Kossi,
ganz bestimmt ist es einfacher, einen großen Klivienbestand zu pflegen, wenn man in einem Klimabereich ohne Frost lebt, wie das in Teilen Südafrikas, Australiens, Neuseelands und Kaliforniens der Fall ist. Die einfacheren Klivien sind häufig in schattigen Gartenbereichen unter Bäumen gepflanzt; die wertvolleren werden häufig ganzjährig unter Gerüsten mit Schattiernetzen (60 bis zu 85 % der Lichtintensität werden von den Pflanzen ferngehalten.) in Töpfen gezogen.
Ich bin seit vielen Jahren Mitglied im Südafrikanischen Clivia Forum. Einige wenige Leute haben absolut prachtvolle und besondere Klivien, die breite Masse hat eher bescheidenere Pflanzen. Auch in diesen Ländern wohnt nicht jeder neben einer Gärtnerei, die eine reiche Auswahl anbietet. Besondere Sorten müssen – genau wie bei uns – entweder für viel Geld als Kindel von den Züchtern gekauft werden oder man sieht sich immer wieder nach Schnäppchen in Gärtnereien um oder versucht, über die Aufzucht von Sämlingen an schönere Klivien zu gelangen. Gerade bei der Pflanzenanzucht über Samen hat man dort gute Chancen, eine besonders schöne Klivie heranzuziehen, wenn man den Platz hat, viele Sämlinge zu betreuen, ohne hohe Kosten für die Beheizung eines Gewächshauses ausgeben zu müssen, wie das bei uns beklagst.
Diese Art der Pflanzenaufzucht hat aber auch erhebliche Nachteile, wie ich den Klagen im Forum entnehmen konnte. Bei der Topfkultur gibt es bei immer wieder auftretenden Winterregen Probleme mit faulenden Wurzeln und Kronen. In einigen Gebieten treten auch in diesen Ländern Hagelschäden auf. Schnecken, Wollläuse und in Südafrika besonders die Larven des Lilienbohrers schädigen die Pflanzen zum Teil massiv. Ebenso beeinträchtigen große Hitzperioden oftmals die Topfpflanzen.
Im übrigen gelten in Süostasien (China,Japan) andere Ansichten. Man hat dort Wert auf kleine Pflanzen mit ansprechendem Aussehen und weniger auf Blüten gelegt. Nicht von ungefähr kommen die Daruma, Monk usw aus der Region. Mir ist nicht bekannt ob es dort auch solche Schauen gibt. Die Pflanzen werden aber trotzdem in die ganze Welt exportiert.
Es gibt dort jedes Jahr Pflanzenschauen. In China werden die Klivien dabei nur nach dem Habitus der Blätter und der Blattstruktur usw. beurteilt. Deswegen werden die Klivien in regelmäßigen Abstanden gedreht und sogar mit besonderen Konstruktionen versehen, wenn ein Blatt es wagt, aus der Reihe zu tanzen. Hier kannst Du Dir die
Bewertungskriterien anschauen, wenn Du möchtest.
Die Pflanzen werden aber trotzdem in die ganze Welt exportiert.
Für einige Chinesen ist der Samenverkauf ein außerordentlich gutes Geschäft. Hieran nehmen nicht nur Klivien-Gärtnereien, sondern auch einige Privatpersonen teil, die Englisch können. Im Clivia Forum habe ich erfahren, dass diese Privatpersonen durch den Pflanzen- und Samenverkauf ins Ausland erheblich mehr Geld verdienen als mit ihrem eigentlichen Beruf.
Nach Deutschland sind auf diesem Wege jede Menge Samen von chinesischen Klivien eingeführt worden. In zwei Pflanzenforen in Deutschland habe ich gelesen, dass dort Sammelbestellungen organisiert wurden. Über Australier chinesischer Herkunft wurden Sammelbestellungen besonderer chinesischer Klivienzüchtungen nach Australien und in die USA organisiert. Ein freundlicher Amerikaner hat mir dann die von mir gekauften Samen geschickt. Ich habe auch noch direkt aus China Samen gekauft.
Chinesische Klivien werden gern in den Ländern kultiviert, in denen man diese Pflanzen durch die klimatischen Verhältnisse über Monate als Hauspflanzen halten muss. Sie eignen sich erheblich besser als die größeren Belgischen Hybriden für schmalere Fensterbänke. Wie ich immer wieder in bestimmten Forenthreads feststellen konnte, wecken diese kleineren Klivien anscheinend besonders gut den Pflegetrieb einiger Leute, da sie niedlich aussehen, besonders wenn sie noch junge Sämlinge sind. Weiterhin sind viele Klivien-Fans von den kleinen, panaschierten Klivien entzückt.
Die meisten Leute, die diese Klivien aufziehen, wissen gar nicht, dass die chinesischen Klivien nur im Hinblick auf die Blätter gezüchtet wurden. Die Ernüchterung wird dann einsetzen, wenn diese Gewächse das erste Mal blühen, wenn die Pflanzen es überhaupt bis zu dieser Größe geschafft haben und nicht vorher eingegangen sind. Sie benötigen in der Regel auch mehr als 13 Blätter, um zu blühen. Wenn noch zu hohe Überwinterungstemperaturen hinzukommen, wird die vorherige Freude häufig in Enttäuschung umschlagen.
Ich habe im Laufe von sieben Jahren Hunderte von Bildern kleiner und ausgewachsener Sämlinge chinesischer Klivien gesehen, aber nur drei schöne blühende. Ich weiß durch das Clivia Forum von einer Amerikanerin, die ca. 100 panaschierte Pflanzen von einem chinesischen Züchter gekauft hat. Die drei schönsten hat sie behalten und alles andere über e*** verkauft, weil die Blüten nach ihren Worten furchtbar (sehr niedrige Blütenstiele mit sehr geringer Blütenanzahl) waren.
Wenn man also die Zuchtregeln der Südafrikaner hier ind Deutschland zur Anwendung bringen will, muß man sich einen Bestand von mehreren .zig Pflanzen zulegen. Vor allen Dingen muß man dann auch Pflanzen erwerben mit einem entsprechenden Zuchtnachweis. Es nutzt nichts wenn man versucht mit Pflanzen aus dem Baumarkt so etwas aufzubauen.
Die Bewertungskriterien bei den Pflanzenschauen beruhen auf ästhetischen Gesichtspunkten. Jede Pflanze, die ich mir kaufe, bewerte ich ebenfalls nach ganz bestimmten ästhetischen Gesichtspunkten; da hat jeder einen etwas anderen Maßstab. Und da ich meine Klivien nicht verkaufen möchte, muss ich auch keinen Zuchtnachweis haben.
Ich hatte ja das große Glück, zwei große belgische Klivienzuchtbetriebe besichtigen zu dürfen, in denen auch zum Teil gezüchtet wurde. In den Vertrieb kommen in erster Linie die orange blühenden Belgischen Hybriden und in erheblich geringerem Anteil die gelb blühenden Klivien. Zwischen dieser Masse an durchschnittlichen Klivien findet man aber auch immer wieder ganz besondere Pflanzen. Das Problem ist nur für viele Klivien-Fans, genau dann in der Gärtnerei zu sein, wenn die Klivien gerade angeliefert wurden und man schon mindestens eine geöffnete Blüte erkennen kann. Wenn man wie ich auf dem Lande lebt und mit Hin- und Rückfahrt 70 km fahren muss, ist es schwierig, den richtigen Zeitpunkt abzupassen. Und ich habe schon Bilder wunderbarer Exemplare von Baumarktklivien in Foren gesehen. Auch da kann man durchaus Glück haben, wenn man noch auswählen darf.
Kossi, und Du hast ja jetzt – genau wie ich auch – das große Glück gehabt, von Marcu eine ganz besonders schöne Belgische Hybride zu erhalten. Sie hat nämlich wunderschöne orange, breite Blütenblätter in einer stattlichen Anzahl. Wenn wir diese Klivie in diesem Jahr gut pflegen und sie für ca. zwei Monate bei ungefähr 10 °C halten, wird dies eine absolut prachtvolle Pflanze mit einer fast kugeligen Dolde auf einem hohen Blütenstiel über dem Laub sein, über die wir uns richtig freuen können. Noch einmal vielen Dank, Marcu, für dieses ganz besondere Schätzchen!
Um hier in Deutschland das Interesse in größerem Umfang zu wecken, wäre es vorteilhaft den wirklich Interessierten eine Seite (auf deutsch) anzubieten, auf der sie alles wissenswerte über Klivien erfahren. Was z.Z. an deutschen Seiten im Netz steht ist nur zum Teil informativ und leider sehr lückenhaft.
Auf
dieser deutschen Seite kann sich jeder über Klivien informieren. Meine Klivien bekommen allerdings immer wieder einen anderen Standort und ich drehe sie bei der Blüte jeden Tag, sonst ca. alle 14 Tage um 180 °. Mit dem Lehmanteil in der Erde würde ich nicht zurechtkommen, da ich eher dazu neige, die Pflanzen zu übergießen. Ich benötige für meine Klivien ein durchlässigeres Substrat. Andere Klivien-Fans (Oile und/oder RosaRot?) können ihre Pflanzen in ganz normalem Pflanzsubstrat kultivieren. Ansonsten finde ich diese Seite sehr hilfreich für eine gute Klivienkultur, gerade auch für „Frischlinge“.
Welche Angaben würden Dir hier fehlen?
Jetzt muss mich aber endlich um meinen Garten kümmern.
Viele Grüße
Elke