bei den Labrusca Beeren stört man sich dann aber am geleeartigem Fruchtfleisch, als ob das ganz fürchterlich ist.
Das geleeartige Fruchtfleisch einiger Sorten ist das eine, aber der ausgeprägte Foxton ist für viele Menschen ekelerregend und brechreizfördernd. Eigenartigerweise reagiert eine gewisse Minderheit ganz anders auf den Foxton.
Ich mache da mal einen unpassenden Vergleich, der mir bitte nicht übel genommen wird:
Ein Kothaufen wird von vielen als eklig empfunden. Aber z.B. für Fliegen ist der eine Leckerei. Selbst einige Hunde fressen Kot. Die meisten Menschen verstehen nicht, wie Fliegen Kot so lecker finden können, während die Fliegen den Geschmack der Menschen nicht verstehen würden.
Das Geschmacksempfinden kann man eben nicht als gut und schlecht bewerten und es ist falsch, Menschen zu stigmatisieren, die Labruska oder Kuddeln mögen. So wie viele diesen Geschmack verurteilen, verstehen wiederum die Anhänger nicht, wie man so Leckeres ablehnen kann. Nur weil eine Mehrheit eine andere Meinung hat, bedeutet das nicht, dass nicht jeder Mensch einen anderen Geschmack haben kann und darf.
Ein mit sicherem Geschmacksempfinden ausgewählter Vergleich, um das altbekannte, die Geschmäcker sind unterschiedlich, in anschaulicher und neutraler Weise zu erläutern.
Ausgangspunkt war deine These, je mehr Labrusca, desto mehr Bäh. Nun gibt es viele Standardreben wie Lakemont oder Venus mit einem hohen Labrusca Anteil, die angeblich gar keinen oder sehr wenig Foxton haben.
Von den Sorten mit hohem oder gar 100% Labrusca-Anteil und Foxton gibt es an jeder Ecke eigentlich nur Boskoops Glorie und Isabella/Erdbeertraube zu kaufen, wenn man hier mehr Sorten will, muss man schon bei Herrn Schmidt vorbeischauen. Eigenartigerweise sind etwa dort die Sorten Alden und Magliasina auch zur Zeit ausverkauft (bestimmt nur von Frauen und Gummibärchenfreunden). Wenn man alle Sorten mit mehr als 20 % Labrusca im Erbgut sich wegdenken würde, gäbe es auch die von Dir kultivierte Festivee nicht mehr.
Einen Streit wegen Isabella und Boskoops Glorie zu führen, lohnt sich ohnehin nicht, Isabella ist zu kleinfruchtig (für die japanische Isabella habe ich zurzeit in Deutschland keine Angebote mehr gesehen).
In diesem Forum wurde Foxton schon mit Fuchsgeschmack oder dem Geschmack eines nassen Hundefells verglichen, ich hab's nicht geprüft, ich halte dies, genauso wie den Hinweis auf Brechreiz oder Ekel für völlig übertrieben.
Ein starker Foxton ist vergleichbar mit Koriander, viele mögen dieses parfümierte Kraut einfach nicht. Wer reintönigen Geschmack mag, wer etwa in der Architektur Mies van der Rohe schätzt, für den ist ein starker Foxton eben mehr die Barbieausgabe von Neuschwanstein.
Ich bin der Meinung, dass die Labrusca-Beimischung einigen Reben eine Erkennbarkeit und Eigenart sichert, die viele Reben aus dem Bereich Neutral/Muskat nicht haben. Eine New York Muscat traue ich mir zu in einer Blindverkostung erkennen zu können, eine Palatina mit Sicherheit nicht. Eine gewisse Individualität sehe ich nicht als negativ an, ich würde mir etwa bei Kirschen wünschen, dass es nur eine einzige von den roten Sorten gibt, die man in einer Blindverkostung sicher am Geschmack erkennt.