Ich möchte mal versuchen, die bisherige Diskussion etwas zu ordnen und die wenigen bekannten Fakten in einen logischen Zusammenhang zu stellen.
Im Amazonasbecken hat der Boden eine grobe, kiesartige Struktur. Durch die großen Niederschlagsmengen und die Überschwemmungen sind die feineren mineralischen Bestandteile weggeschwemmt worden. Der Boden ist also extrem nährstoffarm. Über dem mineralischen Boden befindet sich eine dünne Humusschicht, die nicht anwachsen kann, da Pilze, Bakterien, Insekten, Würme und Co. diese organische Masse unter feuchttropischen Bedingungen sehr schnell wieder zersetzen.
Warum konnte sich in einem beschränkten Gebiet ein relativ dicker organischer „Boden“ ausbilden? An eine „kulturelle“ Ursache glaube ich primär nicht. Diese kann höchstens begleitend gewirkt haben. Ich wundere mich, dass Herr E. v. Däniken dieses Thema noch nicht aufgegriffen hat.
Wir können uns der Thematik seriös nähern, wenn wir uns mal fragen: Welche Bedingungen müssen herrschen, damit sich unter feuchttropischen Bedingungen dauerhaft über Hunderte Jahre eine dicke organische Schicht halten kann?
1. Bestimmte Bestandteile können durch Pilze, Bakterien usw. praktisch nicht abgebaut werden. Dies trifft auf Holzkohle und Ruß (black carbon) zu. Beide Bestandteile können durch natürliche Brände, Brandrodungen und „kulturelle“ Feuer entstanden sein. Der hohe Anteil an Ruß spricht für schwelende Brände (mit Sauerstoffmangel bzw. niedrigen Verbrennungstemperaturen durch hohe Feuchte). Beide Bestandteile haben keinerlei (direkten) Nährstoffwert. Holzkohle kann aber Wasser und Nährstoffe durch ihre Porosität speichern und vor dem Versickern „retten“.
2. Die andere denkbare Möglichkeit besteht darin, dass die Lebensbedingungen für Pilze, Bakterien und Co. in dieser organischen Schicht extrem lebensfeindlich sind, so dass diese das organische Material nicht zersetzen können. Sieht man von „zivilisatorischen“ und vulkanischen Giften ab, so bleibt eigentlich nur noch eine überzeugende Möglichkeit. Pilze, Bakterien und Co. können organisches Material dann nicht zersetzen, wenn dieses praktisch unter Wasser liegt oder total vollgesogen ist und wenn der Huminsäuregehalt sehr hoch und der Sauerstoffgehalt sehr niedrig ist. Auch bei uns in Europa gibt es eine solche Art Boden: Torf. In historischen Zeiten waren dies die tropischen!!! Wälder, aus denen Braun- und Steinkohle entstanden. Die dicken Kohleschichten konnten nur entstehen, weil das organische Material durch Pilze, Bakterien und Co. nicht bzw. nicht nennenswert abgebaut werden konnte - also wie bei Terra Preta?
Wenn Terra Preta dem unsrigen Torf ähnelt, dann hat diese 2 positive Eigenschaften: Sie speichert Wasser und damit gelöste bzw. feindisperse Nährstoffe (sehr wichtig für Trockenzeiten) und hat eine locker-luftige Struktur. Negativ müsste sein: der saure Charakter (niedriger PH-Wert) und die Nährstoffarmut (ohne zugeführte Nährstoffe).
Was machen unsere Blumenerdeproduzenten, damit aus dem unfruchtbaren Torf eine fruchtbare Blumenerde wird? Zum einen wird der pH-Wert korrigiert und zum anderen wird durch mineralischen Dünger aufgedüngt. In guter gekaufter Blumenerde sind dann die „Erträge“ deutlich höher als im normalen Gartenboden. Aber nach einem Jahr ist die gekaufte Blumenerde ausgelaugt.
In den Terra-Preta-Gebieten wurde die oberste Schicht durch natürliche Waldbrände, Brandrodung, Aschegabe, herangewehten Staub aus der Sahara, Vulkanasche aus den Anden usw. aufgedüngt. Im Gegensatz zu anderen Gebieten kann der Terra-Preta-Torf aber diese Nährstoffe wegen des Wasserspeichervermögens halten, während diese sonst schnell im Kies versickern. Da Holzasche oft sehr alkalisch ist (z.B. Pottasche), wurde auch der pH-Wert zum neutralen verschoben. In der oberen neutralen Schicht können jetzt Pilze und Bakterien wirken und die im „Torf“ noch gebundenen Nährstoffe freisetzen.
Allerdings dürfte diese fruchtbare Phase nur sehr kurz anhalten, wenn nicht neue Asche oder Staub zugeführt werden. Mit neuer Aschegabe wird aber die obere Schicht pH-neutral und zersetzt sich. Die Terra-Preta-Schicht dürfte sich also bei intensiver landwirtschaftlicher Nutzung in einigen Jahrzehnten bis Jahrhunderten aufgelöst haben. Dies ist ein Hinweis auf eine natürliche und nichtzivilisatorische Entstehung.
Wenn diese Theorie richtig ist, dann müsste also der pH-Wert in den tieferen Schichten des Terra-Preta-Bodens sehr niedrig sein. Falls einer mal in Urlaub dorthin fährt, dann könnte er oder sie das mit Lackmus-Papier testen. Desweiteren müssten diese Gebiete praktisch abflusslose Senken sein, ähnlich Mooren.