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Pflanzenwelt => Stauden => Thema gestartet von: Venga am 16. Juli 2013, 21:54:12

Titel: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Venga am 16. Juli 2013, 21:54:12
Ich habe in letzter Zeit einige getopfte Stauden (3 Liter Topf) gekauft.
Sie sehen kräftig und gesund aus und blühen schön und reichlich. Aber sie kommen mir recht kurz vor.
Einige der Pflanzen haben keinen Sortennamen und ich bin am suchen, wie groß sie eigendlich werden, damit ich planen kann, wo sie im Herbst hinkommen.
Werden getopfte Stauden irgendwomit behandelt, damit sie gedrungen bleiben und im Topf nicht so sparrig aussehen? Gibt sich das im laufe der Zeit wieder oder bleiben die kleiner als normal?
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Zwiebeltom am 16. Juli 2013, 21:59:05
Daniel kann das sicher genau beantworten. Ich gehe ganz stark davon aus, dass auch (bestimmte) Stauden mit chemischen Stauchmitteln behandelt werden, um sie hübsch kompakt und dennoch blühend verkaufen zu können. Das wird mit etlichen Zimmerpflanzen und Zierpflanzen für den Balkon auf jeden Fall gemacht.

Meistens lässt die Wirkung irgendwann nach und die Pflanzen wachsen dann ganz normal weiter, einige Pflanzen (mit zu hoher Dosis?) haben aber auch Probleme in die Gänge zu kommen.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Uwe S am 16. Juli 2013, 22:00:36
Hallo,
es gibt genügend chemische Stauchemittel für den industriellen Gartenbau , damit die Staude den heutigen Verbrauchern ins Auge schmeichelt.
VG
Uwe
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Dunkleborus am 16. Juli 2013, 22:22:19
Ein berühmtes Beispiel dafür sind niedrige Kissen-Astern, die im nächsten Jahr mannshoch werden.
Oder verröchelt sind.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: chris_wb am 16. Juli 2013, 22:25:31
Ich finde ja aktuell die Gaura wieder niedlich. :) ::)
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Albizia am 16. Juli 2013, 22:30:50
Meistens lässt die Wirkung irgendwann nach und die Pflanzen wachsen dann ganz normal weiter,....

Der Klassiker in gestaucht sind da z.B. Herbstastern im Topf, wie sie z.B. typischerweise in Discountern, Supermärkten, Baumärkten und auch vielen Gartencentern mit 30 cm Höhe als Noname-Pflanze in rosa, weiß und lila vermarktet werden. Im ersten Herbst blühend klein gekauft, werden sie meist als typische Wegwerfpflanzen behandelt. Pflanzt man sie jedoch rechtzeitig in den Garten, wundert man sich im nächsten Jahr, daß sie auf einmal dreimal so hoch wie vorher sind, falls sie den ersten Winter überleben.

Nun seit einigen Jahren von diesen Anfängersünden geheilt, ;) kaufe ich dann jetzt doch lieber meine Pflanzen direkt beim Staudengärtner. Da bekomme ich einen Gattungs-, Art- und Sortennamen und weiß, wie hoch sie sind und daß sie robust gezogen wurden.

edit: die Dunkle kam mir zuvor.... ;)

Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Venga am 16. Juli 2013, 23:05:33
Danke für die, wie immer, schnellen Antworten!
Ich hab mir sowas schon gedacht.
Die Erfahrung mit den Herbstastern hab ich auch gemacht. 8)
Bei der Echinaea weiß ich ja, wie groß die vorraussichtlich wird.
Nur bei der Veronica bin ich mir noch nicht sicher. Da gibt es so viele...
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Albizia am 17. Juli 2013, 00:39:00
Es kommt offensichtlich auch darauf an, bei wem man die Pflanzen kauft, aber vor allem wohl, für was die Pflanzen produziert werden. Massenware für Balkon oder Stauden als reine Saisonbepflanzung werden wohl häufiger gestaucht und gehen vermutlich allgemein dann auch recht gut zu diesem Zweck weg.

Ich habe noch eine aktuelle story bezüglich gestaucht, Phlox und Gartencenter zu bieten... ;D

Letzte Woche war ich beruflich unterwegs. Was mache ich in der doofen Mittagspause? Direkt um die Ecke ein Gartencenter, ein De..er. Klar, da gehe ich doch mal rein. Vielleicht haben sie ja Phloxe in Sorten, da ich gerade dabei bin, mich auf Phloxe einzuschießen....

Auf die Schnelle einen Überblick über die Stauden auf den Tischen.
Da - von weitem- ein ganzer Tisch voller Phloxe! Nix wie hin. Phlox - rot und rosa mit dunklerer Mitte- , paniculata, in großem! Topf, aber ohne jegliche Sortenbezeichnung, dafür aber nur ca. 30-40 cm hoch. ::) Noch nie gesehen in dieser Höhe. Voll erblüht, aber ganz offensichtlich gestaucht, für 6.99 Euronen. Gestaucht und ohne Sortennamen ist das natürlich für mich nix. Aber vielleicht haben sie ja noch andere, Sorten halt. Und da die Mittagspause äußerst knapp ist, könnte man ja anstatt zu suchen, nachfragen.....

Das folgende Gespräch mit dem aufgesuchten "Verkaufspersonal" möchte ich euch nicht vorenthalten: Als "Pflanzenberaterin" habe ich sie mit mit PB gekennezichnet.

Ich: Guten Tag, ich suche Phlox. Haben sie Phlox paniculata in Sorten?
PB: Ja, selbstverständlich, da hinten stehen sie auf dem Tisch.
Ich: Ja, danke, das habe ich gesehen, allerdings haben diese keine Sortenbezeichnung und außerdem sind sie gestaucht.
PB: Wie - gestaucht? ::)
Ich: Nun ja, gestaucht, halt kleiner und kompakter, als sie normalerweise wären, eben mit Stauchemitteln behandelt, damit....
PB: Ach so, nun ja, ok, im nächsten Jahr werden sie dann eben wieder größer, dann haben sie das doch dann, was sie wollen, größer...
Ich: Das ist mir schon klar. :) Diese wollte ich aber nicht, sondern einen anderen, ungestauchten. Aber vor allem suche ich nach diversen Sorten. Vielleicht haben haben da ja in einer anderen Ecke noch andere.... sie können auch durchaus in kleineren Töpfen stehen.
PB: Aber der Phlox auf dem Tisch dahinten ist doch in Sorten.
Ich: Nein, das ist er nicht. Gibt es noch anderen?
PF: Natürlich ist der in Sorten. :( Kommen sie mit, ich zeige es ihnen.

Ich bin dann mit ihr mit gegangen, weil ich in der Hoffnung war, sie führt mich vielleicht nun zu einem anderen Tisch. (Tat sie aber nicht, sondern führte mch zu eben jenem..)
PB: da, sehen sie (zeigt auf das Etikett), da steht es doch ganz deutlich: Phlox paniculata: rot, Phlox paniculata: rosa...
Ich: :-X leise: das ist keine Sorte, sondern ist eine Farbbezeichnung: rot und rosa. ::)
PB: Tut mir leid, dann müssen sie mal gucken, ob sie im Regal irgendwo bei den gemischten Stauden noch was anderes finden....

 ;D ;D Ich habe es dann nach einem kurzem Blick über die Regale mit den Stauden in kleinen Töpfen und ebenso unbenamten Phlox-Sorten vorgezogen, zu gehen..... ;D
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: lonicera 66 am 17. Juli 2013, 01:31:45
Was Albizia so schön beschrieben hat, passiert mir und sicher auch vielen anderen jedes Jahr auf`s neue...

Speziell ist mir das mit einem weißen Phlox passiert. Gekauft, blühend 30cm hoch, in den Vordergrund des Beetes gepflanzt.
Im Folgejahr explodierte er auf über 60cm und verdeckte den zierlichen, blauen Phlox dahinter vollkommen. >:(

Ich bin heute auch in einem Restpostencenter einem Rittersporn verfallen. Dieser ist gestaucht auf 30 cm, schon fast verblüht (deshalb auch günstiger) aber ich habe ihn trotzdem mitgenommen. Bei Rittersporn weiß man ja, wie groß der werden kann.

Schlimmer finde ich noch, daß viele Stauden frühzeitig in Blüte geschickt werden, damit sie zum Verkauf hübsch aussehen.

Leider sind dann die regulären Blühzeiten so verfälscht, daß ich schon so manche Überraschung im nächsten Jahr erlebt habe.
Auf einmal waren ganze Teile meiner Beete monatelang ohne eine einzige blühende Pflanze und dann plötzlich blühte alles auf einmal, danach wieder bis zum Herbst gar nichts :(.

Seitdem informiere ich mich erst nach Größe und Blütezeit, bevor ich bei Angeboten dann am nächsten Tag zuschlage.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Irisfool am 17. Juli 2013, 06:00:20
Am schlimmsten sind die kleinen niedlichen "Polsterasterchen", die sich dann im nächsten jahr als wuchernde 1.50m grosse monster entpuppen und deren nachkommen man immer wieder mal meterweit im bett aufzpúren muss. Kletten wird man eher wieder los! ;D ;D ;D
 Das heisst für mich: Nie wieder Pflanzen aus einem Gartencenter ;D ;D :D
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: sarastro am 17. Juli 2013, 06:33:19
Und das alles noch dazu zu sagenhaft ungünstigen Preisen! Selbst schuld, muss jeder selber wissen. Ich weiß allerdings nur eines: wenn ich mich nochmals selbständig mache, dann mitten zwischen solchen GC und Baumärkten, die um teures Geld regelrechten Schrott verkaufen, aber Gratiswerbung für den Garten und mich machen.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Staudo am 17. Juli 2013, 08:02:44
Ach lass mal. So ein Phloxtopf im 3-Liter-Contanier macht schon mehr her, als eine gagelige Phloxpflanze vom Staudengärtner. Übrigens wird bei vielen Staudensorten für den Sommerverkauf im Gartencenter auf von sich aus kompakten Wuchs geachtet. Es gibt also eine ganze Reihe neuerer Staudensorten, die auch ohne Hemmstoffe niedrig bleiben.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: mame am 17. Juli 2013, 08:08:51
Am schlimmsten sind die kleinen niedlichen "Polsterasterchen", die sich dann im nächsten jahr als wuchernde 1.50m grosse monster entpuppen

Viel schlimmer finde ich, dass das Astern-Sortiment in einigen Staudengärtnereien immer weniger wird, weil sie im regulären Wuchs in den den kleinen Töpfen selten gut aussehen und sich dementsprechend schlecht verkaufen. Da hab ich schon fast wieder Verständnis für die Staucher-Fraktion :-X
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Staudo am 17. Juli 2013, 08:13:14
Das Herbstgeschäft mit blühenden Astern geht mittlerweile fast völlig an den Staudengärtnern vorbei.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Gartenlady am 17. Juli 2013, 08:25:04
So gestaucht kann man sie halt besser transportieren ;)

Besonders schlimm finde ich die gestauchten Echinaceen, so wirken die eh mit dicken Stängeln gezüchteten Sorten wie ihre im Liegestuhl liegenden unter ihrem Übergewicht ächzenden Gartenbesitzer.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Schantalle am 17. Juli 2013, 09:32:33
Besonders schlimm finde ich die gestauchten Echinaceen, so wirken die eh mit dicken Stängeln gezüchteten Sorten wie ihre im Liegestuhl liegenden unter ihrem Übergewicht ächzenden Gartenbesitzer.

Herrliches Bild! ;D ;D ;D
Zu dem Ensemble würde auch die berühmte 'Hortensie blau'-Sorte passen! (Sorten-Beschreibung: 30cm große Zwerge mit mindestens 4 blauen Monster-Bällen, die den Laub beinahe komplett verdecken) Diese "Sorte" blüht zwar überwiegend im März ... sorgt aber nicht weniger für ein prächtiges wowwelcheineblütenpracht-Stöhnen des Liegestuhl-Besitzers!

@Irisfool:
Zitat
Nie wieder Pflanzen aus einem Gartencenter
Tja ... ich kann es um "Bei Gärtnereien zwischen den Eigenen und Zugekauften unterscheiden" ergänzen.
Mir sind neulich ein paar solche Zugekauften (aus NL, wo sonst!) in den schon vollen Korb eingesprungen. Habe ich sie mitkommen lassen und dem Chef "Die werden halt bei mir ihr freies Wachstum lernen dürfen!" gesagt. Er hat mich verstanden ;)
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Bin im Garten am 17. Juli 2013, 11:14:05
Meine Naivität hat mich mal wieder eingeholt. ;)
Irgendwie hatte ich mir sowas schon gedacht, aber dass die Stauden reell mit Stauchemitteln behandelt werden ist ja... mir fällt nix ein.
Dann ist das bei den schon vor Wochen blühenden Dahlien im Topf sicher auch so? Die sind keine 40 cm hoch und sehen eben auch total "gestaucht" aus. Irre viele Blütenansätze, aber fast alle auf einer Höhe und total gequetscht. Davon hab ich immer lieber die Finger gelassen.
Was es nicht alles gibt... :P
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Schantalle am 17. Juli 2013, 11:28:00
Die sind keine 40 cm hoch und sehen eben auch total "gestaucht" aus. Irre viele Blütenansätze, aber fast alle auf einer Höhe und total gequetscht. Davon hab ich immer lieber die Finger gelassen.

Wenn Dir die Blüte gefällt und zu dem Farbspektrum passt, dann ist doch kein Problem! Pflege die Knolle als ob nichts gewesen wäre und warte mal ab. Auch die pickeligen Zwerge aus der Muckibude werden mal (er)wachsen :)
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 17. Juli 2013, 15:51:05
Wenn ich das hier alles so lese wird mir teilweise, ehrlich gesagt, schlecht! ::)

Ein berühmtes Beispiel dafür sind niedrige Kissen-Astern, die im nächsten Jahr mannshoch werden.
Oder verröchelt sind.

Entschuldige Dunkle, aber das ist Unsinn! Topfastern werden nicht gestaucht (oder zumindest nur seeehr wenig) sondern schlicht verdunkelt da es sich um Kurztagspflanzen handelt. Je nach gewünschtem Produkt (Größe) ggf. schon ab dem stecken.

Etwas anderes sind die Kientzlerastern die im Herbst häufig als Töpfe und Kübel angeboten werden. Das sind Kreuzungen aus A.dumosus und A. nichtsgenauesweissmannicht. Diese bleiben (nicht zuletzt auch wegen des recht späten Topftermins) im ersten Jahr verhältnismäßig kurz und kugelig und wachsen (sortenabhängig) ab dem zweiten Jahr zu Größen bis 1,5m heran. Hemmstoffe sind nur bei einigen Sorten erforderlich um den Bestand "glattzuziehen", also um zu verhindern, dass einzelne Triebe durchschießen.
Die 08/15 Zwergastern aus dem Gartencenter oder Supermarkt sind ganz einfach verdunkelte A. novi-belgii-Sorten, teilweise spezielle Sorten die besonders gut auf Verdunkelung ansprechen (auch unter Glas, was "herkömmliche" Sorten nur widerwillig oder schlecht tun). Im Garten haben sie im nächsten Jahr die Eigenschaften von normalen A. novi-belgii.

Speziell ist mir das mit einem weißen Phlox passiert. Gekauft, blühend 30cm hoch, in den Vordergrund des Beetes gepflanzt.
Im Folgejahr explodierte er auf über 60cm und verdeckte den zierlichen, blauen Phlox dahinter vollkommen. >:(

Auch das hat nichts (oder nur wenig) mit chemischen Hemmstoffen zu tun. Viele Zwergsorten (und auch Standardsorten) blühen bei frühen Topfterminen im ersten Sommer und mit der Blüteninduktion hört das Längenwachstum nunmal auf. Im nächsten Jahr ist die Vegetationsperiode bis zur Induktion einfach länger, sodass sie zur Vollen Größe heranwachsen können. Phlox sieht gestaucht auch einfach mistig aus, da er auf viele Hemmstoffe nicht reagiert (bei denen er normal aussähe) und bei den Hemmstoffen auf die er reagiert (einige Azole und Regalis) streikt die Verzweigung und die Pflanzen verhocken völlig.

Ich bin heute auch in einem Restpostencenter einem Rittersporn verfallen. Dieser ist gestaucht auf 30 cm, schon fast verblüht (deshalb auch günstiger) aber ich habe ihn trotzdem mitgenommen. Bei Rittersporn weiß man ja, wie groß der werden kann.

Das z.B. hat ausnahmsweise tatsächlich oft was mit Hemmstoffen zu tun. Aber auch hier hängt der "Hemmstoffbedarf" vom Topftermin ab, je später, desto weniger. Meine Mitte Mai getopfen und Anfang Juni gestutzten Delphiniumkübel blühen in etwa 2-3 Wochen und werden bis dahin nicht ein einziges Mal ein Stauchmittel sehen, wozu auch, sie sind jetzt etwa 30cm hoch und werden mit farbezeigenden Knospen dann etwa 40-50cm hoch sein, für einen 5 Liter Kübel optimal.


Schlimmer finde ich noch, daß viele Stauden frühzeitig in Blüte geschickt werden, damit sie zum Verkauf hübsch aussehen.

Leider sind dann die regulären Blühzeiten so verfälscht, daß ich schon so manche Überraschung im nächsten Jahr erlebt habe.
Auf einmal waren ganze Teile meiner Beete monatelang ohne eine einzige blühende Pflanze und dann plötzlich blühte alles auf einmal, danach wieder bis zum Herbst gar nichts :(.

Seitdem informiere ich mich erst nach Größe und Blütezeit, bevor ich bei Angeboten dann am nächsten Tag zuschlage.


Naja, auch die Blütezeit ist einfach eine Frage des Topftermins und z.T. der Sorte. Allerdings sollte man sich doch immer informieren wann eine Pflanze natürlicherweise blüht oder?
Eine Coreopsis z.B. blüht nur dann früh, wenn ich ihr die entsprechende Wärme- und vor Allem Lichtmenge die sie zur Induktion zur Verfügung stelle, diese Möglichkeiten habe ich im Garten schlicht nicht mehr. Einem Gärtner mit einem Hach Erfahrung sollte aber klar sein, dass klassische Sommerblüher eben nicht Ende April im Garten blühen können. Übrigens produzieren Gärtner immer das was der Kunde verlangt, wenn also keine Nachfrage bestünde gäbe es diese Produkte auch nicht....

Und das alles noch dazu zu sagenhaft ungünstigen Preisen! Selbst schuld, muss jeder selber wissen. Ich weiß allerdings nur eines: wenn ich mich nochmals selbständig mache, dann mitten zwischen solchen GC und Baumärkten, die um teures Geld regelrechten Schrott verkaufen , aber Gratiswerbung für den Garten und mich machen.

Autsch!!!! ::)


Viel schlimmer finde ich, dass das Astern-Sortiment in einigen Staudengärtnereien immer weniger wird, weil sie im regulären Wuchs in den den kleinen Töpfen selten gut aussehen und sich dementsprechend schlecht verkaufen. Da hab ich schon fast wieder Verständnis für die Staucher-Fraktion :-X

Das geht viel einfacher! Im Juni nochmal um die Hälfte einkürzen. Spart Hemmstoffe und sorgt trotzdem für kompakten und verzweigten Wuchs.


Besonders schlimm finde ich die gestauchten Echinaceen, so wirken die eh mit dicken Stängeln gezüchteten Sorten wie ihre im Liegestuhl liegenden unter ihrem Übergewicht ächzenden Gartenbesitzer.

Auch das hat oft weniger mit Hemmstoffen als mit Züchtung und stutzen zu tun. Viele neue Sorten (besonders die mit roten, orangen und gelben Blüten) ergeben ohne stutzen nur einen meterlangen Stängel ohne jegliche Verzweigung und mit dem richtigen Stutztermin kann ich mir Hemmstoffe sparen... allerdings gehören Echinaceen zu den Stauden die sehr gut auf hemmstoffe ansprechen wenn nötig.


Meine Naivität hat mich mal wieder eingeholt. ;)
Irgendwie hatte ich mir sowas schon gedacht, aber dass die Stauden reell mit Stauchemitteln behandelt werden ist ja... mir fällt nix ein.
Dann ist das bei den schon vor Wochen blühenden Dahlien im Topf sicher auch so? Die sind keine 40 cm hoch und sehen eben auch total "gestaucht" aus. Irre viele Blütenansätze, aber fast alle auf einer Höhe und total gequetscht. Davon hab ich immer lieber die Finger gelassen.
Was es nicht alles gibt... :P

Zu dem hervorgehobenen Teil: Autsch!!!

Zu den Dahlien: Auch die kriegen (abhängig von der Topfgröße) nur wenig Hemmstoff, ein 12er oder 13er Topf braucht mit der richtigen Sorte gar kein Stauchmittel, Zwergdahlien im 10,5er Topf wollt ihr ohne Stauchmittel gar nicht sehen... ::)
Das sind schlichtweg kurze Stecklingssorten die genetisch kompakt wachsen und reichblühend gezüchtet sind. Knollen bilden diese Sorten meist nicht oder sehr spät, wenn man sie also überwintern will am besten im Topf und nicht ganz austrocknen lassen. Jetzt im Sommer gibt es öfter mal Dahlienkübel die tatsächlich aus Knollen gezogen sind. die sind meist auch ungestaucht sondern schlichtweg im Freiland gezogen. Diese können wie jede andere Dahlie auch überwintert werden.
Zu Dahlien ist allerdings zu sagen, dass die hervorragend auf alle verfügbaren Hemmstoffe ansprechen. Da diese aber keine besonders lange Wirkungsdauer haben halte ich das nicht für problematisch.


So, erstmal bis hierher, später vielleicht noch ein Roman dazu was Hemmstoffe eigentlich tun und was sie nicht können, jetzt ist erstmal meine Küche und Wäsche dran.... ;D


Liebe Grüße,

Daniel
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Staudo am 17. Juli 2013, 16:05:23
Viele Wäschesorten bekommt man mit einer Heißwasserbehandlung gestaucht.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 17. Juli 2013, 16:28:40
Die hat sie schon hinter sich ohne nennenswerte Staucheffekte.... :-X :P
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Gartenlady am 17. Juli 2013, 16:34:38
Viele Wäschesorten bekommt man mit einer Heißwasserbehandlung gestaucht.

;D

Danke für die ausführlichen Infos, Daniel, aber letztlich ist es ja egal wie es gemacht wird, wir wüssten halt gerne wie die Pflanzen tatsächlich aussehen werden.

Eine Lieblingspflanze aus Kindertagen ist die Cosmea, wunderbar elegante, hohe Pflanzen, die sich im Wind wiegen. Und was hat die moderne Kultur aus diesen und anderen schönen hohen Einjährigen gemacht? Es sind jetzt pummelige Zwerge, die zumindest bei mir im Beet zwischen den Stauden untergehen und sang- und klanglos nach ein paar Wochen ihren Geist aufgeben.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: krimskrams am 17. Juli 2013, 16:58:33
Cosmeen lassen sich sehr einfach aussäen. Das ist sogar mir letztes Jahr gelungen, obwohl ich mit Aussaaten nur selten Glück habe. Dann werden sie auch so hoch, wie du sie kennst. Jetzt, im Folgejahr, haben sie sich freundlicherweise selbst ausgesät. :)
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Elenor am 17. Juli 2013, 17:22:08
interessantes Thema, dass mich auch schon viel beschäftigt hat. Gerade dieses Jahr sind mir die blühenden Zwergen-Sonnenblumen, extremen Krüppelkosmeen und Mini-Dahlien (im Mai-Anfang Juni) etc. speziell vor den Supermärkten besonders sauer aufgestoßen, daher fand ich die informativen Beiträge von Daniel sehr aufschlussreich, danke!

Ich hoffe meine dieses Jahr erstandene Vanilleblume wird dann auch ab nächstem Jahr ein richtiger größerer Busch. Ich denke die hat schon einiges an Stauchmittel abbekommen?

Wie ist es mit Petunien und Stauchmittel, das würde mich auch noch interessieren.

Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: pearl am 17. Juli 2013, 17:27:41
Übrigens produzieren Gärtner immer das was der Kunde verlangt, wenn also keine Nachfrage bestünde gäbe es diese Produkte auch nicht....


das ist doch der springende Punkt! Handwerklich produzierte Stauden sind nicht gestaucht, wozu auch und man kauft sie in der Gärtnerei seines Vertrauens. Entweder im Herbst oder im Frühjahr.

Blühende Stauden schaut man sich in Mutterpflanzenquartieren an oder besucht möglichst viele Gärten. Private oder öffentliche. Das macht die ganze Saisonware in GC oder BM übrflüssig.

Das Leben kann so einfach sein! ;D
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Gartenlady am 17. Juli 2013, 17:40:00
Ja, das ist alles ganz einfach: man setzt sich ins Auto, fährt ein Stündchen oder zwei zur nächsten Staudengärtnerei und schwelgt in den schönsten Pflanzen ::)

Dass die Gärtnereien produzieren was die Kunden verlangen, halte ich für ein Gerücht, zunächst kultivieren sie, was sich leicht kultivieren lässt und dann kultivieren sie es so, dass man es leicht händeln kann, d.h. klein und pummelig und möglichst quadratisch, damit es keine Platzverluste in den Quartieren gibt.

Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 17. Juli 2013, 17:47:07
interessantes Thema, dass mich auch schon viel beschäftigt hat. Gerade dieses Jahr sind mir die blühenden Zwergen-Sonnenblumen, extremen Krüppelkosmeen und Mini-Dahlien (im Mai-Anfang Juni) etc. speziell vor den Supermärkten besonders sauer aufgestoßen, daher fand ich die informativen Beiträge von Daniel sehr aufschlussreich, danke!

Ich hoffe meine dieses Jahr erstandene Vanilleblume wird dann auch ab nächstem Jahr ein richtiger größerer Busch. Ich denke die hat schon einiges an Stauchmittel abbekommen?

Wie ist es mit Petunien und Stauchmittel, das würde mich auch noch interessieren.



Also, zu den Minidahlien hatte ich was geschrieben.

Minisonnenblumen: Hier kommt es auf deine Definition von "mini" an. Minis sind für Gärtner 6er Töpfe und dann ist das bei Sonnenblumen eine Kombi aus Zwergsorten, Verdunkelung und Hemmstoff.
Bei "Standardware" im 12er-14er Topf gibt es inzwischen Sorten die durchaus ohne oder mit wenig Hemmstoffen auskommen, diese werden auch nicht wesentlich größer wenn man sie im Garten aussät (nicht vergessen, dass Pflanzen die in Töpfen kultiviert werden oft kleiner bleiben da sie einfach ein geringeres Wurzelvolumen ausbilden können). Weiterhin kann man auch bei Sonnenblumen die Höhe sehr gut über eine Kurztagsbehandlung regulieren was allerdings im Sommer schwierig wird wegen der hohen Temperaturen.
Und dann bleiben bei Sonnenblumen natürlich auch noch Hemmstoffe zur Wuchsregulierung, wirksam sind Regalis, Dazide und Bonzi in D wird, mangels Bonzizulassung, meistens im Wechsel mit Regalis und Dazide gearbeitet. Im Sommer ist das öfter mal erforderlich, da Sonnenblumen besonders im Langtag wachsen. Frühe und späte Sätze bleiben ohne stauchen kurz genug wenn man die richtige Sorte nimmt.

Komeen in Töpfen hingegen werden i.d.R. recht massiv gestaucht (Dazide, Bonzi und Tilt sind gut wirksam) um die auf das passende Format zu bringen. Wichtig ist dabei aber, dass Topfsorten verwendet werden die ohnehin deutlich kürzer bleiben, eine Standardsorte die als Schnittblume verwendet wird kriegt man auch mit Bonzi nicht in den Topf gestaucht.
Wenn die Pflanzen völlig verkrüppelt sind und auch im Garten nicht mehr weiter wachsen kommen die entweder aus einem anderen EU-Land (alle außer Deutschland haben Bonzi zur Verfügung) oder ein deutscher Gärtner hat sich in die Illegalität begeben... ::) deutlich höher als 40-50cm werden Topfsorten aber ohnehin nicht.

Bei den Petunien kommt es sehr darauf an was du unter Petunie verstehst. Bei den kleinen Sämlingspetunien (egal ob groß- oder kleinblütig) gibt es seit ein paar Jahren Serien die weitgehend ohne Stauchmittel auskommen (ich gebe ihnen trotzdem gerne ein- oder zweimal Dazide, da sie dann einen wesentlich besseren Aufbau und eine viel reichere Verzweigung entwickeln) und daneben immernoch die Serien die deutlich mehr Stauchmittel benötigen, i.d.R. sieht man das im Laufe des Sommers. Wenn die Pflanzen sehr kurz bleiben und mehr breit als hoch/lang werden sind das kurze Sorten/Serien, ist das laub schwarzgrün und die Pflanzen kommen gar nicht mehr aus dem Quark hat da jemand illegal mit Bonzi gespielt oder die Pflanzen kommen aus Nachbarländern.
Bei den Stecklingssorten kann meist nicht auf Stauchmittel verzichtet werden um überhaupt eine brauchbare Qualität zu erzielen. Die Sorten der Surfiniaserie müssen meist recht stark gestaucht werden (es gibt auch hier inzwischen Sorten die mit weniger auskommen), Nachfolgerserien brauchen oft deutlich weniger Hemmstoffe.
das extrem sind die Potunias von Dümmen, die kommen komplett ohne oder mit seeehr wenig Stauchmittel aus und wachsen beim Kunden trotzdem nicht weiter (Genetik).

Schlimmer als den Einsatz von Hemmstoffen (bei dem die Pflanzen beim Kunden problemlos weiterwachsen wenn der Gärtner weiss was er da tut) finde ich die Tatsache, dass inzwischen gar nicht mehr unterschieden wird zwischen den starkwachsenden Hängepetunien wie Surfinia etc. und den kurzen halbhängenden/aufrechten Serien wie z.B. Potunia und Viva und der Einfachheit halber alles als Stecklingspetunien (die der Kunde ja mal als stark hängende Pflanzen kennen gelernt hat) oder, noch schlimmer, alles als Surfinia (die ja auch heute noch stark hängend wachsen) verkauft wird. Schuld ist hier zwar auch der Gärtner aber immerhin nicht die Chemie. ;)
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 17. Juli 2013, 17:54:44
Ja, das ist alles ganz einfach: man setzt sich ins Auto, fährt ein Stündchen oder zwei zur nächsten Staudengärtnerei und schwelgt in den schönsten Pflanzen ::)

Dass die Gärtnereien produzieren was die Kunden verlangen, halte ich für ein Gerücht, zunächst kultivieren sie, was sich leicht kultivieren lässt und dann kultivieren sie es so, dass man es leicht händeln kann, d.h. klein und pummelig und möglichst quadratisch, damit es keine Platzverluste in den Quartieren gibt.



Jetzt aber mal ganz langsam!

1. Keine Nachfrage, keine Produktion.
2. die in den Vierecktöpfen wegen des geringen Platzverlustes sind eben ausschließlich die hier so gerühmten Staudengärtner und nicht die bösen Zierpflanzer. (Ganz bewusst überspitzt und absolut nicht gegen Staudengärtner gerichtet!)
3. Zierpflanzerware ist nicht zuletzt auch deshalb kürzer und knuffiger weil die pflanzen deutlich mehr Platz haben als beim Staudengärtner im Quartier!
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Schantalle am 17. Juli 2013, 18:25:14
Hi Daniel,
das ist wirklich spannendes Thema und Deine Antworten sehr informativ!
Könnest Du vielleicht kurz erklären, was den armen H.macrophyla alles angetan wird, damit sie im Frühling so aussehen, wie sie aussehen?

... Nicht das ich sie kaufen würde. Ganz im Gegenteil. Und dennoch habe ich bis dato drei solche ehemalige Muckis adoptieren und aufgepeppeln müssen :)
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 17. Juli 2013, 18:51:15
Debbie, das ist an sich ganz einfach:

Man nimmt eine relativ schwach wachsende Sorte die man nur einmal stutzt (je öfter gestutzt desto mehr Triebe) und ganz normal in die Vegetationsruhe gehen lässt und ins Kühlhaus schiebt. Während der Vorkultur hält man die Triebe so kurz wie möglich (N-Angebot und Hemmstoffe).
Nach einer gewissen Kühldauer sind die Pflanzen dann treibfähig, die Ruhe ist also vorbei. Dann nimmt man die Pflanzen und stellt sie warm im Gewächshaus auf und gibt Zusatzlicht. Während der Treiberei wird relativ viel gestaucht (sonst würden die Pflanzen auseinander brechen) und nach ca. 10-14 Wochen (meine ich und ist auch licht-, temperatur- und sortenabhängig) blühen die Pflanzen. I.d.R. sind das die gleichen Sorten die man auch im Garten hat, nach der Blüte und einem Rückschnitt kann man die Pflanzen also normal auspflanzen und sie wachsen dann auch normal weiter. Wer nach dem 20.6. (besser noch 15.6.) stutzt darf im nächsten Jahr aber nicht mit Blüten rechnen, sofern nicht ohnehin der Winter einen Strich durch die Rechnung macht.....

Vorteil bei Hortensien: Sie sind zwar als Zimmerpflanze stark gestauch, die verwendeten Mittel haben aber keine nennenswerte Dauerwirkung. Anfangs wird meist Tilt verwendet das zwar sehr stark aber nicht sehr anhaltend wirkt (und die fast schwarzgrünen Blätter verursacht), später dann Dazide was besser blütenverträglich ist und ebenfalls kaum Dauerwirkung bei Hortensien hat. Andere Hemmstoffe (z.B. Caramba, Bonzi, Regalis, Cycocel) können kaum verwendet werden da sie entweder die Blütenfarbe verändern (Regalis und das bei Hortensien auch seeehr lange), die Blüte schädigen (Caramba auch bei Anwendung in der Vorkultur), nicht wirken (Cycocel) oder schlicht keine Zulassung haben (Bonzi). Bonzi wird aber in Ländern mit Zulassung (und bei schwarzen Schafen) in der Vorkultur verwendet, in der Treiberei geht auch das nicht, da die pflanzen dann nicht aufblühen.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: ninabeth † am 17. Juli 2013, 19:26:00
 Daniel - reloaded, ich möchte mich bei dir bedanken, dass du dir die Mühe machst alles so ausführlich zu erklären, großes Danke :D :D :D
es ist sehr informativ.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: zwerggarten am 17. Juli 2013, 20:10:07
Ja, das ist alles ganz einfach: man setzt sich ins Auto, fährt ein Stündchen oder zwei zur nächsten Staudengärtnerei und schwelgt in den schönsten Pflanzen ::)

Dass die Gärtnereien produzieren was die Kunden verlangen, halte ich für ein Gerücht, zunächst kultivieren sie, was sich leicht kultivieren lässt und dann kultivieren sie es so, dass man es leicht händeln kann, d.h. klein und pummelig und möglichst quadratisch, damit es keine Platzverluste in den Quartieren gibt.

Jetzt aber mal ganz langsam!

1. Keine Nachfrage, keine Produktion. ...

jetzt aber mal ganz langsam!

das massive angebot zur unzeit schafft die nachfrage. oder glaubst du wirklich, dass die menschen wirklich dringend und freiwillig im hochsommer winterkleidung und lebkuchen kaufen wollen? :P
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Uwe S am 17. Juli 2013, 20:12:57
Daniel hat auf jeden Fall recht , das es mittlerweile viele kompakt wachsende Sorten gibt und somit der Hemmstoffbedarf geringer ist. Aber die Großproduzenten , die speziell für Discounter und Baumarkt ihre Ware ran ziehen , stauchen in erheblichen Größenordnungen. Da sie billig für diese Discounter und Baumärkte produzieren müssen , stehen die Pflanzen Topf an Topf ,um viele Pflanzen pro qm zu bekommen. Damit diese auch den gewünschten Wuchs haben, wird halt entsprechend nachgeholfen. Die Großproduktion von Pflanzen unterscheidet sich kaum noch von der Massentierhaltung. Alles nur noch in zu großen Mengen und mit vielen Zusätzen um dann es zu verramschen oder auch wieder wegzuwerfen . Natürlich gibt es Ausnahmen , aber nicht so viele.
VG
Uwe
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: pearl am 17. Juli 2013, 20:45:01
Ja, das ist alles ganz einfach: man setzt sich ins Auto, fährt ein Stündchen oder zwei zur nächsten Staudengärtnerei und schwelgt in den schönsten Pflanzen ::)

Dass die Gärtnereien produzieren was die Kunden verlangen, halte ich für ein Gerücht, zunächst kultivieren sie, was sich leicht kultivieren lässt und dann kultivieren sie es so, dass man es leicht händeln kann, d.h. klein und pummelig und möglichst quadratisch, damit es keine Platzverluste in den Quartieren gibt.

Jetzt aber mal ganz langsam!

1. Keine Nachfrage, keine Produktion. ...

jetzt aber mal ganz langsam!

das massive angebot zur unzeit schafft die nachfrage. oder glaubst du wirklich, dass die menschen wirklich dringend und freiwillig im hochsommer winterkleidung und lebkuchen kaufen wollen? :P

wer sich nicht beherrschen kann, der bekommt eben das, was auf den Markt geschwemmt wird. Der kluge Kunde ist informiert, aufgeklärt und kauft gezielt. So ist das im Leben.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: troll13 am 17. Juli 2013, 21:28:43
Ich gehe davon aus, dass diese meist namenlosen blühenden Containerstauden und sortenechte Staudengärtnerware in kleinen Töpfen für ganz unterschiedliche Zielgruppen produziert werden. Wer diese Containerstauden kauft, interessiert sich eigentlich nicht sonderlich für Pflanzen, sondern kauft sowieso nur das, was gerade blüht.

Pflanzenbehandlungsmittel sind teuer und werden nur dort eingesetzt, wo es unbedingt notwendig ist. Als gelernter Staudengärtner habe ich auch keine Erfahrungen mit den Kniffen des Zierpflanzenbaus, solch einheitliche Pflanzenqualitäten so zeitpunktgenau hinzubekommen.

Aber ich weiß, dort geht es oft um Centbeträge im Großhandel. Diese Gärtnereien haben nichts zu verschenken.

Die hier angeführte Verarmung der Sortenvielfalt in den Staudengärtnereisortimenten hat damit gar nichts zu tun. Meinehemaliger Lehrherr, der sowohl für den Privatkunden, den Garten- und Landschaftsbau als auch für Gartencenter produziert hat mir das einmal in etwa so erklärt.

Er würde gerne 100 statt vielleicht 30 Asternsorten im Sortiment haben. Er muss sie aber auch absetzen können und er muss darüber hinaus auch gewisse Mindeststückzahlen einer Sorte vorhalten. Daher gibt es bei Arten, die nicht gerade "in Mode" sind, wie Heuchera oder Echinacea eben oft nur noch ein "Standardsortiment".

Dem Kunden, der einen 9er Topf ohne Blüten im Frühjahr nicht einmal "mit dem Hintern" angucken würde und sei es in unseren Augen noch so ein "Schätzchen", kannst du eben nur "fette Blühware" verkaufen.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: kpc am 18. Juli 2013, 08:45:26
Hallo Troll,

ich weiß ja nicht wann dein Lehrherr das gesagt hat aber ich vermute mal es war nicht im Zeitalter des www.
Ich besuche nach wie vor gern Staudengärtnereien aber ich opfere keine Zeit und kein Spritgeld
um mir ein Standardsortiment anzusehen.
Bis vor ein paar Jahren bin ich mind. zweimal im Jahr zu einer bekannten Staudengärtnerei nicht allzu weit von mir gefahren.
Dort habe ich die gewünschten Schmankerl gekauft und die Standardpflanzen gleich mitgenommen,
obwohl ich sie woanders auch und meist billiger bekommen hätte.
Dann hat die Gärtnerei ihr Sortiment 'gestrafft', plötzlich war der Katalog nur noch halb so dick.
Einmal war ich noch dort, teure Standardpflanzen, Schickimicki-'Kunstobjekte' und sündhaft teures Gartengerät aus England.
Diese Staudengärtnerei ist (für mich) überflüssig geworden und so wird es nicht nur mir gehen. Schade eigentlich.
Jetzt bestelle ich im internet bzw. fahre zu Hans Kramer.

Klaus-Peter
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: zwerggarten am 18. Juli 2013, 08:52:24
klingt für mich nach der zeppelinschen damenausflugsgärtnerei. :-\
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Jayfox am 18. Juli 2013, 08:56:11
Wir kommen etwas vom Thema ab, aber KPCs Erfahrungen kann ich bestätigen.

Auch hier in der Nähe gibt es eine Staudengärtnerei (Zwerggarten weiß, welche), die inzwischen sehr viel "Beiwerk" anbietet, vieles davon im "English Garden Style". Als würden die Gärten schöner, wenn man sie in einer Jacke aus England mit einer englischen Gartenschere bearbeitet.

Im vorderen Bereich wird es immer bunter, dort wird zugekaufte Standardware angeboten, möglichst üppig blühend, möglichst viel Blattmasse, dazwischen neckische Accessoires fürs Staudenbeet. Mein Eindruck: Das geht weg wie die berühmten warmen Semmeln.

Lustig finde ich, dass manche dort kaufen, weil sie nur bei Geschäften vor Ort einkaufen, aber prinzipiell nicht im Internet.
Sie kaufen dann lieber beim Gärtner vor Ort dessen im Großhandel zugekaufte Ware, als im Internet bei einer Staudengärtnerei zu bestellen, die dort ihre selbst produzierten Pflanzen anbietet.
Das verstehe, wer will.

Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Staudo am 18. Juli 2013, 09:05:50
Das geht weg wie die berühmten warmen Semmeln.


q.e.d.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Jayfox am 18. Juli 2013, 09:06:24
klingt für mich nach der zeppelinschen damenausflugsgärtnerei. :-\
;D
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Martina777 am 18. Juli 2013, 09:22:53
Sie kaufen dann lieber beim Gärtner vor Ort dessen im Großhandel zugekaufte Ware, als im Internet bei einer Staudengärtnerei zu bestellen, die dort ihre selbst produzierten Pflanzen anbietet.
Das verstehe, wer will.



Ich will nicht zu weit OT gehen, aber das Gemüse auf den "Bauernmärkten" kommt oft genauso vom Grossmarkt ... wie beim D....er und Co die Blümchen auf den Tischen, nur dort eben noch zentraler geholt.

Anfangs mochte ich die Gartenmärkte, hab zwar nur gezielt gekauft, dachte aber: Nett. Nun, Jahre später, würde ich keinen mehr betreten, weil mir das 08/15-Sortiment schon längst zu langweilig geworden ist. Hier führt mMn der Königsweg direkt zu den spezialisierten Staudengärtnern, den Baumschulen, den Rebschulen, am besten direkt zum Herzblut opfernden Produzenten.

Klar kriegt man dort eine Hortensie, die erst später blüht - no na, wann soll sie denn?

Stark genervt war ich übrigens von den gestauchten Zimmerhibisken. Aber ja, ich begreife schlicht, dass ich "dort" nicht Zielgruppe bin und unterhalte mich sowieso viel lieber mit Wissenden, die man in Gartencentern einfach nicht findet.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Gartenlady am 18. Juli 2013, 09:42:46
klingt für mich nach der zeppelinschen damenausflugsgärtnerei. :-\
;D

nein, die ist es nicht.

Aber es gibt noch andere Ausflugsgärtnereien, wobei ich das nicht für eine Negativwerbung halte.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Venga am 18. Juli 2013, 10:08:53
Vielen Dank, Daniel, für deine ausführlichen Erklärungen.

So eine Gärtnerei, wie kpc und Bristlecone beschrieben haben, gibt´s hier in der Nähe auch. dh. eigendlich ist das gar keine richtige Gärtnerei, sondern ein Blumenladen mit Außenanlage, dazu noch völlig überteuert.
Eine richtige Stauden-Gärnerei kenn ich hier in der Nähe gar nicht. Hier gibt´s nur welche, die Sommerblumen und Zwiebelpflanzen ziehen, allerdings von hoher Quallität.

Wenn ich Stauden kaufen möchte, bin ich auf das Internet angewiesen oder ich muss tatsächlich lange durch die Gegend fahren.
Ob sich das für 2 3 Stauden lohnt?
...und so greift man dann bei den Baumärkten und Discountern zu.
Viele der gängigen Stauden kenne ich und weiß ungefähr, wie groß sie eigendlich werden, aber es gibt inzwischen so viele Zwergformen, dass man doch unsicher ist....
Nur bei der Rudbeckia hab ich mich wohl vertan... die scheint doch einjährig zu sein. :P
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Albizia am 18. Juli 2013, 11:13:45
Daniel, erstmal vielen Dank, daß du dir die Zeit nimmst, uns alles so informativ und genau zu erklären. :-*

Ich gehe davon aus, dass diese meist namenlosen blühenden Containerstauden und sortenechte Staudengärtnerware in kleinen Töpfen für ganz unterschiedliche Zielgruppen produziert werden. Wer diese Containerstauden kauft, interessiert sich eigentlich nicht sonderlich für Pflanzen, sondern kauft sowieso nur das, was gerade blüht.

Das mit den unterschiedlichen Zielgruppen sehe ich genauso wie du, troll. Das Ganze ist sowieso sehr vielschichtig. Es gibt sie nun mal, sowohl den Pflanzen-Liebhaber mit eigenem Garten, der sich darüber informiert oder weiß, wann und wie seine Stauden blühen (werden!), wie hoch seine Stauden, Sträucher und Bäume zukünftig sich entwickeln und der sich zielgenau auf die Suche macht und ebenso zielgenau kauft, unabhängig, ob die Pflanze beim Kauf blüht. Das Gros der Kunden ist jedoch anders, kauft, was es blühend sieht und möchte es dementsprechend sofort! bunt und hat sich nie so richtig mit dem Thema Garten beschäftigt. (Die sind mir allerdings, ehrlich gesagt, immer noch lieber als die erschreckend mehr zunehmenden Shäng-Pfuis mit nur Steinen und einem kleinen Gehölz im "Garten".)

Dazu kommt, daß sehr sehr! viele Kunden, von deren Kaufwünschen die Gärtnereien leben, gar keinen Garten ihr eigen nennen, sondern nur über Balkon, Terrasse, winziger Platz vor der Haustür, Zimmerfenster als Pflanzenstellplatz oder ein Grab :-\ als Pflanzplatz verfügen, oder ein Pflanzengeschenk machen möchten. Das ist dann vermutlich die klassische Domäne der Zierpflanzengärtner, die je nach Pflanzenart mehr oder weniger stauchen muß und weniger der Kundenkreis der Staudengärtnereien. Und dort ist dann auch eher Wechselbepflanzung und Pflanze "sei bitte klein-klein" angesagt. Dies ist dann auch bei künstlich klein gehaltenen Stauden so, die zunehmend den Balkonbereich erobern (sollen) und dann ebenso als Wegwerfpflanzen nach der Blühphase im Biomüll landen, da man ja als Balkonier im nächsten Jahr wieder was anderes Buntes möchte. Das ist ein Riesenmarkt.
Auch sehe man sich mal vor Allerheiligen den Kompostbehälter auf dem Friedhof an. Alles voller kleiner Herbstastern. Wer pflanzt ein paar 1 Meter hoche Staudenastern auf ein Grab? Wohl niemand. Mir leuchtet schon ein, daß sowohl Stauden-, als auch Zierpflanzengärtnereien sehr sehr unterschiedliche Bedürnisse abdecken. Nicht umsonst gibt es die 7 verschiedenen Gärtnerfachrichtungen. In Gartenmärkten vermischt sich dann natürlich leider auch alles. Da ist man beim einzelnen Gartenfachmann mit eigener Gärtnerei und guter Beratung eben sehr viel besser bedient.

Ich denke, der Pflanzen- bzw. Staudenliebhaber muß sich nach wie vor speziell auf die Suche machen, längere Wege in Kauf nehmen, so er (meist) leider keine Staudengärtnerei direkt vor der Haustür hat. Aber das war auch schon früher nicht anders.

Sich zu wünschen, daß die kleine Gärtnerei vor der Haustür alles anbieten kann oder selbst große Mutterpflanzenquartiere ihr eigen nennt, ist utopisch, zumal Discounter, Bau- und Gartenmärkte ihr das Leben so verdammt schwer machen. Vermutlich mußte man schon vor hundert Jahren, so man nicht das 0815-Programm haben wollte, bestellen oder als Alternative dann eben weit fahren. Foerster hat nicht umsonst damals schon Kataloge gehabt und auch per Post versendet. ;)
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Schantalle am 18. Juli 2013, 11:31:53
Wir kommen etwas vom Thema ab, aber KPCs Erfahrungen kann ich bestätigen.

Ich auch. Wobei ich zum Glück zwischen zwei Adressen wählen kann. Die Erste bietet alles für Kunden, die fest an

Zitat
die Gärten schöner, wenn man sie in einer Jacke aus England mit einer englischen Gartenschere bearbeitet.

zu glauben scheinen. Die Andere muss zukaufen und das aktuell Blühendes massiv anbieten, sonst wäre sie weg vom Fenster. Bei der zweiten geht man nach hinten, denn

Zitat
Im vorderen Bereich wird es immer bunter, dort wird zugekaufte Standardware angeboten, möglichst üppig blühend, möglichst viel Blattmasse, dazwischen neckische Accessoires fürs Staudenbeet. Mein Eindruck: Das geht weg wie die berühmten warmen Semmeln.

Es ist so! Ohne je in der Branche gearbeitet zu haben bin ich überzeugt: Ohne die warmen Semmel geht man pleite. Es sei denn, man ist nicht nur auf die lokale Kundschaft angewiesen und verkauft auch Online.

Zitat
Lustig finde ich, dass manche dort kaufen, weil sie nur bei Geschäften vor Ort einkaufen, aber prinzipiell nicht im Internet.
Sie kaufen dann lieber beim Gärtner vor Ort dessen im Großhandel zugekaufte Ware, als im Internet bei einer Staudengärtnerei zu bestellen, die dort ihre selbst produzierten Pflanzen anbietet.
Das verstehe, wer will.

;D Dabei erkennt man doch sofort (mindestens hier), an Art der Etiketten, woher die Stauden kommen. Entweder schlichter Topf-Aufkleber oder bunt und mehrsprachig bedruckter Plastik.

Solche Käufer kann man aber auch verstehen. Das sind die Online verbrannten Finger, Opfer von hübschen Katalog-Bilder, die Phantasielosen "ich-muss-sehen", die Unentschlossenen, die 2x um Garten herum laufen um zu wissen, wo eine neue Staude gut passt (mit einer bereits blühenden gehts einfacher als mit Online bestellten 9er Topf ! ), die Anfänger oder auch Plauderer die gerne mit Verkäufer zu tun haben, die mehr als Baumarkt-Personal wissen (auch wenn es nur um Stiefmütterchen geht) ... manchmal sind tatsächlich die *hustel* "Globaliesierung-Gegner" die einfach ihre Prinzipien haben und die Du wahrscheinlich gemeint hast :)
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Schantalle am 18. Juli 2013, 11:43:24
Hi Albizia,
da haben wir uns gleichzeitig sehr ähnliche Gedanken gemacht! :) ... daher nur eine Ergänzung:

Ich denke, der Pflanzen- bzw. Staudenliebhaber muß sich nach wie vor speziell auf die Suche machen, längere Wege in Kauf nehmen, so er (meist) leider keine Staudengärtnerei direkt vor der Haustür hat. Aber das war auch schon früher nicht anders.

Im Gegenteil zum früher haben wir Internet und damit auch eine ordentlich Liste von guten Online-Shops. Bei speziellen Sorten lohnt sich der längere Weg für mich immer seltener.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: lonicera 66 am 18. Juli 2013, 12:01:51
Wer diese Containerstauden kauft, interessiert sich eigentlich nicht sonderlich für Pflanzen, sondern kauft sowieso nur das, was gerade blüht.


Ich würde das nicht so verallgemeinern, troll...ich selbst könnte es mir nicht leisten, alles, was ich im Garten haben möchte, im Fachhandel zu kaufen/bestellen. :-[ So gerne ich es auch tun würde.

Sicher, wenn ich etwas besonderes haben wollte, so wie meine Samthortensie, dann bestelle ich sie mir bei einem seriösen Händler. Da zahle ich dann auch gerne den höheren Preis, weil ich die Qualität schätze.

Aber, das geht halt nicht mit "Füllstauden" für ein Sommerbeet. Da wären meine Mittel sehr schnell erschöpft, deshalb schaue ich auch in den Discountern nach Billigware.(Man kann ja auch mal Glück haben.Im übrigen stimme ich hierzu Venga voll zu)
Das es nicht das Optimum ist, ist mir wohl bewusst.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Eva am 18. Juli 2013, 12:15:38
Und das alles noch dazu zu sagenhaft ungünstigen Preisen!

Ich kann in den hiesigen Bau- und Gartenmärkten von günstigen Stauden nichts entdecken. Im Gegenteil, unter 2 Euro gibt es gar nix, die meisten Stauden kosten 2,79 oder 2,99 im Mini-Topf. Für den gleichen Preis stehen da auch blühende Tagetes oder Calendula rum. Eigentlich eine angemessene Trottelsteuer. Günstiger gibt es saisonal diese Sixpacks mit Einjährigen.
Interessante Stauden gibt es oft nur im großen Topf zu Mondpreisen. Gestern hätte es z.b. Echinacea für 16,99 gegeben oder Hosta für 8 bis 15,- ::) .
Einzig ein paar Sonnenröschen hab ich dieses Jahr zum halben Preis (also 1,50) ergattert, die durften mit.

Das ist beim Staudengärtner deutlich günstiger und man kann gleich noch den Schaugarten anschauen.

Allerdings weiß ich, dass die Pflanzenpreise in D viel niedriger liegen.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Mediterraneus am 18. Juli 2013, 13:31:55
die baumärkte haben auch in D entdeckt, dass sie für die Massenkunden ein Pflanzenmonopol haben, und gaukeln sonderangebote vor, die gar keine sind.

Letztes Beispiel: Pelargonien beim baumarkt im angebot für 2,29 Euro. sensationell grottige qualität im schubwagen im dunklen innenraum stehend. die leute haben die wägen vollgekauft.

gleiche zeit bei mir im ort im kleinen blumenladen: es standen in jeder farbe einige wenige geranien rum. hab gefragt, ob sie auch noch mehr rote haben. kein problem, der fahrende lieferant kommt jeden früh, morgen kann man mir die geranien besorgen. am nächsten tag hab ich sie bekommen: kräftige qualität, fette pflanzen für sage und schreibe 2,30 Euro das Stück.

Ich habe mir vorgenommen, meine kompletten saisonpflanzen (für friedhof) künftig nur noch direkt vor ort zu kaufen. :D
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Elenor am 18. Juli 2013, 18:02:24
Daniel, erstmal vielen Dank, daß du dir die Zeit nimmst, uns alles so informativ und genau zu erklären. :-*

möchte mich auch nochmals anschließen, danke dass Du so ausführlich auf meine Fragen eingangen bist. Und weil das hier so anklang, möchte ich nur mal anmerken, dass auch zwangsweise Balkongärtner ( ein eigener Garten ist nun mal in der Großstadt ungleich schwieriger zu realisieren als irgendwo in der Provinz) durchaus informiert und an nachhaltiger, ökologisch sinnvoller Bepflanzung interessiert sein können.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: M am 18. Juli 2013, 18:09:33
Schaut doch mal auf dem Markt nach
Wir hatten die letzte Zeit Sommerflor ab 1,00 €

Nä keine Mickerlinge das Frühjahr war schlecht und 1 Euro ist besser wie Konmpost ;)
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: murkelbi am 18. Juli 2013, 21:04:01
Hallo,

ich muß mich outen. Besondere Stauden, Clematis, Rosen kaufe ich gerne beim Staudengärtner, Rosenschule o.a. also beim Spezialisten. Die Qualität war bisher immer top.

Aber ich kaufe genauso gerne runtergesetzte Ware im GC.
Die sehen dann meistens Sch... aus,haben oft schon eine bestimmte Größe, aber wenn man sich ein bischen auskennt oder sich das auch nur einbildet, im nächsten Jahr im Beet sind sie dann oft umso schöner,
gutes Beispiel dafür- runtergesetzte Annabells, große Endless-Summer Hortensien oder Helleboren oder Euphorbien oder Sedum auch Astern auch im Winter manchmal 0815 aber für mich schöööön... :D :D :D

Es gibt natürlich auch Überraschungen, aber die Freude über schöne Pflanzen überwiegt. ;D ;D

LG
murkelbi



Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: pearl am 18. Juli 2013, 21:09:21
im GC Pflanzen retten! ;D Dieses Jahr hat es mich auch mal wieder erwischt! Wer kann da nein sagen, wenn die Magnolien für 4,95 € anbieten? ;D Der Mensch ist inkonsistent. *mussselberbrüllenvorlachen*
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: murkelbi am 18. Juli 2013, 21:21:29
Der Mensch ist inkonsistent. *mussselberbrüllenvorlachen*

  ;D ;D ;D ;D ;D inkonstinent,inkonfinent,... ;D ;D ;D ;D *mitlach*
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: pearl am 18. Juli 2013, 21:26:49
Der Mensch ist inkonsistent. *mussselberbrüllenvorlachen*

  ;D ;D ;D ;D ;D inkonstinent,inkonfinent,... ;D ;D ;D ;D *mitlach*

pass auf, sonst werden wir noch inkontinent! ;D ;D ;D ;D
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Dunkleborus am 18. Juli 2013, 21:55:00
Wieder was gelernt - Pur bildet.

Danke, Daniel!
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: troll13 am 18. Juli 2013, 22:14:17
Man kann übrigens auch nicht alle Anbieter, die Blühstauden im Container für Baumärkte mit Gartenabteilung, Discounter und Co. produzieren über einen Kamm scheren.

Letztes Jahr habe ich bei dem Baumarkt mit den drei Buchstaben einen Dryopteris dilatata 'Crispa Whiteside' gefunden (wahrscheinlich sogar sortenecht :D) In den meisten gut sortierten Staudengärtnereien wird man danach wahrscheinlich vergeblich fragen. Zugegeben... Zufall ;)

Aber es gibt zum Beispiel im Ammerland auch Anbieter von Containerstauden, Gräsern und Hosta in größeren Verkaufsgrößen, die ein Angebot für diese Verkaufsschiene produzieren. Hier findet man als Wiederverkäufer zwar nicht das Vollsortiment einer Staudengärtnerei die ein Vollsortiment führen.

Aber die Qualitäten und Preise sind oft so interessant, dass es sich lohnt, danach Ausschau zu halten. Hier verstehe ich auch die Produkt- und Preisstrategie vieler Staudengärtnereien nicht. Ein Beispiel von meiner Arbeitstelle:

Warum soll ich bessere Hosta-Standardsorten wie 'Francee', 'Sum and Substance' oder Miscanthus im 1 L Topf für mehr als 6,- € verkaufen, wenn ich sie als wesentlich kräftigere Qualität im 3 L Container für einen Preis von ca. 10,- € anbieten kann.

Ebenso habe ich Probleme, Farne und Großstauden wie Rodgersia und Co. in den kleinen Töpfen an den Kunden oder die Kundin zu bringen. Ist es nicht möglich, so etwas zu einem angemessenen Endverkaufspreis dem Kunden auch in kräftigerer Qualität anzubieten? (Auf einer Raritätenbörse habe ich vor Jahren Rogersia podophylla 'Rotlaub' im 3 L Container für 24,- € gesehen. Mir war ganz schwindelig vom Kopfschütteln. ;D)

Für die Hälfte diese Mondpreises könnte ich sogar hier auf dem platten Land, wo jeder Cent dreimal umgedreht wird, sicher etliche Töpfe pro Saison umsetzen. Aber an den elendigen 9 cm Pötten laufen die Kunden einfach vorbei. :P
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: oile am 18. Juli 2013, 23:38:48
Aber an den elendigen 9 cm Pötten laufen die Kunden einfach vorbei. :P

Das würde ich bestimmt nicht. Ich mag diese Riesenpötte gar nicht.

Ich stöbere regelmäßig bei Pfla-Kö die Regale mit dem Schild "Wir sind abgeblüht" durch. Für mich hat das was von Trödeln.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Albizia am 19. Juli 2013, 11:56:31
Und weil das hier so anklang, möchte ich nur mal anmerken, dass auch zwangsweise Balkongärtner ( ein eigener Garten ist nun mal in der Großstadt ungleich schwieriger zu realisieren als irgendwo in der Provinz) durchaus informiert und an nachhaltiger, ökologisch sinnvoller Bepflanzung interessiert sein können.

Elenor, falls du mit dem Anklingen mich gemeint haben solltest: Ich hatte wirklich nicht die Absicht verfolgt, Balkongärtner diffamieren zu wollen. Ich weiß, daß viele Balkonis ;) ungleich lieber einen Garten als einen Balkon hätten und dass das natürlich leider, aus welchen Gründen auch immer, nicht realisierbar ist. Falls da irgendwas abwertend oder überheblich rüber kam: so war das nicht gemeint.

Und selbstverständlich ist das auch genauso wie bei den Gartenhabenden auch: Es gibt da so'ne und so'ne! Auf Balkonien gibt es die Wegwerf-Hauptsache-Bunt-Anhänger genauso wie die interessierten Pflanzenliebhaber, die sich je nach Stil, ökölogischem Hintergrundverständnis, bzw. bestimmten Liebhabereien, Kübelpflanzen-bzw. Staudenwünschen ihren Balkon dauerhaft und für sich schön und die Umwelt nachhaltig gestalten. :D

Aber welchen Pflanzenmenschentyp (egal ob Balkon oder Garten) man auch nimmt: Die Fachgärtnereien haben sich auf alle Einzelnen eingestellt und bedienen deren Wünsche und Bedürfnisse. Es lebe die Vielfalt. ;)
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Albizia am 19. Juli 2013, 12:06:29
Aber an den elendigen 9 cm Pötten laufen die Kunden einfach vorbei. :P
Das würde ich bestimmt nicht. Ich mag diese Riesenpötte gar nicht.

Mir geht das genauso. Ich kaufe lieber drei oder vier 9er als einen drei Liter-Topf. Ich habe dann direkt mehrere Sorten (falls ich bei gleicher Gattung und Art bleibe). Natürlich muß ich auf entsprechende Üppigkeit eine oder zwei Saisons länger warten, aber das macht mir nix, für mich zählt da auch die Vorfreude.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: lonicera 66 am 19. Juli 2013, 14:42:42
Man kann übrigens auch nicht alle Anbieter, die Blühstauden im Container für Baumärkte mit Gartenabteilung, Discounter und Co. produzieren über einen Kamm scheren.


In meiner Nähe gibt es zwei Gärtnereien, die ausnahmslos Containerware vom Hamburger Blumengroßmarkt anbieten. Und da wir hier ein recht elitäres Dörfchen sind, auch noch zu Mondpreisen.

Mal ein paar Beispiele, was man da so bekommt:

tränendes Herz im 10cm Töpfchen - kaum bewurzelt und nach dem Auspflanzen sofort eingegangen : 5,39 €

Rittersporn im 3 ltr. Kübel, sollte eine himmelblaue,gefüllte Sorte sein, Blühte dann und entpuppte sich als ein ganz strunznormaler, Rittersporn: 9,95€

Immergrüne Lonicera im üblichen Clematis-Töpfchen, sollte rot blühen und entpuppte sich als gelbblühend:: 14,95€

usw, usw...

Bis auf Bestellungen im Internet habe ich schon manche Überraschung erlebt. Das auf dem Schild an der Strasse "Gärtnerei" steht, hat hier im Landkreis nichts zu sagen. ;D
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 19. Juli 2013, 20:14:11
Da bin ich wieder...

tränendes Herz im 10cm Töpfchen - kaum bewurzelt und nach dem Auspflanzen sofort eingegangen : 5,39 €

Waaaaaaaas? :o :o :o
Wenn du noch 1,30€ drauflegst kriegst du von mir einen 4 Liter Kübel mit der normalen Dicentra spectabilis oder D. spec. Alba. Die Dinger sind doch nun wirklich spottbillig (im Vergleich) zu produzieren... der von dir genannte Preis wäre eher für eine der neuen Hybriden fällig wie "Burning Hearts" etc. pp.

Aber mal zurück zum Thema.... zu einigen Beiträgen die kurz nach meinem letzten kamen werde ich mich nicht mehr äußern, ich habe keine Lust mich wieder aufzuregen.... aber ich bin euch noch etwas schuldig:

So, erstmal bis hierher, später vielleicht noch ein Roman dazu was Hemmstoffe eigentlich tun und was sie nicht können...

Dann mal los:

Ich beschränke mich mal auf die Stauchmittel (Hemmstoff ist die offizielle Bezeichnung), wenn ich auf die Wachstumsregler ausweiten wollte wird das abendfüllend....

Alle Stauchmittel haben gemeinsam, dass sie die Synthese bestimmter Hormone in den Pflanzen mehr oder weniger stark hemmen. Diese Hormone sind die Gibberelline die u.a. für das Streckungswachstum der Pflanzen verantwortlich sind.
Durch die Hemmung der Gibberellinsynthese verkürzen sich die Internodien (die Stängelabschnitte zwischen den Blattansätzen [Nodien]) und die Pflanze wächst kürzer und kompakter bei gleicher Pflanzenmasse.
Hemmstoffe greifen an unterschiedlichen Stellen der Gibberellinsynthese ein was zum Einen dazu führt dass die Pflanzen nach der Behandlung unterschiedlich aussehen können und zum Anderen dazu, dass es manchmal zu unerwünschten "Nebenwirkungen" kommen kann...

Wo genau jetzt was angreift habe ich entweder vergessen oder nie gewusst, was noch hängt schreibe ich auf, bei groben Fehlern mögen mich die Biologen korrigieren. :-[

Zur Gruppe der quartären Ammoniumverbindungen gehören Chlormequatchlorid (auch Chlorcholinchlorid genannt) und Mepiquatchlorid.

Chlormequatchlorid kennt jeder Zierpflanzer und Landwirt als Cycocel (im Zierpflanzenbau früher Basacel). Cycocel 720 ist nach Artikel 52 PflSchG (früher §18a) in Zierpflanzen genehmigt und in getreide zugelassen. Hauptsächlich wird es im Zierpflanzenbau für Pelargonien, Malvengewächse aller Art, Begonien, Osteospermum, Weihnachtssterne, Azaleen und Hibiskus benutzt, allerdings wirkt es deutlich breiter.
Vorteil ist, dass es sich gut in der Pflanze verteilt, die Wirkung i.d.R recht schnell nachlässt (Ausnahme Hibiskus, hier wirkt Cycocel seeeeeehr massiv und auch Malvengewächse reagieren recht massiv) und auch gestauchte Pflanzen normal aussehen (was Laubfarbe und -form angeht).Ferner ist Cycocel spottbillig. :-X
Nachteil: Es führt häufig zu den typischen Blattrandchlorosen (man kann sie fast als Cycocelchlorosen bezeichnen) und in hohen Dosierungen bei einigen Pflanzen sogar zu Nekrosen (Heliotrop ist ein gutes beispiel). Die Chlorosen verlieren sich im Laufe der zeit und lassen sich einfach vermeiden indem man keine trockenen Pflanzen behandelt und der Spritzbrühe einen guten Schuss Blattdünger und ein netzmittel zusetzt. Die Blütenverträglichkeit ist oft mies, da es sich um eine relativ konzentrierte Salzlösung handelt.
Mepiquatchlorid wird in der Landwirtschaft In Kombination mit Prohexadione-Ca (Medax Top) in Getreide und in Kombination mit Metconazol (Carax) im Raps eingesetzt, in Zierpflanzen soll demnächst Carax nach Artikel 52 PflSchG kommen.

Zur Gruppe der Triazole gehören eine Reihe von Wirkstoffen mit Hemmwirkung, z.B. Metconazol (Caramba), Propiconazol (Tilt 250 EC, früher Desmel), Tebuconazol (Folicur), Triadimenol (Bayfidan), Uniconazol (Sumagic), Triapentenol (Baronette/RSW) Paclobutrazol (Bonzi/ Toprex).
Zugelassen sind in Deutschland alle außer Uniconazol und Triapentenol, in Zierpflanzen einsetzbar sind Metconazol und Propiconazol; Tebuconazol inzwischen nicht mehr.

Allen Triazolen ist gemeinsam, dass sie an sich recht starke Fungizide sind (echter Mehltau, Roste, Blattfleckenpilze, Sternrußtau) und einige Wirkstoffe nebenbei in die Gibberellinsynthese eingreifen. Dabei gibt es von recht moderat und vorübergehend (Propiconazol und, dosisabhängig, Metconazol) bis zu sehr massiv und endgültig (Uniconazol, Triapentenol und, dosisabhängig Paclobutrazol und Tebuconazol) alle Zwischenstufen. Hohe Dosierungen dieser Wirkstoffe erkennt man immer an sehr dunkler Laubfarbe (bis hin zu fast schwarzgrün), Blattverkrüppelungen, kleinen Blättern und extrem kurzen Internodien (bis hin zu fast nicht mehr sichtbar).
Vorteil: Triazole wirken sehr breit (es gibt kaum eine Pflanze die nicht reagiert) und überwiegend langanhaltend (weniger Behandlungen) und viele sind sehr gut Pflanzenverträglich (kaum mal Verbrennungsschäden auch bei Überdosierung). Caramba bildet bei der Verträglichkeit (unter den zugelassenen/genehmigten Wirkstoffen) bei einigen Pflanzen eine Ausnahme, das liegt aber weniger am Wirkstoff sondern meist an der sehr aggressiven Formulierung des Mittels da es für Raps konzipiert ist.
Nachteil: Triazole verteilen sich ausnahmslos schlecht in der Pflanze und ausschließlich akropetal (also nur von unten nach oben). Das führt dazu, dass Triebe die nicht getroffen werden durchwachsen. Daher ist es sinnvoll öfter und dafür mit geringen Dosierungen zu behandeln.
Bei Hemmstoffen aus der Gruppe der Azole ist es also noch wichtiger als ohnehin, dass man weiss was man tut. Ansonsten gibt es im Idealfall ungleichmäßige Bestände und im schlimmsten fall pflanzen die auch beim Kunden nicht mehr wachsen.

Dann gibt es noch das Daminozid (Wirkstoffgruppe weiss ich gerade nicht), das jeder Zierpflanzer als Alar kennt und das seit ein paar Jahren wieder als Dazide ENHANCE zugelassen ist. Daminozid stand/steht unter dem Verdacht Krebs auslösen zu können, zumindest führte es im Tierversuch zu Tumoren. Diese Ergebnisse sind (angeblich) nicht auf den Menschen übertragbar. Vorsichtshalber gibt es aber weiterhin (wie schon seit etlichen Jahren) ein eingeschränktes Anwendungsverbot welches sagt, dass der Wirkstoff nicht in Kulturen eingesetzt werden darf die als Nahrungsmittel dienen oder zur Herstellung von Nahrungsmitteln. Früher hat man damit nämlich auch Kernobst behandelt um einerseits Schnittarbeiten zu sparen und andererseits den Junifruchtfall zu verhindern, auch Kartoffellaub wurde damit kurz gespritzt.
Vorteile: Dazide verteilt sich sehr gut in der Pflanze, fördert bei vielen Pflanzen die Bestockung (mehr Triebe) und gibt einen sehr gleichmäßigen Pflanzenaufbau. Weiterhin ist es sehr breit wirksam, sehr gut verträglich und die Pflanze sieht auch nach mehrfacher Behandlung normal aus.
Nachteil: Die Blüte verzögert sich, kulturabhängig, um bis zu 3 Wochen und das Zeug ist, im Verhältnis, sauteuer (hohe Aufwandmengen in Verbindung mit einem recht hohen Preis je kg).

Zum Schluss haben wir noch das Prohexadione-Ca im Regalis. Regalis kommt aus dem Obstbau und wird dort einerseits zur Wuchsregulierung von Kernobst eingesetzt und andererseits zur Verhinderung von Sekundärinfektionen mit Feuerbrand. Gegen die Primärinfektion über die Blüte ist Regalis unwirksam, da zu diesem Zeitpunkt nicht genug Balttmasse vorhanden ist um den Wirkstoff aufzunehmen. Regalis wirkt nämlich nicht bakterizid oder bakteriostatisch sondern sorgt dafür, dass der feuerbranderreger nicht infizieren kann durch bestimmte Stoffwechselprodukte die durch die Behandlung nicht abgebaut werden (wenn ich das richtig verstanden habe), ich meine, dass das ein Beispiel für eine "induzierte Resistenz" ist. In Zierpflanzen ist es nach Artikel 52 PflSchG genehmigt, ausser bei rot- und blaublühenden Pflanzen sowie in Ziergehölzen zur vermeidung von Sekundärinfektionen mit Feuerbrand.

Vorteil: Regalis verteilt sich, wenn es denn endlich aufgenommen wurde, sehr gleichmäßig in der Pflanze und fördert bei vielen Pflanzen massiv die Bestockung. Dadurch war es manchmal (bevor dazide wiederkam) die einzige Möglichkeit bei einigen Kulturen schöne Qualitäten zu produzieren. Weiterhin ist es ausgesprochen gut pflanzenverträglich und Pflanzen sehen nach der behandlung weiterhin normal aus. Die Wirkung ist recht lang anhaltend aber auch sicher vorüber gehend.

Nachteile: Regalis greift sehr früh in die Gibberellinsynthese ein und der Baustein den es blockiert wird offenbar auch für die Anthocyansynthese benötigt. Das führt dazu, dass rot zu rosa wird, blau zu hellblau, rosa fast weiss u.s.w. Wenn man also Regalis (entgegen der genehmigung) in rot- und blau blühenden Pflanzen einsetzen will muss die letzte Behandlung etwa 4-6 Woche vor der Blüte erfolgen, sonst gibts beim Kunden Überraschungen....
Weiterhin dringt Regalis seeehr langsam in die Pflanze ein, eine Behandlung muss also bei trübem Wetter oder abends erfolgen, damit die Brühe möglichst langsam antrocknet, durch ansäuern des Wassers mit Zitronensäure oder Ammoniumsulfat lässt sich die Aufnahme etwas beschleunigen.

Es gibt auch noch die Wirkstoffgruppe der Pyrimidine, Beispiele sind Flurprimidol (Topflor) und Ancymidol (Reducymol). In Deutschland war bis vor einigen Jahren Topflor zugelassen, Reducymol gabs mal in den 80ern.
Die Mittel wirkten sehr breit, waren gut verträglich (auch in der Blüte) und hatten, kulturabhängig, eine bemerkenswerte Dauerwirkung. Nachteil: Die Verteilung in der Pflanze war schlecht (s. Triazole) und gerade bei Überdosierung oder Doppelbehandlung war die Wirkung manchmal seeehr endgültig.... Topflor war darüber hinaus der teuerste hemmstoff der jemals auf dem Markt war.

Soviel fürs Erste..... gibts noch Fragen? ;D

Liebe Grüße,

Daniel
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 19. Juli 2013, 20:22:51
P.S.: Triazole hemmen "nebenbei" auch die Ethylensynthese der Pflanzen was zu einem verzögertem Altern führt. Im Zierpflanzenbau sieht man diesen Effekt kaum, in der Landwirtschaft führt das zu einer längeren Einlagerungsphase von Assimilaten ins Korn und damit verbunden zu einer verzögerten Abreife, das kann vorteilhaft sein, muss es aber nicht. Diese Eigenschaft ist auch stark wirkstoffabhängig. Ähnliche Eigenschaften haben übrigens auch Fungizide aus der Gruppe der Strobilurine aber das führt endgültig zu weit.... ;D

Das passte leider nicht mehr in den ersten beitrag, zu lang.... 8) :-X
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Dunkleborus am 19. Juli 2013, 20:25:32
Jessas.

Vielen Dank für diese erhellende Zusammenfassung. Das ist interessant!
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Venga am 19. Juli 2013, 20:35:40
Danke für deine Ausführungen.

Ich hatte ja eingangs gefragt, sind getopfte Stauden behandelt, weil ich mich über den kompakten Wuchs gewundert hatte und weil die knospenden Stauden niedriger waren, als ich sie aus dem Garten kenne.
Nun kamen ja einige negative Erfahrungen.. (auch von mir)
Ich möchte aber eine Lanze für die "Hersteller" meiner Töpfe brechen.
Ich habe für die 3 L Töpfe nur 3,99 bezahlt und sie machen einen sehr guten Eindruck.
Auch die 9cm Töpfe mit den kleinen winterharten Stauden (niedrige Campanula, Veronica... für 1,99 sehen gut aus.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 19. Juli 2013, 20:35:50
Dunkle, entweder kannst du verdammt schnell lesen oder du hast den Roman noch gar nicht durch... ;D
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Dunkleborus am 19. Juli 2013, 20:46:45
Gutes Timing und schnell - vom Begreifen der chemischen Feinheiten bin ich allerdings weit entfernt.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 19. Juli 2013, 20:50:33
Was ist denn unverständlich? ich probiers gerne nochmal einfacher sofern es mir möglich ist... :)
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Dunkleborus am 19. Juli 2013, 20:55:59
Da ist nichts unverständlich, das ist ja das Tolle. Ich habe halt einfach kein Chemie-Basiswissen.
Diese Neben-Wirkungen wie Feuerbrand"resistenz" oder ungeahnte Blütenfarben sind mir völlig neu.
Je nach Kultur und gewünschtem Effekt das passende Mittel zu wählen dürfte recht anspruchsvoll sein.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 19. Juli 2013, 21:01:18
Das ist eine Sache der Erfahrung, ganz häufig geht das nach dem prinzip Versuch und Irrtum". Mit der Zeit lernt man was wo funktioniert und auch was man versuchen kann wenn das Kind in den Brunnen zu fallen droht.
Viel anspruchsvoller ist es inzwischen sich die ganzen Auflagen der Mittel zu merken und was man wo darf/nicht darf um sich nicht in die illegalität zu begeben, das wird nämlich teuer.... früher gabs nur Cycocel und Alar (halblegal Bonzi) und gut war, die Zeiten sind vorbei denn damals hat auch noch kein Hahn nach Aufwandmengen und Behandlungshäufigkeiten gekräht.....
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: lonicera 66 am 19. Juli 2013, 21:28:42
Vielen Dank auch von mir, Daniel. Sehr interessant und aufschlußreich.
Ich werde die Pflanzen im Verkauf jetzt sicher mit anderen Augen sehen.

Ich hätte noch eine Frage zu der Anwendung:

Wer benutzt am meisten solcher Mittel?


Ich frage deshalb, weil gerade die Containerpflanzen bei holländischen Anbietern seehr verdächtig erscheinen.
Fast alles, was ich auf dem Hamburger Blumengroßmarkt gesehen habe, erscheint mir im Nachhinein betrachtet, mit irgendwas behandelt.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: pearl am 19. Juli 2013, 21:43:08
Respekt Daniel! Ich heb mir das dann auf für einen Zeitpunkt, an dem man es brauchen kann.

Alles in allem setzen Daniels Ausführungen einige Grundlagen über plant growth regulators voraus. Ich liebe den Ausdruck Pflanzen-Hormone nicht. Er wird in der englischen Fachliteratur auch vollständig durch die Termini growth factor oder growth regulators ersetzt.

Da Pflanzen zur Regulierung ihres Wachstums und ihrer Sexualität keine Steroide verwenden, sondern gasförmige und wasserlösliche einfach gebaute Substanzen.

Die technisch verwendeten Antagonisten dieser growth regulators kann Daniel offenbar im Schlaf runterrattern. Mir sind sämtliche technischen Dinge ein Rätsel. ;) ;D Mich hat sowas immer nur interessiert, wenn man damit irgendwas rausfinden konnte.

Wie die Dinge zum Klappen kommen ist spannend, nicht, wie man sie manipulieren kann! ;D
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 19. Juli 2013, 21:46:31
An sich benutzt jeder Zierpflanzer (und einige Staudengärtner inzwischen auch) Stauchmittel. Es kommt eben auf die Kulturen an ob und wieviel Hemmstoff in einer Pflanze steckt. Das habe ich in meinem ersten Post ja schon ausgeführt.
Unter Glas werden (zwangsläufig) deutlich mehr Hemmstoffe eingesetzt als im Freilannd.

Was du nicht vergessen darfst: Gerade bei den Stauden gibt es inzwischen Sorten die genetisch bedingt kurz bleiben. Daher kann es zum Problem werden wenn man Sommertopfartikel zur Bepflanzung eines Staudenbeetes verwendet sofern die pflanzen nicht etikettiert sind. Beispiel Coreopsis: Die klassische gefüllte Sorte ist Sunray. Allerdings blüht die nur nach Überwinterung. Die ist zwar mit wenig Stauchmittel problemlos aud Containerformat zu "schrumpfen" und wächst, spätestens im Folgejahr, auch wieder zur normalen Größe heran aber man braucht den Sortennamen. Weiterhin gibt es z.B. "Illico" die halbgefüllt ist, kleinblumiger, einjährig blüht und nicht höher als 30cm wird, braucht also auch kein Stauchmittel oder eben die Sorte "Solena Double Gold" (oder so ähnlich) die aussieht wie eine gestauchte "Sunray" aber eben ohne Hemmstoff kurz bleibt.
Daher finde ich es deutlich bedenklicher, dass immer mehr Stauden ohne Sortenbezeichnung verkauft werden als die Tatsache, dass Hemmstoffe in der Produktion eingesetzt werden.

Holland mag speziell sein, da es dort eine Bonzi-Zulassung gibt. Dieser Hemmstoff wirkt sehr breit, sehr stark und sehr lang anhaltend, das kann durchaus ein Problem bei der späteren verwendung im Garten sein, da der Wirkstoff eine Halbwertzeit von ca. einem Jahr hat und entsprechnd lange wirksam bleibt wenn hohe Dosierungen appliziert werden.

Übrigens kommen vermutlich inzwischen relativ wenig Solitärstauden aus Holland, da sehr viele deutsche Gärtner diese Kulturen im Sommer produzieren (auch z.B. Gemüsegärtner) um ihre Flächen im Sommer auszulasten.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 19. Juli 2013, 21:52:53
Siehst du pearl und ich habe im Deutschen Probleme mit den von dir genannten Begriffen.
Growth factors wären wörtlich übersetzt Wachstumsfaktoren und das sind im deutschen Sprachgebrauch (unter Gärtnern) Wasser, Licht, Dünger, Wärme etc.

Growth regulators wären wörtlich übersetzt Wachstumsregler und damit wären wir bei dem was im englischen die "plant growth regulators" sind, z.B. Bewurzelungsmittel, chem. Stutzmittel, Hemmstoffe und Co.

Daher hat sich im deutschen eben Phytohormone durchgesetzt, auch wenn biologisch gesehen vermutlich nicht richtig (was du ja bestätigst) aber einfacher verständlich. ;) :-*

P.S.: Ich finde die Möglichkeiten der Manipulation ebenso spannend wie das Verstehen der Zusammenhänge. ;D
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: pearl am 19. Juli 2013, 21:55:37
das Problem überlasse ich den Übersetzern, die mir sehr leid tun! ;D
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: oile am 19. Juli 2013, 22:43:42
Nur mal so nebenbei: Hormone sind nicht notwendigerweise Steroide. So gesehen spricht nichts dagegen, von Pflanzenhormonen zu sprechen.
Die klassische Definition eines Hormons ist, dass es an einem Ort produziert wird und ganz woanders seine Wirkung entfaltet. Wäre das bei Phytohormonen auch so?
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: Daniel - reloaded am 19. Juli 2013, 22:58:03
In vielen Fällen zumindest wäre das so, ja.
Titel: Re: Sind getopfte Stauden behandelt?
Beitrag von: pearl am 20. Juli 2013, 00:07:06
Nur mal so nebenbei: Hormone sind nicht notwendigerweise Steroide. So gesehen spricht nichts dagegen, von Pflanzenhormonen zu sprechen.
Die klassische Definition eines Hormons ist, dass es an einem Ort produziert wird und ganz woanders seine Wirkung entfaltet. Wäre das bei Phytohormonen auch so?

nein