Das Gartenportrait "Garten Moorriem" ist beeindruckend!
Ich frage mich jedoch, ob GP auch einmal ein Gartenportrait bringt, in dem die Leute nicht von ihrem Garten leben, der nicht perfekt ist ...
ja, das wäre sehr schön! Dann würde ich vermutlich vor dem Zeitschriftenstand im Hauptbahnhof schluchzend zusammenbrechen.
Oh nein...
Aber einen Artikel über einen nicht perfekten (sozusagen "selbstgemachten") Garten fände ich auch sehr spannend und aufbauend. So frage ich mich immer: wie machen die das einen Garten so schick zu halten? Mit Massen von Gärtnern (die das Vorhandensein von viel Geld voraussetzen) oder sind es Pensionäre die unentwegt nur im Garten tätig sind? Mir fehlt da ein bißchen das "Making off" - dies als Hinweis an die Redaktion.
Es ist nicht nur interessant wie ein Garten im Endergebnis aussieht, sondern, wie und mit welchem Einsatz (auch dem finanziellen) er zu dem geworden ist. Beth Chatto beschreibt das in ihren Büchern immer sehr anschaulich.
Interessant wäre auch zu wissen: was war da vorher?
Hallo Rosarot et al.
also...
Die Gärten, die ich für das Porträt auswähle, werden sicherlich nicht nach dem Kriterium "perfekt gestylt und gepflegt" ausgewählt. Auch Unkraut habe ich gelegentlich vor Ort gesehen. Allerdings sind es schon "außergewöhnliche" Gärten, die in ihrer gestalterischen und auch pflegerischen Qualität ein Leuchturm darstellen. Beim Porträt nutzen wir ja immer professionelle Fotografen, die auch Ihre Tricks haben alles noch einen Tick besser aussehen zu lassen als es vielleicht ist. Ich finde das aber immer noch "legal". Ein bisschen schwelgen in schönen Bilder ist erlaubt. In den anderen Beiträgen geht dann meist "Abbildungsqualität und -authenzität" vor "Stimmung".
Den nächsten Garten empfinde ich auch schon etwas weniger "gestylt", wobei mir erst vor kurzem jemand sagte, er habe sich dort nicht getraut den Rasen zu betreten. Na ja...
Ich komme gerade aus England wieder (@Sarastro: Nein, kein Urlaub, Dienstreise. Wobei die in meinem Job sicherlich immer sehr angenehm sind. Dafür bin ich in meinem Urlaub auch immer irgendwie dienstlich) und habe dort einen Garten besichtigt, der nächstes Jahr im Porträt erscheint. Er ist unter anderem wegen seiner "Unkrautbeete" bekannt. Soviel dazu...
Und zum Making of: Das war usprünglich genau so geplant: Allerdings wird das von vielen wie eine Art Betriebsgeheimnis gehütet oder man möchte sich lieber nicht noch mal vor Augen führen, wieviel man da reingesteckt hat. Bei den Arbeitsstunden und -kräften ist das sicher so eine Sache... ich glaube das schwankt von Jahr zu Jahr bei manchen ganz schön... Ich versuche mal aus meiner Erinnerung (alle Angaben ohne Gewähr und teilweise nur geschätzt) das mal zu rekapitulieren:
Jardin Plum: Frau Quibel Vollzeit, Herr Quibel (wobei Gärtnerei und Garten als Einheit zu sehen sind) + 1 Hilfskraft stundenweise
Hortvs (Peter Jahnke): Peter Jahnke (Teilzeit), 1-2 Hilfskräfte stundenweise (wobei auch hier die Gärtnerei mit dabei ist)
Bois du Moutiers: 1 Gärtner + x Hilfskräfte + externe Firmen
Moorriem: Frau (Vollzeit) und Herr Ziburski (stundenweise), von Hilfskräften ist mir nichts bekannt
Man kann mich gerne korrigieren...
Gruß Jonas
Hallo Herr Reif und alle die Anderen, die an der Gartenpraxis interessiert sind,
gute Gartenfotos haben nichts mit den kleinen Tricks professioneller Fotografen zu tun. Sie entstehen nicht einfach durch einen Mausklick oder einen Schieberegler in Photoshop. Die Tricks professioneller Fotografen bestehen oft darin, die Gärten für den Fototermin mit mitgebrachten Blumen, Sitzkissen, Tischdecken und allerlei anderem nach ihren Vorstellungen und denen der Redaktionen zu dekorieren. Gut, dass es bisher in der Gartenpraxis dafür keinen Platz gibt und ich bin mir sicher, dass dieser Unterschied zu den glänzenden Gartenzeitschriften gewahrt bleibt. Gute Gartenfotos entstehen aber auch nicht zufällig bei irgendeinem Gartenbesuch. Für gute Gartenfotos braucht man besondere Lichtstimmung. Der "Trick" der guten Gartenfotografen ist es also, genau am richtigen Ort, zur richtigen Zeit und dann noch mit sehr viel Glück das Bild zu machen. Das sind dann die Bilder, die Gartenstimmungen verdichten, ohne sie zu manipulieren. Wenn für solche Bilder in den beispiellos ausführlichen Gartenporträts Doppelseiten zur Verfügung stehen, ist das etwas, was die Gartenpraxis von anderen Gartenmagazinen sehr positiv unterscheidet und nichts, was sie dem Standard anderer Hefte annähert.
Ich habe auch die Hoffnung, dass sich die Gartenpraxis, wie schon im ganzen Jahr, von Heft zu Heft weiterentwickelt. Das Gartenporträt ist ein wichtiger Baustein dazu. Von der Pflichtlektüre der Professionellen zu dem anspruchsvollen und hochwertigen Gartenmagazin, das ein größeres Publikum unter den vielen kenntnisreichen Amateuren findet und das für den deutschsprachigen Raum seit langer Zeit sehr fehlt.
Zu den offen gebliebenen Frage beim Gartenporträt im letzten Heft: Es kam mir mehr darauf an, den Platz zu nutzen, um die Ideen zur Gartengestaltung und Staudenauswahl darzustellen, als unsere praktische Arbeit bei der Anlage und Pflege des Gartens zu beschreiben. Letzteres ist kein Betriebsgeheimnis. Meine Frau und ich haben den Garten in den letzten 6 Jahren selbst geplant und ohne große Hilfe von anderen oder große finanzielle Mittel angelegt. Wir haben den Garten ein knappes Jahr lang geplant und im zweiten Jahr angelegt. Und um der ewigen Frage zuvorzukommen "Wieviele arbeiten für Sie im Garten?": Nur wir beide. Ein Junge aus der Nachbarschaft kommt zum Rasenmähen. Das war´s und das ist, wenn man nicht das Ziel hat, einen zu jeder Zeit in allen Ecken perfekten Garten zu präsentieren, auch zu schaffen. Und da täuschen die Bilder einer jeden Gartenreportage tatsächlich etwas vor, was es so niemals gleichzeitig gibt, wenn man die schönsten Stimmung in den verschiedenen Gartenteilen zu einer Reportage zusammenfügt.
Albrecht Ziburski, Garten Moorriem