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Garten- und Umwelt => Gartenwege => Thema gestartet von: fars am 19. Oktober 2009, 11:49:29
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In Apulien wird sehr intensiv Olivenanbau betrieben. Ganze Landstriche sind von Olivenhainen bedeckt, die in dem flirrenden Licht des Südens oder wenn die Dämmerung einsetzt, eine ganz besondere Atmosphäre entwickeln.
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Das silbrige Laub wirkt in Verbindung mit den bizarren Baumgestalten nicht selten geisterhaft, so dass man mit einer kleinen Bänglichkeit im Herzen durch die absolut menschenleeren Haine streift.
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Die Haine waren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, penibelst gepflegt, oft gewalzt, um die Ernte zu erleichtern. In einigen Arealen wurden bereits die Netze ausgelegt.
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Der Auslichtungsschnitt und die Laubreste wurden an Ort und Stelle verbrannt, was die unwirkliche Atmosphäre noch verstärkte.
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Das eigentlich Eindrucksvolle aber waren die Baumveteranen, die uns nur noch ehrfürchtig staunen ließen. Die durch die Runzeln der Jahrhunderte geprägten Baumgestalten – einige sollen nach Schätzungen von Einheimischen älter als 4-500 Jahre sein – verführten zu Interpretationen über erkennbare Figuren.
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Etliche Greise mussten gestützt werden.
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Die Haine waren, von wenigen Ausnahmen abgesehen, penibelst gepflegt, ...
Meist mit Roundup vom Bodenbewuchs befreit....
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Von diesen Uraltbäumen gibt es dort ganze „Wälder“.
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Bei den folgenden Bildern sollen allein die Bäume für sich sprechen:
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Bei den folgenden Bildern sollen allein die Bäume für sich sprechen:
Tun sie, tun sie, der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt... ;D
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Finito!
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Peccato!
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Beeindruckende Bilder Fars, was muss das erst in Natura für ein Erlebnis sein.
Da fällt mir auf Anhieb der Song von den Puhdys ein:
"Alt wie ein Baum ....
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Da fällt mir auf Anhieb der Song von den Puhdys ein:
"Alt wie ein Baum ....
Mir komischerweise dieser Thread ::):
http://forum.garten-pur.de/index.php?board=19;action=display;threadid=28278;start=0
Aber die Bilder sind in der Tat beeindruckend. :)
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Bei so alten Olivenbäumen könnte man sich blöd fotografieren - und hat doch nur einen Teil des Eindrucks.
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Super toll die alten Olivenbäume....
Fars, der eine der Gestützt wurde, ist das eine gemauerte Säule?
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@ Günther
Wohl wahr. Auch die Bäume werden z.T. gespritzt. Aber es gibt inzwischen auch Öko-Bauern, die darauf verzichten.
@ Paulownia
Ja, eine aus Natursteinen gemauerte Säule.
@ tomir
Inzwischen scheint man aufgewacht zu sein. Wir haben etliche Baumriesen gesehen, deren Koordinaten amtlich vermessen worden sind, weil sie in ein Kataster der "Olivenbaum-Monumente" aufgenommen wurden. Klar, Papier ist geduldig.
Es gibt aber noch einen anderen Aspekt. Durch Baumaßnahmen (Straßen, Gewerbeflächen etc.) sind zT. alte Olivenkulturen gerodet worden. Unser Gastgeber hatte einige Bäume retten können. Sie stehen als Dekoration in seinem Garten. Allemal besser als das:
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Dankeschön :D
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Da hätte ich jetzt immer weiter gucken können...
Danke für die 3 Bilderserien.
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Ich habe diesen alten Faden noch einmal hochgeholt, weil sich in Apulien eine Tragödie ereignet: Ein Bakterium hat alte Olivenbäume befallen, so dass in großem Umfang abgeholzt werden muss. In der Presse wurde von über 1 Million berichtet.
Nur wer die alten Olivenhaine dort gesehen und verinnerlicht hat, kann das Ausmaß dieses Desasters ermessen.
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Das ist wirklich tragisch! Und es wird hoffentlich in Italien und anderswo (auch in Mitteleuropa) einigermaßen bekämpft werden können:
s. z.B.:
http://www1.wdr.de/themen/wissen/apulien-olivenbaeume-krank-100.html
:)
Michael
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Es scheint nicht dieses Bakterium allein zu sein.
"Der in Olivenbäumen in der süditalienischen Provinz Lecce nachgewiesene X. fastidiosa-Stamm ist sehr homogen und mit einer Variante identisch, die Oleander in Costa Rica infiziert. In der Provinz Lecce wird X. fastidiosa mit dem schnellen Absterben von Olivenbäumen, dem sogenannten Olive Quick Decline Syndrome, in Verbindung gebracht. Untersuchungen zufolge sind Olivenbäume mit entsprechenden Symptomen in der Regel von einem Komplex von Schadorganismen und Krankheitserregern befallen, darunter X. fastidiosa, mehrere Pilzarten der Gattungen Phaeoacremonium und Phaemoniella sowie Zeuzera pyrina (Blausieb). Bisher hat der apulische Stamm von X. fastidiosa folgende Pflanzen befallen: Oliven, Mandel, Kirsche, Rosmarin, Oleander, Myrte, Stechpalmen-Kreuzdorn (Rhamnus alaternus), Pfriemenginster (Spartium junceum), Australischer Rosmarin (Westringia fruticosa), Myrtenblättrige Kreuzblume (Polygala myrtifolia), Weidenblatt-Akazie (Acacia saligna), Kleines Immergrün (Vinca minor) und Rosafarbene Catharante (Catharanthus roseus, auch Madagaskar-Immergrün)."
(Quelle: EFSA-Angaben zu Xylella fastidiosa)
Um die Ausbreitung des Erregers (oder der Erreger) zu stoppen, wurden im weiten Umkreis um den Befallsherd sehr viele Olivenbäume gefällt. So kommen die hohen Zahlen in den Berichten zustande. Diese entspricht aber nicht der Zahl befallener Bäume.
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Für die Landschaft und die Olivenbauern ist es nur leider egal, ob der Total-Kahlschlag wegen Befall oder wegen Vorsichtsmaßnahmen erfolgt. Wenn das dann wenigstens erfolgversprechend wäre! Aber was bringt das kilometerweite Abholzen von Olivenbäumen, wenn der Erreger sich auch über viele andere Pflanzen (die auch symptomlos infiziert sein können) über diesen Kordon hinaus ausbreiten kann, wenn er daneben über den weltweiten Pflanzenhandel verbreitet wird, und wenn nicht nur eine Zikadenart, sondern auch andere saugende Insekten sich als Vektoren betätigen können? 100 x 100 km zubetonieren?
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Ich frage mich, welche Faktoren zusammenkommen müssen, damit dieser bakterielle Erreger tatsächlich Gehölze befallen und zum Absterben bringen kann.
Bei der Breite seines Wirtsspektrums, denke ich, müssen da zusätzliche Faktoren eine Rolle spielen, sonst sollte sich der ja mit geradezu unheimlicher Geschwindigkeit verbreiten und flächendeckend "verbrannte Erde" hinterlassen. Das scheint aber auch in den bisherigen Befallsgebieten ja nicht der Fall zu sein.
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Ja, es gibt ja auch die Behauptung, die süditalienische Immobilien/Landspekulation lade dazu ein, die Olivenhaine erst verkommen zu lassen (oder mit Klärschlamm zu vergiften), wonach die Bäume dann, geschwächt, den Krankheiten zum Opfer fallen. (www. tagesspiegel.de/weltspiegel/bakterie-xylella-aus-amerika-zerstoert-ernten-italien-laesst-eine-million-olivenbaeume-faellen/11502326.html) Ob da was Wahres dran ist oder ob das schon zu den Verschwörungstheorien gehört, weiß ich nicht. Man müßte fragen, ob die ökologisch wirtschaftenden Betriebe auch schon betroffen sind, aber vermutlich ist das Olive Quick Decline Syndrome noch zu frisch, um so etwas schon auswerten zu können.
Hier eine Karte: http:// ec.europa.eu/food/plant/docs/plant_health_biosecurity-leg-emergency-map_xylella-fastidiosa-demarcated-areas_en.pdf
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Link repariert: Karte
So ähnlich äußerte sich auch ein Bekannter, der hier einen kleinen italienischen Delikatessladen betreibt, aus Apulien stammt und alle paar Monate dorthin fährt. Auch er vermutet, dass Subventionsgedanken und Bauspekulation das ihrige dazu beitragen. Aber es ist schwierig bis unmöglich, sich da auf die Schnelle ein Bild zu machen.
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Dazu gibt es aktuell diesen Bericht in Spektrum der Wissenschaft: Massensterben im Olivenhain
"Europas Olivenbäume fallen einer verheerenden Krankheit zum Opfer. Mit schuld daran sind offenbar die italienischen Behörden: Laut EU-Kommission gab es schwere Versäumnisse."
Und weiter:
"Laut Ergebnis eines Audits der Kommission Ende Mai 2017 haben es die italienischen Behörden wohl versäumt, die Ausbreitung der Infektion über das Jahr 2016 zu verfolgen und die mit der Europäischen Kommission vereinbarten Eindämmungspläne umzusetzen. Die Wissenschaftler aus der Region wundert es gar nicht, dass nun die offizielle Rüge kam. Seitdem das Bakterium Xylella fastidiosa – in Deutschland auch Feuerbakterium genannt – vor etwa vier Jahren als Ursache des Olivenbaumsterbens ins Gespräch kam, wurden sie immer wieder behindert in ihren Bemühungen, die Krankheit in den Griff zu bekommen.
"Die ganze Situation ist lächerlich", sagt der Pflanzenpathologe Giovanni Martelli von der Universität Bari in Nordapulien. "Die Behörden waren einfach immer zu langsam, wenn rasche Aktionen nötig gewesen wären", kritisiert er. Der Schädling stammt wahrscheinlich aus Amerika, wo er endemisch ist. In Europa war er noch nie aufgetreten, bis er im Jahr 2013 erstmals in Apulien entdeckt wurde. Eine Abhilfe gibt es bis heute nicht.
Laut den Wissenschaftlern verursachte Xylella schon damals an den Olivenbäumen Apuliens die Krankheit OQDS, "olive quick decline syndrome" – auch wenn dies von etlichen Gegnern der These immer noch bezweifelt wird. Im Jahr 2015 protestierten verärgerte Umweltaktivisten gegen das Fällen der uralten Olivenbäume und brachten sogar einen lokalen Staatsanwalt dazu, eine offizielle Untersuchung darüber einzuleiten, ob die Infektion nicht eher von den Forschern selbst verursacht würde."
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... verärgerte Umweltaktivisten ...
sicher ist auch ein oqds-verreckter olivenbaum noch stark genug, um solche komplett verstrahlten daran aufzuhängen?! :-X 8) ;D
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... verärgerte Umweltaktivisten ...
sicher ist auch ein oqds-verreckter olivenbaum noch stark genug, um solche komplett verstrahlten daran aufzuhängen?! :-X 8) ;D
Vielleicht solltest du deine Wortwahl nochmal überdenken?
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::)
vielleicht.
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Ich kehre gerade aus Apulien zurück und habe das Drama um das Olivenbaumsterben unmittelbar mitbekommen. Das Bakterium Xylella fastidiosa, angeblich aus Mittelamerika stammend, hat im südlichen Apulien, so um Lecce herum, stark sichtbaren Schaden angerichtet. In dem Bereich Monopoli, Fasano, Castellana sieht alles noch recht gesund aus. Der italienischen Presse war zu entnehmen, dass als ultima ratio nur das Abholzen bleibt. Es gibt kein Gegenmittel. Statt Olivenplantagen wird noch mehr Weinanbau angeregt. Und die Behörden beklagen sich, dass die Bauern zu uneinsichtig seien.
Aber man stelle sich vor: Diese Olivenhaine stehen zum Teil seit mehreren hundert Jahren. Ebenso alt ist der Gutshof. Wer von uns würde es wagen, an so alte Bäume die Axt anzulegen? Da hofft man doch bis zu letzt, dass der Pesthauch an den eigenen Beständen vorübergeht.
Vor diesem Hintergrund und dem sehr wahrscheinlichen worst case ist diese Bildesammlung hier in fotografisches Zeitdokument. Diese traumhaft schönen Baumgreise wird es bald nicht mehr geben.
Hier ein paar aktuelle Bilder:
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gewunden
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sichtbarer Überlebenskampf
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königlich
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kriecht da nicht ein Drache den Stamm abwärts?
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frei schwebend
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Pirouette
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wer meint, er wäre tot....
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umschlingende Schlangen
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Capability Brown in Apulien
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zäh
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Vor diesem Hintergrund und dem sehr wahrscheinlichen worst case ist diese Bildesammlung hier in fotografisches Zeitdokument. Diese traumhaft schönen Baumgreise wird es bald nicht mehr geben.
Hier ein paar aktuelle Bilder:
Danke.
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Schließe mich an. In Deutschland ist das Bakterium 2016 auch schon aufgetaucht. Kein Wunder bei den Wegen die Pflanzen nehmen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Xylella_fastidiosa
Jeder Steckling und jedes Kräuterbüschel aus dem Urlaub kann das in sich tragen. :P
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Ovid berichtet über die Sage von Philémon und Baukis, es habe sich um um eine Linde und eine Eiche gehandelt. Vielleicht irrte er und es waren Olivenbäume.
"Nie möge ich meiner Gattin Grab sehen und auch selbst nicht von ihr bestattet werden müssen!"
Auf den Wunsch erfolgte Erfüllung. Baukis sah, wie Philémon, und der alte Philémon, wie Baukis sich belaubte.
Und als schon über beider Gesicht die Wipfel hinwuchsen, sprachen sie miteinander, solange es ihnen noch vergönnt war.
"Leb wohl, mein Gemahl!" sagten sie zugleich und zugleich verschwanden die Lippen beider im Geäst.
Bis heute zeigt man die nebeneinaderstehenden Baumstämme, die aus zwei Leibern entstanden sind.
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altersschwach
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gebeugt aber nicht gebrochen
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eine gewisse Leichtigkeit ist ihm nicht abzusprechen
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Saurier?
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ein sich dahinschleppender Dickhäuter
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zwei plaudernde alte Herren
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fortgeschrittene Skoliose
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mehr Stamm als Äste
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ausgehöhlt aber nicht hohl
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Hospitz?
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elegant
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filigran
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altersstark
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hat sich wohl zu oft nach den hübschen Signorinas umgesehen
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ein allzu schwerer Echsenkopf
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nur ein Viertelstündchen
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Man möge mich nicht missverstehen. Mir ist es sehr schwer ums Herz.
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Die ehrwürdigen Protagonisten einer großen Tragödie :-[
Danke für diese eindrucksvollen Aufnahmen!
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Großartige Bäume! Danke!
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Mama mia! Das schmerzt tief... und gleichzeitig sind deine Portraits dieser würdigen Baumgreise Balsam... danke!!
Vielleicht wäre das ein Buch wert - die Portraits und die ganze(n) Geschichte(n)... zusammen mit einem engagierten italienischen Dendrologen?
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Diese traumhaft schönen Baumgreise wird es bald nicht mehr geben.
:-\ Das wäre wirklich unendlich schade!
Danke für die Bilder dieser alten Baumpersönlichkeiten. Jeder für sich ist ein einzigartiges Bild von der (Überlebens)Kraft dieser zähen Baumgestalten.
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Dazu gibt es aktuell diesen Bericht in Spektrum der Wissenschaft: Massensterben im Olivenhain
"Europas Olivenbäume fallen einer verheerenden Krankheit zum Opfer. Mit schuld daran sind offenbar die italienischen Behörden: Laut EU-Kommission gab es schwere Versäumnisse."
Und weiter:
"Laut Ergebnis eines Audits der Kommission Ende Mai 2017 haben es die italienischen Behörden wohl versäumt, die Ausbreitung der Infektion über das Jahr 2016 zu verfolgen und die mit der Europäischen Kommission vereinbarten Eindämmungspläne umzusetzen. Die Wissenschaftler aus der Region wundert es gar nicht, dass nun die offizielle Rüge kam. Seitdem das Bakterium Xylella fastidiosa – in Deutschland auch Feuerbakterium genannt – vor etwa vier Jahren als Ursache des Olivenbaumsterbens ins Gespräch kam, wurden sie immer wieder behindert in ihren Bemühungen, die Krankheit in den Griff zu bekommen.
"Die ganze Situation ist lächerlich", sagt der Pflanzenpathologe Giovanni Martelli von der Universität Bari in Nordapulien. "Die Behörden waren einfach immer zu langsam, wenn rasche Aktionen nötig gewesen wären", kritisiert er. Der Schädling stammt wahrscheinlich aus Amerika, wo er endemisch ist. In Europa war er noch nie aufgetreten, bis er im Jahr 2013 erstmals in Apulien entdeckt wurde. Eine Abhilfe gibt es bis heute nicht.
Laut den Wissenschaftlern verursachte Xylella schon damals an den Olivenbäumen Apuliens die Krankheit OQDS, "olive quick decline syndrome" – auch wenn dies von etlichen Gegnern der These immer noch bezweifelt wird. Im Jahr 2015 protestierten verärgerte Umweltaktivisten gegen das Fällen der uralten Olivenbäume und brachten sogar einen lokalen Staatsanwalt dazu, eine offizielle Untersuchung darüber einzuleiten, ob die Infektion nicht eher von den Forschern selbst verursacht würde."
Es lohnt sich, in Ruhe diesen längeren Text zu dem Thema zu lesen:
Die Wurzeln einer Region.
Und es lohnt sich, den ganzen Thread nochmal anzuschauen - und die Fotos von fars!
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Danke
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Zu dem Bakterium siehe auch hier:
Xylella-Update - nach wie vor keine Heilung, Kontrollmaßnahmen entscheidend.
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Danke. Sehr interessant. Die Fotos schaue ich mir in Ruhe noch mal an.
Mich würde folgendes auch interessieren: In den Gartencentern stehen hier so Uraltolivenbäumchen aus Italien. Sind die auf Feuerbrand geprüft? Oder stellen sie eventuell ein potentielles Einfallstor dar?