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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: NaDeWe am 11. Februar 2017, 15:33:54

Titel: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: NaDeWe am 11. Februar 2017, 15:33:54
Hallo allerseits,

in unserem kleinen Garten wird ein Platz frei, der mit einem Apfelbaum besetzt werden soll. Wir bevorzugen einen guten Lagerapfel, der recht widerstandsfähig gegen Krankheiten/Schädlinge ist und eine regelmäßige Ernte liefert.

Geschmacklich bevorzugen wir eine gewisse Würze, nicht zu süß, eher süß-säuerlich, und fest sollte der Apfel sein, und eine nicht zu harte Schale während der Lagerung bekommen. Unser Favorit ist der Rheinische Winterrambour, der steht unmittelbar neben der zu besetzenden Stelle. In der Nähe gibt es noch Pilot Pinova und (zur Zeit noch) Topaz, dazu noch Walnussbäume, falls das für die Befruchtung relevant sein soll. Wegen des kleinen Gartens sollte die Unterlage für schwaches bis mittleres Wachstum sorgen und der Baum nicht mit allzuviel Mühe auf eine Höhe von maximal 3 m gebracht werden können.

Es darf gerne eine alte/seltene Sorte sein, die auf dem Markt nicht zu bekommen ist.

Habt ihr Vorschläge? Bin gespannt ...
Titel: Re: Lagerapfel auf schwachwüchsiger Unterlage gesucht
Beitrag von: Sternrenette am 11. Februar 2017, 15:58:56
Ich hab den Winterglockenapfel. Der schmeckt zitronig.
Titel: Re: Lagerapfel auf schwachwüchsiger Unterlage gesucht
Beitrag von: cydorian am 11. Februar 2017, 18:23:08
Fest, nicht so süss, erstklassig lagerfähig wäre z.B. die Champagner Renette. Wächst schwach, also besser nicht auf M9, sondern eine mittelstarkwachsende Unterlage.
Titel: Re: Lagerapfel auf schwachwüchsiger Unterlage gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 11. Februar 2017, 19:51:57
Ich hab's mir abgewöhnt alte Lagersorten auf schwacher Unterlage zu pflanzen.
Unser Favorit ist der Rheinische Winterrambour,
Hältst du den für würzig? Wenn das der gleiche wie der Teuringer Rambur ist, dann kenne ich den als einen der geschmacklich schwächeren Äpfel (vom Hochstamm des Bauern).

Titel: Re: Lagerapfel auf schwachwüchsiger Unterlage gesucht
Beitrag von: cydorian am 11. Februar 2017, 21:02:00
Ist dieselbe Sorte. Guter Küchenapfel. Als Tafelapfel gehen die Meinungen auseinander. Ein Bekannter schwärmt auch von dem, mein Stil ist der nicht. Zu wenig Inhalt. Geschmackssache halt.
Titel: Re: Lagerapfel auf schwachwüchsiger Unterlage gesucht
Beitrag von: NaDeWe am 12. Februar 2017, 01:26:44
Für meinen nicht fachmännischen Geschmack ist der Rheinische Winterrambour köstlich. Da Äpfel je nachdem wo sie an unserem Baum hängen unterschiedliches Aroma haben bewerte ich unseren "Jahrgang" nicht nach dem Geschmack des Apfels nach mehreren Bissen sondern nach seinem Saft. Da kommen mehrere in den Safter und das Ergebnis ist süß-säuerlich, vollaromatisch, würzig – der gesamte Apfel hat (in seinem Saft) Charakter.

Allerdings muss ich zwei Dinge einräumen: Wir ernten und verwerten den Apfel nie bei Vollreife sondern mindestens 2 Wochen früher. Das hängt mit den Alexandersittichen zusammen, die ansonsten in Trupps von 30 bis 60 Biester über unsere Ernte herfallen würden. Wir sind halt schneller. Und dann hat unser Baum "Terroir"  ;)

Die unterschiedlichen Meinungen zum Winterrambour kann ich mir nur so erklären: Erntezeitpunkt (denn vollreif schmeckt dieser Apfel tatsächlich mau) und Standort spielen neben den üblichen klimatischen Einflüssen und individuellem Geschmacksempfinden eine größere Rolle.

Winterglockenapfel
Champagner Renette
habe ich notiert, vielen Dank, werde ich vertiefen. Gibt es noch mehr Vorschläge?
Titel: Re: Lagerapfel auf schwachwüchsiger Unterlage gesucht
Beitrag von: Aromasüß am 12. Februar 2017, 13:49:33
Wenn die Geschmacksrichtung "süß-säuerlich" so zu verstehen ist, dass sie auch nicht zu säuerlich sein soll, schlage ich folgende eher milde, süß-säuerliche Sorten vor:

Breuhahn - ausgezeichnetes Lagerverhalten (wenn sorgfältig, ohne Druckstellen, geerntet), kommt auch in mittelmäßigen Lagen gut zurecht, feinsäuerlich-fruchtig mit Süße - mittelstarkwüchsig, gedeiht gut auf Halbstamm

Große Kasseler Renette - für mich eine der edelsten und würzigen der richtig lange haltbaren Renetten, benötigt Sonne und besseren Boden zu ihrer Geschmacksausbildung, keine feuchten Standorte - eher starkwüchsig, gedeiht gut auf Halbstamm

(Die gewünschte Eigenschaft festes Fruchtfleisch schränkt die Auswahl ein. Die voll ausgereiften Lageräpfel alter Sorten sind häufiger dazu geeignet, sie sich voll Würze und Frische auf der Zunge zergehen zu lassen.)


Siehe auch Tabelle "Alte Apfelsorten und ihre natürliche Lagerdauer":
bund-lemgo-de -> lagerung-von-aepfeln.html
Titel: Re: Lagerapfel auf schwachwüchsiger Unterlage gesucht
Beitrag von: cydorian am 12. Februar 2017, 15:21:52
Lagersorten mit festem Fruchtfleisch gibts. Der rote Eiserapfel, brauner Matapfel, grosser Bohn und so was. Ich weiss aber nicht, wie die aufschwachwachsender Unterlage werden. Für Saft sind die alle sehr gut geeignet. Die Tafelobstqualitäten, naja, eben auch Geschmackssache.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: NaDeWe am 13. Februar 2017, 09:04:16
Vielen Dank für die fruchtbaren Vorschläge. Habe mir jetzt so einige Sorten angelesen, und es sieht so aus, als würde es keine herausragende Sorte unter den alten Sorten für uns geben, sondern nur Annäherungen:

Nicht infrage kommen trotz einiger treffender Merkmale
- Weißer Winterglockenapfel: Wird als säuerlich beschrieben und wenig süß
- Champagner Renette: Wird als weinsäuerlich und ohne Würze beschrieben, hat nur eine kleine Frucht, Säureabbau/Genussfähigkeit erst ab März
- Roter Eiserapfel: Wird als mittelmäßiger Tafelapfel beschrieben, dessen Ertrag erst spät einsetzt und alterniert (wie auch leider der Rheinische Winterrambour).
- Rheinischer Bohnapfel (cydorian, den meinst du mit Großer Bohn?): Wird als mehr säuerlich als süß, wenig würzig und bescheidener Tafelapfel beschrieben, alterniert leider auch

Für uns passende Auswahl, aber mit KO-Kriterium
- Baumanns Renette: Mäßig resistent, im Geschmack mau
- Rote Sternrenette: Schwache Ernte
- Kanadarenette: resistent nur in warmen, trockenen Regionen, spätfrostgefährdete Blüte
- Pommerscher Krummstiel: alternierend, eher süß als sauer
- Himbeerapfel von Holowaus: intensives Himbeer-/Rosenaroma

In unsere engere Auswahl (alle im Internet erhältlich) gelangen trotz leichten ausgemachten Schwachpunkten
+ Geheimrat Breuhahn: unregelmäßige Ernte, regelmäßiger Schnitt notwendig gegen Kleinfrüchtigkeit
+ Große Kasseler Renette: mehr weinsäuerlich als süß, empfindlich bei trockenem (kleine Früchte)/feuchtem (Schorf) Boden
+ Finkenwerder Herbstprinz: eher herb/säuerlich als süß, welkt stark im Lagermodus, bevorzugt luftfeuchte Regionen (können wir im Rheinland nicht dauerhaft bieten)
+ Zuccalmaglios Renette: mäßig resistent, mild weinsäuerlich/kaum süß

Nun zu den Fragen an euch:
1. Was bedeutet weinsäuerlich bzw. süßweinig im Vergleich zu säuerlich oder süß?
2. Unter den Favoriten befinden sich zwei Renetten: wie würdet ihr den typischen Geschmack von Renetten beschreiben? Habe noch nie eine (bewusst) gegessen.
3. Was passiert eigentlich generell, wenn man Bäume mittleren Wachstums (wie die genannten Favoriten, außer Zuccalmaglios Renette, die von Natur aus schon langsamwachsend ist) auf schwachwachsende Unterlagen pflanzt? @ b-hoernchen: Welche Erfahrung hast du gemacht?
4. ist der Standort Rheinland (alles andere als kalt, luftfeucht) für den Finkenwerder Herbstprinz ungeeignet?
5. wie kommen wir an diese Lageräpfel heran, um vorher den Geschmack zu testen? Gibt es da spezielle Anbieter, die mal 6 Äpfel je Sorte versenden würden? Für den Finkenwerder Herbstprinz haben wir schon einen Lieferanten gefunden.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Rieke am 13. Februar 2017, 09:22:31
Ich werfe noch den London Pepping in die Debatte.

Unter unseren eher suboptimalen Lagerbedingungen hält er sich lange, alterniert nicht, das Fleisch bleibt relativ fest. Mit Geschmacksbeschreibungen tue ich mich immer etwas schwer, aber ich esse ihn gerne. Er hat etwas zitronige Säure, ohne unausgewogen zu sein.Wie es mit der Anfälligkeit für Krankheiten ist, das weiß ich nicht. Der Baum in unserem Garten ist schon recht alt und leider abgängig, daher gab´s letztes Jahr nur ein ganz paar Äpfel, die längst aufgegessen sind.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 13. Februar 2017, 09:45:22
Die sind schon gut (Breuhahn ist allerdings auch recht neutral), aber alle in der Lagerfähigkeit deutlich schwächer wie die bereits Genannten, auch ihre Tauglichkeit für schwachwachsende Unterlagen steht in Frage. Breuhahn ist zum Beispiel stippeanfällig, das könnte auf M9 noch schlimmer werden.

Champagner Renette stimmt - auf grossen Bäumen in bescheidenem Klima.  Da du aber in warmem Klima pflanzen willst und als kleinbleibender Baum (wofür die Sorte defintiv geeignet ist), verschieben sich einige Eigenschaften. Da wird die Frucht z.B. mittelgross. Im Aroma etwa wie ein Brettacher, aber um zwei Monate zeitversetzt: Wenn der Brettacher im Januar bei voller Saftigkeit lecker wird, wird es der im März. Und bleibt es mit geringen Verlusten bis Mai. Man glaubt es heute kaum noch, aber bis vor 80 Jahren war die Sorte Hauptsorte in Südtirol im kommerziellen Anbau.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: NaDeWe am 13. Februar 2017, 10:03:50
War mit meinem Beitrag ja noch gar nicht fertig ;-)

London Pepping: werde mir den mal genauer anschauen
Champagner Renette: werde mir den Brettacher mal geschmacklich "anschauen"
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Rieke am 13. Februar 2017, 11:11:22
Zitat
2. Unter den Favoriten befinden sich zwei Renetten: wie würdet ihr den typischen Geschmack von Renetten beschreiben? Habe noch nie eine (bewusst) gegessen.

Das solltest Du mal nachholen, Renetten schmecken sehr gut. Ich habe eine Kanadarenette im Garten. Leider (kleiner alter Baum) trägt sie nicht so viel, wie wir gerne hätten, das aber regelmäßig. Der Geschmack ist ähnlich wie ein guter Boskop, sehr aromatisch, aber feiner, viel ausgewogener, weniger Säure. Boskop kommt im Vergleich mit dem Aromahammer. Bei der Lagerung wird die Kanadarenette mürbe. Wie lange sie sich lagern lässt, weiß ich nicht, wir verbrauchen die relativ schnell. Vom Aroma her mein Lieblingsapfel.

Probeäpfel kaufen: bei Hoffmann. Wir haben uns da mal ein großes Probierpaket mit vielen Sorten gegönnt. Seitdem steht eine Damason Renette bei uns im Garten, ein Hochstamm. Ein Teil der Sorten hat wg. Überlagerung nicht mehr so gut geschmeckt, aber fürs Testen fanden wir das hilfreich, da wir einen etwas zu warmen Keller haben.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Zuccalmaglio am 14. Februar 2017, 08:52:59
@ NaDeWe,

Zuccalmaglio ist für Deine Zwecke nur bedingt geeignet. Geschmack/Aroma auf sandigem Lehm (60 NN) bei mir auf M 26 deutlich fader als auf tonigem Lehm (150 NN) auf Hochstamm bzw. Sämling.
Außerdem auf M 26 mit Neigung zur Glasigkeit in den Früchten.  Ichwürde  ihn generell ab ca. Januar auch nicht als Apfel mit festem Fruchtfleisch einordnen. Wenn Du dich für Z. entscheidest und der Platz für einen Baum auf Sämling nicht ausreicht, dann würde ich auf die Unterlage M 7 zugehen. Im übrigen alterniert die Sorte auf Sämling stark, auf M 26 nur etwas. 

Das offenbart mal wieder die hier auch schon angesprochene Problematik der "alten", meist Streuobstsorten, auf schwächeren Unterlagen. M.W. gibt es dazu leider keine breiten Untersuchungsergebnisse. Aber die hin und wieder geäußerten Erfahrungen, z.B. hier, mahnen zur Vorsicht. 
Andersrum kann man etwas ausprobieren. Ein wenig Risiko ist immer. Es müssen ja nicht alle älteren Sorten diesem Muster folgen.  Eine Empfehlung hierzu wäre Rheinischer Krummstiel. Geschmack, Festigkeit und Lagerfähigkeit dürfte euch entgegenkommen.

Gegen die Sittiche kann man solch relativ kleinen Bäume die letzten 2-3 Wochen vor der Ernte einnetzen. Ausgereifte Äpfel schmecken einfach besser.

 
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: burgunde am 14. Februar 2017, 09:20:47
Den Brettacher würde ich als Küchenapfel einstufen!
Zum Essen kann ich meine Familie nicht überzeugen. Aber der hält in der Garage bis Mai.

Krügers Dickstiel habe ich vor 3 Jahren als Hochstamm gepflanzt. Bis der trägt bin ich alt.

Ich würde auch einen kleinen Apfelbaum mit guten Essapfel pflanzen, die jetzt noch gut sind.
Was ist mit den resistenten Sorten?
Meine Rubinola trägt jedes Jahr wunderschöne Äpfel,  die vor Weihnachten weg sind, weil sie uns schmecken und sonst weich werden.

Grüße aus dem Schwabenland
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 14. Februar 2017, 09:32:21
Rubinola ein Lagerapfel? Das ist gerade mal ein Herbstapfel an der Grenze zum Sommerapfel.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Waldgärtner am 14. Februar 2017, 09:38:24
Rubinola würde ich nicht als Lagerapfel pflanzen, meinetwegen als Herbstapfel.
Aber wo wir bei den neueren Sorten sind, was spricht denn gegen Pinova oder Pilot?
Da kommt man zumindest an Probefrüchte ran und die halten sich auch auf schwachwachsender Unterlage gut und lange.

Generell bin ich ja auch eher ein Freund alter Sorten. Aber wenn die neueren besser an die Bedürfnisse passen, bin ich einfach pragmatisch.
Ob die vom Geschmack passen, ist eine andere Frage.
Aber süß-säuerlich ist ja ein weites Feld ;)

Edit: cydorian war schneller bzgl. Rubinola.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 14. Februar 2017, 09:57:07
Gegen Pinova spricht, dass zwei Bäume einer Sorte mehr Äpfel, aber nicht mehr Vielfalt bringen, er schreibt dass der dort schon steht. Gegen Pinova spricht ausserdem, dass er nur bis Dezember lagerfähig ist. Vielleicht länger, wenn man mit abgebauter Ware glücklich ist. Pilot geht. Dachte, der steht da auch schon, aber das wurde korrigiert.

Ausserdem sollte das Geschmacksbild "nicht zu süß, eher süß-säuerlich" sein. Wenn man rheinischen Winterrambour schätzt, wird man über den süsslichen Brei der massenhaften "modernen" Golden Delicious - Abkömmlinge sicher gerne hinaussehen.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Apfebam am 14. Februar 2017, 12:46:09
Ich finde den Brettacher super. Ist im kühlen Lager bis weit in den März hinein saftig und schmeckt schön ausgewogen süß-säuerlich mit dem für die Sorte typisch feinem Aroma. Auch super als Küchenapfel, solltest du mal zu viele haben. In guten Jahren trägt unser Halbstamm bis zu 150kg, ist also sehr ertragreich. Ein Buschbaum auf bspw. MM106 sollte auch ertragreich sein. Allerdings pausiert er danach gerne mal ein Jahr und bringt da etwas weniger. Widerstandsfähig ggü. Krankheiten ist er ebenso.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 14. Februar 2017, 14:06:00
Von dem habe ich sieben Bäume, fünf richtig Grosse (noch aus der ersten Vermehrungswelle, die Sorte entstand in der Nähe, ist jünger wie Golden Delicious :-), die Ernte geht eher nach Tonnen wie nach Kilo. Aber empfehlen würde ich den nicht für kleinbleibende Bäume. Erstens ist es eine starkwachsende Sorte wie die meisten triploiden Sorten. Um den auf den gewünschten drei Metern zu halten ist MM106 schon zu stark. Und dann werden seine ohnehin grossen Äpfel auf schwachwachsender Unterlage riesig. Das Risiko steigt steil an, stippige, schaumige Früchte ohre rechte Haltbarkeit zu bekommen. Der Elternteil Champagner Renette schafft das wesentlich besser.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Boskoop am 14. Februar 2017, 17:17:46
Vielleicht ist eine Goldrenette Freiherr von Berlepsch eine Geschmacksalternative. Im Rheinland eigentlich noch relativ häufig zufinden, sodaß eine Geschmacksprobe schnell zu bekommen sein sollte.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Apfebam am 14. Februar 2017, 18:20:36
Von dem habe ich sieben Bäume, fünf richtig Grosse (noch aus der ersten Vermehrungswelle, die Sorte entstand in der Nähe, ist jünger wie Golden Delicious :-), die Ernte geht eher nach Tonnen wie nach Kilo. Aber empfehlen würde ich den nicht für kleinbleibende Bäume. Erstens ist es eine starkwachsende Sorte wie die meisten triploiden Sorten. Um den auf den gewünschten drei Metern zu halten ist MM106 schon zu stark. Und dann werden seine ohnehin grossen Äpfel auf schwachwachsender Unterlage riesig. Das Risiko steigt steil an, stippige, schaumige Früchte ohre rechte Haltbarkeit zu bekommen. Der Elternteil Champagner Renette schafft das wesentlich besser.

Oh, dann vielen Dank für die Berichtigung! Starkwüchsige Sorten werden ja oft genug als kleinbleibende Bäume angeboten. Dann muss man da wirklich gut aufpassen. Dann erklärt das also meinen Jakob Lebel auf M9, der mir unfassbar große Früchte ohne Geschmack gebracht hat.

Nochmal was zum Rubinola, der oben vorgeschlagen wurde: Ich habe noch ein paar von denen im Lager, die sind immernoch fest wie kurz nach dem Pflücken, knackig und schön saftig. Esse gerade einen, der schmeckt einfach nur fantastisch. Morgen sind es genau 5 Monate (15.09.16), als ich den Baum abgeerntet habe. Spitzensorte!
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: landfogt am 14. Februar 2017, 20:21:24
pinova hält sich lange am baum.wenn man ihn vor dem ersten frost erntet,je nach jahr ende November,hält der im "freien" bis anfang Januar.vorrausgesetzt man deckt die kisten mit decken zu und stellt sie an einen windgeschützten ort,wie garten laube...
alleredings sind die schönen größen früchte nur blender und schmecken oft grasig ähnlich dem kloster apfel.
Pilot finde ich für eine neuere sorte recht gut.großfruchtig,knackiges gelbes Fruchtfleisch mit viel saft.allerdings würde ich auch hier die äpfel wenn es die vogel pickerei zulässt,solange am baum hängen lassen bis der letzte verputzt ist ;D
bin sonst aber eher der fan von alten sorten und würde als guten lagerapfel den jonatan empfehlen.der schmecht normalerweiße jedem und ist bis märz lagerbar.
natürlich gibt es noch viele viele andere lagersorten mit vorzüglichem Geschmack.

Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 14. Februar 2017, 20:39:29
Pinova empfand ich als süsslich und leer, ausserdem fand ich das Fruchtfleisch zu hartschaumartig. Der Baum war aber erstaunlich gesund und hat auf mittelstarkwachsender Unterlage regelmässig getragen, je stärker der Behang desto kleiner die Früchte. Da der Apfel auch gelegentlich als Marktsorte auftaucht, kann man ihn selber mal testen, Geschmack ist bekanntlich Geschmackssache :-) Lagerfähig war der aus warmem Klima (Weinbaulage) im Naturlager immer nur bis Weihnachten. Der Mehltaukönig Jonathan auch nicht viel länger. Festfleischig ist er auch nicht.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 14. Februar 2017, 21:26:20
Für "süß-säuerlich" kann ich Relinda empfehlen - auch auf schwacher Unterlage nicht stippig, kräftige Säure mit viel Zucker, Aroma und Saft. Eventuell wird Marssonina ein Problem, das aber behandelbar ist, solange die EU-Regenten uns nicht die letzten wirksamen Pflanzenschutzmittel nehmen, und das ist sicherlich in Planung, ist doch schließlich die totale Abhängigkeit des Konsumenten von der industriellen Landwirtschaft das Ziel (oder wir wählen die EU als Ganzes ab).
Andererseits, wer gibt dir eine Garantie, dass Marssonina bei Champagnerrenette und anderen alten Sorten auf schwacher Unterlage nicht auftreten wird? Nicht nur die Frucht alter Sorten leidet auf schwacher Unterlage vermehrt unter physiologischen Störungen, der ganze Baum wird anfälliger - ich kann da schon nach kurzer Zeit ein Lied davon singen... .
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: NaDeWe am 16. Februar 2017, 14:32:26
Vielen Dank für die weiteren fruchtbaren Tipps und warnende Hinweise!

Unserer Favoritenliste haben wir noch einige Sorten hinzugefügt. Ist eine lange Liste geworden. Nun geht es erst einmal darum, die "weichen Kriterien" zu testen (also den Geschmack). An dieser Stelle großen Dank an Rieke für den wertvollen Link :-)

Falls sich nicht gerade eine Sorte geschmacklich dermaßen aufdrängt, dass wir über "harte Kriterien" hinwegsehen (Ertrag, Lagerdauer, Standortbeschaffenheit, Schnittaufwand), so werden eben genau diese letztendlich entscheidend sein. Resistenz ist dabei für uns absolutes KO-Kriterium.

Fest steht schon mal eins, es wird eine alte Apfelsorte auf MM106 in Buschform werden. Für einen Sämling ist kein Platz und nicht ausreichend Geduld vorhanden.

Welche Erfahrung habt ihr mit dieser Unterlage noch so gemacht gemacht? Brettacher und andere stark wachsende Sorten (Kanadarenette, evtl. Goldrenette Freiherr von Berlepsch) würden dann schon einmal durch das Raster fallen, wenn ich das recht verstanden habe? Ebenso weniger resistente Sorten (insbesondere Stippeanfälligkeit, da haben wir schon genügend Ärger mit unserem Rheinischen Winterrambour), die durch Veredlung auf MM106 weiter an Resistenz verlieren (Kanadarenette, Zuccalmaglios, Baumanns Renette, London Pepping? Wie sieht das hier mit Champagner Renette aus? Und sich bildende/verstärkende Alternanz wollen wir eigentlich auch nicht, haben wir schon zu genüge mit unserem Rheinischen ....

Zu Pinova: Wird er frisch vom Baum (Spalier) gepflückt, schmeckt er uns ganz ordentlich. Megasaftig, Aroma eher zurückhaltend, fein, mehr süß als säuerlich, als knackiger Snack für zwischendurch, da Frucht ziemlich klein. Hängt er länger, dann lässt der Geschmack nach. In der Tat, Pinova kann sehr lange hängenbleiben.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 16. Februar 2017, 16:07:11
Weniger zu empfehlen auf MM106: Brettacher, Kanada Renette.
Mehr zu empfehlen: Berlepsch (vorzugsweise NICHT die rote Mutante, leider gibts fast nur noch die), Champagner Renette. Von den anderen Genannten hab ich keine Ahnung auf schwachwachsender Unterlage.
Berlepsch steht auch M9 in Plantagen und gedeiht, wenn er da geschmacklich schwächer empfunden wird liegts an Überbehang und zu rüher Ernte.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: landfogt am 16. Februar 2017, 21:11:52
also ich muss sagen,bei mir auf der alb,bei 718m war der jonatan in ca 15 jahren  noch nie Meltau befallen.gesunder mittlerer wuchs.regelmässiger ertrag aber etwas frostempfindlich am dickeren holz.verwächst aber immer ohne zu krebsen.was mich mimimal nervt sind die jonatan spotz.schwarze kleine flechen,die die früchte bekommen können gegen ende der lagerzeit.durch die können die äpfel faulen.man sollte ab und zu mal nen blick in die kisten werfen.schneidet man sie weg,also die flecken,ist der apfel ohne aromaverlust zu genießen 8)
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: landfogt am 16. Februar 2017, 21:16:03
ach ja,ich habe noch den orginal Freiherr von berlepsch,gott sei dank.den roten kann man vergessen im vergleich!!
ist gleich wie beim cox orange,nur daß es da noch viel mehr mist gibt.
auch da habe ich noch den echten alten.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: landfogt am 16. Februar 2017, 21:19:02
nur beim jonatan gibt es,so finde ich interessante Mutante mit guten Geschmack.mein nachbar hat einen davon.andere form,eher länglich aber auch gut im Geschmack.kleinere geschmackliche unterschiede.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 16. Februar 2017, 21:30:52
Wenn der Berlepsch auf M9 (ich vermute, dass ich ihn auf der Unterlage habe) nur nicht schon Ende August reif wäre und vom Baum fallen würde... .  Weihnachten sind die Berlepsch-Äpfel von meinem Baum perdu - mehlig, unzumutbar. Außerdem schon am Baum etliche mit Kernhausbräune.
Jetzt hat Berlespsch sowieso einen ganz anderen Charakter als der von dir favorisierte Rheinische WInterrambur. Den fruchtig-aromatischen Stil findest du noch mal auf die Spitze getrieben bei Sorten wie Sparkling, Patrizia... .

Wenn du alte Sorten mit angeblicher langer Lagerbarkeit auf MM106 suchst, würde ich auch nach Frankreich schauen (Baumaux Katalog), die haben z. B. den "Patte de Loup", angeblich lagerbar bis April, den "Fenouillet Gris", lagerbar bis März oder den "Court Pendu Gris", mit einer geradezu fabelhaften Lagerbarkeit von einem Jahr (wer's glaubt!). Im neuen Katalog gibt's noch noch mehr alte Sorten, dieser Teil des Sortiments wird anscheinend ausgebaut. Das Porto aus Frankreich  für 2 Bäume betrug € 13.-.

Auch die Engländer (orangepippintrees.eu) haben meist etliche alte Sorten iim Programm und fahren ebenfalls total auf MM106 ab.

Da fällt mir ein: Meinen Patte de Loup habe ich gerade etwas geschnitten - der hat noch nicht getragen, ist also unverifiziert - aber die Reiser habe ich noch nicht weggeworfen... (vom Limoncella müste auch noch ein Reis zu finden sein) .
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 16. Februar 2017, 22:21:26
also ich muss sagen,bei mir auf der alb,bei 718m war der jonatan in ca 15 jahren  noch nie Meltau befallen.

Kunststück, Apfelmehltau braucht warm, trocken aber Luftfeuchte. Warmer Abend, warmer Morgen. Warme Lagen liebt er. Klimazone 8a ist eindeutig warm...
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: NaDeWe am 18. Februar 2017, 07:53:11
Französische und englische Sorten lesen sich interessant, wir bleiben aber erstmal bei den verfügbaren Sorten unter oben genanntem Link.

Der Hinweis auf Reisig ist sehr nett  ;), allerdings kriegen wir das nicht hin  :o: kein Talent  ???, keine Geduld  :-\
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Paradeiserin am 18. Februar 2017, 10:38:05
Jetzt lese ich schon länger in diversen Apfel-Threads mit und frage mich: Was ist eigentlich mit dem "Prinz Albrecht von Preußen"? Der soll ja angeblich recht gut lagerfähig sein, und wird überall als sehr robust beschrieben.
Ich suche nämlich auch einen neuen Apfelbaum, für einen etwas sandig-steinig aber humosen Südhang-Waldrand. Fast möchte ich dort schon einen neuen Topaz pflanzen (nachdem unser bisher absolut gesunder Topaz auf seinem staunassem Standort vom Krebs befallen wurde  :-[ ).
Dieser Prinz Albrecht wird in vielen Büchern, von der Arche Noah so gelobt, aber trotzdem scheinen ihn hier nicht viele im Garten zu haben, oder? Ich weiß leider nicht, wie der vom Geschmack her ist, da wir in einer Gegend wohnen, wo v.a. "Kronprinz Rudolf", "Gala", "Jonagold", ... und im Bio-Obstbau viel Topaz angebaut wird. Ist der eh nicht mehlig? Das ist nämlich mein absolutes KO-Kriterium...  :-\

Liebe Grüße,
Jule
 :)
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 18. Februar 2017, 10:45:23
Netter Apfel, aber so ziemlich das Gegenteil von dem, was hier gesucht wird. Denn der ist

- weich, mürbe
- hat nicht viel Säure
- ist nur ein Herbstapfel, nicht gut lagerfähig.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Paradeiserin am 18. Februar 2017, 12:20:07
Achso, nein, mürbe und weich geht gar nicht.  Im Faden "Was habt ihr noch an Lagerobst" oder so ähnlich, hat erst im Jänner noch jemand erwähnt, dass er noch saftigen Prinz Albrecht im Lager habe, daher hatte ich gehofft... 🤔
LG, Jule
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Waldgärtner am 19. Februar 2017, 11:14:15
Netter Apfel, aber so ziemlich das Gegenteil von dem, was hier gesucht wird. Denn der ist

- weich, mürbe
- hat nicht viel Säure
- ist nur ein Herbstapfel, nicht gut lagerfähig.

Hmm, mein (angeblicher) hatte letzten September das erste Mal zwei Früchte, aber eher fest und säuerlich.
Am Ende hab ich da auch was anderes. Muss ich dieses Jahr mal genauer betrachten, was ich da stehen hab.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: landfogt am 19. Februar 2017, 18:45:21
@ cydorian:Ich werde oft gefragt wie das auf der rauen alb möglich ist,daß so viele eher empfindlichere Obstsorten so gut gedeihen.sicher ist es bei uns nicht mehr so rau wie vor 100 jahren aber der frühling kommt bei uns gute 14 tage später als im Flachland.dennoch wachsen äpfel wie weißer winterkalvill,martini...sehr gut und reifen auch aus.lange vegetations Perioden sind gerade beim martini aber auch beim golden delicius sehr wichtig.ein mir noch unbekannter apfel(gekauft als roter bellefleur)hat jedes jahr so extrem Meltau,daß sein Wachstum sehr in Mitleidenschaft gezogen wird.triebe sterben ab oder verkümmern.ich will damit sagen,daß wir bei uns sehrwohl mit Mehltau zu kämpfen haben.gerade in den letzten jahren.darum wundert es mich auch,das der jonatan verschont bleibt.die früchte des vermeintlichen roten bellefleur hab ich in Richtung rheinische Winterrambur gedeutet.leider waren alle 4 äpfel wurmig darum hoffe ich auf dieses jahr.
die rheinische Winterrambur ist hingegen wieder als äußerst robust und kaum Krankheit empfindlich beschrieben.
was aber in unserer gegend ein enormer vorrteil ist,sind die durchschnittlich 1000 sonnenstunden pro jahr.
der größte Nachteil,die spätfröste.
in manchen jahren sind die an der grenze der pflanzenverträglichkeit wobei wir bisher immer glück gebabt haben,zumindest beim einheimischen Obst.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: NaDeWe am 01. März 2017, 12:20:24
Einen alten Lagerapfel für unseren kleinen Garten zu finden ist nicht leicht, wenn wir auch „weiche“ Kriterien heranziehen wollen. Jeder bringt so seine eigene Geschmacksvorstellung in die Verkostung ein, so dass es auf den ersten Blick fraglich erscheint, einen gemeinsamen Nenner bzw. Favoriten auszumachen, von dem alle Beteiligten begeistert sind.

Eines vorweg, wir machen so eine Lagerapfelverkostung das erste Mal: 17 Sorten in 7 Tagen. Oder anders: 6 kg in 7 Tagen, für die wir normalerweise mehrere Wochen benötigen. Zur Auswahl stehen Lageräpfel „wie du und ich“, also wie aus dem eigenen Garten, d.h. in Bioqualität (unbehandelt, ungetrimmt), unter Lagerbedingungen gehalten wie wir sie wahrscheinlich nicht bieten können, in allen Größen und Farben. Der Haken: ein i.d.R. 4monatiger Lagerapfel von alter Sorte ist wegen seiner allgemein zu erwartenden Grundmürbe eigentlich nicht mehr das, was wir wollen. Unsere eigenen Sorten (Rheinischer Winterrambour, Topaz und Pinova) sind weitestgehend verputzt oder welk, haben zunehmend ihren Saft verloren, tendieren zunehmend mehr zu süß als zur präferierten Richtung süß-säuerlich. Schale wird ledrig, hart. Da sind wir schon neugierig, was uns andere, unbekannte Sorten zu bieten haben, und wie wir sie alle auseinanderhalten bzw. beschreiben sollen, warum der eine uns gefällt und der andere hingegen nicht.

Bemühen wir unsere ungeübte Nase, so stellen wir fest, Lageräpfel riechen irgendwie alle gleich. Oder wir erkennen die Nuancen nicht, worin sich die Sorten unterscheiden. Der Aufbewahrungsort der Apfelbox jedenfalls ist von frischem Duft umgeben, und weit (!) darüber hinaus. Und es gibt auch Sorten, die schmecken irgendwie gleich oder zumindest sehr ähnlich im Vergleich zu unseren eigenen Sorten. Und je mürber sie daherkommen, desto mühsamer ist es Unterschiede herauszufinden, desto kritischer das (dann vernichtende) Urteil. Strengen wir uns allerdings etwas an, dann ist so eine Verkostung schon ein Geschmackserlebnis und durchaus zielfördernd.

In dieser Verkostung stellt sich als KO-Kriterium verstärkt heraus, dass der Lagerapfel nach 4 Monaten saftig sein soll (unsere Sorten bleiben alle saftig, daran sind wir gewöhnt). Sieger in dieser Kategorie sind Große Kasseler Renette, Kanadarenette, Himbeerapfel von Holowaus, Rote Französische Renette, London Pepping und Roter Martini. Insbesondere die letzten drei haben uns überrascht. Je kleiner der Apfel – desto weniger Saft so unsere Erwartung –  können wir nicht belegen. Außer bei der Goldrenette Freiherr von Berlepsch: klein mit äußerst attraktivem roten Fruchtfleisch, zeigt sich leider von seiner vergleichsweise „staubtrockenen“ Seite.

Die Konsistenz ist für uns ebenfalls entscheidend. Knackig, spritzig, frisch mögen wir unsere Äpfel. Geht es aber in den Lagerstatus, so dürfen sie so wenig wie möglich von dieser Eigenschaft verlieren. Fest soll er bleiben, nicht mürbe werden. Und es gibt tatsächlich einige Gewinner, in einer Zahl, mit der wir nicht gerechnet haben. In ihrer Festigkeit unterscheiden sich Roter Martini und Finkenwerder Herbstprinz deutlich von den anderen Sorten. Weniger deutlich, aber dennoch angenehm zu beißen sind Goldrenette Hoya, Sulinger Grünling und Rote Französische Renette. Durchgefallen hier Ontario, Große Kasseler Renette und Kanadarenette.

Den Geschmack dieser Vielzahl an Apfelsorten genau zu beschreiben ist für uns unmöglich. Alle ihre Feinheiten zu erfassen, ob aromatisch, gar edel, würzig oder nicht, heißt für uns subsummierend: schmeckt oder schmeckt nicht, und hebt sich der Geschmack von unseren eigenen Sorten deutlich ab? Mit großer Neugier haben wir beispielsweise vom Himbeerapfel gekostet, um zu erfahren, was „süßweinig“ in der allgemeinen Beschreibung dieser Sorte bedeutet und wie sich der charakteristische Himbeergeschmack in einem Apfel äußern kann. Das Ergebnis: wir wissen immer noch nicht was süßweinig bedeutet (wie andere Sorten auch sortieren wir diese unter süß-säuerlich ein), und intensive Himbeere lässt sich auch nicht herausschmecken. Man muss diese Sorte mögen. Mir gefällt das. Anders ein Rosenapfel: Seinem Namen alle Ehre machend, schmeckt er nicht allen, aber wer diese besondere Geschmacksrichtung mag …

Als Favoriten unter den süß-säuerlichen Sorten machen wir nach den Kriterien saftig, fest, herausragendes, sich deutlich abhebendes Aroma im Vergleich zu unseren eigenen Sorten, gewisse Würze oder besser Raffinesse, folgende Sorten aus: Platz 4 für Ontario, trotz seiner mürben Konsistenz (24/30 Punkte), Platz 3 Rote Französische Renette (26/30 Punkte), Platz 2 für Goldrenette Hoya (28/30 Punkte) und Platz 1 für Finkenwerder Herbstprinz, der noch einen Hauch saftiger hätte sein können (29/30 Punkte). Mit einer solchen Einigkeit auf den Spitzenplätzen haben wir nicht gerechnet.

Damit ist die Entscheidung für unseren Garten fast (!) gefallen, wenn da nicht 4 noch offene Fragen wären… Leider nicht Teil dieser Verkostung, aber Teil unserer Vorauswahl nach harten Kriterien sind Champagner Renette und Geheimrat Breuhahn gewesen. Was tun? 1. Risiko eingehen und Platz für einen zweiten Baum (einen der nicht verkosteten oder nachfolgend platzierten Sorte) im Garten schaffen? Bedingung: Spaliertauglichkeit! 2. Über die zweitplatzierte Goldrenette Hoya (Hoyaische (Gold)renette, Hoya‘sche Goldrenette) ist im Netz leider wenig zu lesen. Weiß jemand was darüber?

3. Die Frage nach der anspruchsvollen Lagerbedingung (hohe Luftfeuchtigkeit) für den Finkenwerder Herbstprinz ist für uns noch nicht eindeutig geklärt bzw. gelöst. Und abschließend noch die Frage: 4. a) Wie mögen uns die favorisierten Sorten im Herbst wohl frisch vom Baum schmecken? Bliebe die Rangfolge gleich? Feststeht, dass der Finkenwerder Herbstprinz erst ab Januar genussreif sein soll. 4. b) Ist er davor ungenießbar? Jedenfalls würde seine Genussfähigkeit dann einsetzen, wenn gerade unsere Sorten verputzt sind. Einen Anspruch auf längere Lagerfähigkeit als bis März haben wir nicht, das sollte doch trotz nicht optimaler Bedingungen, die wir bieten können, zu schaffen sein…

Könnt ihr bei den Fragen noch mit Tipps helfen?
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 01. März 2017, 13:46:19
Wow, habt ihr eine Apfelplantage ausgeraubt? Nicht schlecht, was ihr da an verschiedenen Sorten verkostet habt.

1. Ein zweiter Baum ist kein Risiko, sondern die Chance auf einen Zusatzbonus. Spaliergeeignet sind nicht wenige Sorten.
2. Noch nie probiert. Aber sie schmeckt euch, warum also nicht?
3. Das ist ein Grundproblem. Wenn ihr gut gelagerte Äpfel bekommen habt, verzerrt es das Bild ziemlich sofern ihr nicht ebenso gute Lagerbedingungen habt. Bei euch sind die dann kürzer lagerfähig und schmecken abgebauter. Welkgefährdete Äpfel sind für gute Bedingungen besonders dankbar.
4a. Mit Sicherheit nicht! Es kann sich auch alles umkehren. Aber ihr wolltet doch einen Lagerapfel, die Frage wie er frisch vom Baum schmeckt ist dann eher zweitrangig?
4b. Das ist Geschmackssache. Sie sind in der Regel saurer und härter. Mir schmeckt das zum Beispiel, Anderen nicht.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Roeschen1 am 01. März 2017, 19:15:12
Gegen Pinova spricht ausserdem, dass er nur bis Dezember lagerfähig ist. Vielleicht länger, wenn man mit abgebauter Ware glücklich ist.
Meine Pinovaäpfel sind noch wunderbar, stehen im Freien, gut abgedeckt auf der überdachten Dachterrasse.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 01. März 2017, 20:30:54
Meine waren im November fertig, da hatte ich noch kein wirklich gutes Lager. Dieses Jahr hatte es hier mehrere Nächte mit -14°C, Äpfel im Freien waren ausnahmslos kaputt und auch in der wärmeren Garage zeigten kälteempfindliche Sorten wie Boskoop ziemliche Probleme.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 01. März 2017, 21:07:09
Eines vorweg, wir machen so eine Lagerapfelverkostung das erste Mal: 17 Sorten in 7 Tagen.
...
Könnt ihr bei den Fragen noch mit Tipps helfen
Vielleicht mit einer weiteren Frage: Kannst du herausbringen, auf welcher Unterlage die von dir verkosteten Lageräpfel gewachsen sind?
Wie du an anderen Beiträgen siehst (z. B. Pinova...) spielen Klima und meiner Erfahrung nach auch die Unterlage eine wesentliche Rolle für die Lagerbarkeit der Früchte einer Sorte.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Roeschen1 am 02. März 2017, 11:38:10
Meine Äpfel und Quitten haben den Winter draußen trotz -12 Grad alle gut überstanden. Der Baum ist mittelgroß, kenne die Unterlage aber nicht und steht seit ca 20 Jahren im Garten. Ich ernte sehr spät, meist Ende Oktober.
Und die Äpfel vom Pinovabaum sehen so heute aus.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 02. März 2017, 11:54:02
Hä, wie bitte? Hab ich dich richtig verstanden? Du lässt deine Quitten bis in den Winter hinein draußen liegen? Hast du keine Blattbräune?  :o
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Roeschen1 am 02. März 2017, 12:02:58
ich bin nicht dazu gekommen Quittenbrot zu machen, daher liegen die noch draußen neben den Äpfeln, einige Früchte sind noch nicht braun.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 02. März 2017, 12:16:54
Mein Pinova steht auf mittelstarkwachsender Unterlage, leichter Nordhang, Boden ganz gut, Baum ist recht wuchskräftig. Frisch geerntet sehen die immer toll aus:

(https://c1.staticflickr.com/1/674/32822074840_dae5657935_o_d.jpg)

Und erlebten den Dezember nie. Geschmacklich taugen sie eh nichts (Achtung: Geschmackssache), aber sie schrumpfen und faulen so typisch wie früh abbauende Herbstäpel. In gutem Lager werden sie sicher älter. Da sie aber frisch schon nicht gerade säurereich sind, frage ich mich ob die dann geschmacklich noch was drauf haben.

Gestern habe ich die letzten Jonagold gegessen. Sind eigentlich auch nicht so lange lagerfähig. Sahen sogar noch gut aus. Innen aber abgebaut, Aromen restlos veratmet, süsslich, leer, tot. Wenn "lagern" nur "nicht faulen" bedeutet, sind manche Sorten tatsächlich lange lagerfähig.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 02. März 2017, 12:21:06
Übrigens, ist mir erst jetzt aufgefallen: Bist du sicher, dass das ein Pinova ist? Die durchweg gut berostete Stielgrube ist untypisch.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 02. März 2017, 13:14:30
Die Stielgrube scheint auch enger bzw. tiefer zu sein, oder? Seh ich das richtig, dass er mehr rote Streifen hat?
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Roeschen1 am 02. März 2017, 14:02:04
Übrigens, ist mir erst jetzt aufgefallen: Bist du sicher, dass das ein Pinova ist? Die durchweg gut berostete Stielgrube ist untypisch.
Zumindest so gekauft,
der Apfel sieht frisch vom Baum auch anders aus. Jetzt ist er mehr gelb orange, auf der Sonnenseite ist er auch rot.
vielleicht ein Pilot?
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 02. März 2017, 14:05:36
Ich denke, das muss man in der nächsten Saison klären.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Roeschen1 am 02. März 2017, 14:12:19
Es gibt Mutanten von Pinova, vielleicht ist es so einer.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 02. März 2017, 14:14:12
Die Farben wirken nach Lagerung anders, aber die strahlige, deutlich zu sehende Stielgrubenberostung ändert sich nicht. Pinova hat viele Früchte mit grüngelber glatter Stielgrube. Auch die Fruchtform erscheint mir nicht pinovatypisch.

In der Tat siehts mehr nach Pilot aus. Die Schalenpunkte sind nicht deutlich zu erkennen, die müsste er dann auch haben. Erklären würde es auch die gute Lagerfähigkeit, die ich bei dem auch erlebt habe. Der schmeckt auch noch, wenn er älter ist. Stilistisch nicht mit Pinova zu vergleichen. Herzhafter, Aroma erinnert an Goldparmäne.

Die Mutanten sind jünger und stärker durchgefärbt. Dein Baum ist schon ziemlich alt und die Früchte nicht stärker gefärbt.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Roeschen1 am 02. März 2017, 14:26:29
Gepflanzt habe ich ihn Ende der 90iger.
Punkte, d,h, Sommersprossen hat er auch. Aber der Geschmack erinnert an Goldparmäne, den kenne ich. Auch das feste Fruchtfleisch und der würzige süßsaure Geschmack ist ähnlich.
Aber ein guter Lagerapfel, das war ja die Frage... ;D
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: NaDeWe am 02. März 2017, 15:21:15
Zitat
Apfelplantage ausgeraubt?
Genau. Sind mit Gigaliner und großem Appetit vorgefahren und ...  ;D

Wie lagert ihr denn so eure Äpfel draußen? Welcher Schutz vor Kälte, Mäusen, ... ist notwendig? Reicht eine Lagerung draußen aus, um dem Finkenwerder Herbstprinz genügend Luftfeuchtigkeit zu Verfügung zu stellen? Was muss der Keller bieten?

Und hat jemand Infos über bzw. Erfahrungen mit Goldrenette Hoya (Hoyaische (Gold)renette, Hoya‘sche Goldrenette)?

Die Rückfrage nach der Unterlage der verkosteten Sorten klingt spannend. Werde dem mal nachgehen.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 02. März 2017, 19:39:35
Dornroeschen, dann ist nebenbei noch eine Falschetikettierung aufgeklärt :-) Und so lösen sich die unterschiedlichen Auffassungen von Lagerfähigkeit auf. Den Pilot halte ich für vielleicht die gelungenste Züchtung aus der Pi-Serie, neben "Piros", dem Sommerapfel. Ich würde sagen, ihr habt grosses Glück gehabt, den statt den Pinova zu bekommen.

Zur Lagerung gibts lange Threads mit vielen Tips. Speziell bei welkgefährdeten Sorten empfehle ich die Folienhauben, die bei mir seit Jahren erstklassige Ergebnisse zeigen.
Siehe http://forum.garten-pur.de/index.php?topic=46666.0
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Roeschen1 am 02. März 2017, 19:52:34
Dornroeschen, dann ist nebenbei noch eine Falschetikettierung aufgeklärt :-) Und so lösen sich die unterschiedlichen Auffassungen von Lagerfähigkeit auf. Den Pilot halte ich für vielleicht die gelungenste Züchtung aus der Pi-Serie, neben "Piros", dem Sommerapfel. Ich würde sagen, ihr habt grosses Glück gehabt, den statt den Pinova zu bekommen.
Dann danke ich dir vielmals für deinen Tipp, wieder was gelernt... :D
Habe mich schon gewundert über deine Meinung zum Geschmack des Pinova, die gar nicht zu meiner Erfahrung passte.
Weißt du etwas über die Züchtung des Pilots?
Er sieht dem Goldparmäne nicht nur ähnlich, er schmeckt auch so, Konsistenz, Farbe usw.
Der muß doch genetisch eng verwandt sein.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 02. März 2017, 20:24:46
https://www.julius-kuehn.de/media/Veroeffentlichungen/Flyer/PillnitzerObstsortenbroschuere.pdf Seite 12.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Roeschen1 am 02. März 2017, 21:04:52
Danke, sehr informativ,
"Smart Breeding" bei der Apfelzucht:
http://www.wissenschaft.de/archiv/-/journal_content/56/12054/1584381/Trotz-Turbozucht-%E2%80%93-geschmacklich-eine-Wucht!/
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 02. März 2017, 21:37:51
Ist bekannt, aber hier im Thread wirklich sehr offtopic.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: NaDeWe am 03. März 2017, 14:00:07
Vielen Dank für den Link zum Beitrag über Lagermethoden. Unter den 5 vorgestellten Standorten wird sich etwas finden, und Plastikhauben haben wir auch  :)

Schade, dass die Pillnitzer Obstsortenbroschüre nur Apfelsorten mit P und R umfasst, nicht H wie Hoya. Auch die deutsche-genbank-obst.de führt diese Sorte nicht  :-\
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 03. März 2017, 14:26:54
In alten Büchern taucht sie auf. Ihr könntet auch die Apfelplantage fragen, wo ihr den Apfel gekauft habt.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: NaDeWe am 07. März 2017, 10:53:35
Das weiter oben beschriebene Geschmackserlebnis beruht auf Früchten von Sämlingen, wie ich erfahren konnte. Zumindest können wir das Ergebnis als richtungsweisend verstehen, zumal ja auch Klimazone und sonstige Bedingungen wie Sonneneinstrahlung, Wassergabe, "Terroir", Erntezeitpunkt, Lagerhaltung u.s.w. unterschiedlich sein werden.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: cydorian am 07. März 2017, 11:27:57
Früchten von Bäumen, die auf Sämlingsunterlage gewachsen sind? Denn Sorten, die per Sämling vermehrt werden sind keine Sorten mehr, sondern neue Kreuzungen.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 07. März 2017, 12:34:23
Das weiter oben beschriebene Geschmackserlebnis beruht auf Früchten von Sämlingen, wie ich erfahren konnte.
also bitte Vorsicht was die Lagerbarkeit der Früchte angeht!

Aus eine anderen Garten pur Faden:

 hier #18

"Hallo b-hoernchen
komme aus der gleichen Gegend und kenn deine Probleme mit alten Sorten auf M9 auch . Reifeverfrühung , physiologische Störungen und verminderte Lagerdauer sind auch mir bekannt."

Ich bin selber noch am Suchen, wie man alte Sorten mit gut lagerbaren Früchten auf einem kleinbleibenden Baum unterbringt. So richtig gefunden habe ich noch nichts - außer ich nehme moderne Sorten.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: NaDeWe am 09. März 2017, 17:30:34
Zitat
rüchten von Bäumen, die auf Sämlingsunterlage gewachsen sind?
Hmmm, vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden?

Zitat
Probleme mit alten Sorten auf M9
Gilt das auch für MM106? Soll aber keine Spindelerziehung werden ....

Von der Lagerfähigkeit werde ich im übernächsten Jahr berichten.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 09. März 2017, 18:13:26
Zitat
rüchten von Bäumen, die auf Sämlingsunterlage gewachsen sind?
Hmmm, vielleicht habe ich da etwas falsch verstanden?

Wir verstehen schon, was da gemeint ist.

Zitat
Probleme mit alten Sorten auf M9
Gilt das auch für MM106? Soll aber keine Spindelerziehung werden ....

Von der Lagerfähigkeit werde ich im übernächsten Jahr berichten.

Ich drück dir die Daumen, dass MM106 wachsende Bäume Früchte mit ähnlichen Lagereigenschaften produzieren, wie solche aud Sämlingsunterlagen. Berichte bitte!

Gefragt wäre eine Untersuchung, Tabelle, welche für  Früchte diverser Sorten die Lagerbarkeit und den %-Anteil Früchte mit physiologischen Störungen  in Abhängigkeit von der Wuchskraft zeigt. Also auf der Abszisse % Wuchskraft der untersuchten Unterlage im Vergleich zur Sämlingsunterlage, auf der Ordinate % Lagerbarkeit im Vergleich zur Sämlingsunterlage - und das für verschiedene Sorten.

Meine Hypothese wäre: Von M9 zu M26 gibt's bereits einen Quantensprung und mit steigender Wuchskraft der Unterlage nähert sich die Lagerbarkeit bald sehr derjenigen von der Sämlingsunterlage an - mit Unterschieden bei den Sorten.
Wollen wir gute Lagerbarkeit auf schwacher Unterlage landen wir wieder - hurra! - im genetischen Flaschenhals des berühmten halben Dutzend Sorten, von denen so gut wie alle modernen Sorten abstammen... .

Kennt jemand so eine Untersuchung?
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: thuja thujon am 30. Juni 2017, 22:24:19
Hallo b-hörnchen.

Mir ist heute mal wieder ein Artikel begegnet, über Calcium.
Ich finde ihn recht detailliert und habe an dich denken müssen mit deinem Problem der nicht lagerfähigen Äpfel auf schwachen Unterlagen.

Da jetzt das Fruchtwachstum richtig einsetzt und evtl je nach Wuchsstatus aktuell auch die Tage die nächste Düngung der Spindeln ansteht plus weitere Pflege wie Laubarbeiten verlinke ich ihn mal.
Seite 14:
http://fruitmagazine.eu/files/BEST_OF_EFM_DE.pdf

Bei den Spindeln muss man jetzt auf jeden Fall wieder intensiver hingucken und möglichst viele Fehlentwicklungen korrigieren, wenn nötig auch Wurzelschnitt einplanen wenn der Standort zu wüchsig ist und der Triebabschluss nicht freiwillig kommt. Das intensive Beobachten und drum kümmern ist der große Unterschied zu den stärkerwüchsigen Baumformen, die deutlich mehr kompensieren können und deswegen weniger Pflege brauchen wenn man lagerfähiges Qualitätsobst möchte.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 30. Juni 2017, 22:54:07
Danke für den link, tt! Ja, ich habe tatsächlich schon über Ca-Blattdüngung nachgedacht - mit Stöhnen, denn wann komme ich dazu? Überall brennt's. Aber die Blattbildung ist dieses Jahr bei vielen Bäumen miserabel - ich vermute Spätschädigung durch den zweimaligen Kälteeinbruch während des Austriebs. Dementsprechend könnte es viele stippige Äpfe geben. Leider sagt der link nichts zur Durchführung der Blattdüngung - außer der Werbeanzeige für einen Dünger am Ende des Artikels.

Ich erinnere mich mal etwas  Ca-chlorid-Lösung gelesen zu haben - innerlich schüttelt mich die Vorstellung eine Ca-chloridlösung auf die Blätter (besser Unterseite?) zu sprühen, aber die angewendete Konzentration ist ja gering, da wird es schon nicht zu Schäden kommen. Du siehst, ich habe damit keine Erfahrung. Aus dem Bauch heraus würde ich mal ca. 2g CaCl2 auf einen Liter Wasser lösen. Bewirkt man damit schon etwas? In welchen Abständen spritzt man? Wie oft macht an so etwas? Eventuell käme ich auch an Kalkammonsalpeter (alter Dünger bei einem Bauern) keine Ahnung, wie hoch die Ca-Konzentration da ist, aber Ca-Nitrat ist mir irgendwie sympathischer und wäre wohl auch hygroskopisch, was die Aufnahme fördert.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: thuja thujon am 30. Juni 2017, 23:10:37
Kalkammonsalpeter ist nix, das ist Ammoniumnitrat mit eher unlöslichem Calciumcarbonat (deswegen sieht man lange noch das weiße Kalkgerüst nach dem oberflächlichen streuen, während sich der N schon längst gelöst hat.
Wenn dann Kalksalpeter, Calciumnitrat, und der ist auch nix, weil Stickstoff, und der fördert das Triebwachstum was man gerade nicht will weil die Triebspitze das Ca aus der Frucht klaut und so unterstützt man Stippe und physiologisches Altern und Fäule wenns dumm läuft noch damit.

Halbwegs frisch gepflanzt bzw junge Bäume, guter Boden, die sind wüchsig, das Frühjahr trockener Boden, jetzt Regen, das fördert die Mineralisierung von N durch die Bakterien, stell dich auf einen Wachstumsschub demnächst ein. Boden warm, feucht und viel Humus, das lässt sich nicht leicht steuern, da muss man irgendwie bremsen wenns zuviel wird. Bei Hochstamm egal, bei Spindel sollte man drauf achten. Kaliumcarbonat gegen echten Mehltau bremst wenigstens etwas.

Calciumchlorid ist schlecht was die Verbrennungen angeht, Bittersalz geht mit 10g/Liter, diesmal wirklich so konzentriert  ;) Calciumchlorid je nach Luftfeuchte usw, abens spritzen, aufpassen wenn aggresive Netzmittel in mischungen dabei sind. Ich habs noch nicht stärker als 5g/Liter gespritzt.
Einfach und billig bekommt man Calciumchlorid aus den Luftenfeuchter-Nachfüllpacks, gibts manchmal beim Discounter im Angebot.

Seit ein paar Jahren ist auch Calciumformiat (Ameisensäuresalz) zugelassen als Blattdünger, recht gute Aufnahme, keine unnötige Salzfracht. Habe selbst keine Erfahrungen damit.

Es gibt noch die Methode Berger mit Calciumblattdünger mit Löschkalk (Blattdesinfektion Löschkalk bei google eingeben). Er erzählt viel, einiges ist auch nachvollziehbar, anderes dagegen eher Weltanschauung.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 30. Juni 2017, 23:28:04
Bittersalz geht mit 10g/Liter, diesmal wirklich so konzentriert 
Bitteralz ist Magnesiumsulfat - und das wäre gemäß dem von dir verlinkten Artikel kontraproduktiv, weil Mg Konkurrent zu Ca ist.
Aber das mit dem Ca-formiat bringt mich auf den Gedanken, es mit Ca-Acetat zu versuchen, Kalkmehl mit Essigsäure anzusetzen. 5g CaCO3 (ca. 40% Ca-gehalt) das sind 50 mmol brauchen theoretisch 100mmol Essigsäure, also ca. 6 Gramm, die wären in umra 25ml 25% iger Essigessenz drin. Wird nicht alles abreagieren, wenn man es ein, zwei Tage stehen lässt (oder auch mal aufkocht) - aber es dürfte weitgehend neutralisiert sein - dann verdünnen auf ein, oder vorsichtigerweise auf zwei Liter.
Wie oft macht man so Blattdüngungen?
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 30. Juni 2017, 23:43:41
gelöscht
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: thuja thujon am 30. Juni 2017, 23:58:14
Bittersalz war nur als Beipsiel gedacht wegen der Konzentration von sehr verträglichen Salzen.

Bei Acetat nie vergessen, Essigsäure ist ein zugelassenes Herbizid. In vergleichsweise hohen Dosen Entkopler, also Ätzschaden, Verbrennung.

Zu klären wäre auch welche Luftfeuchtigkeit nötig ist, damit es flüssig bleibt und aufgenommen werden kann.

Ich würde wenn ich nix hätte Calciumchlorid probieren, 3g/L, je nach Entwicklung/Stadium der Bäume ruhig einmal die Woche.

Gabi Obstbaumdünger sollte man recht simpel bestellen können irgendwo. Andere namen fallen mir nicht ein.

Bei Eigenmischungen eventuell etwas Glycerin zugeben, als Feuchthaltemittel. Aber nicht beim Acetat, das führt dann direkt zu Blattschäden.

Zitronensäuresalz vom Calcium scheidet übrigens aus weils sehr schlecht Wasserlöslich ist.
Titel: Re: Lagerapfel für kleinen Garten gesucht
Beitrag von: b-hoernchen am 04. Juli 2017, 23:18:58
Acetat als Herbizid? Vielleicht Essigsäure, weil's ätzt, aber doch nicht Acetat in einer Konzentration von deutlich unter 1%?