garten-pur

Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: Glerk am 10. September 2018, 16:44:14

Titel: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Glerk am 10. September 2018, 16:44:14
Hallo zusammen,
Ich habe in meinem Garten einen schönen Cox Orange Apfelbaum stehen, der für seine Größe auch grandios Früchte trägt. Mittlerweile läuft er in Sachen Höhe allerdings ein wenig aus dem Ruder. Darum hab ich viel zum Thema Apfelbaum gelesen und fühle mich aber immer noch unsicher, wo ich mit der Schere ansetzen soll. Kann mir jemand von euch auf Basis der angehängten Fotos vielleicht behilflich sein?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Quendula am 10. September 2018, 21:44:07
Herzlich willkommen, Glerk. Hast Du noch ein paar mehr Infos für uns? Was ist Dein Ziel, zB? Für mich wären schon mal die unteren Äste zu viel. Ich würde da ganz schön aufasten. Es klingt aber zwischen Deinen Worten, als ob Du nur oben einkürzen möchtest.
Welches der beiden hohen Triebe soll denn der Leittrieb werden? Ich würde versuchen, den Baum symmetrisch und mit Ebenen aufzubauen. Es gibt aber auch noch andere Schnittvarianten (Öschbergschnitt heißt einer, glaube ich), die vlt auch anwendbar und sinnvoller sind.

Kann ein Mod den Faden bitte in die Obstabteilung verschieben. Dann kommen sicherlich noch mehr, fachlichere, Antworten  ;).
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: dmks am 10. September 2018, 21:50:26
Wenn er kleinbleibend sein soll dann wird im Frühjahr ein ziemlich radikaler Rückschnitt nötig sein ;); auch um die Aststellungen zu korrigieren. Danach würd ich vorläufig zum Sommerschnitt (im Juli) übergehen um den Wuchs zu bremsen.
Jetzt nicht schneiden.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 11. September 2018, 19:09:43
Wenn er kleinbleibend sein soll dann wird im Frühjahr ein ziemlich radikaler Rückschnitt nötig sein ;)

Soll das Zwinkersmiley Ironie andeuten? :)
Ich würde gerade nicht im Frühjahr schneiden, sondern eher jetzt, damit er in der nächsten Vegetationszeit nicht abgeht wie Schmitts Katze :)
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Gartenoma am 11. September 2018, 20:01:39
Früher hat man Kernobst an frostfreien Tagen im Januar geschnitten.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 11. September 2018, 20:13:55
Richtig, wird auch heute so gemacht. Wenn man aber ein Baum klein halten will, dann ist ein wuchsfördernder Schnitt kontraproduktiv, solange keine anderen gute Gründe dagegen sprechen, wie zB eine nötige Verjüngung. Hier hätte ich aber gerne dmks Meinung noch gehört. Kann Ja sein, dass er sich dabei etwas gedacht hat, was mir nicht auffiel.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Gartenoma am 11. September 2018, 21:23:25
Bei Baldur Garten wurde empfohlen bei Säulenobst (was im Prinzip ja auch "klein" bleiben soll) im Juni die Neutriebe einzukürzen. Mir erschien das etwas widersinnig, einem Baum die Photosynthesefläche zu nehmen, wenn er Früchte zur Reifung bringen soll. Deshalb schneide ich meine (die nach eurer Definition keine Säulen, sondern schlanke Spindeln sind  ;D) jeweils direkt nach der Ernte. Dadurch halte ich sie tatsächlich schlank, auch wenn es kurz vor der Apfelreife nicht so aussieht  ;)

Gruß
Gartenoma 
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Starking007 am 11. September 2018, 21:26:06
"....Ich würde gerade nicht im Frühjahr schneiden, sondern eher jetzt.."
Ich auch.
Früher ist vorbei.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Starking007 am 11. September 2018, 21:26:45
"Baldur Garten ..."

Ist denn jetzt schon Fasching????
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: dmks am 11. September 2018, 22:28:41
Es gibt die Möglichkeit des Sommerschnittes - im Juni/Juli bis Mitte August. Hintergrund ist, daß eben Assimilationsfläche genommen und damit der Neutrieb reduziert wird. Gleichzeitig fördert diese Maßnahme die Blüteninduktion, die ja in diesem Zeitraum für's nächste Jahr stattfindet.
Ein Winterschnitt (im Jan/Feb/März) fördert stärker den Neutrieb und ist ratsamer einen Baum neu aufzubauen.
Herbstschnitt (ab jetzt)  ist Kacke - weil der Baum in eine Ruhephase geht und die Schnittstellen dementsprechend nicht schließen; austrocknen  und eine Eintritspforte für Pilzsporen bilden.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Wühlmaus am 11. September 2018, 22:32:38
Gut zusammengefasst!
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Roeschen1 am 11. September 2018, 22:39:03
Meinen Säulenapfel habe ich überhaupt nicht geschnitten, weder Ausgang Winter, noch im Sommer.
Er hat so einen geringen Zuwachs, das wird auch 2019 so sein.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: dmks am 11. September 2018, 22:46:56
Um aus dem Exemplar des Fotos in Beitrag eins einen Säulenapfel zu machen bedarf es ein paar mehr handwerklicher Tricks 8)
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Roeschen1 am 11. September 2018, 22:52:23
Um aus dem Exemplar des Fotos in Beitrag eins einen Säulenapfel zu machen bedarf es ein paar mehr handwerklicher Tricks 8)
Wieso denn Säulenapfel, das ist ein Spindelbaum, der vergessen wurde zu schneiden, oder?
Ein Säulenapfel wird das nie.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: dmks am 11. September 2018, 23:04:03
...eben.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 12. September 2018, 00:59:30
.
Herbstschnitt (ab jetzt)  ist Kacke - weil der Baum in eine Ruhephase geht und die Schnittstellen dementsprechend nicht schließen; austrocknen  und eine Eintritspforte für Pilzsporen bilden.

Gut, krankheitsanfälliger. Dann arbeitet man mit Wundwachs (nicht Paste) und das Problem ist auch gelöst. :)

Für mich wäre es nur ein  Ausschlusskriterium, wenn die Wunde nicht behandelt werden kann o. viel zu groß werden würden
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: 555Nase am 12. September 2018, 05:18:19
Hallo Huftier, was ist (Wund)-Paste und warum nicht ?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 12. September 2018, 12:27:59
Ich sehe die Verwendung von Wundverschlusspasten weniger kritisch als andere Leute, vor allem wenn man Qualitätspasten nimmt, wie die von Neudorf oder Compo. Diese enthalten, so weit wie ich es weiß, Fungizide, wo wir auch zur Kritik dieser Pasten  kommen. Es gibt die Meinung, das diese Pasten eher kontraproduktiv seien und eine Pilzinfektion eher fördern als verhindern. Die Verarbeitung bei kühlem, feuchten Wetter ist recht kompliziert.

Aus was es genau besteht, weiß ich nicht. Ich denke es sind Kunststoffe mit Lösungsmittel, hab aber wirklich keine Ahnung.

Die Baumwachse haben von sich aus eine desinfizierende Wirkung, sind gut verträglich und besser Witterungsbeständig. Sie werden aber auch mit Fungiziden versetzt. Sie gibt es zB von Schacht. Neudorf. Die Verarbeitung ist auch in unangenehmerer Bewitterung möglich, wobei man sie, je nach Sorte, zwecks der Verarbeitung, erwärmen sollte. Sie sind manchmal ganz schön fest.

Bei vielen Bäumen, kann die Verwendung solcher Pasten und Wachsen schon zeitaufwendig sein aber bei einem Baum sollte das kein Problem sein.

Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Nox am 12. September 2018, 13:09:49
Ohne hier als Experte auftreten zu wollen, bin ich garnicht,
aber wieso hat noch niemand nach der Unterlage gefragt ? Aufasten macht doch nur Sinn, wenn man einen Hochstamm mit entsprechender Wuchskraft der Unterlage hat.
Und je nach Wuchskraft wird doch anders erzogen ?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 12. September 2018, 13:47:56
aber wieso hat noch niemand nach der Unterlage gefragt ?

Indirekt schon passiert.

Herzlich willkommen, Glerk. Hast Du noch ein paar mehr Infos für uns?

Aber bisher kam noch keine Antwort. Auch einen Wunsch, was er gerne möchte, ob Spindel, Busch, Halbstamm usw, kennen wir noch nicht.

Aufasten ist erst einmal nur eine Tätigkeit. Die kann bei 60 cm enden, Busch, bei 120 cm enden, Halbstamm oder bei 180 cm enden, Hochstamm. Dies ist, wie du es richtig erkannt hast, von der Unterlage, zum Teil, abhängig, wobei man z.B. eine 5 m Spindel machen kann. Die Sinnhaftigkeit ist aber ein anderes Thema.

Ein Hochstamm auf schwacher Unterlage macht keinen Sinn, da die Krone klein bleiben würde und der Baum schnell fallen würde, wäre aber prinzipiell machbar.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Bruno3120 am 12. September 2018, 13:52:21
Ich sehe die Verwendung von Wundverschlusspasten weniger kritisch als andere Leute, vor allem wenn man Qualitätspasten nimmt, wie die von Neudorf oder Compo. Diese enthalten, so weit wie ich es weiß, Fungizide, wo wir auch zur Kritik dieser Pasten  kommen. Es gibt die Meinung, das diese Pasten eher kontraproduktiv seien und eine Pilzinfektion eher fördern als verhindern. Die Verarbeitung bei kühlem, feuchten Wetter ist recht kompliziert.

Aus was es genau besteht, weiß ich nicht. Ich denke es sind Kunststoffe mit Lösungsmittel, hab aber wirklich keine Ahnung.

Die Baumwachse haben von sich aus eine desinfizierende Wirkung, sind gut verträglich und besser Witterungsbeständig. Sie werden aber auch mit Fungiziden versetzt. Sie gibt es zB von Schacht. Neudorf. Die Verarbeitung ist auch in unangenehmerer Bewitterung möglich, wobei man sie, je nach Sorte, zwecks der Verarbeitung, erwärmen sollte. Sie sind manchmal ganz schön fest.

Bei vielen Bäumen, kann die Verwendung solcher Pasten und Wachsen schon zeitaufwendig sein aber bei einem Baum sollte das kein Problem sein.

Keines der genannten Mittel hat noch Fungizide als Wirkstoff, Schacht wirbt sogar mit fungizidfrei. Genau das ist das Problem! Die Wunde wird "zugeschmiert" und unter der Paste können sich Pilze und Bakterien unter Luftabschluß munter vermehren. Wenn, dann nur die Rinden- und Kambiumschicht, nicht das Holz, bestreichen.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 12. September 2018, 14:13:34
Danke.

Noch ein Teilgrund mehr für Wachse.

Deine Verwendungsbeschreibung gleicht dem, was ich auch vor kurzem darüber überflogen habe. Ich denke, man kann möglicherweise Kupfersalze mit beimengen, wie CuSO4 x 5 H2O, um es mit fungizid zu machen (wahrscheinlich eine schlechte Idee). Oder man löst Rebwachs in Isopropanol und verwendet dies. Da Sollten Fungizide bei sein.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Witteke am 12. September 2018, 14:18:02
Aber warum den ganzen Aufwand, wenn man das Problem auch einfach damit umgehen kann, mit dem Schnitt ein paar Monate zu warten?
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 12. September 2018, 14:22:25
Um den nicht-wachstumsfördernden Effekt, vor allem bei größeren Schnittarbeiten, zu nutzen. Schneide ich im Frühjahr, bekommt der Baum das mit, vergisst dies auch nicht und wächst sehr stark. Wenn man ein Problem mit Wasserschossern hat, dann wird dieses Problem, mit einem Frühjahrsschnitt, zum Beispiel, nur verstärkt.

Mit einem späten Schnitt kann man Bäume, rel. leicht, kleiner halten.  Das ist in etwa der selbe Aufwand.

Natürlich kann man auch mit der Schere, während der Vegetationszeit, dran bleiben und hoffen, das sich die Wunden immer schleißen, ist aber kein Garant für keinen Pilzbefall. Vor allem bei einem schlechten Schnitt von Anfängern (nichts für Ungut :) ).

Ist nur ein Vorschlag gewesen  :)
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: 555Nase am 13. September 2018, 04:25:07

Baumwachse je nach Sorte, zwecks der Verarbeitung, erwärmen sollte. Sie sind manchmal ganz schön fest.

Bisher hatte ich keinen Baumwachs, der nicht in kurzer Zeit hart geworden wäre und bei 5° Frühjahrstemperatur nützt auch kein warm machen, wenns dann am "Pinsel" sofort wieder hart wird. Deshalb erwärme ich den Wachs über einem Teelicht bis er flüssig ist und rühre 1/4 Leinöl dazu, so bleibt der Wachs weich wie Butter und läßt sich bei jeder Kälte gut verarbeiten.
Mit- oder ohne Fungizit..., durch Schnittwunden habe ich noch keine "Verpilzung" feststellen können.
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: b-hoernchen am 14. September 2018, 15:16:32
Um Glerks eingangs gestellte Frage zu brantworten:
Ich würde die Schere bei ca. 1/3 der Höhe der Baumes von unten gerechnet ansetzen, also die oberen 2/3 wegschneiden - damit man einen Baum bekommt, dessen Stammdurchmesser in vernünftigem Verhältnis zur Höhe steht..
Aufasten halte ich im jetzigen Zustand für Blödsinn - schafft eine instabile lange Bohnenstange mit riesigem Hebel. Dass die tief ansetzenden Seitenäste ein Problem darstellen, davon schreibt Glerk uns nichts.

Wenn der Baum eher klein bleiben soll, würde ich jetzt schneiden, wenn er noch kräftig wachsen soll, im Winter.
Schneiden kann man einen so jungen Baum auch jetzt noch - der wird nicht gleich eine tödliche Fäulnis kriegen, sonst würden alle Bäume, bei denen ein Ast während der Ernte bricht, darauf eingehen.

Ansonsten würde ich mich um die Seitenäste kümmern, einkürzen, teils bis ins mehr- (2-3)jährige Holz - das kann man auch ganz gut noch im Februar machen.

Und einen stabilen Baumpfahl würde ich dem Baum trotzdem geben - auch jetzt noch... .
Titel: Re: Apfelbaum richtig schneiden
Beitrag von: b-hoernchen am 14. September 2018, 15:29:49

Aus was es genau besteht, weiß ich nicht. Ich denke es sind Kunststoffe mit Lösungsmittel, hab aber wirklich keine Ahnung.

Keines der genannten Mittel hat noch Fungizide als Wirkstoff, Schacht wirbt sogar mit fungizidfrei.
Ich nehme Wundbalsam, vor allem bei flächigen Rindenschaden (ausgerissene Ästen) - bei Schnitten quer durchs Holz nur bei "größeren Schnitten, so ab "5-Mark-Stück-Durchmesser".
Ich hatte bisher nie Problemen wegen der Verwendung von Wundbalsam, streiche durchaus bei Reissen des Wundfilms durch Dickenwachstum noch mal nach.

Dr. Stählers Wundbalsam riecht meiner Nase nach etwas nach Formaldehyd. Ob der jetzt EU-mäßig als Fungizid anerkannt ist, weiß ich nicht und interessiert mich auch nicht - keimtötend wirkt sowas auf alle Fälle.