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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: ringelnatz am 07. März 2020, 15:15:11

Titel: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 07. März 2020, 15:15:11
Hallo,

ich hatte letztes Jahr einen Zwetschgenhochstamm auf Reneklaude umgepfropft. Größenteils per Spaltpfropfen, ein Reiser war angeplattet. Von 28 Reisern waren 7 angewachsen, einen hat der Sturm abgerissen.
Da ich über keinerlei Erfahrung verfügte und auch im Sommer keine Zeit hatte lange zu "studieren", habe ich im Sommer nicht geschnitten. Ziel war einfach, dass die Reiser gut anwachsen, was sie größtenteils auch getan haben. Pro Reis sind meist mehrere Augen ausgetrieben und haben mehrere über 1m lange Triebe gemacht.

Leider sieht das Ding jetzt erstmal sehr nach Besen aus. Da der Baum recht hoch ist (Kronenansatz ca. 2-2,5m) möchte ich ihn nicht noch viel höher wachsen lassen. Er hat ordentlich "Wumms" und wird dieses Jahr sicher ordentlich nachschieben. Dass es auf die Dauer ein hoher Hochstamm wird, ist klar. Ziel der Kronentwicklung soll sein, ihn auch in die Breite wachsen zu lassen und wenigstens etwas Struktur reinzubringen

1. Foto:
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 07. März 2020, 15:15:40
2. Foto
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 07. März 2020, 15:16:05
3. Foto

Ich bitte um Vorschläge zum Schnitt :)
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 07. März 2020, 15:25:59
Und bringe selbst meine erste Idee.
Der eigentliche ursprüngliche Mitteltrieb hat nicht so stark getrieben wie der rechts davon stehende Trieb. Auch die Pfropfstelle ist nicht so stark überwuchert und es sind Spalte im alten Holz offen. Daher würde ich ihn komplett, incl des alten Astes absetzen.
Nachteil: sehr große Wundfläche
Bei den anderen Trieben würde ich jeweils einen möglichst weit außen stehenden, kräftigen Trieb als Leittrieb fortsetzen und auf 1/3 einkürzen. Eventuelle Konkurrenztriebe basisnah komplett weg. Untergeordnete kleine Austriebe stehen lassen oder (je nach Wuchsrichtung) auf eine gut stehende Knospe kürzen.
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: JörgHSK am 07. März 2020, 21:06:36
ich würde die Mitte auch weiterhin Mitte lassen. Anschneiden, und alle anderen Triebe dementsprechend unterordnen. Die Mitte sollte 1 Scherenlänge über den Leitästen stehen.

Wenn du Die Triebe auf den Leitästen auf ein Innenauge anschneidest, bekommst du gleichmäßigen Austrieb nach außen. Alle anderen Knospen die nach innenstehen, mit dem Fingernagel ausbrechen. So erspart man sich im nächsten Jahr einen Arbeitschritt, der nächstjährige Schnitt kürzt den neu gewachsenen Trieb des Innenauges bis zum ersten Trieb der nach Außen geht. Die Mitte wird nur angeschnitten, keine Knospen ausgeblendet. Das ist das System der Oeschbergkrone, das eigentlich sehr einfach ist.
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 08. März 2020, 10:51:42
Problem ist wie gesagt, dass der eigentlich Mitteltrieb nicht so gut verwachsen ist und Eintrittspforten für Krankheiten bereitstellt. Wenn ich den Mitteltrieb nicht absetze, muss ich im Endeffekt den viel besser verwachsenen Konkurrenztrieb absetzen, weil die sonst oben direkt nebeneinander stehen.

Die Krone vor dem Pfropfen war weitgehend wild gewachsen. Eine richtige Öschbergkrone werde ich wohl nicht mehr hinbekommen.

Knospen ausblenden werde ich definitiv machen, danke für den Hinweis!
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: b-hoernchen am 08. März 2020, 19:27:04
Zwetschgenwunden kriegen leicht Pilz, wenn sie größer als 3-4cm sind.

Schnitt: Ich würde mindestens für jeden Leitast einen Langtrieb lassen. Prinzipiell finde ich eine Hohlkrone schon eine feine Sachen bei Zwetschgen, die sonst wie Pappeln in den Himmel wachsen.

Man muss übrigens nicht immer schneiden, man kann auch mal binden - würde ich tun, um die Leitasttriebe in einen ca. 50-60°-Aufwärtswinkel zu bringen.
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 08. März 2020, 22:52:23
Bin etwas überrascht über die geringe Resonanz, aber ich vermute mal, dass es daran liegt, dass die Fragestellung nicht ganz einfach ist.. ???

Bin auch heute zur Tat geschritten und habe den alten Mitteltrieb erstmal stehen gelassen, aber den starken Konkurrenztrieb etwas höher stehen gelassen. Dann auch pro Leittrieb einen Langtrieb auf 1/3 angeschnitten.
Im Sommer folgt dann definitiv ein Sommerschnitt. Triebe binden finde ich auch eine gute Anregung - danke dafür!

Mir war von vorneherein klar, dass Spaltpfropfen in diese dicken Äste das Problem von Wundinfektionen/mangelhafter Überwallung beinhaltet. Trotzdem bin ich unsicher, ob die Eintrittspforte an der Veredelungsstelle oder an einem abgesetzten dickeren Ast problematischer ist.
Meine Denke wäre: Veredelungsstelle ist weniger schlimm, weil weiter vom Hauptstamm weg, damit weiterer Weg für Pilze bis zum Hauptstamm, als der direkt am Stamm abgesetzte Mitteltrieb mit größerer Wundfläche.
Hat jemand eine Meinung dazu?
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 20. März 2020, 22:45:18
Hier das Schnittergebnis
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: thuja thujon am 20. März 2020, 22:54:46
Gut, der 2te Mitteltrieb ist noch drin, weiter beobachten und große Wunden vermeiden.

Ich würde hier wohl im Mai nochmal drüberschaun und den kräftigen Neuaustrieb sortieren. Ist besser als später im jahr oder erst im Winter wegschneiden.

Halt uns bitte auf dem laufenden, wie sich das Bäumchen macht. Nur so kann man draus lernen.
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 22. Mai 2020, 22:46:36
Hier mal ein aktuelles Bild von heute.
Hatte vorm Austrieb noch ein paar Knospen geblendet, die nach Innen gerichtet waren. Nach dem Austrieb einzelne Triebe rausgerissen, um Leittriebe zu fördern, bisher noch nicht so viel davon zu sehen.
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 27. März 2021, 23:26:34
So mal wieder ein Update.
Leider habe ich es verpasst im Spätsommer nochmal zu Fotografieren. Ich habe im Sommer mehrfach pinziert, ausgebrochen und geschnitten, teilweise auch dicke Triebe, die senkrecht nach oben gingen auf 10 cm Länge gekappt. Je einen bis zwei "Leittriebe" habe ich wachsen lassen und mit Schnüren runtergebunden.
Jetzt habe ich im Februar nur die Leitäste auf ca 2/3 angeschnitten, sonst nichts. Es sind relativ viele Blütenknospen an den kurzen Trieben, sodass ich hoffe, dass diese nicht mehr stark austreiben werden, sondern sich der Austrieb auf die gewollten Leitäste konzentriert.
Schaun mer mal :)
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 27. März 2021, 23:31:18
der Mittelast steht immer noch, ist aber tatsächlich am wenigsten gewachsen. Dummerweise habe ich ihn beim Anleitern auch noch verletzt...
Ich lasse ihn erstmal noch drin und gucke was passiert, bisher stört er nicht.
Die Unterlage - eine kernechte Zwetschge - ist eigentlich auch recht robust. Der "Mutterbaum" würde mehrfach von Vorbesitzern brutalst mit der Kettensäge gestutzt und hat trotzdem keine Probleme mit Pilzbefall.

Was haltet ihr davon, dass ich das ganze kurze Gestrüpp stehen gelassen habe? Ich dachte, wenn ich das rausnehm, rege ich nur noch mehr Trieb an. Sind halt teilweise recht dicke Stummel ::)
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 11. September 2021, 23:20:28
Jetzt bin ich doch ganz zufrieden, dass ich die ganzen kleinen Stummel stehen gelassen habe. Der Baum hat ganz nett gefruchtet. Es waren ca. 10 Tage, in denen stetig geerntet werden konnte - genug zum Naschen, zum Einmachen zu wenig.
Jetzt kenne ich auch die Sorte, es ist die große grüne Reineclaude.
Schneidarbeiten habe ich diesen Sommer kaum vorgenommen, der Austrieb ist auch im Rahmen geblieben. Teilweise hatte ich im Juli an langen Trieben angeschnitten/pinziert. Runterbinden musste ich auch nicht mehr, aber das Runterbinden letztes Jahr war sehr hilfreich.

So sieht er im Moment aus, und ich plane im Moment gegen Ende Februar die "Reiter" zu entfernen, wo sie mir den Leitast drohen wegzukonkurrieren, schick im Winter nochmal ein unbelaubtes Bild.
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 11. September 2021, 23:21:06
2. Sichtachse
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 26. Januar 2022, 10:26:41
So, auch wenn hier wenig Resonanz kommt, ergänze ich mal weiter. Es ist auch ein bisschen Dokumentation für mich selbst. Trotzdem: wenn jemand was anzumerken hat, gerne!

Zustand vor Winter-Baumschnitt:
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 26. Januar 2022, 10:30:39
Und nach dem Schnitt:
Habe insgesamt nicht viel rausgeschnitten. Ein paar "Reiter" entfernt, ein paar Konkurrenztriebe raus/eingekürzt.
Er hat sehr viel Fruchtknospen angesetzt, bin gespannt wie sich das dieses Jahr aufs Wachstum auswirkt, sollte nochmal weniger werden.
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 26. Januar 2022, 10:34:33
Den Mitteltrieb werde ich rausnehmen müssen, die Veredelungsstelle sieht furchtbar aus und das Wachstum ist dort auch nicht gut - dann habe ich eine Hohlkrone, was der Belüftung vielleicht gut tut.
Könnte mir vorstellen, dass bei starkem Fruchtbehang das Problem mit Fruchtmonilia nochmal größer wird als letztes Jahr.

Problem ist einfach, dass ich dann eine neue große Wunde setze, deswegen habe ich mich bisher noch nicht getraut. Mal schauen ob ich mir demnächst ein Herz fasse...
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: Ayamo am 26. Januar 2022, 10:53:31
Und nach dem Schnitt:
Habe insgesamt nicht viel rausgeschnitten. Ein paar "Reiter" entfernt, ein paar Konkurrenztriebe raus/eingekürzt.
Er hat sehr viel Fruchtknospen angesetzt, bin gespannt wie sich das dieses Jahr aufs Wachstum auswirkt, sollte nochmal weniger werden.

Ich würde vermutlich noch etwas mehr rausschneiden, zB Konkurrenztriebe an den Leitästen.
Ein bissel sieht es auch schon nach beginnender Überbauung aus, aber ggf möchtest du die Krone so.
Bei meiner Ouillins bereue ich, nicht von anfang an stärker oben geschnitten zu haben, denn nach dem ersten Fruchten kam im unteren Bereich wenig Neutrieb nach.

Zum Mitteltrieb kann ich dir nichts raten, dein Dilemma sehe ich. Man hat halt solche Bäume, wo es nicht nach Lehrbuch funktioniert hat... Im nächsten Garten wird alles anders.  ;)
Vielleicht einfach das kleinere Übel wählen...
Gruß
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 26. Januar 2022, 11:22:55
Mit überbauen meinst du vergreisen? Bzw. das halt unten nichts nachtreibt? Oder innen kahle Äste stehen?
Das werde ich mir nochmal genauer anschauen. Zum Teil liegt es aber daran, dass das die Äste der Unterlage sind, aus denen treibt tatsächlich nichts, aber das ist natürlich erwünscht (wenn auch nicht gewollt herbeigeführt ;))
Kritisch wäre ja demnach v.a. der Bereich direkt nach den Veredelungsstellen..? Da kam mir anfangs eigentlich zu viel Trieb raus, hab dann immer auf Stummel/Zapfen gesetzt, um zu große Wunden nahe der Veredelungsstelle zu vermeiden. Glaube da sind noch Knospen.. wie gesagt, ich schaus mir nochmal an, danke für den Hinweis!
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: jul am 26. Januar 2022, 14:47:43
...wie wäre es den Mitteltrieb ins gesunde einzukürzen und dann rund herum realtiv lange (7-8 Knospen) Reiser per Geisfuß einzusetzen?... Mehrere, um den Wundverschluss zu beschleunigen, und dann den Stärksten als neue Mitte aufbauen?
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ThomasP am 26. Januar 2022, 17:01:09
Hallo,

ich würde auch, so wie jul es vorschlägt, den Mitteltrieb noch mal mit 2 langen, starken Reisern nachveredeln, aber durch Rindenpfropfen. Einer davon wird die neue Mittelachse, der andere dient als Reserve, bzw. wenn beide anwachsen hilft er beim Wundverschluss. Geisfuß-Veredelung ist was für Leute mit Geschick und gutem Augenmaß, also eher nichts für mich  ;D

Gruß, Thomas
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: thuja thujon am 26. Januar 2022, 17:16:54
Ich finde das Bäumchen ok. Das mit dem Überbauen täuscht wahrscheinlich auf den Fotos. Die Veredlungen ziehen, hoffentlich sind sie stabil genug für eine Fruchtschwemme.

Die Mitte, ok, sehe es wie die anderen, was dranveredeln und danach abwerfen.
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 26. Januar 2022, 17:41:33
...wie wäre es den Mitteltrieb ins gesunde einzukürzen und dann rund herum realtiv lange (7-8 Knospen) Reiser per Geisfuß einzusetzen?... Mehrere, um den Wundverschluss zu beschleunigen, und dann den Stärksten als neue Mitte aufbauen?
Ja, das wäre wirklich eine Idee, also quasi kreisrund rum..?
Grundsätzlich könnte man das auch an den noch nicht überwallten Stellen der anderen Veredelungspunkte machen.. Reisermaterial sollte es noch genug geben... ;D
Wobei ich glaube eher Anplatten versuchen werde. Geißfuß kriege ich glaube ich nicht hin, hinter die Rinde müsste ich die Reiser lange lagern und spalten - naja, das hatten wir ja schon ;)

Danke für die Anregungen!
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: jul am 26. Januar 2022, 18:12:33
Für "hinter die Rinde" müsste man noch zuwarten, bis sich dieselbe löst/der Saft gestiegen ist... Anplatten kann man demnächst schon, wenn es frostfrei ist. dasselbe gilt für den Geisfuß. Der Vorteil von Geisfuß wäre, dass der Kalibersprung besser ausgeglichen wird/sich die offene Fläche reduziert. Klar muss man ein paar mal "trocken üben" und etwas aufpassen, dass man sich nicht verletzt. Aber es ist auch kein Hexenwerk - insbesondere dann nicht, wenn man genügend Reisermaterial hat. Wenn es nicht haargenau passt, einfach mit etwas "mehr Druck" nachhelfen (ich schlage auch ab und an einen Nagel ins Reis, um es zu fixieren)....ich persönlich mag die Spaltpropfungen nicht so... Das ist für das Verheilen - insbesondere bei Steinobst - mE immer eine kleine Hypothek... (Ich bin jedoch bei weitem kein Experte...  ::) )
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: jul am 26. Januar 2022, 18:26:10
...ob das noch an den anderen Punkten geht? Da bin ich skeptisch... UU ist das schon nicht mehr optimal vesorgt, bzw eine Infektion drin (sieht auf den Bildern aber noch zugegeben gut aus). Ich hätte wahrscheinlich den ganzen Propfkopf nochmal etwas weiter unten abgeworfen...  :P  ...auch irgendwie unbefriedigend... Oder Du probierst es so, und wenn es nix wird, hollst Du es im kommenden Frühjahr nach. Sommerveredlung ginge zwar auch, würde ich aber in Deinem Fall nicht empfehlen. (Das wäre ein Thema für sich: ganz frisches Reis entblättern und mit Medifilm umwickeln/in Wachs tauchen, ne Plastiktüte drübermachen und dann das ganze mit Alufolie oder ähnlichem verschatten - dann kann das auch klappen...geht aber auch öfters mal schief)
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 26. Januar 2022, 20:15:09
...ob das noch an den anderen Punkten geht?
Ich meinte solche Stellen:
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 26. Januar 2022, 20:16:11
oder diese
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 26. Januar 2022, 20:18:19
Ich meine mal gelesen zu haben, dass man den seitlich abstehenden toten Propfkopfteil wegsägen kann. Würde ich nur bei dem eh zur Disposition stehenden Mitteltrieb machen, bei dem anderen ist mir das zu riskant, glaub ich.
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ThomasP am 26. Januar 2022, 20:51:07
Hallo,

also zumindest in dem Bild in Antwort #26 sieht es so aus, als wäre das Reis unten eingesetzt worden.
Darf ich mal den Altmeister Helmut Palmer (Der Notenschlüssel der Natur) zitieren: "Das Falscheste ist Edelreiser unten einzusetzen. Weil die unteren Reiser leicht ausbrechen und die Veredelungsköpfe oben nicht verwachsen können, so daß solche Äste früh absterben". Davon abgesehen empfiehlt er, die Pfropfköpfe im 2. Jahr schräg nachzusägen, damit sie besser verheilen.

Gruß, Thomas
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: jul am 26. Januar 2022, 21:26:34
Hallo,

also zumindest in dem Bild in Antwort #26 sieht es so aus, als wäre das Reis unten eingesetzt worden.
Darf ich mal den Altmeister Helmut Palmer (Der Notenschlüssel der Natur) zitieren: "Das Falscheste ist Edelreiser unten einzusetzen. Weil die unteren Reiser leicht ausbrechen und die Veredelungsköpfe oben nicht verwachsen können, so daß solche Äste früh absterben". Davon abgesehen empfiehlt er, die Pfropfköpfe im 2. Jahr schräg nachzusägen, damit sie besser verheilen.

Gruß, Thomas

... In der Tat. Den Reiser unten setzt man eigentlich - wenn überhaupt - dann nur zur Wundheilung ein... Der bricht sonst bei weiterem Wachstum/Fruchtbehang gerne mal runter (habe da selbst schon Lehrgeld bezahlt  : ;D )... Man könnte jetzt noch zusätzlich oben einen einspitzen - und dann über die kommenden Jahre den unteren schlank schneiden/sukzessive zurück nehmen...
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: thuja thujon am 26. Januar 2022, 22:03:34
Prinzipiell gebe ich Palmer in diesem Punkt recht, er hat intuitiv und mit Erfahrung die richtigen Schlüsse gezogen. Was ihm nicht klar war, waren die Arbeiten von Shigo und das Verständnis für Baumarchitektur bzw besser Aufbau, Leitungsbahnen usw.

Also den Totholzkeil, der unweigerlich bei solchen Verletzungen entsteht, wollte er wegsägen. Fast richtig, weil der das Medium ist, auf dem sich Pilze einnisten und überleben, wenn er nicht abgeschottet durch Wundüberwallung wird. Jetzt sind wir heute aber nicht mehr bei Baumchirurgie, sondern haben mittlerweile die Leitungsbahnen und noch viel mehr zur Physiologie verstanden. Also auf dem letzten Bild von Ringelnatz, da sehe ich auf der Schattenseite Leitungsbahnen die aktiv sind und für Wundkallus ganz oben gesorgt haben. Da könnte man einen Zieher einbauen, trotz Versorgungsschattenriss in der Rinde, welcher aber schon längst wieder zu ist. Soviel nur zum Keil in der Rinde.

Auf dem Foto darüber, da ist tatsächlich einiges dabei, was weg sollte, und zwar komplett, weil man es weder sauber absägen noch sauber rausfräsen kann und es danach überwallen würde. Lieber nochmal zurücksetzen und Saftzieher reinoperieren. Nebenbei für wüchisge Bedienungen sorgen, verhungernde, am vertrocknen befindliche Bäume werden mit sowas dann auch nicht fertig.
Das Edelreis und was sich draus entwickelt hat sieht zwar erstmal gut aus, aber halten tut sowas langfristig nicht und der Totholzzapfen im Versorgungsschatten ist nun mal recht groß und so ungünstig, das er eben nicht mehr von alleine überwallt. Also mit Kenntnis der Lehren von Shigo: relativ sicher Pilzinfektion im Baum. Exitus könnte man rauszögern durch Vitalität, aber nicht mehr verhindern.
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: ringelnatz am 26. Januar 2022, 22:51:11
also zumindest in dem Bild in Antwort #26 sieht es so aus, als wäre das Reis unten eingesetzt worden.
Es ist schräg fotografiert, ich hatte den Spalt waagerecht gemacht, die Reiser also seitlich reingesetzt. Es waren leider nicht sehr viele angewachsen, daher musste ich mit dem vorlieb nehmen, was es gab.

Zitat
Auf dem Foto darüber, da ist tatsächlich einiges dabei, was weg sollte, und zwar komplett, weil man es weder sauber absägen noch sauber rausfräsen kann und es danach überwallen würde. Lieber nochmal zurücksetzen und Saftzieher reinoperieren.
Du meinst, ich sollte den Trieb komplett absetzen und neu veredeln?
Puh... das ist ne harte Ansage..!
Oder Keil wegsägen und Reiser als "Ammenveredelung" drüber setzen?

Den ganzen Ast werde ich nicht rausnehmen - nur bei der versaubeutelten Mitte, die ja auch eh nicht richtig zieht.

Zur Lebensdauer des ganzen Baumes:
naja, das ist mein erster Umpfropfversuch, der Anspruch ist nicht unbedingt einen hundertjährigen Baum zu schaffen. (bis dahin sind die Gärten wahrscheinlich eh bebaut :'() Allerdings sind diese Hauszwetschgen sehr robust hier auf Sand. Es gibt hier einige alte Bäume, die schon lange verpilzt sind; die Triebkraft ist so stark, dass die immer wieder kommen. Ich denke erstmal so im Zeitraum 10-20 Jahre, dafür sollte der reichen.. hoffe ich :)
Titel: Re: Baumschnitt Reneklaude nach Umpfropfen
Beitrag von: thuja thujon am 26. Januar 2022, 23:30:10
Du hast halt einen mehrfach gespaltenen Totholzkeil als Pilznahrung im Baum der nie überwallt werden kann und so der Baum den Pilz nicht ersticken lassen kann.

Man kann da vieles machen wenn man Lust hat. Mit oder ohne Totholzkeil. Richtig ist relativ. Der Weg ist das Ziel.