garten-pur

Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: chicisa am 04. Mai 2019, 14:59:45

Titel: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: chicisa am 04. Mai 2019, 14:59:45
Hallo allerseits,

wir haben ein Haus mit Grundstück mit einigen Obstbäumen übernommen. Vieles lässt sich nicht zuordnen, aber kundige Besucher haben einen der 3 Apfelbäume als Elstar (Buschbaum) erkannt. Den Säulenapfel konnten wir nicht zuordnen und der dritte besteht nur noch aus einem seitlich weggehenden Ast und soll deshalb weg.
Ansonsten haben wir noch Quitte, Birnen, Aprikose, Pflaume und Beerensträucher.

An einer anderen Stelle bei uns im Garten wird ein Platz frei, den wir gern an einen Apfel mit Hochstamm vergeben würden. Da der Hochstamm im Laufe der Jahre vermutlich eine etwas größere Ernte hervorbringen wird, dachten wir an eine Sorte, die sich länger lagern lässt um sie als Tafelapfel zu essen, auf den Kuchen zu legen und auch zu Apfelmus verkocht werden kann. Apfelmus deshalb, weil wir keine idealen Lagerbedingungen haben. Wir haben letztes Jahr vermutlich Golden Delicious von Freunden bekommen, die nach ca. 2 Monaten in unserem trockenen Keller langsam schrumpelig wurden. Da habe ich den Rest, bevor ihn keiner mehr essen wollte einfach als Apfelmus eingekocht. Der war ohne zusätzlichen Zucker sehr lecker und ausreichend süß.

Zu unserem Geschmack:
- der Golden Delicious unserer Freunde hat uns als Tafelapfel und als Apfelmus gut geschmeckt
- Elstar finde ich sehr aromatisch und lecker
- Idared finde ich relativ geschmacklos - nicht mein Fall
- Topaz wurde uns als süßer Winterapfel in der Baumschule vorgeschlagen - mir ist er zu säuerlich und weniger aromatisch als Elstar
Weitere Apfelsorten haben wir noch nicht bewusst verkostet.

Leider kennen wir uns bei Apfelsorten, insbesondere den älteren, nicht aus und erhoffen uns hier Hilfestellung. Wir hatten die Idee zum Winterapfel, damit er nach unserem Elstar gegessen werden kann, sonst ist es zu viel auf einmal. Er sollte eher süß sein, um ihn ohne zusätzlichen Zucker zu Apfelmus verarbeiten zu können. Und gut schmecken soll er natürlich auch, auch wenn das natürlich eine sehr subjektive Frage ist. Aber vielleicht bekommen wir hier Anregungen, was wir noch verkosten könnten?

Ich freue mich auf Antworten!

edit:
Wir wohnen in der Nähe von Magdeburg und haben Lehmboden.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: obstnewbie am 04. Mai 2019, 16:20:33
Rheinischer Krummstiel - der trägt super, ist robust und macht überhaupt keine Probleme. Für Lehmboden kann ich den nur empfehlen, jedenfalls auf Sämlingsunterlage, mit anderen Unterlagen kenne ich den nicht.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Roeschen1 am 04. Mai 2019, 16:29:14
Wie sind denn die Temperaturen in eurem Keller.
Einen Lagerapfel zu pflanzen macht wenig Sinn, wenn euer Keller zu warm ist.
Es gibt aber eine Alternative. Meine Äpfel lagern draußen. Ich habe jetzt noch Pinovaäpfel, die noch lecker sind.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 04. Mai 2019, 18:24:33
Wir sollen hier Sortenempfehlungen abgeben, ohne über die Standortverhältnisse (Boden, Klima, Lage) aufgeklärt zu werden... .
Edit: Hätt ich besser lesen sollen... - also eher trocken und Lehmboden. Wind?

Gut - oder eher schlecht für Apfel - Klima wird wärmer, viel wärmer - und trockener in den nächsten Jahren.

Hochstamm heißt, eigentlich kein chemischer Pflanzenschutz möglich (ohne Riesenaufwand) - und wer will sich das schon antun unter den Hobbygärtnern?
Also muss (!) die Sorte marssoninarobust sein, sollte wenig oder keinen Schorf bekommen und auch Mehltau sollte  nicht so das Problem werden. Die letzten beiden Krankheiten hängen aber auch viel von der Lage ab, über die wir nichts wissen.

Gibt's viel Wind? Muss der Apfel fest am Baum hängen?

Sofern nicht allzu windig und Apfelmus, Lagerbarkeit und Gesundheit des Baumes ohne Pflanzenschutz die Kriterien sind, hätte ich z. B. die Zuccalmagliorenette als Idee: Sehr aromatisch (das kräftige Aroma ist nicht jedermanns Sache), eher trockenes Fruchtfleisch und hängt nicht besonders fest am Baum; dafür gibt's jede Menge Apfelmus ab etwa August - ein absolut köstliches Apfelmus (gekocht ist das Aroma nicht mehr so streng). Für das Lager wird im Oktober geerntet, was noch am Baum ist und hält bei mir in der Garage bis Februar/März. Nach Lagerung schmeckt er auch mir besser... .

Eine weitere Sortenempfehlung wäre der hierzulande (noch) wenig bekannte Patte de Loup; ist ein Lederapfel, stammt aus Frankreich, braucht ein relativ warmes Klima (das kriegen wir alle noch, mehr als uns lieb sein wird...), aber vorläufig sind Weinlagen bevorzugt; feinzelliges, knackiges, Fruchtfleisch, aromatisch, nicht zu sauer (kein Vergleich mit Boskoop!), gut und lange lagerbar; hängt fest am Baum, auch für windige Lagen geeignet, Blüte mittelspät bis spät. Bei mir ist der Baum bis jetzt 100% blattgesund!

Ebenfalls 100% blattgesund ist der Seestermüher: Saftig, ähnelt irgendwie einem Granny Smith (ich find ihn besser), vieleicht ist er für dich zu wenig süß, aber seine Säuerlichkeit ist eher mild, nicht beißend; ich habe ihn bislang nur auf Unterlage M9 geerntet, da ist es ein Sommerapfel (etwa um den 20. August) mit nur geringer Lagerbarkeit (wenige Wochen), aber sehr fruchtbar, ohne jede Alternanz. Von starkwüchsiger Unterlage soll er ein Apfel für den Spätherbst bis etwa Jahresende sein... . Ich habe ihn mal auf stärkere Unterlagen veredelt und bin gespannt.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Tara2 am 04. Mai 2019, 19:41:05
Also wenn ich so Deine Geschmacksangaben lese, würde ich Dir den gelben Bellefleur vorschlagen, der ist auch relativ süß.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Hyla am 04. Mai 2019, 20:11:14
Wenn euch das Wachs und die grüne Farbe nicht stören vielleicht Ontario. Der ist aber wirklich erst nach Lagerung geschmacklich gut, direkt vom Baum finde ich ihn zu sauer. Das Mus aus schrumpeligen Äpfeln ist sehr gut.
Oder mit etwas Kork der Celler Dickstiel. Er ist regional passend und hat diverse Blindverkostungen gewonnen.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 04. Mai 2019, 21:27:54
Folgende Ansprüche destilliere ich aus dem Beitrag:

1. Lange lagerfähig
2. Für die Küche geeignet
3. Geschmackstyp auf der vollsüssen Seite, du bist ganz offensichtlich durch Supermarktäpfel "sozialisiert" und sehr empfänglich für die Standard - Golden Delicious Einheitssoße.

Dein Boden ist erstklassig, das Klima gut. Dann wären zu empfehlen:

1- Jonagold - mit etwas Abstrichen an der Lagerfähigkeit
2- Gala - wächst auch hierzulande erstaunlich robust, ebenfalls Abstriche an der Lagerfähigkeit
3- Ananasrenette, Kanada Renette, Ribston Pepping, Pinova.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 04. Mai 2019, 21:56:57
... und die sind alle marssoninaresistent?
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 04. Mai 2019, 22:28:35
Marssonnia halte ich im trockenen Magdeburg bei <500mm Niederschlag nicht für ein vordringliches Problem. Die ganze Gegend ist relativ trocken, glücklicherweise bei gutem Boden.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 04. Mai 2019, 22:35:01
Das war's letztes Jahr bei uns auch im Frühjahr/Frühsommer - trotzdem jede Menge Marssonina.

Ich behaupte, dass Marssonina coronaria weitgehend unabhängig von den Niederschlägen auftritt.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Hyla am 04. Mai 2019, 22:49:52
Welche Sorte wäre dann resistent?
Magdeburg hat ähnliches Wetter wie wir. Plattes Land, viel Wind, bis -18°C und vielleicht sogar noch kälter.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: BernerRosenapfel am 05. Mai 2019, 00:10:52
Wenn Du etwas wirklich Außergewöhnliches haben willst:

Nimm den Weißen Winterkalvill.

Alles Ruhmreiche, das in der Wikipedia und anderswo steht, wo er als König der Äpfel bezeichnet wird, existiert zurecht. Ich habe mehrere Bäume und weiß, dass man diese königliche Zicke bevorzugt behandeln muss. Aber das geht. Wenn er an der Südseite eines Gebäudes steht, wird er das dankbar honorieren.

Gruß
BR
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Tara2 am 05. Mai 2019, 07:12:38
Wenn euch das Wachs und die grüne Farbe nicht stören vielleicht Ontario. Der ist aber wirklich erst nach Lagerung geschmacklich gut, direkt vom Baum finde ich ihn zu sauer. Das Mus aus schrumpeligen Äpfeln ist sehr gut.
Also ich persönlich finde den Ontario als sehr gute Apfelsorte, aber nach der Geschmacksvorliebe die Chicisa oben gemacht hat ist der auszuschließen, denn der bleibt ihm sehr wahrscheinlich auch nach monatelanger Lagerung zu sauer!
Wenn Du etwas wirklich Außergewöhnliches haben willst:
Nimm den Weißen Winterkalvill.
Und der ist für den normalen Hausgarten für jemanden der nicht viel machen will eigentlich auch ausgeschlossen.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Aromasüß am 05. Mai 2019, 10:40:02
Der gute Magdeburger Börde-Lehm. Da werd' ich ganz neidisch!

Dein Wunsch ist
- eine süß schmeckende Sorte zum Frischessen und für Apfelmus; kein Lagerapfel, da keine kühle Lagermöglichkeit im Keller
- als größerer, robuster Baum (Hochstamm, Sämling)
- auf Lehmboden.

Da Du Dich für Obstlagerung interessierst, wäre noch nach Nebengebäuden, Balkon, Gartenhaus, Garage usw. zu fragen.

Übrigens:
Für Apfelmus sollten Äpfel genügend Säure enthalten, sonst schmeckt es auf Dauer langweilig.
In Magdeburg gibt es die Baumschule Beyme mit Obstbaumkompetenz. Vielleicht veranstaltet diese Baumschule einen Apfeltag im Herbst, bei dem auch Äpfel zu verkosten sind. Siehe zur Saison nach weiteren Apfelfesten mit Ausstellung im Dorf Grimme (Fläming) und in benachbarten Bundesländern: Terminkalender des Pomologenvereins.

Zu den Sorten:

Den Gelben Bellefleur hat Tara2 wegen seines überragenden Geschmacks vorgeschlagen, aber diese Sorte gilt auf Lehmboden als ungünstig und schwierig. Arche Noah empfiehlt stattdessen die Rarität "Langer Bellefleur", ein ausgesprochener Süßapfel und unproblematischer Spezialist schwerer Böden, der "bei Verkostungen immer gut abschneidet". Das wäre ein Experiment...

Den Idared, den Du erwähnst, habe ich selber: schmeckt aus dem Garten viel besser als aus dem Laden, ist bei mir aber sehr krank! - Das gilt ähnlich für viele der neueren - süßen - Sorten, dass sie nicht für den Garten und die Lagerung im Haus gezüchtet sind, sondern für arbeitsintensiven Plantagenanbau, Giftspritzerei und das Kühlhaus mit Intensivstation.


Aus den Sortenempfehlungen für Sachsen-Anhalt habe ich die Sorten ausgewählt, die Deinem Wunsch (oben) nahekommen. Es gibt nicht viele!

Wenn der Lehm Deines Gartens halbwegs durchlässig ist (d. h. humos und sandig durchmischt), kommen die 4 genannten Sorten in Frage. Sollte der Lehmboden aber in die "betoniert"-tonige Richtung gehen, so sind die beiden Spezialisten (2, 3) für schwere Böden zu bevorzugen:


Für die süße bis mild süß-säuerliche Geschmacksrichtung sind 2 Abkömmlinge des berühmten Gravensteiner - aber weniger anspruchsvoll als dieser - zu nennen. Sie reifen bereits im September und sind schnell zu verbrauchen (lagern höchstens 6 Wochen):

1) Dülmener Rosenapfel - süß mit fruchtigem Aroma; gesund und breit anbaufähig; der Lehm Deines Gartens muss aber durchlässig sein (mit ausreichend Anteilen an Sand und Humus).

2) Martens Sämling (=Juwel aus Kirchwerder) -  ohne ausgeprägtes Aroma. Wächst auf genügend feuchten Standorten sehr kräftig. Wie nahe liegt Dein Garten an der Elbe? - Aus deren Umgebung kenne ich ihn: saftig, frisch, für baldigen Verbrauch und Verwertung


Zwei weitere bewährte Sorten kommen in Frage - der süß-mildsäuerlichen Geschmacksrichtung:

3) Fromms Goldrenette - wächst gern auf guten Lehmboden im kontinentalen Klima, aber sehr trockene Standorte mag er nicht; bildet große weit ausladende Kronen, Winterapfel ohne ausgeprägtes Aroma; "uneingeschränkt empfehlenswert" (Arche Noah)

4) Albrechtsapfel (=Prinz Albrecht) - braucht frischen Boden: fällt Dein Garten im Sommer nicht zu trocken? - Die Sorte ist im kontinentalen Klima Brandenburgs verbreitet, Herbstapfel mit harmonischem Geschmack; "ausgezeichneter Tafelapfel" (Arche Noah)


Prüfe selbst, wähle Dein Traumobst!
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 05. Mai 2019, 17:24:09
Die Sortenliste ist natürlich gut, aber die die Sorten sind alle nicht Fruchtesterbetont wie die Vorlieben, die er genannt hat. Ich hab das mal hier https://forum.garten-pur.de/index.php/topic,62306.msg3010490.html#msg3010490 versucht zu unterschieden, Chicisa scheint der Süss-Fruchtestertyp zu sein.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Hyla am 05. Mai 2019, 17:50:48
Ich würde im Herbst vor dem Baumkauf nochmal probeessen. Die Äpfel letztes Jahr waren alle unnormal süß durch diesen extremen Sommer. Was letztes Jahr geschmeckt hat, kann dieses Jahr u.U. zu sauer sein.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Apfebam am 05. Mai 2019, 18:02:23
Einen Golden Delicious zu pflanzen kann nicht nicht empfehlen. In kühlen und nassen Jahren sind die Äpfel sowas von verschorft, dass die Haltbarkeit extrem eingeschränkt ist. Zudem fangen die Äpfel relativ schnell zu welken an und werden weich.
Und weil der Prinz Albrecht genannt wurde: Der hat eine deutliche Säure, die den Apfel nicht ausgesprochen süß wirken lassen, zumindest nicht so wie du es womöglich gerne hättest.

Mit dem Pinova, der hier ja schon genannt wurde, hättest du einen sehr robusten und süßen, saftigen, festfleischigen Lagerapfel, der auch gut zum Apfelmus machen geeignet ist, zumindest hat mir das süßliche Apfelmus von ihm sehr gut geschmeckt, auch wenn ich auf etwas mehr Säure stehe.
Was ich auch empfehlen kann wäre der Rubinola. Anfangs frisch vom Baum ist er noch leicht säuerlich aber wird auf dem Lager immer süßer und hält bis März. Dabei bleibt er sehr fest und saftig. Auch diese Sorte ist robust ggü. Mehltau und Schorf und auch die Verwendbarkeit ist vielseitig.
Oder der neue Winterzauber, der ein guter Ersatz für den Gala sein soll. Kaum Schorf und Mehltau, schön knackig-süß und gut lagerfähig.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Tara2 am 05. Mai 2019, 18:21:46
Oder der neue Winterzauber, der ein guter Ersatz für den Gala sein soll. Kaum Schorf und Mehltau, schön knackig-süß und gut lagerfähig.
Dabei wäre ich sehr vorsichtig, gerade bei den neuen Sorten gab/gibt es viele die anfangs sehr ressitent waren und schon nach relativ kurzer Zeit war dann die Resistenz durchbrochen und die Äpfel hatten alle Krankheiten. Da würde ich Dir doch zu einer alten Sorte raten, die sich schon über sehr lange Zeit als recht unauffällig gegen gewisse Krankheiten erwiesen haben.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 05. Mai 2019, 18:33:10
Wenn ihr von Krankheiten redet, plant ihr dann wirklich Marssonina coronaria mit ein?

Die alten französichen Sorten, die ich probiert habe, sind durchweg eher süßer ihre deutschen Cousins. Auch ein Tip wäre eventuell der Pomme de'l Estre - sehr aromatisch, parfümiert und ertragswillig. Ich habe ihn erst ein Jahr beobachten können, in dem er keine kranheitsbedingten Auffälligkeiten zeigte, aber sehe in ihm einen sehr heißen Kandidaten für ein wärmer werdendes Klima... .
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 05. Mai 2019, 19:10:13
Bei ganz neuen Sachen wäre ich auch vorsichtig, da möchte ich Tara2 zustimmen. Vor allem, wenn sie von Mr. Ego-Trip Neumüller angeboten werden, der zeichnet sich bisher mehr dadurch aus dass er überall seinen Namen voranstellt, Lügen über Schorf erzählt und für ein läppriges Bäumchen auf M9 fast 50 EUR plus Versand verlangt. Wenig Leistung, viel Vermarktung. Den "Winterzauber" bietet er auf Hochstämmen gar nicht erst an, Chicisa wollte aber ausdrücklich einen Hochstamm.

Es gibt neben den genannten alten Sortenvorschlägen auch neuere Züchtungen vom gewünschten Geschmackstypus, bei denen einige Jahre mehr Erfahrung vorliegen und wenn am Pflanzort bereits viel Obst wächst, darunter der auch nicht gerade krankheitsfeste Elstar, dann muss Schorf- und sonstgien Anfälligkeit nicht an erster Stelle stehen.

Das gilt auch für Marssonnia coronaria, die Krankheit fällt nicht wie ein Flächenbrand über Gegenden her, sondern hat in manchen Lagen mehr Angriffspotential, in anderen keins.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 05. Mai 2019, 20:26:32
Was wären das bitte für Lagen?

Hierzulande kranken Bäume in bestdurchlüfteten Lagen, wo der Wind jeden Tag durchpfeift, in trockenen Jahren wie in feuchten; kleine, geschmacklose Äpfel von entblätterten Baumen im Herbst, langsames Siechtum der Bäume - wenn du die falschen Sorten hast.

Richtig ist - ohne Spritzen zu wollen gibt es nicht mehr viele richtige Sorten.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 05. Mai 2019, 21:09:26
Darüber können wir ja einen eigenen Thread in Pflanzengesundheit aufmachen. Bislang ist nur sicher, dass der Befallsgrad auch bei identischen Sorten je nach Lage recht unterschiedlich ist. Das Interreg-V-Projekt zur Marssonina coronaria läuft noch bis Ende September, auf die Auswertung darf man gespannt sein. Ein paar Zwischenerkenntnisse sind auch schon interessant. Man sieht zum Beispiel, dass der Befallsgrad von Jahr zu Jahr bei ebenfalls identischer Sorte sehr unterschiedlich ist, dass die Laubbeseitigung aus der Anlage egal ist, dass in den Überdachungsversuchen die Monate Juli und August entscheidend waren.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: chicisa am 05. Mai 2019, 21:44:02
Vielen Dank für die vielen Anregungen, auch für den Tipp über die Baumschule.

Ich versuche mal, alle offenen Fragen gemeinsam zu beantworten und hoffe, dass ich dabei nichts vergesse.

- Unser Boden gehört eher zur Sorte Beton-Lehm. Ist er trocken, ist er steinhart und ist er nass, ist er ziemlich matschig.
- Wind? Das ist eine gute Frage. Wir wohnen hier noch keine 2 Jahre, daher fällt mir die Antwort schwer. Wir wohnen in einer Einfamilienhaussiedlung, der zukünftige Standort ist aber in einer Art Windschneise, weil genau dort über mehrere Grundstückslängen nichts höheres als Heckenhöhe steht.
- Als trocken würde ich den zukünftigen Standort nicht beschreiben. Er ist mitten auf der Wiese bzw. Rasenfläche, die mein Partner so regelmäßig wässert, dass wir im letzten Dürre-Sommer jede Woche Rasen mähen mussten.  ::)  Außerdem hatten wir im Dürresommer in 7m Tiefe durchgängig Schichtenwasser, im Winter steht das Wasser meistens 30cm hoch im alten Kartoffelkeller vom Schuppen.
- Der Standort hat von morgens bis abends durchgehend Sonne.
- Ja, möglicherweise ist mein Geschmack supermarkt-sozialisiert, aber vielleicht überzeugen mich ja die Probeverkostungen von etwas anderem, da bin ich offen. Nach der Aroma-Einteilung von cydorian bin ich auch eher der Scheurebe-und-Kerner-Fan in der trockenen Variante (wobei der Meißner Wein auch oft als Edelessig bezeichnet wird)

Zur Lagerung:
Der Vorratskeller ist als Apfellager bestimmt nicht ideal. Ich vermute, er hat im Winter 10-15°C. Eine Garage haben wir leider nicht, nur Carport. Aber über eine Lagerung in einem der drei Schuppen (Anbau am Carport, einfache Holzhütte und das Gebäude mit Kartoffelkeller aus den 50ern) oder den Bau einer Erdmiete haben wir schon mal nachgedacht. Vielleicht habt ihr Tipps, was ich diesen Winter austesten sollte?

Ich würde schon gern was einlagern zum so essen und ihn auch in der Küche verwenden. Dass dem Apfelmus geschmacklich auch Säure gut tut, wusste ich noch nicht, aber ich lerne gerne dazu. Ich habe bisher noch nie bewusst Sorten-Apfelmus gekocht oder gegessen. Ich mache den eher um die Berge geschenkt bekommenen Klaräpfel und Gravensteiner von der Familie am Ende ihrer Lagerzeit vor dem Wegschmeißen zu bewahren.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Roeschen1 am 05. Mai 2019, 21:56:33
Mein Apfellager befindet sich auf meiner überdachten Dachterrasse. Da dieser Winter hier nicht sehr kalt war, hat es gut funtioniert.
Die Apfelkisten wurden gut abgedeckt und so stehen sie noch heute draußen.
Die Sorte Pinova steht seit 20 Jahren in meinem Garten.
Der Apfel ist meiner Meinung nach nicht süß, sondern aromatisch mit Säure und Süße.
Er hat festes Fruchtfleisch und ist sehr lange haltbar. Geerntet wird er spät, Ende Oktober oder später.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: chicisa am 07. Mai 2019, 20:52:25
Ich habe nun schon die meisten vorgeschlagenen Apfelsorten ein wenig gegoogelt und bin dabei noch über einige mehr gestolpert. Ich danke euch, das wird wohl ein großes Verkosten im Herbst.

Eine Idee die ich noch hatte und von der ich gern wissen würde, ob die umsetzbar wäre, ist: könnte ich auf dem Hochstamm durch Aufpfropfen nicht mehrere Sorten unterbringen? Habe ich zwar noch nie gemacht, aber ich lerne jeden Tag dazu.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 07. Mai 2019, 21:36:47
Ja, Mehrsortenbäume gibts natürlich auch bei Hochstämmen. Die Sorten müssen eine ähnliche Wuchskraft haben, eine Kombination wie Boskoop und Ananas Renette wäre nicht gut. Und ob du gleich von Null auf Veredelung zum Mehrsortenbaum springen solltest?
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: chicisa am 07. Mai 2019, 21:46:23
Naja, meinen ersten Kurs im Obstbäume schneiden hatte ich von Opa. Der nächste wird von meinem Vater sein und der quasi Schwiegervater hat letztes Jahr erfolgreich diverse Reiser auf seinen Apfelbaum gepfropft. Opa hat das früher auch gemacht. Also das Knowhow ließe sich organisieren, einziges Manko: es beschränkt sich auf DDR-Wissen. Nur manchmal haben die älteren Semester in meiner Familie Schwierigkeiten die Beantwortung sachlicher Fragen auseinanderzuhalten mit dem Vorschreiben, wie mein Garten auszusehen hat. Also hole ich mir gerne auch Meinungen von außerhalb ein.

Kleine Anekdote: mein Opa hat meinen Eltern einfach Bäume mitgebracht ohne vorher darüber gesprochen zu haben.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Hyla am 07. Mai 2019, 22:06:15
Dein Boden ist so gut, da würden auch Spalierbäume super wachsen, daher würde ich mich auf einen Einsortenbaum beschränken und vielleicht später als Sichtschutz schwächer wachsende Bäume ergänzen.  :)
Oder ihr veredelt später noch Sorten hinein.  ;)
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Gänselieschen am 09. Mai 2019, 14:06:41
Ich hänge mich mal hier an. Auch ich möchte noch einen Apfelbaum pflanzen, der den Namen verdient,  also ordentlich groß wächst, gern auch auf einer Sämlingsunterlage.

Nun kenne ich mich auch mit den Sorten schlecht aus - habe oben schon mal mitgelesen. Bei mir sind andere Standortbedingungen.

- Boden sandig
- wenig Wind
- Sonne reichlich, aber nicht den ganzen Tag.

Der Apfel sollte zum Frischverzehr geeignet sein, lagerfähig und ruhig auch ordentlich Säure enthalten.

Langfristig wird der Baum einen sehr alten Boskoop ersetzen, der sicher nur noch eine begrenzte Lebensdauer hat.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 09. Mai 2019, 14:49:04
Naja, meinen ersten Kurs im Obstbäume schneiden hatte ich von Opa.

Um den Schnitt ging es nicht, sondern um das Aufverdeln mehrerer Sorten.

Ich hänge mich mal hier an. Auch ich möchte noch einen Apfelbaum pflanzen, der den Namen verdient,  also ordentlich groß wächst, gern auch auf einer Sämlingsunterlage.

Triploide Sorte nehmen. Die sind alle recht wuchskräftig. Kräftig wachsend, darf säuerlich sein, lagerfähig, kein reicher Boden, da würde ich Brettacher empfehlen. Den esse ich dieses Jahr immer noch aus dem Lager und er ist immer noch saftig. Äpfel mittel bis gross, knackig, weinwürzig, gutaussehend. Der Baum ist sehr robust. Aber besser keine Höhenlage. Da wächst er zwar auch, ist aber dann eine Baumrübe.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Gänselieschen am 09. Mai 2019, 15:03:46
Aber die haben es doch, soweit ich las, etwas schwer mit der Befruchtung? Selbst als Befruchter ungeeignet und auf Fremdbestäubung angewiesen?

Noch habe ich einen Klarapfel im Garten, der muss auch bleiben, denn er ist auch der Befruchter für den Boskoop. Bei den Nachbar wachsen Äpfel, die so aussehen, wie Hasenköpfe.... die Sorte wissen wir nicht. Ich selbst habe noch einen Sommerapfel - auch ohne Sortennamen....
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 09. Mai 2019, 15:19:26
Der Boskoop ist doch auch triploid und da klappt die Befruchtung doch auch? Klarapfel ist übrigens erstklassiger Befruchter.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Tara2 am 09. Mai 2019, 19:33:21
Wenn der Apfel ruhig säuerlich sein kann wäre vielleicht auch der Ontario etwas für Dich. Der ist locker bis in den Mai haltbar.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 09. Mai 2019, 20:08:52
Der bildet aber nur kleinere Bäume. Und Balling schreibt treffend "Als wohlschmeckender, lange haltbarer Winterapfel wird die Sorte kaum übertroffen, so allenfalls von der Sorte Brettacher.". Stimmt, da wird er übertroffen :-)
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Gänselieschen am 10. Mai 2019, 08:57:01
Damit habt ihr mir schon sehr geholfen, wenn ich jetzt noch irgendwo einen Brettacher verkosten könnte.... vielleicht klappt das ja im Herbst und ich pflanze dann den Baum. Wir haben eine Bauschule in Biesenthal, dort habe ich meine anderen Obstbäume her. Mit denen kann man reden, gucken, auch wegen der Unterlage. Vielleicht finde ich aber auch jetzt noch wo einen 'Brettacher' zum Verkosten, um zu sehen, wie er nach der Lagerung schmeckt.

Also, man kann einen Apfel oder mehr zum Kosten bestellen, aber da steht überall "Brettacher Gewürzapfel" - ist das die gleiche Sorte?

Was haltet ihr vom "Alten Gravensteiner"? Der Baum soll ja in den hinteren Gartenteil, der in Richtung unseres Flüsschens abfällt. Dort ist der Boden in der Tiefe - soweit ich das einschätzen kann - immer noch ein wenig feucht. Das Ufer ist ja nur ca. 15 m entfernt. Beim Gravensteiner wird ein etwas feuchterer, aber durchlässiger Boden als Bedingung gesetzt. Vielleicht habe ich ja genau diesen Standort. Es wird ein großer Baum, die Äpfel sollen auch sehr gut schmecken, allerdings kein Massenträger und später Ertrag - aber es ist ja auch ein Privatgarten - und damit o.k. Allerdings ist es wohl kein ausgesprochener Lagerapel - nur bis Januar, was ja doch recht kurz ist.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 10. Mai 2019, 09:26:03
Ich hab noch zwei Kisten Brettacher hier stehen, ich und die Kinder esssen ihn täglich, der ist auf jeder Obstwiese mehrfach vertreten und auch bei Neupflanzungen nach wie vor stark (klar, ist ja hier entstanden). Lagerende ist Ende April, dieses Jahr geht es länger wofür der letzte Sommer verantwortlich war.

Verkostung würde dir aber nicht viel nutzen, in anderem Klima wird er anders. Bei noch etwas niedrigeren Zucker- und höheren Säurewerten einer Höhenlage oder zu kurzem Sommer bleibt es dann ein Saftapfel. Dafür ist er bei hoher Ausbeute und gutem Geschmack sowieso gut geeignet, aber auf dem Teller bleibt er dann zu neutral und säuerlich. Die Frage ist, was er bei dir bringen würde.

Brettacher = Brettacher Gewürzapfel, die Würze ist aber gerade das Gegenteil von Delicious, Cox & Co, sondern die Würze von Riesling: Deutliche, weinige und sehr spritzige, apflige Säure. Sie ist zwar kräftig, aber wirkt breit und harmonischer im Mund, nicht mit spitzen Komponenten wie Ontario oder Glockenapfel. Bei denen sticht immer was. Bei Brettacher macht sie tiefenentspannt :-)

Hochstamm auf Bittenfelder. Nichts anders. Auch keine mittelstark wachsenden Unterlagen. Auf Schwachwachsenden misslingt er garantiert. Gibt stippige Riesenäpfel. Stippig sind sie auch, wenn der Baum zu tragen anfängt, das verliert sich später aber vollständig oder nur bei starkem Überbehang.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Gänselieschen am 10. Mai 2019, 09:38:05
Es könnte also sein, dass der Brettacher hier bei mir zum Frischverzehr nicht schmeckt? So ganz trivial gesagt. Das wäre nicht so in meinem Sinne. Er müsste schon so eine Art Allrounder sein bei der Größe. Denn irgendwann ist der Boskoop Geschichte.

Momentan habe ich keinen einzigen zukunftsträchtigen Apfelbaum:

1 Klarapfel Halbstamm, der Zuwachs ist richtig mies, trägt nur einseitig, ich bekomme den Baum einfach nicht hin - der ist ca. 15 Jahre alt
1 Halbstamm - Augustapfel, rot, die Bestimmung beim Pomologen war absolut unklar, nur Vermutungen, saftig, schmackhaft, nicht lagerfähig
1 Boskoop auf M9 - so eine Art Spalierbaum, trägt gut, wird aber nicht alt werden, 12 Jahre alt
1 alter Boskoop - Stammdurchmesser ca. 70 cm oder mehr

Ich mache mir Sorgen, dass ich schlagartig in ca. 5 Jahren keinen einzigen Apfelbaum mehr haben werden.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 10. Mai 2019, 09:59:48
Du bist doch in der Nähe von Berlin? Da kannst du es auf jeden Fall probieren. Keine Höhenlage, eher kontinentaler Sommer. Für Braunlage würde ich das jetzt nicht empfehlen :-) Wenn dir Boskoop von dort schmeckt, wird dir auch Brettacher schmecken.

Und wenn du den Platz hast, kannst du ja noch mehr pflanzen. Einseitiger Behang deutet auf eine zu sehr verschattete Seite hin, vielleicht zu viele Schattenwerfer im Garten? Ich würde bei dieser Kombination noch einen Herbst/Frühwinterapfel pflanzen. Da ist die Auswahl riesig. Gravensteiner hast du ja schon genannt. Aber nur den alten, grüneren Klon. Die Baumschulen führen fast immer nur den "roten Gravensteiner". Der ist defintiv mieser.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Gänselieschen am 10. Mai 2019, 10:59:00
Ich habe die Barnimer Baumschule schon angeschrieben und auch sofort Antwort erhalten. Ich kann im Herbst ne Kostprobe nehmen und sie haben den Brettacher mit verschiedenen Stärken dort.

Werde auch versuchen einen Experten zu finden, der mal meinen alten Boskoop fachmännisch begutachtet und ggf. ein paar Eingriffe vornimmt. Der Baum trägt noch toll, natürlich alternierend, aber Boskoop ist eben Boskoop. Da ihn viele im Frischverzehr nicht mögen und ich bei so einer Pflanzung doch an später denke, will ich einen Baum pflanzen, der nicht ganz so viel Säure hat.

Viel Platz habe ich eben leider nicht mehr - und der Garten ist an vielen Stellen durch große Laubbäume der Nachbar beschattet. Das wird wohl auch beim Klarapfel so sein. Ich dachte eher, dass ich falsch geschnitten hätte. Dabei sieht der Baum recht gut aus. Vielleicht mache ich dazu mal einen Faden auf und paar Fotos.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Waldgärtner am 10. Mai 2019, 11:37:09

Hochstamm auf Bittenfelder. Nichts anders. Auch keine mittelstark wachsenden Unterlagen.

Hast du damit schlechte Erfahrungen? Ich hätte gedacht, dass eine mittelstarke Unterlage etwas kältere Standorte ermöglicht weil die Äpfel einen Ticken eher reifen?

Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: Gänselieschen am 10. Mai 2019, 11:53:36
Ich hatte eben ein sehr interessantes Telefonat mit einem Baumexperten, der meinen alten Boskoop begutachen wird in ca. vier Wochen, wenn die Blätter voll entwickelt sind. Der wurde mir von der Barnimer Baumschule dafür empfohlen. Habe ihm natürlich erzählt, was ich vorhabe.

Er hat mir bestätigt, dass der Baumschüler auf jeden Fall verschiedene Sämlingsunterlagen nutzt - und nannte sofort auch die Bittenfelder. Damit ist für die Unterlage schon mal klar, wohin die Reise geht.

Als Sorte hatte er noch verschiedene Ideen:

Schöner von Nordhausen - der wäre haltbar bis April (Befruchter Klarapfel!)
Preußenapfel - auch nur bis Januar (die Beschreibung erinnert mich sehr an den Baum eines Freundes, der Apfel war unglaublich lecker)
Auralia (Kreuzung zwischen Cox Orange und Schöner von Nordhausen) - aber auch nicht so lange lagerfähig,

Wahrscheinlich wäre es am besten zwei Apfelbäume zu pflanzen - als Lager- und Befruchtersorte kommt immer wieder auch die

1. Goldparmäne ins Spiel - davon vielleicht einen Halbstamm
2. Hochstamm ????

Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 10. Mai 2019, 12:15:22
Goldparäme ist nur bis Weihnachten haltbar und auf deinem Boden rate ich davon ab. Für einen Lagerapfel mit weniger Säure gibts auch andere Alternativen als die genannten Kurzlagersorten, mit anderen Nachteilen halt. Pilot, nicht gut als Hochstamm, hartes Fruchtfleisch. Roter Bellefleur, nur am Anfang normal wachsend, Krone bleibt eher klein. Champagner Renette, für dein Klima nix, auch mit Säure. Brauner Matapfel, geeignet, aber das grobe Fruchtfleisch und den Typ muss man mögen. Ich würde aber den Brettacher nicht aus dem Rennen werfen. Er isst sich mit seiner gespritzten, saftigen Weinigkeit deutlich angenehmer wie Boskoop, der oft einfach nur stumpfsauer kommt. Brettacher war die Sorte, die hier den vorher stärker verbreiteten Boskoop ab ca. 1930 stark ersetzt hat. Und der Boskoop hat ein paar Jahrzehnte vorher Winterrambur und Champagner Renette als Hauptsorte ersetzt.

Hast du damit schlechte Erfahrungen? Ich hätte gedacht, dass eine mittelstarke Unterlage etwas kältere Standorte ermöglicht weil die Äpfel einen Ticken eher reifen?

Der will einfach gross werden. Mittelstarke Unterlagen bremsen ihn wenig, machen ihn nur instabil und das Stippeproblem fängt auch damit schon an. Wenn sowas, dann nur auf gutem Boden.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: durone am 10. Mai 2019, 15:16:42
Meine Eltern haben zwei Brettacher und mir schmecken die Äpfel super. Andere finden sie schlecht und essen sie nicht da zu sauer und letztes Jahr zu weich. Sie wurden letztes Jahr aber auch zu spät geerntet. Dafür waren sie gut süß aber das ist sehr Geschmackssache, also Brettacher erst probieren und dann pflanzen.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 11. Mai 2019, 18:52:44
... Brettacher verkosten könnte.... vielleicht klappt das ja im Herbst und ich pflanze dann den Baum. ...reden, gucken, auch wegen der Unterlage.
Schade, dass es unbedingt ein Hochstamm sein muss! Hättest du mir nur etwas früher Bescheid geasgt, ich hab' hier einen Brettacher selber veredelt auf MM111 - der Reisermutterbaum war eine Fehllieferung von Ritthaler ca. 2014/15 (Brettacher auf was Schwachwüchsigem, wohl M9 - von dieser Unterlage ein Sommerapfel); ich hatte einen Parker's Pepping bestellt und hab' mir damals natürlich sofort eine "Sicherheitskopie" gemacht. Jetzt musste ich ihn aus meiner Baumschule  rausnehmen und er steht in einem Haufen Aushub "zwischengeparkt", will schon blühen (das geht auf MM111 fix). Für Halbstamm wäre der ideal.

Tja, vor 6 Wochen wäre der noch perfekt zum Verschicken gewesen... .
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: cydorian am 11. Mai 2019, 20:57:49
Brettacher ist auch eine der Sorten, die recht häufig als Hochstamm verfügbar sind. Das liegt an seiner Eignung für kommunale Pflanzungen, er ist aufgrund seiner Robustheit beliebt für den Sortenkanon, der in "Ausgleichsflächen" gepflanzt wird.
Titel: Re: Apfel Hochstamm - Sortenempfehlung gesucht
Beitrag von: nana am 11. Mai 2019, 21:05:49
also Brettacher erst probieren und dann pflanzen.

Da stimme ich heftig zu. Brettacher ist so gar nicht meines  ;) :D

Ich persönlich bin ja Fan vom Freiherr von Berlepsch. Seit meiner trägt (also seit letztem Jahr  ::) ) sogar noch mehr als zuvor. Ist allerdings für Apfelmus viel zu schade, finde ich.