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Garten- und Umwelt => Gartenwege => Thema gestartet von: Microcitrus am 19. Oktober 2022, 03:51:57

Titel: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Microcitrus am 19. Oktober 2022, 03:51:57
Wenn man auf der Autobahn A9 von Graz Richtung Slowenien (Maribor, Ljubljana) fährt, kommt man nahe Lebring an einem "neubarocken" historisierten Garten vorbei, der kurz am Gegenhang in Erscheinung tritt, bevor die begrünten Lärmschutzwände die Sicht nehmen. Er wurde in den 1990er-Jahren gepflanzt.

 Der Hammer-Garten.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Kapernstrauch am 19. Oktober 2022, 06:58:32
Ich kenne den Anblick vom Auto aus - ich finde (und fand schon immer), der Garten und das Haus schauen in dieser Lage einfach nur skurril aus.....
Jedenfalls kommt da kein Gefühl von "schön, möchte ich haben" auf, wie das bei vielen Gärten hier im Forum der Fall ist!
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Tom 54 am 19. Oktober 2022, 08:12:58
Im Bericht steht ...ein Spalier aus Essigbäumen......und 700 blaue Blüten...was meinen die damit?
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Staudo am 19. Oktober 2022, 08:21:35
Ich sehe auf den Bildern vor allem Kugelrobinien. Die blauen Blüten könnten Agapanthus sein, die sind aber auf den Bildern nicht zu entdecken. Die Besitzer sind offensichtlich mit viel Begeisterung und allerhand Geld dabei. Gestalterisch finde ich es nicht überzeugend. Aber wenn's dem Besitzer und seinen Besuchern gefällt, ist alles gut.  ;)
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Alstertalflora am 19. Oktober 2022, 08:59:03
Da stimme ich dir zu, gestalterisch nicht überzeugend, in meinen Augen zu viel Kies, die Wirkung ist irgendwie steril - mir fehlt eine gewisse "barocke" Üppigkeit in Bezug auf die Vegetation. Ohne weitere Informationen hätte ich gedacht, dass der Garten erst vor Kurzem angelegt worden wäre und die Pflanzen sich erst noch entwickeln müssten. Aber: Chaqun à son goût  ;)!
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Lady Gaga am 19. Oktober 2022, 09:27:31
Ihr seid so vorbildlich bei euren Kommentaren, da kann man lernen.  8)
Manchmal haben Lärmschutzwände einen sinnvollen Zweitnutzen.  :-X
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Secret Garden am 19. Oktober 2022, 10:02:09
Geschmäcker sind halt verschieden, die Besitzer scheinen jedenfalls Spaß daran zu haben. Das große weiße Fenstergitter mit den eingestreuten goldenen Putten ist für mich ein Höhepunkt. :D
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: lord waldemoor am 19. Oktober 2022, 12:22:04
ich kann mich noch erinnern als es gebaut wurde, damals hörte man illegal, bzw kein bauland und das haus durfte nicht bewohnt werden, man sah auch jahrelang dort kein licht, was stimmt weiss ich nicht
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Kasbek am 19. Oktober 2022, 12:36:47
Naja, laut Bericht wohnt der Besitzer ja auch jetzt nur am Wochenende dort, früher also vielleicht noch seltener. Aber dafür, daß er nicht permanent da ist und zudem keinen Gärtner hat, sondern fast alles selber und alleine macht, sieht das doch sehr ordentlich aus (wenngleich es auch meinen Geschmack nur bedingt trifft).
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Querkopf am 19. Oktober 2022, 12:47:26
(Klugsch...-Modus an):

...mir fehlt eine gewisse "barocke" Üppigkeit in Bezug auf die Vegetation. ...
Üppigkeit in Bezug auf die Vegetation hat es in echten barocken Gärten nie gegeben. Da stand immer strenge Beherrschung der Natur im Vordergrund - Schnittgehölze, geometrisch angelegte Parterres, symmetrisch aufgereihte Zitruspötte (die im Winter dann in der Orangerie verschwanden), sowas.

/(Klugsch...-Modus aus)

Zum "Hammergarten":
Ich kann mich den Vorschreibern nur anschließen: gestalterisch m. E. nicht überzeugend, aber sei's drum, wenn's den Eigentümern gefällt.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Roeschen1 am 19. Oktober 2022, 12:50:28
Ein paar historische Bauelemente macht noch keinen "Barockgarten".
Auf mich wirkt es wie ein Fremdkörper in der Landschaft.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Roeschen1 am 19. Oktober 2022, 13:08:55
Zum Vergleich,
ein Barockgarten, heute noch erlebbar.
https://www.schloss-weikersheim.de/erlebnis-schloss-garten/garten/anlage/gartenparterre
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: ju_wien am 20. Oktober 2022, 08:21:20
Oder Schlosshof https://www.schlosshof.at/veranstaltungen/alle-veranstaltungen/event/taegliche-gartenfuehrung (Marchfeld, in der Nähe von Wien) Der Garten und das Schloss sind erst vor wenige Jahren aus jahrzehntelangem "Dornröschenschlaf" erweckt und aufwändig renoviert worden.

Schloss Belvedere https://www.belvedere.at/gaerten (wo allerdings in den letzten Jahren unterschiedliche Gartenkonzepte ausprobiert worden sein dürften, ich hatte mich vor ein paar Jahren gefragt, was aus den Kiesflächen werden soll und andere anscheinend auch https://wien.orf.at/stories/3005633/)

Schloss Neuwaldegg https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Neuwaldegg (leider nicht zu besichtigen und von außen sieht man vom Schlosspark nur wenig http://ruine.at/neuwaldegg.htm)

Schloss Neugebäude https://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Neugeb%C3%A4ude

An den alten Zeichnungen in dem Wikipedia-Eintrag sieht man gut, dass diese Schlösser und Gartenanlagen früher auch willkürlich mitten in die Landschaft gesetzt wurden und eigentlich Fremdkörper darstellten. Und die damaligen Schlossbesitzer hatten wohl gelegentlich auch merkwürdige Wünsche und Ideen. Aber im Laufe der Jahrhunderte gewöhnt man sich daran :)

Danke für den Link zur Hammer-Villa! Obwohl ich seit rund 25 Jahren fast jedes Jahr nach Leibnitz fahre, ist mir die noch nie aufgefallen, da man sie von der Bahn aus offenbar nicht sieht. Muss ich nächstes Mal bewusst schauen!
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Alstertalflora am 21. Oktober 2022, 10:42:15
(Klugsch...-Modus an):

...mir fehlt eine gewisse "barocke" Üppigkeit in Bezug auf die Vegetation. ...
Üppigkeit in Bezug auf die Vegetation hat es in echten barocken Gärten nie gegeben. Da stand immer strenge Beherrschung der Natur im Vordergrund - Schnittgehölze, geometrisch angelegte Parterres, symmetrisch aufgereihte Zitruspötte (die im Winter dann in der Orangerie verschwanden), sowas.
Ja, Geometrie, formale Gestaltung passt, jedoch dienten die barocken Gärten vorrangig der Selbstdarstellung des jeweiligen Besitzers, was natürlich auch mittels der formalen Gestaltung den Aspekt der "Beherrschung der Natur" implizierte. Garten und Gebäude bildeten ein Gesamtkunstwerk, welches zusätzlich mit Skulpturen, Grotten, Wasserspielen, etc. ausgeschmückt wurde. Im weiteren Verlauf schlossen sich dann Waldflächen, Labyrinthe an. Die Einbettung in die umgebende Landschaft war nachrangig.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Bristlecone am 21. Oktober 2022, 10:55:20
... barocken Gärten nie gegeben. Da stand immer strenge Beherrschung der Natur im Vordergrund
Ja, Geometrie, formale Gestaltung passt, jedoch dienten die barocken Gärten vorrangig der Selbstdarstellung des jeweiligen Besitzers, was natürlich auch mittels der formalen Gestaltung den Aspekt der "Beherrschung der Natur" implizierte.
Vor eben diesem Hintergrund empfinde ich den hier im Thread angesprochenen Garten als Disneyland eines Kleinbürgers.
Bevor jetzt die Kritik an meinem harschen persönlichen Urteil kommt: Natürlich "darf" man so einen Garten errichten und schön finden, es spricht nichts dagegen, dass der Eigentümer dort posiert mit Perücke und Kleidung aus dem Fundus eines barocken Theaterstücks, dass der Garten seinem Eigentümer gefällt, wie er ist, und man "darf" meine Auffassung daneben finden.  ;)
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Roeschen1 am 21. Oktober 2022, 11:00:43
 ;D
Dazu passt die Kostümverkleidung... da wäre schon gern jemand Herzog von ...
...
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Bristlecone am 21. Oktober 2022, 11:12:32
Herzog...
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Roeschen1 am 21. Oktober 2022, 11:17:31
Herzog...
Herrlich ;D
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Gartenplaner am 21. Oktober 2022, 11:54:20
…Garten und Gebäude bildeten ein Gesamtkunstwerk,…

Das ist hier für mich der größte Clash - das 70er-Jahre-Haus zum Garten!

Und natürlich ist eine Kopie immer nur eine Kopie.
Interpretation, Inspiration an einem Stil können spannende und schöne Gärten ergeben.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Alstertalflora am 21. Oktober 2022, 12:30:50
…Garten und Gebäude bildeten ein Gesamtkunstwerk,…

Das ist hier für mich der größte Clash - das 70er-Jahre-Haus zum Garten!
Naja, zum Schlösschen hat es vielleicht nicht gereicht  ;D.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Alstertalflora am 21. Oktober 2022, 12:37:45
;D
Dazu passt die Kostümverkleidung... da wäre schon gern jemand Herzog von ...
...
Das sind dann die Life-Rollenspiele der älteren Generation  8). Aber warum nicht - ein harmloses Treiben -, und irgendwie hat doch jeder einen (mehr oder weniger) kleinen Spleen  :D.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Gartenplaner am 21. Oktober 2022, 12:42:12
 ;D
Klein ist die Bude nicht.
Wenns wenigstens ein Haus aus dem 19. Jh. wär, Gründerzeit, da waren barocke Gestaltungsanleihen auch grad wieder in…

Oder sowas, das wär konsistenter  ;D ;D ;D
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Alstertalflora am 21. Oktober 2022, 12:49:02
 ;D
Die gotische Badewanne  :o :D ;)!
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: RosaRot am 21. Oktober 2022, 13:10:24
Alles gleich grauenvoll.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Querkopf am 21. Oktober 2022, 13:21:46
... Disneyland eines Kleinbürgers. ...
Genau das. 
Und deshalb vom selben öffentlichen Interesse wie die Schneewittchen-Gartenzwerg-Landschaft im Gärtchen von Hinz oder Kunz gleich neben an: null.
.
Jedenfalls solange der Disneyland-Besitzer das Ganze privat finanziert und keine (Kugel-)Robinien, Essigbäume oder sonstiges invasives Zeuchs in die freie Landschaft drumrum ausbüxen lässt.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Gartenplaner am 21. Oktober 2022, 13:27:50
Das öffentliche Interessen ist das gleiche wie bei allen, die mit ihren Gärten bei „offenen Gartenpforten“ oder ähnlichem mitmachen - wer es sich anschauen will, macht es, wer nicht, der nicht.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Querkopf am 21. Oktober 2022, 13:50:35
Das ist eher privates Interesse.
.
Mit öffentlichem Interesse meine ich z. B. Diskussionen über Gestaltung im öffentlichem Raum, in der Landschaft o.ä. .
Darüber würde ich jederzeit mit Leidenschaft streiten.
.
Hier sehe ich's gelassen - da hat sich halt jemand eine Spielwiese für den Privatgebrauch angelegt, die mir gar nicht gefällt (und ich kann mein Missfallen auch begründen), aber das ist unwichtig:
... warum nicht - ein harmloses Treiben -, und irgendwie hat doch jeder einen (mehr oder weniger) kleinen Spleen  :D.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Alstertalflora am 21. Oktober 2022, 14:02:13
@Querkopf: D'accord :D !
"Disneyland" -wo beginnt es, wo hört es auf? Was ist dann z.B. Le Hameau, die "Spielwiese" von Marie-Antoinette? Doch auch nur eine Art Disneyland, eine heile Welt, der Traum eines Menschen, nicht desto trotz besteht dort durchaus ein gewisses öffentliches Interesse. Niemand muss sich das anschauen, niemand den Garten Hammer, auch die Diskussion in diesem Faden ist völlig freiwillig.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Felcofan am 21. Oktober 2022, 14:31:08
ich finde einerseits das hemmungslose Lästern eher abträglich (wozu die Fotos sehr verlockend einladen...)

andererseits, wenn man das nur mal so analysiert, ist mir an mehreren Fotos aufgefallen, dass sie zwar klassische Gesten/ Gestalungshandgriffe übernommen haben, aber leider duch Abwandlung öfter die Chance vertan haben, das läuft dann unter Handwerklich nicht sauber gestaltet, nicht Geschmack und bietet eine Chance, Gestaltungsregeln zu debattieren (und aus anderer Leute Fehler zu lernen)

zB Raumbildung: bei ihrer Lage in der Landschaft finde ich einen transparenten Zaun außenrum wenig geeignet, rein von der Raumbildung würde ein dichter Sichtschutz besser tragen

oder dieses schicke, schmiede-eiserne Tor, wo man quasi auf die Klinke fällt, weil der Zaun direkt am unteren Treppenfuß läuft, das macht es echt gruselig oder unwirksam. Sie haben ja anscheinend wirklich Ressourcen, aber an ein paar Stellen leider wenig wirksam verwendet. Und falls es nur ein Zaun ist und gar kein echter Ausgang, finde ich die Stelle trotzdem nicht gelungen.

die Hanglage ist ja leider vorgegeben, aber ich dachte bei ein paar Bildern, dass eine Terrassierung und dann ebene Flächen einige Bereiche viel besser wirken lassen würde. Nuja, am Ende haben sie unglaublich Herzblut und Material reingesteckt, und gemacht, was sie für das schönste hielten
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: RosaRot am 21. Oktober 2022, 14:33:00
Le Hameau de la Reine hat den Vorteil schon etwas gealtert und in ein größeres Anwesen (Versailles) eingebunden zu sein, das ist für mich kein Disneyland. Disneyland ist immer "neu und clean". ;)  ;D

Noch ein Frage: Wo beginnt ein Kleinbürger und wo hört er auf? Wer darf mit Fug und Recht von sich behaupten, keiner zu sein?
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: neo am 21. Oktober 2022, 14:34:54
laut Bericht wohnt der Besitzer ja auch jetzt nur am Wochenende dort, früher also vielleicht noch seltener. Aber dafür, daß er nicht permanent da ist und zudem keinen Gärtner hat, sondern fast alles selber und alleine macht, sieht das doch sehr ordentlich aus
Wie schafft er das durch all die Formschnitte?! Einige sind sehr schön (andere weniger), aber die Anzahl muss man auch erst mal packen. (Gut, dafür gibt es keine üppigen Staudenbeete. ;))
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Gartenplaner am 21. Oktober 2022, 14:38:36
Die Kugelrobinien wachsen von sich aus recht „formschnittig“, wobei es da inzwischen noch perfektere „Kugelbäumchen“ gibt, aber das ist schon Masse an Schnitt.


Ich finde, jeder, der seinen privaten Garten öffentlich zeigt, egal ob im Internet oder nur zu offenen Gartenpforten, will „öffentliches Interesse“ und bekommt es.
Und muss natürlich auch damit leben, dass die Gestaltung diskutiert wird, positiv wie negativ.
Ich finde Diskussionen über Gestaltung gibt es viel zu wenige, schulen sie doch auch den Blick für „gute“ und „schlechte“ Gestaltung, egal wo, ob im privaten oder öffentlichen Raum.
Mrs. Wareham beklagt diese Scheu vor der „Kritik“ eines Gartens, im Sinne von Analyse der Gestaltung, wie bei anderen Kunstwerken, auch in England.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: neo am 21. Oktober 2022, 14:51:24
Scheu vor der „Kritik“ eines Gartens, im Sinne von Analyse der Gestaltung,
Ich finde es spannend, wenn das jemand macht, der was davon versteht. (Ich könnte ja nur sagen, was mir gefällt und was nicht, da besteht kein öffentliches Interesse. ;))
Mit der Kritik am Gärtner oder dessen Einordnung, wenn man den noch nicht mal ein bisschen kennt, am besten gesprochen hat, habe ich etwas mehr Mühe.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Roeschen1 am 21. Oktober 2022, 14:54:26
Echte Barockgärten schaue ich mir gern an.
Das ist eine andere Welt mit einer Ornamentik, Verspieltheit, besonderer Formensprache, Kübelpflanzenkultur.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: ju_wien am 21. Oktober 2022, 15:01:53
Die Formschnitte habe ich auch bewundert. Wenn man genügend Geld in die Hand nimmt, kann man ja seit etlichen Jahren in Form gezüchtete oder geschnittene Bäume und Sträucher fertig kaufen, egal ob nun barock oder japanisch oder sonstwie inspiriert, aber wenn die Form erhalten bleiben soll, ist dafür einige Arbeit nötig, sei es nun die eigene oder die eines bezahlten Gärtners. Die grüne Kutsche habe ich erst jetzt entdeckt (Fotos 51 - 55) https://www.kleinezeitung.at/steiermark/suedsuedwest/6195385/HammerVilla-bei-Lebring_Ein-Blick-hinter-die-Kulissen-der
- würde ich zwar nicht haben wollen, aber der Schnitt und die Hingabe zum Detail sind schon beachtlich.

In der Gegend von Leibnitz kenne ich noch einen grausig-schön dekorierten Garten mit einer Unzahl von Gartenzwergern, Rosenkugeln und Kristallen. Liegt am Weg von Schloss Seggau über den Frauenberg zur Buschenschank Bernhard und dient uns regelmäßig als Bestätigung dafür, dass wir trotz vieler unbeschrifteter Abzweigungen auf dem richtigen Weg sind. Der Garten ist allerdings viel kleiner und auch nicht im Vorbeifahren zu sehen.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Gartenplaner am 21. Oktober 2022, 15:31:27

andererseits, wenn man das nur mal so analysiert, ist mir an mehreren Fotos aufgefallen, dass sie zwar klassische Gesten/ Gestalungshandgriffe übernommen haben, aber leider duch Abwandlung öfter die Chance vertan haben, das läuft dann unter Handwerklich nicht sauber gestaltet, nicht Geschmack und bietet eine Chance, Gestaltungsregeln zu debattieren (und aus anderer Leute Fehler zu lernen)

zB Raumbildung: bei ihrer Lage in der Landschaft finde ich einen transparenten Zaun außenrum wenig geeignet, rein von der Raumbildung würde ein dichter Sichtschutz besser tragen

oder dieses schicke, schmiede-eiserne Tor, wo man quasi auf die Klinke fällt, weil der Zaun direkt am unteren Treppenfuß läuft, das macht es echt gruselig oder unwirksam. Sie haben ja anscheinend wirklich Ressourcen, aber an ein paar Stellen leider wenig wirksam verwendet. Und falls es nur ein Zaun ist und gar kein echter Ausgang, finde ich die Stelle trotzdem nicht gelungen.

die Hanglage ist ja leider vorgegeben, aber ich dachte bei ein paar Bildern, dass eine Terrassierung und dann ebene Flächen einige Bereiche viel besser wirken lassen würde. …

Es gibt sehr viele Brüche mit barocken - und auch allgemeinen -Gestaltunsprinzipien.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Alstertalflora am 21. Oktober 2022, 15:46:04
@Felco: Ein guter Beitrag von Dir, danke. Ja, da ist vieles, was nicht stimmig wirkt, und so entsteht insgesamt ein Eindruck von "gewollt, aber nicht gelungen". Es sind ja durchaus Elemente eines Barockgartens vorhanden, aber sie sind willkürlich platziert, es entsteht kein harmonischer Gesamteindruck. Auch der Übergang vom Garten zum Haus ist m.E. nicht gut gelungen. Mich stört tatsächlich auch die "nackte" Lage in der Landschaft sehr, ich würde mich in diesem Garten nicht wohlfühlen.
Nichtsdestotrotz habe ich Respekt vor der Leistung dieses (nicht mehr jungen) Mannes. Man sieht, wie viel Engagement er in diesen Garten investiert hat.
@Rosarot: Also ist Le Hameau nur deshalb kein Disneyland (mehr), weil es alt ist?
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Gartenplaner am 21. Oktober 2022, 16:13:16
Was ist mit Neuschwanstein?  8)
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Alstertalflora am 21. Oktober 2022, 16:28:06
Alles Disney  8)! Kein öffentliches Interesse  8) 8) Sieht man doch, bei den 3,5 Besuchern/Jahr  8) 8) 8)
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Microcitrus am 21. Oktober 2022, 18:35:05
Ein barockes Gesamtkunstwerk ist es nicht, da passt die Villa nicht dazu.

Bei der Villa Garzoni in Collodi wurde die Hanglage besser genutzt.

Es wurde ja absichtlich dieser Hang gewählt, neben der lärmenden Autobahn (zur Zeit der Errichtung ohne sichtbeengende Lärmschutzwände). Seht her! Seht alle her! Versteckt in Pomeisl wäre es nur ein spleeniger Privatgarten.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: maigrün am 21. Oktober 2022, 18:39:28
Seht her! Seht alle her!

das trifft es. und deshalb wohl auch die pompösen toranlagen auf mehrenen seiten des grundstücks. seht her! seht alle her!
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Krokosmian am 21. Oktober 2022, 18:45:52
Irgendwie ist es mir sympathisch, wie der Besitzer einfach Freude dran hat. Und es ihm vermutlich egal ist, was andere getan hätten. Wenn sie nur könnten ;D.
.
Viel kleinere Kragenweite, aber dennoch passend. Fährt man das erste Mal unvermittelt dran vorbei, man baut fast einen Unfall!
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Veilchen-im-Moose am 21. Oktober 2022, 19:18:22
Was mich an diesem Garten abstößt, ist die Rückwärtsgewandheit des Gesamtkonzepts. Sämtliche - optisch aus meiner Sicht grausigen  - Brüche, scheinen den Besitzern nicht mal aufzufallen. Diese schmiedeeisernen Ungetüme überall, diese Tore, das Gesamtgebäude. Das sind keine durchdachten und geplanten Reibungspunkte zwischen historischem Konzept und Moderne. Das gehört für mich eher in die Kategorie "knapp daneben ist auch vorbei".

Natürlich gönne ich den Besitzern ihre Freude an diesem Haus und Garten. Nur einen echten Austausch über Ideen zum Gärtnern könnte ich mir in diesem oder vergleichbaren Garten einfach nicht  vorstellen.
Titel: Re: "Barockgarten" südlich von Graz
Beitrag von: Buddelkönigin am 22. Oktober 2022, 16:04:59
Zusammenfassend würde ich sowas unter dem gängigen und allgemein verstandenen Begriff:
'Gelsenkirchener Barock' zusammen fassen.  :)
.
'Gewollt und nicht gekonnt'  wurde ja schon genannt.  ;)
Oder auch 'Kitsch as Kitsch can... ' könnte mir dazu einfallen.  :-\
.
Aber auch da heißt es: " Wem es gefällt... "  :P