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Pflanzenwelt => Arboretum => Thema gestartet von: Azubi am 21. Januar 2018, 16:22:17

Titel: Uferbefestigung
Beitrag von: Azubi am 21. Januar 2018, 16:22:17
Hallo,
unser Grundstück grenzt an einen Bach, der im letzten Jahr heftig die Ufer angefressen hat. Nach jedem Hochwasser ist der Garten ein Stück kleiner geworden. Schlimmer ist jedoch, dass die ersten Bäume umkippen, weil sie schon unterspült sind. Der Wasserverband (Gewässer 2. Ordnung) hat versprochen, den Bach besser auszubaggern.
Was könnte man danach pflanzen, um das Ufer zu befestigen? An unserem Ufer stehen Erlen und es ist eher schattig.

Viele Grüße vom Azubi
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Staudo am 21. Januar 2018, 17:32:56
Früher wurden Faschinen genommen. Die sind nebenbei umweltfreundlich und wenn Du Eichenpflöcke nimmst, auch recht langlebig. Hinter die Eichenpflöcke könntest Du allerhand im Garten anfallenden Strauchschnitt packen.
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Quendula am 21. Januar 2018, 17:48:56
Die Erlen halten schon das Ufer fest, besser kriegst Du das auch mit anderen Pflanzungen nicht hin. Faschinen ins Gewässer reingebaut ist schon die sinnvollste Methode. Sie bremsen die Strömung vor der Uferkante ab und sorgen für ruhiges Wasser und Sedimentablagerung hinter sich (zB Seite 10, Seite 54 ff). Muss man nicht als Lebendfaschine machen, kann man aber  :).
Damit würde ich aber bis nach der Ausbaggerung warten, sonst könnte es passieren, dass Deine Bauwerke mit zerrissen werden.
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Azubi am 21. Januar 2018, 18:01:00
Ich hoffe, dass der Wasserverband so etwas Ähnliches anbringt. Wir dürfen das nicht, obwohl der Bach uns bis zur Mitte gehört.
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: AndreasR am 21. Januar 2018, 18:02:33
Quendula hat auf diverse PDF-Dateien verwiesen, dort kannst Du entweder mit der Blätterfunktion oder über eine direkte Eingabe ins entsprechende Feld auf die gewünschte Seite gehen.

Ich denke auch, dass außer Erlen und Weiden kaum etwas anderes wachsen wird, so dass man mit einer mechanischen Verbauung das Ufer am besten absichern kann, aber das wirst Du mit der Behörde abstimmen müssen, auch wenn Dir das Grundstück mit dem Bach gehört.
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Azubi am 21. Januar 2018, 18:03:55
Sorry, war bei mir zuerst nicht als link erkennbar.
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Staudo am 21. Januar 2018, 18:04:29
Ich hoffe, dass der Wasserverband so etwas Ähnliches anbringt.

Das wird er nicht machen, weil es zu teuer ist. Wenn Du entlang der Uferkante vom Ufer aus Eichenpflöcke einschlägst und auf gleiche Höhe absägst, wird das der Wasserverband evtl. nicht sehen wollen.
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Cryptomeria am 21. Januar 2018, 18:33:56
Wenn es erlaubt ist, könntest du Weidenzweige stecken und vielleicht auch ein bisschen verflechten. Vielleicht hast du Glück und sie verankern sich durch Wurzelbildung so schnell, dass sie dem nächsten Hochwasser schon trotzen ( falls es mit Faschinen nichts wird ). Je nachdem wie viele Zweige du hast, immer mal wieder ein Abschnitt bearbeitet.
VG Wolfgang
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Azubi am 21. Januar 2018, 18:57:47
Quendula, die Broschüren habe ich jetzt nur kurz überflogen, werde sie aber noch gründlich durchlesen. Immerhin habe ich jetzt eine Vorstellung davon, was möglich ist. Der Verband wird wohl nur das unbedingt notwendige machen.
Cryptomeria, der Verband kümmert sich nicht um den Bach (sonst dürften jetzt nicht die Bäume umkippen), daher würde ich pflanzen, was ich für zweckmäßig halte.
Weiß jemand, ob Weiden im Schatten halbwegs wachsen? Welche Arten kämen in Frage?
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Cryptomeria am 21. Januar 2018, 19:13:08
Die Weiden wachsen da, auch im Schatten. Wenn du im Umfeld welche hast, steckst, was da steht. Oder musst du kaufen?
VG Wolfgang
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Azubi am 23. Januar 2018, 11:12:24
Vielen Dank für eure Antworten. Dann versuche ich von denen zu stecken, die schon da sind.
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Gartenplaner am 23. Januar 2018, 11:31:17
Eigentlich ist ein an den eigenen Garten grenzender Bach ein Traum, von wegen Pflanzstellen für spezielle Pflanzen.
Wenn er allerdings den Garten "frisst", ist das natürlich nicht mehr so traumhaft.
Die verlinkte PDF-Broschüre ist sehr schön anschaulich und fundiert, damit macht ihr nix falsch.

Ich frage mich aber, warum der Bach das Ufer erodiert, es scheint kein Prallhang zu sein, die Erlen sind große Bäume, hatten also lange Ruhe, um sich im Ufer zu verwurzeln - seit wann wird denn Boden abgetragen?
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: hymenocallis am 23. Januar 2018, 11:51:20
Eigentlich ist ein an den eigenen Garten grenzender Bach ein Traum, von wegen Pflanzstellen für spezielle Pflanzen.
Wenn er allerdings den Garten "frisst", ist das natürlich nicht mehr so traumhaft.
Ich kenne zwei solche Grundstücke live (einen im Alpenvorland, einen in wenigen Kilometern Entfernung) - beide Besitzer verzweifeln alle 2-3 Jahre mit dem Bach, weil es dann zu schweren Überflutungen kommt und der eigene Garten verwüstet wird. Geröll und Schlamm liegen viele Zentimeter hoch auf den Beeten, Treibholz sorgt zusätzlich für Verklausungen und die am Bach wachsenden Gehölze stürzen regelmäßig um. Das passiert bei dem steileren Bach im Alpenvorland genauso wie beidem flachen Gerinsel hier in der Nähe.

Das Grundstück hier in der Nähe gehört einem Verwandten, der hat nach einigen Bepflanzungsversuchen aufgegeben und einen 1,5 m hohen Wall am Ufer aufgeschüttet. Nun tritt der Bach zwar über die Ufer, flutet aber das Feld am anderen Ufer und nicht seinen Garten. Ob dieser Wall auf Dauer stabil bleibt oder auch 'gefressen' wird, bleibt abzuwarten.  :-\

Wir leben zwischen einem Kanal und dem größten Fluß unseres Bundeslandes - der Kanal ist idyllisch, weil die Wasserhöhe vollautomatisch gesteuert wird; dort gibt es keine Uferprobleme und man kann die Zonen am Kanal traumhaft bepflanzen (was leider keiner der Grundstücksbesitzer macht).
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Azubi am 23. Januar 2018, 12:18:08
Der Bach ist wirklich sehr idyllisch. Bislang hat er auch noch keine gravierenden Schäden verursacht. Nur wenn es so weitergeht, sind Gebäude (Schuppen)  gefährdet.

Nach meiner Einschätzung sind die Bäume beidseits der Ufer zu dicht gepflanzt worden. Es gibt Stellen, wo der Bach doppelt so breit ist wie gegenüberliegende Bäume voneinander entfernt sind. Sieht sehr romantisch aus, die im Wasser stehenden Bäume, und hat bis jetzt ja auch gehalten. Allerdings hatten wir letztes Jahr höheres / mehr Wasser als üblich. Möglicherweise wurde auch Wasser weiter oberhalb umgeleitet. Der Wasserverband weiß es nicht oder will es mir nicht sagen.

Die Frage, die mich umtreibt, ist, warum wurden die Bäume so dicht gepflanzt. Die Wiese gegenüber liegt unter dem Niveau des Baches. Vielleicht lief früher ein Teil des Wassers durch die Wiese. Irgendwann wollte man das nicht mehr und hat das Wasser dann in den Bach geleitet.

Unser Garten kann (zum Glück) nicht überflutet werden, weil das Ufer höher ist als die gegenüberliegende Seite. Es geht mir nur um die umkippenden Bäume.

Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Staudo am 23. Januar 2018, 12:24:40
Ganz oft siedelten sich solche Bäume von ganz allein in Zeiten an, in denen sich niemand um das Gelände kümmerte.
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: hymenocallis am 23. Januar 2018, 12:45:33
Unser Garten kann (zum Glück) nicht überflutet werden, weil das Ufer höher ist als die gegenüberliegende Seite. Es geht mir nur um die umkippenden Bäume.

Wem gehören die Bäume?
Am Bach unseres Verwandten sind sie nicht sein Eigentum - sie gehören zum Bach dazu und er darf sie nicht fällen. Was umfällt, wird von öffentlicher Hand entfernt - die Schäden ersetzt niemand.
Wenn Sie Dir gehören, wird es brenzlich bezüglich Haftung - sollte einer umfallen.
Titel: Re: Uferbefestigung
Beitrag von: Gartenplaner am 23. Januar 2018, 13:21:10
...

Nach meiner Einschätzung sind die Bäume beidseits der Ufer zu dicht gepflanzt worden. Es gibt Stellen, wo der Bach doppelt so breit ist wie gegenüberliegende Bäume voneinander entfernt sind. Sieht sehr romantisch aus, die im Wasser stehenden Bäume, und hat bis jetzt ja auch gehalten. Allerdings hatten wir letztes Jahr höheres / mehr Wasser als üblich. Möglicherweise wurde auch Wasser weiter oberhalb umgeleitet. Der Wasserverband weiß es nicht oder will es mir nicht sagen.

Die Frage, die mich umtreibt, ist, warum wurden die Bäume so dicht gepflanzt. Die Wiese gegenüber liegt unter dem Niveau des Baches. Vielleicht lief früher ein Teil des Wassers durch die Wiese. Irgendwann wollte man das nicht mehr und hat das Wasser dann in den Bach geleitet.

Unser Garten kann (zum Glück) nicht überflutet werden, weil das Ufer höher ist als die gegenüberliegende Seite. Es geht mir nur um die umkippenden Bäume.

Viele Bäche sind wegen landwirtschaftlicher Nutzung im Laufe der Zeit begradigt worden - wenn die Wiese tiefer liegt, klingt das schon etwas danach.
Vor unserem Dorf verläuft auch ein kleiner Bach, ich habe etwas recherchiert und anhand von alten Katasterkarten herausgefunden, dass wohl irgendwann im 18. Jh. ein sehr mäandrierender Bach, der fast mitten durchs Dorf floss in ein schnurgerades Bett entlang der Verbindungsstrasse zum Nachbarort ungefähr 100m vom Dorf entfernt umgebettet worden ist.
Regelmäßig im Herbst und Winter bei viel Regen stehen diese 100m Wiese zwischen Bach und Dorf unter Wasser, das Dorf liegt knapp einen Meter höher - unser Haus von 1779 hat keinen Keller drunter, im Brunnen hinterm Haus ist dann der Grundwasserspiegel recht nah unter der Bodenoberfläche.
Allerdings ist auch dann der Bach nicht reißend, so dass nur wenig Schlamm und noch viel weniger Treibholz in den Wiesen abgelagert wird - früher allerdings Plastikmüll, der fähnchenartig an Weidezäunen hängen blieb, hat aber nachgelassen  :P

Die bachbegleitenden Bäume wurden wahrscheinlich nicht gepflanzt - ich kenne viele kleine Gewässer, die dicht in einen Gehölzsaum eingepackt sind, wenn die Landwirtschaft nicht so nah bis an die Ufer bewirtschaften konnte.
An unserem Bach gibt es auch noch eine Gruppe großer alter Weiden und Pappeln an einer Stelle, meist ist aber das an die Wiesen angrenzende Ufer aber von einem dichten Brennnesselgürtel gesäumt, wohl noch aus der Zeit, als es weniger Kläranlagen gab, und darin kamen keine Gehölze hoch, wie es scheint.
Oder die Bauern setzten die Weidezäune auch so dicht ans Ufer, dass die Kühe die Gehölzsämlinge verbissen.
Keine Ahnung was Ursache und Wirkung da war.

Seit einigen Jahren hat der eine der beiden letzten verbliebenen Landwirte, der auf Pferdezucht- und Haltung umgesattelt hat, an den Ufern seiner Wiesen Kopfweiden und Pappeln als Steckhölzer setzen lassen, wahrscheinlich mit einem Naturschutzverband.
Da die Pflanzbereiche von der Weide abgezäunt waren, hat das auch geklappt und sieht gut aus.

Wasserläufe sind immer in einem labilen Gleichgewicht, kleine Veränderungen können große Wirkungen nach sich ziehen, vielleicht könntet ihr neben dem Wasserverband euch auch Rat vom Naturschutz holen?
Die ingenieurbiologischen Maßnahmen wie Faschinen sind sehr gut, aber wenn das Problem grundsätzlicher ist, wäre eine umfassendere Herangehensweise besser.