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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: b-hoernchen am 14. April 2019, 19:10:55

Titel: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: b-hoernchen am 14. April 2019, 19:10:55
Bisher hab' ich schon mehrmals einfach irgendwelche Sorten auf einem Baum mit schwacher oder mittelstarker Unterlage "geparkt", aber dann habe ich mir gedacht, wie es wäre, gezielt einen Baum herzustellen, der sinnvoll aufgebaut ist.

Die dafür nötigen Sorten und Unterlagen würde ich gerne mit euch dikutieren.

Z. B. dachte ich an marssoninaresistente Apfelbäume (ganz klar, damit man nicht chemisch behandlen muss) - auf mittelstarker Unterlage (gegen Apfelwickler muss man ich hier behandeln, sonst gibt's nur wurmstichige Äpfel) - also irgendwas von M26 bis MM111.

Und dann sollte der Baum einem ermöglichen, über einen möglichst langen Zeitraum davon zu ernten und zu essen.

Also anfangen würde das z. B. mit einem Discovery als Frühapfel... . Jetzt ist aber der Discovery selber nur sehr schwach wüchsig. Ob sich der als Stammbildner eignet? Vielleicht doch zuerst etwas anderes auf die Unterlage setzen (etwa Golden Delicious?) und dann den Discovery?

Oder Gravensteiner (bzw. Alter Gravensteiner) auf die Unterlage, dann in die erste Etage den Discovery und ein, zwei Äste Gravensteiner lassen? Gravensteiner zickt halt auch gerne, ist nicht sooo resistent... .
(OT - wenn von euch einer den Alten Gravensteiner mit der fast weißen Frucht hat und Edelreiser abgeben würde, darf er mich gerne kontaktieren).

Soweit mal der "untere Teil" des Mehrsortenbaums - vielleicht habt ihr noch Ideen?

Für den oberen Teil des Mehrsortenbaumes wären dann resistente Herbst- und Winteräpfel gefragt.

LG b-hoernchen
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: 555Nase am 14. April 2019, 19:53:27
Meine Mehrsorten sind auf einen 1997 gepflanzten Gloster. Außer paar Mädchen ist alles gesund, nicht mal Blattläuse lassen sich blicken.  :)

(https://up.picr.de/35517135ir.jpg)
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: saugrün am 15. April 2019, 23:03:20
In Ermangelung von Platz finde ich einen durchdachten Mehrsortenbaum spannend, er soll auch hier ein Projekt für den Hausgarten werden. Nicht ganz verstanden habe ich deinen Plan des Gravensteiners als Basis, wenn dir die Marssonina-Resistenz so wichtig ist. Schneidet da der Gravensteiner nicht eher mäßig bis schlecht ab? Apropos: Kann beim reinen, 'astlosen' Stammbildner Marssonina als Problem eigentlich außen vor bleiben (ich hätte da noch so ein Boskoop-Bäumchen über ....).
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: thuja thujon am 15. April 2019, 23:54:18
Ich habe hier den ein oder anderen Ast einer starkwüchsigen Sorte auf schwächeren Sorten. Die übernehmen mit der Zeit die Kontrolle. Ich kann sie am überwuchern hindern, das geht aber auch auf Kosten vom Ertrag, also wenig sinnvoll.
Ich würde daher eher stärkere Sorten als Basis nehmen, im Zweifelsfall dafür eine schwächere Unterlage, aber auch nur im Zweifelsfall.
Die Gerüstsorte sollte gut verzweigen, das ergibt genug Optionen, andere Sorten reinzupropfen. Schließlich kann man so auch den ganzen Baum klein halten. Je weniger die starke Gerüstsorte Spielraum hat, desto länger bleiben auch schwache oder sehr fruchtbare Sorten vital, zumindestw enn sie an den passenden Stellen im Baum sitzen.

Eine Spindel 4-5 Jahre hochziehen und dann 15 Sorten oder eben die in Frage kommenden Seitenäste statt verjüngen umpfropfen, das geht einige Jahre lang gut und lässt sich danach auch wieder mit anderen Sorten korrigieren. Die Neugierde bricht ja nie ab. Es ist nur ein Baum für Kostproben (Hausgarten), zum sortenrein mosten reichts nicht.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: b-hoernchen am 16. April 2019, 21:46:59
Es geht mir in diesem Faden gerade darum, eben nicht nur irgendwie x Sorten auf einem Baum zu parken, sondern wie man sinnvoll zu einem Baum mit, sagen wir, 3 - 5 Sorten kommt, der den Gärtner dauerhaft von Sommer bis Winter mit Äpfeln versorgt.

Ich frag mich halt gerade, ob es einen Stammbildner wie Golden Delicious braucht. Habe hier einen Discovery auf MM111, der verzweigt gut und sowas könnte ich mir auch als Basis eines Mehrsortenbaumes vorstellen, wenn denn die Gefahr nicht ist, dass ein z. B. aufgepfropfter Jonathan dann furchtbar überbaut... .
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: strohblume am 16. April 2019, 22:00:45
 Ich habe auf jeden meiner M9 Apfelbäume mehrere Sorten veredelt, einfach auch aus Neugier wie sich andere Sorten machen.  Ja,da ist viel Spielerei dabei. Vieles kann man hier im Forum tauschen, ich habe mir das Veredeln angeeignet und habe meine Freude damit,auch konnte ich bei Freunden auch schon Veredlungsarbeiten mit Erfolg durchführen. Unter meinen Mehrsortenbäumen sind Birnen ,Pflaumen ,Kirschen und viele Äpfel..
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: thuja thujon am 16. April 2019, 23:42:13
Bleibt die Frage, ob ein einzelner Baum zum übers Jahr versorgen überhaupt ausreicht.

Ich habe meine Süßkirsche, Giesela5, Burlat, als unverzweigten Stecken gekauft, angeschnitten, hatte 3 Leitäste. Habe daraufhin einen vierten gezogen und dann war schon klar, das Burlat zwar tolles dickes Holz macht und wächst, die Kirschen aber madig sind, weil zu spät reifend. Daraufhin 5 Sorten reinverdelet, jeder Leitast ist keine Burlat mehr, nur die Spitze und dünnes Holz unten. Das hat sich nun schon ein paar Jahre bewährt. Es reicht zum von der Hand in den Mund ernten von der ersten bis zur etwa dritten Kirschwoche. Also das deutlich späteste ist die Mohrenkirsche.

Bei Äpfeln würde ich ähnlich vorgehen, nicht zu krasse Reifezeitunterschiede, starkwüchsige Sorten als Gerüst. Ein Baum mit eher frühen bis Herbstsorten, ein Baum mit späten Sorten. Krankheitsresistenz ist nur von Belang, wenn auch wirklich noch Triebe vom Gerüst fruchten sollen. Das muss ja nicht zwangsläufig sein bzw kann sich auch mit dem Alter verwachsen.
Discovery kenne ich nicht, soll schwach wachsen, wenn man auf sowas starkwachsende Sorten veredelt, kann das lange Triebe geben die abkippen oder es gibt dickes Holz auf schwachem, wie bei den schwachen Unterlagen, solche Knubbel. Beides bekommt man in den Griff, es spricht also nichts dagegen, auch wenn nichts dafür spricht. Also einfach machen und wenn was vermeintlich besseres da ist, das auch machen.

Unterm Strich: lieber überbauen als es kippt was ab weils nicht nachkommt.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: 555Nase am 17. April 2019, 03:25:45
Deshalb erwähnte ich auch meine gute Erfahrung mit dem Gloster als Unterlage.
Laut Mitschurin würde auch nicht unbedingt jede Sorte von jeder Sorte angenommen, es soll da sogar Abstoßungen geben. (Auch ist nicht jede Blutgruppe untereinander kompatibel.)
Wie thuja schon sagte: Einfach machen. Die Erfahrungen muß jeder selbst sammeln.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 17. April 2019, 20:55:11
Man könnte doch theoretisch die Unterlage so erziehen, dass sie nach 60 cm Stamm, zwei Leitäste bildet, die in einer Linie liegen. An diese Leitäste veredelt man zwei Säulenapfelsorten, so dass man ein pflegeleichtes u-Spalier bekommt.

Ähnliche Variationen denkbar.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Waldgärtner am 18. April 2019, 21:29:16
Interessante Fragestellung!
Auch ich fände es sehr spannend, einen "durchdachten" Mehrsortenbaum zu planen.
Allerdings bin ich bislang nicht weiter gekommen, als den Vorsatz zu fassen, diesbzgl. mal mehr zu recherchieren (z.B. Wuchsstärke aber auch Austriebszeitpunkt).

Ich lese auf jeden Fall gespannt mit.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Eric-Bernhard am 23. April 2019, 14:54:52
Ich bin gerade dabei, verschiedene Mehrsortenbäume zu erstellen. Da ich auf einem Balkon gärtnere, habe ich nur begrenzten Platz zur Verfügung. Daher sollten Mehrsortenbäume mein Erntefenster verbreiten.
Das Problem, dass eine der Sorten zu stark wachsen könnte, beschäftigt mich aber schon lange. Ich glaube, ich habe eine Lösung gefunden. Anstatt einzelne Äste zu veredeln, soll der Stamm so veredeltt werden, dass er aus verschiedenen Etagen besteht. Jede Etage ist dann eine neue Sorte. Der Baum wird dann als Spindel erzogen. Da bei Spindelerziehung zu stark wächsende Äste auf Stummeln zurückgeschnitten werden, kann keine einzelne Sorte die andere unterdrücken. Und weil der Stamm und nicht nur der Ast aus der Sorte besteht, hat man kein Risiko, den Ast zu stark zurückzuschneiden.
Besonders dafür geeignet wären Apfel, Pfirsich und Kirsche. Ich überlege immer noch ob Aprikose sich dafür eignen würde, habe aber Angst dass Pilzbefall alles zunichte machen würde.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: carot am 23. April 2019, 16:08:33
Ich bezweifele, dass sich Pfirsich für dieses Vorhaben gut eignet. Pfirsich fruchtet an Langtrieben und muss immer gut wüchsig gehalten werden (Schnitt und Pflege). Er neigt dann trotzdem zur Verkahlung, die sich durch gute Erziehung und Pflege nur verlangsamen lässt. Ich habe auch mit Pfirsichen im Container experimentiert und bin zu dem Ergebnis gekommen, dass sie sich dafür nicht gut eignen. Der Wuchs blieb recht kümmerlich. Das mag natürlich anders sein, wenn sie nicht auf Pfirsichwurzeln stehen. Auch bei Pfirsichen muss man ständig mit dem Verlust von ganzen Ästen rechnen.

Von der Fruchtbildung (Lang- und Kurztriebe) müssten sich Aprikosen ebenfalls eignen, ebenso wie Pflaumen.

Kernobst ist für solche Vorhaben generell besser geeignet als Steinobst, weil es einfach langlebigere Kurztriebe bildet und nicht so zur Verkahlung neigt, was auch dort aber sortenabhängig ist.

Bei der angedachten Art der Veredelung gehst du ein höheres Risiko eines Totalverlustes ein. Wenn z.b. die unterste Etage erkrankt, verlierst du auch die oberen Sorten. Die heikleren Sorten sollten also eher oben einveredelt werden, gleichzeitig sollten aber die starkwüchsigen Sorten eher unten einveredelt werden.

Ich plane so etwas ähnliches mit einem Spalierversuch bei dem jede Etage einer Verrier-Palmette eine andere Sorte sein soll. Ob die Idee wirklich gut ist, wird sich zeigen. Spaliere brauchen ja noch einmal extra lange Zeit für die Erziehung. Einen solchen Baum dann an eine Krankheit zu verlieren, wäre schon nervig....

Die Überbauungsproblematik löst diese Erziehung aber m.E. nicht. Im Gegenteil ist es so nicht möglich, eine Sorte gegenüber einer anderen unterzuordnen, so dass die Schwächere gefördert wird. Der zu starke Wuchs ist ja nicht das Problem. Dem kann man durch Rückschnitt begegnen. Das Verkümmern der schwachen Sorte ist das Problem. Angenommen diese befindet sich unten in deinem geplanten Mehrsortenbaum. Wie willst du diese Sorte dann fördern?
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Waldgärtner am 04. Juni 2019, 22:07:53
Kennt denn hier jemand eine Arbet/Quelle in der die verschiedenen Austriebszeitpunkte von Apfelsorten miteinander in Bezug gesetzt werden?
Wuchsstärke steht ja i.d.R in jedem Sortenbuch aber der Zeitpunkt des Austriebes nicht.
Ist der Zeitpunkt der Blüte hierfür evtl. ein Indikator?
Treiben spätblühende Sorten auch spät aus? Blühzeitpunkt wird zumindest hier und da angegeben.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Jack.Cursor am 30. Oktober 2019, 21:54:49
MEHRSORTENBÄUME haben bei mir nicht funktioniert. Sowohl bei Äpfeln als auch bei Kirschen hat sich die schwächere Sorte immer nach ein paar Jahren verabschiedet. Ich bin von doppelt veredelten Bäumen deshalb abgekommen. Selbst wenn man sie selber macht, lohnt es sich nicht.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Roeschen1 am 30. Oktober 2019, 21:57:30
Meine Mehrsorten sind auf einen 1997 gepflanzten Gloster. Außer paar Mädchen ist alles gesund, nicht mal Blattläuse lassen sich blicken.  :)

(https://up.picr.de/35517135ir.jpg)
Schöner Baum!
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: ringelnatz am 30. Oktober 2019, 22:03:43
Frage an Jack:
Was hast du denn für konkrete Erfahrungen mit Apfelmehrsortenbäumen? Also welche Sorten, wie aufgebaut?

Bin gerade am Planen (siehe anderen Thread) und dachte an Kaiser Wilhelm als Basis, darauf dann Geheimrat Breuhahn und Dülmener Rosenapfel. Wenn ich den Baum aber so plane, dass ich sehr ähnlich wuchsstarke Sorten nehme, könnte das doch funktionieren?

Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Waldgärtner am 02. April 2020, 10:41:32
Dieses Jahr habe ich die ersten drei Mehrsortenbäume von Grund auf veredelt. Ansonsten habe ich bislang immer in bestehenden Bäumen rumgepfropft.
Diesmal habe ich jeweils einen Baum aus der Baumschule gekauft und Stammverlängerung und 4 Leitäste umgepfropft.
Das ganze war relativ spontan, daher musste ich das nehmen, was es in der Baumschule noch an Sorten gab.

1. Baum (Kaiser Wilhelm) mit eher schwachwüchsigen Sorten
Stammitte: Königlicher Kurzstiel (so bleibt der Baum zumindest adlig höhö).
- Discovery
- Zuccalmalio-Renette
- Finkenwerder Herbstprinz
- Stark Earliest

2. Baum (rote Sternrenette) mit eher starkwüchsigen Sorten
Stammitte: Rotfranch (Name (rot) passt und die Sorte bildet eh keinen guten Stamm)
- roter Berlepsch
- Zabergäu
- Karmijn de Sonnaville
- Holsteiner Cox

3. Baum (Schöner aus Wiedenbrück) mit englischen Sorten auf den Leitästen, die ich mir letztes Jahr noch als Buschbäume bestellt habe (soweit Informationen verfügbar waren, wachsen die alle eher mittelstark)
Stammitte: Strauwalds Parmäne
- Fall Russet
- St. Edmund Pippin
- Herefordshire Russet
- Pitmatson Pineapple

Wie gut das klappt, sehe ich in den nächsten Jahren.
Das sind natürlich auch Experimente, aber irgendwie muss man ja anfangen und Erfahrungen sammeln :)

Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: saugrün am 02. April 2020, 16:47:36
Das sind aber drei spannende Bäume mit interessanten Sorten, bitte weiter berichten.
Auf welcher Unterlage stehen die denn?
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Waldgärtner am 03. April 2020, 06:37:00
Das sind aber drei spannende Bäume mit interessanten Sorten, bitte weiter berichten.
Auf welcher Unterlage stehen die denn?

Mach ich gerne. Zunächst muss ich mal schauen, ob alle anwachsen. Teilweise waren es recht dünne Reiser auf ziemlich dicke Äste.
Dementsprechend gab es eine Mischung aus Kopulation mit Gegenzunge und Spaltpfropfen.

Das sind alles Hochstämme. Genau weiß ich es nicht, aber ich würde Bittenfelder Sämling (weil weit verbreitet) als Unterlage vermuten.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Talkrabb am 04. April 2020, 19:56:56
Inwieweit sie sinnvoll sind kann ich noch nicht abschätzen, ich habe dieses Jahr folgende Mehrsortenbäume veredelt bzw. zum Teil Sorten auf bestehende Bäume (alles sind noch Junge Bäume) hinzuveredelt:

Apfel
Jakob Fischer auf Slg. mit einem Ast Virginischer Rosenapfel, evtl. kommt noch ein Georg Cave drauf. Da muss ich die Sortenechtheit aber noch verifizieren und warte bis nächstes Jahr.

Apfel
Zabergäurenette auf Slg. mit 4 Leitästen (Zabergäurenette, Rote Sternrenette, Brettacher, Virginischer Rosenapfel) und einer Mitte (Jakob Fischer)

Birne
Geishirtle auf Slg. mit vier Leitästen, davon einer Williams Christ und ein weiterer Alexander Lukas

Kirsche
Regina (Mitte) auf Gisela 17 mit vier Leitästen mit Kassins Frühe, Werdersche Braune, Weiße Spanische und Schneiders späte Knorpelkirsche

Ich plane weitere Mehrsortenbäume. Unter anderem werde ich die Empfehlungen von Petzold (Biornensorten, 1989) aufgreifen und mir zwei Birnenmehrsortenbäume zur "ganzjährigen" Versorgung übers Jahr verdeln. Einzelne Sorten werde ich evtl. durch in der Reife und Wuchsstärke ähnliche Sorten ersetzen. Er empfiehlt:
1. Baum: Mittelast Trevoux, Leitäste: Williams Christ, Gute Luise/oder Marianne, Conference
2. Baum: Mittelast Vereinsdechant, Leitäste: Jeanne d'Arc, Präsident Drouard, Josephine Mecheln

Heiner Schmid empfiehlt in seinem Buch "Pflanzen veredeln" (1994) neben der Birne auch von Kirschen und Zwetschgen Mehrsortenbäume zu veredeln, da ausgewachsene Bäume auf starkwachsenden Unterlagen viel Ertrag haben, dieser aber nicht immer zum Reifezeitpunkt komplett verarbeitbar ist.

Kirsche: Mitte: Glemser Leitäste: Burlat, Erika, Unterländer
--> Etwas in diese Richtung habe ich mir bereits gebastelt.

Zwetschge: Mitte: Herman Leitäste: Bühler, Valor, President (für warme Lagen) sonst Valjevka
--> Da überlege ich noch. Unter anderem schwebt mir ein Reneklodenbaum mit verschiedenen Reneklodensorten vor (auf eine Große grüne Reneklode dazu veredelt)

Ein großes Problem bei Mehrsortenbäumen ist die unterschiedliche Wuchsstärke der einzelnen Sorten gut zu kombinieren. Siehe z.B. den Mehrsortenbaum auf der Seite des OGV Leutenbach (die Sorten stehen leider nicht dabei). Dazu kann ich bei meinen jungen Bäumen leider bisher nur wenig sagen.

 Ansonsten sichere ich mir einzelne Sorten auf älteren Ertragsbäumen, das sind aber eher keine Mehrsortenbäume im Sinne des Threads.

Off-Topic: Erfreuliche Nachricht. Ich habe dieses Jahr erstmals Kirschen veredelt und alle Edelreiser sind angewachsen. Bin stolz wie Oskar.  8)
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: saugrün am 05. April 2020, 21:17:35
Der "sinnvolle" und damit geplante Mehrsortenbaum steht bei mir noch aus, weil es noch den Standort braucht. Es gibt zwei vorläufige, improvisierte, bei denen aber die bestehende Grundsorte und die Unterlage nur wegen bisheriger Unzufriedenheit mit den Sorten gewählt worden sind:
Birne: Ursprünglich wahrscheinlich Alexander Lucas auf Quitte, nun unten mit Stuttgarter Geißhirtle und Feigenbirne von Alencon bestückt, hinauf zur Gräfin von Paris, Madame Verte und Josephine von Mecheln.
Apfel: Ursprünglich Onatrio auf M26, darauf sind nun neu Roter von Simonffi, Lombarts Kalvill, Gestrickte Reinette und Königlicher Kurzstiel.
Beide Bäume sind eher ein Test, wie das alles im Verhältnis und im Wuchs zueinander passt. Drei Sorten habe ich auch noch nicht selbst verkostet, die sind also noch nicht in Stein gemeißelt. Also eine vorläufige engere Wahl, die dann in ein paar Jahren zum "sinnvollen Mehrsortenbaum" mit besserer Wurzel und besserem Stamm werden kann/darf/soll - abwarten.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Talkrabb am 07. Mai 2020, 21:47:47
Aktuelle Aufnahme (leider nicht wirklich aussagekräftig) meines Kirschen-Mehrsortenbaum (s. oben). Kassins frühe wird später drauf veredelt. Der vorgesehene Trieb war zu dünn für das Edelreis.

(http://forum.garten-pur.de/galerie/albums/userpics/29470/P1030135.JPG)

Die weitere Entwicklung werde ich hier dokumentieren.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Waldgärtner am 04. Juni 2020, 17:29:49
Mal ein kleines Update zu meinen Mehrsortenbäumen:
Alle Veredelungen sind angewachsen, allerdings zeigen sich schon unterschiede im Wuchsverhalten der Sorten.

1. Baum (Kaiser Wilhelm) mit eher schwachwüchsigen Sorten
Stammitte: Königlicher Kurzstiel (so bleibt der Baum zumindest adlig höhö).
- Discovery
- Zuccalmalio-Renette
- Finkenwerder Herbstprinz
- Stark Earliest
Hier wächst Stark Earliest deutlich stärker als die anderen Leitäste. Das liegt sicherlich (auch) daran, dass der Ast stärker und steiler ist, als bei den anderen Sorten. Es gab keinen anderen auf der Seite. Der königliche Kurzstiel trieb deutlich später aus, als die anderen Sorten und hinkt dementsprechend im Wachstum hinterher. Das wird spannend, ob die Spitzenförderung ausreicht, um das abzufangen.

Mehr als bei den anderen beiden Bäumen musste ich hier auch Konkurrenztriebe entfernen. Der Kaiser wird seinem Ruf als starkwachsende Sorte also gerecht.

Zitat
2. Baum (rote Sternrenette) mit eher starkwüchsigen Sorten
Stammitte: Rotfranch (Name (rot) passt und die Sorte bildet eh keinen guten Stamm)
- roter Berlepsch
- Zabergäu
- Karmijn de Sonnaville
- Holsteiner Cox

Hier hat der rote Berlepsch sehr spät ausgetrieben und hinkt etwas hinterher. Vermutlich lag das aber eher an der Veredelung, denn der "Mutterbaum" hat deutlich früher ausgetrieben.
Entgegen der Literatur wächst der Rotfranch ziemlich stark (vergleichbar mit Karmijn und Zabergäurenette).

Zitat
3. Baum (Schöner aus Wiedenbrück) mit englischen Sorten auf den Leitästen, die ich mir letztes Jahr noch als Buschbäume bestellt habe (soweit Informationen verfügbar waren, wachsen die alle eher mittelstark)
Stammitte: Strauwalds Parmäne
- Fall Russet
- St. Edmund Pippin
- Herefordshire Russet
- Pitmatson Pineapple

Dieser Baum wächst am ausgeglichensten. Die 4 Leitäste sind nahezu gleichstark im Wachstum. Die Mitte (Strauwalds Parmäne) hat auch sehr spät ausgetrieben und hinkt daher etwas hinterher. Evtl. lag das aber auch an der Veredelung.

Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Cade am 04. Juni 2020, 18:12:55
Ich habe dieses Jahr zum ersten mal veredelt. Auf zwei ca. 5 Jahre alten Wildlingen in ca. 1 Meter Höhe auf dem Leitast und je 4 Seitentrieben: Topaz, Boskoop, Berlepsch, Pilot, Wellington Bloomless und Rubinola. Ohne mir viel dabei zu denken was die Sinnhaftigkeit betrifft  :o
Aber alles angewachsen und treibt relativ gleichmäßig. Wenn die Sonne wieder da ist, dann stell ich mal ein Foto ein.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Rib-Johannisbeere am 05. Juni 2020, 12:10:19
Meine Glückwünsche :D
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Morgrey am 17. Dezember 2020, 12:08:19
Ich habe diesen November zwei junge Birnbäume auf einem Grundstück gepflanzt, das einmal zu einer kleinen Obstwiese werden soll. Es handelt sich um zweijährige Veredelungen der Sorten "Köstliche aus Charneux" und "Harrow Sweet". Unterlage ist in beiden Fällen Pyrodwarf, angestrebte Erziehungsform Halbstamm. Der Boden ist tiefgründig, lehmig und schwer. Das Grundstück befindet sich in leicht exponierter Lage in einem Weinbaugebiet.

Ich würde gerne Reiser der Birnensorten "Vereinsdechant" und "Novembra" auf die Bäumchen aufveredeln.

Ich möchte die Fachleute hier gerne fragen, ob die Kombination dieser vier Sorten grundsätzlich möglich und sinnvoll ist und - falls ja - welche Kombination sich am besten eignet. Mir schweben zwei Sorten pro Baum vor.

Schon jetzt danke ich herzlich für eure Einschätzung!

Moritz
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: obst am 17. Dezember 2020, 13:52:32
Bei Mehrsortenbäumen ist es sehr wichtig, dass die Sorten zusammenpassen, d.h. dass sie im Frühjahr möglichst gleichzeitig grün werden.

Wenn man sehr früh grün werdende Sorten mit sehr späten Sorten (z.B. Grahams Jubiläumsapfel) zusammen auf einem Baum veredelt, führt dies dazu, dass die frühe Sorte die späte völlig unterdrückt. Die frühe Sorte wird immer besser mit Wasser und Nährstoffen versorgt, da sie aufgrund der Assimilation der Blätter einen stärkeren Zug auf das Wasser ausübt.

Der Zeitpunkt des Ergrünens im Frühjahr hat nichts mit dem Reifezeitpunkt im Sommer zu tun. Auch frühreife Äpfel können im Frühjahr relativ spät das Laub austreiben.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Morgrey am 17. Dezember 2020, 14:05:55
Danke für die Erklärung. Das ist sehr einleuchtend.

Vielleicht kann hier ja jemand etwas dazu berichten, ob die von mir genannten Sorten unter diesem Gesichtspunkt zusammenpassen.

Ich habe leider (noch) keine eigenen Erfahrungen, zu welchem Zeitpunkt die Sorten austreiben.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: thuja thujon am 18. Dezember 2020, 13:41:11
Ich würde es einfach mal ausprobieren. So unterschiedlich habe ich die Birnensorten vom Austrieb nicht im Gedächtnis.

Ich würde auch nur die Leitäste mit den anderen Sorten veredeln, also auf keinen Fall Sorten übereinander.

Auf der Birnenspindel im Bild sind etwa 8-9 Sorten drauf, vom Wuchs her und abhängen ist es kontrollierbar finde ich.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: thuja thujon am 18. Dezember 2020, 13:44:05
Auf der Süßkirsche sind es 5 Sorten.

Ich habe erst veredelt nach 3 Jahren, als das Kronengerüst klar war und die Äste trotzdem noch dünn.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Morgrey am 18. Dezember 2020, 14:08:02
Lieber Thuja Thujon, vielen Dank für die Einschätzung und Ermutigung.

Ich habe vor, nur die (Hälfte der) Leitäste zu veredeln und den Rest bei der Ausgangssorte zu belassen.

Rätst du mir, noch ein Jahr mit der Veredelung zu warten? Mein Gedanke war, im kommenden Frühjahr schon die Veredelungen vorzunehmen, damit diese in Stammnähe erfolgen und somit hoffentlich komplette Leitäste der neuen Sorte ausbilden? Eine Veredelung im Jahr darauf würde doch zweifellos in größerer Entfernung zum Stamm gemacht, oder?

Nochmals vielen Dank für die wertvollen Hinweise!

Moritz
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: thuja thujon am 18. Dezember 2020, 14:32:23
Prinzipiell ja, aber was sind schon 50cm bei einem Baum mit 7 Metern Durchmesser? Und was hängt da drauf auf den ersten Zentimetern von einem Beindicken Ast? Da ist nur Rinde, kein Blatt und keine Frucht.

Du weißt von dem jungen Baum noch garnicht ob die Leitäste überhaupt bleiben. Du wirst sicherlich noch aufasten. Und wenn dein Bäumchen jetzt 4 Leitäste hat, dann werden sich vielleicht nur 2 davon durchsetzen und die anderen 2 werden zu Fruchtholz und später weggeschnitten.

Ich würde also eher noch 2 Jahre warten als nur ein Jahr.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: obst am 18. Dezember 2020, 15:05:15
Zitat
Ich habe vor, nur die (Hälfte der) Leitäste zu veredeln und den Rest bei der Ausgangssorte zu belassen.

Ich würde auch die Äste mit der Ausgangssorte abschneiden und dann neu veredeln mit dieser Sorte. Wenn alle veredelt sind, sind die Ausgangsvoraussetzungen für die neuen Sorten besser, da der ursprüngliche Baum immer besser an die Versorgung des Baumes angeschlossen ist.

Wenn die veredelten Äste dann sehr unterschiedlich treiben, würde ich zumindest im Laufe der ersten Vegetation die stark wachsenden Triebe etwas einkürzen, damit alle gleiche Chancen haben. Die Triebe können sehr unterschiedlich stark wachsen. Wenn einer dann erst ins Hintertreffen gerät, wird er immer sehr viel schwächer als die anderen wachsen.
Titel: Re: Sinnvolle Mehrsortenbäume
Beitrag von: Morgrey am 18. Dezember 2020, 18:51:36
Nochmals vielen Dank für eure Ratschläge. Ich werde sie beherzigen.

Moritz