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Pflanzenwelt => Obst-Forum => Thema gestartet von: Moniis am 19. August 2008, 08:45:06

Titel: Obstwiese anlegen
Beitrag von: Moniis am 19. August 2008, 08:45:06
Moin,
wir haben Landgewinn zu verzeichnen. ;D Zu viel, um alles "ordentlich" zu halten.... deshalb soll ein Teil davon als (hoffentlich pflegeleichte) Obstwiese angelegt werden.
Ich lese seit Tagen im Obstforum und je mehr ich lese, desto weniger weiss ich - die Fülle an Informationen erschlägt mich einfach!

Hier einige Infos:

Klimazone 8a (Niederrhein)
Das Land wurde bisher als Weide (Kühe) genutzt, die allerdings immer nur 3-4 Wochen im Jahr darauf standen, dieses Jahr gar nicht. 1-2x jährlich wurde Heu gemacht.
Das Gelände fällt von Westen nach Osten leicht ab.
Im Norden und im Süden grenzen Hausgärten an die Wiese.
Zum Osten ist das Gelände offen (eine weitere Wiese, dahinter Gärten)
Die westliche Begrenzung bilden grosse Hainbuchen und Holunder.
Der Boden besteht aus Lehm, stellenweise mit Bauschuttunterlagerung. Bei ergiebigen Frühjahrsregenfällen stehen die untersten Meter schon mal unter Wasser.

Was möchte ich?
Obstbäume! Am liebsten solche, um die ich mich nicht weiter kümmern muss und von denen ich das Ein oder Andere ernten kann. Massenerträge müssen nicht sein, wir sind nur zu zweit und Lagerungskeller besitze ich nicht.

Die Maße der Wiese betragen cira: 53x30 m

Wieviele Bäume passen auf diese Wiese? Sie sollen so stehen, dass ich mit dem Aufsitzmäher bequem dazwischen fahren kann.
Es dürfen gerne grosse Bäume werden, sollen aber nicht erst in 20 Jahren tragen.
Alte Sorten willkommen!
Äpfel sind ein Muss, alles andere Obst ein Kann

Ich habe vom Obstanbau keine, absolut keine Ahnung. Deshalb bin ich auf eure Hilfe dringend angewiesen.Erst einmal bei der Auswahl und grad fällt mir noch eine dringliche Frage ein: Muss ich den Boden der Pflanzstellen irgendwie vorbereiten oder reicht ein grosses Loch in der Wiese?

".... und pflanze einen Apfelbaum...." - das habe ich mir bisher nicht so schwierig vorgestellt.
LG, Moniis
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Lehm am 19. August 2008, 08:49:13
Wieviele Obstbäume da drauf passen, hängt davon ab, ob du Nieder- oder Hochstämme pflanzen willst. Erstere haben klare Vorteile, z.B. ist die Ernte einfacher und sie tragen früher. Hochstämme sind aber für die Vogelwelt viel wertvoller, bis sie tragen, vergehen aber locker 10 Jahre, und du musst dir eine Leiter zulegen. Fast alle Obstbäume ausser Kirsche brauchen zudem regelmässigen Schnitt, Arbeit gibts also so oder so.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Moniis am 19. August 2008, 08:59:14
Ok.
Dann eine Mischung aus Hoch- und Niederstämmen. ;D
Schnitt fällt nicht öfter als einmal im Jahr an, oder? Das geht ja noch.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 19. August 2008, 09:31:57
hallo Moniis,

vorweg: deine Idee von dem selbst gedeihenden Obstgarten solltest du ad acta legen. Um ein Mindestmaß an Wissen und Fertigkeiten wirst du nicht herumkommen. Aber vielleicht wächst das ja mit der Aufgabe.
Du wirst sehen, es ist interessant.

Klimatisch bist du am Niederrhein sehr im Vorteil, was die Auswahl von Sorten und Arten angeht.

Auch die Hainbuchen/Holunderbegrenzung dürfte kein Problem darstellen wenn du genügend Abstand lässt. Wie hoch sind die?

Sogen. Buschbäume (ca. 60 cm Stammhöhe) und Halbstämme (ca. 120 cm Stammhöhe) kommen nicht in Frage, wenn du mit dem Aufsitzmäher drunter herfahren willst. Selbst bei den Halbstämmen hängt das Astwerk später so, das das mit dem Mäher nicht hinkommt. Zudem brauchen Halbstämme genauso lange zum Ertragseintritt (ca. 6- 10 Jahre bei Äpfeln), weil sie wie Hochstämme (180 cm + Stammhöhe)
i.d.R. auf die gleichen wuchsstarken Unterlagen veredelt sind.
Apfelhochstämme brauchen im Schnitt (je nach Sorte etwas verschieden) 100 qm (das ist nicht übertrieben, stell dir den Baum 30 Jahre später vor). Du solltest zwischen den Bäumen einen Abstand von 10 m rechnen, zu Grundstücksgrenzen 5m. Je nach dem wie hoch die Hainbuchen und der Holunder sind oder werden, noch mehr als 5 m.
Für Birnen und Pflaumenhochstämme kannst du etwas weniger Platz rechnen, für Süßkirschen eher noch etwas mehr.
Jetzt kannst du für dich in etwa die Baumanzahl planen.

Ein Problem könnten die Bodenverhältnisse sein. Wenn der Lehm ins Staunasse tendiert, kannst du Süßkirschen und Birnen sowie eine Reihe von Apfelsorten vergessen. Pflaumen/Zwetschen gehen da noch eher.

Wenn sich die Seenlandschaft aber nur im unteren Bereich (Osten?) des
Grundstückes bildet, weil das ganze talabwärts fließt, solltest du dort gar nichts oder allenfalls Pflaumen/Zwetschen vorsehen. Wie stark ist die Neigung?
Andere Obstarten dann hangaufwärts.

Pflanzstellen sollten für Hochstämme mindestens 70x70 und 50cm tief sein, je nach Bodenverhältnissen. Beim Ausschachten darauf achten, das die obersten 20 cm später auch wieder nach oben kommen.
Mindestens die ersten fünf Jahre ist ein Pfahl notwendig. Ebenso muss mindestens 5 Jahre die Baumscheibe auf mind. einem qm unkraut- und grasfrei gehalten werden. Das erfordert schon einiges an Zeit.
Die ersten 7,8 Jahre muss mind. ein jährlicher Aufbau- bzw. Erziheungsschnitt stattfinden. Danach reicht ggfls. ein Zweijahresrythmus zum Auslichten/Erhalten.

Hinsichtlich Pflanzung und Schnitt, oder besser: Erziehung, wirst du um 1,2 Bücher nicht herumkommen. Allerdings ist wirklich nicht jede Literatur zu empfehlen. Für den Schnitt/Erziehung ist außerdem der vorherige(!) Besuch eines Schnittkurses sehr anzuraten
(Termine u.a. auf den Länderseiten des Pomologenvereines).

Falls ihr Wühlmäuse habt, wirst du um eine konsequente Wühlmausbekämpfung nicht herumkommen.



Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Dietmar am 19. August 2008, 10:36:28
Ergänzung:

1. Gibt es bei Euch noch Bienen? Ansonsten wären Obstbäume kaum sinnvoll.

2. Die Obstbäume müssen bezüglich Befruchtung zusammen passen.

3. Obstbäume bedeuten Maden, Krankheiten usw. . Wenn etwas Essbares herauskommen soll, dann vor Anpflanzung an Bekämpfung bzw. Prävention denken. Pheremonfallen und Gelbtafeln helfen kaum.

4. Hohe Bäume bedeuten automatisch auch gefahrvolles Ernten, insbesondere bei solchen Sorten, die man nicht mit der "Stange" ernten kann.

5. Wie ist diese Fläche im Flächennutzungsplan deklariert? Bei Bauland sollte man vorsichtig sein, insbesondere bei der Bepflanzung mit geschützten Sorten. Bei uns darf man nicht einmal einen Obstbaum im eigenen Garten ohne aufwändige Genehmigung gefällt werden.

 
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 19. August 2008, 10:51:53
@ Dietmar,
ich denke, für den Hobbiysten ist der augenblickliche Bienenrückgang nicht so entscheidend. Zum einen kann das (hoffentlich) auch wieder mal anders kommen, zum anderen dürften die Wildbienen, Hummeln und anderen Insekten für ein Mindestmaß an Obst (Zweipersonenhaushalt) sicher ausreichen.
Der Hinweis auf die Befruchtung ist nützlich. Darauf sollte bei der Sortenwahl geachtet werden, selbst wenn in der Nachbarschaft noch der eine oder andere Obstbaum steht.
Na ja, den Krankheiten, Maden etc. kann man mit der Sortenwahl schon ein wenig entgegentreten. Mal angenommen, Moniis würde 10 Hochstämme verschiedener Arten/Sorten pflanzen. Bei dem Obst bleiben für Ihren Haushalt noch reichlich gesunde Früchte über.....

@Moniis,
eine empfehlenswerte Basisliteratur für den Anfänger (und Fortgeschrittenen) stellt das kleine Büchlein "Alte Obstsorten neu entdeckt für Westfalen und Lippe" von H.J. Bannier dar. Bezugsquelle siehe unter Bücher auf der Seite des Pomologenvereines.

Da geht es nicht nur um alte Obstsorten (es gibt auch gute neue und miese alte), sondern das Buch vermittelt ein solides Basiswissen und erläutert differenziert Problemstellungen auch für den Laien. Ich meine, das kostet so um die 6 oder 7 Euro.
Zusätzlich wirst du für ein Buch zu Schnitt und Erziehung investieren müssen.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Apfelfreund am 19. August 2008, 11:00:19
Und hier noch ein paar weitere Tipps:

Pflanz- und Pflegeanleitung für Obstbäume

Gedanken vor der Pflanzung

•   Wie soll der Apfel schmecken(süß, süß-sauer, sauer)
•   Wann soll er reif sein
•   Lagerfähig oder nicht
•   Hoch und Halbstämme bekommen einen Kronendurchmesser von bis zu 10 Metern (Pflanzabstände berücksichtigen)
•   Vollertrag erst nach 8 – 10 Jahren
•   Keine stauende Nässe (Wurzeln verfaulen und Baum stirbt)
•   Kein mooriger Boden ( Boden ist zu sauer, nur wenige Sorten tolerieren sauren Boden)
•   Ideal ist lehmig-sandiger Boden
•   Ungern unter anderen Bäumen
•   Durch z.B. Maschinen verdichtete Erde gründlich und tief lockern. Die Erde in der Reihenfolge wieder in das Loch schaufeln, in der sie ausgehoben wurde. Kompost mit einarbeiten.
•    Den Baum möglichst sonnig und an luftiger, nicht so zugiger Stelle einpflanzen.


Pflegehinweise während und nach der Pflanzung


•   Pflanzstock möglichst nicht nach der Pflanzung einschlagen; Wurzeln werden verletzt.
•   Mit Seidenstrumpfhose in Form einer Acht anbinden, Band scheuert die Rinde ab, verletzt den Baum und lässt Krankheiten hinein.
•   Namensschilder und Bänder aller Art entfernen, diese schnüren nach einem Jahr den Baum ein und lassen ihn jämmerlich eingehen
•   Triebe unterhalb der Veredelungsstelle frühzeitig entfernen, diese tragen kein Obst, wachsen schneller als der veredelte Baum und nehmen ihm Kraft und unterdrücken ihn auf Dauer.
•   Unkraut um den Baum herum entfernen (Baumscheibe freilegen) mit ca. 1-2 m Durchmesser. Gras ist ein Nahrungskonkurrent. Dort nicht umgraben, da Apfelbäume Flachwurzler sind und die Wurzeln beschädigt werden Regelmäßig flach hacken und bei Bedarf wässern. Düngen nur mit Kompost bis Ende April. Danach würden die Triebe nicht richtig verholzen und die Rinde bei Frost platzen und Krankheiten Tür und Tor öffnen. Dies ist die aufwendigste und wichtigste Pflegemaßnahme die ersten 5 Jahre. Der Baum wird es mit frohem Wachstum danken.
•   Kein Rindenmulch oder Holzhäcksel gegen Unkraut um den Baum anhäufen. Dort siedeln sich gerne Wühlmäuse an, die auch gerne an Rinde und Wurzeln nagen.
•   Bei Kaninchen unbedingt weite Drahthose um den Stamm legen. Auch Hunde verbeißen gerne junge Obstbäumchen.
•   Bei akuter Mausgefahr den Wurzelbereich beim Pflanzen komplett in eine Drahthose packen.
•   Kompost nicht an den Stamm schaufeln. Dort wachsen neue Wurzeln, die freiliegen, wenn der Kompost verbraucht ist.
•   Im Winter Triebe entfernen, die sich berühren und scheuern und die nach innen der Krone wachsen.
•   Kürzt man einen Trieb, wachsen dort in der Regel nächstes Jahr drei neue.
•   Keinen Stummel ( 5 cm) stehen lassen, immer bis an den Ast/Stamm abschneiden
•   Krebsstellen und andere kranke Stellen wie Spitzendürre oder Feuerbrand bis tief in das gesunde Holz wegschneiden und nicht kompostieren. Bei den meisten Krankheiten handelt es sich um pilzliche Krankheiten, die man im Kompost weitervermehren würde.
•   Im Frühjahr sind oft Raupen an den neuen Trieben in eingerollten Blättern. Diese bei den kleinen Bäumen absammeln.


Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Landfrau am 19. August 2008, 11:26:28
Das sind ja hervorragende Hinweise!

Ein paar ergänzende Fragen habe ich:

- Wieviel qm rechnet man für Buschbäume?

- Wieviel qm rechnet man für Walnuss- und Morusbäume?

- Es gibt den Stammverbissschutz gegen Karnickel aus Kunststoff (sieht man manchmal bei AUfforstungen). Wie nennt man diese Verbissschutzdinger?

- wie heißen im Handel diese Namensschilder mit Schlaufen, die oft an gekauften Bäumen sind? (Für einen Umzug mit über 100 Sorten möchte ich das Beschildern der Büsche und Bäume einfach gestalten und dafür diese Streifenschilder kaufen - weiß leider nicht, wie man die nennt....).

Danke, Landfrau
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Dietmar am 19. August 2008, 12:18:58
Hier ein paar Tips zu Sorten:

http://www.lwg.bayern.de/gartenakademie/infoschriften/obst/linkurl_0_16_0_0.pdf

@Apfelfreund

Zu den (fehlenden) Bienen:

Ich hoffe, dass Du mit Deinem Optimismus recht hat. Bei uns haben einige der meist älteren Imker das Bienensterben zum Anlass genommen, ganz aufzuhören.

Ich habe übrigens bei uns dieses Jahr nicht eine einzige Biene gesehen.
Folgen: Am Birnbaum hängt eine einzige Birne. An einem Kirschbaum hingen 2 Kirschen, am anderen eine Hand voll. Angeblich bestäuben auch Fliegen Birnbäume, aber die scheinen das noch nicht zu wissen.

Wer sagt den Mauerbienen und Hummeln eigentlich, dass sie nun mit dem Bestäuben ran müssen. Offensichtlich wissen auch die das noch nicht. Vielleicht gibt es im Insektenreich auch einen "Pillenknick", jedenfalls scheinen auch Mauerbienen und Hummeln keine große Lust auf Nachwuchs zu haben. Ich habe beide Arten dieses Jahr auch noch nicht gesehen.

Wenn das nächstes Jahr wieder so ist, dann reiße ich meinen zweiten Kirschbaum auch noch raus und setze eine Feige. Der erste Kirschbaum muss im Herbst daran glauben, obwohl er eine madenfreie Sorte ist. Aber meine Tafeltrauben brauchen mehr Platz und die wachsen auch ohne Bienen.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: freitagsfish am 19. August 2008, 12:40:41
in vielen regionen gibt es förderung und hilfe bei der neuanpflanzung einer streuobstwiese! frag bei deiner gemeinde nach oder suche bei tante guckel unter den suchbegriffen "streuobstwiese förderung".

auch bei slow food könnte man dir mit erfahrungen weiterhelfen; das convivium dresden hat eine streuobstwiese mit anlegen helfen, kontakt und info dazu hier:
http://slowfood.de/slow_food_vor_ort/dresden/themen_aus_dem_convivium/streuobstwiese/

das für deine region "zuständige" convivium findest du auf dieser seite:
http://www.slowfood.de/slow_food_vor_ort/

auch örtliche mostereien/keltereien/brennereien sind oft gute partner, weil sie interesse an gutem rohmaterial haben und in ihrer region vernetzt sind. und zur bestäubung: die alten imker sterben zwar langsam aus, aber es gibt beim imkerverband doch immer hilfe bzw. die möglichkeit, einen imker mit seinen bienenvölkern zu "mieten". oder du wirst gleich selbst imker...

Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 19. August 2008, 12:41:57
@landfrau,
- Buschbäume: Kommt sehr auf die Unterlage-Sortenkombination an.
  Beispiel: Nehmen wir meinen Namensgeber. Z.B. auf M26 reichen in
  mittleren Böden völlig ca. 16 qm (2m nach jeder Seite).
  Auf M7 als Busch würde ich ihm sicher einen halben Meter nach
  jeder Seite mehr geben.
  Bei wüchsigen Böden würde ich noch eine Schippe drauflegen.
  Jeweils ebenso, wenn anstatt des relativ schwachwüchsigen
  Zuccalmaglio z.B. ein Boskop oder Gravensteiner aufveredelt ist,
  beides starkwüchsige Sorten. Dann würde ich z.B. auf M26 auf bis zu
  3m nach jeder Seite gehen.

  Ein bischen schwierig wird es mit anderen Obstarten im Vergleich.
  So richtig schwachwüchsige Unterlagen sind kaum gebräuchlich oder
  vorhanden,außer Quitte in Kombination mit mancher Birne.
  Zwei Zwetschenbäumen als Busch auf St.Julien A würde ich auch
  mindestens 6 m Zwischenraum geben. Bei zwei Süßkirschen
  mit GiSelA5 drunter kommst du je nach Sorte damit nicht mehr hin.
  Es ist aber eben nie nur eine Frage der Unterlage, sodern auch der
  Kombination mit der Sorte und der Wüchsigkeit des Standortes.
  Deshalb sind allgemein gültige Ratschläge kaum zu machen.

  Walnusssämlingen würde ich mindestens 100 qm zugestehen, bei
  manchen veredelten Sorten kommst du vielleicht mit 80qm hin.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 19. August 2008, 13:09:29
@dietmar,

die Seite der lwg bayern ist für den Hobbyist informativ und übersichtlich gemacht und die Empfehlungen scheinen mir, soweit ich mir eine Beurteilung zutraue, auch stimmig.

Was mich neben einigen Kleinigkeiten nur insbesondere aufregt, sind so Empfehlungen für die Streuobstwiese wie z.B. Oldenburger, Champagnerrenette, Kaiser Wilhelm oder Ananasrenette. Allein schon wegen der Krebsanfälligkeit, sofern die Böden auch nur ein bischen staunass sind, kann man die doch nicht wirklich empfehlen. Andere negative Eigenschaften, wie z.B. bei der Ananasrenette die völlig ungenügende Wüchsigkeit für die Obstwiese.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: cydorian am 19. August 2008, 14:11:22
Sehr schön. Es gibt nichts schöneres wie eine Obstwiese mit wenigstens ein paar Hochstämmen. Noch ein paar Tips:

- Macht ein Pflanzraster von 8m Abstand für Apfel/Birnen/Kischhochstämme.
- Pflanzt dazwischen (also im 4m - Raster) Bäume mit schwachwachsenden Unterlagen. Der Clou dabei: Die tragen viel früher, leben aber viel kürzer, irgendwann in 10-20 Jahren sind die Hochstämme dann so gross dass die kleinen Bäume dazwischen wieder raus können. Dann kommen die Hochstämme mit grossen Ernten stärker zum Zuge.
- ein separates Karree für Bäume im 4x4m Raster, die klein bleiben (Unterlagenwahl!), aber älter werden dürfen: Pfirsiche, Sauerkirsche, Nashi, Reineclaude...
- Nicht zu viele Gedanken um Sorten machen. Schon nach zwei Jahren sieht man schnell, was am Standort zurecht kommt. Holzzuchwachs, Blattschorf, Reifezeitpunkte der ersten Spindelbüsche, da wird sich auch ein Gefühl bei euch dafür einstellen, was geht und was nicht.

Ich habe schon mehrere Wiesen angelegt. Falls ihr spezielle Fragen habt....
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Staudo am 19. August 2008, 14:12:01
Ich habe auch eine Streuobstwiese in Pflege und habe aus der Anlage keine große Wissenschaft gemacht. Bei einer Obstbaumschule bin ich bequemerweise durch das Verkaufsquartier gegangen und habe mir einen großen Schwung Hochstämme ausgesucht, alles kunterbunt und ohne System.

Diese habe ich mit ungefähr 8x8 Meter Abstand gepflanzt. Ich dünge und schneide die Bäume einmal jährlich. Gegen Wildverbiss habe ich diese Kunststoffspiralen um die Stämmchen gemacht. Leider hat ein Biber in einem Jahr wieder sehr gründlich Platz für Nachpflanzungen geschaffen. ;D Jetzt haben die Bäume Hosen aus Maschendraht. Wühlmäuse sind vor allem in den ersten 2-3 Jahren sehr lästig und haben schon etlichen Bäumen das Leben gekostet. Um den Räubern den Zugang zu den Mäusen zu erleichtern, halte ich die Baumscheiben weitgehend frei von Bewuchs.


@ Cydorian: Mit der Sortenwahl habe ich es offensichtlich richtig gemacht. ;)
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 19. August 2008, 14:23:55
Na ja Staudenmanig,
eine Wissenschaft soll man nicht draus machen. Da hast du recht.
Aber ein paar Grundregeln sollten schon eingehalten werden, sonst ist bei vielen das anfängliche Interesse und die Freude schnell dahin. Wenn dann noch das Nachrechnen im Geldbeutel anfängt, soundso.

Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Christina am 19. August 2008, 14:29:36
Noch ein Tipp: Die Baumscheibe mulche ich von Mai bis Oktober mit Grasschnitt, das ergibt ein leichte Düngerwirkung und man braucht nicht hacken.

Außerdem ärgern mich bei dem Pflaumen- und dem Renecloudenbaum die Ausläufer der Unterlage. Beim Neukauf würde ich darauf achten eine möglichst ausläuferfreie zu bekommen, falls das möglich ist.

Unter Halbstämmen kommt man mit dem Aufsitzrasenmäher nicht drunter, also lieber gleich Hochstamm. Ernten kann man dann das, was leicht zu erreichen ist, der Rest ist Fallobst. Für 2 Personen reicht das allemal.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Landfrau am 19. August 2008, 14:30:15
Das mit den Hochstämmen - schön aussehen tun sie allemal.

Die wenigsten Leute, die sich Obstgärten anlegen, sind Anfang 20, meist fängt man damit im besseren Alter an.

Und wer mit 40 - 50 Jahren Hochstämme pflanzt, hat dann, wenn sie tragen, hoffentlich Enkel, die sie schneiden, Fruchtausdünnung machen, beernten :-) und hinterher die große Leiter auch wieder auf den Dachboden hieven.

Landfrau, die auch nicht jünger wird.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Apfelfreund am 19. August 2008, 16:26:02
Noch ein allgemeiner Hinweis für Leute, die viele Sorten haben wollen aber nicht den Platz dafür haben: Anstatt kleinwüchsiger Bäume, die zwar früher und auch mehr (pro Hektar) als Halb-oder Hochstämme tragen, dafür aber lange nicht so lange leben und viel empfindlicher sind, kann man Hoch oder Halbstämme hernehmen und mehrere Sorten darauf veredeln. Und Hochstämme haben den Vorteil, daß man darunter laufen kann. Die Zweige hängen aber doch soweit herunter, daß man unten gemütlich pflücken kann. Noch besser kann man Halbstämme bepflücken, nur daß man da nicht so leicht mehr drunter laufen kann.

Halb und Hochstämme wachsen übrigens gleichstark, haben eben nur einen verschieden hohen Stamm.

Kleinwüchsige Bäume sollte man gleichzeitig mit Halb oder Hochstämmen pflanzen, damit man eher ernten kann. Wenn die Hochstämme tragen rodet man die kleinen.

Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: cydorian am 19. August 2008, 17:11:25
Und wer mit 40 - 50 Jahren Hochstämme pflanzt, hat dann, wenn sie tragen, hoffentlich Enkel, die sie schneiden, Fruchtausdünnung machen, beernten :-) und hinterher die große Leiter auch wieder auf den Dachboden hieven.

Deswegen der Trick mit der Mischung von Hochstämmen und kleinen freien Spindeln auf schwachwachsenden Unterlagen. So hat man sofort was (und sieht auch sofort, was an diesem Standort gut wächst) und gibt auch was an spätere Generationen weiter. Ich ernte z.B. Birnen von drei Birnbäumen, die mein Ur-Ur-Grossvater gepflanzt und veredelt hat. Unter so einem Baum zu stehen ist schon ein besonderes Gefühl.

Mehrere Sorten auf einen Stamm zu veredeln ist auch gut, aber es löst das Problem mit dem späten Erstragseintritt nicht, sondern sorgt für mehr Sorten auf gleicher Fläche.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Apfelfreund am 19. August 2008, 17:22:39
Ich ernte z.B. Birnen von drei Birnbäumen, die mein Ur-Ur-Grossvater gepflanzt und veredelt hat. Unter so einem Baum zu stehen ist schon ein besonderes Gefühl.

Klasse! Diese Einstellung muß unbedingt weitergegeben werden!! Wir sind ja nicht die letzten Menschen auf der Erde. Und alles Tun muß nicht unbedingt nur für uns gleich und sofort von Vorteil sein; leider ist dies aber heutzutage der Zeitgeist. Dem kann man aber vorrübergehend mit kleinwüchsigen Sorten gerecht werden, in der Art wie Du es schon aufgezeigt hast!!
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Dietmar am 19. August 2008, 18:04:14
Auch wenn man keine Wissenschaft daraus machen will, einige Sachen sollte man beachten, denn sonst merkt man nach einigen Jahren, da hängt ja nichts dran.

Bei einer Streuobstwiese sollte man schon darauf achten, dass die ausgewählten Sorten sich gegenseitig befruchten. Man kann sich langfristig nicht darauf verlassen, dass es in den Nachbargärten Befruchtungspartner gibt.

Von Äpfeln ist z.B. bekannt, dass es Sorten mit 3-fachem und mit 2-fachem Chromosomensatz gibt, die auf keinem Fall miteinander "können".
Also besser vorher informieren, als nachher (Jahre später) dumm aus der Wäsche gucken.

Achtung: in Bau- und Gartenmärkten kann man keine sachgemäße Beratung erwarten, besser sind Baumschulen und eine Recherche im Internet.

Ein paar Grundlagen-Infos sind hier:

http://www.gartenbauvereine.org/texte/merkinfo/m_bestaeubung.html#Unverträglichkeit

Falls Du Zeit und Gelegenheit hast, empfehle ich einen Besuch der Versuchsanlage Stutel der Bayrischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau bei Veitshöchheim (natürlich in etwa zur Reifezeit). Dort wird u.a. auch eine große Anzahl von Apfel-, Birnen u.a. Obstsorten angebaut (meist neuere Sorten). Da kann man sich die Äpfelbäume (z.B. Gesundheit) und die Früchte ansehen und letztere auch mal naschen. Vielleicht erwischt man auch mal einen Mitarbeiter zum fachsimpeln bzw. zur Beratung. Der Selbstversuch ist immer besser als die Sortenbeschreibung der Baumschule. Vielleicht gibt es in Deiner Gegend auch ähnliches.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: cydorian am 19. August 2008, 19:53:56
Bei einer Streuobstwiese sollte man schon darauf achten, dass die ausgewählten Sorten sich gegenseitig befruchten. Man kann sich langfristig nicht darauf verlassen, dass es in den Nachbargärten Befruchtungspartner gibt.

Ist in der Regel nicht kritisch. Die Wiese ist über 15ar gross, das sind 4x6 oder 4x7 Bäume bei knapp 8m Pflanzraster. Solange man keine Dinge macht wie z.B. eine einzelne Birne zu setzen, gibts immer Befruchter. Wenn man ganz sicher gehen will, setzt man so wie in den Obstplantagen eine gute Befruchtersorte dazwischen, die lange blüht und viele Pollen liefert. Dafür werden gerne Zieräpfel aus der floribunda-Gruppe genommen, eine Sorte ist z.B. "Golden Hornet". Ist aber eher entbehrlich für eine extensiv genutzte Wiese.

Guter Bienenflug erhöht den Ertrag um 10-40%, je nach Sorte. Manche Sorten profitieren kaum davon, z.B. Jonathan. Für renditestarke Obstplantagen ist das sehr wichtig, für den Privatmann mit einer Wiese, die eh immer zu wenig oder zu viel liefert, je nach Wetter und Alternanzzustand, ist die Frage nicht so essentiell und man kann sich auf Wildbienen verlassen.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Moniis am 19. August 2008, 20:49:43
WHOW !!!
So viele Antworten und so viel Lesefutter! ;D

Es sollen Grossbäume werden, so viel steht schon mal fest. Das diese nicht einfach abgeholzt werden dürfen, ist kein Contra sondern eher ein Pro. ;)
Die Idee, die langen Jahre bis zum Fruchten mit Halbstämmen oder Buschbäumen zu überbrücken, finde ich großartig. Ich muss überlegen, ob diese auch auf die o.g. Wiese sollen oder einfach an eine andere Stelle - ich habe noch zwei weitere Wiesen in fast dieser Grössenordnung dazu bekommen...

Von allgemeinen Pflegearbeiten wie Rasenmähen, Baumscheiben unkrautfrei halten, jährlicher Pflegeschnitt und irgendwann Ernten abgesehen, will ich die Wiese weitestgehend sich selbst überlassen. ::) Am zu regenreichen Zeiten staunassen Ende (Osten) dachte ich an eine Reihe Kopfweiden. Die werden dort gut gedeihen, ich mag sie gerne, sie sind landschaftstypisch und allzuviel Arbeit machen sie auch nicht. In irgendeiner Ecke dieser Wiese soll ausserdem ein Totholzhaufen entstehen. Oder passt das nicht zu einer Streuobstwiese? ???
Ich denke mir, dass allerlei Wildbienen und - hummeln sich dort wohl fühlen könnten (Glühwürmchen hoffentlich auch) und zum Dank die Befruchtung übernehmen.
Wie weit fliegen Bienenvölker aus?
Ich kenne zwei Imkereien, die eine ist ca. 5km entfernt, die andere ca. 10. Fliegen Bienen so weit??
Ca. 4km entfernt sind zwei Obstplantagen (in unterschiedlicher Richtung), ob diese Bienenvölker beschäftigen, weiss ich nicht.

Ich erwarte und will keine riesige Ernte. Ich möchte nur die Wiese einigermassen sinnvoll nutzen und dabei etwas Gutes für die Umwelt tun. Fallobst für die Schmetterlinge und Hornissen sind völlig ok.
Angenommen, ich setze 15 Obstbäume und ernte irgendwann von jedem Baum 5kg - das reicht vollkommen! ;D

Oh, fast vergessen: Das Gelände hat einen Höhenunterschied von ca. 3m auf der langen Seite (Westen oben --> Osten unten).
 
Vielen Dank an Euch schon mal an dieser Stelle, ich werde euch auch weiterhin löchern. ;D Nun schaue ich mir die links an und schmökere sachbezogen.
LG, Moniis



Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Apfelfreund am 19. August 2008, 21:57:01
Halbstämme und Hochstämme sind beide auf Sämling veredelt und großwüchsig, mit dem Unterschied der Stammhöhe. 1,20 m bei Halbstamm und ab 1,80m beim Hochstamm.

Buschbäume sind auf Typenunterlagen veredelt und kleinwüchsig mit den genannten Vor und Nachteilen.

5 kg pro Baum wirst Du in kürzester Zeit erhalten, nach 3 -4 Jahren ohne Probleme.

Bienen fliegen 1-2 km weit. Aber mache Dir über die Bestäubung keine all zu großen Gedanken bei der Anzahl von Bäumen die Du planst zu pflanzen und den geringen Ernteansprüchen, die Du hast.

Es ist wunderbar, daß Du die Sortenvielfalt erhalten willst und außerdem die Natur in erster Linie im Auge hast.

Den Höhenunterschied kann man so nutzen, daß auf der hohen Westseite niedrigere Sorten gepflanzt werden, die keinen Schatten auf die Ostseite werfen. Seestermüher Zitronenapfel ist z.B. eher schwachwüchsig, Boskoop und Königsrenette starkwüchsig.

Viel Spaß beim Planen der Obstwiese wünscht Dir

Apfelfreund
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Dietmar am 19. August 2008, 22:31:48
@Moniis

Ich beneide Dich um Deinen Landgewinn. Mein kleiner Garten ist restlos voll und immer, wenn ich etwas Neues anbauen will, muss ich etwas anderes opfern. Diesen Herbst trifft es einen Kirschbaum, eigentlich eine gute madenfreie Sorte, aber ich brauche Platz für neue Reben.
Tafeltrauben wären auch eine Möglichkeit für Dich, aber ich warne Dich, Trauben machen süchtig. Frage mal Apfelfreund.

Falls Du gerne Feigen ißt, wäre die Sorte Ronde de Bordeaux für Dich sehr gut geeignet. Dieser Baum wird etwa so groß wie ein Hochstamm (ca. 8 m dm). Feigen brauchen keine Bienen und haben kaum Krankheiten und keine Würmer. Frische Feigen schmecken viel besser als die getrockneten aus dem Supermarkt. Man kann auch herrliche mediterrane Gerichte mit Feigen machen.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: cydorian am 19. August 2008, 22:54:05
Drei Grundstücke in dieser Grösse, da hast du dir ja was vorgenommen. Übernimm dich nicht, dann macht es keinen Spass mehr. Das Mähen wird meist überschätzt, andere Pflegearbeiten wie Schnitt unterschätzt. Auch robuste Hochstämme brauchen Pflege.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Moniis am 19. August 2008, 23:54:56
@ Dietmar

Die planerisch im Entstehen begriffene Streuobstwiese hat 1500qm, ungefähr. Sie grenzt links an meinen Garten. Rechter Hand grenzt eine Wiese mit ca. 1200qm und die Wiese, die meinen Garten nach hinten verlängern wird, hat noch so ungefähr 800qm. Alles zusammengezählt ergibt das eine Fläche von ~5150 qm.
Ungefähr deshalb, weil die Vermesser noch nicht ganz mit ihrer Arbeit fertig sind. Ende nächster Woche weiss ich es dann genau. ;D
An Feigen und Trauben habe ich noch gar nicht gedacht! Erst kommt die Obstwiese mit "herkömmlichem" Obst. Dann plane ich weiter.

@ Cydorian

Ja, diese Fläche macht mir schon etwas Angst, das muss ich zugeben! :o Ich halte eine Obstwiese aber immer noch für weniger arbeitsintensiv als eine Parklandschaft mit Rabatten. Zumindest dann, wenn ich ins gesetztere Alter komme und die Bäume ihre Jugendzeit mit jährlichem Erziehungsschnitt hinter sich haben. ;D Alle 2-3 Jahre Erhaltungsschnitt finde ich jetzt nicht soooo schlimm.

@all
Angeregt durch euer Input habe ich etwas herumgeschnüffelt und bin auf diese Seite gestossen: http://www.umwelt.nrw.de/naturschutz/pdf/streuobstwiesen.pdf

Wesel bzw. Krefeld/Viersen sind nicht allzuweit entfernt, ich werde beide Ansprechpartner kontaktieren. Mal gucken, wer für mich zuständig sein möchte. ;D
An meinem Wohnort gibt es eine NABU-Gruppe. Bisher kümmert diese sich liebevoll um Kopfweiden (Pflanzung und Schnitt) und Fledermäuse. Ich werde fragen, ob sie sich Aktivitäten auf einer Streuobstwiese vorstellen können.Hier gibt es keine Streuobstwiese weit und breit - das ist vielleicht eine neue Herausforderung für die lokale Truppe. 8)
Mein Nachbar besitzt Schafe..... mit ordentlicher Ausstaffierung (Dreibeinschutz) der Bäume könnten die netten Tierchen die Unternutzung besorgen.

Toll, eure Beiträge helfen mir sehr. Auch dabei, herauszufinden, was ich will. ;D Aber jetzt zeichnet sich schon ein deutliches Bild ab. Soweit wäre ich alleine nicht gekommen. Danke dafür,
Moniis
 
P.S. Fördermittel brauche ich nicht, will ich nicht.



Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Zuccalmaglio am 20. August 2008, 09:05:24
moniis,
da hast du ja allerhand zu planen...

aus Gründen der Vorbeugung möchte ich noch einmal auf die entscheidende Frage des Bodens hinweisen bzw. auf das bei dir möglicherweise nicht nur partiell vorhandene Problem der Staunässe. Wenn du dir selbst keine ausreichende Beurteilung zutraust, bitte doch vielleicht einen von den Obstleuten der Initiativen, mit dir mal 2 oder 3 Löcher auf deinem Gelände zu buddeln. Natürlich sollte der was davon verstehen.

Wenn der Boden flächig zur Staunässe tendieren sollte (das kann sich kleinstückweise ganz anders darstellen) kommen Kirschen, Birnen, Walnüsse, Maronen und alle zu Obstbaumkrebs neigenden Apfelsorten nicht in Betracht.

Die umfangreiche Seite des Obstwiesenschutzes NRW halte ich gegenüber früheren Veröffentlichungen für insgesamt gelungen.
Kritikpunkt aber auch hier wie so oft die zu wenig differenzierten Sortenempfehlungen. Ein Hinweis zum Obstbaumkrebs (neben anderen besondern zu Robustheiten oder Empfindlichkeiten), den man bei Hochstämmen später so gut wie nicht mehr im Griff hat und der die Vitalität der Bäume bzw. ihre Lebensdauer bestimmt, ist m.E. unbedingt erforderlich.
Das Sortenempfehlungen nie umfassend sein können, liegt in der Natur der komplexen Materie und der Individualität der Autoren, sollte aber von Mindestangaben nicht abhalten.

Noch was: Nur 8m Abstand bei Süßkirschen, starkwüchsigen Apfel- und Birnensorten, und bei Sämlingen von Maronen und Walnüssen sind auf jeden Fall zu wenig.

Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Amur am 20. August 2008, 10:13:58
Relativ wenig Arbeit macht Walnuss. Haselnuss ist auch recht einfach.

Maulbeer (schwarz oder weiss oder rot) braucht nach meiner (geringen) Erfahrung auch nicht wirklich einen Schnitt und wird recht groß.
Speierling wenns wenig Wühlmäuse hat. Braucht auch keinen Schnitt.

Apfel, Kirsche und Birne muß man mit dem Schnitt hinterher sein. Wurde ja alles schon gesagt.

Mirabellen und Pflaumen brauchen nicht so einen intensiven Schnitt.

Wenn du Glühwürmchen willst, dann darfst du nicht mit dem Aufsitzmäher alle 2 Wochen mähen. Dann mußt du eine hohe Wiese lassen und erst Anfang Juli mähen. Sonst machst du die nieder.
D. h. dann mußt du dir über einen Mulcher gedanken machen.

Bei der Größe kannst du dann über einen kleinen Traktor nachdenken. An die BG mußt du dann so oder Beitrag bezahlen, d. h. du wirst wohl eine steuerfreie Nummer bekommen (klappt zumindest bei uns, die Finanzämter der Nordlichter sind manchmal etwas strenger).

mfg
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Landfrau am 20. August 2008, 13:44:51
Amur, was meinst du mit einer "steuerfreien Nummer"????

Die Mitgliedschaft in einer ldw. Berufsgenossenschaft besteht ab einer bestimmten Flächengröße, die man besitzt oder gepachtet hat, in Nds. 2500 qm, was vielen Besitzern größerer Grundstücke oder von Pferdeweiden gar nicht bekannt ist. Hat nix damit zu tun, ob die Fläche just for fun, für Pferde, zur Erhaltung von Kulturgut (Obstsorten) oder zur Erzielung von ldw. Einkünften genutzt wird.

Aber war meinst du mit steuerfrei?

danke, Landfrau


Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Dietmar am 20. August 2008, 14:42:05
Am 12.10.08 findet in der Versuchsanlage Stutel der LWG oder direkt in der LWG ein Streuobsttag statt. Das genaue Programm ist noch nicht verlinkt, kommt aber bestimmt noch.

http://www.lwg.bayern.de/termine/
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Stephanie am 20. August 2008, 15:10:48
Hallo,
als wir im letzten Jahr vor der Qual der Apfelsortenwahl standen sind wir zum einen auf einem 'Apfeltag' gewesen (Veranstaltung rund um den Apfel) und haben uns dort durch die Sorten gefuttert und waren zum anderen in einem hiesigen Gartencenter und haben dort ebenfalls die Probieräpfel verkostet. Was uns schmeckte wurde nochmal nach Krankheitsanfälligkeit, Standort, Ertrag ... abgeklopft.
Dieses Jahr hoffen wir nun auf reiche Ernte - EIN Apfel ist nämlich der Ertrag ::)
Stephanie
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Amur am 20. August 2008, 15:46:45
Amur, was meinst du mit einer "steuerfreien Nummer"????

...
Aber war meinst du mit steuerfrei?

danke, Landfrau

Fahrzeuge von land und forstwirtschaftlichen Betrieben für landwirtschaftlichen Einsatz sind von der KFZ Steuer befreit.
Bei uns reicht es, wenn man den Beitragsbescheid der BG beim Anmelden dabei hat und man bekommt eine grüne Nummer (=befreit von KFZ Steuer). Ich habe allerdings gehört, daß in den nördlichen Gefilden die Finanzämter deutlich strenger sind und einen landwirtschaftlichen Betrieb der wesentlich zum Einkommen beiträgt voraussetzen um die grüne Nummer zu bekommen.

Fahrzeuge mit grüner Nummer dürfen aber auch nur für landwirtschaftliche Zwecke eingesetzt werden. Also nix mit Wohnwagen dranhängen und dann Urlaub machen.
Nur Brauchtumsveranstaltungen (zum Anhänger ziehen) und Sammlungen für gemeinnützige Vereine (Alteisen, Altpapier etc.) sind dann m. w. noch ausserhalb der landwirtschaftlichen Nutzung erlaubt.

Die Versicherung ist meist recht günstig. Die Steuer würde oft weit über 100€ Kosten, die wird nach zulässigem Gesamtgewicht berechnet.

mfg
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Landfrau am 20. August 2008, 16:09:58
Ach sooo....das Nummernschild für den Trecker! Das hat bei mir nicht geklickert.

Solange der Nutzer aber nur und ausschließlich auf dem eigenen acker herumkurvt, braucht er ihn gar nicht anzumelden Dann kann man aber auch nicht mal eine Ladung Zaunpfähle oder Mulchstroh o.ä. holen.

Landfrau
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: the czar am 25. August 2008, 21:24:33
Wie weit fliegen Bienenvölker aus?
Ich kenne zwei Imkereien, die eine ist ca. 5km entfernt, die andere ca. 10. Fliegen Bienen so weit??
Ca. 4km entfernt sind zwei Obstplantagen (in unterschiedlicher Richtung), ob diese Bienenvölker beschäftigen, weiss ich nicht.

LG, Moniis

Hallo Moniis,
das ist zu weit für die Bienen aus diesen Imkereien. Gerade im Frühjahr, wenn alles blüht, ist der Flugradius kürzer.
Es gibt viele Imker die Interesse hätten, Bienen in eine Streuobstwiese zu stellen. Besonders, wenn keine intensiv landwirtschaftlich genutze Flächen in der Nähe sind.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: A-String am 26. August 2008, 09:57:46
Hallo,

wow, woher bekommt man so viel Grundstücksfläche ?

Was evtl. noch nicht gesagt wurde: Bei vielen Bäumen

den Aufwand für das Pflanzloch nicht unterschätzen!

Habe dieses und letztes Jahr 18 Löcher gebuddelt (ehemaliger

Schuttablageplatz!), war ziemlich schweißtreibend!!!


Falls es interessiert, ein Layout meiner kleinen Wiese.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Moniis am 31. August 2008, 07:41:47
Guten Morgen,
habe ich geschrieben, Streuobstwiesen gäbe es hier nicht?
Das muss ich widerrufen!
Ich sehe nur noch Obstbäume und Obstwiesen.... Klarer Fall von selektiver Wahrnehmung, scheint mir. ;D

Bisher habe ich folgendes unternommen:
Ich war bei 3 Baumschulen. Der erste Baumschuler sprach: "Alte Sorten? Die taugen nix!" Der zweite schickte mich weg, weil ich viel zu früh deshalb vorsprach. Ich soll im November wieder kommen, dann kann er mir "ein paar Sorten" besorgen. Welche das sein würden, wusste er aber jetzt noch nicht.
In der dritten Baumschule notierte der Mann sich meinen Namen u. Telefonnummer und will sich melden, wenn er sich entsprechend kundig gemacht hat. Bisher habe ich noch nichts gehört.

Ein Anruf beim NABU brachte mich zu einer Dame, mit der ich mich eine halbe Stunde unterhielt. ;D Sie hat mir einige Sorten Apfel und Birne genannt und will aber noch einmal in einer Liste nachschauen, welche besonders für das rheinische Klima geeignet sind. Ausserdem habe ich die Telefonnummer eines Hobby-Pomologen bekommen, mit dem sie zusammenarbeiten und von dem sie glaubt, er würde gerne auf die Wiese kommen und sich die Gegebenheiten vor Ort anschauen - der ist aber noch in Urlaub.

Und jetzt werde ich mich auf die Suche begeben, wo es in meinem erreichbaren Umfeld (Bayern ist einfach zu weit weg) Obstverkostungstage gibt.
LG, Moniis
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: A-String am 31. August 2008, 11:40:13
Hallo,

hört sich ja nicht berauschend an, was die Baumschulen da abgeliefert haben. Ich würde empfehlen, zu reinen Obstbaumschulen zu gehen und nicht zu "Allround-Baumschulen".
Alte Sorten vs neue Sorten: Überlege ich mir auch derzeit,
habe einen resistenten Apfel, sieht super aus, keine Krankheiten,
meine Landsberger Renette ist voll mit Schorf überzogen. Evtl.
verzichte ich doch noch auf klingende Namen und veredele neue Sorten...Eigentlich gefallen mir bloß die Namen nicht besonders.

Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: Staudo am 31. August 2008, 11:58:40
Wenn der Platz es zulässt, würde ich sowohl alte als auch neuere Sorten pflanzen.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: goodappel am 04. April 2010, 20:35:23
Hollo Moniis
Habe 1999 7000m2 Land erworben und 45 Apfelbäume gepflanzt.
Heute bin ich Mitglied des Pomologenvereins und habe 200 weitere Bäume(chen) nachgepflanzt und jede Menge Erfahrungen gemacht. Wohne in NRW / Dorsten und würde mich gern mit Leuten austauschen die auch Obstwiesen haben/ pflegen. Gruß, Goodappel
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: cydorian am 04. April 2010, 23:47:34
Schreib doch mal was über die "jede Menge Erfahrungen". Was lief denn gut, was schlecht?
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: partisanengärtner am 04. April 2010, 23:56:23
Auf jeden Fall erst mal willkommen im Forum, hört sich ja interessant an.
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: goodappel am 08. April 2010, 21:40:31
Schreib doch mal was über die "jede Menge Erfahrungen". Was lief denn gut, was schlecht?
Eigentlich nur gute Erfahrungen, die schlechten vergeß ich. Alle Bäume sind angegangen, fast alls tragen.
Einige kränkeln, der ungleiche Holzbohrer hat drei stark angeriffen.
Auf der anfangs unbefriedeten Fläche habe ich erst einen Staheldrahtzaun angelegt, jetzt nutze ich natürliche Baustoffe wie hauptsächlich Weiden. Der Bau mit Weiden und die vielfältigen Möglichkeiten hätte ich sonst nicht erkannt.Es haben sich viele Vögel und andere Tiere eingestellt, ein Imker hat drei Völker aufgestellt die sogar den strengen Winter überstanden haben.
Und natürlich Äpfen, zur Zeit gibt es noch täglich den rheinischen Bohnapfel. Gruß, GH
Titel: Re:Obstwiese anlegen
Beitrag von: paulche am 09. April 2010, 21:27:01
Hollo Moniis
Habe 1999 7000m2 Land erworben und 45 Apfelbäume gepflanzt.
Heute bin ich Mitglied des Pomologenvereins und habe 200 weitere Bäume(chen) nachgepflanzt und jede Menge Erfahrungen gemacht. Wohne in NRW / Dorsten und würde mich gern mit Leuten austauschen die auch Obstwiesen haben/ pflegen. Gruß, Goodappel

Machst du das aus reinem Hobby o. ist das jetzt ein Nebenerwerb geworden?
Verkaufst du Äpfel(Obst)? Egal, ob es ein Hobby o. Nebenerwerb ist, wirst du wahrscheinlich verschiedene Obstarten ausprobieren?