. Da fällt mir noch ein: Ich versuche mir diese ganzen Geschichten immer aus der Perspektive der jeweiligen Person vorzustellen. Ob ich das für die Nachwelt so belegbar an die große Glocke gehängt hätte, wenn ich untertauchen müsste, weil ich wegen Volksverhetzung zum Tode verurteilt worden wäre, aber gerade noch einmal heimlich davongekommen bin - ich weiß ja nicht.
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Wolfgang am 31. Dezember 2003, 12:13:29
Nochmal, ich kann es nicht lassen.
Glauben soll in der Tat jeder, was ihm auf welche Weise auch immer wichtig geworden ist. Aber Religion ist mehr als Glauben. Mich beschäftigt sie zuerst im Blick auf das, was man (mit Mitteln der historischen und literarischen Wissenschaft) erforschen kann.
Auf diesem Hintergrund ist Herr Roberts - den ich mir nochmal reingezogen habe - einfach nicht seriös; seine Zusammenstellung der Dinge bewegt sich auf dem Niveau von "Stern"-Beiträgen: Zu vieles zu ungenau, aufgebauscht oder verwechselt.
Zum anderen Thema des Threads enthält übrigens das Thomasevangelium einen Beitrag. Das letzte, 114. Logion (das sich im Gegensatz zu vielen anderen nicht in den Evangelien der Bibel wiederfindet) heißt so:
Simon Petrus sagte zu den anderen: Maria soll nicht mit uns gehen, denn Frauen sind nicht würdig, das Leben zu haben. Jesus entgegnete: Ich werde sie zu mir in den Bereich Gottes ziehen, dann ist sie nicht mehr weiblich, sondern genau so ein männlicher Geist wie ihr. Ich sage euch aber: Eine Frau, die sich den Männern gleich macht, kann eintreten in die Herrschaft Gottes".
W.
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Silvia am 31. Dezember 2003, 13:17:10
Zum anderen Thema des Threads enthält übrigens das Thomasevangelium einen Beitrag. Das letzte, 114. Logion (das sich im Gegensatz zu vielen anderen nicht in den Evangelien der Bibel wiederfindet) heißt so:
Simon Petrus sagte zu den anderen: Maria soll nicht mit uns gehen, denn Frauen sind nicht würdig, das Leben zu haben. Jesus entgegnete: Ich werde sie zu mir in den Bereich Gottes ziehen, dann ist sie nicht mehr weiblich, sondern genau so ein männlicher Geist wie ihr. Ich sage euch aber: Eine Frau, die sich den Männern gleich macht, kann eintreten in die Herrschaft Gottes".

Die Frage war schon immer, an was die Christen glauben. Das, was Christus gesagt hat oder das, was viel später irgendjemand aufgeschrieben hat. Aber genau so ein arroganter Satz wie von Simon Petrus lässt einen doch an vielem zweifeln, was diese christliche 'Männerwirtschaft' im Laufe der Jahrtausende so von sich gegeben hat, wenn nicht historisch so mindestens menschlich. Muss ich jetzt wirklich mal sagen! ::)

Das gilt aber für das Judentum genauso wie für den Islam.

LG Silvia
Titel: Re:Thomastag
Beitrag von: Lilia am 31. Dezember 2003, 13:27:53
... und an dieser Änderung der Stellung der Frau hat Jesus in seiner Zeit nicht unerheblich Anteil gehabt, indem er Frauen durch sein Verhalten immer wieder ermutigte, auszubrechen aus der traditionellen Rolle. Offensichtlich hatte er ein Gemeinschaftskonzept im Kopf, daß Frauen und Männer als (weitgehendst) gleichberechtigt ansah.
Daß mancher da zuerst "ungläubig" reagiert - ist's heute anders?
Gibt ein schönes Buch zum Thema Jesus und die Frauen, hab's verliehen, ist zu beziehen bei der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt.