garten-pur

Garten- und Umwelt => Atelier => Thema gestartet von: Habakuk am 24. Juni 2008, 02:51:53

Titel: Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 24. Juni 2008, 02:51:53
Gerade bin ich im Internet über einen lustig-interessanten Artikel gestoßen. (Zitat: "Sind die Müslilookteichli noch zumindest nicht gerade Fremdkörper in einem hübschen Garten, signalisieren die Geröllhalden schon von weitem Naturfremdheit, Faulheit und völliges Desinteresse an so etwas wie Garten. Warum haben sich diese Leute nicht eine Eigentumswohnung genommen?! " )

...Was bei mir die Frage aufwarf, WAS sind eigentlich die Trends derzeit? Was meint Ihr?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: altrosa am 24. Juni 2008, 08:44:46
trendig sind Gärten, die eigentlich keine Gärten sind, sondern Freiluft- Wohnungen, bestückt mit Sofas, Badewannen und ganzen Küchenkombinationen und garniert mit einigen Palmen und Buchskugeln.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 24. Juni 2008, 09:44:18
ein sehr spannender link (alles, nicht nur die eine seite).
danke.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Jocia am 24. Juni 2008, 10:14:55
Ja, da geb ich altrosa recht, bzw drückt das auch meine Meinung aus.

Eine Bekannte von mir ist Gartenplanerin und ihre Projekte (alles extrem "lean und clean") treffen so gar nicht meinen Geschmack, aber das ist ja eh individuell. Was mir aber immer auffällt ist, dass die meisten Besitzer derart "durchgestylter" Gärten gar keine Gartenfreunde sind, sondern diesen Raum genauso als Designobjekt wie ihr Haus, Möbel oder Kleidung betrachten. Da kommt dann bestenfalls einmal die Woche ein Gärtner vorbei, um jedes Blättchen wieder aufzusammeln etc und man trifft den Gartenbesitzer meist nur zum Rauchen draussen an ;D.

Aber back to topic: ganz ehrlich, ich finde "Trends" für die Gartengestaltung schrecklich. Auch was einem immer wieder in vielen gängigen Gartenzeitschriften vor die Nase gehalten und als trendy verkauft wird - wofür braucht ein Garten sowas? Die grüne Natur ist viel älter als die Menschheit und wird diese mit Sicherheit noch sehr lange überleben, sowas dann als Modeerscheinung zu deklarieren erscheint mir persönlich immer als vollkommen albern. :D

Und vor allem - soll man, wenn man trendy auch im Garten sein möchte, diesen dann jedes Jahr nach der neuesten Mode umgestalten? Ich glaube, dass würde irgendwann selbst den begeistersten Wühlmäusen unter uns zuviel.

Fazit: Trends haben für mich im Garten nix zu suchen. Auch als Anfänger kann man hingehen und sich viele Gärten und/oder Bücher anschauen um festzustellen, was einem liegt und gefällt und dann selber loslegen. Jeder von uns, der das erlebt hat, weiß aber auch, dass der "Anfängergarten", den man einst hatte mit dem, der da nach ein paar Jahren steht, oft nicht mehr viel zu tun hat. Und ist nicht genau das das Schöne an unserem Hobby: die stetige Veränderung, die Entwicklung, das Ausprobieren?
Was täte ich mit einem Garten, den mir fremde Menschen angelegt haben, für den man u.U. ein kleines Vermögen bezahlt hat und in dem ich schon aus diesem Grund nicht alles wieder rausreißen kann? Ich glaub ich würd schnell umziehen *lach*...

Gruß, Jocia
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Lehm am 24. Juni 2008, 10:31:36
Eigentlich wundere ich mich, dass die Fortsetzung des Wohnraums im Garten so beliebt ist. Das Haus ist doch schon formal genug, da darf der Garten ruhig ein wilder Kontrast sein, sonst könnte man ja wirklich gleich ein grösseres Haus bauen. Wozu ein Garten, wenn er doch nur eine Art zweite Freiluftwohnung ist?

Rasen etwa ist ja nichts anderes als der Spannteppich für draussen, wobei man den Spannteppich saugen, den Rasen mähen muss (Achtung, nicht verwechseln!). Moderne Grills stehen modernen Küchen in nichts nach, und es gibt Gärten, die haben schönere Hahnen an den Wasserstellen als sie im Badezimmer montiert sind. Moderne Gärtner duschen auch im Garten, und nein, nicht einfach an einem an einen Holzpfahl aufgeschnürten Gartenschlauch, sondern unter einer Designerdusche, deren Wasser auf pompeiisches Mosaik regnet.

Jedem das Seine. Aber ich spreche Haubesitzern, die ihre Wohnräume in formaler Art nach draussen erweitern, das Recht ab, dies "Garten" zu nennen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: SouthernBelle am 24. Juni 2008, 16:54:14
Da kommt mir doch eine Frage:
Kann man Trends voellig vermeiden?
Wieviel von den Pflanzen ist durchs Angebot bestimmt?
Von der Moeblierung zumindest recht viel:

Ich hab tatsaechlich im Offenen Garten S-H einen Gestaltergarten gesehen, der gerade neu gemacht war, und den ich in der vorigen Version auch gesehen habe:
altrosa trifft den Nagel fast 100% auf den Kopf!

Wobei die riesigen Sessel erst moeglich sind, seit es so ein leichtes und wetterfestes Material gibt wie dieses Kunststoffflechtzeugs (fragt mich nicht)...Mit dem noetigen Platz(!) gefaellt mir sowas.

Und Gartenkueche: auch das ist zumindest teilweise vom erhaeltlichen Material abhaengig. Frueher in den Gartenhaeusern gabs schon mal Propankochstellen, noch frueher Holz-Beistellherde. Nicht uebel im Kleingarten, aber auch sehr bequem im Garten, in dem der Sitzplatz endlos weit vom Kuecheneingang entfernt ist...und die Gastgeberin den Dauerlauf satt hat.

Wir haben hier im Forum doch letztens einen Bohlentisch mit Waschbecken aus Recyclingmaterial gesehen
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Paulownia am 24. Juni 2008, 21:23:23
Für den unsensibelen Verbraucher gibt es immer einen Trend.

Sei es gerade die Edelstahlküche, die Kleidermarke oder eben der neu angelegte Garten vom Nachbarmit denEdelstahlkugeln dem Kiesbeet usw.

Die Kunst der Gartengestaltung ist, den Garten mit Wohnhaus und Umfeld übergangslos einzugliedern.

Wenn ich jetzt ein formal/minimalistisches Haus gebaut habe, hat ein ebensolcher Garten durchaus seine Reize. Auch mit dem momentanen Trend: der Garten als Aussenwohnraum.

Ein Haus im Landhausstil oder ein altes Bauernhaus kann ich mir da nicht vorstellen. Trend hin ,Trend her. Dort wirkt es einfach nur aufgesetzt.

Diese Jahr in Ippenburg wurden einige Schaugärten gezeigt. Z.B. in den Gemüsegarten passende elemente einfliessen zu lassen. Ich finde es gut, denn auch ein Gemüsebeet kann man in Szene setzen. Von daher wäre dies ein Trend den ich begrüßen würde.

Der diesjährige Trend ist eindeutig die Gartenküche. Ich finde sie in unseren Breitengrade nicht befriedigend durchführbar und auch nicht zu jedem Haus passend.
Da fände ich einen alten Bauwagen, farbig angestrichen mit einer kleinen Terrasse davor für den weitläufigen, ländlichen Garten einfach netter, wie diese trendigen Stahlteile mit Spüle, Grill etc.

Aber so ist es eben. Ich kann mich noch daran erinnern wie die Carports aufkamen.
Der Nachbar hatte einen und so mußte ein mindestens genauso großer her.

Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 24. Juni 2008, 21:42:21

Die Kunst der Gartengestaltung ist, den Garten mit Wohnhaus und Umfeld übergangslos einzugliedern.


Wo steht das?

Der Garten kann doch ebenso ein Kontrapunkt wie auch ein völlig eigenständiges Objekt sein.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Zazoo am 24. Juni 2008, 21:56:08
Eigentlich wundere ich mich, dass die Fortsetzung des Wohnraums im Garten so beliebt ist. Das Haus ist doch schon formal genug, da darf der Garten ruhig ein wilder Kontrast sein...

für mich schließt das eine das andere absolut nicht aus.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Paulownia am 24. Juni 2008, 21:57:20
Stehen tut das nirgens fars.

Wenn der Garten am Haus ist. Also z.B. ein Einfamilienhaus mit 1000qm Garten finde ich eine auf einander abstimmen schon harmonischer.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 24. Juni 2008, 22:10:17
Ja du...
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kl. Hobbygärtner am 24. Juni 2008, 22:26:03
Jedem das Seine. Aber ich spreche Haubesitzern, die ihre Wohnräume in formaler Art nach draussen erweitern, das Recht ab, dies "Garten" zu nennen.

Da haben wir aber jetzt ein grundsätzliches Problem, was als Garten definiert wird. ::) Ein Garten sollte den Bedürfnissen der Bewohner und Bewohnerinnen entsprechen. Wenn es einer Designerdusche oder einer Edelstahl-Freiluftküche zur Befriedigung der Bedürfnisse bedarf, warum nicht? Andere bauen eine Gartenzwerg-Erlebnislandschaft, andere wiederum lassen eine Eisenbahn durch ihren Grund ziehen. Vom ästhetischen Aspekt gesehen nicht jedermanns Sache, aber doch trotzdem Gärten.

Neulich war ich bei einem ehem. Kollegen eingeladen. Er wohnt seit einiger Zeit in einem Reihenhaus. Der Garten ist klar strukturiert: Thuja-Hecken auf allen Seiten, im hinteren Teil des Gartens ein Acer palmatum Garnet. Eine Terrasse mit Betonsteinen, darauf ein weißer Plastiktisch und 4 dazu passende Sesseln. Und bis auf einen Automover, der die 120 m² große Rasenfläche täglich 8 Std ::) mäht, ist dort nichts. Gar nichts. Und das eigenartige daran: Sie sind mit diesem Grund happy. Auch das ist ein Garten und dürfen ihn auch so nennen. ;)

Ein Garten ist für mich Lebensraum und Wohnraum zugleich. Ich bin gegen eine strenge Abgrenzung von "innen" und "außen". Auch haben ich einige Funktionen, die ich im Haus erfüllen könnte, teilweise nach außen verlagert. So ist es ein Genuß, jede freie Minute im Garten zu verbringen, was ich auch mache. Einige Beispiele: So habe ich mit meinen Gartenpavillion so eingerichtet, dass ich mit dem Beamer die EM-Spiele im Garten mitverfolgen kann. In den gemütlichen Relaxliegen ist es deutlich konfortabler als im Wohnzimmer auf dem Sofa. In der Gartenhütte steht ein Kühlschrank, gleich neben dem Billigsdorfer-Pool. Auf der überdachten Terrasse richte ich mir von Mai-September meinen Arbeitsplatz ein. Warum drinnen im Büro, wenn es draußen auch geht?
An heißen Tagen wärmt sich das Haus so stark auf, dass ich lieber draußen im Garten schlafe. Ist auch schon passiert. Ist sogar herrlich, wenn 1 m weiter einem die Himbeeren "Guten Morgen!" sagen. ;)

 
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 25. Juni 2008, 02:30:35
was gibts denn an Paulownias Statement zu wiedersprechen? Haus und Garten müssen eben zusammen passen, weil man sie zusammen sieht, weil sie zusammen vorkommen.

Das nicht zu beachten ist wie kariertes Flanellhemd zu Gabardinhose zu Birkenstocks zu tragen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 25. Juni 2008, 06:14:42
Welch hehrer Anspruch. Kommt vermutlich aus der Designer-Ecke.
Wenn Haus und Garten zusammenpassen: gut. Passen sie nicht zusammen: auch gut. Andernfalls wäre der reine Gemüsegarten hinter dem Reihenhaus in der Innenstadtsiedlung eine Geschmacksentgleisung oder der Liebhaber des japanisch anmutenden Gartens vor seiner norddeutschen Reetdach-Kate ein Geschmacksprolo?

Müssen Bilder und andere Kunstwerke auch passen?

Eine Gartengestaltung kann ohne weiteres sui generis erfolgen. Sollte sie sogar, da das Haus, oft ererbt oder meist Kompromiss mit den pekuniären Verhältnissen, den Gärtner keinesfalls in seiner Fantasie einschränken sollte.

Zurück zum Thema: Den Trend, den ich zu Zeit zu erkennen glaube, ist ein recht erfreulicher. Da Garten und Gartengestaltung inzwischen ohnehin "trendy" sind, was sich auch in der Flut an Zeitschriften und auch Internet-Foren äußert, ist parallel dazu das Angebotsspektrum in Baumschulen, Staudengärtnereien und Gartencentern erstaunlich groß geworden. Die Lust am Experimentieren hat enorm zugenommen. Gleichzeitig hat aber auch die Neigung zu "Ex und Hopp" diesen Bereich erreicht.

Trendy sind auf jeden Fall möglichst viele Rosensorten. Sodann Figuren und Figurinen, Wasserelemente und Pflanzenexoten. Kaum noch ein Garten ohne (Mini-)Teich und eine antike Reminiszenz. Und da das Land, wo die Zitronen blühn, nach wie vor ein basso continuo unseres Herzens ist, sind Pergola-Elemente sehr gefragt.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 25. Juni 2008, 07:17:33
Eigentlich kann ich Jocia nur völlig beipflichten. Wir Gärtner sind leider zum Großteil dem Zwang der Trendigkeit unterworfen, die wir von Zeitschriften vorsuggeriert bekommen. Wir machen allerdings auch das Geschäft damit. Schön wäre es allerdings, wenn sich mehr Fachleute Gedanken um ihren eigenen, individuellen Weg machen würden, ganz so, wie es viele Hobbygärtner auch tun, fernab vom Mainstream!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 25. Juni 2008, 07:26:02

Fazit: Trends haben für mich im Garten nix zu suchen.

Ohne Trends kein Englischer Landschaftsgarten, keine "Border" à la Jekyll, keine Kiesgärten, keine Steingärten usw.

Trends müssen sein und sollen auch sein. Alles in unserem Leben ist, wenn es um Dinge des Geschmacks geht, einer Mode unterworfen. Warum nicht auch Gärten? Bereits der fiktive Garten Eden gab Trends vor, dann der orientalische Garten, dann im Mittelater die christliche Symbolik.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Lehm am 25. Juni 2008, 08:21:32
Jedem das Seine. Aber ich spreche Haubesitzern, die ihre Wohnräume in formaler Art nach draussen erweitern, das Recht ab, dies "Garten" zu nennen.

Da haben wir aber jetzt ein grundsätzliches Problem, was als Garten definiert wird. ::) Ein Garten sollte den Bedürfnissen der Bewohner und Bewohnerinnen entsprechen. Wenn es einer Designerdusche oder einer Edelstahl-Freiluftküche zur Befriedigung der Bedürfnisse bedarf, warum nicht? Andere bauen eine Gartenzwerg-Erlebnislandschaft, andere wiederum lassen eine Eisenbahn durch ihren Grund ziehen. Vom ästhetischen Aspekt gesehen nicht jedermanns Sache, aber doch trotzdem Gärten.


Jaja, da hast du schon Recht, war auch nicht ganz ernst gemeint.
Aber der Trend zu immer stärker gestalteten Outdoor-Wohnräumen, wo also draussen sozusagen ein zweites Haus entsteht und womöglich irgendwann auch noch überdacht wird, offenbart doch eher das Bedürfnis nach einem grösseren Haus als das nach einem Garten. Der Wintergarten wird bald zum Wohnraum, so das es davor wieder eine überdachte Terrasse braucht, die bald wieder zum Wintergarten mutiert...Jedes Gestaltungselement hat im Haus ein Pendant: Nicht nur Rasen/Rasenmäher und Teppich/Staubsauger entsprechen sich, nein, nicht selten legen sich Gärtner halbe Badezimmer, Schlafzimmer, Küchen und während der EM gar noch TV-Räume an, und weil das Wetter nicht ganz so gnädig ist wie im Süden muss das überdacht werden, es braucht Heizpilze, Sichtschutzwände, usw. Eine endlose Bauerei im Garten, in dem ja keine grösseren Bäume stehen dürfen, Gemüse nur im Glashaus wie in Holland angebaut wird, dafür nur solches, das hier im Freien nicht gedeiht, usw.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 25. Juni 2008, 08:27:42
offenbart doch eher das Bedürfnis nach einem grösseren Haus


Wir haben eher das Problem, dass jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind, eben dieses zu groß ist. Dabei ist es schon ein kleines. Die Nachbarin hat das gleiche Problem und spaßeshalber vorgeschlagen, die Treppe ins Obergeschoss zu zumauern.

Vor jeder Bauerei sollte man sich also erst einmal fragen: Wozu?


Dann lieber ein Stückchen mehr Grün um das Haus. Wenn dieses zusätzliche Grün irgendeinem Trend hinterherhechelt und jetzt gerade mal als Prärie gestaltet wird, nachdem es vorher ein Ökogarten und davor ein Wacholderhain war, ist es doch auch in Ordnung. Etwas Mut zum Spaten schadet nicht.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: altrosa am 25. Juni 2008, 08:31:21
den Eindruck der "Aussenwohnräume" gewann ich nach dem Besuch von zwei Gartenmessen (dann hatte ich endgültig genug). Pflanzen wurden wenige angeboten, dafür Unmengen von Möbeln, Whirlpools und dazu Gestaltungsideen, die eher an Bühnenbilder als an Gärten erinnerten.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Lehm am 25. Juni 2008, 08:47:41

Wir haben eher das Problem, dass jetzt, wo die Kinder aus dem Haus sind, eben dieses zu groß ist. Dabei ist es schon ein kleines. Die Nachbarin hat das gleiche Problem und spaßeshalber vorgeschlagen, die Treppe ins Obergeschoss zu zumauern.

Sinnvoller wäre, wenn ihr im Erdgeschoss ein Tomatenbeet anlegtet, statt im Garten wacklige Häuschen dafür zu bauen. Im Winter böten sich Zucchini, Mango und andere Südfrüchte an. Wasseranschluss, Licht und Heizung sind ja bereits vorhanden, nehm ich an. Im oberen Geschoss habt ihr Wohnraum, und das beste, ihr verlässt das Haus jedesmal durch einen Mangobaumgarten.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 25. Juni 2008, 08:52:00
Mein Tomatenhaus ist nicht wacklig!!!

Außerdem ist es ökologischer Blödsinn in Brandenburg Mangos zu ziehen zu wollen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: tomir am 25. Juni 2008, 08:53:33
Mittlerweile halte ich mich sehr gerne auf dem Gartensofa auf und betrachte wahlweise meine Aussaattöpfe oder die Landschaft bei einem kuehlen Bier.
Trends hat es schon immer gegeben und das ist auch gut so. Ob man nun bewusst mitmacht, sich als kreativer Trendsetter versucht oder einer Gegenbewegung zum Mainstream anschliesst ist im Prinzip unerheblich - jedes Interesse am Garten kann dem "gruenen" Bereich nur nutzen - Garten ist ein Luxus und ist damit logischerweise Trends unterworfen - aber ob Gartenmoeblierung einer ist? Hat es mit unterschiedlichen Materialen eigentlich immer schon gegeben ::)

lg tomir
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: macrantha am 25. Juni 2008, 08:54:01
Ein momentaner Trend ist für mich die Gliederung von Gärten mittels Geraden, Bändern, parallelen+schmalen+gleichartig bepflanzten Beeten, schmale Wasserbänder etc.pp.
Wenn es gut gemacht ist, kann es Pepp bringen; wenn es schlecht gemacht wird, wirkt der Garten wie ein Rollfeld.

Die inzwischen sehr klein gewordenen Gärten sehr sparsam zu gestalten (das schon angesprochene "clean") ist für mich eher eine Notwendigkeit als ein Trend - passt eben einfach weniger in so einen Reihenhausgarten rein.

Und dann gibt es natürlich noch die Farbtrends - aprikot mit dunkelrot zum Beispiel. Das tut aber keinem Weh. Ein Gärtner experimentiert, es wird photografiert und gefällt - wird nachgemacht und volà: es gibt einen neuen "Trend". Kann ich nicht schlimm finden.
Wäre ja totlangweilig, wenn man im Garten nicht mal wieder was neues ausprobieren könnte (und wer lässt sich nicht inspirieren).
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Lehm am 25. Juni 2008, 09:07:16
Nur übernehmen Gärten ja mehr und mehr die Funktion von Natur-Arche-Noahs. In Städten sind sie längst die wichtigsten Lebensräume für Tiere, und auch auf dem Land, wo Monotonlandwirtschaft lebensfeindliche Landschaften hinterlässt, sind sie auch immer wichtiger. Hat es da wirklich Platz für beliebige Trends? Wer seinen Garten vorab mit den Augen eines Innenarchitekten gestaltet, mag seine Freude daran haben, aber etwas wirklich Wertvolles gestaltet er nicht. Umgekehrt sind naturorientierte Gärten nicht trendtauglich.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Paulownia am 25. Juni 2008, 09:13:07
Ein Beispiel:
Was begeistert so viele User hier an Lilos Garten?
Ich behaupte mal, bewusst oder unbewusst die harmonische Gestaltung unter Berücksichtigung des Umfeldes.
Den Trends folgend und formal geschnittene Bäume a la Japanisch oder Designer-Außenküche mit Sitzecke, modernen Gartenmöbeln und Sonnensegel wirken in diesen alten Weinbergs-Terrassen schlicht und ergreifend deplaziert.
Wobei das ein oder andere eigenwillige Element durchaus interessant wirken kann, doch dann mit dem nötigen Feingefühl.

Auch spiegelt ein jedes Haus und somit auch der Garten die Lebensart des Besitzers wieder. Es sei denn, ich bin in der Lage beim einzelnen Objekt umzudenken.
Der Designangehauchte wird meistens eher ein formales Haus wählen und dies wird sich im Garten wiederspiegeln.

Kontraste ja. Trends die einen gefallen in den bestehenden Garten intrigieren ebenfalls. Doch dies bedarf schon einer ordentlichen Portion Feingefühl, damit es nicht aufgesetzt wirkt.

Und da gebe ich Fars Recht. Leider ist es noch immer so, dass wenn ein wichtig, unwichtiger Mensch was niedergeschrieben hat und sei es noch so ein Blödsinn wird es schnell zum Maß der Dinge und somit zum Trend.



Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Mari1234 am 25. Juni 2008, 09:33:13
Ein Trend, der bisher noch nicht erwähnt wurde, ist die Auswahl der Materialien für Wege, Terrassen und Sichtschutzwände.
Wer hat den früher eine Holzterrasse gebaut? Keiner, war einfach nicht haltbar genug. Und jetzt gibt es sie überall, und ich mag sie sehr gern!
Was mir erst sehr gut gefallen hat, waren die Drahtkorbwände, mit Steinen gefüllt. Inzwischen seh ich sie überall, sogar Grill und Kräuterspiralen soll man so bauen, und das ist schon etwas inflationär.
Mari
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Jocia am 25. Juni 2008, 09:33:51

Fazit: Trends haben für mich im Garten nix zu suchen.

Ohne Trends kein Englischer Landschaftsgarten, keine "Border" à la Jekyll, keine Kiesgärten, keine Steingärten usw.

Trends müssen sein und sollen auch sein. Alles in unserem Leben ist, wenn es um Dinge des Geschmacks geht, einer Mode unterworfen. Warum nicht auch Gärten? Bereits der fiktive Garten Eden gab Trends vor, dann der orientalische Garten, dann im Mittelater die christliche Symbolik.

Nun, das ist Deine Ansicht der Dinge, ich bezeichne dies nicht als "Trend". Aber ich denke, da hat jeder seine eigene Definition von :) Ich verstehe unter "Trend" eher so etwas wie kurzlebige Modeerscheinungen, so nach dem Motto "jede Saison ein neus Kleid". Wenn da jemand Spaß dran hat, bitte, soll er/sie machen, aber die Natur braucht halt etwas länger als nur eine Saison, um sich zu entfalten, deshalb mag ich solche schnelllebigen Dinge nicht.
Und dass sich jeder seinen Garten so gestalten kann wie er mag, na da hab ich auch kein Problem mit, ist in erster Linie ja eine Geschmacksfrage. Schade finde ich dabei dann eher den Verlust an Vielfalt z.b. auch in Zeitschriften/Büchern etc., die dann alle die gleichen Themen publizieren. Genauso schwieirg ist es, wenn man Pflanzen/Gegenstände haben möchte, die eben nicht dem derzeitigen "Trend" entsprechen - eine langwierige und oftmals erfolglose Suche ist dann quasi vorprogrammiert.
Und ganz generell: je älter ich werde, umso mehr wächst mein Widerwillen gegen die immer schlimmer werdende Schnelllebigkeit und so versuche ich eben im kleinen dagegen anzusteuern :D

Und noch ne Bemerkung zum Thema kleiner Garten: ich finde, der Gartenstil hat mit der Gartengröße nicht viel zu tun. Ok, man wird in einen Reihenhausgarten keinen englischen Landschaftspark anlegen können, aber genausowenig muß man sich hierbei auf sparsame Bepflanzungen o.ä. beschränken. Übrigens, der "lean&clean"- Garten der oben erwähnten Gartengestalterin war im Resultat eine etwa 20m² große rechteckige Rasenfläche vor einem Bürogebäude. Mit nix sonst dabei. Das verursacht bei mir dann gewisse Fragezeichen im Gesicht ::).
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 25. Juni 2008, 10:14:13
Trends haben im Garten nichts zu suchen? Das ist wohl weniger eine Aussage über das (unleugbare) Vorhandensein von Trends als über eine persönliche Abneigung gegen solche. Natürlich gibt es massenweise Trends, manche davon sind doof, manche hässliche, manche spannend, manche ein Gewinn. In England zum Beispiel ist zur Zeit trockenheitsresisente Pflanzung ein Riesentrend, dagegen kann man doch weder aus ästhetischer noch aus ökologischer Sicht etwas haben.

Und auch naturnahe Gärten waren mal Trend (und sind es gewissermaßen immer noch), genau wie diese rindengemulchten Edelrosenrabatten es waren.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: RosaRot am 25. Juni 2008, 10:34:10
Trends haben im Garten nichts zu suchen? Das ist wohl weniger eine Aussage über das (unleugbare) Vorhandensein von Trends als über eine persönliche Abneigung gegen solche. Natürlich gibt es massenweise Trends, manche davon sind doof, manche hässliche, manche spannend, manche ein Gewinn. In England zum Beispiel ist zur Zeit trockenheitsresisente Pflanzung ein Riesentrend, dagegen kann man doch weder aus ästhetischer noch aus ökologischer Sicht etwas haben.

Und auch naturnahe Gärten waren mal Trend (und sind es gewissermaßen immer noch), genau wie diese rindengemulchten Edelrosenrabatten es waren.

Den Trend zur trockenheitsresistenten Pflanzung kultiviere ich sehr gerne (draußen fängt es gerade überraschend an zu regnen...) - und nehme gern englische Anregungen entgegen - wo finde ich da mehr (als im Kiesgartenklassiker von Beth Chatto)?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 25. Juni 2008, 11:46:39
Zitat
Den Trend zur trockenheitsresistenten Pflanzung kultiviere ich sehr gerne (draußen fängt es gerade überraschend an zu regnen...) - und nehme gern englische Anregungen entgegen - wo finde ich da mehr (als im Kiesgartenklassiker von Beth Chatto)?

Ich les das immer in den schönen Gartenheftchen wie Gardens Illustrated und so.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Mari1234 am 25. Juni 2008, 13:09:44
Ob man jetzt Trends gut findet, oder nicht. Dass es sie gibt, kann man nicht leugnen. Wie es fast in jedem Lebensbereich Dinge gibt, die man jetzt z.B. häufiger und ev. anders macht als früher.
Was mir in den letzten Jahren auffällt, ist die "Überdekoriertheit" vieler Gärten. Ich habe ja selber einige Kugeln und Rankgerüste, aber der ganze Schnickschnack ist bei manchen schon etwas übertrieben.
Ich fahre jeden Morgen an den Vorgärten einer Neubausiedlung vorbei (Reihenhäuser). Ihr glaubt es nicht, wie viel Zeug man auf 3 qm unterbringt. Schrecklich. 8)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: iggi am 25. Juni 2008, 13:32:25
Zitat von: Jocia link=board=26;threadid=26362;start=15#msg703491
Schade finde ich dabei dann eher den Verlust an Vielfalt z.b. auch in Zeitschriften/Büchern etc., die dann alle die gleichen Themen publizieren. Genauso schwierig ist es, wenn man Pflanzen/Gegenstände haben möchte, die eben nicht dem derzeitigen "Trend" entsprechen - eine langwierige und oftmals erfolglose Suche ist dann quasi vorprogrammiert.
Zitat
Ich mache die gegenteilige Beobachtung (gut, bei Gartenaccessoirs kann ich nicht mitreden, die sind nicht mein Thema): je länger ich gärtnere, desto differenzierter werden meine Pflanzenwünsche, aber desto umfangreicher wird auch mein Fundus an Quellen, die mir meine Wünsche erfüllen können (Hallo Callis!;D)
Gerade heute habe ich bei Rühlemann entdeckt, dass es außer der Zaluzianskya capensis, die leider einjährig ist und vorgezogen werden muß, auch eine Z. ovata gibt, ausdauernd und winterhart, und man kann sie dort kaufen! Na also!
Gartenzeitschriften und -Märkte verlieren allerdings zunehmend an Attraktivität, da gebe ich Dir vollkommen recht.
Aber das Angebot an Büchern (zugegeben: teuren) und Pflanzen (dito!) wird immer besser und umfangreicher.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 25. Juni 2008, 16:34:58

 Genauso schwieirg ist es, wenn man Pflanzen/Gegenstände haben möchte, die eben nicht dem derzeitigen "Trend" entsprechen - eine langwierige und oftmals erfolglose Suche ist dann quasi vorprogrammiert.
 

Also das genau meinte ich: man kann dem jeweiligen Trend teilweise kaum entkommen, weil das Angebot so einseitig ist.


Das erstaunt mich nun aber doch. In welchen Bereichen gibt es denn Angebotslücken? In Gartencentern mag das ja sein, aber es hat doch noch nie so viele Spezialgärtnereien gegeben wie heute. Da bleibt doch kein Wunsch mehr offen.

Dass gewisse Pflanzen aus bestimmten Gründen "unmodisch" wurden, hat es zu allen Zeiten gegeben. Es gibt sogar ein Buch zu diesem Thema ("Pflanzenschätze aus alten Gärten").
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 25. Juni 2008, 21:13:59
Klar gibt es Trends für den Garten. Obwohl ich keinerlei Gartenzeitschrift lese und auch keinen Fernseher besitze von dem man sich von etwaigen Gartenprogrammen berieseln lassen könnte, so kriege selbst ich weltferner Mensch gewisse Gartentrende mit.


Die Wertung dieser Trende bleibt jedem selbst überlassen. Was schön und was hässlich ist war schon immer Thema für Diskussionen. Über Geschmack kann man bekanntlich nicht streiten.

Interessanter finde ich die Frage, inwiefern Ihr bei Euch eine Beeinflussung durch Trende festgestellt habt? Ich denke jetzt weniger an das erhältlilche Sortiment von Pflanzen (dem man sich ja schon grösstenteils unterwerfen muss, ich jedenfalls), sondern denke eher an die gestalterischen Elemente eines Gartens.
Selbst wenn man Trende nur mit Abstand und passiv verfolgt, wird man dennoch unbewusst so beinflusst, dass die eigenen Ideen plötzlich doch in Richtung Trend gehen? Oder fahrt Ihr wirklich konsequent auf der eigenen individuellen Schiene?

Ich für mich denke, dass es schwierig ist nicht beeinflusst zu werden, selbst ohne Fernseher. Allerdings denke ich, dass man diese Beeinflussung auch "Inspiration" nennen kann. Solange es die eigenen (beeinflussten) Ideen sind und keine reine Nachmache von Gesehenem, so lange kann man von Inspiration reden.
Es ist die Frage, ob man als Maler Bilder von anderen anschauen möchte um inspiriert zu werden, oder ob man sich vor anderen Bildern verschliessen möchte um seine eigene Individualität zu behalten. Beide Gedankengänge finde ich legitim.

(Schade ist es immer dann, wenn man selber auf eine ganz tolle Idee gekommen ist und dann später feststellt, dass es diese Idee leider doch schon gab. Für mich var vertikaler Rasen eine solche Enttäuschung, schliesslich ist diese meine Idee wirklich nur auf meinem eigenen Mist gewachsen, nie zuvor hatte ich davon gehört. Gibts aber leider schon.)

Übrigens: Ich spreche hier von gestalterischen Trenden. Reine Kauftrende sind in meinen Augen eine andere Kiste. Obwohl man natürlich auch von reinen Kauftrenden eine gewisse Inspiration einholen kann, so sind Kauftrende kreativ gesehen doch meist recht unergiebig. (Mit Kauftrenden meine ich die Werbebeilagen von Gartencentern in der Tageszeitung: Grill, Gartenmöbel, Gartenmöbelkissen in Trendfarben, Thuja im Angebot etc...)

Also, inwiefern lasst Ihr Euch bewusst oder unbewusst von gestalterischen Trends beeinflussen?
 
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Mäusemaus am 25. Juni 2008, 21:20:20
Leben und leben lassen, aber oft kann man nicht so wie man möchte. Ich habe einen Garten "angeheiratet" und muss nun mit dem Grundgerüst irgendwie klar kommen. Unser Garten ist so ein typischer 80 er Jahre Garten a la Waldfriedhof. Inzwischen hat sich manches verändert :D :D.
Aber oft ist es auch eine Frage des Geldes und man nimmt die kostengünstigere variante.
Trends finde ich als Anregung gut, aber bitte nicht 1 zu 1 kopieren, egal wie.

LG

Mäusemaus
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 25. Juni 2008, 21:25:55
Das erstaunt mich nun aber doch. In welchen Bereichen gibt es denn Angebotslücken? In Gartencentern mag das ja sein, aber es hat doch noch nie so viele Spezialgärtnereien gegeben wie heute. Da bleibt doch kein Wunsch mehr offen.


Das mag für euch glückliche Gärtner so stimmen, das Netz bestätigt deine Aussage. Es scheint sowohl im deutschsprachigen und englischsprachigen Raum eine grosse Menge interessierter Gärtner und Gärtnereien geben, die das erhältliche Sortiment auch ausserhalb der modischen Pflanzen bereichern.
Hier in Norwegen (und das in der zweitgrössten Stadt Norwegens), so sind 95% der Pflanzen die ich aus Büchern und Forum kenne nicht erhältlich. Import aus dem Ausland ist hanebüchen teuer, solange ich keine ganzen Partien abnehmen kann. (es geht um ein sog. Gesundheitszeugnis, dass das Einschleppen von Schädlingen und invasiven Pflanzen in Norwegen verhindern soll.)
Ich habe immernoch keine Bezugsquelle für meine heissersehnte Aesculus hippocastanum `Monstrosa`! Einfach keine Chance. Das hiesige Gartencenter mit der verhaltnismässig breitesten Auswahl und besten Fachkompetenz kann mir da auch nicht weiterhelfen, denn der Preis für das Gesundheitszeugnis bleibt bestehen. Mir wurde erklärt, dass man unmöglich eine Parti meiner Monsterkastanie an die Leute in Bergen bringen kann, dafür wäre der Baum zu unbekannt.

Pflanzentrends dagegen schwappen gradweise von Kontinent nach Norwegen über. Während der deutsche Gärtner inzwischen des Bambuses ein wenig überdrüssig wird weil er überall auftaucht, so kommen Bambuse nun vereinzelt auch in Norwegen an und gelten als neu und innovativ.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 25. Juni 2008, 21:38:51
Trends?

Koniferen und Cotoneaster (anno dazumal)
Thujenhecken (ungebremst, nun Smaragd-Thujen)
Schwimmteiche
Gabionen-Steinkörbe
Kiesbeete
Pflanzen, die dem Standort entsprechen
Buchskugeln
Formschnittgehölze
Gartenküche
farbige Mulchmaterialien (farbige Kiese, gefärbtes Holz)
mulchen
Kompost-Tonnen
Hochbeete
Regenwassersammlung
Hollywood-Schaukeln ("Retro")
Lauben (Sitzplätze mit Rankgerüsten)
Buchseinfassungen
Gemüsevielfalt
Licht im Garten / Weihnachtsbeleuchtung
...

Danke für den Tipp "Kräuterspiralen"
aber auch Insektenhotels...
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: thegardener am 25. Juni 2008, 21:40:05
Ich glaube es ist eine Frage der "Standfestigkeit". Wenn ich mich hier umschaue ist der Trend zum kahlen Rasen & Geraniengarten eindeutig, dafür mit unglaublichen mengen bunter Windmühlen und anderem Unsinn versehen. Klar, die halten ja länger als echte Blüten und viele Leute wissen schlicht nicht mehr das Pflanzen Blütezeiten haben. Das ist leider kein Spruch, ich erlebe häufig das alle abgeblühten Pflanzen sofort entsorgt werden um neue aus dem Baumarkt zu holen. Ich habe selber so einige Phasen gehabt: vor 25 Jahren streng nur mit Wildstauden gegärtnert, dann Ende der 90er genauso streng die Japangartenphase und nach einer Pause jetzt üppige Staudenbeete. Die Anregungen ergaben jeweils aus der Pflanzenwahl, also zu den Japanzeiten waren Kamelien die Favoriten , jetzt Hostas und Hems, da werden die Gärten "drumrum" gestaltet.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Mari1234 am 25. Juni 2008, 21:51:12
Leben und leben lassen, aber oft kann man nicht so wie man möchte. Ich habe einen Garten "angeheiratet" und muss nun mit dem Grundgerüst irgendwie klar kommen. Unser Garten ist so ein typischer 80 er Jahre Garten a la Waldfriedhof. Inzwischen hat sich manches verändert :D :D.
Aber oft ist es auch eine Frage des Geldes und man nimmt die kostengünstigere variante.
Trends finde ich als Anregung gut, aber bitte nicht 1 zu 1 kopieren, egal wie.

LG

Mäusemaus

Oh ja, das kann ich wirklich voll und ganz unterschreiben!
Ich hätte mir meinen "Traumgarten" auch ganz anders geplant, aber da war dieses alte Haus, in für uns guter Lage, auf einem für mich riesengroßen Grundstück (1400qm) und vor allem erschwinglich.
Und der Garten ... naja, ich muss halt irgendwie mit den Gegebenheiten zurecht kommen.
Bei den Pflanzen war ich immer dankbar, wenn ich irgendwo was geschenkt bekommen habe (inzwischen werde ich aber wählerischer ;)).
Von großer Planung war da erstmal nicht die Rede!
Erst nach und nach kommt ein Eckchen nach dem anderen dran.
Und zum Thema Trends ... Ich finde perfekt geplante trendige Gärten genauso schrecklich, wie durchgestylte Wohnungen. Das Schöne ist doch gerade, dass sich immer irgendwas verändert. Und wenn eine Wohnung bzw. ein Garten über Jahre gleich (perfekt) aussieht, ist das einfach nur langweilig, fad.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 25. Juni 2008, 21:52:17

Schwimmteiche
Gabionen-Steinkörbe
Kiesbeete
Formschnittgehölze
Hochbeete

Wer hat die schon? Kann man da von Trends sprechen?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Mari1234 am 25. Juni 2008, 22:01:02

Schwimmteiche
Gabionen-Steinkörbe
Kiesbeete
Formschnittgehölze
Hochbeete

Wer hat die schon? Kann man da von Trends sprechen?
Also bei den Steinkörben auf jeden Fall. Fahr mal durch ein Neubaugebiet. Inflationär!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 26. Juni 2008, 00:21:31

Schwimmteiche
Gabionen-Steinkörbe
Kiesbeete
Formschnittgehölze
Hochbeete

Wer hat die schon? Kann man da von Trends sprechen?

alles hier in meinem Umfeld vertreten.

Trends haben es vor allem an sich, dass man ihrer überdrüssig wird. Kräuterspiralen sind wirklich nicht mehr nötig. Trends sind oberflächlich. Haufenweise Buddhafigurinen.

Kunst- und kulturhistorische Stilrichtungen sind dagegen etwas anderes. Wo sind wir da jetzt? Postmodern haben wir hinter uns gelassen. New Wave ist gar nicht in der deutschen Gartenkultur angekommen. Jetzt sind wir bei den Ethnostyles und der Neo-Moderne. New Age verlässt uns gerade.

Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 26. Juni 2008, 00:45:13

Schwimmteiche
Gabionen-Steinkörbe
Kiesbeete
Formschnittgehölze
Hochbeete

Wer hat die schon? Kann man da von Trends sprechen?

hm, dann scheine ich ja doch recht "trendy" zu sein! Zwar habe ich nichts von alledem, jedoch hätte ich gerne. Hochbeete finde ich rückenschonend und schön. Einen Schwimmteich habe ich mir schon als Kind gewünscht, da sind wir im Sommer nämlich immer zu einer Kiesgrube zum Baden. Wie gerne hätte ich mir die Kiesgrube ans Haus geholt und wie gerne wäre ich die ganzen Leute losgeworden, die Bier trinkend Heavy Metal gehört haben und mit Müll um sich geschmissen haben. Mein eigener Schwimmteich ohne nervige Leute, das wäre ein Kindheitstraum!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 26. Juni 2008, 01:01:30
Wer hat die schon? Kann man da von Trends sprechen?

Metallic-Autolackierungen etwa sind auch im Trend, auch wenn Du ev. gar kein Auto hast oder nicht jeden Trend mitmachst, die Masse machts oder das massive Auftreten...
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 26. Juni 2008, 06:01:26
Das Kennzeichen von Trends ist die Häufigkeit, der Nachahmungseffekt und nicht unbedingt ihre Lebensdauer. Ob langlebige oder nur kurzzeitige Modeerscheinung, darüber entscheidet, tja was?, vermutlich die allgemeine Verinnerlichung, eine breite, dauerhafte Akzeptanz, weil praktisch, schön oder ganz simpel: Jeder tut es. Tiefgreifende, die Kultur prägende Trends werden ja auch als Megatrends bezeichnet.

Der englische Landschaftspark war durchaus damals "trendy" und sonst nichts. Wer damals damit angefangen hat konnte den Adeligen und Großgrundbesitzern beweisen, dass er Land, Geld und eine ruinöse Ausgabensucht hatte und schon eiferten ihm seine Standesgenossen nach. "Man" hatte seinen Park, seine antike Kunstsammlung, seinen Stadtpalast, seine Mätre*** Dass diese Modererscheinungen schnell ihre Grenzen fanden, ergab sich zwangsläufig. Denn wer verfügte schon über entsprechende "capabilities"? Und doch ergaben sich aus der Gartenmode Auswirkungen auf die Gestaltung der Gärten im Kleinen, die bis heute andauert. So wie die Krawatte der Herrenmode zu einem dauerhaften Accessoir wurde.

Die berühmten Pflanzenjäger, einst aus wissenschaftlichen aber auch eitlen Gründen ausgeschickt, haben Trends ausgelöst. Auf einmal eröffnete sich durch die Unmengen an Herbarmaterial auch dem Normalbürger die Möglichkeit, seinen Garten mit exklusiven Pflanzen zu bestücken.

Lutyens und Jekyll, wie auch Sackville-West haben Gartengeschichte geschrieben und damit bis heute anhaltende Megatrends ausgelöst.

Rosenkugeln, eine völlig funktionslose Gartenornamentik, waren mal Trend. Dann gerieten sie aus der Mode. Jetzt sind sie wieder "In". Man denke auch nur an die hier auf einmal ausgebrochene Gartenverspiegelung. Wenn genügend mitmachen und die richtigen Multiplikatoren (Gartenzeitschriften) sich des Themas annehmen, dann ist dem Trend die Spur gelegt. Ohnehin sind diese Internet-Communities Trendsetter par excellence. Das, was vorgeschlagen wird, muss nur häufig genug nachahmbar sein. Schwimmteiche sind es nicht. Denn wer verfügt schon über soviel Grund und Boden, dass er sich einen Schwimmteich anlegen könnte?



Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 26. Juni 2008, 07:40:06
Also bei uns sind Schwimmteiche derart "trendy", dass manche Landschaftsgärtner meinen, das Leben besteht nur aus Schwimmteichen und profitieren nicht schlecht davon. Zumindest derzeit noch. Die Bepflanzung wird auf den hier schon einmal angesprochenen Schotterstreifen mit Buchskugeln reduziert. Mal sehn, wie lange dieser Trend der "primitiven Minimalistik" noch anhält. Pflanzenkenntnisse sind in diesem Berufszweig derart "am Sand", dass sich selten ein neuer Trend entwickelt, außer billige Kopien des Weißen Gartens oder einer "Salvienwiese" von Piet Oudolf. Auch der Präriegarten schlägt kaum durch, auch wenn er in aller Munde ist. Aus besagten Gründen. Es lässt sich wenig Geld damit verdienen.
Rosen und Lavendel ist ein (Verkaufs-) Trend, der sich seit 30 Jahren durch die Zeitschriften zieht. Einer schreibt vom anderen ab. Ich versuche, mit Überzeugungsarbeit dagegen anzugehen. Vergeblich. Aber nicht ganz. Die Rabatten hier vor Ort überzeugen im Kleinen. Und auch anderswo. ;)


Bücher und Zeitschriften sollten sich langsam, aber sicher etwas einfallen lassen. Sie treten schon deslängeren auf der Stelle und wiederholen sich Jahr für Jahr gebetsmühlenartig in schönster Regelmäßigkeit.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 26. Juni 2008, 07:50:10
Och Sarastro, keine Angst. Demnächst gibt es neue Trends mit neuen Büchern. ;)


Gerade Zeitschriften finde ich in einer wenig beneidenswerten Lage. Der jahreszeitliche Ablauf bleibt immer gleich wodurch sich zwangsläufig die Themen wiederholen. Wenn sie sich Trends öffnen (wie z.B. dem Schneeglöckchenfieber), wird ihnen das auch vorgeworfen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: oile am 26. Juni 2008, 08:13:44
Aus ganz praktischen Gründen geht mein persönlicher Trend Richtung Steppengarten. Wer macht mit? 8)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 26. Juni 2008, 08:16:48
Ich auch auf alle Fälle und hoffe, die Hemerocalliszüchter erhören meine Bitten. ;)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: tomir am 26. Juni 2008, 08:17:58
Hab einen (mediterranen Felssteppengarten) - bin ich jetzt trendy? ::) :-[
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 26. Juni 2008, 08:19:26
Nein, Trendsetter sogar.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: tomir am 26. Juni 2008, 08:22:07
Na, das klingt natuerlich viel besser... ;)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Sarzine am 26. Juni 2008, 09:18:00
Das Werkeln an Haus und Hof scheint immer eine Art Ansteckungsgefahr zu bergen, glaube ich, denn häufig sehe ich, dass einer anfängt, etwas z.B. im Garten zu verändern (vielleicht einem Trend zu folgen), und alsbald der eine oder andere Nachbar in der Umgebung nachzieht. (Mein Nachbar hat sich neuerdings Rosen gekauft ::) )

Wirklich schrecklich finde ich nur die zubetonierten Reihenhausvorgärten mit Kieseinlage und Blumenpott. Aber auch das ist halt persönlicher Geschmack.
Persönlicher Geschmack, die Geschmäcker der Nachbarn als Einfluss, und persönliche Fähigkeiten (z.B., sich noch schmerzfrei bücken zu können) fallen im Garten immer zusammen und werden von Trends und Angebot beeinflusst.

Hab mir dies Jahr Geranien in die Hängeampeln gesetzt und mich deswegen ein bißchen geniert.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: suserl am 26. Juni 2008, 09:24:59
ein interessantes Thema welches Du hier angestossen hast.

Trends gibt es immer und wird es immer geben ob sie nun gut oder schlecht sind sei dahingestellt.

Was mir jedoch auffällt ist, das sich ein Trend zum naturnahen (gärtnern) Garten entwickelt. Hoffe das diese Art von "gärtnern" lange lange anhält.

Herzliche Grüße
suserl
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Nina am 26. Juni 2008, 10:34:18
Die Bepflanzung wird auf den hier schon einmal angesprochenen Schotterstreifen mit Buchskugeln reduziert. Mal sehn, wie lange dieser Trend der "primitiven Minimalistik" noch anhält. Pflanzenkenntnisse sind in diesem Berufszweig derart "am Sand", ....

Ganz meine Meinung. Ich habe auch mehr und mehr den Eindruck, daß viele Landschaftsgärtner sich weniger auf Gala und mehr auf Bau ausleben - das finde ich sehr schade.
Glücklicherweise sind hier im Forum auch "die anderen" Landschaftsgärtner vertreten. :D
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 26. Juni 2008, 10:47:26
Allerdings verdienen die Galabauer ihr Geld mit Pflaster, nicht mit Pflanzen. Dementsprechend sind die Interessen gelagert.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: tomir am 26. Juni 2008, 11:02:47
Die Galabauausbildung ist bezueglich der Pflanzenkenntnisse ein recht trauriges Kapitel - oft bekommen die Azubis lediglich auf den Lehrgaengen ein Standardsortiment vermittelt - im Betrieb sind sie leider nur zu oft als einfache Handlanger eingesetzt.
Aber Peter hat recht, das Geld wird nicht mit Pflanzen verdient - und um sich Aerger (und Geld) zu ersparen greift man als Galabauer meist auf das Bewaehrte zuerueck . ::)

Man kann den Galabauazubis dieses Forum als "Weiterbildungsforum" nur wärmstens empfehlen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: suserl am 26. Juni 2008, 11:06:50
was ist ein Galabauer? ???

Komme aus Österreich und ich kenne diese Berufsbezeichnung nicht :-[

Grüße
suserl
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 26. Juni 2008, 11:08:00
Galabau ist eine geschützte Bezeichnung für Mitglieder und deren Mitarbeiter im BGL, Bundesverband Garten- und Landschaftsbau. :P
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: elis am 26. Juni 2008, 11:08:39
Hallo Suserl !

Galabau heißt Gartenlandschaftsbau, das sind die Firmen die Dir den Garten anlegen mit pflastern usw.

LG Elis.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Paulownia am 26. Juni 2008, 11:15:00
Endlich auch mal klugscheissern kann 8).

Schreiben tut sich's: GaLaBau :P
abgeleitet vom Garten- und Landschaftsbau
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 26. Juni 2008, 11:56:24
Wenn dann der Architekt noch mitmischt und die Außenanlage zu einem "Kunstwerk" erhebt oder als geschützter Bestandteil seines Entwurfs, wirds ganz kauzig. Dann darf der Eigentümer noch nicht einmal etwas ohne Genehmigung verändern.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: suserl am 26. Juni 2008, 12:20:39
vielen Dank für Eure ausführliche Beschreibung :) - jetzt kenn i mi aus.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Hellebora am 26. Juni 2008, 12:36:29
Bei meinen Nachbarn kann ich die Trendwende beobachten, sie führt weg von Blühendem, das Mist macht und gepflegt werden muß, hin zu sterilem Grün.
Als wir hier einzogen vor elf Jahren, war es bei Nachbars noch etwas bunter. Eine Clematis montana umrankte den Balkon, zu ihren Füßen Rosen am Spalier. Es gab eine Glyzinie, die die Garage einhüllte, ein paar Strauchrosen, einen Apfelbaum, im Frühjahr Tulpen. Als ich begann, mich auf meiner Seite zu verdingen, schaute die Nachbarin interessiert über den Zaun und wollte das alles auch. Wollte den Bachrand mit einheimischen Stauden verzieren, wollte Hellebori, wollte vor allem meinen blauen Mohn. Ich war vorübergehend ihr Trendsetter. ;) Wir fuhren ins Gartencenter, ich reichte Ausläufer über den Zaun, und wir gruben gemeinsam da und dort was aus.

Dann kam der kalte Krieg, weil ich die Kacke des Nachbarhundes nicht im Garten wollte und das auch kundtat, und damit war's auch mit meiner Vorbildrolle vorbei. Nach und nach wurde alles Blühende entfernt, die Rosen und die Clematis zuerst, bis in diesem Frühjahr der komplette Kahlschlag fällig war. Im Altpapier ein Stapel Gartenzeitschriften, aus denen vermutlich der Trend herausgelesen wurde. Das Ergebnis: Ein Plastikpool, der an eine riesige Badewanne erinnert, umrandet von edlem, schwarzem Gestein, weiters Rollrasen und eine Kirschlorbeerhecke. Die Hecke erfüllt keinerlei Sichtschutzzweck. Auf dem erweiterten Balkon stehen hohe schwarze Gefäße mit Buchskugeln auf dem gleichen schwarzen Gestein, das den Pool umgibt. Sieht alles edel und teuer, aber eben auch "abgeschaut" aus. Und das soll es wohl auch. Eine "Seele der Besitzer" kann man darin nicht erkennen. Aber das entspricht augenscheinlich dem Trend.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 26. Juni 2008, 15:47:48
Vielleicht offenbart sich die finstere Seite der Nachbarn?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: thegardener am 26. Juni 2008, 16:09:14
Naja, wenn ich mir die Neubau-Reihenhäuser hier in der Gegend anschaue dann sind da viele dunkle Seiten vereint. Allerdings so uniform das ich mich frage wie die Kinder da wieder nach hause finden- Rasen mit ein paar armen getopften Büschen und Geranien in rot, rosa und orange, natürlich je eine jeder Farbe in Dreiergruppen :P , da wird man blind. Eine nachbarin hat einen Mietergarten neu übernommen, die Sichtschutzwände des Vormieters waren mit einer Climbing Schneewittchen auf drei Meter Höhe berankt. Jetzt in der Blüte wurde alles bodennah abgeschnitten weil die Blütenblätter sonst auf den Rasen fallen....... Dafür ist die Hälfte des Gartens mit Holzbohlen versiegelt und ein Sonnendeck gebaut, echt trendig mit Topfhortensien in Vollsonne bestückt.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Lehm am 26. Juni 2008, 16:14:32
Bei vielen Häuslebauern siehts ja auch IM Haus schrecklich aus, nur, dort sieht man es nicht.
Ich kann es nur wiederholen: es gibt Leute, die verdienen keinen Garten.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: zwerggarten am 26. Juni 2008, 16:18:29
Bin ich froh, im kleingarten zu gärtnern! Da gibt es neuerdings den trend, gemüsebeete anlegen zu müssen... Gut, dass ich das eh wollte und u.a. deswegen den garten habe... ;D
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 26. Juni 2008, 16:38:29
Negativbeispiele gibt es für alles. Was soll damit bewiesen werden?
Wie dichtet einst F.W. Bernstein?

"Die schärfsten Kritiker der Elche
waren früher selber welche!"

Jessas, wenn ich an meine Gartenanfänge denke und wie heute manche meinen jetzigen verreißen dürften...
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Lehm am 26. Juni 2008, 16:51:14
Es macht halt so einen Heidenspass, die spiessigen Hüsligärten zu defragmentieren. :-X

Merke: Spiessig kann auch eine kubistische Betonwand sein.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: phloxfox am 26. Juni 2008, 16:55:15
Moden gibt es immer und überall.......
Vor 15 Jahren sah ein Garten in unserer Gegend so aus:
Rasenmäherrennbahn um Haus, im Vorgarten ein Beet mit einer Pfingstrose und sechs fleißigen Lieschen, auf der Treppe ein Geranienkübel.
Heute: Rasenmäherrennbahn mit Lavendel und Geranium im Vorgarten und Buchs im Kübel.

Meine bunten Dahlien sind total uncool ::)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 26. Juni 2008, 17:01:27

Aufregen kann ich mich sehr oft über die Gestaltung im öffentlichen Raum. Grünflächen sind für eine Stadt so wichtig und machen sehr viel von dem Gesicht einer Stadt und der Grundstimmung in einer Stadt aus.
Dennoch kommen immer nur die obligatorischen Rhododendren und Cotoneastern und irgendwelche Spiren. Man kann doch eigentlich soviel machen, sowohl was gestalterische Strukturen und Pflanzenwahl angeht. Aber Grün wird immer auf der Prioritätenliste nach unten verschoben, sehr sehr schade. Ich wünschte, ich könnte selber entscheiden für was die von mir gezahlten Steuern verwendet werden dürfen. Bei der Gestaltung von öffentlichem Grün würde ich mir sogar Trends wünschen, denn Trends bringen zumindestens Variation.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 26. Juni 2008, 17:45:47
Ich stimme dir zu, kvafaen.

Aber du sitzt ja quasi an der Quelle. Frag doch mal nach dem Etat deines Gartenamtes. Auch im reichen Norwegen dürften die Mittel für die Grünflächen nicht üppig sein. Entsprechend niedrig ist die Personalquote, entsprechend gering muss der Pflegeaufwand sein, entsprechend...usw.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 26. Juni 2008, 19:51:54
Trendsetter kann ein findiges Unternehmen bezüglich neuartiger Pflanzenverwendung sein oder auch bei Neuzüchtungen - siehe beispielsweise Echinacea.

Diese Trends würden aber weiterhin den Dornröschenschlaf unterliegen, wären da nicht Zeitschriften und Firmen, die den Trend hochpuschen, um endlich mal was Neues zu bieten. Dagegen ist ja auch nichts zu sagen, wenn die Echinacea beispielsweise in der Sichtung vorab auf ihre Gartenwürdigkeit erprobt wären. Da die Staudensichtung aber meist hinter jedem Pflanzentrend um Jahre nachhinkt, wird niemand mehr nach Gartenwürdigkeit fragen.

Schön wäre es, wenn gute Sortimente verschiedener Gattungen "aufgewärmt" würden, samt ihrer neueren Sorten. Oder die Steppenheide wie der Kiesgarten "in" wird. Leider aber bedarf dies gewisser Kenntnisse, die leider die wenigsten Landschaftsgärtner haben.

Zum Geldverdienen der "Betonbatscher", wie die Galabauer im Südwesten der Bundesrepublik scherzhaft genannt werden: Die müssen bald aufpassen, dass ihnen das Geschäft nicht durch Tiefbau- und Pflasterunternehmen abgenommen wird. Und da besitzt ein Unternehmen mit Hang zu gefühlvoller Pflanzenverwendung immer noch Pluspunkte. Nur gehört da eben auch die verständnisvolle Kundschaft dazu.

Ein Trendsetter in den USA waren Kurt Blümel mit der Produktion seiner Gräsersortimente und Oehme/van Sweden mit der Umsetzung und Verwendung in den Gärten und Parks. Dergleichen findet in Europa nur fragmentar Anklang. Wir mögen eben doch eine größere Pflanzenvielfalt und keine solch minimalistische Verwendung in Form von wogenden Miscanthus- und Rudbeckiameeren.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 26. Juni 2008, 20:17:01
teil OT:
Zitat
...in Form von wogenden Miscanthus- und Rudbeckiameeren. ...
dafür sind auch bei uns hier die verfügbaren flächen meist zu klein. Das wirkt nur im grossen, meine ich.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 26. Juni 2008, 21:51:34
Aber auch bei uns gäbe es genug große Flächen im Öffentlichen Grün, die mit Stauden derart "amerikanisch" beschickt werden könnten. Doch da bleibe ich der europäischen Linie der differenzierteren Pflanzenverwendung treu. Nicht dass die wogenden Riesenstaudenflächen wenig imposant wären, ganz im Gegenteil! Diese wären sogar mancherorts wesentlich pflegeleichter. Aber auch stellenweise monotoner.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Mari1234 am 26. Juni 2008, 21:52:37
Kann sich jemand von euch an die Fernseh-Sendung "Topographie" von Dieter Wieland erinnern, die in den 70er und 80er Jahren im Bayrischen Fernsehen ausgestrahlt wurde? Ok, ist lange her, ich war selber noch Kind/Teenie, aber mich hat es damals schon beeindruckt, wie gnadenlos ehrlich er die damaligen (negativen) "Gartentrends" gesehen und kommentiert hat. Nur ein paar Schlagworte: Blaufichten, Krüppelkoniferen und Waschbetontröge voller Katalogblumen ...
Ich zitiere mal weiter: "Alles vom Teuersten. Und immer das gleiche Sortiment. Blumen auf Wagenrädern, in Mostpressen, Leiterwagen und auf alten Schlitten. ... . Der Gartenzaun: je unnatürlicher und hässlicher, desto besser; am liebsten abwaschbar. Gärten sind eine teure Leistungsschau von Prestigepflanzen." (Es ging Wieland hauptsächlich um die Zerstörung von Dörfern...).

Na wenigsten müssen wir uns die Entgleisungen dieser Zeit nicht mehr anschauen! :D

Aber wie seht ihr das, "Gärten als Leistungsschau von Prestigepflanzen"? Mir hat das fast einen kleinen Stich gegeben, als ich das getippt habe ... und ich musste irgendwie an meine vielen in den letzten Jahren gepflanzten Austin-Rosen denken.

LG Mari
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 26. Juni 2008, 21:55:00
Ich kann dir nur beipflichten, aber in meiner Brust schlagen zwei Herzen. Das ästhetische und das ökonomische... :o
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 26. Juni 2008, 22:11:55
Aber auch bei uns gäbe es genug große Flächen im Öffentlichen Grün, die mit Stauden derart "amerikanisch" beschickt werden könnten. Doch da bleibe ich der europäischen Linie der differenzierteren Pflanzenverwendung treu. Nicht dass die wogenden Riesenstaudenflächen wenig imposant wären, ganz im Gegenteil! Diese wären sogar mancherorts wesentlich pflegeleichter. Aber auch stellenweise monotoner.

ich finde, dass sich das eigentlich ganz schön anhört, warscheinlich auch einfach wegen der Variation. Warum nicht eine derartige Staudenfläche in der Mitte von Kreisverkehren oder ähnlich gearteter Flächen?

Ich stimme dir zu, kvafaen.

Aber du sitzt ja quasi an der Quelle. Frag doch mal nach dem Etat deines Gartenamtes. Auch im reichen Norwegen dürften die Mittel für die Grünflächen nicht üppig sein. Entsprechend niedrig ist die Personalquote, entsprechend gering muss der Pflegeaufwand sein, entsprechend...usw.

I know!
Aber ich finde diese Entwicklung falsch. Wie ich bereits gesagt habe so sind Grünflächen in einer Stadt sehr wichtig. Wohin geht denn Otto Normalverbraucher an einem schönen Sonnentag wenn es keinen eigenen Garten gibt?

Übrigens gab es zumindestens hier in der Stadt früher sehr wohl sehr viel mehr wohlgepflegte Grünflächen als heute. Ich habe Bilder davon in einem lokalhistorischen Buch gesehen. Da gab es sogar Wärter, die aufpassten dass sich keiner in den Beeten wälzt oder Müll rumschmeisst. Wenn man sich die finanzielle Entwicklung des Öllandes Norwergen anschaut, so findet man heraus dass Norwegen vor dem Öl relativ arm war. Dennoch hatte man Geld für Grünflächen. Heute gehört Norwegen zu den reichen Ländern dieser Erde, aber für Grünflächen ist kein Geld mehr. Komisch?

Aber Geldfrage hin oder her, ich bin felsenfest davon überzeugt dass es nicht unbedingt immer so viel mehr kostet etwas Variation in die Gestaltung von Grünflächen zu bringen. Oft ist es nur eine Frage von neuen Ideen, und die scheinen diesem Etat hier sehr zu fehlen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 26. Juni 2008, 23:27:20
Trends haben es vor allem an sich, dass man ihrer überdrüssig wird. Kräuterspiralen sind wirklich nicht mehr nötig. Trends sind oberflächlich. Haufenweise Buddhafigurinen.
 

Alles, wie etwa "Kräuterspiralen", was "aufgesetzt" wirkt und nicht harmonisch eingefügt ist, ist nicht nötig. Kräuterspiralen sind zudem echt unpraktisch.

Betreff "Öffentliches Grün":
Da sind "Vorbilder" gut und "Nachmacher" wichtig. Und daß die Nachmacher das irgendwo sehen oder lesen.

Gewisse Kreisverkehre und Fahrbahnteiler in Oberösterreich mit Stauden bepflanzt etwa als Vorbilder.

Baumscheiben könnten noch variantenreicher werden.

Na wenigsten müssen wir uns die Entgleisungen dieser Zeit nicht mehr anschauen! :D

Ach, ich denke, viele Vorgärten sind Entgleisungen. Wenn man denkt, Vorgärten sind die Visitkarten der Hausbewohner, dann sieht es in vielen Köpfen öd und leer aus.

Welchen "Zweck" haben Vorgärten? Abstandsgrün, damit das Haus nicht an die Grundgrenze gebaut wird? Kaum, daß dort wer die Sonnenliege aufstellt.

Ich sage auch mal provokant: zuviel Rasen ist ein Irrtum. Eine schöne große Wiese hinter dem Haus oder ein Streifen rund ums Haus ist O.K. aber NUR WIESE ist Ödnis, Monokultur.

Viele Häuselbauer überziehen ihre Schlammwüste erst mal mit Rasengrün, machen "sauber". Und es reicht ihnen, sagen sie. Wär halt toll, wenn die Leute denken "mein Garten soll so schön werden wie der Park in xyz", gibt eben zuwenig Vorbilder.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kl. Hobbygärtner am 26. Juni 2008, 23:40:39
Wohin geht denn Otto Normalverbraucher an einem schönen Sonnentag wenn es keinen eigenen Garten gibt?

zum Kreisverkehr? ::) ;)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 26. Juni 2008, 23:47:26
Wohin geht denn Otto Normalverbraucher an einem schönen Sonnentag wenn es keinen eigenen Garten gibt?

zum Kreisverkehr? ::) ;)

Vielleicht die Straße entlang? Trifft dort auf Baumscheiben und Trennstreifen zwischen Fahrbahn und Gehweg. Haste dort schon mal eine Hemerocallis gesehen? Oder Lavendel?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 26. Juni 2008, 23:56:43
nix gegen Kreisverkehr. Vorm Supermarkt blühts wunderbar. Was genau, da muss ich erst mal nachschauen, aber es ist eine enorm gelungene Steppenpflanzung mit Gräsern dazwischen. Calamagrostis 'Karl Foerster' und noch dies und das.

Eigentlich war das immer schon meine Idee. Mal so durch die Gegend cruisen und überall anhalten wo was schönes wächst und möglicherweise sogar, wenns ein schöner Vorgarten ist, da mal klingeln und den Leuten die Hand schütteln: "Schön habt ihr das gemacht."

Beim Kreisverkehr wirds allerdings schwierig. Ich könnte die ausführende GaLaBau Firma anrufen und um eine Pflanzliste bitten. Selber zur Tat schreiten und ohne Verkehrsgefährdung zu dem Zentrum des Kreisverkehres zu gelangen und ohne dabe selber schaden am eigenen Leben zu nehmen?

Auf jeden Fall finde ich diesen Trend sehr begrüßenswert. Stauden und Gräser ins öffentliche Grün.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 27. Juni 2008, 06:30:51
Die etwas allgemein Gehaltenen Vorwürfe an die Kommunen sind m.E. ungerecht. Je kleinflächiger und artenreicher Grünanlagen sind, desto pflege- und kostenaufwändiger sind sie. Ob die Etats falsch verteilt sind, darüber wird die Meinung der Bürger weit auseinandergehen.

Oftmals sind schön gestaltete Parkanlagen auch dem Traditionsbewusstsein einer Stadt zuzurechnen. Und vor allem einem reichen Bürgertum. Hintergrund sind nicht selten geschliffene Wallanlagen oder andere Festungsbereiche, die in Parks umgewandelt wurden. Diese mussten vehement gegen Bebauungswünsche verteidigt werden. Alles zunächst eine Geldfrage und erst in zweiter Linie eine des Geschmacks.

Vielleicht stammt Oslos "Parkarmut" aus den geldarmen Zeiten.

Wir dürfen nicht vergessen, dass hier im Forum leidenschaftliche Berufs- und Hobbygärtner versammelt sind. Breite Schichten der Bevölkerung lässt es absolut kalt, ob das öffentliche Grün artenreich, ökologisch oder irgendwie anmutend gestaltet ist. Den grillenden Familien in Frankfurts großem Ostpark ist es völlig wurscht, wie sich der Baumbestand zusammensetzt. Hauptsache der Rasen ist dicht. Und das Grünamt wird zuvörderst auf Robustheit und Pflegeleichtigkeit achten.

Was die niedlichen Baumscheiben betrifft, so hat es in der Öffentlichkeit hierzu schon vielfältige Appelle und Ermunterungen gegeben, diese durch Anwohner zu gestalten. In einzelnen Fällen funktioniert das auch dauerhaft. Ich jedenfalls würde den Versuch aufgeben, nachdem der 50. Fiffi seine Markierungen gesetzt hat.

Armut der Vorgärten? Stimmt. Aber da fallen mir automatisch auch die Baumschulen und Staudengärtnereien ein. Ich kenne kaum eine, deren Entree so gestaltet wäre, dass sie in den Käufern einen Ideen-Sturm auslösen würde. Zweckmäßigkeit ist eben ein grausamer Diktator. Und so manche Reihenhaus-Eltern haben primär andere Sorgen als Gartenpflege. Zumindest von mir weiß ich, dass Garten und Gartengestaltung sehr langsam wachsende Kinder waren.

Lasst uns doch damit zufrieden sein, dass wir eben die besseren Menschen sind und uns so wohltuend von der Masse abheben.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 27. Juni 2008, 07:43:40
Vielen Mitmenschen ist eben Fussball wichtiger... ;D ::)

Blühende Staudenflächen zwischen Asphalt und Verkehr sind hier inzwischen zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Wir müssen uns vorstellen, dass es kaum eine bessere Präsentationsfläche für unsere Stauden gibt. Jeder fährt vorbei, freut sich über die blühenden Beete und riskiert durch langes Gaffen einen "Kräsch"! >:(

Diese Beete, abgedeckt mit Kies, sind a la long nicht nur billiger, sondern vor allem Schmuck. Die Gemeinden und Straßenmeistereien sollten aber auch bereit sein, die Flächen halbwegs und mit einem Minimalaufwand zu pflegen. Ein verwilderter Fahrbahnteiler aus Hemerocallis, Papaver orientale, Astern und Calamagrostis sieht genauso verheerend aus wie ein ökologisch sinnvoll bepflanztes Kiesteil, das mit Pennisetum orientale, Geranium sanguineum und Salvia officinalis bepflanzt wurde, zwischen denen das Unkraut wuchert.

Hier liegt der Sinn und der Trend in der Nachhaltigkeit, wir haben hier in OÖ Verkehrsinseln, welche bereits 10 Jahre alt sind. Interessanterweise brauchen wir keine langwierigen Bepflanzungspläne und Pflanzlisten, sondern die Auswahl und Bepflanzung gehen Hand in Hand, aus der Routine heraus. Man muss im Gespür haben, welche Stauden in welche Gemeinde und wohin passen. Manche Landschaftsgärtner und Gartenarchitekten schauen schon mit Argwohn auf. Mehr Stauden auf der Straße als in manchen Gärten???
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 27. Juni 2008, 08:01:21
Wo ist hier?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 27. Juni 2008, 08:11:20
Na vermutlich OÖ. ;)


In Erfurt werden allerhand Versuche angestellt, Verkehrsinseln staudig zu bepflanzen, was wohl nur so lange wunderbar klappt und kostengünstig ist, so lange das ganze fachlich betreut wird. Das Problem sehe ich weniger am fehlenden Geld für Personal, sondern eher darin, dass Hunderttausende Euros an Personalkosten für schlechte Arbeit ausgegeben werden. Hat die Norwegerin da nicht neulich herumgejammert?

Übrigens hat der Mopedbastler in einem Jahr mal für ein paar Wochen als Grünflächenpfleger in einer hessischen Großstadt gearbeitet. Er hat sich einerseits über den hohen Lohn gefreut und andererseits über die Arbeitsweise seiner damaligen Kollegen mehr als gewundert.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Crambe am 27. Juni 2008, 08:20:32
Mössingen "bepflanzt" seine Verkehrsinseln mit bunten Blumenmischungen und findet anscheinend viele Nachahmer. Es sieht auch toll aus, ich bewundere sie seit Jahren. Es ist anscheinend billiger als herkömmliche Bepflanzungen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 28. Juni 2008, 02:04:12
die Verkehrsinsel heute inspiziert.

Eine anmutige Mischung aus Katzenpfötchen, die schon ihre Halbwertszeit hinter sich haben, und Thymian, der gerade richtig ist. Dadazwischenei - so reden die hier - ist eben das Calamagrostis und auch Molinea arundinacea 'Transparent' gepflanzt. Nicht ganz standortgerecht und gestaltungsstringent, aber sehr schön.

Alles in gutem Pflegezustand und gejätet, nicht gehackt. Den niedrigen Stauden das freiwillige Rumkriechen gelassen und die bilden inzwischen einen schönen Teppich, der ein Mosaik aus abgeblüht und voll erblüht in Braun und Violett auf gelbem Schotter bildet.

Ich kann nur hoffen, dass das kein Trend ist, sondern ein gutes Zeichen. Und dass es nicht ausgewechselt wird wie manche Staudenpflanzung heute. Ein "Blumenstrauß mit Wurzeln", wie Christian Kress solche Methoden nannte.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 28. Juni 2008, 03:52:16
Blühende Staudenflächen zwischen Asphalt und Verkehr sind hier inzwischen zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Wir müssen uns vorstellen, dass es kaum eine bessere Präsentationsfläche für unsere Stauden gibt. Jeder fährt vorbei, freut sich über die blühenden Beete und riskiert durch langes Gaffen einen "Kräsch"! >:(

Dreimal darfst Du ungestraft rundum fahren... ;D

Was die niedlichen Baumscheiben betrifft, so hat es in der Öffentlichkeit hierzu schon vielfältige Appelle und Ermunterungen gegeben, diese durch Anwohner zu gestalten. In einzelnen Fällen funktioniert das auch dauerhaft. Ich jedenfalls würde den Versuch aufgeben, nachdem der 50. Fiffi seine Markierungen gesetzt hat.

Ich hab so eine Baumscheibe okkupieren dürfen und bepflanzt. Grad blühen Taglilien und Unkraut (120 cm hohe "Gänseblümchen") drauf. Hab noch nie ein Hundstrümmerl darin gefunden (vielleicht, weil es genug grasigere Baumscheiben gibt, ein paar öde Baumscheiben für die nicht artgerecht gehaltenen Vierbeiner haben auch ihren Sinn).
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 28. Juni 2008, 06:37:14
Zurück zum Thema.

Darf man diese Beispiele, mehr oder minder gelungen, bereits als "Trend" bezeichnen? Diesen gegen das Ordnungsdiktat der Kommunalverwaltungen oder den angepassten Bürgersinn löckenden Ungehorsam einzelner hat es zu allen Zeiten gegeben. So, wie das in der Morgendämmerung unbekümmert Taubenfutter ausstreuende Großmütterlein.

Wenn ich mir die Stadt Frankfurt anschaue, so hat dort der Trend zur Pflegeleichtigkeit zugenommen. Ein recht hübscher Rosengarten am Goetheplatz musste einer Tiefgarage weichen, ohne auf ihrem Haupt wieder angelegt zu werden. Zwar gibt es nach wie vor kostbar bestückte Parks, aber im Innenstadtbereich ist es ärmer geworden. Vor der EZB hat das Grünamt, mit der absoluten Betonung auf Grün, so richtig zugeschlagen. Blumenbeete sind offenbar zu pflegeaufwändig. Manchmal wünscht man sie sich auch abgeschafft, wie hier in Gießen: Die Farbkombinationen bohren Dornen in die Augen. Die Verantwortlichen tragen vermutlich eine gelbe Binde mit drei schwarzen Punkten.

Ebenfalls zurück zum Garten.

Wenn ich durch die Gartencenter und auch Staudengärtnereien streife, so hat m.E. der Hang zur Exotik deutlich zugenommen. Noch vor 5 Jahren hätte man mühsam nach einigen wenigen Anbietern von Kamelien suchen müssen. Inzwischen rollen sie lastwagenweise an. Palmen, Bananen, tropische Rhododendren, Neuseeländische Magnolien, seltene und seltsame Stauden der Subtropen, anspruchsvolle Gemüsesorten, frostempfindliche Gewürzpflanzen...kurzum, der Hang zum Besonderen hat stark zugenommen. Fatal ist allerdings, dass das Wissen um die Bedürfnisse dieser Gewächse selbst bei Fachleuten nicht Schritt gehalten hat. Die Globalisierung hat eben auch hier ihre Auswirkungen.

Begleitend dazu, quasi im Retrolook, die Neigung zur Gartenornamentik. Da hat der Reihenhausbesitzer keine Bedenken, sich eine armlose Aphrodite - plang! - mitten in den Garten zu stellen. Aus weißlichem Zement, versteht sich. Das Angebot an Brunnen- und Wassergestalten reicht vom Hummel-Figürlichen bis hin zu Phidias-Kopien. Boticellis Venus habe ich allerdings noch nicht entdeckt. Vermutlich wirft sie statische Probleme auf.

Etwas bescheidenere Dekorationsvarianten sind die bereits erwähnten Rosenkugeln und mit bunten Glassteinen bestückte Staudenhalter oder Pflanzstäbe, die aber in der Ornamentik zumindest einem Bischofstab den Rang ablaufen müssen. Barock anmutende Beeteinfassungen aus Kunststoff oder Gusseisen, zweifellos schöner als die ehemals beliebten Flaschenreihen, sind auch sehr gefragt. Und wer seine Pflanze liebt, der benamst sie auch. Der wahre Liebhaber mit Porzellanschildchen, der Feingeist mit zierlich beschrifteten Schiefertäfelchen, der etwas derber gestrickte Gärtner mit Tontstickern, der Prolo mit Plastik. Alles soll eben hübsch ordentlich sein und Schlichtheit ist derzeit nicht "in".

Auch in dieser gesteigerten Dekorationsneigung sehe ich einen Trend.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 28. Juni 2008, 07:11:28
... und im Ausbuddeln uralter Olivenbäume, die dann für wenige Jahre manche Innenhöfe dekorieren sollen und eigentlich für ihren ideelen Wert viel zu billig verschleudert werden. Ein absoluter Negativtrend.

Pearl, Molinia arundinacea 'Transparent' ist nicht nur das eindrucksvollste Pfeifengras, sondern es hält den Standort "Verkehrsinsel" ohne weiteres aus, ob dies nun den Normen der Lebensbereiche entspricht oder nicht. Auch in der Natur stehen Pfeifengräser öfters mal an Straßenrändern. Zum Beispiel im Hochschwarzwald. :o :D
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: berta am 28. Juni 2008, 07:59:50
ich glaube, auch wir hier im gartenforum sind trend"bildend", obwohl es ja selbst hier in dieser gemeinschaft die verschiedensten trends gibt.
mein garten ist und war schon für etliche leute vorbild, oder vielleicht auch abschreckendes beispiel ;D, sodaß sich möglicherweise von hier aus trends entwickeln.
meine besuche in anderen gärten von gartenPURlern haben mich auch ordentlich beeinflußt.
so hoffe ich, daß es nicht nur die wirtschaft ist, die trends vorgibt.
bin ich naiv ? ;)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Mari1234 am 28. Juni 2008, 08:18:46
Und wer seine Pflanze liebt, der benamst sie auch. Der wahre Liebhaber mit Porzellanschildchen, der Feingeist mit zierlich beschrifteten Schiefertäfelchen, der etwas derber gestrickte Gärtner mit Tontstickern, der Prolo mit Plastik.

Oh je, der Trend hat mich erwischt!!! (Aber erst seit dem ich bei euch im Forum immer mal wieder rumspaziere! Ich bin ja gerade erst in der Namen-Lern-Phase!!!)
... und wo gehöre ich da mit meinen kleinen Blechschildchen hin?! ::) ;D

Und klar lass ich mich von anderen Gärten beeinflussen. Ich lebe ja nicht im luftleeren Raum. Was mir gefällt, das schaue ich mir ab, und mache mein eigenes Neues daraus. :)

Mari
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Irisfool am 28. Juni 2008, 08:38:55
Da habe ich doch mit meinem neuen Gartenteil einen ganz neuen Trend gesetzt, wie meine Familie behauptet: "Rollatorgerecht" ;D ;D ;D naja, als über 50 garten- pur lerin darf ich mir das erlauben......... ;D ;D ;D ;)Ganz so dramatisch, will ich das aber so nicht sehen, vorläufig halte ich es eher auf "Racemeile" für Enkeltöchters Dreiräder 8) 8) 8) :D ;)LG Irisfool
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 28. Juni 2008, 11:31:30

Beim Kreisverkehr wirds allerdings schwierig. Ich könnte die ausführende GaLaBau Firma anrufen und um eine Pflanzliste bitten. Selber zur Tat schreiten und ohne Verkehrsgefährdung zu dem Zentrum des Kreisverkehres zu gelangen und ohne dabe selber schaden am eigenen Leben zu nehmen?


Es scheint Leute zu geben, die sich nicht nur auf die Verkehrsinsel wagen um eine Pflanzliste zu erstellen, sondern um diese zu beeinflussen.
http://www.guerrillagardening.org/

Übrigens habe ich das jahrelang gemacht, mit Samen in der Tasche durch die Stadt gegangen und kleine öde Erdflecken besamt. Feuerbohnen am Laternenpfahl, Sommerblumenmischung rund um die Stadtbäume, Sonnenblumen weitläufig überall dort wo es viel Sonne hat. Habe viel Meconopsis cambrica versamt, schliesslich taucht der hier wild überall in der Stadt auf, dem scheint es hier zu gefallen. Manchmal hat es funktioniert, manchmal wurden die Pflanzen vor der Blüte gemeuchelt. Der Mensch an solcher scheint etwas gegen wildwachsende Pflanzen zu haben.
So sind manche Strassenzüge hier im Sommer durch und durch gelb, besagter Meconopsis kommt aus jedem Riss im Betong und jeder Ritze im Asphalt -ganz ohne meine Hilfe. Das ruft natürlich die Mörder auf den Plan, die es nicht ertragen können dass etwas wächst ohne gepflanzt geworden zu sein. Hausmeister mit Round-up-Flaschen sind zu beobachten.
Dabei schadet der Meconopsis meines Wissens nach nicht die Baumasse sondern nutzt nur vorhandene Öffnungen der Bodenversiegelung, sprich Asphalt. Und vor einer Invasion im eigenen Garten braucht man sich auch nicht schützen wenn es in solchen Strassenzügen doch gar keine Gärten gibt?

Ich jedenfalls finde Guerilla-Gardening eine ausgezeichnete Idee, und hoffe sehr auf einen Guerilla-Gardening-Trend.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 28. Juni 2008, 11:43:23
ich glaube, auch wir hier im gartenforum sind trend"bildend", obwohl es ja selbst hier in dieser gemeinschaft die verschiedensten trends gibt.
mein garten ist und war schon für etliche leute vorbild, oder vielleicht auch abschreckendes beispiel ;D, sodaß sich möglicherweise von hier aus trends entwickeln.
meine besuche in anderen gärten von gartenPURlern haben mich auch ordentlich beeinflußt.
so hoffe ich, daß es nicht nur die wirtschaft ist, die trends vorgibt.
bin ich naiv ? ;)

Zumindestens in der Bekleidungsmode und Musik ist es ja sehr oft so, dass es Untergrundbewegungen gibt, die dann von der Industrie aufgespürt werden und zur klingender Münze verwurstet werden. Es wird ein Medienhype hergestellt und an die breite Masse verkauft.
Das Prinzip kann sicherlich auch auf Gartentrends zutreffen, solange sie eben zur Vermarktung geeignet sind. Das schliesst naturgemäss Trende wie "Weniger ist Mehr" aus, denn die breite Masse soll ja kaufen, kaufen, kaufen. Wenn eine Untergrundbewegung nichts Verkaufbares beinhaltet wird sie nie vermarket werden können und ergo nie als Hype gepusht.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 28. Juni 2008, 12:42:20
Ich habe sehr wohl etwas gegen "Guerilla-Gardening". Nicht jeder ist bewandert in dem, was er da aussät. Mein Nachbar liebt die Herkulesstaude und schaut träumerisch zu, wie sich die Staude allmählich in seinem Garten ausbreitet. Über kurz oder lang, wird sie die Grenze überschreiten wie auch der von ihm großzügig angepflanzte Japanische Knöterich, den er stolz als seinen Dschungel beschreibt.

Wer weiß, wie sehr die Taubenfreunde an der Verbreitung von Ambrosia mitwirken. Auch das an sich hübsche Indische Springkraut (Impatiens glandulifera) hat sich inzwischen zu einer Pest ausgewachsen.

Nicht jeder Gartenfreund ist zwangsläufig auch ein Pflanzenkenner. Und wenn mich Farbwolken an Kalifornischem Mohn umgeben würden, griffe ich auch zu Vernichtungsangriffen. Geschmäcker sind halt verschieden. So gibt es folglich Blumen, die ich in meiner Umgebung nach Möglichkeit nicht dulde.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 28. Juni 2008, 13:07:33
Ich habe sehr wohl etwas gegen "Guerilla-Gardening". Nicht jeder ist bewandert in dem, was er da aussät.

stimmt.
Das kann negative Folgen haben.
Ich aber glaube nicht, dass es Leute gibt Guerilla Gardening betreiben ohne zu wissen was sie da aussähen. Leute, die von Pflanzen so viel wissen wie ich von Quantenphysik werden seltenst auf diesen Gedanken kommen.

Und wenn mich Farbwolken an Kalifornischem Mohn umgeben würden, griffe ich auch zu Vernichtungsangriffen. Geschmäcker sind halt verschieden. So gibt es folglich Blumen, die ich in meiner Umgebung nach Möglichkeit nicht dulde.

Das widerum kann ich nicht verstehen. Wenn man seinen Garten vor einer Invasion von aussen schützen will, dann ist das für mich ein logischer Gedankengang. Wenn es aber keinerlei Gärten in den "Meconopsis-Strassen" gibt, dann verstehe ich es absolut nicht. Bevorzugt Mensch wirklich grau und öde?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 28. Juni 2008, 13:15:34
Bevorzugt Mensch wirklich grau und öde?

Absolut nicht. Aber muss es der Ansturm gerade des Kalifornischen Mohns sein? Nimm lieber Erigeron karvinskianus.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 28. Juni 2008, 13:26:11
Bevorzugt Mensch wirklich grau und öde?

Absolut nicht. Aber muss es der Ansturm gerade des Kalifornischen Mohns sein? Nimm lieber Erigeron karvinskianus.

Ich dachte, dass die im Deutschen als Kalifornischen Mohn bezeichnete Pflanze auf latein Escholzia Californica hiesse? Sprechen wir über die gleiche Pflanze? Wie heisst den Meconopsis cambrica auf deutsch?
Danke für den Empfehlung des Erigeron! Den kannte ich noch nicht.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 28. Juni 2008, 13:39:06
gelber scheinmohn heisst der, oder waldscheinmohn. Welsh poppy, also walisischer mohn, auf englisch.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 28. Juni 2008, 14:29:51
Die Idee ist aber gut. Leider tut sich Meconopsis hier etwas schwer, dem ist es zu trocken. 8)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 28. Juni 2008, 15:18:45
OT. Meconopsis cambrica ist ein großes Unkraut, das wächst auch auf trockeneren Böden.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 28. Juni 2008, 16:28:34
Sorry, ich hatte die "Mohn"-Sorten verwechselt.

Wenn man die Idee weiterverfolgt, sollte man in Läden, wo es auch sonst Samen gibt, "Guerilla-Samen" verkaufen. Bunte Mischung ohne invasive Arten.

Hoffentlich wirft die keiner in einen thematisierten Privatgarten.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 28. Juni 2008, 17:15:10
OT. Meconopsis cambrica ist ein großes Unkraut, das wächst auch auf trockeneren Böden.


Bei mir ist er ausgestorben. ;D
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Irisfool am 28. Juni 2008, 17:29:35
Mir würde da "spontan"so ein Privatgarten einfallen!!! Aber man ist ja schliesslich nicht bis auf die Knochen übel....... ;D ;D ;)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Blümchen am 28. Juni 2008, 18:10:32
OT. Meconopsis cambrica ist ein großes Unkraut, das wächst auch auf trockeneren Böden.


Bei mir ist er ausgestorben. ;D


Ohhhhhhh....

OT. Na, dann sollte ich vor meinem nächsten Besuch in Ueb...mal mein Täschchen füllen... ::)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 28. Juni 2008, 18:51:45
Musst du so machen, wie Mrs Willmott es vor 150 Jahren in England mit Eryngium giganteum handhabte. Einfach bei einem Besuch unbemerkt den Samen von Meconopsis cambrica verstreuen. Dann hat der Geist von Blümchen kolossal gewirkt.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 28. Juni 2008, 19:24:15
Eine neue Art von Terrorismus. Und vermutlich nicht justiziabel.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 28. Juni 2008, 20:34:27
OT. Meconopsis cambrica ist ein großes Unkraut

Das kommt aber doch sehr auf die Definition von Unkraut an! Eine Rose im Kartoffelacker ist Unkraut, genauso wie die Kartoffelpflanze im Rosenbeet Unkraut ist. Alles was dort wächst wo es der Gärtner nicht haben will ist Unkraut. Meconopsis soll aber ruhig dort wachsen, ergo kein Unkraut.
(Jedenfalls für mich nicht).
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 28. Juni 2008, 22:06:54
Wie man eine Samenbombe baut.

Auf Englisch. Ich hätte gerne gewußt, was er da reintut.

Edit: tschuldigung. Hatte mich erst blöd angestellt.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 28. Juni 2008, 22:09:46
OT. ..wächst auch auf trockeneren Böden.

auch basischen??
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 28. Juni 2008, 23:04:12
Wie man eine Samenbombe baut.

Auf Englisch. Ich hätte gerne gewußt, was er da reintut.



Er sagt ja, dass diese Samen einheimisch in der UK seien, pluss Sonnenblumen.
Ausserdem sagt er, dass diese Samenbomben auf "urban wasteland of neglect" angewendet werden, also nicht (!) in bewirtschaftete Gärten, Parks oder ähnliches. Das Gebiet welches im Film bebombt wird ist ja ein solcher Platz.
Ich finde das gut. Es schadet doch wirklich keinem, wenn auf solch einem brachliegendem Fleckchen Erde was blüht.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 28. Juni 2008, 23:10:54
Es gibt keine brach liegende Erde im Sinne von "nackter" Erde. Natura abhorret vacuum.

Hinter unserer Stadtwohnung liegt ein derartiges Brachgelände, das bebaut werden sollte und bereits vom Wildwuchs befreit war. Der Bauträger ging pleite. Innerhalb von 3 Jahren hat sich wieder ein dichter Bewuchs eingefunden, der kunterbunt ist. Darunter auch Weidenröschen, obwohl weit und breit keine in den Gärten zu finden sind.

Einer Samenbombe bedarf es also nicht. Das regelt die Natur von alleine.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 29. Juni 2008, 02:04:41
kvafaen, die Guerilla-Gardening Idee ist gut. Da kann ich was zurück geben, was ich mir gelegentlich aneigne. Gut zu überlegen, was ich dafür nehme und welchem Kraut ich die Changse gebe. Toller Trend!

Demnächst werde ich mein Körbchen mit Pflanzensamen immer im Auto dabei haben.

Sarastro, das Molinea arundinacea 'Transparent' liebe und schätze ich auch sehr. Es wächst sehr prächtig in meinem Wiesengarten, wo es keine Bewässerung gibt. Auch die Monarde 'Scorpion' hält da wacker durch. Ideal finde ich es mit Rosa gallica und Phloxen und mit Ageratina rugosa 'Chocolate', nicht gerade das Ensemble für einen Kiesgarten oder eine Steppenpflanzung.








Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 29. Juni 2008, 06:27:54
Zitat
Er sagt ja, dass diese Samen einheimisch in der UK seien, pluss Sonnenblumen.

Ja eben. Außer Sonnenblumen weiß man nix.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 29. Juni 2008, 12:29:18
Es gibt keine brach liegende Erde im Sinne von "nackter" Erde. Natura abhorret vacuum.

Hinter unserer Stadtwohnung liegt ein derartiges Brachgelände, das bebaut werden sollte und bereits vom Wildwuchs befreit war. Der Bauträger ging pleite. Innerhalb von 3 Jahren hat sich wieder ein dichter Bewuchs eingefunden, der kunterbunt ist. Darunter auch Weidenröschen, obwohl weit und breit keine in den Gärten zu finden sind.

Einer Samenbombe bedarf es also nicht. Das regelt die Natur von alleine.

Stimmt. In der Natur liegt kein Fleckchen Erde lange brach, das regelt die Natur von alleine. Hier in der Stadt kommt relativ schnell und als eine der ersten Pflanzen der Digitalis, der wunderschön anzusehen ist.
Mit einer Samenbombe braucht man allerdings nicht so lange warten, es dauert ja schon etwas länger bis die Natur das von alleine geregelt hat. Ausserdem kann man mit Samenbomben Einfluss auf die Zusammensetzung der Pflanzensorten nehmen, wenn man das möchte.
Dies kann unter verschiedenen Gesichtspunkten geschehen. Vielleicht möchte man einfach nur etwas fürs Auge, vielleicht möchte man eine Insektenweide, es gibt sicherlich viele Gesichtspunkte für die Zusammensetzung der Samenmischung.

Ich habe nicht von Samenbomben gewusst, bis ich den Film hier gesehen habe. Aber ich denke mal, dass man den grössten Erfolg hat wenn man Samen von Pflanzen wählt, die sich sowieso wild aussamen. Digitalis hatte ich erwähnt, und wenn man z.B. zusätzlich zu dem rosanen Digitalis der von alleine kommt noch einen weissen Digitalis aussäht, dann kann man davon ausgehen dass der auch angehen wird. Ich könnte mir auch vorstellen, dass eine Wiesenmischung funktioniert.

Übrigens könnte man das auch auf Mauern ausweiten! Hier kommt von alleine unter anderem: Cymbalaria, gelber Lärchensporn, Digitalis, eine Art Campanula, Meconopsis cambrica und viele mehr. Die sind alle wild auf Mauern zu finden, und ich finde solche Mauern sehr sehr schön. Was spräche dagegen, diese Pflanzen in bisher noch öden grauen Mauern auszusähen?
Ich werde mal ein paar Bilder von solchen Mauern machen und hier zeigen.

Wie ich schon erwähnte habe ich sowas schon gemacht, habe mich aber meist auf viereckige Erdflecken um Baumkäfige oder Ähnliches beschränkt. Durch meinen Job komme ich gratis an Blumenzwiebeln ran, und die habe ich dann an solchen Baumkäfigen versenkt. Feuerbohnen sind auch ganz nett. Für die Verbeitung von Sonnenblumen sorgen die schon Taubenfütterer.
Schade ist halt immer nur, dass andere Menschen dann mit Round-up kommen, bzw dass Hundepisse wohl keimhemmend und wachstumshemmend wirkt.

Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Zazoo am 29. Juni 2008, 12:42:53
Schade ist halt immer nur, dass andere Menschen dann mit Round-up kommen, bzw dass Hundepisse wohl keimhemmend und wachstumshemmend wirkt.

Hundeurin wirkt vielmehr tödlich, als nur keim- bzw. wachstumshemmend. ;)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 30. Juni 2008, 23:56:47
Wie man eine Samenbombe baut.

Geht das auch via Katzenmagen?

Der Katze (ungiftigen) Samen verfüttern und dann als Samenbomber streunen lassen... ;D ;D

Oder werden die verdaut?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 01. Juli 2008, 00:05:53
Trends "machen" also die Meinungsbildner (Gartenzeitschriften, Gartenkolumnisten, Gartenbücher).

...und auch das Angebot von Pflanzen. Wenn Olivenbäume verkauft werden, will Herr XY auch einen, weil der YZ auch einen hat.

Und der Baumarkt Z verkauft Zierkies für den Schutthaldengarten...
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 01. Juli 2008, 01:01:06
wenn man diesen Zierkies mal gesehen hat in einem Gartencenter, dann will man wirklich keinen mehr. Der sieht sowas von hausbacken abgepackt aus wie ne Backmischung.

Die riesigen Haufen im Kieswerk, die machen mich an. Wenn dann der 10 m hohe Schaufellader die Fracht aus dem Ladekrahn über dem Schiff übernimmt und das Wasser so rausplatscht und er winkt einen an der Seite vorbei, damit man sich seine paar 20 l Eimer holen kann oder 80 l Bauwannen, wobei dann der Kleinwagen mächtig zu tun hat das ganze auf die Straße zu bringen, ja dann ...

An Trends ist eben immer ein Haken und der ist, dass die guten Anfänge verniedlicht und verkleinert werden, sozusagen mundgerecht gemacht oder als Babybrei - diese modischen Pürierstäbe! - und leicht verdaulich soll auch alles werden und sauber und pflegeleicht.

Wenn ein Trend dann so nieder gemacht worden ist, dann erkennt ihn wirklich keiner mehr. Das ist das Ding.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: ernst am 01. Juli 2008, 15:04:11
Günther Nitschke hat in seinem Buch "Der Jap. Garten" die Entwicklung von Trends wie folgt beschrieben:

Prototyp Typ Stereotyp

Dem kann ich nichts hinzufügen
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 01. Juli 2008, 22:50:11
mal forschen, ob ich den auch im Regal hab.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 01. Juli 2008, 22:51:44
ja, habich.

Danke!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: freitagsfish am 01. Juli 2008, 22:54:35
wenn es denn gartentrends gäbe, müßte dafür ja auch das alte gesetz gelten: wenn es alle haben, ist es kein trend mehr. in diesem sinne wären z.b. lavendel und mini-ahörner jetzt sowas von tot als trend... ;)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 02. Juli 2008, 07:13:17
Also, bisher habe ich hier noch keine Trends erkennen können. Außer vielleicht der "ordentliche Garten".

Aber den hatten bereits die alten Ägypter und bei uns die mittelalterlichen Mönche mit ihrem Hortus conclusus.

Was also sind denn die angeblich erkennbaren Trends?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: zwerggarten am 02. Juli 2008, 07:21:44
Ein trend in kleingärten, der einer gartengestaltung leider zuwider läuft, sind diese riesigen aufblasbaren pools voller chemikalienwasser. Immer mehr stellen sich sowas mitten auf die parzelle und gestern sah ich's auch in einem vorstädtischen vorgarten... :P
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 02. Juli 2008, 07:31:38
Wenn man kleine Kinder hat ist das wunderbar. Meine Tochter hat auch so einen aufblasbaren Pool und da geht momentan die Post ab.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 02. Juli 2008, 08:25:34
Der Garten ist für den Menschen da, nicht der Mensch für den Garten.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 02. Juli 2008, 08:27:05
Das ist ja alles richtig.
Hässlich finden darf man diese Plastebeulen trotzdem?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 02. Juli 2008, 08:30:01
Ich habe auch eine häßliche Plastikrutsche, eine bunte Schaukel und überhaupt viel bunten Kinderkram im Garten. Was wäre ich für ein eigensüchtiger Riese, wenn alles Ton in Ton sein müsste und die Kinder nur im Sonntagskleidchen darin herumgehen dürften. Dafür ist später noch genug Zeit. Um im Stil zu bleiben: Alles hat seine Zeit, Pflanzen hat seine Zeit, Ausreißen hat seine Zeit, Erdbeeren haben ihre Zeit, Eisenhut hat seine Zeit; es gibt Zeit für Plastikkram und Zeit für Rosenkugeln; Zeit für Fußbälle und Zeit für Gartenzwerge; Zeit für Graus und Zeit für Geschmack. Alles hat seine Zeit.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 02. Juli 2008, 08:30:40
Und ein Trend, der schier vergangen zu sein scheint: diese seltsamen unterleibslosen Partyzelte!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 02. Juli 2008, 08:35:28
Wenn Ein Mensch Lebt

Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt,
sagt die Welt, dass er zu früh geht.
Wenn ein Mensch lange Zeit lebt,
sagt die Welt es ist Zeit..

Meine Freundin ist schön,
als ich aufstand ist sie gegangen.
Weckt sie nicht, bis sie sich regt,
ich habe mich in ihren Schatten gelegt.

Jegliches hat seine Zeit,
Steine sammeln, Steine zerstreun,
Bäume pflanzen, Bäume abhaun,
leben und sterben und Streit.

Wenn ein Mensch kurze Zeit lebt,
sagt sie Welt, dass er zu früh geht.
Wenn ein Mensch lange Zeit lebt,
sagt die Welt es ist Zeit... dass er geht.

Jegliches hat seine Zeit,
Steine sammeln, Steine zerstreun,
Bäume pflanzen, Bäume abhaun,
leben und sterben und Frieden und Streit.


(Puhdys)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 02. Juli 2008, 08:45:03
Das ist ja alles richtig.
Hässlich finden darf man diese Plastebeulen trotzdem?

Jeu, dann darf sich auch so manche(r) Gärtner(in) nicht in den Garten trauen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 02. Juli 2008, 09:12:20
und wenn sie kommen, ringeln sich ihnen sichtbar die zehennägel ein vor grausen ;D (wir haben auch ein aufstellbecken mit blitzblauer folie, weil kinder)

was ich nicht verstehe,

ist der trend(!) dass alles was nützlich ist, auch potthässlich entworfen wird - wie mistkübel (=mülltonnen), aufstellpools, gartengeräte. Schon eine andere farbwahl würde sehr helfen.
Und
dass offenbar die meisten nutzer/käufer unter der prämisse, es eh nicht ändern zu können, widerspruchslos hinnehmen, dass ihr lebensumfeld damit optisch zugemüllt wird, nicht mal alternativen einfordern, bei verkäufern und v.a. produzenten....
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 02. Juli 2008, 09:22:52
Das alles ist oftmals eine Frage des Geldes.

Wie sähe denn ein aufblasbarer Swimmingspool geschmackvoller aus? Grün? Oder in einer Nato-Tarnfarbe? Dann ist mir bei derartigen Fremdkörpern eine quietschige Farbe schon viel lieber. Die schreit wenigstens laut, dass sie nicht zum Garten gehöre. Planschbecken müssen farbenfroh sein.

Hässlich für meinen Geschmack sind diese neuen Gartenhütten aus Holz (von den anderen wollen wir schweigen). Mir leuchtet nicht ein, warum die in einem gelblichen Ton gestrichen sein müssen. Es gibt neutralere Holzschutzmittel. Den bajuwarisch anmutenden Stil dieser Häuschen möchte ich erst gar nicht bewerten.

Aber bei diesem Thema muss ich mir selber Asche aufs Haupt streuen. Als ich meinen derzeitigen Garten anlegte, musste auf die Schnelle ein Geräteschuppen her. Ich habe aus Kostengründen so einen aus Blechpaneelen mit 1000 Puzzleteilen und 5000 Schrauben gekauft. Die Natur hat mir verziehen und dieses hässliche Teil mit Philadelphus und Lonicera eingesponnen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Knusperhäuschen am 02. Juli 2008, 09:26:21
Seit drei Tagen versuchen wir eine blaue Plastikbeule auf schiefem Gelände aufzubauen ::) ! In grün würde sie mir deutlich besser (oder eher optisch überhaupt) gefallen. Für uns große Kinder ;) . Zweimal ist uns jetzt ein Teil des Wassers abhanden gekommen, aber praktischerweise in die Beete (trotzdem schlechtes Gewissen..), der Rest wurde per Gießkanne verteilt, das Ding kriecht den Hang hinunter >:( .

Es gibt auch angeblich "harmlosere" Chemie, so dass man das Wasser nach der Saison in die Beete gießen kann, man soll´s auch trinken können, muss ich aber nicht probieren :P .

Aber es war einfach herrlich, abends bei untergehender Sonne nach der Arbeit im Wasser zu liegen und über den Garten zu schauen, ich glaube, wir werden den Untergrund für die Beule noch einebnen, bin auf den Geschmack gekommen bei diesem Trend (die Dinger werfen sie einem tatsächlich im Moment überall hinterher, mich hat´s vorher auch gegruselt davor...).

 
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: callis am 02. Juli 2008, 09:41:11
Zitat
Planschbecken müssen farbenfroh sein.

Ob sie müssen, weiß ich nicht. Aber ich finde, wir sollten sehr dankbar sein, dass es sie bisher nur in mittelmeerblau gibt. Man stelle sich vor, es gäbe sie auch noch in rot und gelb und orange, oder in diesen farbenfröhlichen Mustern aufblasbarer Schwimmmatratzen oder von Gartenpolstern und Sonnenschirmen. Da ist Blau doch wirklich noch sehr beruhigend.

Beunruhigend finde ich den Trend zu überdimensioniertem Plastikspielzeug für draußen. Was einst mit Lego und Playmobil Einzug in die Kinderzimmer hielt und sehr zu eigenem Tun anregte, wird nun für draußen in fantasielosen Fertiggroßteilen verkauft.

Über die Straße erfreut mich der Anblick solcher Teile, ein Klettergerüst (wie schön war doch mal Holz dafür) uhnd ein Kaufmannsladen. Ich habe die Kinder noch nie damit spielen sehen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Saxmann am 02. Juli 2008, 10:16:49
Nach meinen Beobachtungen richten sich 80 % der Mitmenschen nach dem, was Andere machen.

Trendig sind Teiche und
Geröllhalden- z B auch auf Kreisverkehren.
Vorgestern hab ich meine Trockenmauer abgerissen und in eine Geröllhalde umgewandelt. ;D ;D ( Bericht folgt)
Die hießen Ende der 50er Steingarten und waren Gärten, in die, gleichmäßig verteilt, Steine geschmissen worden waren.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Mari1234 am 02. Juli 2008, 12:37:32
Ich habe auch eine häßliche Plastikrutsche, eine bunte Schaukel und überhaupt viel bunten Kinderkram im Garten. Was wäre ich für ein eigensüchtiger Riese, wenn alles Ton in Ton sein müsste und die Kinder nur im Sonntagskleidchen darin herumgehen dürften. Dafür ist später noch genug Zeit. Um im Stil zu bleiben: Alles hat seine Zeit, Pflanzen hat seine Zeit, Ausreißen hat seine Zeit, Erdbeeren haben ihre Zeit, Eisenhut hat seine Zeit; es gibt Zeit für Plastikkram und Zeit für Rosenkugeln; Zeit für Fußbälle und Zeit für Gartenzwerge; Zeit für Graus und Zeit für Geschmack. Alles hat seine Zeit.
Und wir haben das große Trampolin im Garten, das zur Zeit alle haben. :)
Seither bevölkern alle Kinder aus der Nachbarschaft meinen Garten! Meine Tochter findet das wunderbar, und ich mags auch!
Und abends gehört das Trampolin ganz allein mir! ;D
Mari
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: SouthernBelle am 02. Juli 2008, 14:02:39
Also wenn man diese Quietschteile absolut nicht aushaelt:
ich erinnere mich dunkel an die Wonnen einer Zinkbadewanne, die tagelang in der Sonne stand, um das Wasser darin auf mollige Temperatur zu bringen. Da spart nebenbei auch Wasser. Und wir hatten zuerst sogar nur eine Wanne fuer drei Kinder.

Die meisten Besucherkinder(deutlich plural) hier jeden Alters < 16 finden Erwachsenenspielzeug wie Fussball, Krocket, Boule oder Riesenmikado (wenn jemand mitspielt) auch gut, wenn sie nicht lieber gleich die Feuerstelle betreiben, Laterne laufen oder Viehzeug (letztens ein voellig durchsichtiger Grashuepfer) sammeln gehen. Solange Eltern dabei sind, muss ich mich ja nicht ueber moegliche Gefahren aufregen. Passiert ist noch nie was, ausser gelegentlichem Geheul bei der Abfahrt..
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: altrosa am 02. Juli 2008, 14:40:16
Das Blöde an Trends ist, dass sie die Auswahl so klein machen. Vor vielen Jahren brauchte ich dringend einen grossen Gartentisch. Der Trend war damals weiss - etwas Anderes war kaum zu erhalten und so erstand ich eben ein solches Möbel (ich weiss, ich bin keine geduldig suchende Käuferin). Dieser Tisch quälte meine Augen jeden sonnigen Sommermorgen, bis glücklicherweise der Trend Holz (damals noch Teak wie in englischen Parks) aufkam und ich das teure Stück wegtat (wegen der Trendwende hatte ich Mühe, es loszuwerden) und durch ein sehr englisch empfundenes Ensemble ersetzte. Das habe ich immer noch und muss nun nur noch die Frage beantworten, wie ich denn als Naturschützerin solches Tropenholz verantworten könne...
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 02. Juli 2008, 14:49:55
ein schönes bild, altrosa
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: altrosa am 02. Juli 2008, 14:51:31
danke, und bei diesen Temperaturen einigermassen erfrischend!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 02. Juli 2008, 23:55:24
Also, bisher habe ich hier noch keine Trends erkennen können. Außer vielleicht der "ordentliche Garten".

Was also sind denn die angeblich erkennbaren Trends?

Siehe Beitrag #37 , Seite 3!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 03. Juli 2008, 00:02:36
was ich nicht verstehe, ist der trend(!) dass alles was nützlich ist, auch potthässlich entworfen wird - wie mistkübel (=mülltonnen), aufstellpools, gartengeräte. Schon eine andere farbwahl würde sehr helfen. Und dass offenbar die meisten nutzer/käufer unter der prämisse, es eh nicht ändern zu können, widerspruchslos hinnehmen, dass ihr lebensumfeld damit optisch zugemüllt wird, nicht mal alternativen einfordern, bei verkäufern und v.a. produzenten....

Jeder bessere Baumarkt hat heutzutage ein Farbmischgerät, mit dem 1.000 Farbtöne gemischt werden können. Damit kannst Du Deinen Garten verschönern, Farbharmonien entwickeln.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 03. Juli 2008, 05:40:35
Also, bisher habe ich hier noch keine Trends erkennen können. Außer vielleicht der "ordentliche Garten".

Was also sind denn die angeblich erkennbaren Trends?

Siehe Beitrag #37 , Seite 3!

Das sind bereits Trends, wenn derartige Gartengestaltungen, die zum Teil sehr alter Bestandteil der europäischen Gartenkultur sind, sich in einigen Gärten finden lassen?


Dann gehören die "Historischen Rosen" ebenfalls dazu, Ökogärtnern ebenso, wie auch Spritzbrühen, Schneckenkorn etc.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 03. Juli 2008, 10:09:50
OT antwort auf OT rat:

Jeder bessere Baumarkt hat heutzutage ein Farbmischgerät, mit dem 1.000 Farbtöne gemischt werden können. Damit kannst Du Deinen Garten verschönern, Farbharmonien entwickeln.

Gizi, glaub mir, ich streiche wirklich viel (wechsle sozusagen farben wie andere die unterhosen :P). Ich lasse die farben in einer annähernd meinen vorstellungen entsprechenden farben mischen (allerdings nicht in einem baumarkt, die haben zu wenig auswahl), und bereite sie dann selbst mit pigmenten auf, bis sie mir passen. Bin da sochig.

Kommunale mistkübel allerdings, oder plastikeiterbeulen darf bzw kann ich nicht streichen. Auch die folie eines foleinbeckens kann ich nicht streichen.

Aber trotzdem, danke für Deinen rat ;D
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 04. Juli 2008, 04:02:15
Kommunale mistkübel allerdings, oder plastikeiterbeulen darf bzw kann ich nicht streichen. Auch die folie eines foleinbeckens kann ich nicht streichen.

Was passiert im schlimmsten Fall, wenn Du Deinen Mistkübel umfärbelst?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 04. Juli 2008, 08:05:51
daus de hawara vom mistwogn die teile nimma kennan, und net auslaan. :P
und
verwaltungsstrafe. z.b. wegen mutwilliger sachbeschädigung fremden (behördlichen) eigentums??
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 08. Juli 2008, 00:59:14
daus de hawara vom mistwogn die teile nimma kennan, und net auslaan. :P
und
verwaltungsstrafe. z.b. wegen mutwilliger sachbeschädigung fremden (behördlichen) eigentums??

Dann besorg Dir einen "ausrangierten" Mistkübel von Deinem Mistentsorger. Sagst, Du willst ihn im Garten intern nutzen.
Den färbelst Du an und im Falle eines Falles "zauberst" Du den originalen wieder hervor. Aber falls Du KEINE Probleme hast, kannst Du ja den "originalen" farblich geschmückt weiterschenken...
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 08. Juli 2008, 15:56:27
gizi, meinst du net aber wirklich, ich soll den restmüll alle 4 wochen vom gefärbelten kübel in die orginale restmülltonne umfüllen, damit er auch abgeholt wird? Bei Euch in OÖ scheint das anders zu laufen wie bei uns: hier in WU stellt die ASA (unser mistverliefer) den kübel (tlw. in 2 grössen, je nach dem was und wieviel reinkommt) und holt dann den inhalt ab. Den inhalt aus den schwarzgrauen tonnen am restmülltag (4wöchig), den aus den roten am papiertag (8wöchig), und den aus den braunen am biomülltag (4 bzw 8wöchig je nach jahreszeit), so man eine biomülltonne hat. Zeugs in kübeln in anderen farben ignorieren die mistmänner, wo kämen sie denn sonst hin.

so, schluss mit OT. ;D 8)

wann Du aber ideen hast, wie eine restmülltonne, papiertonne oder biotonne von haus aus was gleichschaut, ohne dass klimmzüge not wären, immer her damit. Vielleicht sezt ma einen neuen trend ;D :D
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: altrosa am 15. Juli 2008, 11:27:52
soeben gelesen: der neuste Trend im Garten ist Grün in Grün. Endlich bin ich dabei!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: altrosa am 15. Juli 2008, 11:28:31
und auf die andere Seite
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: altrosa am 15. Juli 2008, 11:29:06
und im Detail
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Zazoo am 15. Juli 2008, 20:24:30
Schöner Trend, altrosa! :D
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 17. Juli 2008, 06:49:23
Wer etwas über Trends in der Gartengestaltung wissen will, muss heute mal die Süddeutsche Zeitung lesen. Ich finde den Artikel entsetzlich dumm, aber er berauscht sich an den von ihm ausgemachten und atemlos berichteten Trends, darunter sogar der japanische Staudenknöterich.

Leider ist der Artikel (noch) nicht online. Aber es gibt genug Lachhaftes darin.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: zwerggarten am 17. Juli 2008, 10:27:26
japanischer staudenknöterich als trend?! :o :o :o

müssten da die naturschützer nicht die süddeutsche (resp. die/den autorin/en) verklagen? :-X
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 17. Juli 2008, 16:18:07
Neinnein, es wird schon gesagt, dass er invasiv ist, aber die Süddeutsche rückt gleich mit dem Flammenwerfer an.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Thomas am 17. Juli 2008, 23:17:34
Naja, der Artikel richtet sich primär an Gartenlaien. Dafür finde ich ihn gar nicht so schlecht, macht er doch auf ein paar Zusammenhänge aufmerksam (v.a. zu bestimmten Trends - s. unser Thread dazu).

Jedenfalls würden ca. 90% unserer Nachbarn noch etwas lernen, wenn sie ihn lesen würden. Das meine ich nicht arrogant ...

Liebe Grüße
Thomas
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 18. Juli 2008, 01:38:18
das fürchterliche an Trends ist, dass sie einen wie ein Hammer erschlagen, wenn man plötzlich und unvorbereitet und unerwartet auf sie trifft.

Es ist ein Gefühl wie zum Fürchten lernen. "Wie gruselt mir" hieß es doch im Märchen, als zum Schluss der Jüngste einen Eimer kaltes Wasser mit Fischen drin mitten in der Nacht ins Bett geschüttet bekam. Oder war es nicht so?

Bei mir war das Ereignis am Tage. Meine liebe gute alte seriöse Baumschule HUBEN hatte alles umgekrempelt und auf der Suche nach einem schwarzen Johannisbeerhochstämmchen traf ich auf diese Beete. Die keine sind. Überall Kies. Unmotivierter Kies. Abwechselnd mit Rindenmulch. Was soll das? Wollen die nächstens ein Kieswerk aufmachen? Wer soll die Pflanzen kaufen, wenn die jungen Häuslebauer jetzt auch sauber und ordentlich in Kiesflächen machen.

Keine Kiesbeete, oh nein!

Die zweite kalte Dusche kam am ehemaligen Eingang. Zwischen bunten Rosen in Containern, Englische und Delbard vermutlich. Dann das Schreckgespenst schlechthin: ein Wolkenschnitt.

Asiatischer Wolkenschnitt mit modernen peppigen poppigen Rosen. So etwas hatte ich schon im Garten einer Rosenfreundin als nicht bekömmlich empfunden. Dort mit schwarzwälder Gezimmere der Terrassenbrüstung kombiniert. Der Wolkenschnitt ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und strahlte auch welche aus. Bewundernswert, diese Kiefern, tolle Lebewesen!

Oh, du höheres Wesen! Lass diesen Trend schnell vorüberziehen!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 18. Juli 2008, 06:13:09
Was ist denn ein asiatische Wolkenschnitt?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 18. Juli 2008, 06:20:16
Das sind diese Riesen-Bonsais, die man inzwischen gehäuft in fast jedem Gartencenter angeboten erhält. Meist sind es etagenförmig ausgelichtete Kiefern, mit an den verbleibenden Zweigenden "wolkig" gehaltenen Kurztrieben.

Braucht man für den fernöstlich angemuteten Zen-Garten. Oder gar für Feng-Shui?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: yvi2701 am 18. Juli 2008, 06:58:54
Hallo,
ich glaub ich sezt mich jetzt mal in die Nesseln:

Ich als Garten neulin hab mich ja mal so ein bissi umgeschaut.
Mir gefällt es durchaus einen kleinen teil meines Gartens in diesem asiatischen Stil
anzulegen. Zum einen haben wir einen persönichen Bezug zu Thailand - ich möchte mir ein Geisterhaus in den Garten stellen. Zum anderen hab ich einen großen Garten so das ich durchaus einen kleinen teil davon als Steingarten anlegen kann. Natürlich sollte da auch eine Steinpagode rein und im näheren Umfeld hätte ich auch gerne einen jap. Fächerahorn. So fallt über miche her ;-)
Nee quatsch isch find das sicht ganz gut aus. Ist das denn wirklich so schlecht wenn ich das mache? hat es "fachliche Nachteile"? Er liegt in der vollen Sonne. Also keine Angst vor Moos oder so? Und beim Bambus zwischen den Sichtschutzwänden werde ich so eine Sperre machen.
Lg Yvonnne
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Acanthus am 18. Juli 2008, 08:18:46
Pearl, ich bin geschockt.

Überall greift diese Unsitte mit dem Kies um sich, grauenhaft. In diesem Zusammenhang muß ich übrigens sagen, hat mich der Artikel in der Süddeutschen sehr amüsiert. Dort hat man ja diesen Trend karikiert. Genau das denke ich mir immer im Stillen, wenn ich wieder so eine Ödnis aus strahlendweißen Marmorkieseln sehe: Hähä, wartet mal ab, was unser feuchtes Klima Euch für eine tolle Algenlandschaft bescheren wird. Mal sehen, wie lange es dauern wird, bis die tollen Kiesel mit viel Mühe wieder abgeklaubt werden, weil sie dann gar nicht mehr so adrett daherkommen (ein bißchen Schadenfreude muß schon erlaubt sein).
Na Hauptsache, der GaLaBau verdient dran.

Viele Leute versuchen eben, zu imitieren, was grad angesagt ist. Nach dem Terracotta-Trend, der uns zuletzt wunderbare Nachbildungen aus Plastik beschert hat, nun der Asia-Trend mit Bambussen aus dem Baumarkt, die man nie nie wieder los wird.

Wobei es mich besonders erschüttert, wenn der Baumarkt-Kitsch in öffentliche Parks findet, so gesehen auf dem ega-Gelände in Erfurt. Dort hat man offenbar schon recht lange einen japanischen Garten und ehedem sicherlich auch richtig was reingesteckt, sowohl an Material als auch an Pflanzen und Wissen. Als ich ihn vor zwei Jahren sah, war es mit der Pflege nicht mehr arg weit her, dafür hatte man das ganze mit billigen Steinaccessoires überfrachtet: Laternchen und Geisterhäuschen in Billig-Qualität, wie mancher Schreber sie neben den Gartenzwerg stellt.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 18. Juli 2008, 08:22:14
Viele Leute versuchen eben, zu imitieren, was grad angesagt ist.

Ist halt wie bei der Kleidermode und den Designer-Imitaten.
Und da die meisten Gärten von Frauen angelegt werden....
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Acanthus am 18. Juli 2008, 08:27:30
Fars, Du wirst ja wohl nicht behaupten wollen, Männer seien für Kitsch nicht empfänglich? Kann ich nicht bestätigen. Nur die Vorlieben sind eben andere, weniger Troddeln, mehr Schmiedeeisen ;).
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 18. Juli 2008, 08:38:42
Das will ich nicht bestreiten.
Aber für die seltsamen Gartentrends sind in erster Linie Frauen die Trendsetter. Vielleicht sogar absolut.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: callis am 18. Juli 2008, 08:39:17
Zitat
Mir gefällt es durchaus einen kleinen teil meines Gartens in diesem asiatischen Stil
anzulegen. Zum einen haben wir einen persönichen Bezug zu Thailand - ich möchte mir ein Geisterhaus in den Garten stellen. Zum anderen hab ich einen großen Garten so das ich durchaus einen kleinen teil davon als Steingarten anlegen kann. Natürlich sollte da auch eine Steinpagode rein und im näheren Umfeld hätte ich auch gerne einen jap. Fächerahorn. So fallt über miche her ;-)
Nee quatsch isch find das sicht ganz gut aus. Ist das denn wirklich so schlecht wenn ich das mache?

Lass dich nicht aus der Ruhe bringen, Yvi. Wenn du das so möchtest, ist das in Ordnung und bedarf keiner Rechtfertigung. Hier sind nur die Trendsetter in umgekehrter Richtung am Werk, die gern möchten, dass aller Leute Gärten so ausschauen, wie sie es gern hätten. ;)

In Thai-, China-, Indien-, Korea- und Japanrestaurants zu gehen,
ist schon lange selbstverständlich. Wieso soll dann Fernöstliches im Garten "pfuipfui" sein?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 18. Juli 2008, 08:40:44
Was mich an dem Artikel gestört hat, ist, dass er den Eindruck erweckt, das Gärtnern generell sei eine dämliche, trendgesteuerte Firlefanzaktion. So etwas wie dieses Forum hier ist auch durchaus ein Trend, oder so schöne Veranstaltungen wie Freising, Kiekeberg oder dieser Markt da in der Pfalz, wo dann alle grillen...

Darüber sollten sie auch mal schreiben, sonst denkt nämlich der beginnende Gärtner, bloß nicht gärtnern, um sich nicht zum Gespött der Geschmacksbegabten zu machen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Nina am 18. Juli 2008, 09:33:52
Ich finde den Artikel entsetzlich dumm, aber er berauscht sich an den von ihm ausgemachten und atemlos berichteten Trends, darunter sogar der japanische Staudenknöterich.

Pimpinella, da hast Du etwas flüchtig gelesen. Dort steht, daß der japanische Staudenknöterich ursprünglich als Zierpflanze eingesetzt wurde - nicht, daß er im Trend sei.

Was mich an dem Artikel gestört hat, ist, dass er den Eindruck erweckt, dass Gärtnern generell sei eine dämliche, trendgesteuerte Firlefanzaktion.
Da gebe ich Dir Recht.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Hellebora am 18. Juli 2008, 09:39:21

Was mich an dem Artikel gestört hat, ist, dass er den Eindruck erweckt, dass Gärtnern generell sei eine dämliche, trendgesteuerte Firlefanzaktion.
Da gebe ich Dir Recht.

... und daß er streckenweise ein Fall für dieses Thema ist :-X
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: SouthernBelle am 18. Juli 2008, 11:57:30
Genauso wie bei Kleidung ist die Kunst, die Essenz einer Idee zu erfassen und personen- und klimagerecht (Kleidung) oder vegetations- und klimagerecht(Garten) umzusetzen. Beides ist gleichermassen unglaublich schwer, was man bei Klamotten vielleicht leichter sieht als bei Gaerten.

Der japanische Garten (genaugenommen ist es eine Auspraegung eines japanischen Gartens, ist gibt mehr und zT radikal andere), der hier meist als Vorbild dient, ist das Ergebnis von a.) einer geistigen Idee, die man als Fremder vermutlich recht schwer nachvollziehen kann und b.) von wirklich unvorstellbar wenig Platz fuer einen Garten. Da reicht es eben nur fuer ein Handtuch hinter der Veranda, das dann auch nur zum Angucken da ist (sein kann). Das trifft sich doch mit unseren immer weiter schrumpfenden Grundstuecken. In so einer Miniatur ist das Gehoelz als Grossbonai eine Notwendigkeit, wenn man die Idee von Landschaft abbilden will. OK, die Kunst waere nun, dies nachzuempfinden, sodass es "richtig" fuer hier und jetzt aussieht. Schnittmuster abkupfern bringt es selten.

Dasselbe gilt zB auch fuer Kiesgaerten: die Bodenprobe von Beth Chattos Garten, abgebildet vorne in ihrem Buch, hab ich schon mal erwaehnt: wenn man auf so einer Sandduene sitzt, geht mit vernuenftigem Aufwand nichts anderes!!!

Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 18. Juli 2008, 12:23:16
Was man auch berücksichtigen sollte: Der Pflegeaufwand für einen "Japanischen Garten" ist ungleich höher, da es so sein muss und nicht anders sein darf. Eine Steinlaterne oder ein paar Bambusrohre, die womöglich noch "Klack" machen", sind eben ein Cheap & Awful-Kleid in das ein Dior-Etikett hineingenäht wurde.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Manfred am 18. Juli 2008, 14:51:40
Ich finde, es gibt auch schöne Beispiele für japanisch angehauchte Gärten mit reduziertem Pflegeaufwand.
Z.b. das Gärtchen der Firma Krumpholz Formenbau in Kronach
http://www.krumpholz-formenbau.de/typo3temp/pics/ebae27ba37.jpg

Auch was Kunst am Bau angeht, ein leuchtendes Beispiel. Die Fassaden der Gebäude werden von Künstlern bemahlt:
http://www.krumpholz-formenbau.de/uploads/pics/gebaeude_seite2_02.jpg
Ein wohltuende Alternative zum Einheits Weiß-Grau.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung?
Beitrag von: Blue am 18. Juli 2008, 15:07:53
Ich bin auch ein wenig gespalten beim Thema "Garten im asiatischen Stil".

Was mir eigentlich ungeheuer gut gefällt, ist die Kombination von Stein(en) mit grünen (meist "nicht-blühenden") Pflanzen/Gehölzen - was ich nicht mag, sind Anhäufungen von bezugslosen "Asien-Accessoires"; eine (!) Skulptur im persönlichen Stil kann ich mir aber dazu gut vorstellen.

Eine Steinwüste zwecks (vermeintlicher) Arbeitsersparnis ist dagegen doch eher eine traurige Angelegenheit. Der Weg von der Anregung durch eine Idee zur völligen unreflektierten Kommerzialisierung und Verkitschung ist leider meist nicht weit.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: persephone am 18. Juli 2008, 15:23:39
Mmh,

ich finde es gut, dass es Trends gibt, obwohl ich persönlich nie "trendig" bin oder sein möchte (höchstens mal unfreiwillig..... es kommt ja alles mal in Mode : ) Viele Microtrends vergehen ebenso sanglos, wie sie klanglos daherkamen. Aber einige Trends bringen tatsächlich neue Details hervor oder fügen sich letztendlich zu einem größeren Ganzen zusammen. Manche dieser Trends werden dann zu Klassikern und prägen schließlich eine Epoche.

Wenn man in die Vergangenheit schaut, wurden viele neue Strömungen des Gebrauchdesigns auch nicht gerade mit offenen Armen von ihren Zeitgenossen begrüßt. Und die Nachwelt möchte es nicht missen. Wäre schade, wenn es keinen Barock gäbe, oder Jugendstil, Bauhaus, Art Déco..... hat sich auch nicht allen Betrachtern gleich harmonisch ins Auge geschmeichelt....: )

p.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Lehm am 18. Juli 2008, 15:27:12
Ja, schon.
Aber das ist jetzt etwas gar allgemein.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung?
Beitrag von: Manfred am 18. Juli 2008, 15:41:10
Eine Steinwüste zwecks (vermeintlicher) Arbeitsersparnis ist dagegen doch eher eine traurige Angelegenheit. Der Weg von der Anregung durch eine Idee zur völligen unreflektierten Kommerzialisierung und Verkitschung ist leider meist nicht weit.

Ich finde, gerade Steine sind eine große Herausforderung. Die auch nur halbwegs natürlich zu setzen, ist hohe Schule des Gartenbaus. Daran sind selbst einige der japanischen Altmeister gescheitert.

Die Folge sind dann solche Kitsch-Steinwüsten :-\
LINK
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 18. Juli 2008, 16:11:06
Oh, das beste sind die bunten Blümelein (Etagenprimeln) rechts im Bild.

Ich würde für mein Leben gerne mal einen richtigen japanischen Garten sehen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Lehm am 18. Juli 2008, 16:26:48
Was die als Gärten bezeichnen, kannst du dir in jedem besseren Kieshandel zusammenstellen lassen.
Ist wie mit Sushi: Um Algenwickel macht sonst kein Volk so ein Theater.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung?
Beitrag von: fars am 18. Juli 2008, 17:22:52
Die Folge sind dann solche Kitsch-Steinwüsten :-\

Das ist keine Steinwüste, sondern zumindest Feng Shui.

@Pimpinella
Es gibt einen recht authentischen jap. Garten in Leverkusen/Bayer Werke.

Einen authentischen chinesischen Garten gibt's in Frankfurt/Main.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung?
Beitrag von: bristlecone am 18. Juli 2008, 17:31:26
jap. Garten in Leverkusen/Bayer Werke.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung?
Beitrag von: Manfred am 18. Juli 2008, 18:37:33
Das ist keine Steinwüste, sondern zumindest Feng Shui.

Ist das nicht auch so eine europäisch verstümmelte asiatische Lehre? :-[
Besonders spannend finde ich all die Feng-Shui-Fuchcover mit Bilder von Gärten, die bis zum Foto gar nicht wussten, dass sie Feng-Shui sind...

Öffentliche japanische Gärten sind irgendwie ein Widerspruch in sich.
Bei irgendeiner dieser RTL (?) Gartenverunstaltungssendungen wurde kurz ein sehr attraktiver japanischer Betrachtungsgaraten in privater Hand gezeigt. Wenn ich mich recht erinnere, von einem deutsch-japanischen Paar.
Die Umbauopfer hatten sich einen japanischen Garten gewünscht. Um Ihnen das auszutreiben, hat man sie zu dem Paar gebracht. Dort wurde erklärt, dass so ein Garten allein der Betrachtung dient und wie viel Arbeit er macht. Also wie sehr er ihren sonstigen Ansprüchen an den eigenen Garten entgegen läuft.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung?
Beitrag von: fars am 18. Juli 2008, 18:43:41
Besonders spannend finde ich all die Feng-Shui-Fuchcover mit Bilder von Gärten, die bis zum Foto gar nicht wussten, dass sie Feng-Shui sind...
Der Asiate hat das im Blut. Da ist jeder Garten Feng Shui.

Öffentliche japanische Gärten sind irgendwie ein Widerspruch in sich.


Es gibt durchaus "öffentliche" Gärten in Japan. So z.B. auch die Tempelgärten.

Ich finde die oftmals in Bildbänden vorgestellten Gartenbeispiele wunderschön. Man kann sich in der Betrachtung regelrecht verlieren. Nur haben möchte ich so einen Garten nicht. Ist mir zu sehr etepetete.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: SouthernBelle am 18. Juli 2008, 19:23:12
Ich sags nochmal: es gibt auch in Japan nicht "den" japanischen Garten, sondern verschiedene Stile aus verschiedenen Zeiten und zu verschiedenen Zwecken.
Ein heutiger privater Garten, noch dazu in einem der Ballungsraeume ist notgedrungen winzig. Mensch, Leute, in Japan hab ich selbst Kirschbaeume fuer die kommerzielle Kirschproduktion auf winzigen Grundstuecken und unter einem Glasdach gesehen. Wie winzig die bewohn/kultivierbare Flaeche dort ist, kann man sich hier ueberhaupt nicht vorstellen (Melonen kosten dann eben auch Goldpreise, Spargel sind pro Stange ausgezeichnet und Kartoffeln im Supermarkt liegen im 3erPack).
Der Garten eines Beamten aus der Kaiserzeit in Kyoto war schon etwas groesser und daher anders gestaltet. Und Tempelgaerten oder kaiserliche Anlagen haben (etwas) mehr Platz.



Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Thomas am 18. Juli 2008, 19:38:14
Hier noch ein Link zum 'Japanischen Garten' des Chemparks Leverkusen (aka Bayer), der allerdings in Wirklichkeit nicht 'japanisch' ist, sondern eher als ostasiatisch bezeichnet werden müsste. Sehenswert ist er trotzdem.

Liebe Grüße
Thomas
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Manfred am 18. Juli 2008, 19:51:32
@Cornelia: Das ist denke ich den meisten klar. Aber der zusammenfassende Begriff hat sich halt einbebürgert. Die "großen" Hofgärten kommen zur Nachahmung für den Durchschnittsgeldbeutel eh nicht in Frage. Die kleinräumigen Typen kann man natürlich klassifizieren, aber die Übergänge sind m.E. fließend.

In den Fotobänden sind die Blinkwinkel sehr genau gewählt. Könnte mir gut vorstellen, dass mancher enttäuscht ist, wenn er vor Ort sieht, wie klein die Gärten sind und dass es auch weniger geniale Perspektiven gibt.

Die Seite hier finde ich gut. Durch die Überblickskarten kann man sich auch eine Vorstellung von der Größe machen.
http://learn.bowdoin.edu/japanesegardens/gardens/intro/index.html
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Acanthus am 18. Juli 2008, 22:25:51
Schöne Seite, Manfred! :D
Es ist halt so wie mit vielem: Das, was hier von einer fremden Kultur ankommt, sind häufig nur einige wenige Aspekte davon bzw. Karikaturen, die durch Trends der Discounter (aus dem Baumarkt und der Geschenkboutique) dann noch verschlimmert werden.

Das zum Thema Algenwickel und Kiesel: Japanische Sushimeister und Gärtner würden sich mit Grausen abwenden, Lehm, wenn sie die hiesigen Produkte sehen würden.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 19. Juli 2008, 11:54:02
Cornelia, Manfred, danke für schilderungen & infos.

lg, brigitte
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: SouthernBelle am 19. Juli 2008, 20:32:04
Schoene Seite, Manfred!
Murin-an hatte ich bei dem etwas groesseren Garten im Hinterkopf.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Manfred am 19. Juli 2008, 20:59:06
Ich wünschte, ich würde eine vergleichbare Seite für die wunderbaren Mini-Gärten kennen, die sich in manchem Heim verstecken.
Leider auch in Büchern nicht so oft zu finden.

Sowas hier z.B.:
http://farm1.static.flickr.com/5/9690913_842044fd60.jpg?v=0
(Stream: http://flickr.com/photos/fjordaan/ (der hat noch mehr gartiges) )
http://farm1.static.flickr.com/152/353657326_ebd0955071.jpg?v=0
(Stream: http://www.flickr.com/photos/visualsalad/353657326/ (sonst nichts gartiges) )

Beide: Asakura Choso Museum - Yanaka, Tokyo


Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 19. Juli 2008, 21:03:28
Manfred, kannst Du noch den link zu den streams setzen?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 20. Juli 2008, 01:50:58
man kann nicht ernsthaft das für und wider asiatischer Gärten diskutieren. Sie sind da und auch hier und man kann sie schön oder gelungen finden oder sie können einen berühren oder das auch bleiben lassen.

Was Gärten in Asien an sich haben ist eine längere Gartentradition als wir sie haben und das sieht man diesen Gärten an. Alleen uralter Zierkirschen, greise Ginkgos mit diesen Auswüchsen wie Zapfen, wirklich alte Bonsai und ehrwürdige an Gerüsten gezogene und sorgfältig gestutzte Koniferen.

Was ich lächerlich finde ist, das kopieren zu wollen und für schnell vermarktbar zu halten. Geschaffen wurden diese gärtnerischen Kunstwerke ursprünglich um uns die Zeit vor Augen zu halten. Die Notwendigkeit für Kontinuität im Leben und die Behutsamkeit mit der man damit umgehen muss.

Erschrecken tut mich, dass diese bedeutsamen Dinge unachtsam verramscht werden.

Genauso erschüttert bin ich, wenn solche Maler wie Cesanne ihren Namen für total bekleckste Rosenzüchtungen hergeben müssen.

Solche Gefühle haben mit dem grundsätzlichen Pluralismus, dem ich in Gartenfragen und auch sonst anhänge nichts zu tun.

Im eigenen Garten ist alles möglich. Kunst und Kitsch und Minimalismus und Überschwang und Barock oder Moderne. Am liebsten sind mir Gärten, die die Biographie ihrer Gärtner wiederspiegeln. Unwohl fühle ich mich in Gärten, die zu viel von mir wollen, die anstrengend sind oder verlogen oder geheuchelt.

Die Kombination von Delbard Rosen mit Wolkenschnitt und schwarzwälder Geländer ist anstrengend. Diese Gartenbesitzer wollten von mir zu viel Bewunderung. Hatte ich nicht mit dabei.

Nackte Kiesflächen wie auf Friedhöfen sind anstrengend. Diese Gartenbesitzer wollen von mir, dass ich keine Spuren hinterlasse, keinen Dreck mache, kein Lebenszeichen von mir gebe und wollen mich nur in ihrem Garten, wenn ich ein sauberer und ordentlicher Mensch bin. Bin ich nicht. Mensch sein reicht mir.

Beth Chattos Kiesgarten ist eine Reise wert! Den Chinesischen Garten in Frankfurt kenne ich noch nicht. Nur die Rhododendronpflanzung im Palmengarten. Die fand ich gut gelungen mit den großen runden Granitsteinen.

Der asiatische Garten in Münzesheim ist auch liebevoll angelegt. Etwas schräg, etwas überladen und ein wenig ja-panisch aber in keiner Weise effekthascherisch, sondern eher expressiv, was ja nun weniger im japanischen Sinne ist.

Wunderbar ist es, wenn aus allen Teilen der Welt in den eigenen Garten das getragen und übertragen wird, was eine persönliche Bedeutung und einen Bezug zum eigenen Leben hat. Wenn man sozusagen zwischen den eigenen Erfahrungen und Erinnerungen jäten kann. Wirkliche Begegnungen mit Gartenmenschen finde ich überhaupt nicht anstrengend.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 20. Juli 2008, 07:14:27
Dieses Plädoyer für den "echten" asiatischen Garten (meist handelt es sich ja wohl um den chinesischen und mehrheitlich um den japanischen Gartenstil, da sich die tropischen Gärten nicht importieren lassen und die persischen/osmanischen/arabischen Gartenstile einem anderen Kulturkreis zugerechnet werden) finde ich sehr anrührend, erscheint mir aber eher romantisierend.

Zweifellos gibt es dort drüben uralte Gärten mit uralten Bäumen, die aber selten sehr viel älter sind als wir sie aus englischen Landschaftsgärten kennen. Bäume haben halt auch nur eine begrenzte Lebensdauer und verunglücken auf ihre Weise (Sturm, Blitzschlag, mechanische Beschädigungen, Erdbeben) mindestens ebenso oft, wie es der Mensch auf seine Weise tut. Damit meine ich den Regenerationsprozess in alten Gärten.

Nun, diesen "uralten" Gärten stehen in Japan (in China vermutlich ebenso, aber deutlich weniger) mehrere hunderttausend oder gar millionen "junge" Privatgärten jeden Alters gegenüber, die auch nichts anderes sind als eine Kopie der alten Gartentradition. Wie bei uns. Sind diese Privatgärten lächerlich? Diese Gärten werden je nach Vermögenslage des Eigentümers mittels jüngerer oder älterer - auf Wunsch gewölkter - Bäume und Sträucher bestückt. Ebenfalls wie bei uns. Und dort wird es in den extrem engen Siedlungen gelungene und weniger gelungene Gärtlein geben. Wiederum wie bei uns.

Den asiatischen Garten an den herausragenden, in den Bildbänden überwältigend dokumentierten Gärten festzumachen ist somit ebenso ungerecht, wie wenn ich Lieschen Müllers Garten mit Stourhead, Petworth, Trelissick oder - moderner - Sissinghurst vergleichen würde. Ich halte das für absolut unzulässig.

Somit reduziert sich in meinen Augen der hiesige "Japanische Garten" alleine darauf, ob er mir gefällt (dem Eigentümer vermutlich ja). Nach Stilbrüchen zu suchen halte ich für absolut müßig. Ito Tamagotchis Garten in Kobe oder Nagasaki weist sie möglicherweise ebenso auf. Und sein Gartenzwerg (vielleicht hat er sogar einen) ist ein Bambus-Klapper-Brunnen.

Wenn ein Gartenbesitzer ein paar weiße Rosen angepflanzt hat, gerahmt von Artemisia und silbrig wirkenden Gewächsen, und erklärt "Wie in Sissinghurst", dann schmunzle ich eben und schau mich nach anderem um.

Wie hier schon angeklungen ist soll sich jeder seinen "asiatischen Garten" anlegen, so wie er ihn irgendwo gesehen hat oder wie er meint, so müsse ein „Japaner“ sein. Es gibt ja in Gartendingen zum Glück kein Copyright und keine Markenpiraterie.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: callis am 20. Juli 2008, 10:15:46
Zitat
Erschrecken tut mich, dass diese bedeutsamen Dinge unachtsam verramscht werden.

Genauso erschüttert bin ich, wenn solche Maler wie Cesanne ihren Namen für total bekleckste Rosenzüchtungen hergeben müssen.

oder die ersten Takte von Mozarts g-Moll Sinfonie (KV550) als Klingelton vom Handy schrillen.

Verramschung von Kulturgütern - egal aus welchem Erdteil - liegt im Trend einer für Wertempfinden abgestumpften, nur noch marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft.

Der grauenhafteste Radiosender ist für mich in dieser Hinsicht Klassik-Radio. :o Aber wir sind ja hier im Gartenforum.OT Ende. :-X
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 20. Juli 2008, 10:55:10
Mit dem Gartenstil verhält es sich vermutlich wie mit der Religion. Man sollte Toleranz den Andersgläubigen entgegenbringen. Ein gelungener Kiesgarten kann manchen erfreuen, aber nicht alle. Darum fällt es sicher schwer, manchmal auch Gärten im "Lederhosenstil" mit Gartenzwergen und allem Drumherum zu akzeptieren. Sie gehören aber ebenso zu unserem Kulturkreis wie ein Garten mit hebräischen Elementen (sollte es diesen geben), als auch die wenigen Gärten mit einem Touch aus dem Orient. Wichtig erscheint mir nicht die Geschmacksfrage, sondern vor allem, wie der Besitzer zu seinem Garten steht. Es sollte also auch Herzblut drin stecken, nicht nur Rennomiergehabe. Und daher verurteile ich es auf das Tiefste, wenn beispielsweise asiatische Gärten, womöglich mit religiösen Elementen regelrecht vermarktet werden, nur weil's gerade modern ist. Ich möchte den Manager sehen, der jeden Morgen meditativ den Kies mit dem Rechen bearbeitet.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 20. Juli 2008, 11:09:18
Zitat
Erschrecken tut mich, dass diese bedeutsamen Dinge unachtsam verramscht werden.

Genauso erschüttert bin ich, wenn solche Maler wie Cesanne ihren Namen für total bekleckste Rosenzüchtungen hergeben müssen.

oder die ersten Takte von Mozarts g-Moll Sinfonie (KV550) als Klingelton vom Handy schrillen.

Verramschung von Kulturgütern - egal aus welchem Erdteil - liegt im Trend einer für Wertempfinden abgestumpften, nur noch marktwirtschaftlich orientierten Gesellschaft.

Der grauenhafteste Radiosender ist für mich in dieser Hinsicht Klassik-Radio. :o Aber wir sind ja hier im Gartenforum.OT Ende. :-X

Warum so streng?
Zu allen Zeiten ist Musik, wenn sie denn eingängig war und dem Volk gefiel, zu Schlagern "degradiert" worden. Wenn ich mich recht erinnere, sollen zu Mozarts Zeiten einige seiner Melodien zu allen passenden und unpassenden Gelegenheiten geträllert worden sein. Möglicherweise hat der Rattenfänger von Hameln eines seiner Flötenkonzerte auf seiner Blechflöte gepfiffen.

Mich stört zwar auch, wenn aus einem Telefonhöhrer "Für Elise" als Endlosband geklimpert wird, aber das tut Ludwig van keinen Abbruch. Und mir ist allemal lieber, wenn ein Banause über derartige Klingeltöne Zugang zu diesen Musikstücken erhält, vielleicht aus reiner Neugier, als wenn er sie überhaupt nicht Kennen lernt.

Und das, damit es nicht OT ist, gilt in meinen Augen auch für Sarastros Abneigung. Der Zugang zu schönen Dingen beginnt nicht unbedingt mit dem Schönen, sondern mit dem ganz Banalen.

Der Angeber mit seinem Designer-Garten hat möglicherweise eines Tages doch das Aha-Erlebnis und den Knotensprung, so dass er sich wirklich für das pflanzliche Detail interessiert.

Runter von den hohen Rossen!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Paulownia am 20. Juli 2008, 11:17:28
Mit dem Gartenstil verhält es sich vermutlich wie mit der Religion. Man sollte Toleranz den Andersgläubigen entgegenbringen.

Da schreibst Du das einzig Wahre zu diesem Thema.

Ich kann mich noch daran erinnern, wie in der Blumensteckkunst der Ikebanastil in Modes kam.
Damals arbeitete ich noch als Floristin und war jedesmal empört, wenn ein Kunde bei mir ein Ikebanagesteck bestellte. Jedesmal klärte ich ihn auf, daß meine Gestecke keine Ikebanagestecke sein können, da ich weder die Mentalität noch die Religion, noch Lebenseinstellung als Europäer habe.

Genau so verhält es sich für mich mit den Jap.Gärten. Von uns Europäern wird es immer ein Abklatsch sein, der den Sinn in keiner Weise wiederspiegelt. Da nützt auch die jap.Laterne nichts.
Allein die Schneidetechnik der Japaner von ganz normalen Bäumen ist eine ganz andere wie unsere. Da ist es wichtig, das an jedem Ast Licht und Luft kommt, sich keiner kreuzt und die Krone stets sonnendurchflutet ist.

Wenn ich die wolkengeschnittenen Bäume oder die Jap. Assesoirs leiden mag, kann ich sie auch in meinem Garten integrieren ohne das Jap.Garten Aushängeschild daran.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: callis am 20. Juli 2008, 11:18:51
Zitat
Runter von den hohen Rossen!

Nein.
Es gibt Bereiche, in denen das Ross nicht hoch genug sein kann. ;D
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 20. Juli 2008, 12:27:54
Genau! Dieses hohe Roß hat nämlich nichts mit Arroganz gegen "Andersgläubige" zu tun.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: kvafaen am 20. Juli 2008, 14:32:50
Ich kann mich noch daran erinnern, wie in der Blumensteckkunst der Ikebanastil in Modes kam.
Damals arbeitete ich noch als Floristin und war jedesmal empört, wenn ein Kunde bei mir ein Ikebanagesteck bestellte. Jedesmal klärte ich ihn auf, daß meine Gestecke keine Ikebanagestecke sein können, da ich weder die Mentalität noch die Religion, noch Lebenseinstellung als Europäer habe.


Ich wusste nicht was Ikebana ist und habe mal gegoogelt. Bei Wikipedia wurde ich fündig.
Gestutzt habe ich über diesen Satz:
"Im Gegensatz zur dekorativen Form des Blumensteckens in der westlichen Welt, schafft das Ikebana eine Harmonie von linearem Aufbau, Rhythmik und Farbe."
Also, ich kenne mich weder mit westlicher noch östlicher Floristik aus, aber ich als Laie kann schon Harmonie in Rythmik, Farbe und Aufbau auch in den Gestecken des Westens erkennen, nur eben auf andere Art und Weise.
Es ist mir klar, dass ich gerade Fingerklauberei und OT betreibe, jedoch stört mich die Einleitung dieses Satzes sehr: "Im Gegensatz zu (...)". Diese Einleitung lässt es erscheinen als ob die westliche Floristik keinerlei Harmonie in ihren Gestecken habe.

Ich habe sehr oft den Eindruck, dass wir aus dem westlichen Kulturkreis sehr oft alle anderen Kulturkreise in der Wertung über unseren stellen. Alles was anderwo her kommt ist doch so viel besser, so viel mehr "Kultur", so viel mehr feingefühlt.
Ist das Werten von Kulturen nicht eigentlich totaler Blödsinn?

Ikebanagestecke aus Händen einer deutschen Floristin sind sicherlich seltenst Hohe Ikebanaschule. Aber müssen sie es denn sein?
Ohne jetzt wirklich zu wissen wovon ich rede so vermute ich einfach mal, dass ein preislich vergleichbares Ikebana-Arrangement in Japan gekauft auch keine Hohe Ikebanaschule ist.

Übrigens, als ich in Südostasien war habe ich in manchen Guesthäusern morgens ein "european breakfast" angeboten bekommen, in manchen sogar ein "German Breakfast". Ein solches sehr teures Frühstück besteht dann aus labrigem Brot zweifelhafter Herkunft, einem Abklatsch von Marmelade und erstaunlicherweise sogar aus den eher englischen Baked Beans.
Ich glaube nicht, dass man sich dort Gedanken um die Authentizität des deutschen Frühstücks macht, oder sich fragt ob man die Kultur richtig wiedergibt. Es geht einfach nur darum, dass Touristen ein solches Frühstück bestellen und dass man es verkaufen kann. Absolut legitime Gedankengänge, obwohl sich ein deutscher Bäcker mit nur einem Hauch von Berufstolz sicherlich in Ekel von dem Brot abgewandt hätte.
Erstaunlicherweise hat sich niemand beklagt, dass das kein echtes Deutsches Frühstück war. Niemand hat erwartet, ein echtes solches vorgesetzt zu bekommen.

Wenn man hierzulande Sushi bestellt, dann kann man das mit dem German Breakfast in Asien vergleichen. Es ist ein Abklatsch, fast eine Karikatur des Originals.

So gesehen sind diese geächteten Trends ein sehr interessanter Beitrag zur Kultur. Als Karikatur werden gewisse Charakteristika übertrieben, zugespitzt und sind damit ein verlässlicher Spiegel für das, was bei OttoNormalVerbraucher als Eigenschaften eines Gedankengangs hängenbleibt.



Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 20. Juli 2008, 15:00:17

Ich kann mich noch daran erinnern, wie in der Blumensteckkunst der Ikebanastil in Modes kam.
Damals arbeitete ich noch als Floristin und war jedesmal empört, wenn ein Kunde bei mir ein Ikebanagesteck bestellte. Jedesmal klärte ich ihn auf, daß meine Gestecke keine Ikebanagestecke sein können, da ich weder die Mentalität noch die Religion, noch Lebenseinstellung als Europäer habe.

Genau so verhält es sich für mich mit den Jap.Gärten. Von uns Europäern wird es immer ein Abklatsch sein, der den Sinn in keiner Weise wiederspiegelt. Da nützt auch die jap.Laterne nichts.
Allein die Schneidetechnik der Japaner von ganz normalen Bäumen ist eine ganz andere wie unsere. Da ist es wichtig, das an jedem Ast Licht und Luft kommt, sich keiner kreuzt und die Krone stets sonnendurchflutet ist.

So gesehen dürften die Japaner unsere klassischen Musikwerke nicht spielen. Dabei sind die dortigen Orchester (auch die chinesischen) sehr gut. Die jap. Sopranistin Miyuki Shirakawa singt sogar Schubert-Lieder. Ungeheuerlich!

Woher kommt eigentlich die Ansicht, dass ein jap. Blumengesteck oder Garten religiösen Empfindungen entspringen muss oder einer besonderen Lebenseinstellung. Von Ausnahmen einmal abgesehen (Tempelgärten meinetwegen) sind diese Gärten nichts anderes als das Ergebnis eines überlieferten, eines tradierten Gartenstils, die von Fachfirmen in Form einer Handwerksleistung (meinetwegen als Handwerkskunst) angelegt werden. Und eine Ikebana-Floristin hat ihr spezielles Handwerk ebenso gelernt, wie der Sushi-Koch und der Lackdosenhersteller. Daran ist absolut nichts Geheimnisvolles. Ein meisterlich (wieder Handwerk) gestalteter Bonsai deutscher Provenienz ist nicht geringer zu schätzen als der des japanischen Könners. Oder glaubt wer, dass der Japaner zuvor einen Shinto-Schrein besucht, um höhere Weihen oder Inspirationen zu empfangen?

Das japanische Gartenhandwerk verfügt über mehr Stereotypen als das europäische. Die "dos and don'ts" dürften dort viel gravierender sein. Wir haben so gut wie keine. Die japanische Fachfirma kennt diese Regeln und somit ist das Wissen durchaus exportierbar und, da lehrbar, jedem Gartrenfreak überall in der Welt vermittelbar.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 20. Juli 2008, 16:20:03
Zitat
Klassik-Radio.

Heißt bei uns nur Plastik-Radio. Ich finde es einen dummen Sender, habe aber im Prinzip nix dagegen, dass Leute ihn hören. Das sind oft Menschen, die finden, dass "Der Da-Vinci-Code" ein tolles, tolles Buch ist.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 20. Juli 2008, 16:34:23
Habe ich da etwas nicht mitbekommen? Was spricht gegen Klassik-Sender? Ich habe es gerne, wenn ich im Auto statt Wildecker Herzbuben oder Tom Jones zu tausendsten Mal mit Verkehrsdurchsagen einen Sender habe, der klassische Musik sendet.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 20. Juli 2008, 17:41:01
Das geht mir auch so. Am schlimmsten sind fremde Sendegebiete, wenn man sich erst einmal durch 95 Dudelsender fitzen muss, bis man den einen Sender findet, der Klassik dudelt.


Mit Gartentrends ist es ebenso. ;D
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Manfred am 20. Juli 2008, 18:18:37
Irgendwie sind wir ziemlich abgetriftet. Ein Läster-Thread sollte es wohl auch nicht werden.
Ich bepudere mein Haupt mit Asche.

Zum Thema:
Kleintierhaltung und Gemüseanbau scheinen hier wieder in Fahrt zu kommen.
Sogar mein Vater hat sich letzte Woche wieder ein paar Hühner zugelegt. Jetzt haben 2 huhnige Gärten. Auch unter unseren nächsten Nachbarn gibt es zwei neue Hühnerhalter. Einer hat sich gar ein paar Schafe und ebenfalls 2 Hühnergruppen zugelegt.

Kies mit Wolkenschnitt fällt mir jetzt nur einer ein.

Werde bei Gelegenheit durch die Neubaugebiete tigern. Im Hinterkopf sehe ich dort aber nur jeweils ein Stück Rasen, umgeben von Rindenmulch-gemulchten Heckenstreifen. Die Hecken werden breiter, natürlicher im Wuchs und sind aus mehreren Arten zusammengesetzt.

Noch ein Trend, der aber schon länger anhält: Koi-Teiche
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 20. Juli 2008, 20:54:53
fars, ich meine ja nicht Klassiksender an sich (ich bin mit Bayern4 groß geworden), sondern den speziellen Sender KlassikRadio, der viermal am Tag den 2. Satz von Mozarts Klarinettenkonzert bringt. Ich weiß, ich weiß, viel klassische Musik ist auch als Gebrauchsmusik gedacht, aber als Geräuschkulisse? Nervt mich persönlich, finde ich auch ein wenig respektlos.


Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: zwerggarten am 20. Juli 2008, 21:11:03
klassikradio spielt auch immer so besonders grelle mega-hifi-sound-aufnahmen; das entspricht irgendwie den grässlichen wink-mit-dem-zaunpfahl-deko-elementen aus dem baumarkt... :P
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 20. Juli 2008, 21:14:52
Zurück zum Garten: Dann würdest du die Venus von Milo in einem Reihenhausgarten vermutlich auch ablehnen, Pimpi? Weniger aus moralischen als eher aus ästhetischen Gründen?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: zwerggarten am 20. Juli 2008, 21:19:18
die echte venus wäre wohl überall ein hingucker - aber so ein gusssteinding... :-X
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 20. Juli 2008, 21:36:11
Die würde es im Garten nicht lange aushalten. Frauen sind recht kälteempfindlich.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: zwerggarten am 20. Juli 2008, 21:43:36
manche damen sind aus kühlem marmor - hat eindeutig was.

handwerklich echte skulpturen können auch in kleinen gärten wirken, es sei denn, die architektur gibt es gar nicht her - eine antike statue im nullachtfuffzehn-70er-jahre-reihenhausgarten ist vielleicht trend, aber definitiv eher nicht erfreulich - eine zeitgenössisches werk passte da vielleicht schon besser...
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Pimpinella am 20. Juli 2008, 21:51:06
Ich fände eine nachgemachte Venus von Milo in einem Reihenhausgarten in der Tat lachhaft, und zwar ästhetisch. Moralisch ist das einwandfrei, wenn man ihr vielleicht ein bisschen Kleidung überwirft. Ich selbst hätte gerne die Nike von Samothrake auf meinem Garagendach. Gerne auch in Plastik mit Beleuchtung.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: zwerggarten am 20. Juli 2008, 21:54:36
blinkend? :o
 8)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: callis am 20. Juli 2008, 21:55:45
Wieso sollte man die Venus von Milo aus ästhetischen Gründen ablehnen?
Doch wohl eher den billigen Gipsabguss in Verbindung mit dem Garten drum herum. Wo es mich immer schüttelt: beim Anblick von Freilandverkaufsflächen mit all den Gipsfiguren menschlicher und tierischer Art sowie Brunnen, Säulen(stümpfen) etc. im Marmor imitierenden Antik-Look.
Da würde ich wie zwerggarten eine zeitgenössische Plastik bevorzugen, wobei natürlich auch da die Geschmäcker meilenweit auseinander gehen können. ;D
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: RosaRot am 20. Juli 2008, 21:56:34
In einem Garten in der Nähe steht eine Art Isis, die die Beleuchtung für das Gußeisenmobiliar hält...eindeutig ein Hingucker...
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 20. Juli 2008, 22:33:17
Wenn es dann noch aus verborgenen Lautsprechern tönt: "O Isis und Osiris..." kann man von einem gelungenen Gartendesign sprechen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 21. Juli 2008, 01:41:11
der Drang zum Höheren steckt eben in jedem, auch im Reihenhaus.

Nur die Symbole, mit denen das Höhere verknüpft wird sind mehr oder weniger fragwürdig. Ein Beispiel:

Zum Beispiel die Bierwerbung. Die Sache mit den Indern war klasse. Die mit den Japanern ist auch toll. Nur, warum wird Bier immer mit Gold, kolossalen Säulen, enormem Geschnörkel und Kronen assoziiert? 70 % der Bierwerbung ist im Moment so. Der Abgewrackte im schlotterigen Trench ist eindeutig norddeutsch.

Fürs Banale bin ich auch unbedingt. Das Banale steht mit dem Menschen in unmittelbarer Beziehung. "Die Mystik findet am Hauptbahnhof statt."

Das Höhere in banaler Form ist Kitsch. Lebensnotwendig. Für mich wär es auch eher die Nike. Was ich mache um meinen Drang zum Ausdruck des Stebens nach Bedeutung und dem Höheren im Garten nachzugeben ist, mir die Clematis Cassandra und die Eibe Apollon in ein Beet zu pflanzen, das Blumen enthält, die die schäumende Gischt verkörpern und die ruhige See. Außerdem enthält dieses Arrangement eine Lebenserfahrung und einen Lebensabschnitt.

Bloß, das sieht keiner!

Der Drang nach dem Höheren ist neuerdings leider mit einem gewissen weltanschaulichem Exhibismus verbunden. Keine Spur Gefühl für das Numinose.

Aber wenn man Gefühl, das Numinose, den Drang nach dem Höheren sowieso ablehnt? Wieso dann gärtnern? Wieso etwas anderes als Tomaten kultivieren?

Das oben erwähnte Arrangement funktionierte nicht gut und existiert so nicht mehr. Ein Vorteil davon war, dass jetzt kein Apollon bedeutungslos und gelangweilt für alle sichtbar in der Gegend rumsteht. Oder entsorgt werden muss. Die Eibe wächst weiter und kümmert sich nicht drum.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 21. Juli 2008, 07:32:24
Sehr schön fabuliert, kann ich ganz nachvollziehen.

Was ist aber, wenn man für diese Weise, einen Garten anzusehen, zwar die Muße aufbringt, aber keine Zeit hat, diese zu verwirklichen? Da frönt man lieber mit Bier in bayrisch-barocker Lebensweise auf der Terrasse sitzend und sieht zu, wie die Brennnesseln wachsen.
Eine Sichtweise, die seitens der Werbefachleute noch nicht entdeckt wurde.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: zwerggarten am 21. Juli 2008, 07:56:48
Der brennnesselgarten wäre immerhin auch ein sehr lobenswerter trend hinsichtlich künftiger schmetterlinge - insofern gibt es da ein innewohnendes buntes flattern, das schon im stumpfen nesselgrün enthalten und fast sichtbar ist... Ein schöner gedanke, ein schöner trend! :)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 21. Juli 2008, 08:13:04
Die Zurschaustellung von Gärten war zu allen Zeiten Thema. Im Verborgenen existierten Gärten nur beim Hortus conclusus. Dort findet man auch das "Göttliche" vor. Das "Unbegreifliche" hingegen offenbart sich durchaus in der grandiosen Gestaltung englischer Landschaftsgärten.

Sollte denn der Kehrschluss etwa heißen, dass der japanische Hausgarten generell "numinos" ist, die westliche Kopie es aber nicht sein kann? Der japanische Violinvirtuose des numinosen Funkens einer Beethovenschen Violinsonate nie teilhaftig werden wird?

Ein Garten, ob japanisch, persisch, maurisch oder englisch, ist ein Garten, ist ein Garten und sonst nichts. Alles andere interpretiert der Besucher in ihn hinein, insbesondere wenn bestimmte Symbole Verwendung finden. Und die sind bereits eine Inszenierung.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Paulownia am 21. Juli 2008, 08:21:24
Ein Garten, ob japanisch, persisch, maurisch oder englisch, ist ein Garten, ist ein Garten und sonst nichts. Alles andere interpretiert der Besucher in ihn hinein, insbesondere wenn bestimmte Symbole Verwendung finden. Und die sind bereits eine Inszenierung.

Ein typischer Ausspruch der westl. Welt, die sich einfach nicht vorstellen kann, daß es noch Völker gibt die eine nicht so nüchterne Gesinnung haben.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Staudo am 21. Juli 2008, 08:27:34
Ob wir da nicht irgendwelche Sehnsüchte in andere Völker hineininterpretieren?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 21. Juli 2008, 08:35:42
Das mag ein Grund sein. Ein anderer ist die Verallgemeinerung. Ein "Volk"? Ein Volk der Denker, ein Volk der Religiosität, ein Volk der buddhisten Garteninspiration?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 21. Juli 2008, 10:21:51
Das Volk der Iraner ist pragmatischer und nüchterner als viele allgemein annehmen, ebenfalls die Japaner. Sie pilgern nicht jeden Morgen in ihren heiligen Garten, auch beten Iraner längst nicht 5 x am Tag. Allerdings existieren auf dieser Welt Völker, welchen der Garten ideel gesehen durchschnittlich wesentlich mehr bedeutet wie uns. Und dies nicht nur den Engländern!
Fußball hat, wie wir wissen, bei den Deutschen einen enormen Stellenwert, der finanziell an allen Ecken und Enden gestützt wird. In Österreich ist es hingegen die Musik. Und trotzdem finden wir in unserem Land Japaner und Iraner, welche mit klassischer Musik wesentlich mehr anfangen können als der Durchschnittsösi. Und ich verdaue orientalische Musik leichter als mancher meiner Mitbürger. Und so verhält es sich auch bei Gartenthemen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: persephone am 21. Juli 2008, 12:59:47
Mmh,

hier um´s Eck gibt´s eine Straße mit relativ großen Vorgärten. Wenn man die entlangläuft erlebt man optisch alles von Kiesgrube mit Bambüsschen über "vorbildlich" angelegte, höhenmäßig korrekt abgestufte Beete, Dreirad-und-Sandkasten-Idylle bis zum vollkommen vernachlässigten Dickicht aus zwei 20-m-Tannen plus Fliederfilz und Seggenteppich. Darunter gibt´s auch einen Vorgarten, der besteht aus gestutzem Rasen (laaangweilig) und einem kleinen fein säuberlich frei gehaltenem Beet, in dem außer einer traurigen Parade von 7 quietschfarbenen 70er-Jahre-Rosenhochstämmen garantiert nichts wächst. Dazu sind die Teile noch fast nackig und bringen zusammen pro Sommer vielleicht noch 20 Blüten hervor.

Den fand ich immer sagenhaft hässlich, eine Beleidigung für den Betrachter. Einmal kam ich aber vorbei, als der Besitzer zugange war. Ein uraltes Hutzelmännchen, das sich kaum gerade aufrichten konnte und liebevoll an den Teilen schnippelte. Das war *sein* Garten, vor Jahrzehnten angelegt nach allen Regeln der damaligen Kunst und seitdem mit aller Kraft und Hingabe von ihm "erhalten".

Ich kann seitdem nicht mehr an dem Garten vorbeigehen, ohne an den alten Mann zu denken, zu schmunzeln, und ihm zu wünschen, dass er noch möglichst lange an seinen Stämmchen zuppeln kann, die ich mit aller Gewalt nicht mehr abscheulich finden kann. Herzblut zählt für mich mehr als Oberfläche. Schönheit liegt im Auge des Betrachters und in seinen Augen ist der Garten einfach genau so, wie er sein sollte.

Die Straße wäre ziemlich öde, wenn alle Gärten demselben Geschmack entsprächen, finde ich. Dann müssten die Bewohner sich wohl auch alle gleich einrichten und gleich anziehen. Totale Harmonie.....?!

p.

Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Manfred am 21. Juli 2008, 14:01:32
Ein sehr schönes Plädoyer! Dem kann ich mich nur anschließen.
Evtl. ist der gegensätzliche Trend der zwar "perfektere", weil von Fachmann angelegte, aber dafür lieblosere Garten?
Ich kenne nur einen Garten, der mir so richtig gegen den Strich geht. Da könnte es aber auch am zugehörigen Personal liegen, wenn ich genau darüber nachdenke. :-[
Wo Oma oder Opa mit viel liebe gartelt, fallen mir schafe Rasenkanten und nackte Rosenbeete gar nicht so auf. Anscheinend kann man (ich) Garten und Gärtner(in) nicht mehr trennen, sobalb man beide kennt.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: freitagsfish am 21. Juli 2008, 15:54:46
das geht mir auch so mit meinen nachbarn zur rechten: rasen, koniferen, nackte rosen (quietschbunt) auf nackten beeten, ein paar stauden hier und da. je besser ich meine liebenswürdigen und hilfsbereiten nachbarn kenne, umso weniger finde ich ihren garten abscheulich! das ist wohl eine art gehirnwäsche im positiven sinne. ::) ;)

das sich mein garten allerdings optisch dem ihren angleicht, kann ich - jedenfalls bis heute - noch ausschließen...
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Zazoo am 21. Juli 2008, 20:34:20
Ich bin auch für mehr Menschlichkeit! Zumal wir uns doch (zumindest beruflich) mehr als uns gut tut mit halb vor der Individualität des Anderen geschlossenen Augen durch den Alltag bewegen.

Schön geschrieben, Persephone!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: freitagsfish am 21. Juli 2008, 21:52:10
Zumal wir uns doch (zumindest beruflich) mehr als uns gut tut mit halb vor der Individualität des Anderen geschlossenen Augen durch den Alltag bewegen.

nein, ich tue das nicht. das gegenteil ist der fall!
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: bristlecone am 21. Juli 2008, 22:07:22
Einem mit Herzblut bearbeitetem Garten, der absolut nicht mein Stil ist, in dem man aber die persönliche Note des Gartenliebhabers spürt, ist mir in den meisten Fällen auch lieber als ein Designergarten von der Stange.
Das sind allerdings zwei Fälle am jeweiligen extremen Ende der Skala. Die meisten Gärten, die ich mir anschaue, liegen irgendwo dazwischen.
Was mich nervt, sind Pauschalvorschriften von Nachbarn, wie Gärten anderer Leute in ihren Augen zu sein haben. Hier in der Kleinstadt heißt das vor allem: kein Unkraut in den Fugen, kein Bewuchs zwischen den Rosen, kein Moos und keine Gänseblümchen im Rasen, kein Laub auf den Beeten, keine abgeblühten Zweige oder Staudenreste.
Mir fällt immer auf, dass in erster Linie alles Mögliche nicht sein darf - da es unordentlich wirkt.

Erlaubt sind hingegen Farbkombinationen von Rosenblüten, bei denen einem die Augen tränen. Macht aber nichts, die Büsche sind ordentlich geschnitten und stehen in nackter Erde.
Wenn das wirklich überlegt gewollt wäre: schön. Ich befürchte aber, in den meisten Fällen ist es schlichtweg Gedankenlosigkeit.
 
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: freitagsfish am 21. Juli 2008, 22:11:21
es ist vielleicht mehr zwanghaftigkeit als gedankenlosigkeit. und extreme unterordnung unter gedachte vorschriften...
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Raphaela am 21. Juli 2008, 22:13:54
...vielleicht ist aber auch Farbenblindheit verbreiteter als man denkt?
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: pearl am 21. Juli 2008, 23:44:55
nun, im Garten drückt sich aus, wie der Gärtner ist. Leider sind in vielen Gärten die Sichtweisen für Ordnung ausgeprägter, als die für Schönheit und Farbempfinden oder Formen und Texturen oder Kontraste und Harmonien. Das zeigt den Entwicklungsstand und den Grad der Zivilisiertheit einer Gesellschaft.

Bei der Sprache kennen wir elaborierten und restringierten Code. Im Garten und beim Gärtner finden wir etwas in der Art wieder.

Nun ist es völlig egal wie ausgefeilt ein Garten angelegt ist. Aus welcher Kultur er stammt. Die Haltung, in der ein Garten angelegt ist, die ist es auf die es ankommt. Nun gut, mir ankommt. Ein Tuff Zwergiris in einem Bauerngarten umgeben von alten Mauern in der Pfalz oder ein Moosteppich in einem japanischen Wald können beide die gleiche Wirkung haben.

Solche Gartenbilder unterscheiden sich deutlich sichtbar für den, der sehen kann von vielen gestylten Gartenarrangements. Besonders, wenn es Innerlichkeit oder Poesie oder noch schlimmer Nostalgie künstlich herstellen will. Das letztere ist Trend. Das erstere ist Kultur.

Zur Kultur gehören unbedingt größere Bestände Brennesseln!

Oder braune Samenstände von Ampfer im Juli auf dem Seitenstreifen der Autobahn. In gewissen Augenblicken gewinnen solche Dinge eine ungeheuere Bedeutung.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 22. Juli 2008, 06:20:18
Demnach müssen Bauerngärten seit ewigen Zeiten "Unkultur" gewesen sein. Brennnesseln in einem Bauerngarten? Undenkbar. Es sei denn, die Bäurin liegt seit Monaten im Wochenbett oder ist des Laufens nicht mehr mächtig.

Dass Gärten gewisse Charaktereigenschaften des Gärtners widerspiegeln ist banal oder eine Binsenwahrheit. Aber eben nur eine.

Die Bäurin von gegenüber ist eine mildherzige, hilfsbereite und jederzeit zu Tränen rührende Witwe, deren Gartenpflanzen auch auf dem Friedhof das Attribut "Zinnsoldaten" verdienen. Abgeblühtes bezeichnte sie als "Dreck!!!", mit drei Ausrufezeichen, der mit einer solchen Rigorosität bekämpft wird, dass einem Angst und Bange wird.

Die ältere Dame, die in der Nähe zwischen alten Klosterruinen einen recht hübschen Kräutergarten angelegt hat, ist mitnichten religiös, sondern steht dem Klerus sehr kritisch gegenüber. Auch mit Erdgeistern hat sie nichts am Hut. Sie ist einfach nur sehr pragmatisch und beliefert ein unmittelbar angrenzendes Restaurant und den Wochenmarkt.

Late Col. Collingwood Ingram, aus Benenden/Kent/GB, hingegen, ein hochdekorierter Militär, liebte es, Bienchen bei Jap. Kirschen zu spielen, deshalb sein dörflicher Spitzname "Cherry-Ingram", und hatte einen verwunschenen Garten.

Schlussfolgerung: Nur Goethe hatte lediglich zwei Seelen in seiner Brust und nahm den Ginkgo biloba als ausreichend erklärendes Symbol für sein Inneres. Der Hortulanus communis ist facettenreicher. Der Garten kann allenfalls als Indiz für einige Facetten herhalten.

Was Geschmäcker und Trends betrifft, so können Kinder trotz Gartenzwergen, Windmühlen, Kugelbäumen, Thujen, Rosenmonotonie unbeschadet aufwachsen und eines Tages doch des Schönen, Guten, Wahren teilhaftig werden.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 22. Juli 2008, 07:50:14
Aber....: Kindheit prägt. Meine Eltern liebten Dahlien, wir mussten jedes Jahr auf die Mainau mitfahren und uns den Dahlienwettbewerb samt seinem zinnsoldatigen Metapher ansehen, zum Kot...n! Bis zum heutigen Tag ist es dabei geblieben, mit wenigen Ausnahmen.

Und es gibt auch wenige Ausnahmen, wo zumindest Staudengärtner das ganze Jahr über einen gepflegten Garten besitzen. Aber ich stehe dazu, wenn bei mir zu gewissen Zeiten das Unkraut überhand nimmt. Der Grundcharakter meines Gartens ist ersichtlich und widerspiegelt meine Einstellung dazu, ob in gutem oder schlechten Pflegezustand.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: fars am 22. Juli 2008, 08:28:03
Aber....: Kindheit prägt.

Zweifellos. Dennoch kann sich der Geschmack ändern.
Ich liebe inzwischen Dahlien, obwohl ich sie als Kind wegen ihres herben Geruchs nicht mochte.

Für mich ist ein kunterbunt blühende Dahlienansammlung der Inbegriff des Sommers. Und wenn deren Stängel dann noch durch krumme Stöcke, alte Zaunlatten oder abgebrochene Besenstiele gestützt werden, dann drängt sich mir die kindliche Barfußzeit überstark auf.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Mari1234 am 22. Juli 2008, 08:43:21
Aber....: Kindheit prägt. Meine Eltern liebten Dahlien, wir mussten jedes Jahr auf die Mainau mitfahren und uns den Dahlienwettbewerb samt seinem zinnsoldatigen Metapher ansehen, zum Kot...n! Bis zum heutigen Tag ist es dabei geblieben, mit wenigen Ausnahmen.

:)
Ach das geht anderen auch so?
Mir gehts so mit Gladiolen. Meine Eltern haben die geliebt. Ich fand/finde sie gräßlich! :)

Und Dahlien hatten wir auch massenhaft im elterlichen Garten. Bunte, "stachelige", aufgeplusterte Bälle.
Erst heuer habe ich selbst zum ersten Mal ein Dahlienrhizom eingegraben. Es ist aber immer noch nicht so, dass ich für Dahlien in Liebe dahinschmelzen würde.

Mari

Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Irisfool am 22. Juli 2008, 08:48:14
Das geht mir immer noch so. Aber ich habe einen Horst abessinische Gladiolen stehen, der kurz vor dem aufblühen ist, bei denen mach ich eine Ausnahme, die sind ja auch nicht mit den statischen Blüten zu vergleichen.... ;)
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Raphaela am 22. Juli 2008, 09:20:53
Der Duft der nordafrikanischen Gladiolen gehört auch unbedingt zum späteren Sommer! Und auch sonst gibt es sehr schöne: Im Rosenpark blühen grade gaaaaanz Dunkelviolette die ich irgendwo ganz günstig ergattert hatte. Sie stehen zwischen und hinter violetten, zart bläulich-rosafarbenen und silbrigen Stauden und sehen einfach nur gut aus.
Es gibt auch sehr schöne hellblaue und weiße Farbtöne bei den Gladiolen die im Spätsommer das vertikale Element fortsetzen das Iris barbata und Iris sibirica im Frühsommer bilden.

Dahlien gewinnen bei mir auch zunehmend an Bedeutung. Eine violette Sorte z.B. die aus einem Bauerngarten stammt bereichert seit Jahren den spätsommerlichen Garten und zwei ihrer Kinder blühen schon im Park.
Ganz besonders glücklich bin ich aber über einen Neuzugang: Auf dem Weg nach Lübeck kam ich immer an einem Gartenstück vorbei in dem große Büsche einer Dahliensorte in einem traumhaften Dunkelpurpur blühten und fuhr vor lauter Bewunderung immer fast in den Graben.
In diesem Frühjahr war da plötzlich Wiese eingesät. Meine Befürchtung war daß vielleicht eine alte Bäuerin den Garten nicht mehr bearbeiten konnte und die schönen Dahlien auf einem Dachboden vertrocknen könnten.
Also nahm ich eines Tages meinen Mut zusammen und suchte den Zugang u diesem Haus. Als ich über einen anderen Hof durch ein rückwärtiges Gartentor den Garten betrat saßen die Besitzer grade beim Frühstück. Zum Glück sind Gärtner ja verständnisvolle Menschen ;) Ich wurde also nicht wegen Hausfriedensbruch angezeigt sondern bekam den riesigen Bauerngarten gezeigt und ein Stück der begehrten Dahlie geschenkt! :D
Der Garten war nur von ca. 4000 auf 3000 m2 verkleinert worden und daß die Dahlien jetzt hinter dem Haus wachsen ist wahrscheinlich besser für die Verkehrssicherheit ;)
Jetzt warte ich sehnsüchtig auf die ersten Blüten des auf zwei Töpfe verteilten Knollenstücks.
"Spießige" Stiefmütterchen liebe ich auch und der eine oder andere der sie hier schon gesehen hat ist ihnen nun auch nicht mehr abgeneigt: Es kommt eben immer auf die Kombintion an!
Der "Eklektizismus-Trend", Pflanzen aus ihren traditionellen Verwendungen herauszulösen und ganz anders einzusetzen wird m.E. durch die erzielte Wirkung gerechtfertigt.
Darum hab ich auch gar kein schlechtes Gewissen wegen der nicht zum Verzehr gepflanzten Rotkohlpflanzen im Park: Aus fast vertrockneten Jungpflanzen sind inzwischen fast schon barocke Gebilde geworden die mit ihrem Graupurpurton und iher Struktur einen weiß-rosa-blauen Pflanzstreifen optisch zusammenhalten und für die Augen ein länger anhaltender Lustgewinn sind als sie es für den Gaumen je sein könnten. - Kultur hin oder her ;)


Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: riesenweib am 22. Juli 2008, 12:24:11
...Zur Kultur gehören unbedingt größere Bestände Brennesseln!

Oder braune Samenstände von Ampfer im Juli auf dem Seitenstreifen der Autobahn. In gewissen Augenblicken gewinnen solche Dinge eine ungeheuere Bedeutung.

 :) danke
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: sarastro am 22. Juli 2008, 20:15:35
Die Kindheit prägt tatsächlich! So assoziiere ich den unbeschreiblichen Pfefferduft mancher Phloxsorten stets mit dem Garten meiner Oma, ebenfalls die sich überall aussamenden indischen Springkrautes, welche sie nach Farben selektierte. Nicht dass ich dieses Springkraut sehr schätze, aber als unschön kann man es auch nicht bezeichnen.
Titel: Re:Gibt es "Trends" in der Gartengestaltung
Beitrag von: Habakuk am 15. September 2008, 21:50:25
Nicht dass ich dieses Springkraut sehr schätze, aber als unschön kann man es auch nicht bezeichnen.
Es macht manche Bäche echt schöner !