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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: Lonerider am 21. September 2018, 20:23:27

Titel: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Lonerider am 21. September 2018, 20:23:27
Hallo,
Ich habe eine kleine Berghütte und dort eine kleinen Schuppen mit einer Steinmauer und schöner Südlage.
Ich würde dort gerne einen Baum oder Strauch setzen, aber der sollte idealerweise auch noch Früchte tragen, die man dann mal essen kann.
Daher wende ich mich mit meiner Frage an dieses Forum, ob  jemand weiß welches Obst denn aufeiner Höhenlage über 1700 hm wachsen könnte..

Viele Grüße aus Tirol
Thomas
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Sternrenette am 21. September 2018, 20:37:01
 sowas?

Vielleicht auch ein Jakobiapfel oder ein roter Astrachan?
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Roeschen1 am 21. September 2018, 20:40:37
Wenn die Erde nicht zu trocken ist, (Kultur-) Heidelbeeren, Himbeeren.
Wächst beides im Schwarzwald über 1000m.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: cydorian am 21. September 2018, 21:49:14
Maibeeren.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Magnolienpflanzer am 21. September 2018, 21:51:36
Auf unserem Hausberg wachsen auf 1.400 m Höhe Preiselbeeren und Heidelbeeren.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Magnolienpflanzer am 21. September 2018, 22:16:59
Schwarzer Holunder? Roter Holunder noch eher. Vorsicht! Rohe Beeren und  die Samen des Roten Holunders sind giftig!
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 21. September 2018, 23:21:34
Der rote Holunder ist genauso giftig wie der schwarze. Das schwache Gift ist in beiden Fällen Sambunigrin, welches beim Kochen abgebaut wird und sich in den Samen befindet. Angeblich soll dies beim roten nicht so einfach gehen, wie beim schwarzen, wohinter ich ein dickes Fragezeichen setzen will. Wer auf Nummer sicher gehen will, der passiert das Fruchtfleisch und alles ist vollkommen unbedenklich.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Wurmkönig am 22. September 2018, 07:00:08
Da brauchst du natürlich etwas, dass auch schon früh zu blühen anfängt. In Tirol gab es früher oft Marillen-Wandspaliere, siehe z.B.
http://www.ogv.at/ogv/documents/2016/ogv20160127003164.pdf

Das ist aber das ganz normale Standardsortiment. Der "Tiroler Spätblüher", erwähnt auf Folie 10 steht wohl auf 1600 m Höhe. Kälte macht da nichts, Nässe ist viel schlimmer.

Prinzipiell ist bei Marillen eine Überdachung wünschenswert, findet man so als Empfehlung auch in sehr alten Büchern.

Beim Wandspalier solltest du pinzieren, das ist ein wenig sortenabhängig aber orientieren kannst du dich an
http://www.gruenes-tirol.at/baumwaerterverband/tipps-aus-der-praxis/pinzieren-marille/
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: b-hoernchen am 22. September 2018, 12:14:01
In 20 Jahren ist das in unseren Breiten dank Klimawandel eine geradezu ideale Lage für eine Apfelplantage - vorausgesetzt  du hast genug Erdreich und nicht nur Steine am Standort.
Auch an Kirschen und Aprikosen wäre zu denken (die mögen die trockene Luft in der Höhenlage).

Ich wünschte, ich hätte etwas ähnliches um dort bereits heute die Äpfelbäume für die Zukunft zu setzen. (Ich wüsste da eine Hütte auf gut 1500m Seehöhe, aber wie die bekommen...?). Sicherung gegen Wildverbiss (Hirsche im Hochgebirge!) mit einem hochreichenden Stacheldraht/Zaun für die Setzlinge ist Pflicht. Wie's dort oben mit Wühlmäusen steht, weiß ich nicht, würde sicherheitshalber aber das Schlimmste annehmen.
Auch bei Kultursorten von Heidelbeeren, Himbeeren wirst du die Erfahrung machen, dass diese den Wildtieren wesentlich besser schmecken, als die heimischen Wildsorten (ich kann da ein Lied davon singen, meine (stachellose) Glen Coe Himbeere, am Waldrand gepflanzt, wird gnadenlos von den Rehen zugerichtet... .

Ansonsten schließe ich mich cydorian an: Maibeeren - sowie Johannis- und Stachelbeeren!



Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Lonerider am 22. September 2018, 14:00:16
Danke mal für Euren Input, Heidelbeeren und Preiselbeeren brauch ich nicht setzen, die wachsen ringsum wild in Massen auf den Wiesen.
Ich habe mich jetzt mal für die Tiroler Spätblüher Aprikose (wir sagen Marille dazu) entschieden, schon allein weil er Tirol im Namen hat ;-) und vor allem weil ich Marillen gerne esse und ein kleiner Baum an der "Fassade" des Heustadels hinaufgezogen sieht sicher total urig aus.

bin schon gespannt ob das der Baum packt und ob es dann süße Früchte gibt.

Danke mal soweit
Thomas
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: cydorian am 22. September 2018, 15:12:36
Wenn der Winterfrost doch zu hart für sie ist und sie dahingeht, wäre die nächtrobustere Obstbaumkategorie eine Zwetschge, am Besten einen der frühen Hauszwetschgenklone. Die steigen in den Alpen weiter hoch wie Äpfel.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Magnolienpflanzer am 22. September 2018, 15:35:51
Ich hätte niemals vermutet, dass es für so eine Seehöhe eine Aprikosensorte gibt. Die brauchen ja auch Wärme im Sommer. Auf der Seehöhe ist ja schon Nadelwald. Ich habe mir immer gedacht, Äpfel seien die robustesten Obstbäume. Was ist mit bestimmten Kirschensorten? Die sind ja auch eher frühreifend und halten stärkeren Frost gut aus.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Sternrenette am 22. September 2018, 15:45:00
Aprikosen halten viel aus. Was sie schrottet ist dieses warm-kalt im Wechsel, das wir im Winter haben. Die Aprikose denkt es ist Frühling, dann frierts nochmal. Und vermutlich hat es da in Tirol intensive Sonne im Sommer.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: cydorian am 22. September 2018, 18:45:34
Kirschen auf keinen Fall. Nur die wilde Vogelkirsche ist auch in sehr kalten Wintern frosthart bis -30°C, die Süsskirschen deutlich weniger. Bei richtiger Hinführung in kontinentalem Klima halte ich Aprikosen sogar für härter wie Süsskirschen. Aprikosen schaffen bis zu -25°C.

Zwetschgen laut Literatur je nach Sorte bis -35°C. Ausprobieren kann ich das hier nicht :-) Aber es scheint zu stimmen, man sieht sie auch in kalten Gegenden wie dem Lungau bis in hohe Lagen hinauf.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Magnolienpflanzer am 22. September 2018, 19:10:36
Hmm, mir kommt vor von Kirschbäumen in relativ winterkalten Gebieten gelesen zu haben. Aprikosen sind schon relativ winterhart, aber ob die Wärme auf 1.700 m Höhe ausreicht, um Früchte zu produzieren und das Holz vor den ersten Frösten verholzen zu lassen, frage ich mich. Aber probieren kann man es ja.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Roeschen1 am 23. September 2018, 12:56:51
Wie hoch ist die Schneelast?
Aprikosen wachsen in den Bergen Vorderasiens, vergleichbar mit den Alpen?
Wenn die Frühlingssonne schon Wärme spendet und den Saftstrom anregt, aber nachts friert es, ist das Problem. Gut wäre ein Steinhaus, wo man sie als Spalier zieht, das die gespeicherte Wärme nachts abgibt. Vielleicht würde Schattierung das bremsen.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Magnolienpflanzer am 23. September 2018, 13:22:23
Zitat
Wenn die Frühlingssonne schon Wärme spendet und den Saftstrom anregt, aber nachts friert es, ist das Problem.
So hoch oben wird die Frühlingssonne zwar eher weniger das Problem sein, finde ich. Der Baum würde sehr spät austreiben. Die Vegetationsperiode ist aber zu kurz. Es kann ja "unten" bis Mitte Mai Spätfröste geben, wie lange denn oben? Bis Juni? Es gibt in den Alpen auch im Sommer mal kurzzeitige Schneefälle, wenn ein starker Kaltlufteinbruch hereinzieht...
Aprikosen kommen aus Gebieten, die sonnig und heiß und auch winterkalt sind (aber ich weiß nicht genau in welchen  Ländern).

Was mir auch noch eingefallen ist, dass ja gerade Aprikosenbäume für das Schlagtreffen anfällig sind, was ja gerade auch in zu kühlem Klima passieren kann. Hab da mal gelesen, dass jemand im Waldviertel einen Aprikosenbaum pflanzte, obwohl man es ihm ausreden wollte. Er hatte Freude mit dem Baum, bis diesen... der Schlag getroffen hat. Und im Waldviertel ist es ganz bestimmt wärmer als auf 1.700 m Höhe.

Aprikosen werden ja eigentlich im Weinbauklima angebaut, sicher nicht ohne Grund. Hier bei mir wachsen sie auch in Gärten; aber zwischen 500 und 600 m Seehöhe, das ist wieder ganz was anderes als hoch oben.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: 555Nase am 24. September 2018, 03:39:18
Vielleicht kann man mit Hilfe der modernen Computertechnik Verbindungen nach fernöstlichen Sibirien herstellen, um die von Mitschurin gezüchteten frostresistenten Obstsorten zu beschaffen ?

Zitat aus: https://de.wikipedia.org/wiki/Iwan_Wladimirowitsch_Mitschurin

"Es gelang ihm, frostresistente Obstsorten für das kontinentale Klima Russlands zu züchten, die den Obstbau für weite Gebiete Russlands mit ihren tiefen Wintertemperaturen überhaupt erst möglich machten."

In seinem Buch "I.W.Mitschurin ausgewählte Schriften", ist eine Apfelbaumzüchtung abgebildet und beschrieben, welche ihre Äste in bodennähe wachsen läßt, sodaß der Baum im Winter geschützt völlig unter der Schneedecke liegt.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Magnolienpflanzer am 24. September 2018, 11:40:26
Sehr interessant, Nase555!

Irgendwie finde ich bei der Höhenlage nicht unbedingt (nur) die Winterkälte das Problem, sondern eher die kurze und kühle Vegetationszeit. Die Alpen sind da irgendwie zu "ozeanisch" getönt; in Sibirien, obwohl extrem winterkalt, sind die Sommer zwar auch kurz, aber warm.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: cydorian am 24. September 2018, 14:04:30
Beides ist das Problem. Aber Sommertemperaturen lassen sich noch leichter verbessern wie Winterkälte: Südhangnischen, Südwände unter Dachüberständen bringen auch noch einige Grad. Vor allem in Kombination mit der Tatsache, dass in Höhenlagen auch die Summe der Sonnenscheindauer höher ist. Unten noch  Nebel, oben Sonne...
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Magnolienpflanzer am 24. September 2018, 14:33:46
Die Winter sind sehr lang auf dieser Höhe, aber die Minima nicht immer so extrem, wie man vermutet (hab das auch bei den Klimadaten der ZAMG bei einer Messstation auf über 1.600 m Höhe gesehen.) Vor allem bei Inversionswetterlagen bleibt die Kälte gern "unten".  ;) Was macht man, wenn es wie dieses Jahr Ende August (!) im Lungau einen frühen Morgenfrost gibt?
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: cydorian am 24. September 2018, 15:25:15
Ein leichter Frost macht fast reifem Obst meist nichts aus. Direkt an einer Wand bringt da auch noch mal einen Vorteil. St. Michael im Lungau hatte -0,3 °C. Kommt aber selbst dort nicht so oft vor, zuletzt war es 1998 so kalt dort im August (St. Michael -1,9 °C). Spätfröste nach Austrieb in der Blüte und bei wasserreichen Jungfrüchten sind schlimmer. Auch da haben Zwetschgen klare Vorteile vor Aprikosen.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: Roeschen1 am 24. September 2018, 16:23:49
Sehr interessant, Nase555!

Irgendwie finde ich bei der Höhenlage nicht unbedingt (nur) die Winterkälte das Problem, sondern eher die kurze und kühle Vegetationszeit. Die Alpen sind da irgendwie zu "ozeanisch" getönt; in Sibirien, obwohl extrem winterkalt, sind die Sommer zwar auch kurz, aber warm.
Wenn auch die Vegetationszeit in den Bergen kürzer ist, so ist die Sonneneinstrahlung stärker.
Titel: Re: Obstsorte für Südhang in Tirol auf 1700 hm
Beitrag von: 555Nase am 25. September 2018, 02:12:07
Es ist allerdings nicht bekannt, daß Mitschurin seine Frostzüchtungen von den kaukasischen Bergen in Rußland ausgeschlossen hätte.  ;D