Pearl, das ist auch der Grund, weswegen wir bei Nina nicht zu hoch gekiest haben. Wenn jemand sehr gerne im Garten ist und seine Fläche auch gerne bejätet, ist es ja möglicherweise auch nur von sekundärer Bedeutung, ob sich Flugunkräuter ansiedeln. Und wenn es doch zu viel wird, dann kann man die Kiesschicht immer noch nachträglich erhöhen.
Vlies unter Wegen aus Kies ist meines Erachtens nicht nur ein "ideologisches Problem" sondern einfach eine praktische Erwägung. In einem Kiesgarten wie bei Beth Chatto z.B. gehen so viele Besucher über die "Wegflächen", dass dort ohnehin kein großer Bewuchs stattfindet. Manche Sachen, wie z.B. Stipa tenuissima, samen sich bevorzugt in offene Stellen (= Kieswege, Kiesterrassen) und wachsen daher locker in den Weg rein, ebenso "laufende" Stauden wie z.B. Artemisia glacialis. Das gibt dem Erscheinungsbild des Weges etwas Großzügiges, Natürliches und die Assoziation mit dem Flussbett fällt wesentlich leichter. In privaten Gärten kann das Unkrautbeseitigen auf solchen Wegen je nach Möglichkeiten dadurch aber noch etwas problematischer sein, wenn das Aufkommen entsprechend hoch ist und Wege nur sporadisch begangen werden.
Andere Gartenbesitzer sind nicht mehr die Jüngsten und kommen einfach nicht so gut nach mit dem Jäten - die Gartenarbeiten, die sie noch gut tun können, finden in der Regel nicht knieend auf Kiesflächen statt... Besser als dann aus ökonomischen Gründen mit Unkrautvernichtung zu arbeiten finde ich persönlich die "Vorsorge" mit einer Vliesuntelage.
Dagegen zwischen einzelnen Stauden finde ich Vliesunterlagen extrem umständlich. Denn wie oft möchte ich noch einen kleinen nachgekauften Schatz integrieren und wenn ich dann immer erst noch Löcher in Vliese schneiden muss, dann wäre das für mich zu nervig. Zudem finde ich das successive Zuwachsen der gekiesten "Beetfläche" sehr hübsch.
Hier im Arboretum (
www.arboretum-haerle.de) haben wir Kiesterrassen immer ohne Vliesunterlage und auch mit nur relativ dünner Kiesauflage. Auf den viel begangenen Wegen wird der Kies etwas "weggeruschelt", das heißt dort muss alle paar Jahre mal etwas nachgeschüttet werden. Bei der Größe des Geländes ist es derzeit leider wohl unvermeidbar, dass die Wege auch mal mit Unkrautvernichtungsmittel benebelt werden, um bei dem gängigen Mangel an Geld für noch mehr Mitarbeiter dennoch ein schönes, stimmiges Bild zu erhalten.
Die Kiesflächen bei uns im Arboretum und auch der Gravel Garden bei Beth Chatto sind aber nicht besonders pflegeleicht! Ganz im Gegenteil!
Hingegen sollen laut Cassian Schmidt und Till Hofmann höher gemulchte Kiesflächen immerhin so pflegeleicht sein, dass sie als wirkliche Alternativen für andere öffentliche Pflanzungen verwendet werden können. Aber ist jemand von euch schon über 7-10 cm hohe Kiesschichten gelaufen? Als einziger Wegebelag vielbegangener Wege wäre das vermutlich etwas unangenehm. Dann lieber dort was dünner gekiest und drunter gevliest(?).
Wichtig ist, dass man weiss, was geht und dann für sich auf seine individuellen Bedürfnisse entscheidet.
Ja, das mit dem Geschmack ist auch so ein Problem. Ich persönlich fände es natürlich schon einfacher, wenn alle meinen guten Geschmack hätten
. Nein, jetzt mal ernsthaft: ich finde es immer besonders schön, wenn die Art des Kieses sich durch Regionalität auszeichnet. Hier bieten gängige Galabauern die blendend hellen Marmorkiese (aus Italien?) an. Dabei haben wir hier um die Ecke viel günstiger Rheinkies, der mit seinen Farbschattierungen zwischen Grau- und Ockertönen zu fast jedem Plattenmaterial passt und sogar Übergänge zwischen anthrazitfarbenem Asphalt und modischem Terracottagepflaster schaffen können, die überzeugender nicht sein könnten.
Für alle, denen das zu viel Text war noch ein Bildergruß aus Beth Chattos GravelGarden. Das Gras rechts ist übrigens eines meiner Lieblingsgräser Stipa gigantea, welches erst nach einigen Jahren wirklich schön ist. Die hübschen Blütenstände vorne stammen von Phlomis russeliana, links hinten sollte Calamagrostis ('Karl Förster') sein. Ganz vorne wird das "Beet" von einer Bergenie umrahmt, die auch im Winter prächtig einfärbt.
Viele Grüße von Iris