Du meinst, dass die heute käuflichen Glöckchen sich anders verhalten als die am Naturstandort? Wie kommt das?
Ja, genau das meine ich. Ach, gerade sehe ich, dass der Partisanengärtner unten schon eigentlich recht gut geantwortet hat auf das, was ich auch vermute. Also kurz: nix genaues weiß man nicht.
Aber ich kann ja auch gut der langen Worte machen
: einfache Galanthus nivalis wurden über Ewigkeiten z.B. in den Niederlanden vegetativ vermehrt. Somit war es für die Gärtnerein eine Vorteil, wenn eine Pflanze sich quasi eher auf das Heranwachsen der Zwiebel und die Bildung von Tochterzwiebeln konzentrierte als auf das Ausreifen fruchtbarer Saat (Pflanzen sind eben auch nur Menschen mit begrenzten Kräften). Natürlich gab es in alten Gärten auch sich versamende G. nivalis oder welche, die sich bestocken und versamen konnten - denn es haben ja auch immer wieder Menschen Pflanzen frisch vom Naturstandort mitgebracht. In den kommerziellen Gärtnerein aber können wir davon ausgehen, dass besonders solche Klone vermehrt wurden, die "Blumensträußchen" machen.
Aber - siehe unten - warum diese Klone dann fast steril sind oder wirken (weil sie z.B. "nur" selbststeril sind), das ist soweit ich weiß noch nicht abschließend geklärt. Wir kennen im Pflanzenreich Selbststerilität mit dem "höheren Sinn", dass sich Erbgut mischen soll. Paradox erscheint mir (ausgehend von der Suche nach einem "höheren Sinn") dann jedoch, dass aus der Selbststerilität eine ausschließlich vegetative Vermehrung hervor geht, die ebenfalls keinen neuen Genpool in das Erbgut der Sprößlinge aufnimmt.
Außerdem wissen wir, dass bei vielen Pflanzen die Lebensbedingungen das Vermehrungsverhalten extrem beeinflussen (äh, wie ja auch bei den Menschen). Dabei ist es sinnvollerweise so, dass Pflanzen unter schlechten Lebensbedingungen sich eher versamen und weniger stark bestocken, quasi frei nach dem Motto: "Schicke die Kinderchen in die Welt hinaus, denn sie sollen es einmal besser haben als wir Alte". Und wie wir schon aus der Bibel wissen, kann Samen auf dürren Boden fallen, aber auch auf fruchtbaren Boden, so er sogleich keimt und gedeiht. Fast einzig und allein durch die Versamung (sowie noch durch Menschen und Wühlmäuse, Erdrutsche und Auswaschungen...) hat eine Pflanze also die Möglichkeit, sich in einem größeren Gebiet zu verteilen und somit sich verschlechternden Standortbedingungen "auszuweichen".
Das beschriebene Verhalten ist natürlich nur eine Tendenz, gilt nicht für alle Pflanzen etc. Dennoch könnte man die These aufstellen, dass Schneeglöckchen in besonders guten, nährstoffreichen (eher fetten) Böden nicht so häufig zur Samenbildung kommen als auf mageren, steinigen Böden. Hat jemand dazu Erfahrung gemacht?