Hallo Jakob,
ich bin ja nicht weit, es sind eher erste Gehversuche. Außerdem muss ich natürlich bei meiner begrenzten Zeit und weit über 100 Reben auch sehen, dass ich die Sachen systematisch vorsichtig angehe, um von vornherein Probleme zu vermeiden. Beobachten von einzelnen Pflanzen macht natürlich nicht so viel Sinn, wenn 100 Stück in Reihe und Glied unter denselben Bedingungen stehen. Aber bei mir sind die Bedingungen überall anders. Dann lohnt es sich schon, die Reben das ganze Jahr zu betrachten, auch im Winter. Ich beschäftige mich ja im wesentlichen auch nur mit zwei Pflanzensorten intensiver, Reben und Asiminas, die sehe ich dann aber auch täglich mehrere Stunden. Man lernt ja nur dazu, selbst sowas wie Steckhölzer hilft einem Reben zu verstehen.
Silesier geht ja sogar im Winter an seine Reben ran, um sie abzubürten. Ich werde sie mit Sicherheit auch dieses Jahr im Februar Fungizid behandeln, eine einzelne Strippe ohne Blätter dauert mit einem Schwamm keine 20 Sekunden. Und gerade auf jungen Reben sind nun alle Pilze anzutreffen, wenn das durch Zufall keine Mehltausporen sein sollten, kann das gerne sein, aber die zwei oder drei Stunden nehme ich mir eben dafür. Lieber drei kurze effektive Vorsichtsmaßnahmen, von denen dann eine völlig nutzlos war, als gar nichts tun, weil man keinen wissenschaftlichen Nachweis irgendeiner Kausalkette hat.
Jenseits der Trauben hatte ich 2013 bei meinen Kirschen völlig unerwartet einen Kirschfliegenbefall von weit über 90 Prozent. Den habe ich binnen eines Jahres auf unter ein Prozent bekommen, die einzige kleinere Kirsche mit höherem Befall war ausgerechnet Dönissen, die als so genannte gelbe Kirsche im Internet als häufig ungefährdet gelistet wird. Und das in einer Ausgangsposition, in der ich meine Kirschbäume bestenfalls zur Hälfte spritzen kann. Manche gar nicht. Das Internet hilft da denn schon ein bisschen, aber muss eben auch selbst suchen, wo man bei einem jeweiligen Schädling am einfachsten mit wenig Aufwand den Hebel ansetzen kann. Ich beobachte eben die mich interessierenden Pflanzen, eine Gelbtafel für die Befallsfeststellung brauche ich natürlich nicht, weil ich die Tiere sehe.
Die meisten haben ja nur wenige Reben, dann kann man sich auch viel besser darum kümmern.
Was mir nur so aufgefallen ist, ich hatte einen Hofbereich mit Fungizid behandelten Holzschnitzeln (Wintersonderposten) belegt, sämtliche Reben in diesem Bereich waren überdurchschnittlich gesund, auch wenn Teile der Reben gar nicht gespritzt wurden. Häufig ist das Problem Spritzwasser, von meinen Flachdächern habe ich das aber noch nicht gelöst, da muss ich unbedingt ran, die Fehler, die ich in dem Bereich mache, kann ich mit Spritzen der Pflanze nie mehr ausgleichen.
Das Aufspritzen etwa von verdichteten Böden kann man ja schon mechanisch beeinflussen, geeignetes Shreddergut, geeignete Unterpflanzung. Wenn die Sporen auf dem Boden liegen, müsste es ja auch was bringen, gelegentlich den Boden von dem Spritzwasser droht mit etwas Kies ganz dünn zu bedecken. Das koste alles Nix, probiert man aus, wenn es etwas bringt, gut, sonst muss man sich eben was anderes überlegen.
Ich hab zwar von Biologie keine Ahnung, aber rechnen kann ich. Und wenn ich drei längere Triebe an verschiedenen Standorten hab, die nur in dem Kontaktbereich zu einer Pflanze mit irgendeinem anderen Mehltau ebenfalls Pilzbefall bekommen, hat man ziemlich schnell eine Wahrscheinlichkeit, die fürs praktische Handeln völlig ausreicht.
Ich sehe wenigstens in meiner näheren Umgebung in Gärten kaum irgendeinen gesunden Weinstock, alles was gesund ist, sind meistens Americano Sorten. In meiner Straße kultiviert etwa einer mit aufwändigen Schnitt und großen Gerüst eine Rebe, die steht auf einem gepflasterten Hof Südseite an der Wand, darüber ein Flachdach und das Ding ist natürlich verpilzt ohne Ende, weil alle Sporen von unten und von oben mit Spritzwasser auf die Rebe kommen. Da hilft dann auch keine Südseite an der Wand.
Nun war der letzte Sommer hier relativ trocken, aber Norddeutschland ist eben nicht Sizilien.